Die Siegel der Erzbischöfe von Köln im Mittelalter

Mareikje Mariak (Bonn)

Siegel des Erzbischofs Wichfried, aus Ewald, Rheinische Siegel I, Tafel 1, Nr. 1. (Universitäts- und Stadtbibliothek Köln/Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde)

1. Einführung: Siegel als Quelle

Sie­gel wei­sen als Quel­le in mehr­fa­cher Hin­sicht Be­son­der­hei­ten auf und sind des­halb – ins­be­son­de­re für die mit­tel­al­ter­li­che Ge­schich­te – wich­ti­ge und in­ter­es­san­te Quel­len. Auf ih­nen ist der Sie­gel­füh­rer bild­lich dar­ge­stellt und wird in der Um­schrift na­ment­lich ge­nannt. Im Bild sind da­bei kei­ne por­träthaf­ten Ei­gen­hei­ten dar­ge­stellt, die Rück­schlüs­se auf das Aus­se­hen der je­wei­li­gen Per­son er­lau­ben wür­den. Es wur­de viel­mehr, zum Bei­spiel durch be­stimm­te At­tri­bu­te, die Zu­ge­hö­rig­keit zu ei­ner be­stimm­ten Grup­pe ver­deut­licht. In dem hier vor­ge­stell­ten Fall wer­den die Dar­ge­stell­ten ein­deu­tig als Erz­bi­schö­fe iden­ti­fi­ziert.

Durch die Um­schrift, wel­che ne­ben dem Ti­tel auch den Na­men des Sie­gel­füh­rers nennt, las­sen sich die Sie­gel re­la­tiv si­cher ei­ner Per­son zu­wei­sen, was bei an­de­ren bild­li­chen Quel­len – et­wa in Hand­schrif­ten – nicht un­be­dingt der Fall ist. Sie­gel wur­den zum Be­glau­bi­gen von Ur­kun­den ver­wen­det wur­den; oft sind sie tat­säch­lich heu­te noch an die­sen Ur­kun­den be­fes­tigt über­lie­fert. Über die Da­tie­rung der Ur­kun­den ist in vie­len Fäl­len au­ßer­dem ei­ne, vor al­lem im Ge­gen­satz zu an­de­ren bild­li­chen Quel­len, ge­naue zeit­li­che Ein­ord­nung der Stü­cke mög­lich.

Sie­gel wa­ren durch­aus re­prä­sen­ta­ti­ve Ob­jek­te. Da­bei wa­ren sie klein und leicht ge­nug, um sie ein­fach trans­por­tie­ren zu kön­nen und durch das Ver­fah­ren, mit ei­nem Stem­pel Ab­drü­cke in Wachs oder Blei her­zu­stel­len, auf Ver­viel­fäl­ti­gung aus­ge­legt. Durch ih­re Her­stel­lungs­wei­se und ma­te­ri­el­le Be­schaf­fen­heit konn­ten sie al­so ei­ner ver­gleichs­wei­se gro­ßen An­zahl von Per­so­nen ein Bild vom Aus­stel­ler der Ur­kun­den und sei­ner recht­li­chen und ge­sell­schaft­li­chen Stel­lung ver­mit­teln.

Die Ent­schei­dung über die Ge­stal­tung ei­nes Sie­gels dürf­te des­halb nicht will­kür­lich, son­dern nach sorg­fäl­ti­ger Über­le­gung ge­trof­fen wor­den sein. Sie­gel kön­nen so­mit ei­nen Ein­druck da­von ver­mit­teln, wie der Be­sit­zer des Typars sich und sei­ne Po­si­ti­on ver­stand und nach au­ßen dar­stel­len woll­te. Bei der In­ter­pre­ta­ti­on der ver­schie­de­nen Ty­pen ist je­doch im­mer Vor­sicht ge­bo­ten, weil die Bil­der nicht im­mer ein­deu­tig sind und ge­ra­de zu Fra­gen des Selbst­ver­ständ­nis­ses schrift­li­che Quel­len, wel­che The­sen be­stä­ti­gen oder wi­der­le­gen könn­ten, für das Mit­tel­al­ter zu­meist feh­len. Des­halb ist es heu­te oft nicht mög­lich, je­des auf­fäl­li­ge De­tail schlüs­sig zu er­klä­ren. Ins­be­son­de­re wenn auf­fäl­li­ge Ver­än­de­run­gen auf­tre­ten, bei­spiels­wei­se ein an­de­rer Bild­aus­schnitt ge­wählt wird als bei vo­ri­gen Sie­geln, neue At­tri­bu­te hin­zu­kom­men oder die Um­schrift er­wei­tert wird, ist ei­ne ge­naue­re Be­trach­tung aber in­ter­es­sant. Was könn­ten mög­li­che Hin­ter­grün­de für die neue Ge­stal­tung sein? Wel­che Vor­bil­der kom­men da­für in Fra­ge? Wie hat das ver­än­der­te Sie­gel wohl auf die Zeit­ge­nos­sen ge­wirkt?

2. Erste Bischofssiegel

In der Ka­ro­lin­ger­zeit und bis in die Ot­to­nen­zeit hin­ein wa­ren die Herr­scher und die Päps­te die ein­zi­gen Amts­trä­ger, die ih­re Ur­kun­den durch das Auf­drü­cken ei­nes Sie­gels be­glau­big­ten. Pri­vat­ur­kun­den, al­so auch Bi­schofs­ur­kun­den aus die­ser Zeit, wa­ren nicht mit Sie­geln ver­se­hen. Vie­le Bi­schö­fe be­sa­ßen al­ler­dings ei­nen Sie­gel­ring. Die da­mit her­ge­stell­ten Ab­drü­cke wur­den zum Ver­schlie­ßen von Brie­fen ver­wen­det. Da die­se Ver­schluss­sie­gel aber beim Öff­nen der Schrift­stü­cke zer­stört wur­den, ist kei­ner die­ser Ab­drü­cke er­hal­ten. Dass die Bi­schö­fe Sie­gel­rin­ge be­sa­ßen und sie zum Ver­schlie­ßen von Kor­re­spon­denz ver­wen­de­ten, ist durch schrift­li­che Quel­len ge­si­chert.

Wohl um die Mit­te des 10. Jahr­hun­derts be­gan­nen die rhei­ni­schen Bi­schö­fe als ers­te nicht-herrscher­li­che Aus­stel­ler da­mit, ih­re Ur­kun­den mit­hil­fe ei­nes ei­gens für die­sen Zweck her­ge­stell­ten Sie­gelstem­pels zu be­glau­bi­gen. Da­mit stan­den sie an der Spit­ze der Ent­wick­lung, da im Lau­fe der fol­gen­den Jahr­hun­der­te im­mer mehr Per­so­nen, aber auch geist­li­che In­sti­tu­tio­nen und Städ­te be­gan­nen, Sie­gel zu füh­ren. Wel­cher der rhei­ni­schen Bi­schö­fe die­se Ent­wick­lung in Gang setz­te, lässt sich auf­grund der schwie­ri­gen Über­lie­fe­rungs­la­ge nicht klä­ren. Der äl­tes­te be­kann­te, al­ler­dings nicht an ei­ner Ur­kun­de über­lie­fer­te, Ab­druck stammt von ei­nem Sie­gel des Köl­ner Erz­bi­schofs Wich­fried.

Siegel des Erzbischofs Hildolf, aus Ewald, Rheinische Siegel I, Tafel 6, Nr. 2. (Universitäts- und Stadtbibliothek Köln/Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde)

 

3. Quellenlage

Für die frü­he Zeit ist die Quel­len­la­ge schwie­rig. Zum ei­nen wur­den in spä­te­ren Jahr­hun­der­ten zahl­rei­che Ur­kun­den ge­fälscht, auch auf die Na­men ver­schie­de­ner Köl­ner Erz­bi­schö­fe. Auf­grund der gro­ßen Be­deu­tung, wel­che Sie­gel für die Ak­zep­tanz von Ur­kun­den be­sa­ßen, ver­such­ten die Fäl­scher oft, ih­ren Wer­ken mit Ab­drü­cken mehr Au­to­ri­tät zu ver­lei­hen. Da­zu konn­ten sie ent­we­der Sie­gel­miss­brauch be­trei­ben, al­so ei­nen ech­ten Ab­druck von ei­ner an­de­ren Ur­kun­de ab­lö­sen, um ihn an ih­rer Fäl­schung an­zu­brin­gen oder ei­nen ei­ge­nen Stem­pel fäl­schen. Un­ter den Sie­geln der Köl­ner Erz­bi­schö­fe fin­den sich da­her auch zahl­rei­che Fäl­schun­gen. Zum an­de­ren ist die Über­lie­fe­rungs­dich­te für die­se Zeit sehr dünn. Es ist kei­ne Sel­ten­heit, dass ei­ni­ge Sie­gel­ty­pen nur durch ei­nen oder zwei Ab­drü­cke über­haupt be­kannt sind. So ist es oft nur dem Zu­fall ge­schul­det ist, dass be­stimm­te Sie­gel über­lie­fert sind. Das er­schwert die Be­ur­tei­lung der Ty­pen. Kommt ein Sie­gel häu­fig und für ver­schie­de­ne Emp­fän­ger vor, spricht dies stark für sei­ne Echt­heit. Ist hin­ge­gen nur ein ein­zi­ger Ab­druck er­hal­ten, kann das Grund zur Skep­sis sein. Dies gilt aber nur in be­grenz­tem Ma­ße für ei­ne Zeit, in der unika­le Über­lie­fe­rung kei­ne Be­son­der­heit dar­stellt. Hier hängt die Be­wer­tung des Sie­gels ganz an der Be­ur­tei­lung von Bild, Um­schrift und der zu­ge­hö­ri­gen Ur­kun­de ins­ge­samt. Ist das Schrift­stück echt, kann dies ein Ar­gu­ment für die Echt­heit des Sie­gels sein. Es kommt al­ler­dings auch vor, dass an ei­ner ur­sprüng­lich un­be­sie­gel­ten Ur­kun­de im Nach­hin­ein ein ge­fälsch­tes Sie­gel an­ge­bracht wur­de, um ihr grö­ße­re Au­to­ri­tät zu ver­lei­hen. Des­halb muss auch über­prüft wer­den, ob die An­brin­gung des Ab­drucks ur­sprüng­lich ist, au­ßer­dem, ob das Sie­gel­bild und die Um­schrift – hin­sicht­lich ih­rer For­mu­lie­rung und der Buch­sta­ben­for­men – in die Zeit pas­sen. Auf­grund die­ser Pro­ble­ma­tik hat sich die Be­wer­tung zu ei­ni­gen Sie­gel­ty­pen der Köl­ner Erz­bi­schö­fe ge­än­dert. Ei­ni­ge frü­her als Fäl­schun­gen be­ur­teil­te Sie­gel gel­ten mitt­ler­wei­le als echt, wäh­rend an­de­re in der äl­te­ren For­schung als echt an­ge­se­hen wur­den, sich aber als falsch her­aus­ge­stellt ha­ben.

Für Bi­schofs­sie­gel ist ne­ben den Ab­drü­cken an Ur­kun­den noch ei­ne wei­te­re Form der Über­lie­fe­rung wich­tig. Sie wur­den nicht nur zur Be­glau­bi­gung der Schrift­stü­cke ver­wen­det, son­dern auch, um Ge­fä­ße und Schrei­ne mit Re­li­qui­en si­cher zu ver­schlie­ßen. Au­ßer­dem konn­ten Sie­ge­l­ab­drü­cke bei der Wei­he von Al­tä­ren zur Be­glau­bi­gung des Vor­gangs bei­ge­legt wer­den. Des­halb fin­den sich in Kir­chen ge­le­gent­lich Ab­drü­cke bi­schöf­li­cher Sie­gel, wenn bei­spiels­wei­se ein Schrein ge­öff­net oder ein Al­tar ab­ge­tra­gen wird. Für die Köl­ner Erz­bi­schö­fe sind drei frü­he Sie­gel­ty­pen nur durch sol­che Fun­de über­haupt be­kannt. Hier ist die Be­ur­tei­lung ein­fa­cher, da es nicht um rechts­er­heb­li­che In­hal­te ging und die ent­spre­chen­den Ab­drü­cke im Nor­mal­fall gar nicht sicht­bar wa­ren. Ei­ne Fäl­schungs­ab­sicht ist hier al­so sehr un­wahr­schein­lich, wes­halb die auf die­sem We­ge auf­ge­fun­de­nen Sie­gel als echt be­ur­teilt wer­den.

4. Entwicklung der Kölner Bischofssiegel von den Anfängen bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts

Siegel des Erzbischofs Brun II., aus Ewald, Rheinische Siegel I, Tafel 10, Nr. 1. (Universitäts- und Stadtbibliothek Köln/Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde)

 

Wichfried (Episkopat 924-953)

Das von Wil­helm Ewald (1891-1955) ab­ge­bil­de­te Sie­gel[1] ist, wie die­ser schon er­kann­te, ei­ne spä­te­re Fäl­schung. Für die Zeit Wich­frieds wä­re die Grö­ße des Sie­gels un­ge­wöhn­lich. Das Vor­kom­men der For­mu­lie­rung Dei Gra­tia (durch Got­tes Gna­de) in der Um­schrift ist eben­so wie der Bi­schofs­stab als In­si­gnie für die Zeit un­pas­send. Als Vor­bild für die von Ewald auf um 1150 da­tier­te Fäl­schung dürf­te ein spä­te­res Bi­schofs­sie­gel ge­dient ha­ben.

Ein lei­der nur schlecht er­hal­te­ner Ab­druck, der ei­nem Sie­gel Wich­frieds zu­zu­ord­nen ist, wur­de bei der Öff­nung des Köl­ner Se­ve­rin­schreins im Jahr 1999 auf­ge­fun­den[2]. Er hat ei­nen Durch­mes­ser von 58 Mil­li­me­tern. Auf dem wahr­schein­lich im Jahr 948 an dem höl­zer­nen Re­li­qui­en­schrein an­ge­brach­ten Sie­gel sind drei Fi­gu­ren zu er­ken­nen: In der Mit­te steht, an sei­nem Pal­li­um zu er­ken­nen, der Erz­bi­schof. Die bei­den seit­li­chen Fi­gu­ren sind et­was klei­ner und dem Bi­schof zu­ge­wandt, ge­nau­er zu iden­ti­fi­zie­ren sind sie nicht. Die Um­schrift lässt sich auf­grund des Er­hal­tungs­zu­stan­des des Ab­drucks fast nicht er­ken­nen. Durch den Ein­satz mo­derns­ter Hilfs­mit­tel konn­te die Buch­sta­ben­fol­ge „IC“ si­cher als Be­stand­teil der Um­schrift er­mit­telt wer­den. Die­se Kom­bi­na­ti­on dürf­te ein Teil des Na­mens „Wich­frie­d“ ge­we­sen sein, die ge­naue Schreib­wei­se lässt sich je­doch ge­nau­so we­nig si­cher re­kon­stru­ie­ren wie die wei­te­re For­mu­lie­rung der Um­schrift. Die Po­si­ti­on der Buch­sta­ben legt al­ler­dings na­he, dass die­se un­ten in der Mit­te an­ge­fan­gen ha­ben dürf­te.

Auch auf zwei der Ur­kun­den Wich­frieds aus den Jah­ren 941 und 950 fin­den sich Spu­ren ei­ner ehe­mals vor­han­de­nen Be­sie­ge­lung. Bei­de wei­sen ei­nen klei­nen kreuz­för­mi­gen Ein­schnitt im Per­ga­ment auf, an dem die ab­ge­fal­le­nen Sie­gel je­weils be­fes­tigt wa­ren. Zur An­brin­gung des Ab­drucks wur­den zwei Wachs­klum­pen er­hitzt, von der Vor­der- und der Rück­sei­te an der Ur­kun­de an­ge­bracht und an der durch den Ein­schnitt ent­stan­de­nen Lü­cke mit­ein­an­der ver­bun­den. Auf der Vor­der­sei­te wur­de dann der Sie­gelstem­pel auf­ge­drückt.

Das Wachs hat das Per­ga­ment an die­ser Stel­le ver­färbt, so dass sich auch heu­te noch die Grö­ße des Sie­gels ab­schät­zen lässt. Das Sie­gel an der ers­ten Ur­kun­de hat­te ei­nen Durch­mes­ser von un­ge­fähr 40 Mil­li­me­tern. Hier­bei kann es sich auf­grund der ge­rin­ge­ren Grö­ße nicht um ei­nen Ab­druck des oben be­schrie­be­nen Sie­gels ge­han­delt ha­ben. Es ist al­so da­von aus­zu­ge­hen, dass Erz­bi­schof Wich­fried vor dem am Se­ve­rin­schrein an­ge­brach­ten be­reits ein an­de­res, klei­ne­res Sie­gel ge­führt hat­te. Über des­sen Ge­stal­tung lässt sich al­ler­dings nichts sa­gen. Die Ver­fär­bun­gen auf der Ur­kun­de aus dem Jahr 950 hin­ge­gen mes­sen im Durch­mes­ser un­ge­fähr 60 Mil­li­me­ter und pas­sen so­mit gut zu der Grö­ße des be­kann­ten Ab­drucks. An die­ser Ur­kun­de be­fand sich höchst­wahr­schein­lich al­so eben­falls das Sie­gel, das den von zwei Fi­gu­ren flan­kier­ten Erz­bi­schof zeigt.

Brun I. (Episkopat 953-965)

Von Brun I., dem Nach­fol­ger Wich­frieds, sind zwei ver­schie­de­ne Sie­gel über­lie­fert. Das ers­te misst 49 Mil­li­me­ter im Durch­mes­ser und ist in drei Ab­drü­cken über­lie­fert, die al­le im Schrein des hei­li­gen Pa­tro­k­lus in Soest lie­gen. Es exis­tie­ren Fo­tos aus dem Jahr 1944. Seit­dem wur­de der Schrein nicht mehr ge­öff­net und die Sie­ge­l­ab­drü­cke konn­ten nur an­hand die­ser Fo­to­gra­fi­en un­ter­sucht wer­den[3]. Das Bild ent­spricht dem des er­hal­te­nen Sie­gel Wich­frieds. Zu se­hen ist ein ste­hen­der Erz­bi­schof mit Pal­li­um, der auf bei­den Sei­ten von je ei­ner ihm zu­ge­wand­ten Fi­gur flan­kiert wird. Die Um­schrift ist si­cher als „BRV­NO AR­CHIE­PI­SCOPVS“ (Bru­no Erz­bi­schof) zu er­gän­zen. Sie be­ginnt oben mit­tig mit ei­nem Kreuz.

Brun knüpf­te al­so zu­nächst hin­sicht­lich der Sie­gel­ge­stal­tung an sei­nen Vor­gän­ger an. Dies ist in zwei­er­lei Hin­sicht in­ter­es­sant: Aus sie­gel­kund­li­cher Sicht zeigt es, dass es zu Be­ginn der Zeit bi­schöf­li­cher Sie­gel­füh­rung in Köln kurz­zei­tig ein ge­wis­ses Mus­ter, ei­nen mehr­fach ver­wen­de­ten Bild­typ gab, der dann spä­ter zu­guns­ten ei­ner an­de­ren Ge­stal­tung ver­wor­fen wur­de. Es ver­deut­licht da­mit auch die Viel­falt und Fle­xi­bi­li­tät hin­sicht­lich der Mo­ti­ve, die es in der Früh­zeit der Bi­schofs­sie­gel gab. Aus der Per­spek­ti­ve des His­to­ri­kers ist die Ge­stal­tung des Sie­gels ein Hin­weis dar­auf, dass es zwi­schen den Erz­bi­schö­fen Brun und Wich­fried Kon­ti­nui­tä­ten gab. Brun be­ton­te die­se durch die Ge­stal­tung sei­nes Typars und knüpf­te da­mit be­wusst an die Zeit sei­nes Vor­gän­gers an. Das spricht ge­gen den frü­her von der For­schung an­ge­nom­me­nen Bruch mit der Ein­set­zung Bruns als Erz­bi­schof von Köln. In ihm war als Bru­der Ot­tos I. (Re­gie­rungs­zeit 936-973, ab 962 als Kai­ser) ein ganz neu­er Typ von Bi­schof ge­se­hen wor­den.

Siegel des Erzbischofs Wichfried, aus Ewald, Rheinische Siegel I, Tafel 1, Nr. 1. (Universitäts- und Stadtbibliothek Köln/Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde)

 

Für Brun I. ist aber noch ein wei­te­res Sie­gel be­legt, von wel­chem nur ein Ab­druck – die­ses Mal an ei­ner Ur­kun­de vom 25.12.962 – er­hal­ten ist[4]. Es zeigt den Erz­bi­schof fron­tal im Brust­bild. In der lin­ken Hand hält er ein Buch. Das Evan­ge­li­en­buch ist ein ty­pi­sches At­tri­but für ei­nen Bi­schof. Die rech­te Hand hält er vor den Ober­kör­per und weist mit ihr auf das Buch. Brun ist mit ei­nem fal­ten­rei­chen lit­ur­gi­schen Ge­wand be­klei­det und trägt dar­über das Pal­li­um als Zei­chen sei­ner erz­bi­schöf­li­chen Wür­de. Ei­ne Mi­tra trägt er der Zeit ent­spre­chend nicht. Die Um­schrift, die zu­nächst den Na­men Bru­no und dann den Ti­tel des Erz­bi­schofs nennt, be­ginnt oben mit­tig, di­rekt über dem Kopf der Fi­gur mit ei­nem Kreuz. Sie ver­läuft ein­mal kom­plett um das Sie­gel­feld her­um. Wäh­rend Wil­helm Ewald die­ses Sie­gel noch als zwei­fel­haft be­wer­te­te, gilt es mitt­ler­wei­le als echt. Es ent­spricht hin­sicht­lich der Grö­ße von 52 bis 54 Mil­li­me­tern, der Ge­stal­tung von Bild und Um­schrift so­wie der Aus­stat­tung des Erz­bi­schofs dem für die Zeit Üb­li­chen.

Hin­sicht­lich der fron­ta­len Dar­stel­lung der Fi­gur, der Hal­tung der Ar­me nah am be­zie­hungs­wei­se vor dem Ober­kör­per und der Ge­stal­tung der Um­schrift äh­nelt die­ses Sie­gel deut­lich den ers­ten zwei Kai­ser­sie­geln Ot­tos I., des kai­ser­li­chen Bru­ders. Die ge­nau­en Zu­sam­men­hän­ge zwi­schen den bei­den Sie­geln und die Ab­läu­fe bei der Ent­ste­hung des Typs des Brust­bild­sie­gels las­sen sich nicht ganz si­cher klä­ren. Der Trie­rer Erz­bi­schof Hein­rich (Epis­ko­pat 956-964) führ­te eben­falls ein Brust­bild­sie­gel. Für den hier dis­ku­tier­ten Typ muss da­her ne­ben dem Kai­ser­sie­gel auch das Hein­richs von Trier als Vor­bild in Be­tracht ge­zo­gen wer­den. Hier­bei han­del­te es sich schlie­ß­lich eben­falls um das Sie­gel ei­nes Erz­bi­schofs. Es wä­re auch denk­bar, dass das Sie­gel des Köl­ner Erz­bi­schofs schon vor dem sei­nes kai­ser­li­chen Bru­ders ent­stan­den ist. Die Ur­kun­de, an wel­cher Bruns Sie­gel er­hal­ten ist, stammt zwar vom 25.12.962, wäh­rend das ers­te Kai­ser­sie­gel Ot­tos I. zum ers­ten Mal im Fe­bru­ar 962 be­legt ist. An­ge­sichts der we­ni­gen er­hal­te­nen Ab­drü­cke von Sie­geln der Erz­bi­schö­fe die­ser Zeit wä­re es aber mög­lich, dass er es frü­her ge­führt ha­ben könn­te. 

Gero (Episkopat 969-975)

Von Bruns di­rek­tem Nach­fol­ger Folk­mar ist kein Sie­gel er­hal­ten. Für den an­schlie­ßend ab 969 am­tie­ren­den Erz­bi­schof Ge­ro ist nur das Frag­ment ei­nes Ab­drucks an ei­ner Ur­kun­de vom 2.1.970 über­lie­fert. Die­ses um­fasst un­ge­fähr das lin­ke un­te­re Vier­tel ei­nes wohl run­den Sie­gels, das hin­sicht­lich der Grö­ße in et­wa dem von Brun ge­führ­ten Typ ent­spro­chen ha­ben dürf­te[5].

Siegel des Erzbischofs Brun I., aus Ewald, Rheinische Siegel I, Tafel 1, Nr. 2. (Universitäts- und Stadtbibliothek Köln/Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde)

 

Auch das Bild äh­nelt, zu­min­dest was die er­hal­te­nen Tei­le be­trifft, dem auf dem Sie­gel sei­nes Vor­vor­gän­gers. Ge­ro ist eben­falls im Brust­bild dar­ge­stellt und hält die rech­te, zu ei­nem Se­gens- oder Wei­se­ges­tus er­ho­be­ne Hand vor den Ober­kör­per. Da­ne­ben ist noch in An­sät­zen das Buch zu er­ken­nen, wel­ches der Erz­bi­schof wohl in der Lin­ken hält. Auch Ge­ro ist mit ei­nem fal­ten­rei­chen lit­ur­gi­schen Ge­wand be­klei­det und trägt dar­über das mit Kreu­zen be­setz­te Pal­li­um. Hin­sicht­lich der Ein­zel­hei­ten gibt es aber auch Un­ter­schie­de: Das Pal­li­um ist im Ge­gen­satz zu dem auf dem Sie­gel Bruns eher T-för­mig als Y-för­mig ge­stal­tet und die Fal­ten des Ge­wan­des ver­lau­fen an­ders. Von der Um­schrift sind nur noch die Buch­sta­ben „EPIS­CO“ er­hal­ten. Da ih­re Po­si­ti­on je­ner der ent­spre­chen­den Buch­sta­ben auf dem Sie­gel Erz­bi­schof Bruns äh­nelt, scheint es plau­si­bel an­zu­neh­men, dass die Um­schrift un­ter Auf­lö­sung mög­li­cher­wei­se vor­han­de­ner Kür­zun­gen Ge­ro ar­chie­pi­sco­pus (Ge­ro Erz­bi­schof) ge­lau­tet ha­ben könn­te. Die Tat­sa­che, dass nur ein Frag­ment er­hal­ten ist, er­schwert die Be­ur­tei­lung die­ses Sie­gels. Für sei­ne Echt­heit spre­chen zum ei­nen die ge­nann­ten Ge­mein­sam­kei­ten mit dem Sie­gel Erz­bi­schof Bruns und zum an­de­ren, dass es zu ei­ner ech­ten Ur­kun­de ge­hört.

Heribert (Episkopat 999-1021)

Von Ge­ros Nach­fol­ger Wa­rin (Epis­ko­pat 976-985) ist kein Sie­gel er­hal­ten, von dem auf Wa­rin fol­gen­den Ever­ger (Epis­ko­pat 985-999) kein ech­tes Sie­gel, son­dern nur ei­ne Fäl­schung aus der Mit­te des 12. Jahr­hun­derts.

Für Ever­gers Nach­fol­ger He­ri­bert s­ind in der Samm­lung Ewalds drei ver­schie­de­ne Ty­pen auf­ge­führt, von de­nen er zwei als echt be­wer­te­te. Neue­re For­schun­gen ha­ben al­ler­dings er­ge­ben, dass es ge­nau um­ge­kehrt ist: Die zwei von ihm für echt ge­hal­te­nen Ty­pen sind spä­te­re Fäl­schun­gen, wäh­rend das von ihm als falsch an­ge­se­he­ne Sie­gel echt ist[6]. Die spä­te­ren Nach­schnit­te ha­ben da­bei das ech­te Sie­gel als Vor­bild ver­wen­det.

Fragment eines Siegelabdrucks des Erzbischofs Gero, aus Ewald, Rheinische Siegel I, Tafel 1, Nr. 3. (Universitäts- und Stadtbibliothek Köln/Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde)

 

He­ri­berts ech­tes Sie­gel ist in ei­nem ein­zi­gen, leicht be­schä­dig­ten Ab­druck an ei­ner Ur­kun­de von 1014 über­lie­fert. Es lehnt sich in­so­fern an die ech­ten Sie­gel sei­ner Vor­gän­ger an, als dass es den Erz­bi­schof fron­tal im Brust­bild zeigt. Auch He­ri­bert trägt ein lit­ur­gi­sches Ge­wand so­wie das T-för­mi­ge Pal­li­um und ist oh­ne Kopf­be­de­ckung dar­ge­stellt. In der lin­ken Hand hält er ein Buch, das aber im Ge­gen­satz zum Sie­gel Bruns auf­ge­schla­gen ist. Die In­nen­sei­te ist da­bei dem Be­trach­ter zu­ge­wandt. Die rech­te Hand hält der Erz­bi­schof – im Ge­gen­satz zu den frü­he­ren Sie­geln nicht mehr vor dem Ober­kör­per, son­dern seit­lich un­ge­fähr auf Schul­ter­hö­he – zu ei­nem Se­gens­ges­tus er­ho­ben.

Un­ge­wöhn­lich ist die Um­schrift des Sie­gels. He­ri­bert wird dort als ser­vus sanc­ti Pe­tri (Die­ner des hei­li­gen Pe­trus) be­zeich­net, wo­für es auf den Sie­geln sei­ner Vor­gän­ger als Köl­ner Erz­bi­schö­fe kei­ne Vor­bil­der gibt. Auf dem ech­ten Ab­druck ist die Um­schrift be­schä­digt, er­hal­ten ist nur der Teil „+HE­RI­BERT­VS SER­V“. Da die zwei Fäl­schun­gen aber auf das ech­te Sie­gel zu­rück­ge­hen und von die­sem auch die Um­schrift über­nah­men, ist es mög­lich, sie auf die­sem We­ge zu ver­voll­stän­di­gen.

Für die un­ge­wöhn­li­che Um­schrift, die He­ri­bert nicht als Erz­bi­schof, son­dern als Die­ner des Bis­tums- und Kir­chen­pa­trons be­zeich­net, sind ver­schie­de­ne Vor­bil­der denk­bar. Zum ei­nen ist dar­auf hin­zu­wei­sen, dass die Um­schrift auf dem Sie­gel Erz­bi­schof Hein­richs von Trier „HEIN­RICVS SERVVS XPI IH­V“ (Hein­rich Die­ner Chris­ti Je­su) lau­te­te. Mög­lich wä­re da­ne­ben auch ei­ne An­leh­nung an die Ur­kun­den der Päps­te, die sich dort selbst als ser­vus ser­vo­r­um Dei (Die­ner der Die­ner Got­tes) be­zeich­ne­ten. Eben­falls denk­bar wä­re aber ei­ne Be­ein­flus­sung durch Ot­to III. (Re­gie­rungs­zeit als rö­misch-deut­scher Kö­nig 983-1002, ab 996 als Kai­ser) und sein Um­feld, zu dem He­ri­bert als Kanz­ler des Herr­schers ge­hör­te. In den In­ti­tu­la­tio­nes be­zeich­ne­te sich die­ser Herr­scher in den Jah­ren 1000 und 1001 teil­wei­se als ser­vus Ie­su Chris­ti (Die­ner Je­su Chris­ti) und ser­vus apos­to­lo­rum (Die­ner der Apos­tel).

Siegel des Erzbischofs Heribert, aus Ewald, Rheinische Siegel I, Tafel 2, Nr. 2. (Universitäts- und Stadtbibliothek Köln/Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde)

 

Un­ge­wöhn­lich ist auch die Po­si­ti­on der Um­schrift. Sie be­ginnt mit ei­nem Kreuz, wel­ches sich aber nicht oben, mit­tig über dem Kopf der Fi­gur des Bi­schofs, son­dern un­ten in der Mit­te be­fin­det. Von dort aus läuft sie im Uhr­zei­ger­sinn ein­mal ganz um das Sie­gel­bild her­um. Die­se An­ord­nung ent­spricht der auf dem ers­ten Kö­nigs­sie­gel Hein­richs II. (Re­gie­rungs­zeit als rö­misch-deut­scher Kö­nig 1002-1024, ab 1014 als Kai­ser), ver­wen­det nur im ers­ten Mo­nat sei­ner Herr­schaft im Ju­ni und Ju­li des Jah­res 1002. Mög­li­cher­wei­se war die Um­schrift aber auch schon auf dem Sie­gel Erz­bi­schof Wich­frieds so an­ge­ord­net. Hier könn­te al­so ein mög­li­ches Vor­bild lie­gen. Die gro­ße zeit­li­che Nä­he zum ers­ten Kö­nigs­sie­gel Hein­richs II. ist aber trotz­dem auf­fäl­lig. Ob es ei­nen Zu­sam­men­hang gab und wie die­ser aus­ge­se­hen ha­ben könn­te, lässt sich heu­te aber nicht mehr er­mit­teln. Bei der un­ten be­gin­nen­den Um­schrift han­del­te es sich je­den­falls um ein zeit­lich be­grenz­tes und eher un­ge­wöhn­li­ches Phä­no­men. Auf dem zwei­ten Kö­nigs­sie­gel Hein­richs II., das erst­mals am 10.7.1002 be­legt ist, wie auch auf den Sie­geln der Nach­fol­ger He­ri­berts als Köl­ner Erz­bi­schof be­gin­nen die Um­schrif­ten wie­der mit­tig oben.

Pilgrim (Episkopat 1021-1036)

Von Pil­grim ist kein ech­tes Wachs­sie­gel über­lie­fert. An­ge­sichts der sehr ge­rin­gen Über­lie­fe­rungs­dich­te bei den Sie­geln sei­ner Vor­gän­ger, ist es denk­bar, dass er über ei­nes ver­füg­te, von dem sich le­dig­lich kein Ab­druck er­hal­ten hat, Be­le­ge hier­für oder Hin­wei­se dar­auf gibt es nicht. Es ist auch mög­lich, dass Pil­grim kei­ne Wachs­sie­gel zum Be­glau­bi­gen sei­ner Ur­kun­den ver­wen­det hat.

Über­lie­fert sind für die­sen Erz­bi­schof hin­ge­gen zwei Blei­bul­len. Bul­len sind beid­sei­tig be­präg­te Me­tall­sie­gel, wel­che an ei­ne Ur­kun­de an­ge­hängt wer­den konn­ten. Für die Ex­em­pla­re aus Blei wur­de ein Roh­ling aus Me­tall ge­gos­sen, der in der Mit­te über ei­nen Schnur­ka­nal ver­füg­te. Durch die­sen wur­de dann ei­ne an der Ur­kun­de be­fes­tig­te Schnur ge­führt. An­schlie­ßend wur­de der Roh­ling mit­hil­fe ei­ner Zan­ge auf bei­den Sei­ten mit den je­wei­li­gen Stem­peln be­prägt. Da­bei wur­de die Schnur ein­ge­klemmt, so­dass die Bul­le nun fest an der Schnur und da­mit auch an der Ur­kun­de be­fes­tigt war.

Das Sie­geln mit Bul­len war vor al­lem ty­pisch für den by­zan­ti­ni­schen Be­reich und die Päps­te. Süd­ita­lie­ni­sche Bi­schö­fe ver­wen­de­ten die­se Form der Be­sie­ge­lung eben­falls, wäh­rend sie für ih­re Amts­kol­le­gen im Reich nörd­lich der Al­pen un­ty­pisch war. Dort sie­gel­ten fast nur die ost­frän­kisch-deut­schen Herr­scher ge­le­gent­lich ne­ben den haupt­säch­lich be­nutz­ten Wachs­sie­geln auch mit Bul­len aus Blei oder Gold.

Da al­le frü­he­ren Be­le­ge für bi­schöf­li­che Blei­bul­len im Reich Fäl­schun­gen oder zu­min­dest höchst ver­däch­tig sind, ist es um­so be­mer­kens­wer­ter, dass Pil­grim be­schloss, ein sol­ches Sie­gel zu ver­wen­den. Dies ver­deut­licht zum ei­nen das gro­ße Selbst­be­wusst­sein die­ses Köl­ner Erz­bi­schofs und zum an­de­ren sei­nen An­spruch auf ei­ne her­aus­ge­ho­be­ne Po­si­ti­on sei­nes Erz­bis­tums. Pil­grim war als en­ger Ver­trau­ter und Kanz­ler Hein­richs II. vor sei­ner Er­he­bung zum Köl­ner Erz­bi­schof auch mit be­son­de­ren Auf­trä­gen in Ita­li­en be­traut ge­we­sen. Des­halb ist da­von aus­zu­ge­hen, dass ihm so­wohl die päpst­li­chen als auch die herrscher­li­chen Blei­bul­len be­kannt wa­ren.

Die ers­te Bul­le Pil­grims ist nicht mehr im Ori­gi­nal er­hal­ten. Es gibt aber ei­ne ver­trau­ens­wür­di­ge Nach­zeich­nung aus dem 19. Jahr­hun­dert. Da­mals be­fand sich das Blei­sie­gel noch an ei­ner ech­ten Ur­kun­de aus dem Jahr 1027[7]. Die Vor­der­sei­te äh­nelt den schon zu­vor be­leg­ten Wachs­sie­geln: Sie zeigt ein fron­ta­les Brust­bild des bar­häup­ti­gen, mit ei­nem fal­ti­gen Ge­wand und dem Pal­li­um be­klei­de­ten Erz­bi­schofs. Im Un­ter­schied zu den Wachs­sie­geln sind al­ler­dings sei­ne Hän­de nicht im Bild und er hat kei­ne wei­te­ren At­tri­bu­te bei sich. Die Um­schrift be­ginnt laut der Nach­zeich­nung oben mit­tig mit ei­nem Kreuz und lau­tet PI­LI­GRIMVS AR­CHIEP(ISCOPV)S (Pil­grim Erz­bi­schof). Auch sie ent­spricht al­so durch­aus dem von den Wachs­sie­geln Bruns und wohl auch Ge­ros Be­kann­ten.

Auf der Rück­sei­te ist ein Brust­bild des hei­li­gen Pe­trus im Pro­fil zu se­hen. Der Hei­li­ge ist von ei­nem Ar­chi­tek­tur­rah­men aus zwei Säu­len und ei­nem Dach um­ge­ben, der ei­ne Kir­che sym­bo­li­siert. Die Um­schrift „S(AN)C(T)A CO­LO­NI­A“ (Hei­li­ges Köln) be­ginnt in der un­te­ren Hälf­te über der Schul­ter der Fi­gur des Pe­trus, ver­läuft von dort im Uhr­zei­ger­sinn um die ge­sam­te obe­re Hälf­te der Bul­le her­um und en­det vor der an­de­ren Schul­ter des Hei­li­gen. Au­ßen ne­ben den zwei Säu­len iden­ti­fi­zier­te ei­ne von oben nach un­ten ver­lau­fen­de, wohl auch im Ori­gi­nal schlecht les­ba­re In­schrift die Fi­gur als „S(ANCT­VS) PE­TRV(S)“ (Hei­li­ger Pe­trus).

Die Rück­sei­te weist meh­re­re ein­deu­ti­ge Ge­mein­sam­kei­ten mit den zur Zeit Pil­grims in Köln ge­präg­ten Mün­zen auf. Die Re­vers-Sei­te die­ser Stü­cke zeigt eben­falls ei­ne ein­fa­che aus Säu­len und ei­nem Dach ge­form­te Kir­che und die Um­schrift „SANC­TA CO­LO­NI­A“. Mög­li­cher­wei­se stamm­ten die Stem­pel für die Mün­zen so­gar vom glei­chen Stem­pel­schnei­der wie das Typar für die Rück­sei­te der Blei­bul­le.

Die so un­ge­wöhn­li­che Ge­stal­tung der Rück­sei­te, die erst­mals für ein Bi­schofs­sie­gel den Ka­the­dral-, Stadt und Bis­tums­pa­tron im Bild dar­stellt, lässt sich auf viel­fäl­ti­ge Wei­se in­ter­pre­tie­ren. Zum ei­nen knüpf­te Pil­grim an das Sie­gel sei­nes Vor­gän­gers He­ri­bert an, der sich in der Um­schrift als Die­ner des hei­li­gen Pe­trus be­zeich­net hat­te. Aber nicht nur im Sie­gel­bild wird Pil­grims Ver­bun­den­heit zum Pa­tron deut­lich – er wur­de nicht an ei­nem Sonn­tag, son­dern am Fest­tag des Hei­li­gen ge­weiht. Zum an­de­ren steht Pe­trus für Rom mit sei­ner her­aus­ge­ho­be­nen Be­deu­tung. Den Be­zug zu die­sem Hei­li­gen der­art zu be­to­nen, war des­halb auch ein Mit­tel, den Ran­g­an­spruch ge­gen­über den an­de­ren rhei­ni­schen Erz­bi­schö­fen in Mainz und Trier zu for­mu­lie­ren, mit de­nen Pil­grim um ei­ne Füh­rungs­rol­le kon­kur­rier­te. Zu die­ser In­ter­pre­ta­ti­on passt die Um­schrift, wel­che eben­falls die Be­deu­tung des „hei­li­gen Köln“ be­tont.

Siegel des Erzbischofs Friedrich I., aus Ewald, Rheinische Siegel I, Tafel 7, Nr. 3. (Universitäts- und Stadtbibliothek Köln/Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde)

 

Als im Jahr 1870 in der al­ten Pfarr­kir­che von Bet­ten­ho­ven (Ge­mein­de Titz) der Haupt­al­tar ab­ge­bro­chen wur­de, fand man dar­in den ein­zi­gen be­kann­ten Ab­druck der zwei­ten Bul­le Erz­bi­schof Pil­grims[8]. Mit die­ser Bul­le war bei der Wei­he des Al­tars ein klei­nes Re­li­qui­en­gefäß ver­sie­gelt wor­den. Vor die­sem Fund war nicht ein­mal die Exis­tenz ei­ner zwei­ten Bul­le Pil­grims be­kannt ge­we­sen. Da der Ab­druck nicht zu­sam­men mit ei­nem da­tier­ten Schrift­stück über­lie­fert ist, lässt sich die zwei­te Bul­le zeit­lich nur grob ein­ord­nen. Da sie ge­gen­über dem ers­ten Blei­sie­gel ei­ni­ge Neue­run­gen auf­weist, ist sie spä­ter als die aus der Nach­zeich­nung be­kann­te Bul­le ein­zu­ord­nen. Die­se war noch im Jahr 1027 in Ge­brauch, wes­halb die zwei­te Bul­le auf den Zeit­raum zwi­schen die­sem Jahr und dem En­de von Pil­grims Epis­ko­pat 1036 da­tiert wird.

Die Vor­der­sei­te zeigt wie­der­um ein Brust­bild des Erz­bi­schofs in ei­nem lit­ur­gi­schen Ge­wand und mit dem Pal­li­um. Ei­ne Mi­tra trägt er, der Zeit ent­spre­chend, noch nicht. In der lin­ken Hand hält er ein ge­schlos­se­nes Buch. Neu ist, im Ge­gen­satz zu die­sen be­kann­ten De­tails, der Bi­schofs­stab, den Pil­grim in sei­ner rech­ten Hand hält. Die­se In­si­gnie der geist­li­chen Wür­de wur­de von sei­nen Nach­fol­gern über­nom­men und fand seit die­sem Zeit­punkt kon­ti­nu­ier­lich Ein­gang ins Sie­gel­bild.

Siegel des Erzbischofs Pilgrim, aus Ewald, Rheinische Siegel I, Tafel 3, Nr. 2. (Universitäts- und Stadtbibliothek Köln/Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde)

 

Die oben mit­tig mit ei­nem Kreuz be­gin­nen­de Um­schrift be­zeich­net Pil­grim als „PI­LI­GRIMVS D(E)I GRA­CIA AR­CHIEP(ISCOPV)S“ (Pil­grim durch die Gna­de Got­tes Erz­bi­schof). Die Wen­dung Dei gra­cia (durch die Gna­de Got­tes) war bis zu die­sem Zeit­punkt nur in den Sie­ge­l­um­schrif­ten der Kai­ser und Kö­ni­ge vor­ge­kom­men. Pil­grim war ei­ner der ers­ten Bi­schö­fe, die den An­spruch, ihr Amt durch die Gna­de Got­tes aus­zu­üben, eben­falls in der Um­schrift ih­rer Sie­gel for­mu­lier­ten. Die Rück­sei­te ist eben­falls be­mer­kens­wert und bie­tet viel­fäl­ti­ge An­sät­ze zur In­ter­pre­ta­ti­on. Die Um­schrift be­ginnt oben in der Mit­te mit ei­nem Kreuz und lau­tet „SANC­TA CO­LO­NI­EN­SIS RE­LI­GI­O“ (Re­li­gio des hei­li­gen Köln). Der Be­griff re­li­gio lässt sich nicht prä­gnant mit ei­nem Wort ins Deut­sche über­set­zen, be­inhal­tet aber Be­deu­tungs­nu­an­cen wie das re­li­giö­se Le­ben, Got­tes­furcht und Fröm­mig­keit. Sie äh­nelt da­mit der Um­schrift auf der Rück­sei­te von Pil­grims ers­ter Bul­le, trifft aber ei­ne prä­zi­se­re Aus­sa­ge, in­dem sie for­mu­liert, was ge­nau das „hei­li­ge Köln“ aus­macht. Dies wird vor al­lem im Zu­sam­men­spiel mit dem Bild auf die­ser Sei­te der Bul­le deut­lich. Dort ist näm­lich dar­ge­stellt, was mit der re­li­gio ge­meint ist. Es sind drei ste­hen­de Frau­en­gestal­ten zu se­hen. Die mitt­le­re ist et­was grö­ßer und legt den zwei seit­li­chen, ihr zu­ge­wand­ten Fi­gu­ren seg­nend die Hand aufs Haupt. Durch In­schrif­ten ist die mitt­le­re Ge­stalt als Ka­ri­tas (Lie­be) be­zeich­net, die bei­den seit­li­chen als Fi­des (Glau­ben) und Spes (Hoff­nung).

Es gibt zwar mög­li­che Vor­bil­der für die Dar­stel­lung von Drei­er­grup­pen, bei de­nen die mitt­le­re Fi­gur grö­ßer ist, wie bei­spiels­wei­se die Wachs­sie­gel der Köl­ner Erz­bi­schö­fe Wich­fried und Brun. An­de­re Dar­stel­lun­gen kom­men der Bul­le Pil­grims in­so­fern nä­her, als die mitt­le­re Fi­gur eben­falls ih­re Hän­de seg­nend auf die Köp­fe der seit­li­chen Fi­gu­ren legt. Die Ver­bin­dung der Drei­er­fi­gu­ren­grup­pe mit den als Frau­en­gestal­ten per­so­ni­fi­zier­ten theo­lo­gi­schen Tu­gen­den war je­doch neu. Bei ih­rer Kon­zep­ti­on konn­te wahr­schein­lich nicht auf ein di­rek­tes bild­li­ches Vor­bild zu­rück­ge­grif­fen wer­den.

In­halt­li­che An­re­gun­gen für die Ge­stal­tung der Rück­sei­te sind hin­ge­gen durch­aus greif­bar. In ei­ner Bi­bel­stel­le (1 Kor. 13, 13) hei­ßt es: „Nun aber blei­ben Glau­be, Hoff­nung, Lie­be, die­se drei; aber die Lie­be ist die grö­ß­te un­ter ih­nen.“ To­ni Di­ede­rich nimmt an, dass ei­ne Aus­füh­rung in den Ety­mo­lo­gi­en Isi­dors von Se­vil­la Pil­grim als text­li­ches Vor­bild für die Ge­stal­tung der Bul­len­rück­sei­te ge­dient hat. Dort ist näm­lich die Aus­füh­rung zu Lie­be, Glau­ben und Hoff­nung mit dem Be­griff der re­li­gio ver­bun­den.

Ins­ge­samt kom­mu­ni­ziert die zwei­te Bul­le Pil­grims noch ein­mal deut­li­cher als die ers­te die An­sprü­che des Erz­bi­schofs für sei­nen Rang so­wie den sei­ner Kir­che. Es ist über­haupt be­mer­kens­wert, dass er den ers­ten Stem­pel er­setz­te, wohl, wie die In­ter­pre­ta­ti­on zeigt, um sei­ne Po­si­ti­on ein­dring­li­cher zu be­to­nen. Zum ei­nen ist Pil­grims zwei­te Bul­le al­so als For­mu­lie­rung ei­nes An­spruchs ge­gen­über den kon­kur­rie­ren­den Erz­bi­schö­fen von Trier und Mainz zu ver­ste­hen. Zum an­de­ren hat To­ni Di­ede­rich aber auch dar­auf hin­ge­wie­sen, dass die wohl auf Pil­grim selbst zu­rück­ge­hen­de Ge­stal­tung eben­falls zeigt, dass er den Be­griff der sanc­ta Co­lo­nia mit theo­lo­gi­schem In­halt füll­te. Bei­de Bul­len sind Quel­len, die viel über sein Wir­ken als Erz­bi­schof von Köln ver­ra­ten.

Siegel des Erzbischofs Pilgrim, aus Ewald, Rheinische Siegel I, Tafel 3, Nr. 3. (Universitäts- und Stadtbibliothek Köln/Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde)

 

Hermann II. (Episkopat 1036-1056)

Von Her­mann, Pil­grims Nach­fol­ger, ist eben­falls ein Ab­druck ei­ner Blei­bul­le er­hal­ten[9]. Das Sie­gel äh­nelt stark der zwei­ten Bul­le sei­nes Vor­gän­gers. Für die Rück­sei­te mit den drei per­so­ni­fi­zier­ten Tu­gen­den wur­de so­gar ein­fach der Stem­pel, den schon Pil­grim ver­wen­det hat­te, über­nom­men. Die Vor­der­sei­te hin­ge­gen muss­te neu her­ge­stellt wer­den, da nun Her­manns Na­me in der Um­schrift ge­nannt wer­den muss­te. Das Mo­tiv – Brust­bild des mit lit­ur­gi­schem Ge­wand und Pal­li­um ge­klei­de­ten Erz­bi­schofs mit nach in­nen ge­krümm­tem Bi­schof­stab in der rech­ten und ge­schlos­se­nem Evan­ge­li­en­buch in der lin­ken Hand – wur­de von der zwei­ten Bul­le Pil­grims über­nom­men. Auch die bei sei­nem Vor­gän­ger erst­mals im Sie­gel ver­wen­de­te Dei-Gra­tia-For­mel wur­de von Her­mann eben­falls auf­ge­nom­men. Mit die­ser Bul­le knüpf­te der neue Erz­bi­schof ein­deu­tig an die Zeit sei­nes Vor­gän­gers Pil­grim an und si­gna­li­sier­te durch die Wei­ter­füh­rung die­ses auf­fäl­li­gen Sie­gel­typs Kon­ti­nui­tät.

Da­ne­ben hat Erz­bi­schof Her­mann aber wohl auch ein Wachs­sie­gel ge­führt. Hier­für spricht schon, dass an der ech­ten Ur­kun­de, an wel­cher der ein­zi­ge er­hal­te­ne Ab­druck der Bul­le über­lie­fert ist, ein Kreuz­schnitt an­ge­bracht wur­de. Of­fen­bar war zu­nächst die Be­glau­bi­gung mit ei­nem Wachs­sie­gel be­ab­sich­tigt ge­we­sen.

Bullensiegel des Erzbischofs Hermann II., aus Ewald, Rheinische Siegel I, Tafel 3, Nr. 5. (Universitäts- und Stadtbibliothek Köln/Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde)

 

An ei­ner nicht ganz si­cher da­tier­ten Ur­kun­de aus dem Jahr 1046 oder 1043 be­fin­det sich ein Ab­druck ei­nes Wachs­sie­gels. Die Echt­heit von Ur­kun­de und Sie­gel sind in der For­schung al­ler­dings um­strit­ten. Zu se­hen ist ein Erz­bi­schof im lit­ur­gi­schen Ge­wand und mit Pal­li­um. In der rech­ten Hand hält er, wie auch auf der Bul­le, ei­nen Bi­schofs­stab. Dort wird der Stab al­ler­dings schräg vor den Ober­kör­per ge­hal­ten, so­dass er über die rech­te Schul­ter hin­aus­ragt. Auf dem Wachs­sie­gel hält der Erz­bi­schof ihn hin­ge­gen ge­ra­de ne­ben sich. In der lin­ken Hand hält er eben­falls ein Evan­ge­li­en­buch, wel­ches aber im Ge­gen­satz zur Dar­stel­lung auf der Bul­le auf­ge­schla­gen ist. 

Das Bild weicht al­so in ei­ni­gen Punk­ten ab, ist aber nicht un­zeit­ge­mäß, was auch dar­an deut­lich wird, dass es dem ech­ten Sie­gel sei­nes di­rek­ten Nach­fol­gers An­no stark äh­nelt. Al­ler­dings war die­ses Bild lan­ge re­la­tiv kon­sis­tent, so­dass auch ein spä­te­rer Fäl­scher, der sich an Sie­geln sei­ner ei­ge­nen Zeit ori­en­tiert hät­te, die­ses Bild hät­te wäh­len kön­nen. Des­halb ist auf­grund des Bil­des kein ein­deu­ti­ges Ur­teil mög­lich. Die Um­schrift ent­spricht ex­akt der von der Bul­le Her­manns. Er wird dort als Erz­bi­schof be­zeich­net und auch die Dei-Gra­tia-For­mel ist vor­han­den. Ei­nem neu­en Ur­teil über die Echt­heit die­ses Sie­gels muss ei­ne kri­ti­sche Neu­be­wer­tung der ent­spre­chen­den Ur­kun­de vor­aus­ge­hen.

Bullensiegel des Erzbischofs Hermann II., aus Ewald, Rheinische Siegel I, Tafel 3, Nr. 6. (Universitäts- und Stadtbibliothek Köln/Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde)

 

Anno II. (Episkopat 1056-1075)

Für Erz­bi­schof An­no II. ist ei­ne Viel­zahl ver­schie­de­ner Sie­gel­ty­pen er­hal­ten, von de­nen aber nur ei­ner si­cher echt ist. Wil­helm Ewald führt elf ver­schie­de­ne ge­fälsch­te oder ver­däch­ti­ge Sie­gel auf, die vor al­lem aus dem 12. Jahr­hun­dert stam­men. Dass An­no II. bei den spä­te­ren Fäl­schern so be­liebt war, dürf­te an der gro­ßen Be­deu­tung des im Jahr 1183 hei­lig­ge­spro­che­nen Erz­bi­schofs lie­gen. Er hat­te zeit­wei­se für den min­der­jäh­ri­gen Hein­rich IV. (rö­misch-deut­scher Kö­nig ab 1056, 1084-1105 Kai­ser, ge­stor­ben 1106) die Re­gie­rung ge­führt und geist­li­che Re­form­be­we­gun­gen in sei­ner Diö­ze­se ge­för­dert.

Das ech­te Sie­gel zeigt An­no im fron­ta­len Brust­bild[10]. Er trägt ein lit­ur­gi­sches Ge­wand und das Pal­li­um als Zei­chen sei­ner erz­bi­schöf­li­chen Wür­de. Mit der rech­ten Hand hält er den Bi­schofs­stab ge­ra­de ne­ben sich. In der lin­ken Hand hält er ein auf­ge­schla­ge­nes Buch. Die be­schrie­be­nen Sei­ten sind da­bei dem Be­trach­ter zu­ge­wandt.

Die Um­schrift be­ginnt, wie zu­meist üb­lich, oben mit­tig mit ei­nem Kreuz. Sie lau­tet: „AN­NO D(E)I GRA(TIA) CO­LO­NI­EN­SIS AR­CHIEP(ISCO­PU)S“ (An­no durch die Gna­de Got­tes Köl­ner Erz­bi­schof). Mit dem ex­pli­zi­ten Ver­weis auf Köln in der Um­schrift tritt hier ein wei­te­res Merk­mal erst­mals auf, das in der Fol­ge­zeit ty­pisch für die Sie­gel der Köl­ner Erz­bi­schö­fe wer­den soll­te. An­nos Nach­fol­ger über­nah­men es für ih­re Typa­re.

In­ter­es­sant ist auch, dass An­no II. sich wohl da­ge­gen ent­schied, der von Pil­grim be­grün­de­ten und von Her­mann II. fort­ge­führ­ten Tra­di­ti­on zu fol­gen. Er hat kei­ne Blei­bul­le ge­führt wie sei­ne zwei un­mit­tel­ba­ren Vor­gän­ger. Die­se Tra­di­ti­on rei­ßt mit Her­mann II. ab. Ein Grund da­für, dass er die­se Mög­lich­keit, Kon­ti­nui­tät zu Pil­grim und Her­mann zu de­mons­trie­ren, nicht nutz­te, könn­te in der Her­kunft An­nos lie­gen. Im Ge­gen­satz zu den bei­den vo­ri­gen Erz­bi­schö­fen stamm­te er nicht aus der ade­li­gen Eli­te und war des­halb in Köln nicht oh­ne Wi­der­stän­de ak­zep­tiert wor­den.

Hildolf (Episkopat 1075-1079), Sigewin (Episkopat 1079-1089) und Hermann III. (Episkopat 1089-1099)

Von die­sen drei Erz­bi­schö­fen ist je­weils ein ech­tes Sie­gel be­kannt[11]. Al­le die­se Sie­gel­ty­pen äh­neln ein­an­der und dem oben be­schrie­be­nen ech­ten Sie­gel An­nos II. sehr stark. Sie un­ter­schei­den sich le­dig­lich in De­tails von­ein­an­der, et­wa in der Ge­stal­tung des Pal­li­ums. Die­ses ist auf dem Sie­gel An­nos sehr schmal, auf de­nen sei­ner Nach­fol­ger hin­ge­gen brei­ter. Da­durch war es dann auch mög­lich, deut­lich er­kenn­ba­re Kreuz­ver­zie­run­gen ab­zu­bil­den. Auf den Sie­geln An­nos und Hi­dolfs ist das Pal­li­um au­ßer­dem Y-för­mig, wäh­rend es auf de­nen Si­ge­wins und Her­manns III. T-för­mig ge­stal­tet ist. Hier­bei han­delt es sich aber nicht um Ein­zel­hei­ten, die für die Deu­tung re­le­vant wä­ren, son­dern le­dig­lich um ei­ne ab­wei­chen­de künst­le­ri­sche Ge­stal­tung. Spä­tes­tens un­ter An­no II. eta­blier­te sich al­so ein für Bi­schofs­sie­gel die­ser Zeit üb­li­cher Typ, der für die Köl­ner Erz­bi­schö­fe in der zwei­ten Hälf­te des 11. Jahr­hun­derts und noch bis in die ers­ten Jah­re des 12. Jahr­hun­dert kon­stant blieb.

Friedrich I. (Episkopat 1100-1131)

Auch Erz­bi­schof Fried­rich I. führ­te zu­nächst ein Sie­gel, das ge­nau dem be­schrie­be­nen Typ ent­sprach[12]. Zu­letzt be­legt ist es an ei­ner Ur­kun­de aus dem Jahr 1105. Am 15. Fe­bru­ar des fol­gen­den Jah­res be­geg­net hin­ge­gen erst­mals das zwei­te Sie­gel Erz­bi­schof Fried­richs I. Der Zeit­punkt des Sie­gel­wech­sels lässt sich al­so re­la­tiv ge­nau be­stim­men.

Siegel des Erzbischofs Hildolf, aus Ewald, Rheinische Siegel I, Tafel 6, Nr. 2. (Universitäts- und Stadtbibliothek Köln/Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde)

 

Das neue Sie­gel zeigt den Erz­bi­schof nicht wie zu­vor im Brust­bild. Der Dar­ge­stell­te ist hin­ge­gen kom­plett ab­ge­bil­det und sitzt auf ei­ner Thron­bank oh­ne Rü­cken­leh­ne[13]. Thro­nend wa­ren vor al­lem die Herr­scher auf ih­ren Sie­geln dar­ge­stellt wor­den, bis ei­ni­ge Bi­schö­fe am En­de des 11. Jahr­hun­derts be­gan­nen, die­ses Mo­tiv eben­falls zu ver­wen­den. Bei die­sem Wan­del stand der Köl­ner Erz­bi­schof nicht an der Spit­ze der Be­we­gung. Ihm wa­ren Vor­ste­her an­de­rer Diö­ze­sen, aus Mainz, Hal­ber­stadt, Naum­burg und Pa­der­born, vor­aus­ge­gan­gen. Ne­ben die­sem auf­fäl­li­gen Un­ter­schied gibt es aber durch­aus auch Ge­mein­sam­kei­ten mit dem al­ten Sie­gel­typ, der sich über Jahr­zehn­te eta­bliert hat­te. Der Erz­bi­schof ist eben­falls fron­tal ab­ge­bil­det und trägt lit­ur­gi­sche Ge­wän­der so­wie das Pal­li­um. Auch die At­tri­bu­te, die er in den Hän­den hält, sind die glei­chen: links das auf­ge­schla­ge­ne Buch, die be­schrie­be­nen Sei­ten dem Be­trach­ter zu­ge­wandt und rechts der Bi­schofs­stab. Die Um­schrift lau­tet „FRIT­HE­RICVS D(E)I GRA(TIA) CO­LO­NI­EN­SIS AR­CHIEP(IS)C(OPVS)“ (Fried­rich durch die Gna­de Got­tes Köl­ner Erz­bi­schof). Sie weicht da­mit we­der vom ers­ten Sie­gel Fried­richs noch von dem un­ter sei­nen Vor­gän­gern eta­blier­ten Mus­ter ab.

Man­fred Gro­ten hat das Auf­kom­men des neu­en Sie­gel­typs des bi­schöf­li­chen Thron­sie­gels mit den Er­eig­nis­sen und Kon­stel­la­tio­nen die­ser Zeit, et­wa dem In­ves­ti­tur­streit und dem Kon­flikt Hein­richs IV. mit sei­nem Sohn Hein­rich V. (ab 1098 Mit­kö­nig, ab 1106 rö­misch-deut­scher Kö­nig, 1111-1125 Kai­ser), in Ver­bin­dung ge­bracht. Der neue Sie­gel­typ tauch­te bei Bi­schö­fen auf, die sich von der Rol­le als geist­li­che Fürs­ten im Dienst des Rei­ches ab­ge­wandt hat­ten und sich vor al­lem als Vor­ste­her ih­rer ei­ge­nen Diö­ze­se ver­stan­den.

Das lässt sich auch für Fried­rich I. von Köln plau­si­bel ma­chen. Der Sie­gel­wech­sel ist zeit­lich eng mit dem Wech­sel vom La­ger Hein­richs IV. in das Hein­richs V. ver­bun­den. Dies lässt sich an­hand der Da­tie­run­gen in den Ur­kun­den er­mit­teln. In dem Schrift­stück, an wel­chem zum letz­ten Mal das Brust­bild­sie­gel Fried­richs be­legt ist, wird Hein­rich IV. er­wähnt, wäh­rend in der ers­ten Ur­kun­de, an der sich das Thron­sie­gel be­fin­det, nach Hein­rich V. da­tiert wird. Nach­dem er die Sei­ten ge­wech­selt hat­te, en­ga­gier­te sich der Köl­ner Erz­bi­schof nicht mehr be­son­ders in Reichs­an­ge­le­gen­hei­ten, son­dern vor al­lem beim Aus­bau herr­schaft­li­cher Po­si­tio­nen in der ei­ge­nen Diö­ze­se. 

Be­son­de­re Auf­merk­sam­keit ver­dient die Form des Throns auf dem Sie­gel Fried­richs. Auf ei­ni­gen an­de­ren bi­schöf­li­chen Thron­sie­geln sitzt der Bi­schof auf ei­nem Fal­dis­to­ri­um, dem ty­pi­schen Bi­schofs­thron. Die­se Form soll­te sich spä­ter im Lau­fe des 12. Jahr­hun­derts auch auf den Sie­geln der Köl­ner Erz­bi­schö­fe durch­set­zen. Auf dem Sie­gel Fried­richs I. ist hin­ge­gen ei­ne kas­ten­för­mi­ge Thron­bank dar­ge­stellt, die je­nen auf den zeit­ge­nös­si­schen Herr­scher­sie­geln gleicht. Da­durch wur­de der herr­schaft­li­che An­spruch über die ei­ge­ne Diö­ze­se be­son­ders ein­dring­lich for­mu­liert.

Neues Siegel des Erzbischofs Friedrich I., aus Ewald, Rheinische Siegel I, Tafel 9, Nr. 4. (Universitäts- und Stadtbibliothek Köln/Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde)

 

Brun II. (Episkopat 1131-1137) und Arnold I. (Episkopat 1138-1151)

Die Sie­gel die­ser zwei Erz­bi­schö­fe ent­spre­chen dem von Fried­rich I. an­ge­nom­me­nen Typ des Thron­sie­gels. Auch in Be­zug auf At­tri­bu­te, Ge­wän­der und die For­mu­lie­rung der Um­schrift glei­chen sie ih­rem Vor­bild[14]. Von Hu­go von Spon­heim, der kurz­zei­tig im Jahr 1137 am­tier­te, aber be­reits bald dar­auf ver­starb, ist kein Sie­gel be­kannt. Beim Sie­gel Ar­nolds I. ist er­neut die Ge­stal­tung des Throns be­mer­kens­wert. Wie sei­ne Vor­gän­ger Fried­rich und Bru­no II. sitzt er nicht auf ei­nem Fal­dis­to­ri­um, son­dern auf ei­ner Thron­bank. Auf dem Sie­gel Ar­nolds I. ist die­se ge­nau wie der Thron auf dem Sie­gel Kö­nig Kon­rads III. (1127-1135 Ge­gen­kö­nig, 1138-1152 rö­misch-deut­scher Kö­nig) per­spek­ti­visch ge­stal­tet. Ab­ge­se­hen von der feh­len­den Rü­cken­leh­ne ent­spricht der Thron auf dem Sie­gel Ar­nolds I. ex­akt dem auf dem Kö­nigs­sie­gel. Das zeigt, dass die­ser Erz­bi­schof sich für sein Sie­gel nicht nur auf sei­ne Amts­vor­gän­ger, son­dern auch er­neut auf das Herr­scher­sie­gel be­zog.

Arnold II. (Episkopat 1151-1156)

Das Thron­sie­gel blieb bis ins spä­te Mit­tel­al­ter der von den Köl­ner Erz­bi­schö­fen ge­nutz­te Sie­gel­typ. Ei­ne auf­fäl­li­ge Aus­nah­me von die­sem Mus­ter bil­det al­ler­dings das Sie­gel Ar­nolds II.

Siegel des Erzbischofs Arnold I., aus Ewald, Rheinische Siegel I, Tafel 10, Nr. 2. (Universitäts- und Stadtbibliothek Köln/Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde)

 

Die­ser Erz­bi­schof ist auf sei­nem Sie­gel ste­hend dar­ge­stellt und von Kopf bis Fuß ab­ge­bil­det[15]. Wie auf den frü­he­ren Sie­geln trägt auch er lit­ur­gi­sche Ge­wän­der und das Pal­li­um. Zum ers­ten Mal be­geg­net hier al­ler­dings die Mi­tra als wei­te­res Zei­chen der Bi­schofs­wür­de. Sie ist auch auf den Sie­geln sei­ner Nach­fol­ger, die sich wie­der thro­nend dar­stel­len lie­ßen, ent­hal­ten. Die In­si­gni­en, die er in den Hän­den hält, sind die glei­chen wie auf den Sie­geln sei­ner Vor­gän­ger. Auf den Sei­ten des auf­ge­schla­ge­nen Bu­ches, wel­ches der Erz­bi­schof in der lin­ken Hand hält, sind die Wor­te „PAX VO­BI(S)“ (Frie­de sei mit euch), die auf ei­ne be­kann­te Bi­bel­stel­le (Luk. 24, 36) an­spie­len, zu le­sen. Für die Sie­gel der Köl­ner Erz­bi­schö­fe war dies neu, auf an­de­ren Bi­schofs­sie­geln war es hin­ge­gen schon frü­her vor­ge­kom­men. Dem­entspre­chend ist hier ein Sie­gel ei­nes an­de­ren Bi­schofs als Vor­bild an­zu­neh­men. Die Um­schrift ent­spricht der Form, die sich un­ter sei­nen Vor­gän­gern eta­bliert hat­te.

War­um wich Ar­nold II. von dem Typ des Thron­sie­gels ab, der sich un­ter sei­nen Vor­gän­gern eta­bliert hat­te? Ei­ne mög­li­che Er­klä­rung könn­te in sei­ner Ein­stel­lung zu sei­nem Vor­gän­ger Ar­nold I. lie­gen. Er war Teil der Op­po­si­ti­on ge­gen den sus­pen­dier­ten Ar­nold I. ge­we­sen und nach des­sen Tod selbst zum Erz­bi­schof ge­wählt wor­den. Des­halb scheint es ver­ständ­lich, dass er sich in sei­nem Sie­gel be­wusst von dem Vor­gän­ger ab­gren­zen woll­te, in­dem er ei­ne an­de­re Form der Dar­stel­lung wähl­te. Der Typ des Stand­bild­sie­gels ist für Bi­schö­fe an sich nicht un­ge­wöhn­lich, in Köln kommt er – ab­ge­se­hen vom Sie­gel Ar­nolds II. – aber nicht vor. Des­halb ist da­von aus­zu­ge­hen, dass er sich ein an­de­res Bi­schofs­sie­gel zum Vor­bild nahm.

5. Ausblick auf die spätere Zeit

Die Nach­fol­ger Ar­nolds II. grif­fen wie­der auf den zu­vor ver­wen­de­ten Typ des Thron­sie­gels zu­rück. Da­bei gab es durch­aus Ver­än­de­run­gen, neue Ele­men­te, die hin­zu­tra­ten und Va­ri­an­ten, die hier aber nicht mehr im De­tail dis­ku­tiert wer­den kön­nen. So wan­del­te sich die Form der Sie­gel zu­neh­mend von ei­ner run­den hin zu ei­ner spit­zo­va­len, an die Stel­le des Bu­ches trat ab dem En­de des 13. Jahr­hun­derts ein Se­gens­ges­tus, der Thron wur­de im spä­ten Mit­tel­al­ter zu­neh­mend in Ar­chi­tek­tur­dar­stel­lun­gen ein­ge­bet­tet und Wap­pen tra­ten hin­zu. Die Um­schrift wur­de un­ter Adolf I. noch ein­mal er­wei­tert. An die Stel­le des Wor­tes Co­lo­ni­en­sis trat die For­mu­lie­rung sanc­tae Co­lo­ni­en­sis eccle­siae (der hei­li­gen Köl­ner Kir­che). Noch spä­ter wur­de teil­wei­se auch der Ti­tel des Erz­kanz­lers für Ita­li­en mit in die Um­schrift auf­ge­nom­men.

Ab dem spä­ten 12. Jahr­hun­dert führ­ten die Köl­ner Erz­bi­schö­fe auch ei­ne zu­neh­men­de An­zahl von Sie­geln, so­wohl nach­ein­an­der als auch par­al­lel. Un­ter Bru­no III. be­geg­net erst­mals ein Elek­ten­sie­gel, al­so ein Sie­gel, das in der Zeit zwi­schen Wahl und Wei­he ge­führt wur­de. Noch spä­ter, erst­mals näm­lich für En­gel­bert I., ist ein Mi­nis­ter­sie­gel be­legt. Die­se Sie­gel wur­den in der Zeit nach der Be­stä­ti­gung der Wahl durch den Papst, aber vor der Wei­he ge­führt. Im Lau­fe des 13. Jahr­hun­derts ka­men dann auch noch Ge­gen­sie­gel hin­zu, die vom For­mat her deut­lich klei­ner wa­ren und auf die Rück­sei­ten der Ab­drü­cke auf­ge­drückt wur­den.

6. Fazit

Die Be­trach­tung der Sie­gel der Erz­bi­schö­fe von Köln zeigt, wie sich die Pra­xis der Be­sie­ge­lung von Ur­kun­den und mit ihr auch be­stimm­te Bil­der über die Zeit eta­blier­ten. In der An­fangs­zeit war das Auf­drü­cken ei­nes Sie­gels kei­nes­falls die Re­gel, wes­halb auch nur we­ni­ge Ab­drü­cke über­lie­fert sind. Die Bil­der wa­ren zu die­ser Zeit noch fle­xi­bel, es dau­er­te, bis sich ein Bild eta­blie­ren konn­te. Ei­ne neue Aus­rich­tung bzw. ein neu­es Ver­ständ­nis des erz­bi­schöf­li­chen Am­tes oder auch der Wunsch, sich von ei­nem Vor­gän­ger ex­pli­zit ab­zu­gren­zen, konn­ten zur Wahl neu­er Mo­ti­ve füh­ren. Die Um­schrift wur­de im Lau­fe der Zeit um meh­re­re neue Ele­men­te er­wei­tert.

Im spä­te­ren Mit­tel­al­ter, als Sie­gel im­mer wich­ti­ger und auch ge­bräuch­li­cher wur­den, führ­ten die Erz­bi­schö­fe im­mer mehr ver­schie­de­ne Typa­re. Schlie­ß­lich führ­ten sie nach ih­rer Wahl ein Elek­ten­sie­gel, wel­ches sie dann nach der Be­stä­ti­gung durch den Papst durch ein Mi­nis­ter­sie­gel er­setz­ten, um nach der Wei­he dann das ei­gent­li­che erz­bi­schöf­li­che Sie­gel zu ver­wen­den. Au­ßer­dem hat sich an ei­ni­gen Stel­len der Be­trach­tung ge­zeigt, wie wert­voll Sie­gel als Quel­len für die Be­ur­tei­lung ein­zel­ner Erz­bi­schö­fe sein kön­nen – ein Po­ten­ti­al, das oft­mals nicht aus­ge­schöpft wird. 

Quellen

Kur­siv = Kurz­zi­tier­wei­se

Ewald, Wil­helm, Rhei­ni­sche Sie­gel I: Die Sie­gel der Erz­bi­schö­fe von Köln. 948-1795, Bonn 1906, Nach­druck Düs­sel­dorf 1993. Ei­ne Samm­lung der Ewald be­kann­ten Sie­gel mit Ab­bil­dun­gen, kur­zen Be­schrei­bun­gen und Tran­skrip­tio­nen der Um­schrif­ten, die gut ge­eig­net ist, um sich ei­nen Über­blick zu ver­schaf­fen. Bei der Be­ur­tei­lung ei­ni­ger Ty­pen ha­ben sich in der neue­ren For­schung Än­de­run­gen er­ge­ben, an­de­re wa­ren Ewald noch gar nicht be­kannt, wes­halb im­mer auch die neue­re For­schungs­li­te­ra­tur hin­zu­ge­zo­gen wer­den soll­te.

_ Ewald_, Wil­helm, Rhei­ni­sche Sie­gel II: Die Sie­gel der Erz­bi­schö­fe von Trier (956-1795), Bonn 1910, Nach­druck Düs­sel­dorf 1993. 
Pos­se, Ot­to, Die Sie­gel der deut­schen Kai­ser und Kö­ni­ge von 751 bis 1806, 5 Bän­de, Dres­den 1909-1913. - Samm­lung der Herr­scher­sie­gel. Die Ab­bil­dun­gen und Tran­skrip­tio­nen der Um­schrif­ten be­fin­den sich in Band 1, Be­schrei­bun­gen in Band 5. Auch hier hat es in den letz­ten 100 Jah­ren in ei­ni­gen Fäl­len ab­wei­chen­de Be­ur­tei­lun­gen und Er­gän­zun­gen ge­ge­ben.

_ Die Re­ges­ten der Erz­bi­schö­fe von Köln_ im Mit­tel­al­ter, Band 1, be­arb. von Fried­rich Wil­helm Oedi­ger, Bonn 1954-1961, Nach­druck Düs­sel­dorf 1978.

Literatur

Kur­siv = Kurz­zi­tier­wei­se

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Siegel des Erzbischofs Arnold II. von Wied, aus Ewald, Rheinische Siegel I, Tafel 10, Nr. 3. (Universitäts- und Stadtbibliothek Köln/Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde)

 
Zitationshinweis

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Mariak, Mareikje, Die Siegel der Erzbischöfe von Köln im Mittelalter, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Epochen-und-Themen/Themen/die-siegel-der-erzbischoefe-von-koeln-im-mittelalter/DE-2086/lido/5e98165299be90.73784323 (abgerufen am 24.04.2024)