Die Organisation der kriegswirtschaftlichen Sonderverwaltungen und der Reichsverteidigung im Rheinland (1936/1939 bis 1945)

Joachim Lilla (Krefeld)

Bezirksregierung Düsseldorf, ehemals Sitz mehrerer Sonderverwaltungen, 2010, Foto: Wiegels.

1. Wehrkreise und (Wehr-)Wirtschaftsbezirke

Ab 1936 wur­de im Deut­schen Reich flä­chen­de­ckend ei­ne über­wie­gend ge­hei­me Or­ga­ni­sa­ti­on auf­ge­baut, die der Si­cher­stel­lung be­stimm­ter Ver­kehrs- und Wirt­schafts­leis­tun­gen im Kriegs­fall die­nen soll­te. Die­se Or­ga­ni­sa­ti­on er­streck­te sich auch auf die Rhein­pro­vinz, nach­dem durch die Re­mi­li­ta­ri­sie­rung der Rhein­lan­de Rück­sich­ten auf das Aus­land nicht mehr ge­nom­men zu wer­den brauch­ten. Räum­li­che Grund­la­ge die­ser (kriegs­wirt­schaft­li­chen) Son­der­ver­wal­tun­gen wa­ren zu­nächst die Wehr­krei­se (be­zie­hungs­wei­se die die­sen ganz oder teil­wei­se ent­spre­chen­den Wehr­wirt­schafts­be­zir­ke), die im Hin­blick auf die Rhein­pro­vinz (hier der Stand Au­gust 1939) fol­gen­den Zu­schnitt hat­ten (die rhei­ni­schen Ge­bie­te sind in der fol­gen­den Über­sicht kur­si­viert):

Wehr­kreis VI (Sitz Müns­ter/Westf.) mit den Wehr­er­satz­be­zir­ken Müns­ter, Dort­mund, Düs­sel­dorfKöln

Pro­vinz West­fa­len (je­doch oh­ne die Land­krei­se Sie­gen und Witt­gen­stein), Re­gie­rungs­be­zir­ke Aa­chen, Düs­sel­dorfKöln, Os­na­brück, und das Land Lip­pe; der rhei­ni­sche Teil des Wehr­krei­ses bil­de­te den Wehr­wirt­schafts­be­zirk VIb

Wehr­kreis XII (Sitz Wies­ba­den) mit den Wehr­er­satz­be­zir­ken Ko­blenz und Mann­heim

Re­gie­rungs­be­zir­ke Ko­blenz, Trier, Wies­ba­den (oh­ne Frank­furt am Main, Wetz­lar, Dill­kreis, Krei­se Bie­den­kopf und Usin­gen, Ober­tau­nus­kreis), Land Hes­sen (Pro­vinz Star­ken­burg, oh­ne Krei­se Of­fen­bach, Die­burg und Er­bach); Land Bay­ern (nur Re­gie­rungs­be­zirk Spey­er); Saar­land; Land Ba­den (nur vom Lan­des­kom­mis­sär­be­zirk Mann­heim die Krei­se Mann­heim, Hei­del­berg, Mos­bach und Sins­heim); ab Ok­to­ber 1941 auch die ei­nem Chef der Zi­vil­ver­wal­tung un­ter­stell­ten Ge­bie­te Loth­rin­gen und Lu­xem­burg

Ge­schäfts­füh­ren­de Be­hör­den der wehr­wirt­schaft­li­chen Son­der­ver­wal­tun­gen wa­ren zu­nächst im Grund­satz der Re­gie­rungs­prä­si­dent in Düs­sel­dorf für den Wehr­wirt­schafts­be­zirk VI b und der Re­gie­rungs­prä­si­dent in Wies­ba­den für den Wehr­wirt­schafts­be­zirk XII.

Ei­ne grund­le­gen­de Ver­än­de­rung der ört­li­chen Zu­stän­dig­kei­ten der Be­hör­den der Kriegs­wirt­schafts­ver­wal­tung er­folg­te mit Wir­kung vom 1.12.1942 durch die Ver­ord­nung über die Reichs­ver­tei­di­gungs­kom­mis­sa­re und die Ver­ein­heit­li­chung der Wirt­schafts­ver­wal­tung vom 17.11.1942 (RGBl. 1942 I, S. 649). Hier­durch wur­den die Gren­zen der Reichs­ver­tei­di­gungs­be­zir­ke und der Wirt­schafts­be­zir­ke neu ge­schnit­ten. Grund­la­ge des neu­en Zu­schnitts wa­ren fort­an die NS­DAP-Gaue. Für die Rhein­pro­vinz er­ga­ben sich fol­gen­de Wirt­schafts­be­zir­ke:

Wirt­schafts­be­zirk Nie­der­rhein [NS­DAP-Gaue Düs­sel­dorf un­d Es­sen]

Ge­biet­s­um­fang: Re­gie­rungs­be­zirk Düs­sel­dorf

Ge­schäfts­füh­ren­de Be­hör­de der Wirt­schafts­ver­wal­tung usw.: Der Re­gie­rungs­prä­si­dent in Düs­sel­dorf

Wirt­schafts­be­zirk Köln-Aa­chen [NS­DAP-Gau Köln-Aa­chen]

Ge­biet­s­um­fang: Re­gie­rungs­be­zir­ke Köln und Aa­chen

Ge­schäfts­füh­ren­de Be­hör­de der Wirt­schafts­ver­wal­tung usw.: Der Re­gie­rungs­prä­si­dent in Köln 

Wirt­schafts­be­zirk Mo­sel­land [NS­DAP-Gau Mo­sel­land]

Ge­biet­s­um­fang: Re­gie­rungs­be­zir­ke Ko­blenz und Trier

Ge­schäfts­füh­ren­de Be­hör­de der Wirt­schafts­ver­wal­tung usw.: Der Re­gie­rungs­prä­si­dent in Ko­blen­z 

Wirt­schafts­be­zirk West­mark [NS­DAP-Gau West­mark]

Ge­biet­s­um­fang: West­mark

Ge­schäfts­füh­ren­de Be­hör­de der Wirt­schafts­ver­wal­tung usw.: Der Reichs­statt­hal­ter in der West­mark, Saar­brü­cken

Die Mehr­zahl der Son­der­be­hör­den hat­te über das Kriegs­en­de 1945 hin­aus Be­stand. So ent­wi­ckel­te sich aus der Or­ga­ni­sa­ti­on der Be­voll­mäch­tig­ten für den Nah­ver­kehr (Nbv) die staat­li­che, spä­ter teils kom­mu­na­le Stra­ßen­ver­kehrs­ver­wal­tung, Wirt­schafts- und Er­näh­rungs­äm­ter wur­den wei­ter­hin be­nö­tigt, um den Man­gel der Nach­kriegs­jah­re zu ver­wal­ten.

2. Bevollmächtigte für den Nahverkehr (Nbv)

Die ers­te (al­ler­dings mit gro­ßer Ge­heim­hal­tung) in­sti­tu­tio­na­li­sier­te Son­der­ver­wal­tung war die der Be­voll­mäch­tig­ten für den Nah­ver­kehr. Zum 1.10.1936 wur­den durch den Reichs- und Preu­ßi­schen Mi­nis­ter des In­nern und den Reichs- und Preu­ßi­schen Ver­kehrs­mi­nis­ter bei be­stimm­ten Mit­tel­be­hör­den in je­dem Wehr­kreis, im Re­gel­fall bei den am Sitz des Wehr­kreis­ver­wal­tung an­säs­si­gen Ober- oder Re­gie­rungs­prä­si­den­ten oder Zen­tral­be­hör­den der Län­der, ein Be­voll­mäch­tig­ter für den Nah­ver­kehr (Nbv) ein­ge­setzt. Die­sen –  zu­nächst auch als „Au­ßen­stel­len des Reichs- und Preu­ßi­schen Ver­kehrs­mi­nis­ter­s“ be­zeich­net – ob­lag un­ter an­de­rem „im Ernst­fal­l“ (al­so Kri­sen- be­zie­hungs­wei­se Kriegs­fall) „die ein­heit­li­che Len­kung der noch vor­han­de­nen Stra­ßen­ver­kehrs­mit­tel“. Da die Nbv (auch) als Mo­bil­ma­chungs­stel­len fun­gier­ten, un­ter­lag ih­re Ein­rich­tung und Or­ga­ni­sa­ti­on strik­ter Ge­heim­hal­tung, die bis heu­te der Er­for­schung der Nbv-Or­ga­ni­sa­ti­on nicht för­der­lich ist. Nach­ge­ord­ne­te Be­hör­den in den Stadt- und Land­krei­sen wa­ren die bei den Ober­bür­ger­meis­tern be­zie­hungs­wei­se Land­rä­ten suk­zes­si­ve ein­ge­setz­ten Fahr­be­reit­schafts­lei­ter. Für die Rhein­pro­vinz zu­stän­dig wa­ren die Nbv bei den Re­gie­rungs­prä­si­den­ten in Düs­sel­dorf und Wies­ba­den.

Der beim Re­gie­rungs­prä­si­den­ten Düs­sel­dorf ein­ge­setz­te Nbv Düs­sel­dorf war zwi­schen 1936 und 1943 für die Re­gie­rungs­be­zir­ke Aa­chen, Düs­sel­dorf, Köln, den Land­kreis Reck­ling­hau­sen und die Stadt­krei­se Reck­ling­hau­sen, Bot­trop, Glad­beck und Gel­sen­kir­chen aus dem Re­gie­rungs­be­zirk Müns­ter, die Land­krei­se Un­na, Iser­lohn, Ol­pe, Al­te­na, den En­ne­pe-Ruhr-Kreis, die Stadt­krei­se Hamm, Lü­nen, Dort­mund, Iser­lohn, Lü­den­scheid, Bo­chum, Wat­ten­scheid, Wit­ten, Her­ne, Cas­trop-Rau­xel, Wan­ne-Ei­ckel und Ha­gen aus dem Re­gie­rungs­be­zirk Arns­berg zu­stän­dig. Die­se un­ge­wöhn­li­che Grenz­zie­hung, die bis 1943 Be­stand hat­te, dien­te da­zu, das Ruhr­ge­biet als ein­heit­li­ches Ver­kehrs­ge­biet be­han­deln zu kön­nen. Der Nbv Düs­sel­dorf fir­mier­te als: „Der Re­gie­rungs­prä­si­dent Düs­sel­dorf – Be­voll­mäch­tig­ter für den Nah­ver­kehr – “.

Der Nbv Wies­ba­den war für das ge­sam­te Ge­biet des Wehr­krei­ses XII zu­stän­dig (al­ler­dings er­streck­te sich die Er­wei­te­rung des Wehr­krei­ses ab Ok­to­ber 1941 durch die ei­nem Chef der Zi­vil­ver­wal­tung un­ter­stell­ten Ge­bie­te Loth­rin­gen und Lu­xem­burg nicht mehr auf die Nbv-Or­ga­ni­sa­ti­on. Der Nbv Wies­ba­den fir­mier­te als: „Der Re­gie­rungs­prä­si­dent Wies­ba­den – Be­voll­mäch­tig­ter für den Nah­ver­kehr– “.

Die oben er­wähn­te Ver­ord­nung über die Reichs­ver­tei­di­gungs­kom­mis­sa­re und die Ver­ein­heit­li­chung der Wirt­schafts­ver­wal­tung vom 17.11.1942 blieb nicht oh­ne Aus­wir­kun­gen auf die Nbv-Or­ga­ni­sa­ti­on. Der Reichs­ver­kehrs­mi­nis­ter um­schrieb durch Durch­füh­rungs­ver­ord­nung  vom 30.3.1943 die Gren­zen der Nbv-Be­zir­ke neu. Hier­nach hat­ten ab 1.4.1943 die Nbv in der Rhein­pro­vinz fol­gen­de räum­li­che Zu­stän­dig­kei­ten:

Nbv Düs­sel­dorf

Der Re­gie­rungs­prä­si­dent – Be­voll­mäch­tig­ter für den Nah­ver­kehr –

Be­zirk: Re­gie­rungs­be­zir­ke Düs­sel­dorf, Köln und Aa­chen [NS­DAP-Gaue Es­sen, Düs­sel­dorf, Köln-Aa­chen] 

 

Nbv Ko­blenz

Der Re­gie­rungs­prä­si­dent – Be­voll­mäch­tig­ter für den Nah­ver­kehr –

Be­zirk: Re­gie­rungs­be­zir­ke Ko­blenz und Trier, CdZ-Ge­biet Lu­xem­burg [Gau Mo­sel­land] 

Nbv Saar­brü­cken

Der Reichs­statt­hal­ter in der West­mark und Chef der Zi­vil­ver­wal­tung in Loth­rin­gen – Be­voll­mäch­tig­ter für den Nah­ver­kehr –

Be­zirk: West­mark, CdZ-Ge­biet Loth­rin­gen [NS­DAP-Gau West­mark] 

Nach der Auf­he­bung der Be­treu­ung des ge­sam­ten Ruhr­ge­biets durch den Nbv Düs­sel­dorf im April 1943 wur­de zur Si­cher­stel­lung ei­nes „über­be­zirk­li­chen Aus­gleich[s] in den Nbv-Be­zir­ken Müns­ter und Düs­sel­dor­f“, be­son­ders im Ver­bands­ge­biet des Sied­lungs­ver­ban­des Ruhr­koh­len­be­zirk, am 29.7.1943 ein „Son­der­re­fe­rat Ruhr­ge­bie­t“ des Reichs­ver­kehrs­mi­nis­ters mit Sitz in Es­sen ein­ge­rich­tet.

Das Son­der­re­fe­rat hat­te die fol­gen­den Auf­ga­ben:

  1. Be­ar­bei­tung be­zie­hungs­wei­se Mit­be­ar­bei­tung von Ge­samt­ver­kehrs­fra­gen des rhei­nisch-west­fä­li­schen In­dus­trie­ge­biets so­wie zu­sam­men­fas­sen­de Be­hand­lung der die­ses Ge­biet be­tref­fen­den An­ge­le­gen­hei­ten;

  2. zwi­schen­be­zirk­li­cher Aus­gleich der Stra­ßen­ver­kehrs­mit­tel und -ein­rich­tun­gen in den Nbv-Be­zir­ken Düs­sel­dorf und Müns­ter so­wie Ver­fü­gung über die aus dem Reichs­aus­gleich die­sem Ge­biet zur Ver­fü­gung ge­stell­ten ma­te­ri­el­len und per­so­nel­len Hilfs­mit­tel;

  3. zu­sam­men­fas­sen­de Len­kung der den Grup­pen­be­triebs­lei­tun­gen (der Stra­ßen­bahn- oder Kraf­tom­ni­bus-Be­trie­be) über­tra­ge­nen Auf­ga­ben. 

Sitz des Son­der­re­fe­rats war die Reichs­bahn­di­rek­ti­on Es­sen. Das Son­der­re­fe­rat wur­de Mi­nis­te­ri­al­rat En­no Mül­ler vom Reichs­ver­kehrs­mi­nis­te­ri­um über­tra­gen, der als frü­he­rer Nbv Düs­sel­dorf mit den ört­li­chen Ge­ge­ben­hei­ten ver­traut war.

3. Bezirkswirtschaftsämter (April 1941: Landeswirtschaftsämter)

Be­reits 1934 wur­den (un­ter strik­ter Ge­heim­hal­tung) bei den hö­he­ren Ver­wal­tungs­be­hör­den (in Preu­ßen in der Re­gel bei den Ober­prä­si­den­ten, in der Rhein­pro­vinz auch beim Re­gie­rungs­prä­si­den­ten in Düs­sel­dorf) „Sta­tis­ti­sche Ab­tei­lun­gen“ des Reichs­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­ums er­rich­tet. Zweck die­ser Dienst­stel­len war auch hier die wirt­schaft­li­che Vor­be­rei­tung für den Kri­sen- oder Kriegs­fall. In der Fol­ge­zeit ent­wi­ckel­ten sich die­se zu förm­li­chen Au­ßen­stel­len des Reichs­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­ums, er­gänzt durch ver­gleich­ba­re Dienst­stel­len an­de­rer Reichs­mi­nis­te­ri­en. Durch Rund­er­lass vom 16.8.1938 wur­den die­se Dienst­stel­len zu ei­ner „Wehr­wirt­schaft­li­chen Ab­tei­lun­g“ bei ih­rer je­wei­li­gen Stamm­be­hör­de zu­sam­men­ge­fasst, die zu­gleich die Auf­ga­ben ei­nes „Füh­rungs­sta­bes Wirt­schaf­t“ wahr­neh­men soll­te. Für die Rhein­pro­vinz wa­ren die Wehr­wirt­schaft­li­chen Ab­tei­lun­gen (Ab­tei­lun­gen IV) bei den Re­gie­rungs­prä­si­den­ten in Düs­sel­dorf für den Wehr­wirt­schafts­be­zirk VIb und Wies­ba­den für den Wehr­wirt­schafts­be­zirk XII zu­stän­dig.

Josef Terboven, Porträtfoto. (Stadtarchiv Essen)

 

Aus die­sen Wehr­wirt­schaft­li­chen Ab­tei­lun­gen gin­gen die durch § 3 der Ver­ord­nung über die Wirt­schafts­ver­wal­tung vom 27.8.1939 (RGBl. 1939 I, S. 1495, i.d.F. der VO zur Än­de­rung der VO über die Wirt­schafts­ver­wal­tung vom 28.11.1939, RGBl. 1939 I, S. 2315) in den Wehr­wirt­schafts­be­zir­ken „zur ein­heit­li­che[n] Aus­rich­tung und Len­kung al­ler wirt­schaft­li­chen Maß­nah­me“ Be­zirks­wirt­schafts­äm­ter bei be­stimm­ten Ver­wal­tungs­be­hör­den er­rich­tet. Die Mit­tei­lung (mit ei­ner Über­sicht) über die er­rich­te­ten Be­zirks­wirt­schafts­äm­ter er­folg­te durch Rund­er­lass des Reichs­wirt­schafts­mi­nis­ters vom 23.10.1939 (Reichs­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­al­blatt [RWiMBl.] 1939, S. 560). Die Be­zirks­wirt­schafts­äm­ter führ­ten ge­mäß An­ord­nung des Reichs­wirt­schafts­mi­nis­ters vom 3.4.1941 (RWiMBl. 1941, S. 65) die Be­zeich­nung Lan­des­wirt­schafts­äm­ter. Ge­mäß der Ver­ord­nung vom 17.11.1942 (RGBl. 1942 I, S. 649) er­streck­te sich die Zu­stän­dig­keit der Lan­des­wirt­schafts­äm­ter ab 1.12.1942 auf die den Reichs­ver­tei­di­gungs­be­zir­ken (= Par­tei­gau­en) ent­spre­chen­den Wirt­schafts­be­zir­ke. Nach­ge­ord­ne­te Dienst­stel­len der Be­zirks- be­zie­hungs­wei­se Lan­des­wirt­schafts­äm­ter in den Land- und Stadt­krei­sen wa­ren die bei den Land­rä­ten oder Ober­bür­ger­meis­tern er­rich­te­ten Wirt­schafts­äm­ter.

a) Be­zirks­wirt­schafts­äm­ter Ok­to­ber 1939–März 1941, Lan­des­wirt­schafts­äm­ter April 1941–No­vem­ber 1942

Wehr­wirt­schafts­be­zirk/Wirt­schafts­be­zirk VIb

Be­zeich­nung der Be­hör­de: Der Re­gie­rungs­prä­si­dent – Be­zirks­wirt­schafts­amt –, Düs­sel­dor­f 

Wehr­wirt­schafts­be­zirk/Wirt­schafts­be­zirk XII

Be­zeich­nung der Be­hör­de: Der Re­gie­rungs­prä­si­dent – Be­zirks­wirt­schafts­amt –, Wies­ba­den

[bis Ju­ni 1940 au­ßer­dem:]

Reichs­kom­mis­sar für die Saar­pfalz – Au­ßen­stel­le des BWA für den Wehr­wirt­schafts­be­zirk XII –, Kai­sers­lau­tern 

Wehr­wirt­schafts­be­zirk/Wirt­schafts­be­zirk Saar­pfalz (ab Ju­ni 1940)

Der Reichs­kom­mis­sar für die Saar­pfalz – Be­zirks­wirt­schafts­amt –, Sitz: Kai­sers­lau­tern 

Wehr­wirt­schafts­be­zirk/Wirt­schafts­be­zirk Mo­sel­land (ab März 1941)

Der Re­gie­rungs­prä­si­dent – Lan­des­wirt­schafts­amt –, Ko­blen­z 

b) Lan­des­wirt­schafts­äm­ter De­zem­ber 1942–1945

Wirt­schafts­be­zirk Nie­der­rhein

Der Re­gie­rungs­prä­si­dent in Düs­sel­dorf – Lan­des­wirt­schafts­amt – 

Wirt­schafts­be­zirk Köln-Aa­chen (ab 1.4.1943)

Der Re­gie­rungs­prä­si­dent in Köln - Lan­des­wirt­schafts­amt – 

Wirt­schafts­be­zirk Mo­sel­land

Der Re­gie­rungs­prä­si­dent in Ko­blenz – Lan­des­wirt­schafts­amt – 

Wirt­schafts­be­zirk West­mark

Der Reichs­statt­hal­ter in der West­mark – Lan­des­wirt­schafts­amt – in Saar­brü­cken 

4. Provinzialernährungsämter beziehungsweise (ab 1.12.1942) Landesernährungsämter 1939–1945

Die Er­näh­rungs­äm­ter wa­ren der zwei­te Strang der im Au­gust 1939 er­rich­te­ten kriegs­wirt­schaft­li­chen Son­der­ver­wal­tun­gen. Im Ge­gen­satz zu den üb­ri­gen Zwei­gen die­ser Son­der­ver­wal­tun­gen wa­ren die Pro­vin­zia­ler­näh­rungs­äm­ter (au­ßer­halb Preu­ßens be­reits 1939 Lan­des­er­näh­rungs­äm­ter) nicht für ei­nen Wehr­wirt­schafts­be­zirk, son­dern das Ge­biet ei­ner preu­ßi­schen Pro­vinz be­zie­hungs­wei­se ei­nes au­ßer­preu­ßi­schen Lan­des zu­stän­dig. Ein Pro­vin­zi­al- be­zie­hungs­wei­se Lan­des­er­näh­rungs­amt be­stand aus zwei Ab­tei­lun­gen: die Ab­tei­lung A wur­de bei der Haupt­ab­tei­lung III der je­wei­li­gen Lan­des­bau­ern­schaft die Ab­tei­lung B bei den Obers­ten Lan­des­be­hör­den be­zie­hungs­wei­se den Ober­prä­si­den­ten er­rich­tet. Für die Rhein­pro­vinz war die Ab­tei­lung A des Pro­vin­zia­ler­näh­rungs­amts bei der Lan­des­bau­ern­schaft in Bonn, die Ab­tei­lung B beim Ober­prä­si­den­ten der Rhein­pro­vinz in Ko­blenz (noch 1939 als Au­ßen­stel­le des Ober­prä­si­den­ten nach Es­sen ver­legt) an­ge­sie­delt. Ab 1.12.1942 führ­ten die Pro­vin­zia­ler­näh­rungs­am­ter auch in Preu­ßen die Be­zeich­nung Lan­des­er­näh­rungs­amt. Nach­ge­ord­ne­te Dienst­stel­len des Pro­vin­zia­ler­näh­rungs­am­tes in den Krei­sen wa­ren die Er­näh­rungs­äm­ter Ab­tei­lung A bei den Kreis­bau­ern­schaf­ten, die Er­näh­rungs­äm­ter Ab­tei­lung B bei den Land­rä­ten/Ober­bür­ger­meis­tern. Im Mai 1943 wur­de der Sitz der Ab­tei­lung B des Lan­des­er­näh­rungs­amts Rhein­land von Es­sen nach Köln ver­legt. Nach Er­rich­tung ei­ner ei­ge­nen Lan­des­bau­ern­schaft Mo­sel­land im No­vem­ber 1943 gin­gen für die­sen Wirt­schafts­be­zirk die Auf­ga­ben der Ab­tei­lung A auf die­se Lan­des­bau­ern­schaft über, wäh­rend die Ab­tei­lung B von dem Re­gie­rungs­prä­si­den­ten in Ko­blenz wahr­ge­nom­men wur­de.

5. Forst- und Holzwirtschaftsämter

Die Forst- und Holz­wirt­schafts­äm­ter wa­ren die drit­te im Au­gust 1939 er­rich­te­te Son­der­ver­wal­tung. Für die Rhein­pro­vinz zu­stän­dig wa­ren das (bis En­de 1941 sich auf den ge­sam­ten Wehr­kreis VI, da­nach auf des­sen rhei­ni­schen Teil er­stre­cken­de) Forst- und Holz­wirt­schafts­amt beim Re­gie­rungs­prä­si­den­ten Düs­sel­dorf, im Üb­ri­gen das Forst- und Holz­wirt­schafts­amt bei dem Re­gie­rungs­prä­si­den­ten in Wies­ba­den. Im Ju­ni 1943 wur­de für die bis­lang dem letz­te­ren un­ter­ste­hen­den Re­gie­rungs­be­zir­ke Ko­blenz und Trier ein neu­es Forst- und Holz­wirt­schafts­amt bei dem Re­gie­rungs­prä­si­den­ten in Ko­blenz er­rich­tet.

6. Reichsverteidigungskommissare

„Zur ein­heit­li­chen Steue­rung der zi­vi­len Reichs­ver­tei­di­gun­g“ wur­de durch VO vom 1.9.1939 (RGBl. 1939 I, S. 1565) für je­den Wehr­kreis ein Reichs­ver­tei­di­gungs­kom­mis­sar ein­ge­setzt. Die Reichs­ver­tei­di­gungs­kom­mis­sa­re sa­ßen am Sitz des Wehr­kreis­kom­man­dos; sie hat­ten ih­re Ge­schäf­te „aus­schlie­ß­lich mit Hil­fe des be­hörd­li­chen Ap­pa­rats“ be­stimm­ter Dienst­stel­len zu füh­ren. Die­se wa­ren im Wehr­kreis VI (Sitz Müns­ter) war das Ober­prä­si­di­um der Pro­vinz West­fa­len, im Wehr­kreis XII der Re­gie­rungs­prä­si­dent in Wies­ba­den. Zu Reichs­ver­tei­di­gungs­kom­mis­sa­ren er­nannt wur­den für den Wehr­kreis VI der rhei­ni­sche Ober­prä­si­dent und Gau­lei­ter von Es­sen Jo­sef Ter­bo­ven (bis 20.2.1942, dann der Gau­lei­ter Köln-Aa­chen, Jo­sef Grohé), für den Wehr­kreis XII der Reichs­statt­hal­ter in Hes­sen und Gau­lei­ter des Gaus Hes­sen-Nas­sau, Ja­kob Spren­ger. Im ers­ten Kriegs­jahr en­de­te die Zu­stän­dig­keit der Reichs­ver­tei­di­gungs­kom­mis­sa­re an der Gren­ze des west­li­chen so ge­nann­ten „in­ner­deut­schen Ope­ra­ti­ons­ge­biets“, in dem zwi­schen Au­gust 1939 und Ju­ni 1940 der Ober­be­fehls­ha­ber des Hee­res durch die Ar­mee­ober­be­fehls­ha­ber die voll­zie­hen­de Ge­walt aus­üb­te.

Mit Wir­kung vom 1.12.1942 wur­de der Zu­schnitt der Reichs­ver­tei­di­gungs­be­zir­ke grund­le­gend ge­än­dert. Grund­la­ge der Be­zir­ke wa­ren fort­an nicht mehr die Wehr­krei­se, son­dern die Par­tei­gaue. In der Rhein­pro­vinz gab es fort­an vier Reichs­ver­tei­di­gungs­be­zir­ke: Es­sen und Düs­sel­dorf (ge­schäfts­füh­ren­de Be­hör­de je­weils der Re­gie­rungs­prä­si­dent in Düs­sel­dorf), Köln-Aa­chen (ge­schäfts­füh­ren­de Be­hör­de der Re­gie­rungs­prä­si­dent in Köln), Mo­sel­land (ge­schäfts­füh­ren­de Be­hör­de der Re­gie­rungs­prä­si­dent in Ko­blenz), West­mark (ge­schäfts­füh­ren­de Be­hör­de der Reichs­statt­hal­ter in der West­mark, Saar­brü­cken).

7. Quellen

Ar­chi­va­li­en des Lan­des­ar­chivs NRW, Ab­tei­lung West­fa­len (Ober­prä­si­den­t ­der Pro­vinz West­fa­len) und Rhein­land (Re­gie­rung Düs­sel­dorf) so­wie des Bun­des­ar­chivs (Be­stän­de R 2 Reichs­ver­kehrs­mi­nis­te­ri­um und R1501 Reichs­mi­nis­te­ri­um des In­nern).

8. Literatur

Fa­ci­us, Fried­rich, Wirt­schaft und Staat. Die Ent­wick­lung der staat­li­chen Wirt­schafts­ver­wal­tung in Deutsch­land vom 17. Jahr­hun­dert bis 1945, Bop­pard 1959.
Leesch, Wolf­gang, Die Ver­wal­tung der Pro­vinz West­fa­len 1815–1945. Struk­tur und Or­ga­ni­sa­ti­on, 2. Auf­la­ge, Müns­ter 1993.
Lil­la, Joa­chim, Die Be­voll­mäch­tig­ten für den Nah­ver­kehr (Nbv) und ih­re nach­ge­ord­ne­ten Dienst­stel­len in Ös­ter­reich 1938 bis 1945, in: Mit­tei­lun­gen des Ös­ter­rei­chi­schen Staats­ar­chivs 46 (1998), S. 147–188.
Lil­la, Joa­chim, Lei­ten­de Ver­wal­tungs­be­am­te und Funk­ti­ons­trä­ger in West­fa­len und Lip­pe (1918 bis 1945/46). Bio­gra­phi­sches Hand­buch, Müns­ter 2003.
Ro­meyk, Horst, Ver­wal­tungs- und Be­hör­den­ge­schich­te der Rhein­pro­vinz 1914–1945, Düs­sel­dorf 1985.

Josef Grohé auf dem Kreisparteitag der NSDAP am 13./14.6.1937 in Gemünd. (Bildsammlung F.A. Heinen, Schleiden)

 
Zitationshinweis

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Lilla, Joachim, Die Organisation der kriegswirtschaftlichen Sonderverwaltungen und der Reichsverteidigung im Rheinland (1936/1939 bis 1945), in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Epochen-und-Themen/Themen/die-organisation-der-kriegswirtschaftlichen-sonderverwaltungen-und-der-reichsverteidigung-im-rheinland-19361939-bis-1945/DE-2086/lido/57d1339870b7d6.64059227 (abgerufen am 19.03.2024)