Die Kreuzzugsbewegung am Niederrhein 1096 - um 1230

Alexander Berner (Münster)

Abbildung des Volkskreuzzugs Peter des Einsiedlers aus einer mittelalterlichen Liederhandschrift, ca. 1474. (gallica.bnf.fr / Bibliothèque nationale de France)

1. Einleitung

Die Ver­bin­dun­gen zwi­schen der his­to­ri­schen Land­schaft des Nie­der­rheins und dem Hei­li­gen Land wer­den in ih­rer heu­ti­gen Wahr­neh­mung vor­nehm­lich durch Ge­stal­ten des Spät­mit­tel­al­ters ge­prägt. So war Jo­hann I., Her­zog von Kle­ve und Graf von der Mark, zur Mit­te des 15. Jahr­hun­derts öf­fent­lich­keits­wirk­sam nach dem Hei­li­gen Land ge­pil­gert. Er tat dies für sein See­len­heil, aber auch, um sich dort pres­ti­ge­träch­tig zum Rit­ter des Hei­li­gen Gra­bes schla­gen zu las­sen.[1] Ein hal­bes Jahr­hun­dert spä­ter tat es ihm der Rit­ter Ar­nold von Harff gleich und ver­fass­te dar­über ei­nen aus­führ­li­chen Rei­se­be­richt, der we­gen sei­ner Kom­po­si­ti­on aus tat­säch­lich Er­leb­tem und fik­ti­ven Er­fah­run­gen auch heu­te noch äu­ßerst le­sens­wert ist.[2] Wäh­rend die­se spät­mit­tel­al­ter­li­chen zi­vi­len Pil­ger­rei­sen nach dem Hei­li­gen Land im kul­tu­rel­len Ge­dächt­nis der Nie­der­rhein­re­gi­on recht prä­sent sind[3], ver­hält es sich mit dem Be­wusst­sein der Kreuz­zugs­ge­schich­te je­nes Rau­mes an­ders.

Die Kreuz­zugs­be­we­gung des ho­hen Mit­tel­al­ters ist kein his­to­ri­sches Phä­no­men, das man ad hoc mit der Ge­schich­te der Nie­der­rhein­re­gi­on ver­bin­den wür­de. Dies hat sei­ne Grün­de in der dis­pa­ra­ten Quel­len­la­ge, aber auch im sym­bo­li­schen Ge­halt des Zie­les vie­ler Kreuz­zü­ge und dem er­zäh­le­ri­schen Schwer­punkt der we­ni­gen his­to­rio­gra­phi­schen Quel­len: zu be­deu­tungs­schwan­ger und pro­mi­nent wa­ren die Zie­le der Kreuz­fah­rer, näm­lich die hei­li­gen Stät­ten der Chris­ten­heit in Pa­läs­ti­na, zu er­eig­nis­reich und Auf­se­hen er­re­gend die Rei­sen dort­hin, die von Schlach­ten, Greu­el­ta­ten und Wun­dern ge­prägt wa­ren. So ge­rät der Blick für die Hei­mat der Kreuz­fah­rer leicht aus dem Blick. Ver­schie­de­ne Sach­ver­hal­te bin­den die Kreuz­zü­ge al­ler­dings an die Re­gio­nen des la­tei­ni­schen Mit­tel­al­ters zu­rück: Sie wa­ren Pro­duk­te west­lich-la­tei­ni­scher Ent­wick­lun­gen in Ge­sell­schaft und Re­li­gi­on (bei­spiel­haft hier die Ver­christ­li­chung des Rit­ter­tums und die Kir­chen­re­form). An de­ren En­de stand ein re­li­gi­ös mo­ti­vier­ter Feld­zug, zu dem sich die Teil­neh­mer auf päpst­li­chen Auf­ruf hin eid­lich ver­pflich­te­ten und da­für be­stimm­te Vor­rech­te ge­nos­sen, die sich zum Teil auf Per­son und Ei­gen­tum (Schutz­pri­vi­le­gi­en), zum Teil auf das Heil der See­le be­zo­gen (Ab­lass).[4] Zu­dem ent­stamm­ten die Kreuz­fah­rer den Re­gio­nen der la­tei­ni­schen Chris­ten­heit, und der über­wie­gen­de Teil der­je­ni­gen, die die ge­fahr­vol­le Rei­se über­lebt hat­ten, kehr­te schlie­ß­lich auch dort­hin zu­rück. Dies al­les gilt auch für die his­to­ri­sche Land­schaft Nie­der­rhein be­zie­hungs­wei­se de­ren Be­woh­ner.

 

2. Der erste Kreuzzug 1096-1101

(Zu Hin­ter­grün­den und Ver­lauf May­er, Kreuz­zü­ge, S. 53-80.)

Am 27.11.1095 rief Papst Ur­ban II. (Pon­ti­fi­kat 1088-1099) auf der Syn­ode von Cler­mont zur Be­frei­ung der hei­li­gen Stät­ten der Chris­ten­heit auf.[5] Die mehr­fach über­lie­fer­te, im Wort­laut al­ler­dings nicht er­hal­te­ne Pre­digt be­schwor ein­dring­li­che Bil­der christ­li­chen Leids im öst­li­chen Mit­tel­meer­raum her­auf. Ro­bert der Mönch (um 1055-1122) laut Selbst­aus­kunft Au­gen­zeu­ge des Ser­mons, zi­tiert den Pon­ti­fex fol­gen­der­ma­ßen: „Das Volk der Per­ser, ein frem­des Volk, ein von Gott ab­ge­lehn­tes Volk, ei­ne Brut von ziel­lo­sem Ge­müt und oh­ne Ver­trau­en auf Gott [Psalm 77, 8], ist in die Län­der der dor­ti­gen Chris­ten ein­ge­drun­gen, hat sie durch Mord, Raub und Brand ent­völ­kert und die Ge­fan­ge­nen teils in sein Land ge­führt, teils elend ge­tö­tet; es hat die Kir­chen Got­tes völ­lig zer­stört oder für sei­nen ei­ge­nen Kult be­schlag­nahmt. Sie be­su­deln die Al­tä­re mit ih­rem Un­rat und stür­zen sie um; sie be­schnei­den die Chris­ten und gie­ßen das Blut auf die Al­tä­re oder in die Tauf­be­cken.“[6] Schlie­ß­lich ge­lang­te Ur­ban zum Kern sei­nes An­lie­gens. Ro­bert be­rich­tet: „Wem an­ders fällt nun die Auf­ga­be zu, die­se Schmach zu rä­chen, die­ses Land zu be­frei­en, als euch?“.[7] Als Lohn für die Be­frei­ung der hei­li­gen Stät­ten bot der Papst nichts we­ni­ger als die re­mis­sio pec­ca­to­rum, die Be­frei­ung von den bis­her be­gan­ge­nen Sün­den.[8] Da­mit be­dien­te er das in die­ser Zeit star­ke Be­dürf­nis nach dem Heil der See­le, das durch per­sön­li­ches sünd­haf­tes Ver­hal­ten stets ge­fähr­det war und via Beich­te, Bu­ße und pries­ter­li­che Ab­so­lu­ti­on wie­der­her­ge­stellt wer­den konn­te. Die von Ro­bert dem Mönch über­lie­fer­ten mas­sen­haf­ten Ru­fe „Gott will es, Gott will es!“[9] ver­deut­li­chen die po­si­ti­ve Re­so­nanz der päpst­li­chen Re­de, und in der Fol­ge be­zeich­ne­ten sich vie­le der An­we­sen­den mit dem Kreuz als Zei­chen der Teil­nah­me an die­ser Un­ter­neh­mung. Rasch ver­brei­te­te sich der Auf­ruf Ur­bans über Frank­reich, in die Nor­man­die, nach Flan­dern und in an­de­re Ge­gen­den Eu­ro­pas, und die Re­so­nanz war ge­wal­tig. Nach mo­der­nen Schät­zun­gen bra­chen et­wa 60.000 Men­schen nach Pa­läs­ti­na auf.

Wie ver­hielt es sich nun in der hier un­ter­such­ten Re­gi­on, der his­to­ri­schen Land­schaft Nie­der­rhein? Zu­nächst sei die Vor­be­mer­kung ge­stat­tet, dass ei­ne mög­li­che Be­tei­li­gung der Gro­ßen des Nie­der­rheins am ers­ten Kreuz­zug auf ei­ne ge­wis­se Tra­di­ti­on zu­rück­ge­führt wer­den könn­te, näm­lich im Be­reich des Pil­ger­we­sens. Be­reits in der ers­ten Hälf­te des 11. Jahr­hun­derts fin­den wir ei­nen Bi­schof und ei­nen Gra­fen in den Quel­len, die an Pil­ger­rei­sen nach Pa­läs­ti­na teil­ge­nom­men ha­ben: Zu ei­nem un­be­stimm­ten Zeit­punkt vor 1039 war Graf Diet­rich III. von Hol­land (Re­gie­rungs­zeit 993-1039) nach Je­ru­sa­lem ge­pil­gert.[10] Die Durch­füh­rung ei­ner solch lang­wie­ri­gen und ge­fähr­li­chen Rei­se war ab­so­lut aus­rei­chend da­für, dass der Graf post­hum den eh­ren­haf­ten Bei­na­men „Hie­ros­oly­mita“, Je­ru­sa­lem­fah­rer, er­hielt. Auch an der so­ge­nann­ten Gro­ßen Pil­ger­fahrt von 1064, als sich Tau­sen­de von Pil­gern aus dem Reich zu ei­nem gro­ßen Zug nach Pa­läs­ti­na zu­sam­men­ge­schlos­sen hat­ten[11], be­tei­lig­te sich ein Bi­schof aus der hier un­ter­such­ten Re­gi­on, näm­lich Wil­helm I. von Ut­recht (Epis­ko­pat 1056-1076), der mög­li­cher­wei­se eng mit dem gel­dri­schen Gra­fen­haus ver­wandt war.[12] 

Wür­de man aus­ge­hend von die­sen be­reits recht „dün­nen“ Be­fun­den Kon­ti­nui­tä­ten er­war­ten, al­so ade­li­ge Teil­neh­mer des ers­ten Kreuz­zugs aus der Nie­der­rhein­re­gi­on, so wür­de man ent­täuscht wer­den. Kreuz­fah­rer aus der ge­sell­schaft­li­chen Eli­te die­ses Rau­mes sucht man in den Quel­len ver­geb­lich. Den­noch soll­te man nicht vor­schnell ur­tei­len, dass tat­säch­lich kein Rit­ter oder Graf die­ser Re­gi­on nach Je­ru­sa­lem auf­ge­bro­chen sei – die Quel­len­ar­mut je­ner Zeit er­laubt hier nur kei­ne kla­ren Schlüs­se.

Abbildung Papst Urban II. auf der Synode von Clermont in "Les passages d'outremer" von Sebastién Mamerot. (gallica.bnf.fr / Bibliothèque nationale de France)

 

Nun war der ers­te Kreuz­zug bei­lei­be kei­ne ex­klu­si­ve An­ge­le­gen­heit der Gro­ßen dies­seits oder jen­seits der Reichs­gren­ze. Papst Ur­ban II. hat­te in sei­nem be­rühm­ten Auf­ruf zur Be­frei­ung der Hei­li­gen Stät­ten zwar eher auf die In­itia­ti­ve der Rit­ter­schaft ge­hofft, doch ver­brei­te­te sich sein Ap­pell zü­gig in al­len Be­völ­ke­rungs­schich­ten. Auch und ge­ra­de die mitt­le­ren und un­te­ren Schich­ten der mit­tel­al­ter­li­chen Ge­sell­schaf­ten nah­men teil, wor­über uns die über­lie­fer­ten Pre­digter­fol­ge Pe­ters des Ein­sied­lers (ge­stor­ben 1115) oder des Pries­ters Gott­schalk un­ter­rich­ten. Ge­ra­de im Nord­wes­ten des Reichs hat­ten bei­de gro­ßen Zu­lauf. Der zeit­nah schrei­ben­de Chro­nist Al­bert von Aa­chen (1. Hälf­te 12. Jahr­hun­dert) be­rich­tet, dass Pe­ter ei­ne gro­ße Men­schen­men­ge mo­bi­li­sier­te, de­ren so­zia­le Zu­sam­men­set­zung von Bi­schö­fen über welt­li­che Fürs­ten bis hin zum ge­mei­nen Mann – und zur ge­mei­nen Frau – reich­te.[13] Da­bei stamm­te ein be­acht­li­cher Teil aus Nie­der­loth­rin­gen, wo­mit Al­bert un­ter an­de­rem die Nie­der­rhein­re­gi­on mein­te. Wie Pe­ter konn­te auch Gott­schalk ei­nen gro­ßen Zug zu­sam­men­stel­len, mit ei­nem er­heb­li­chen loth­rin­gi­schen Ele­ment. Trotz al­len Zu­laufs hiel­ten die deut­schen Kon­tin­gen­te der so­ge­nann­ten Volks­kreuz­zü­ge den Ver­gleich mit den nur we­nig spä­ter auf­bre­chen­den Rit­ter­hee­ren bei­spiels­wei­se Frank­reichs in punc­to Or­ga­ni­sa­ti­on oder mi­li­tä­ri­scher Schlag­kraft nicht stand. Die Grün­de für den dar­ge­stell­ten Be­fund sind kei­nes­wegs leicht zu er­mit­teln. Es sei­en hier nur zwei Punk­te an­ge­führt, die die Be­ob­ach­tun­gen er­klä­ren kön­nen, näm­lich ei­ner­seits die Kreuz­zugs­wer­bung und an­de­rer­seits kir­chen­po­li­ti­sche Que­re­len. Zu­nächst zur Wer­bung, die in Form von Pre­dig­ten durch­ge­führt wur­de: Im Nord­wes­ten wie auch in den üb­ri­gen Tei­len des Reichs hat­te kei­ne or­ga­ni­sier­te Kreuz­zugs­pre­digt statt­ge­fun­den. Die Be­woh­ner des Reichs ha­ben wohl zum Teil so­gar erst von den durch­zie­hen­den Kreuz­fah­rern vom Auf­ruf Ur­bans er­fah­ren. An­ders la­gen die Din­ge in Frank­reich, wo Ur­ban II. per­sön­lich pre­dig­te oder Bi­schö­fe und Äb­te den Kreuz­zug pre­di­gen ließ.[14] Bei der Kreuz­zugs­wer­bung konn­te sich Ur­ban als ehe­ma­li­ger Pri­or des Klos­ters Cluny der Un­ter­stüt­zung be­son­ders durch den Klos­ter­ver­band der Clu­n­ia­zen­ser si­cher sein, der am Nie­der­rhein hin­ge­gen nur mit­tel­bar Ein­fluss aus­üben konn­te. Hier do­mi­nier­ten an­de­re Fröm­mig­keits­for­men, bei­spiels­wei­se die Sieg­bur­ger Re­form, die sich in we­sent­li­chen Punk­ten ge­gen die Re­form­be­stre­bun­gen der Clu­n­ia­zen­ser stell­te. Die päpst­li­che Kreuz­zugs­pro­pa­gan­da er­reich­te die­se Re­gi­on al­so nicht auf of­fi­zi­el­lem We­ge.

Zu­dem darf nicht ver­ges­sen wer­den, dass der In­ves­ti­tur­streit um das Jahr 1100 wei­ter schwel­te. In die­sem grund­sätz­li­chen Kon­flikt zwi­schen Papst und Kai­ser, wem denn nun das Recht der Bi­schof­s­ein­set­zun­gen zu­ste­he, hat­te sich der deut­sche Epis­ko­pat auf der Syn­ode von Mainz im Jahr 1085 de­mons­tra­tiv hin­ter den so­ge­nann­ten deut­schen Ge­gen­papst Cle­mens III. (1080-1100) ge­stellt[15], wes­halb die Po­si­ti­on Ur­bans II. im Reich von Be­ginn sei­ner Amts­über­nah­me 1088 an sehr schwach war. Ei­ne In­itia­ti­ve die­ses Paps­tes stieß folg­lich im Reich auf we­nig Be­geis­te­rung, und dies galt auch für den Nie­der­rhein. Die­se bei­den Grün­de sind zwei von vie­len, die die ge­rin­ge Re­so­nanz der Gro­ßen die­ser Re­gi­on er­klä­ren kön­nen.

Weihung der neuen Kirche von Cluny durch Papst Urban II., aus: Miscellanea secundum usum ordinis Cluniacensis. (gallica.bnf.fr / Bibliothèque nationale de France)

 

3. Der zweite Kreuzzug 1147-1149

(Zum Ver­lauf Phil­ipps, The Se­cond Cru­sa­de.)

Wäh­rend der ers­te Kreuz­zug letzt­lich von Er­folg ge­krönt war und nicht zu­letzt des­halb auch im heu­ti­gen kul­tu­rel­len Ge­dächt­nis der west­li­chen chris­tia­ni­tas ei­nen fes­ten Platz hat, steht es um die spä­te­ren Kreuz­zü­ge in der Re­gel schlech­ter. Der zwei­te Kreuz­zug von 1147 bis 1149 stieß im Reich auf ei­ne ins­ge­samt deut­lich grö­ße­re Re­so­nanz als der ers­te. Zu­nächst zum his­to­ri­schen Kon­text: Im Ver­lauf des ers­ten Kreuz­zugs wa­ren vier Kreuz­fah­rer­herr­schaf­ten ent­stan­den. Die ers­te Grün­dung, die Graf­schaft Edes­sa in der heu­ti­gen Süd­ost­tür­kei, war im Jahr 1144 an Nured­din Zen­gi (1118-1174), den Herr­scher von Alep­po und Mo­sul, ver­lo­ren­ge­gan­gen. Auf die Nach­richt die­ser Nie­der­la­ge hin rief Papst Eu­gen III. (Pon­ti­fi­kat 1145-1153) im Jahr 1146 zum Kreuz­zug ge­gen die Mus­li­me auf. Der wohl auch an Kö­nig Kon­rad III. (rö­misch-deut­scher Kö­nig 1138-1152) und die deut­schen Gro­ßen ge­rich­te­te Auf­ruf ge­lang­te er­heb­li­che Ver­brei­tung, wo­für zu­nächst ver­mut­lich un­au­to­ri­sier­te Pre­dig­ten Ein­zel­ner ver­ant­wort­lich wa­ren – zu den­ken ist für den Nie­der­rhein an den ent­lau­fe­nen Zis­ter­zi­en­ser­mönch Ra­dulf (12. Jahr­hun­dert), der 1146/1147 um Köln sehr er­folg­reich das Kreuz pre­dig­te und zum Mord an den Ju­den auf­rief.[16] Die­se ag­gres­si­ve und den Or­dens­re­gu­la­ri­en wi­der­spre­chen­de Vor­ge­hens­wei­se rief Bern­hard von Clairvaux (1090-1153), den ein­fluss­reichs­ten Pre­di­ger je­ner Zeit, auf den Plan und un­ter an­de­rem auch nach Köln. Dort und in an­de­ren Tei­len des Reichs lenk­te er die Kreuz­zugs­pre­digt in ge­re­gel­te Bah­nen.[17]  Der Wi­der­hall der ver­schie­de­nen Pre­dig­ten war be­son­ders in und um Köln ver­hält­nis­mä­ßig stark. In die­ser Re­gi­on las­sen sich mäch­ti­ge Her­ren wie Gos­win von Rand­erath, Her­mann von Har­den­berg (ge­stor­ben 1151?), Hein­rich von Kas­ter oder der gleich­na­mi­ge Sohn Adolfs von Berg als Kreuz­fah­rer si­cher nach­wei­sen. Mög­li­cher­wei­se hat­te auch Ger­hard, ein Nef­fe Wil­helms von Jü­lich (ca. 11411176), das Kreuz ge­nom­men[18], doch stellt sich dem His­to­ri­ker in die­sem und in an­de­ren Fäl­len ein grund­sätz­li­ches Pro­blem: Die An­nah­me ei­ner Kreuz­nah­me des Jü­li­chers be­ruht auf sei­nem ver­mu­te­ten To­des­tag, dem 26.10.1147. Tags zu­vor hat­ten die deut­schen Kreuz­fah­rer im Ge­fol­ge Kö­nig Kon­rads bei Do­ry­läum in Klein­asi­en ei­ne ver­nich­ten­de Nie­der­la­ge ge­gen die Seld­schu­ken er­lit­ten, die vie­le Op­fer un­ter den Gro­ßen wie den un­be­deu­ten­de­ren Teil­neh­mern ge­for­dert hat­te. Reicht das Zu­sam­men­fal­len der bei­den Er­eig­nis­se aus, um Ger­hard von Jü­lich zu ei­nem Kreuz­fah­rer zu er­klä­ren? Ich mah­ne hier­bei zu Vor­sicht, denn es ist eben­so gut mög­lich, dass Ger­hard En­de Ok­to­ber tot von sei­nem Pferd fiel, und zwar bei Kos­lar (heu­te Stadt Jü­lich), Al­den­ho­ven oder an­ders­wo. Tho­mas R. Kraus mut­ma­ßt wei­ter, Graf Ar­nold von Kle­ve (Re­gie­rungs­zeit ab 1119) ha­be sich eben­falls dem Kreuz­zug an­ge­schlos­sen[19], doch führt er da­zu kei­nen Be­leg jen­seits des To­des­jah­res (cir­ca 1148/1149) an, das ana­log zu Ger­hard von Jü­lich eben­so gut zu­fäl­lig mit der Zeit des Kreuz­zu­ges über­ein­stim­men kann.

Be­son­ders stark war die Be­tei­li­gung am Kreuz­zug in und um Köln selbst. Dort fan­den sich zahl­rei­che nie­der­rhei­ni­sche Pil­ger zu­sam­men, die im Früh­jahr 1147 per Schiff un­ter der Füh­rung des Gra­fen Ar­nold von Aar­schot (1100-nach 1152) ge­mein­sam mit Fla­men und Eng­län­dern nach Pa­läs­ti­na los­se­gel­ten.[20] Nach­dem sie ei­nen Zwi­schen­stopp in der Nä­he von San­tia­go de Com­pos­te­la ein­ge­legt und das Grab des hei­li­gen Ja­ko­bus auf­ge­sucht hat­ten, lie­ßen sie sich vor Ort über­zeu­gen, ge­mein­sam mit dem por­tu­gie­si­schen Kö­nig Afon­so Hen­ri­ques (Re­gie­rungs­zeit 1139-1185) die Stadt Lis­sa­bon zu be­la­gern. Die Be­la­ge­rung en­de­te sieg­reich, doch sorg­te die­ser Er­folg bei man­chen Pil­gern da­für, dass sie ih­ren Eid als er­füllt be­trach­te­ten und in die Hei­mat zu­rück­kehr­ten oder sich in der Ge­gend um Lis­sa­bon nie­der­lie­ßen. Nur ei­ni­ge klei­ne­re Kon­tin­gen­te der ur­sprüng­lich be­ein­dru­cken­den Flot­te mach­ten sich wei­ter auf den Weg in das Hei­li­ge Land.

Abbildung des Judenpogroms 1147 und der Predigt des Mönchs Radulf. (UB Würzburg, M.ch.f. 760, fol. 139)

 

Vor al­lem die Be­rich­te über die Er­obe­rung Lis­sa­bons im Rah­men des zwei­ten Kreuz­zugs[21] be­le­gen die grund­sätz­lich ver­brei­te­te Be­reit­schaft der Be­woh­ner des Nie­der­rheins, die ver­hält­nis­mä­ßig si­che­re Hei­mat zu ver­las­sen und in der Fer­ne für Chris­tus zu strei­ten. Im Ver­gleich zu an­de­ren Re­gio­nen des Reichs nah­men je­doch er­neut nur we­ni­ge Gro­ße der Nie­der­rhein­re­gi­on das Kreuz. Mög­li­cher­wei­se hängt die­ser Be­fund mit der Kreuz­nah­me Kö­nig Kon­rads in Spey­er an Weih­nach­ten 1146 zu­sam­men. Mit sei­nem Ge­lüb­de setz­te er sich an die Spit­ze der Kreuz­zugs­be­we­gung im Reich, was für das Ge­samt­un­ter­neh­men nicht nur Vor­tei­le mit sich brach­te. Das Kö­nig­tum wirk­te zwar in Be­zug auf die Kreuz­nah­men der Gro­ßen des Reichs prin­zi­pi­ell in­te­grie­rend, al­ler­dings galt dies nur für die­je­ni­gen, die für sich das At­tri­but „kö­nigs­nah“ be­an­spru­chen konn­ten, sich al­so im po­li­ti­schen La­ger des Stau­fers be­fan­den: Vie­le Fürs­ten aus dem Nord­os­ten des Rei­ches, grö­ß­ten­teils eher der Op­po­si­ti­on ge­gen Kon­rad zu­zu­rech­nen, zo­gen nicht im Heer des Kö­nigs nach Pa­läs­ti­na, son­dern mar­schier­ten wie der jüngst von den Stau­fern mi­li­tä­risch be­dräng­te Zäh­rin­ger­her­zog Bert­hold IV. (Re­gie­rungs­zeit 1152-1186) lie­ber ge­gen die heid­ni­schen Wen­den öst­lich der El­be.[22] Dem ei­gent­li­chen Kreuz­zug ent­hiel­ten sie ih­re Macht­po­ten­zia­le al­so vor. Die nord­west­li­che Adels­e­li­te hat­te ih­rer­seits bis­lang ei­ne un­ter­ge­ord­ne­te Rol­le in der Po­li­tik Kon­rads ge­spielt, war in­so­fern auch eher kö­nigs­fern, je­doch oh­ne of­fen zu op­po­nie­ren. Für die­se The­se spricht das Iti­nerar Kon­rads, laut dem er sich bei ins­ge­samt 145 do­ku­men­tier­ten Auf­ent­hal­ten nur bei 16 Ge­le­gen­hei­ten im Nord­wes­ten des Rei­ches be­fand.[23] Auch ist der Köl­ner Erz­bi­schof Ar­nold I. in den Jah­ren un­mit­tel­bar vor Be­ginn des Kreuz­zugs sel­te­ner am Hof Kon­rads an­zu­tref­fen als noch in den 1130er Jah­ren, ob­wohl er von den Auf­ent­halts­or­ten des Kö­nigs her durch­aus öf­ter dort hät­te er­schei­nen kön­nen. Dies spricht für ei­ne sin­ken­de Be­deu­tung des mäch­tigs­ten Man­nes im Nord­wes­ten des Reichs im Vor­feld des Kreuz­zugs. In­so­fern zeig­te die Kreuz­nah­me Kon­rads als in­te­grie­ren­der Fak­tor im Nord­wes­ten des Rei­ches nur we­nig Wir­kung.

Hl. Bernhard von Clairvaux mit Wappen aus der Schedelschen Weltchronik von 1493. (Gemeinfrei)

 

4. Der dritte Kreuzzug 1189-1191

(Zum Ver­lauf May­er, Kreuz­zü­ge, S. 169-185.)

Et­wa 40 Jah­re spä­ter, im Jahr 1187 ging den Chris­ten die hei­li­ge Stadt Je­ru­sa­lem wie­der ver­lo­ren. Der nicht zu­letzt aus Les­sings Dra­ma Na­than der Wei­se be­kann­te Sul­tan Sa­la­din (1137/1138-1193) hat­te die ver­ei­nig­ten Hee­re der Kreuz­fah­rer­herr­schaf­ten in der Schlacht bei Hat­tin ver­nich­tend ge­schla­gen, das hei­li­ge Kreuz er­beu­tet und die Chris­ten bis an die Küs­ten des Mit­tel­mee­res ge­trie­ben. Die­se schlimmst­mög­li­che Wen­dung der Er­eig­nis­se im Hei­li­gen Land führ­te zu ei­nem er­neu­ten Kreuz­zug, der in den Jah­ren 1189-1192 un­ter der Füh­rung drei­er ge­krön­ter Häup­ter statt­fand, näm­lich Phil­ipp II. von Frank­reich (Re­gie­rungs­zeit 1180-1223), Ri­chard I. Plan­ta­ge­net (Lö­wen­herz) (Re­gie­rungs­zeit als Kö­nig 1189-1199) und Kai­ser Fried­rich I. Bar­ba­ros­sa (rö­misch-deut­scher Kö­nig 1152-1190, ab 1155 Kai­ser). Der so­ge­nann­te drit­te Kreuz­zug kann ge­wiss als Hö­he­punkt der Kreuz­zugs­be­tei­li­gung im Reich an­ge­se­hen wer­den – der Kreuz­zugs­his­to­ri­ker Rein­hold Röh­richt iden­ti­fi­zier­te bei­na­he dop­pelt so vie­le Teil­neh­mer wie für den zwei­ten Kreuz­zug.[24] Dem Nord­wes­ten des Reichs las­sen sich 26 die­ser Per­so­nen zu­wei­sen, und zum ers­ten Mal in der Ge­schich­te der Kreuz­zü­ge sind nun auch die Gro­ßen des Nie­der­rheins auf brei­ter Front ver­tre­ten. Da­zu ge­hör­ten in al­pha­be­ti­scher Rei­hen­fol­ge die Gra­fen Ot­to II. von Bent­heim (Re­gie­rungs­zeit 1166-1208), En­gel­bert I. von Berg (Re­gie­rungs­zeit 1165-1189), Hein­rich von Cuyk (ge­stor­ben1204), Ot­to von Gel­dern (Re­gie­rungs­zeit 1182-1207), Flo­rens III. von Hol­land (um 1138-1190) mit sei­nem Sohn Wil­helm (um 1170-1222, Re­gie­rungs­zeit ab 1203), Wil­helm II. von Jü­lich (Re­gie­rungs­zeit 1176-1207), Diet­rich III. von Kle­ve (Re­gie­rungs­zeit 1173-1193), da­zu Her­zog Hein­rich III. von Lim­burg (Re­gie­rungs­zeit 1167-1221. Von den geist­li­chen Fürs­ten be­tei­lig­ten sich Bi­schof Her­mann II. von Müns­ter (Epis­ko­pat 1174-1203) und mög­li­cher­wei­se Bal­du­in II. von Ut­recht (Epis­ko­pat 1178-1196). Die­se be­ein­dru­cken­de Pha­lanx wird er­gänzt von ei­ner er­neut star­ken Be­tei­li­gung der Köl­ner, ge­mein­sam mit den Be­woh­nern der Sied­lun­gen ent­lang des Nie­der­rheins. Wie ih­re Vor­gän­ger im Kon­text des zwei­ten Kreuz­zugs rüs­te­ten die Nie­der­rhei­ner ei­ne – dies­mal deut­lich klei­ne­re – Flot­te aus, mit der sie ge­mein­sam mit Lüt­ti­chern, Fla­men und Eng­län­dern den See­weg nach Je­ru­sa­lem ein­schlu­gen.[25] Er­neut un­ter­bra­chen sie ih­re Rei­se auf der Ibe­ri­schen Halb­in­sel, er­neut pil­ger­ten sie nach Com­pos­te­la und er­neut un­ter­stütz­ten sie er­folg­reich den por­tu­gie­si­schen Kö­nig – dies­mal San­cho I. (Re­gie­rungs­zeit 1185-1211) – bei der Be­la­ge­rung ei­ner mus­li­mi­schen Fes­tung, näm­lich Al­vor. Die Köl­ner Kö­nig­schro­nik ver­mel­det für den 2.2.1190 die Rück­kehr vie­ler reich mit Beu­te be­la­de­ner Köl­ner, wes­halb da­von aus­zu­ge­hen ist, dass ein er­heb­li­cher An­teil je­ner die See­rei­se nicht bis nach Pa­läs­ti­na fort­ge­setzt hat. Im Sep­tem­ber 1189 traf die aus un­ge­fähr 60 Schif­fen be­ste­hen­de rest­li­che Flot­te un­ter der Füh­rung Ja­kobs von Aves­nes (um 1152-1191) schlie­ß­lich in Ak­kon ein.

Die brei­te Kreuz­zugs­be­tei­li­gung am Nie­der­rhein lässt sich zum ei­nen auf den Aus­lö­ser des Kreuz­zugs zu­rück­füh­ren, näm­lich den Ver­lust Je­ru­sa­lems und des Hei­li­gen Kreu­zes nach der ka­ta­stro­pha­len Nie­der­la­ge von Hat­tin. Die­ser Schick­sals­schlag hat­te die Men­schen im Reich – wie über­all in La­tein­eu­ro­pa – auf­ge­rüt­telt. Zum an­de­ren hat­te Papst Gre­gor VIII. (Pon­ti­fi­kat 21.10.-17.12.1187) auf die Mel­dung der Nie­der­la­ge hin ei­ne au­ßer­or­dent­lich ef­fi­zi­en­te Pre­digt­kam­pa­gne an­ge­ord­net: Die „Mo­to­ren“ der Kreuz­zugs­wer­bung nörd­lich der Al­pen wa­ren der in der Kreuz­pre­digt er­fah­re­ne Hein­rich von Mar­cy, Kar­di­nal­bi­schof von Al­ba­no (Epis­ko­pat 1179-1189), und Josci­us, der Erz­bi­schof von Ty­ros (Epis­ko­pat 1186-um 1202), der die La­ge im Hei­li­gen Land gut kann­te.[26] Die­sen of­fi­zi­el­len und pro­fes­sio­nel­len Pre­di­gern ge­lang es, zahl­rei­che Men­schen al­ler Be­völ­ke­rungs­schich­ten zur Kreuz­nah­me zu be­we­gen.

Porträt Graf Florens III. von Holland von Cornelis Visscher, ca. 1650. (Rijksmuseum Niederlande)

 

Ent­schei­den­der da­für, dass sich die nord­west­li­chen Ma­gna­ten tat­säch­lich dem kai­ser­li­chen Kreuz­zug an­schlos­sen, wa­ren al­ler­dings drei Be­ge­ben­hei­ten eher po­li­ti­scher Na­tur: Auf dem so­ge­nann­ten Hof­tag Je­su Chris­ti, be­deu­tungs­schwan­ger ter­mi­niert auf den Sonn­tag Lae­ta­re Je­ru­sa­lem des Jah­res 1188, un­ter­warf sich der mäch­ti­ge Köl­ner Erz­bi­schof Phil­ipp von Heins­berg Kai­ser Fried­rich I. Bar­ba­ros­sa und wur­de von ihm ge­gen ho­he Geld­zah­lun­gen wie­der zu Gna­den auf­ge­nom­men.[27] Ne­ben der sym­bol­träch­ti­gen Wir­kung die­ses Gna­den­akts als kai­ser­li­che Frie­dens­stif­tung im Vor­feld des Kreuz­zugs er­reich­te Fried­rich auf die­se Wei­se die De­es­ka­la­ti­on des Kon­flik­tes mit dem Erz­bi­schof um die Vor­herr­schaft im Nord­wes­ten des Reichs, der be­reits seit ei­ni­gen Jah­ren ge­schwelt hat­te. Der Köl­ner Lehns­hof, dar­un­ter vie­le nie­der­rhei­ni­sche Gro­ße, hat­te bis da­hin recht ein­mü­tig hin­ter Phil­ipp ge­stan­den, so­dass die be­fürch­te­te be­waff­ne­te Aus­ein­an­der­set­zung zwi­schen dem Me­tro­po­li­ten und Fried­rich wohl auch die Va­sal­len des Kir­chen­fürs­ten be­trof­fen hät­te. In­so­fern schuf die kai­ser­li­che Frie­dens­stif­tung po­li­ti­schen Frei­raum, der die Mög­lich­keit der Kreuz­nah­me er­öff­ne­te. In ei­ne ähn­li­che Rich­tung weist die ge­schick­te Schlich­ter­tä­tig­keit, die Fried­rich bei die­ser Ver­samm­lung an den Tag leg­te: Es ge­lang ihm, Bi­schof Bal­du­in von Ut­recht und Graf Ot­to von Gel­dern mit­ein­an­der zu ver­söh­nen. Bei­de hat­ten ein­an­der seit ge­rau­mer Zeit um die Graf­schaft Velu­we be­feh­det, und ver­wandt­schaft­li­che wie po­li­ti­sche Ver­bin­dun­gen hat­ten Flo­rens von Hol­land so­wie Diet­rich von Kle­ve auf Sei­ten des Bi­schofs, Phil­ipp von Heins­berg, Her­mann von Müns­ter, Hein­rich von Bra­bant (Re­gie­rungs­zeit 1183-1235) und die Gra­fen von Berg auf Sei­ten Ot­tos in den Kon­flikt mit hin­ein­ge­zo­gen.[28] Dem Kai­ser ge­lang es, den dro­hen­den Flä­chen­brand am Vor­abend des Kreuz­zugs ent­schei­dend ein­zu­däm­men. Schlie­ß­lich schlich­te­te Fried­rich bei die­ser Ge­le­gen­heit ei­nen Kon­flikt zwi­schen Phil­ipp von Heins­berg und Graf Diet­rich von Kle­ve um die Rhein­in­sel Ho­en, die bei­de Kon­flikt­par­tei­en für sich be­an­spruch­ten.[29] Die­se drei er­folg­rei­chen Frie­dens­stif­tun­gen leg­ten die Ba­sis für ei­ne brei­te Be­tei­li­gung der Gro­ßen aus dem Nord­wes­ten des Reichs.

Fried­richs grund­sätz­lich re­ge Be­tei­li­gung an der Herr­schafts­ge­stal­tung am Nie­der­rhein tan­gier­te si­cher­lich die In­ter­es­sen der po­li­ti­schen Ak­teu­re die­ser Re­gi­on, doch geht die Fol­ge­rung, der Stau­fer ha­be in den Jah­ren vor dem Kreuz­zug ei­nen re­gel­rech­ten Wirt­schafts­krieg[30] ge­gen Köln und die nie­der­rhei­ni­schen Gro­ßen ge­führt, wohl zu weit. Die brei­te Be­tei­li­gung am kai­ser­lich ge­führ­ten Kreuz­zug un­ter­stützt die­se Sicht­wei­se, weil sich ei­ne struk­tu­rell ag­gres­si­ve Po­li­tik ge­gen die nie­der­rhei­ni­schen Mäch­te si­cher ne­ga­tiv auf die Teil­nah­me im kai­ser­li­chen Ge­fol­ge aus­ge­wirkt hät­te. Dass es Al­ter­na­ti­ven gab, be­legt die Ent­schei­dung Her­zog Hein­richs III. von Lim­burg, der im Heer Kö­nig Ri­chards von Eng­land kämpf­te. Die üb­ri­gen Gro­ßen hat­ten sich hin­ge­gen dem Kai­ser an­ge­schlos­sen, so­dass ei­ne grund­sätz­li­che po­li­ti­sche Geg­ner­schaft im Vor­feld des Kreuz­zugs un­wahr­schein­lich er­scheint.

Grabmal Philipps von Heinsberg im Kölner Dom, Liegefigur des Erzbischofs auf einer als Festung dargestellten Tumba, um 1368. (Bildarchiv Foto Marburg)

 

5. Der Kreuzzug Heinrichs VI. 1197/98 und der vierte Kreuzzug 1202-1204

(Zu den je­wei­li­gen Ver­läu­fen Nau­mann, Kreuz­zug be­zie­hungs­wei­se Phil­lips, The Fourth Cru­sa­de.)

Der drit­te Kreuz­zug war zwar kein voll­kom­me­nes Fi­as­ko wie der zwei­te, doch en­de­te er für die Chris­ten un­be­frie­di­gend: Wenn­gleich ein schma­ler Küs­ten­strei­fen für die La­tei­ner ge­si­chert wer­den konn­te, ver­blie­ben die hei­li­gen Stät­ten in mus­li­mi­scher Hand. Ih­re Rück­erobe­rung blieb in den fol­gen­den Jah­ren das vor­ran­gi­ge Ziel der Kreuz­fah­rer. Nur we­ni­ge Jah­re nach Bar­ba­ros­sas Tod in Klein­asi­en 1190 ge­lob­te auch sein Sohn Hein­rich (rö­misch-deut­scher Kö­nig 1169-1197, ab 1191 Kai­ser) ei­nen Kreuz­zug. Trotz des gro­ßen Ader­las­ses in den Rei­hen der Adels­e­li­te wäh­rend des drit­ten Kreuz­zugs fan­den sich vie­le Gro­ße des Reichs im Jahr 1197 be­reit, er­neut das Kreuz zu neh­men.[31] Der Nord­wes­ten des Reichs hielt sich bis auf Hein­rich, den Her­zog von Bra­bant, und Wal­ram, Graf von Lö­wen, auf­fäl­lig zu­rück. Vom Nie­der­rhein im en­ge­ren Sin­ne ist kein Mäch­ti­ger über­lie­fert, der sich mit dem Kai­ser nach Pa­läs­ti­na auf­ge­macht hät­te, wenn­gleich nach ex­trem un­si­che­rer Quel­le Graf Diet­rich von Kle­ve teil­ge­nom­men ha­ben soll. Die in die­ser Re­gi­on be­gü­ter­ten Hein­rich III., Her­zog von Lim­burg, Bi­schof Her­mann II. von Müns­ter und viel­leicht auch Erz­bi­schof Adolf I. von Köln leis­te­ten zwar den Kreuz­fah­re­reid, lie­ßen sich al­ler­dings von ih­rem Ge­lüb­de ent­bin­den.

Ei­ner der Grün­de für das weit­ge­hen­de Feh­len von Gro­ßen aus dem Nord­wes­ten ins­ge­samt und dem Nie­der­rhein im Be­son­de­ren wird in der grund­sätz­li­chen Op­po­si­ti­on des Köl­ner Me­tro­po­li­ten Adolf von Al­te­na zu Kai­ser Hein­rich zu se­hen sein. Die­se Op­po­si­ti­on hat­te ih­re Ur­sa­che in dem Be­mü­hen Hein­richs, die deut­sche Kö­nigs­wür­de nach fran­zö­si­schem Vor­bild erb­lich wer­den zu las­sen. Zwar bot der Kai­ser den Fürs­ten im Ge­gen­zug an, ih­re Reichs­le­hen im männ­li­chen wie im weib­li­chen Erb­gang eben­falls erb­lich wer­den zu las­sen, doch nahm er ih­nen so jeg­li­chen Ein­fluss auf die Re­gie­rung des Reichs. Der so­ge­nann­te Er­breichs­plan des Stau­fers – ins­be­son­de­re der aus ihm fak­tisch fol­gen­de Aus­schluss der Fürs­ten aus der Reichs­re­gie­rung – war dem Köl­ner Erz­bi­schof ein sol­cher Dorn im Au­ge ge­we­sen, dass er Weih­nach­ten 1195 die Krö­nung Fried­richs, Hein­richs Sohn, zum rö­misch-deut­schen Kö­nig zu­nächst ab­ge­lehnt hat­te. Erst 1197 gab Adolf sei­nen Wi­der­stand auf Druck der Fürs­ten auf, um nach dem Tod des Kai­sers gleich wie­der die Gül­tig­keit der Kö­nigs­wahl an­zu­fech­ten, in­dem er un­ter an­de­rem ar­gu­men­tier­te, Fried­rich sei zum Zeit­punkt der Wahl un­ge­tauft ge­we­sen, au­ßer­dem sei ein Un­mün­di­ger oh­ne­hin nicht re­gie­rungs­fä­hig. Er trug in der Fol­ge so­gar Her­zog Bert­hold von Zäh­rin­gen (Re­gie­rungs­zeit 1186-1218) die Kö­nigs­kro­ne ge­gen die enor­me Zah­lung von 1.700 Mark Sil­ber an, was die­ser mit der Be­grün­dung ab­lehn­te, er wol­le das Reich nicht kau­fen.[32] Die Ab­leh­nung Hein­richs durch den Erz­bi­schof von Köln wird in die­ser Epi­so­de hin­rei­chend sicht­bar. In­so­fern ist an­zu­neh­men, dass Adolf ge­hö­ri­gen Druck auf sei­nen Lehns­hof aus­ge­übt ha­ben wird, die Kreuz­zugs­plä­ne Hein­richs nicht zu un­ter­stüt­zen, da ein er­folg­rei­cher Kreuz­zug des­sen Stel­lung be­trächt­lich ge­stärkt hät­te: Pe­trus von Ebo­li (ge­stor­ben vor 1220), der wich­tigs­te Pa­ne­gy­ri­ker des Kai­sers, hat­te in sei­nem „Li­ber ad ho­no­rem Au­gus­ti“ be­reits an­ge­kün­digt, Hein­rich wer­de als si­zi­li­scher Kö­nig der­einst auf dem Thro­ne Sa­lo­mos sit­zen, der auf Je­ru­sa­lem ver­weist, wo­mit der Stau­fer und sein Kai­ser­tum leicht Ge­gen­stän­de es­cha­to­lo­gi­scher Über­hö­hun­gen hät­ten wer­den kön­nen.[33] Der Kreuz­zug als Mit­tel, die­se An­kün­di­gung zu er­fül­len, konn­te folg­lich nicht im In­ter­es­se des Köl­ners lie­gen. Auch darf nicht ver­ges­sen wer­den, dass den Gro­ßen des Nord­wes­tens das rück­sichts­lo­se Ver­hal­ten Hein­richs bei der Be­set­zung des Bis­tums Lüt­tich 1191/1192 noch in gu­ter Er­in­ne­rung ge­we­sen war. Der Stau­fer hat­te ver­sucht, sei­nen Kan­di­da­ten Lo­thar von Hoch­sta­den (ge­stor­ben 1194) ge­walt­sam ge­gen den Wi­der­stand des re­gio­na­len Adels durch­zu­set­zen und da­bei ei­ne sei­ne Herr­schaft be­dro­hen­de Re­vol­te aus­ge­löst.[34] 

Der Kreuz­zug des Stauf­er­kai­sers Hein­rich war be­en­det, be­vor er ei­gent­lich be­gon­nen hat­te: Kurz nach dem Auf­bruch sei­ner Vor­hut nach Pa­läs­ti­na starb der Kai­ser im Sep­tem­ber des Jah­res 1197 über­ra­schend an ei­ner Krank­heit in der Nä­he von Mes­si­na. Die Hei­li­gen Stät­ten blie­ben al­so im Be­sitz der Mus­li­me. Die­ser Um­stand be­las­te­te Papst In­no­zenz III. (Pon­ti­fi­kat 1198-1216), der der viel­leicht grö­ß­te Ju­ris­ten­papst des Mit­tel­al­ters war, der­art, dass er be­reits ein Jahr nach dem Tod des Kai­sers er­neut zu ei­nem Kreuz­zug auf­rief.[35] Der so­ge­nann­te vier­te Kreuz­zug ver­fehl­te sein Ziel, die Rück­erobe­rung der hei­li­gen Stät­ten voll­stän­dig, führ­te al­ler­dings im Jahr 1204 zur Er­obe­rung der christ­li­chen Me­tro­po­le Kon­stan­ti­no­pel. Die­ser Zug stieß nur im äu­ßers­ten Nord­wes­ten der hier un­ter­such­ten Re­gi­on auf gro­ße Re­so­nanz. Im Ge­fol­ge Bal­du­ins IX. von Flan­dern (1171-1205) mach­ten sich nur ei­ni­ge We­ni­ge auf den Weg nach Os­ten. Der ge­rin­ge Wi­der­hall am Nie­der­rhein – und im üb­ri­gen Reich – er­klärt sich vor al­lem durch den deut­schen Thron­streit, der kurz nach dem Tod Kai­ser Hein­richs im Reich aus­ge­bro­chen war: Von der Dop­pel­wahl 1198 bis zur Schlacht bei Was­sen­berg 1206 lag ein Schwer­punkt der Aus­ein­an­der­set­zung zwi­schen Stau­fern, Wel­fen und ih­ren wech­seln­den Ge­treu­en in der Köl­ner Kir­chen­pro­vinz, de­ren Städ­te und Gro­ße sich zu­nächst – vor al­lem we­gen der wich­ti­gen Han­dels­kon­tak­te nach Eng­land – mehr­heit­lich auf der Sei­te des Wel­fen Ot­to IV. (rö­misch-deut­scher Kö­nig 1198-1218, ab 1209 Kai­ser) be­fun­den hat­ten, seit 1204 aber zu­neh­mend den stau­fi­schen Kan­di­da­ten Phil­ipp von Schwa­ben (Ge­gen­kö­nig 1198-1208) un­ter­stütz­ten. In die­ser Zeit wech­seln­den Er­fol­ges und un­si­che­rer Bünd­nis­se – van Ei­ckels spricht von „all­ge­mei­ner Ver­un­si­che­run­g“[36] – moch­ten sich nur we­ni­ge be­reit fin­den, die ei­ge­nen Gü­ter zu­guns­ten ei­ner lan­gen und be­schwer­li­chen Rei­se nach Pa­läs­ti­na zu­rück­zu­las­sen.

Abbildung des Herzogs Heinrich I. von Brabant von Adrian van Baerland, ca. 1600. (Gemeinfrei)

 

6. Der fünfte Kreuzzug 1217-1221

(Zum Ver­lauf Powell, Ana­to­my of a cru­sa­de.)

Ganz an­ders stell­te sich die Si­tua­ti­on im Vor­feld des so­ge­nann­ten fünf­ten Kreuz­zugs dar, der von 1217 bis zum Jahr 1221 in Ägyp­ten ge­führt wur­de. Dort soll­te die Macht­ba­sis der Mus­li­me zer­stört wer­den, um so ei­nen leich­te­ren mi­li­tä­ri­schen Zu­griff auf die hei­li­gen Stät­ten zu er­mög­li­chen. Mit der Nie­der­la­ge Ot­tos IV. bei Bou­vi­nes, der an­schlie­ßen­den Hul­di­gung der nie­der­rhei­ni­schen Gro­ßen und Städ­te so­wie der Krö­nung Fried­richs II. (rö­misch-deut­scher Kö­nig 1212-1250, ab 1220 Kai­ser) 1215 in Aa­chen war der Thron­streit fak­tisch be­en­det und so auch die po­li­ti­sche Si­cher­heit im Nord­wes­ten des Rei­ches wie­der­her­ge­stellt wor­den. Von die­ser Ba­sis aus war es den Gro­ßen der Re­gi­on prin­zi­pi­ell mög­lich ge­we­sen, am fünf­ten Kreuz­zug teil­zu­neh­men. Tat­säch­lich ak­ti­viert wur­den sie al­ler­dings von ei­ner hoch­ef­fek­ti­ven Pre­digt­kam­pa­gne, in de­ren Zen­trum Oli­ver von Pa­der­born (ge­stor­ben 1227) stand. Seit 1214 hat­te er das Kreuz in der Köl­ner Kir­chen­pro­vinz ge­pre­digt und da­bei gro­ßen Er­folg ge­habt.[37] Da­bei kam ihm ge­wiss ei­ne Grund­satz­ent­schei­dung des Paps­tes ent­ge­gen: In­no­zenz III. hat­te in sei­ner Bul­le „Quia maior“ im Jahr 1213 die recht­li­chen Grund­la­gen da­für ge­schaf­fen, dass je­der in den Ge­nuss ei­nes Ab­las­ses kom­men konn­te, so­fern er den Kreuz­zug nach sei­nen Mög­lich­kei­ten un­ter­stütz­te.[38] Da­mit rück­te er von den oh­ne­hin zum Schei­tern ver­ur­teil­ten Ver­su­chen ab, Nicht­kom­bat­tan­ten von den Kreuz­zü­gen völ­lig aus­zu­schlie­ßen. Statt­des­sen be­müh­te sich der Papst, den Kreuz­zug zu pro­fes­sio­na­li­sie­ren, in­dem er den är­me­ren Nicht­kom­bat­tan­ten er­mög­lich­te, die ei­ge­ne Teil­nah­me durch ei­ne Geld­zah­lung zu sub­sti­tu­ie­ren, bei glei­chem geist­li­chem Lohn. Das Er­geb­nis war ei­ne brei­te Un­ter­stüt­zung des Kreuz­zugs­auf­rufs. Zu­dem wa­ren Oli­ver Land und Leu­te ver­traut, war er doch – mit Un­ter­bre­chun­gen – seit 1201 als Dom­scho­las­ter in Köln tä­tig ge­we­sen. Schlie­ß­lich ver­füg­te er über ei­ni­ge Er­fah­rung als Kreuz­zugs­pre­di­ger, denn er hat­te im An­schluss an sei­ne Pa­ri­ser Stu­di­en­zeit sehr wahr­schein­lich die­se Auf­ga­be im Kon­text des so­ge­nann­ten Al­bi­genser­kreuz­zugs über­nom­men, der sich seit 1209 ge­gen die hä­re­ti­schen Ka­tha­rer in Süd­frank­reich rich­te­te. Die Be­tei­li­gung aus dem Nord­wes­ten des Rei­ches war so­mit stark: Die Bi­schö­fe von Ut­recht und Müns­ter, der Abt von Wer­den, zwölf Gra­fen und vie­le an­de­re Her­ren hat­ten das Kreuz ge­nom­men und ih­re Rei­se auch tat­säch­lich an­ge­tre­ten, wäh­rend weit mehr den Eid ge­leis­tet hat­ten, aber schlie­ß­lich doch da­heim ge­blie­ben wa­ren. Da­bei spiel­te si­cher die Ab­lö­sung des Kreuz­zugs­ge­lüb­des durch die fi­nan­zi­el­le Aus­stat­tung an­de­rer Kreuz­fah­rer ei­ne ge­wich­ti­ge Rol­le, denn die­se Pra­xis war eben­falls durch In­no­zenz III. ge­recht­fer­tigt wor­den. Un­ter den Gra­fen be­fan­den sich ne­ben erst­ma­lig be­zeug­ten Pil­gern auch sol­che, de­ren Fa­mi­li­en be­reits auf ei­ne ge­wis­se Tra­di­ti­on als Kreuz­fah­rer zu­rück­bli­cken konn­ten, wie bei­spiels­wei­se Adolf III. von Berg der Wil­helm I. von Hol­land (Re­gie­rungs­zeit 1203-1222).

Wie be­reits an­ge­deu­tet stieß der Kreuz­zugs­auf­ruf nicht nur bei den Gro­ßen auf ein po­si­ti­ves Echo. Ana­log zum zwei­ten und drit­ten Kreuz­zug bil­de­te sich im Jahr 1217 ei­ne bunt­ge­misch­te Flot­te aus Frie­sen, Rhein­län­dern, Fla­men und Eng­län­dern, die auch die­ses Mal den See­weg nach Ou­tre­mer ein­schlug.[39] Auch sie mach­te in Por­tu­gal Halt und half Kö­nig Afon­so II. (Re­gie­rungs­zeit 1211-1223) bei der Er­obe­rung von Al­ca­cer do Sal und Set­úbal. Im Früh­jahr 1218 traf die­se Flot­te in Ak­kon ein, wo­mit der An­griff auf Ägyp­ten ge­star­tet wer­den konn­te.

Um die Be­tei­li­gung des Nord­wes­tens in ein Ver­hält­nis zu der im ge­sam­ten Reich zu set­zen, sei fest­ge­hal­ten, dass von 180 bei Röh­richt auf­ge­führ­ten Teil­neh­mern 41 aus die­ser Re­gi­on stamm­ten, was über 22 Pro­zent der Ge­samt­be­tei­li­gung aus­macht.[40] Solch ei­ne re­la­tiv ho­he Be­tei­li­gung lässt sich im Nord­wes­ten des Reichs und da­mit auch am Nie­der­rhein we­der vor noch nach die­sem Kreuz­zug fest­stel­len, in­so­fern kann man das hier un­ter­such­te Ge­biet für die­sen Kreuz­zug durch­aus als Schwer­punkt­re­gi­on der Kreuz­zugs­be­we­gung im Reich be­zeich­nen.

7. Der Kreuzzug Friedrichs II. 1227-1229

(Zu die­sem Kreuz­zug He­chel­ham­mer, Kreuz­zug und Herr­schaft.)

Trotz al­ler Be­mü­hun­gen en­de­te auch der so­ge­nann­te fünf­te Kreuz­zug in ei­ner christ­li­chen Nie­der­la­ge. Auch an­fäng­li­che Er­fol­ge im Nil­del­ta konn­ten nicht ver­hin­dern, dass die Kreuz­fah­rer ei­ge­nen tak­ti­schen Feh­lern, dem Nil­hoch­was­ser und schlie­ß­lich den Schwer­tern der Mus­li­me zum Op­fer fie­len.  

Noch ein wei­te­res Mal lie­ßen sich die Be­woh­ner des Nie­der­rheins in mess­ba­ren Di­men­sio­nen für ei­nen Kreuz­zug ge­win­nen. Der in den Jah­ren 1227-1229 fol­gen­de Kreuz­zug Fried­richs II. war dann aber auch der letz­te, der am Nie­der­rhein zu­min­dest ei­ni­ge we­ni­ge Gro­ße mo­bi­li­sie­ren konn­te.[41] Papst Ho­no­ri­us III. (Pon­ti­fi­kat 1216-1227) hat­te Kon­rad von Urach (ge­stor­ben 1227), Kar­di­nal­bi­schof von Por­to und San­ta Ru­fi­na, in das Reich und dort auch nach Köln be­or­dert, um sei­nem Auf­ruf Nach­druck zu ver­lei­hen. Die Pre­digt über­nahm er­neut un­ter an­de­ren Oli­ver von Köln, al­ler­dings konn­te er an sei­ne Er­fol­ge aus den letz­ten Jah­ren nicht mehr an­knüp­fen. An der Spit­ze der Kreuz­fah­rer aus der hier un­ter­such­ten Re­gi­on be­fand sich Hein­rich IV. von Lim­burg (Re­gie­rungs­zeit als Her­zog von Lim­burg 1221-1246), der nach dem Tod Erz­bi­schof En­gel­berts von Köln im Jahr 1225 auch Graf von Berg ge­wor­den war. Er ge­hör­te ei­nem Vor­aus­kom­man­do des Kreuz­zu­ges an, be­feh­lig­te ei­nen Teil der kai­ser­li­chen Trup­pen im Hei­li­gen Land und war im Sep­tem­ber 1228 be­reits wie­der zu Hau­se. Die Kreuz­nah­me Hein­richs von Lim­burg er­scheint des­halb in ei­nem be­son­de­ren Licht, weil er wahr­schein­lich in­di­rekt an der Tö­tung Erz­bi­schof En­gel­berts von Berg 1225 be­tei­ligt ge­we­sen war, so­dass sei­ne Kreuz­nah­me ge­ge­be­nen­falls pri­mär als per­sön­li­che Bu­ß­leis­tung für sehr kon­kre­tes sünd­haf­tes Ver­hal­ten ge­se­hen wer­den kann.[42] Kurz vor 1227 war mög­li­cher­wei­se auch Graf Flo­rens von Lyn­den nach den hei­li­gen Stät­ten ge­pil­gert; ob er sich dem Kreuz­zug an­ge­schlos­sen hat, ist un­si­cher.

Die Be­tei­li­gung vom Nie­der­rhein an die­sem Kreuz­zug war al­so vor­han­den, fiel aber ins­ge­samt ge­ring aus. Ein Grund für die­sen Be­fund war ge­wiss die nur kur­ze Zeit, die seit dem fünf­ten Kreuz­zug ver­gan­gen war. Ein an­de­rer Grund mag auch in der po­li­ti­schen Si­tua­ti­on am Nie­der­rhein ge­se­hen wer­den, die durch den ge­walt­sa­men Tod Erz­bi­schof En­gel­berts ge­hö­rig er­schüt­tert wor­den war. Gleich zwei Re­gie­rungs­wech­sel stan­den an: Zum ei­nen die Suk­zes­si­on auf dem Köl­ner Erz­bi­schofs­stuhl, und zum an­de­ren die Nach­fol­ge in der Graf­schaft Berg und den da­mit ver­bun­de­nen Rech­ten, die En­gel­bert nach dem Tod sei­nes Bru­ders Adolf auf dem fünf­ten Kreuz­zug 1218 an sich ge­ris­sen hat­te.[43] Wenn­gleich mit Hein­rich von Müllen­ark und Hein­rich IV. von Lim­burg durch Wahl be­zie­hungs­wei­se Erb­gang schnell Nach­fol­ger in den va­kan­ten Po­si­tio­nen ge­fun­den wa­ren, galt es für die Gro­ßen die­ser Re­gi­on, die ver­än­der­te Si­tua­ti­on po­li­tisch um­zu­set­zen – Lehns­ver­hält­nis­se muss­ten er­neu­ert, Bünd­nis­se aufs Neue ge­schlos­sen wer­den. Zu­sätz­lich war die Ver­fol­gung und Be­stra­fung der am Tod des Me­tro­po­li­ten Schul­di­gen an­zu­ge­hen. Das Ur­teil ge­gen die Übel­tä­ter wur­de schlie­ß­lich im Herbst 1226 voll­streckt. Die 1225 plötz­lich ein­ge­tre­te­ne um­fas­sen­de Um­wäl­zung der po­li­ti­schen Land­schaft in der Kir­chen­pro­vinz Köln wird sich si­cher ne­ga­tiv auf die Be­tei­li­gung am Kreuz­zug Fried­richs II. aus­ge­wirkt ha­ben.

Mit dem Kreuz­zug Fried­richs ver­ebb­te die Be­reit­schaft der Be­woh­ner des Nie­der­rheins, auf brei­te­rer Front be­waff­net nach Pa­läs­ti­na zu zie­hen, wenn­gleich ver­ein­zel­te Nach­rich­ten dar­auf hin­wei­sen, dass die Kreuz­zü­ge im­mer noch ih­ren Platz in der Ge­sell­schaft hat­ten: Im Jahr 1250 fin­den sich bei­spiels­wei­se ei­ni­ge Rhein­län­der an Bord der St. Vic­tor, ei­nem Schiff, das Lud­wig dem Hei­li­gen – Lud­wig IX. von Frank­reich (Re­gie­rungs­zeit 1226-1270) – nach Da­miet­te folg­te.[44] Bis auf solch ver­ein­zel­te Nach­rich­ten schwei­gen die Quel­len zu Kreuz­fah­rern vom Nie­der­rhein.

8. Die Rückwirkungen der Kreuzzugsbewegung am Niederrhein

Nun be­schränkt sich die Ge­schich­te der Kreuz­zü­ge nicht al­lein auf die Rei­sen nach den und das Strei­ten für die hei­li­gen Stät­ten in Pa­läs­ti­na. Die Kreuz­fah­rer ent­stamm­ten re­gio­na­len Zu­sam­men­hän­gen, und auf die­se wirk­ten die Kreuz­zü­ge auch zu­rück. Ich möch­te die­sen Be­fund an­hand von vier Bei­spie­len in al­ler Kür­ze ver­deut­li­chen, näm­lich den Kreuz­zugs­vor­be­rei­tun­gen, den Ju­den­po­gro­men, den dy­nas­ti­schen Fol­gen der Kreuz­zü­ge und schlie­ß­lich der Ver­än­de­rung der spi­ri­tu­el­len Land­schaft am Nie­der­rhein.

Figuren von Friedrich II. (links) und Innocenz III. (rechts) am Kölner Rathausturm. (© Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0)

 

Die Teil­nah­me an ei­nem Kreuz­zug woll­te gut vor­be­rei­tet sein. Ein der­ar­ti­ges Un­ter­fan­gen war ei­ne kost­spie­li­ge An­ge­le­gen­heit, be­son­ders für den Adel. Alan Mur­ray hat er­rech­net, dass ein Rit­ter, woll­te er stan­des­ge­mäß rei­sen, et­wa 40 Mark Sil­ber an Kos­ten kal­ku­lie­ren muss­te.[45] Die­ser Be­trag er­scheint ge­ring, al­ler­dings muss man ihn in ei­nen ver­glei­chen­den Kon­text stel­len. Zwei Bei­spie­le aus der Re­gi­on: Wir wis­sen aus den Gü­te­r­er­werbs­lis­ten des Köl­ner Erz­bi­schofs Phil­ipp von Heins­berg, dass die­ser für 40 Mark Sil­ber und ei­ne jähr­li­che Ren­te von 4 Mark Burg und Hof An­ger­mund (heu­te Stadt Düs­sel­dorf) so­wie für 60 Mark die Burg und den kom­plet­ten Ei­gen­be­sitz der Her­ren von Rhe­ydt (heu­te Stadt Mön­chen­glad­bach) kau­fen konn­te.[46] Für ei­nen durch­schnitt­li­chen Rit­ter wa­ren das enor­me Be­trä­ge, die die Exis­tenz als ei­gen­stän­di­ge Her­ren be­droh­ten. An­ge­hö­ri­ge des hö­he­ren Adels, bei­spiels­wei­se Gra­fen, muss­ten min­des­tens das Zehn­fa­che in­ves­tie­ren, woll­ten sie den Kreuz­zug in ei­nem ih­rem Rang an­ge­mes­se­nen Rah­men be­strei­ten. Dar­aus folgt, dass wirt­schaft­li­che Mo­ti­ve für den Zug nach Pa­läs­ti­na von eher nach­ge­ord­ne­ter Be­deu­tung wa­ren. Statt­des­sen muss­ten häu­fig Kre­di­te auf­ge­nom­men wer­den, um die Kos­ten des Kreuz­zugs zu de­cken. Gott­fried von Bouil­lon (1060-1100), der spä­te­re Herr­scher über Je­ru­sa­lem, ver­kauf­te ent­ge­gen an­ders­lau­ten­der Mei­nung sei­nen hei­mat­li­chen Be­sitz im Vor­feld des Kreuz­zugs nicht, son­dern ver­pfän­de­te ihn an den Bi­schof von Lüt­tich, um ihn nach sei­ner Rück­kehr wie­der aus­zu­lö­sen.[47] Graf Adolf III. von Berg lieh sich von den Zis­ter­zi­en­sern der Ab­tei Al­ten­berg ei­ne Sum­me von 100 Mark, die ihm zur De­ckung sei­ner Kreuz­zugs­kos­ten fehl­ten. Als Si­cher­heit gab er ih­nen sei­nen Hof bei Mehr­heim (heu­te Stadt Köln) zu Pfand.[48] Da vie­le Kreuz­fah­rer wäh­rend des Un­ter­neh­mens ver­star­ben, im Hei­li­gen Land blie­ben oder aber nach ge­glück­ter Heim­kehr als Dank für die Ge­be­te der Mön­che die ge­ge­be­nen Pfän­der end­gül­tig den Kre­dit­ge­bern schenk­ten, ver­schob sich die Be­sitz­ver­hält­nis­se im Rah­men der Kreuz­zü­ge zu­guns­ten geist­li­cher In­sti­tu­te: Klös­tern, Kir­chen, Dom­ka­pi­teln. Ein we­sent­li­cher Grund ist si­cher dar­in zu se­hen, dass die­se Ein­rich­tun­gen am ehes­ten in der La­ge wa­ren, zü­gig fi­nan­zi­el­le Mit­tel zu Ver­fü­gung zu stel­len. Ein an­de­rer Grund be­stand in dem Wunsch vie­ler Kreuz­fah­rer, sich vor dem Auf­bruch der Für­bit­ten der Re­li­gio­sen zu ver­si­chern, die auf die­sem We­ge zum Er­folg des Un­ter­neh­mens oder we­nigs­tens zu ei­ner glück­li­chen Heim­kehr des Kreuz­fah­rers bei­tra­gen soll­ten. Auch die­se häu­fig mit den Pfand­ge­schäf­ten ver­bun­de­ne „spi­ri­tu­el­le Ver­si­che­run­g“ lie­ßen sich die Kreuz­fah­rer ei­ni­ges kos­ten. Auf die­se Art ge­stal­te­te die Kreuz­zugs­be­we­gung die hei­mat­li­chen Ge­fil­de be­sitz­recht­lich um, oh­ne dass die Kreuz­fah­rer ih­re Hei­mat auch nur ver­las­sen hat­ten.

Wie be­reits ge­sagt, fan­den sich im Vor­feld des ers­ten Kreuz­zugs zahl­rei­che Men­schen um wirk­mäch­ti­ge Pre­di­ger zu­sam­men, die die­se Kon­tin­gen­te nach Pa­läs­ti­na zu füh­ren ge­dach­ten. Nicht al­le die­ser recht un­dis­zi­pli­nier­ten Hau­fen er­reich­ten auch nur die Reichs­gren­zen. Wäh­rend die Grup­pen um Pe­ter den Ein­sied­ler und Gott­schalk rhein­auf­wärts zo­gen und sich dann tat­säch­lich gen Os­ten auf­mach­ten, schlug ein Kon­tin­gent un­ter der Füh­rung Graf Emi­chos von Flon­heim (nach 1050-frü­hes 12. Jahr­hun­dert) ei­nen an­de­ren Weg ein. Die­se Kreuz­fah­rer be­schlos­sen, dass mit dem Kampf ge­gen die „Fein­de Chris­ti“ gleich vor Ort be­gon­nen wer­den müs­se. So rich­te­ten sie ih­ren Zorn ge­gen die jü­di­schen Ge­mein­den ent­lang des Rheins, wo­bei sie re­gel­rech­te Mas­sa­ker ver­üb­ten. Die Ge­mein­den in Köln, Neuss, We­ve­ling­ho­ven, El­ler (heu­te Stadt Düs­sel­dorf) oder El­len (heu­te Stadt Dü­ren) zahl­ten ei­nen ho­hen Blut­zoll, der in Ein­zel­fäl­len zur völ­li­gen Ver­nich­tung der Ge­mein­den füh­ren konn­te.[49] Auch die jü­di­sche Ge­mein­de in Xan­ten blieb nicht ver­schont. Die Xan­te­ner Ju­den tra­fen, so­bald sie von Flücht­lin­gen aus Köln über die Po­gro­me er­fah­ren hat­ten, ei­ne fol­gen­schwe­re Ent­schei­dung: Um der Zwangs­tau­fe – in den he­bräi­schen Be­rich­ten über die Mas­sa­ker „Ver­stän­ke­run­g“ ge­nannt – oder dem Tod durch die in ih­ren Au­gen un­rei­nen Hän­de der Chris­ten zu ent­ge­hen, schlach­te­ten sie in Re­mi­nis­zenz an das Tem­pelop­fer ein­an­der ri­tu­ell. Die­se Pra­xis, bei der we­der der Bru­der den Bru­der, die Mut­ter das Kind, der Ehe­mann sei­ne Gat­tin ver­schon­te, be­zeich­ne­ten sie als kid­dush has­hem, als Hei­li­gung des gött­li­chen Na­mens. Die jü­di­sche Ge­mein­de Xan­tens muss nach den Ver­fol­gun­gen kurz vor ih­rer Ver­nich­tung ge­stan­den ha­ben, doch wei­sen Nach­rich­ten auf ei­ne Be­stat­tung der Op­fer dar­auf hin, dass zu­min­dest ei­ni­ge we­ni­ge Ju­den über­lebt ha­ben müs­sen. 100 Jah­re spä­ter hat­te sich die hie­si­ge jü­di­sche Ge­mein­de der­art er­holt, dass nun so­gar aus­wär­ti­ge Ju­den hier bei­ge­setzt wur­den – die­se Pra­xis ist bis da­hin vor­nehm­lich für Köln be­legt, das Zen­trum des nie­der­rhei­ni­schen Ju­den­tums.[50] Glück­li­cher­wei­se be­deu­te­ten die Ge­walt­ex­zes­se der frü­hen Kreuz­fah­rer nicht das En­de jü­di­schen Le­bens in Xan­ten, ei­ne his­to­ri­sche Zä­sur stell­ten die blu­ti­gen Po­gro­me am Nie­der­rhein al­ler­dings in je­dem Fall dar, han­del­te es sich bei ih­nen doch um die ers­ten or­ga­ni­sier­ten an­ti­jü­di­schen Po­gro­me im Mit­tel­al­ter. Erst in den Jah­ren der gro­ßen Pest 1348-1351 fin­den sich in ih­rem Aus­maß ver­gleich­ba­re ge­walt­sa­me Aus­brü­che ei­nes kol­lek­ti­ven Ju­den­has­ses.

Zu den dy­nas­ti­schen Fol­gen: Die Teil­neh­mer des ers­ten Kreuz­zugs lie­ßen sich in dem Mo­ment, als sie die hei­mat­li­chen Ge­fil­de ver­lie­ßen, in der über­wie­gen­den Mehr­heit auf ein un­be­kann­tes Aben­teu­er ein. An­ders ver­hielt es sich mit den Kreuz­fah­rern, die sich an den spä­te­ren Kreuz­zü­gen be­tei­lig­ten; je­ne konn­ten häu­fig auf ei­ne Fa­mi­li­en­tra­di­ti­on Be­zug neh­men: Hat­te ein äl­te­rer Ver­wand­ter be­reits zu ei­ner frü­he­ren Ge­le­gen­heit das Kreuz ge­nom­men, woll­te die jün­ge­re Ge­ne­ra­ti­on nicht hin­ter die­sem geist­li­chen Ver­dienst zu­rück­ste­hen.[51] Der Kreuz­zug ge­ne­rier­te näm­lich nicht nur per­sön­li­chen geist­li­chen Lohn in Form des Ab­las­ses, son­dern schuf, um ei­nen Be­griff Pier­re Bour­dieus zu ver­wen­den, sym­bo­li­sches Ka­pi­tal: Die Teil­nah­me an ei­nem Kreuz­zug er­höh­te das An­se­hen des Kreuz­fah­rers be­trächt­lich, konn­te er doch für sich be­haup­ten, sei­ne ei­ge­ne kör­per­li­che Exis­tenz für den Herrn Je­sus Chris­tus und für sei­ne Mit­chris­ten ein­ge­setzt zu ha­ben. Mehr Dienst an Gott und der chris­tia­ni­tas war für ei­nen welt­li­chen Ade­li­gen kaum mög­lich. Auf die­se Wei­se be­grün­de­ten sich häu­fig Tra­di­tio­nen, die die Kreuz­zugs­teil­nah­me in auf­ein­an­der­fol­gen­den Fa­mi­li­en­ge­ne­ra­tio­nen wahr­schein­lich mach­ten. Als Bei­spiel aus dem his­to­ri­schen Raum des Nie­der­rheins sol­len hier die Gra­fen von Berg die­nen, die schwer­punkt­mä­ßig rechts­rhei­nisch zwi­schen Sieg und Ruhr be­gü­tert wa­ren, aber auch am heu­ti­gen Nie­der­rhein über Be­sitz ver­füg­ten.[52] Der ers­te Ber­ger, der an ei­nem Kreuz­zug teil­nahm, war Adolf, äl­tes­ter Sohn sei­nes gleich­na­mi­gen Va­ters Adolf II. von Berg. Der jün­ge­re Adolf (vor 1123-1148) nahm im Ge­fol­ge Kö­nig Kon­rads am zwei­ten Kreuz­zug teil, über­leb­te so­gar das Fi­as­ko von Do­ry­läum, nur um dann vor den To­ren der sy­ri­schen Me­tro­po­le Da­mas­kus er­schla­gen zu wer­den, „wäh­rend er un­ab­läs­sig auf sei­ne Fein­de ein­hie­b“[53], wie die Köl­ner Kö­nig­schro­nik zu be­rich­ten weiß. Durch sei­nen Tod än­der­te sich die Erb­fol­ge der Ber­ger er­heb­lich. Als um 1160 Adolf II. von Berg sei­ne Graf­schaft teil­te und sich von den Re­gie­rungs­ge­schäf­ten zu­rück­zog, er­hielt nun sein nächst­ge­bo­re­ner Sohn Ever­hard die west­fä­li­schen Tei­le sei­ner Graf­schaft, wäh­rend sein Sohn En­gel­bert den rhei­ni­schen Teil der Graf­schaft er­hielt. Aus den Nach­fah­ren Ever­hards er­wuch­sen spä­ter die Gra­fen von der Mark, wäh­rend En­gel­bert die ei­gent­li­che ber­gi­sche Haupt­li­nie wei­ter­führ­te. En­gel­bert woll­te dem geist­li­chen Ver­dienst sei­nes äl­te­ren Bru­ders nicht nach­ste­hen und nahm selbst am drit­ten Kreuz­zug teil, doch auch ihn er­eil­te wäh­rend des Zugs nach Je­ru­sa­lem der Tod. En­gel­berts Söh­ne wie­der­um, sein Nach­fol­ger Adolf III. von Berg un­d En­gel­bert, der spä­ter Erz­bi­schof von Köln wer­den soll­te, ei­fer­ten ih­ren äl­te­ren Ver­wand­ten nach und zo­gen 1211 im Rah­men des Al­bi­genser­kreuz­zugs, der sich ge­gen die ket­ze­ri­schen Ka­tha­rer rich­te­te, zu­nächst ge­mein­sam nach Süd­frank­reich. We­ni­ge Jah­re spä­ter mach­te sich Adolf III. auf nach Ägyp­ten, um dort für die Sa­che des fünf­ten Kreuz­zugs zu kämp­fen. Im Jahr 1218 er­eil­te auch ihn im Dienst für den Herrn der Tod. Da Adolf bis zu die­sem Zeit­punkt kei­ne männ­li­chen Nach­kom­men ge­zeugt hat­te, ging die Graf­schaft Berg nach dem Tod sei­nes Bru­ders, der sich die Graf­schaft (wi­der­recht­lich) an­ge­eig­net hat­te und 1225 er­mor­det wor­den war[54], an Hein­rich von Lim­burg, der mit der Erb­toch­ter Adolfs III. ver­hei­ra­tet war. Da­mit war die äl­te­re Li­nie der Gra­fen von Berg im Man­nes­stamm aus­ge­stor­ben. So ver­dienst­voll der Tod auf dem Kreuz­zug in Hin­blick auf das per­sön­li­che See­len­heil der Teil­neh­mer auch ge­we­sen sein mag, so ka­ta­stro­phal wirk­te er sich auf den Fort­be­stand der ber­gi­schen Dy­nas­tie aus: ein Er­be und zwei am­tie­ren­de Gra­fen lie­ßen ihr Le­ben auf dem Kreuz­zug, und die dy­nas­ti­schen Er­schüt­te­run­gen, die das kreuz­zugs­be­ding­te Aus­ster­ben der äl­te­ren Ber­ger für die Re­gi­on be­deu­te­te, wirk­ten bis zur Schlacht bei Worrin­gen im Jahr 1288 nach.

Schlie­ß­lich be­wirk­te die Kreuz­zugs­be­we­gung in ei­nem wei­te­ren Be­reich Ver­än­de­run­gen von er­heb­li­chem Aus­maß, näm­lich im Be­reich der Or­dens­land­schaft des Nie­der­rheins. Die Nie­der­rhein­re­gi­on war im 12. Jahr­hun­dert weit­ge­hend do­mi­niert von Be­ne­dik­ti­ner­nie­der­las­sun­gen, re­gu­lier­ten und un­re­gu­lier­ten Stif­ten be­zie­hungs­wei­se de­ren weib­li­chen Pen­dants so­wie ei­ni­gen we­ni­gen Zis­ter­zen. Die­se geist­li­chen In­sti­tu­te spiel­ten ei­ne we­sent­li­che Rol­le bei der Fi­nan­zie­rung der Kreuz­zü­ge, konn­ten doch al­lein sie in re­la­tiv kur­zer Zeit er­heb­li­che Men­gen Fi­nanz­mit­tel für die teu­ren Un­ter­neh­mun­gen be­reit­stel­len. Zu­rück­keh­ren­de Kreuz­fah­rer oder sol­che, die im An­ge­sicht ih­res To­des ih­ren letz­ten Wil­len auf dem Kreuz­zug dik­tier­ten, be­schenk­ten je­doch nicht mehr aus­schlie­ß­lich je­ne re­li­giö­sen Ge­mein­schaf­ten, die sie vor ih­rem Auf­bruch be­dacht hat­ten. Sie wa­ren im Hei­li­gen Land in Kon­takt mit neu­en Fröm­mig­keits­for­men ge­ra­ten, al­len vor­an mit den geist­li­chen Rit­ter­or­den. Temp­ler, Jo­han­ni­ter und Deut­scher Or­den – um nur die grö­ß­ten die­ser Or­dens­fa­mi­lie zu nen­nen – wa­ren in der Fol­ge der Kreuz­zü­ge in Pa­läs­ti­na ent­stan­den und wa­ren ech­te Kin­der des Hei­li­gen Lan­des. Sie ver­ban­den in un­ter­schied­li­cher Ge­wich­tung die zu­nächst un­ver­ein­bar er­schei­nen­den Idea­le des Rit­ters und des Mönchs be­zie­hungs­wei­se Ka­no­ni­kers, doch lag ge­nau dar­in ih­re At­trak­ti­vi­tät für den kreuz­zugs­af­fi­nen, from­men Adel des Hoch­mit­tel­al­ters. 1153, vier Jah­re nach dem Schei­tern des zwei­ten Kreuz­zugs, wur­de die Duis­bur­ger Ma­ri­en­kir­che ge­weiht, die un­ter Füh­rung der Jo­han­ni­ter er­rich­tet wor­den war.[55] Dort ent­stand die ers­te Jo­han­ni­ter­nie­der­las­sung im Reich. Viel be­deut­sa­mer für die Um­ge­stal­tung der Or­dens­land­schaft am Nie­der­rhein war aber die letz­te ur­kund­lich be­zeug­te Hand­lung des be­reits er­wähn­ten Adolf III., Graf von Berg. Im Jahr 1218 schenk­te er für das Heil sei­ner See­le und der sei­ner Vor­fah­ren dem jun­gen Deut­schen Or­den ei­nen Hof­kom­plex bei Die­ren, heu­te Orts­teil der Ge­mein­de Rhe­den in der nie­der­län­di­schen Pro­vinz Gel­der­land.[56] Die­se Schen­kung ist aus zwei Grün­den von be­son­de­rer Re­le­vanz: Zum ei­nen brach­te sie den bis­her vor­nehm­lich in Süd­deutsch­land be­gü­ter­ten Deut­schen Or­den an den Nie­der­rhein, wo er in den fol­gen­den Jahr­zehn­ten zahl­rei­che Gü­ter er­wer­ben konn­te und zu ei­nem wich­ti­gen Fak­tor in­ner­halb der re­li­giö­sen Land­schaft wer­den konn­te. Zum an­de­ren ist fest­zu­stel­len, dass der ber­gi­sche Graf in Ägyp­ten et­was ver­schenk­te, das ihm gar nicht ge­hör­te. Die­ren war ein Reichs­le­hen, ge­hör­te al­so for­mal dem Kö­nig. Fried­rich II. sah sich im Fol­ge­jahr al­ler­dings ge­nö­tigt, in die­sem Fall sei­ne Fröm­mig­keit zu de­mons­trie­ren und be­stä­tig­te die Schen­kung Adolfs, ja er ging so­gar dar­über hin­aus, in­dem er die grund­sätz­li­che Er­laub­nis er­teil­te, Reichs­le­hen an den deut­schen Or­den zu ver­schen­ken.[57] Die­se Ur­kun­de wirk­te für den Adel wie ein Si­gnal, und der Graf von Jü­lich, der Graf von Loon und an­de­re Gro­ße be­schenk­ten in der Fol­ge den Deut­schen Or­den reich­lich.[58] Auf­fäl­lig ist da­bei, dass die meis­ten der Schen­ken­den in den Jah­ren zu­vor als Kreuz­fah­rer be­legt sind. Auf die­se Wei­se ge­stal­te­ten die Teil­neh­mer der Kreuz­zü­ge die spi­ri­tu­el­le Land­schaft des Nie­der­rheins um, und ei­ne neue Fröm­mig­keits­form, näm­lich die der pa­läs­ti­nen­si­schen Rit­ter­or­den, be­rei­cher­te fort­an die hie­si­ge Or­dens­welt.

Be­woh­ner der his­to­ri­schen Land­schaft des Nie­der­rheins – Gro­ße wie Ge­wöhn­li­che – las­sen sich auf fast al­len Kreuz­zü­gen des ho­hen Mit­tel­al­ters bis in die 1230er Jah­re nach­wei­sen, wo­bei der drit­te und der fünf­te Kreuz­zug be­son­ders zahl­rei­che Teil­neh­mer die­ser Re­gi­on ak­ti­vie­ren konn­te. Da­bei las­sen sich im Vor­feld der Kreuz­zü­ge häu­fig spe­zi­fi­sche po­li­ti­sche Zu­sam­men­hän­ge iden­ti­fi­zie­ren, die ei­ne Be­tei­li­gung ent­we­der för­dern oder hem­men konn­ten. Re­gio­na­le Re­la­tio­nen üb­ten al­so er­heb­li­chen Ein­fluss auf die Be­reit­schaft der Be­woh­ner des Nie­der­rheins aus, die hei­mi­schen Ge­fil­de für die zwar ver­dienst­vol­le, aber auch äu­ßerst ge­fähr­li­che Rei­se nach Pa­läs­ti­na zu ver­las­sen. Da­bei be­ein­fluss­ten die­se Zu­sam­men­hän­ge nicht nur die Kreuz­zugs­be­we­gung, son­dern die­se wirk­te auch auf die nie­der­rhei­ni­sche Ge­sell­schaft zu­rück, sei es in den Be­sitz­ver­hält­nis­sen, der aku­ten Be­dro­hung jü­di­schen Le­bens, der Be­ein­flus­sung dy­nas­ti­scher Kon­stel­la­tio­nen oder der nach­hal­ti­gen Ver­än­de­rung der Fröm­mig­keit am Nie­der­rhein.

Quellen

Kur­siv = Kurz­zi­tier­wei­se

Al­be­ri­ci Aquen­sis His­to­ria Ie­ro­soli­mita­na, ed. Su­san B. Ed­ging­ton, Ox­ford 2007, S. 2-4.

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Kupferstich mit einer Abbildung von Gottfried von Bouillon. (Herzog Anton Ulrich Museum/CC BY-NC-ND 4.0)

 
Anmerkungen
Zitationshinweis

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Berner, Alexander, Die Kreuzzugsbewegung am Niederrhein 1096 - um 1230, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Epochen-und-Themen/Themen/die-kreuzzugsbewegung-am-niederrhein-1096---um-1230/DE-2086/lido/613f39b5a3e262.21920921 (abgerufen am 28.03.2024)