Köln im Ersten Weltkrieg

Thomas Mergel (Berlin)

Rückkehr deutscher Truppen über die Hängebrücke in Köln-Deutz. (Bundesarchiv 183-R27436)

1. Einleitung

Die Groß­städ­te wa­ren die Achil­les­fer­se im Ers­ten Welt­krieg. Denn sie wa­ren seit der Mit­te des 19. Jahr­hun­derts ra­sant ge­wach­sen. Hier leb­ten nun nicht nur un­ru­hi­ge Ar­bei­ter­mas­sen, de­ren Loya­li­tät im Krieg bis­her un­er­probt war, die durch ih­re Ar­beit in den Rüs­tungs­fa­bri­ken aber un­er­läss­lich für die Kriegs­wirt­schaft wa­ren. Die Ver­sor­gung der groß­städ­ti­schen Be­völ­ke­rung war nun auch ein zen­tra­les Pro­blem je­der Kriegs­füh­rung, und nach dem Ers­ten Welt­krieg soll­te man ge­nau hier die grö­ß­te Schwä­che des Deut­schen Reichs ver­or­ten. Gleich­zei­tig wa­ren die Städ­te der Ort, an dem die Kriegs­be­geis­te­rung sich am deut­lichs­ten zeig­te, und auch die Ar­bei­ter­schaft blieb da­von nicht un­be­rührt. Zu­neh­mend wur­de nun der Krieg um die Groß­städ­te ge­führt; weit­tra­gen­de Ge­schüt­ze und der nun mit Flug­zeu­gen und Zep­pe­linen ge­führ­te Luft­krieg be­droh­ten Städ­te bis tief ins Land hin­ein, und auch wenn dies­be­züg­lich der Ers­te mit dem Zwei­ten Welt­krieg noch in kei­ner Wei­se zu ver­glei­chen war: Ei­ne Scho­cker­fah­rung war es, dass der Krieg auch weit­ab der Front tob­te.

Rückkehr deutscher Truppen über die Hängebrücke in Köln-Deutz. (Bundesarchiv 183-R27436)

 

Köln ent­spricht die­sem Bild in vie­ler Hin­sicht: seit der Reichs­grün­dung war die Stadt auf mehr als das Vier­fa­che ih­rer Be­völ­ke­rung an­ge­wach­sen und war nun mit 640.000 Ein­woh­nern die dritt­grö­ß­te Stadt im Reich. Sie be­her­berg­te ei­ne viel­fäl­ti­ge In­dus­trie, ei­ne gro­ße Ar­bei­ter­schaft und ei­ne star­ke So­zi­al­de­mo­kra­tie. Sie war al­ler­dings auch ei­ne der wich­tigs­ten Fes­tun­gen des Rei­ches und für die West­front un­ent­behr­lich. Sie trug des­halb ei­nen noch mi­li­tä­ri­sche­ren Cha­rak­ter als die meis­ten an­de­ren Groß­städ­te; dass die Kriegs­be­geis­te­rung der Köl­ner de­nen an­de­rer Städ­te in kei­ner Wei­se nach­stand und von der tra­di­tio­nel­len Preu­ßenskep­sis der Rhein­län­der 1914 nichts mehr zu ver­spü­ren war, hat­te auch mit die­ser mi­li­tä­ri­schen Prä­gung der Stadt zu tun. Auch in Köln hielt der „Burg­frie­den“ die ge­sam­te Kriegs­zeit hin­durch an; er führ­te zu ei­ner po­li­ti­schen Auf­wer­tung der So­zi­al­de­mo­kra­ten, die bis da­hin kei­ne Mit­spra­che in der Stadt hat­ten.

Ei­ne Aus­nah­me stell­te die Stadt aber vor al­lem hin­sicht­lich ih­rer vor­aus­schau­en­den Ver­sor­gungs­po­li­tik dar, die, so­weit zu se­hen ist, we­nig Ent­spre­chung in an­de­ren Städ­ten fand. Un­ter der Lei­tung des Ers­ten Bei­ge­ord­ne­ten, ab 1917 Ober­bür­ger­meis­ters Kon­rad Ade­nau­er ge­lang es da­durch, die Le­bens­mit­tel­ver­sor­gun­g  der Stadt halb­wegs sta­bil zu hal­ten. Ade­nau­er ist es auch zu ver­dan­ken, dass das Kriegs­en­de und die Re­vo­lu­ti­on für Köln glimpf­lich ab­lie­fen – ob in Köln 1918 tat­säch­lich ei­ne Re­vo­lu­ti­on statt­ge­fun­den hat, kann man an­ge­sichts der gu­ten Zu­sam­men­ar­beit Ade­nau­ers mit dem Ar­bei­ter- und Sol­da­ten­rat füg­lich be­zwei­feln. Hier wur­de ei­ne en­ge Zu­sam­men­ar­beit zwi­schen der Zen­trums­par­tei und den So­zi­al­de­mo­kra­ten ge­pflegt, die wäh­rend der Wei­ma­rer Re­pu­blik Be­stand ha­ben soll­te.

2. Köln vor dem Ersten Weltkrieg

Spä­tes­tens mit der Grün­dung des Deut­schen Kai­ser­reichs 1871 hat­te auch in Köln die tra­di­tio­nel­le Ab­nei­gung ge­gen­über Preu­ßen ein En­de ge­fun­den. Die Stadt hat­te zu ih­rer Rol­le als west­li­che Me­tro­po­le des Preu­ßisch-Deut­schen Kai­ser­reichs ge­fun­den und sich in ih­rer Be­geis­te­rung für die im­pe­ria­le Na­ti­on nicht leicht über­bie­ten las­sen. Das Mi­li­tär hat­te ein ho­hes So­zi­al­pres­ti­ge in der einst so we­nig mi­li­täraf­fi­nen Stadt ge­won­nen, und die Of­fi­zie­re wa­ren gern­ge­se­he­ne Gäs­te bei den Ein­la­dun­gen des ge­ho­be­nen Bür­ger­tums. So man­cher Köl­ner Un­ter­neh­mer oder An­walt trug bei sol­chen An­läs­sen stolz sei­ne Re­ser­ve­of­fi­ziers­uni­form. Der kar­ne­va­lis­ti­sche Spott auf das Mi­li­tär, den die Ro­ten Fun­ken tra­di­tio­nell ex­er­ziert hat­ten, be­stand wei­ter­hin, aber schon 1869 wa­ren die Blau­en Fun­ken ge­grün­det wor­den, die ih­re Uni­form nach dem preu­ßi­schen Dra­go­ner-Re­gi­ment Ans­bach-Bay­reuth mo­del­liert hat­ten und die die preu­ßi­sche Mi­li­tär­kul­tur be­wun­dernd nach­ahm­ten. Be­reits in den 1870er Jah­ren war der Kar­ne­val zu ei­nem Fest der na­tio­na­len Grö­ße mu­tiert, mit na­tio­na­len Sym­bo­len auf den Zug­wa­gen, Hochs auf den Kai­ser und dem Deutsch­land­lied als Ab­schluss von Kar­ne­vals­sit­zun­gen. 1913 spiel­ten die Blau­en Fun­ken un­ter dem Schlacht­ruf „Heil Kai­ser“ ei­ne Schlacht von Eus­kir­chen nach, „Kar­ne­vals­sit­zung, Pfad­fin­der­la­ger und Ma­nö­ver in ei­ne­m“.[1]  Die Ko­lo­ni­al­be­geis­te­rung hat­te in Köln ei­nen so­li­den Stand, und die be­reits 1888 ge­grün­de­te Köl­ner Ab­tei­lung der Deut­schen Ko­lo­ni­al­ge­sell­schaft zähl­te um die 600 Mit­glie­der, vor al­lem aus den bes­se­ren bür­ger­li­chen Krei­sen. Den­noch wird man vor 1914 kei­ne aus­ge­spro­che­ne Kriegs­trei­be­rei in Köln fest­stel­len kön­nen. Mi­li­tär, Na­tio­na­lis­mus und Ko­lo­ni­al­be­geis­te­rung wa­ren ge­wis­ser­ma­ßen Teil des nor­ma­len Ha­bi­tus je­des Deut­schen, der da­zu­ge­hö­ren woll­te. Selbst die so­zi­al­de­mo­kra­ti­schen Ar­bei­ter, die sich von al­lem Na­tio­na­lis­mus und Im­pe­ria­lis­mus dis­tan­zie­ren woll­ten, fühl­ten sich von Se­dans­tag und Kai­sers Ge­burts­tag an­ge­zo­gen und fei­er­ten mit.

Dass drü­ben in Frank­reich der Feind saß, das wuss­te man, aber es hin­der­te nie­man­den in Köln, mit Fran­zo­sen Ge­schäf­te zu ma­chen. Seit al­ters her war Köln öko­no­misch nach Frank­reich, Bel­gi­en und die Nie­der­lan­de ori­en­tiert ge­we­sen, und vie­le en­ge Be­zie­hun­gen hat­ten lan­ge Tra­di­ti­on. Jean­ne Ma­li (1862-1919), die Frau des Zen­trums­po­li­ti­kers Karl Trim­born, ei­ner wich­ti­gen Fi­gur in der Köl­ner Stadt­ge­sell­schaft, war Bel­gie­rin, ih­re Mut­ter­spra­che Fran­zö­sisch, und die Ver­stän­di­gung mit den Kölsch-spra­chi­gen Ein­hei­mi­schen fiel ihr nicht im­mer leicht. Ge­stört hat es of­fen­sicht­lich nie­man­den; nie­mals ist in den Brie­fen Karl Trim­borns da­von die Re­de, dass man Jean­ne mit chau­vi­nis­ti­scher Ab­nei­gung be­geg­ne­te.

Militärparade auf dem Kölner Neumarkt, 1905. (Kölner Foto Archiv)

 

3. Kriegsbegeisterung, Kriegsskepsis und Burgfrieden 1914

Als am 25.7.1914 die Zei­tun­gen von der ös­ter­rei­chi­schen Mo­bil­ma­chung be­rich­te­ten, brach in Köln, wie in vie­len an­de­ren Städ­ten des Rei­ches auch, die Kriegs­be­geis­te­rung aus. Der Chro­nist Hein­rich Reu­ther be­schreibt die Stim­mung: „Nach­mit­tags füll­ten sich die Haupt­stras­sen und die Wirts­häu­ser, zu­mal es Sams­tag war, in un­ge­wohn­ter Wei­se mit er­war­tungs­vol­len Men­schen­mas­sen. So­bald dann in den Abend­stun­den in den mit Gäs­ten ge­füll­ten Kaf­fee­häu­sern Ex­tra­blät­ter al­ler Zei­tun­gen den Ab­bruch der di­plo­ma­ti­schen Be­zie­hun­gen und da­mit den Krieg zwi­schen Ös­ter­reich und Ser­bi­en be­kannt­mach­ten, än­der­ten die Mu­sik­ka­pel­len ihr fried­li­ches Pro­gramm und stimm­ten krie­ge­ri­sche Wei­sen an. In pa­trio­ti­schen Re­den und Ge­sän­gen, in Hoch­ru­fen auf den Kai­ser und auf Ös­ter­reich mach­te sich die Stim­mung Luft, die sich auch auf der Stras­se fort­pflanz­te und bis in die frü­hen Mor­gen­stun­den hin­ein an­hielt."[2]  Wie an­ders­wo ver­an­stal­te­ten auch in Köln vor al­lem Ju­gend­li­che spon­ta­ne Um­zü­ge un­ter Ab­sin­gen pa­trio­ti­scher Lie­der; vor den Zei­tungs­re­dak­tio­nen sam­mel­ten sich Men­schen, die auf neue Ex­tra­blät­ter war­te­ten. Die Be­geis­te­rung für den Krieg, den die meis­ten für un­aus­weich­lich, vie­le aber auch für not­wen­dig zur in­ne­ren Er­neue­rung Deutsch­lands hiel­ten, zeig­te sich in den Stadt­zen­tren und an den gro­ßen Plät­zen als ei­ne rausch­haf­te Par­ty, die die so­zia­len Gren­zen zu spren­gen schien und die ei­ne bis­her nie ge­kann­te Ei­nig­keit der Deut­schen her­vor­rief. Im Reichs­tag hielt Kai­ser Wil­helm II. (Re­gent­schaft 1888-1918) sei­ne be­rühm­te Re­de vom Burg­frie­den, die in dem Satz gip­fel­te „Ich ken­ne kei­ne Par­tei­en mehr, ich ken­ne nur noch Deut­sche“, und gan­ze Gym­na­si­al­klas­sen stürm­ten die Mel­de­bü­ros, um sich als Frei­wil­li­ge für den Kriegs­dienst zu mel­den. Er­win von Guil­leau­me, Sohn des In­dus­tri­el­len Ar­nold von Guil­leau­me, fand in Köln bei kei­nem Re­gi­ment mehr Auf­nah­me und muss­te bis Bruch­sal rei­sen, um dort von den Dra­go­nern an­ge­nom­men zu wer­den.

Vie­les an die­sem Bild, das schon die Zeit­ge­nos­sen zeich­ne­ten und das seit­her un­ser Bild vom Kriegs­aus­bruch be­stimm­te, ist rich­tig; vie­les ist aber auch un­ter­schla­gen. Wie in an­de­ren gro­ßen Städ­ten gab es in Köln vor al­lem in den Ar­bei­ter­vier­teln auch ei­ne ganz an­de­re Stim­mung, die eher von Be­sorg­nis ge­tra­gen war und frag­te, was man mit die­sem Krieg zu schaf­fen ha­ben moch­te. Die­se Stim­mun­gen tauch­ten in­des in den meis­ten Zei­tungs­be­rich­ten nicht auf, und in der In­nen­stadt wa­ren sie auch kaum zu ver­mer­ken. Seit der Er­mor­dung des ös­ter­rei­chi­schen Thron­fol­gers am 28. Ju­ni hat­te auch die Köl­ner SPD Kund­ge­bun­gen ge­gen den Krieg ver­an­stal­tet. Die Köl­ner So­zi­al­de­mo­kra­ten spra­chen sich zu­nächst grund­sätz­lich ge­gen den Krieg aus und be­zeich­ne­ten die Kriegs­be­geis­te­rung vor al­lem der Ju­gend als „Kar­ne­vals-Kriegs­rau­sch“.[3]  Am 28. Ju­li be­rief die SPD-Füh­rung ei­ne Pro­test­ver­samm­lung im Volks­haus in der Se­ve­rin­stra­ße ein. In ei­ner der ein­drucks­volls­ten Mas­sen­ver­samm­lun­gen der Köl­ner Ar­bei­ter­be­we­gung sam­mel­ten sich um die 10.000 Men­schen und ver­ab­schie­de­ten ei­ne Pro­test­re­so­lu­ti­on ge­gen den Krieg.

Die Köl­ner So­zi­al­de­mo­kra­tie war aber stramm rechts, und frü­her noch als ih­re na­tio­na­le Par­tei­spit­ze schwenk­te sie auf die Kriegs­li­nie ein. In Ab­stim­mung mit der Po­li­zei hat­te die Par­tei­füh­rung be­schlos­sen, von Stra­ßen­kund­ge­bun­gen ab­zu­se­hen, und ein De­mons­tra­ti­ons­zug der Ar­bei­ter­ju­gend nach der Ver­samm­lung vom 29. Ju­li wur­de nicht nur von der Po­li­zei aus­ein­an­der­ge­trie­ben, son­dern auch von der Par­tei­füh­rung hef­tig kri­ti­siert. Auch in Köln zog das Ar­gu­ment, dass es ja schlie­ß­lich ge­gen den rus­si­schen Des­po­tis­mus und ge­gen den fran­zö­si­schen Chau­vi­nis­mus ge­he. Die so­zi­al­de­mo­kra­ti­sche Rhei­ni­sche Zei­tung deu­te­te den Krieg als ei­ne Be­wäh­rungs­pro­be für die deut­schen Pro­le­ta­ri­er: „…die­ser Auf­marsch ei­nes gro­ßen Vol­kes hat et­was Ge­wal­ti­ges, et­was Mit­rei­ßen­des. Ei­ne Rie­sen­wo­ge un­er­hör­ten Op­fer­mu­tes rollt durch das Land. … Der ge­reif­te, hart­ge­ar­bei­te­te Pro­le­ta­ri­er in Uni­form! Aus dem Fron­dienst für das Ka­pi­tal, aus dem Be­frei­ungs­kampf für sei­ne Klas­se, aus dem schwe­ren Rin­gen für des Le­bens Not­durft wird er zum Schut­ze für das be­droh­te Land ge­ru­fen. Er gibt hin al­les was er hat: sein Le­ben, sei­ne Fa­mi­lie, sei­ne Or­ga­ni­sa­ti­on."[4] 

In­so­fern ist es kein Wun­der, dass Köln ei­ne Hoch­burg des Burg­frie­dens wur­de, und dass hier die Li­be­ra­len, die Zen­trums­ka­tho­li­ken und die So­zi­al­de­mo­kra­ten in sel­te­ner Ei­nig­keit zu­sam­men­ar­bei­te­ten. Wenn es um die Ver­sor­gung oder die Er­hal­tung des Ar­beits­frie­dens in den Fa­bri­ken ging, wa­ren die So­zi­al­de­mo­kra­tie und die Ge­werk­schaf­ten un­ver­zicht­bar. Ei­nen Wi­der­stand ge­gen die­se Po­li­tik gab es in Köln kaum, und er wur­de von der Par­tei­lei­tung auch er­folg­reich an den Rand ge­drängt. Erst spät hat sich ei­ne in­ner­par­tei­li­che Op­po­si­ti­on ge­bil­det, und sie blieb so gut wie wir­kungs­los. Erst recht hat die christ­li­che Ar­bei­ter­be­we­gung den Kriegs­ein­tritt un­ter­stützt, und Ja­kob Kai­ser (1888-1961), der Se­kre­tär der Köl­ner christ­li­chen Ge­werk­schaf­ten, mel­de­te sich so­fort als Kriegs­frei­wil­li­ger. Die Po­li­tik des Burg­frie­dens wur­de in Köln von An­fang an ver­folgt, und die Be­schlüs­se im Stadt­rat wur­den de­mons­tra­tiv ein­stim­mig ge­fasst.

Text der Ansprache von Kaiser Wilhelm II ' An das deutsche Volk' vom 4.8.1914.

 

Die Kriegs­be­geis­te­rung der Köl­ner lässt sich auch an ih­rer Be­reit­schaft ab­le­sen, den Krieg fi­nan­zi­ell zu un­ter­stüt­zen. Die rei­chen Bür­ger spen­de­ten teils ex­or­bi­tant ho­he Be­trä­ge für Kriegs­zwe­cke: Theo­dor von Guil­leau­me gab 500.000 Mark, die Schwes­tern Me­vis­sen 150.000. Die ers­te Kriegs­an­lei­he – das Deut­sche Reich fi­nan­zier­te den Krieg vor al­lem mit­tels An­lei­hen von sei­nen Bür­gern, mit dem Ver­spre­chen, das Geld nach ge­won­ne­nem Krieg mit Ge­winn zu­rück­zu­zah­len – stieß auf be­geis­ter­ten Zu­spruch. Al­lein bei der Städ­ti­schen Spar­kas­se wur­den 26 Mil­lio­nen Mark ge­zeich­net.

Gleich­zei­tig aber re­gier­te auch die Be­sorg­nis, ab­zu­le­sen an Hams­ter­käu­fen und dem Ein­tausch von Pa­pier­geld in Gold. In Er­war­tung sto­cken­der Ge­schäf­te hat­ten man­che Fa­bri­ken gan­ze Ab­tei­lun­gen ge­schlos­sen und die Ar­bei­ter nach Hau­se ge­schickt, so dass die Angst vor der Ar­beits­lo­sig­keit um­ging. Mit Kriegs­be­ginn tauch­ten Flücht­lin­ge aus Bel­gi­en, den Nie­der­lan­den und Frank­reich in Köln auf; im Au­gust wa­ren es schon 17.000. In den Wirts­häu­sern gin­gen Ge­rüch­te um und schu­fen Un­ru­he, so dass der Po­li­zei­prä­si­dent die Sperr­stun­de auf Mit­ter­nacht fest­setz­te. Die Köl­ner wa­ren zwar zum weit­aus grö­ß­ten Teil kriegs­be­geis­tert. Aber sie wa­ren auch be­sorgt um die Zu­kunft.

4. Köln als Militärstadt

Der Krieg sah in Köln an­ders aus als in ei­ner be­lie­bi­gen an­de­ren deut­schen Stadt. Köln war Fes­tung, ei­ner der zen­tra­len mi­li­tä­ri­schen Stand­or­te im Wes­ten des Rei­ches, mit der Auf­ga­be, den Rhein­über­gang zu si­chern und als Brü­cken­kopf so­wie als Ver­tei­lungs­zen­trum an Gü­tern und Men­schen zu fun­gie­ren. Das be­traf die Stra­ßen und die Ei­sen­bah­nen, es be­traf den Nach­schub und den Trans­port der Sol­da­ten, die In­dus­trie und nicht zu­letzt die Men­schen. Die Fes­tung war so­wohl Auf­marsch­zen­trum als auch Ver­tei­di­gungs­ort, ein gro­ßan­ge­leg­tes Sys­tem an Forts und Grä­ben, um den Feind an der Ein­nah­me der grö­ß­ten Stadt im Wes­ten zu hin­dern. Bis 20 Ki­lo­me­ter vor der Stadt wur­den Schüt­zen­grä­ben und Draht­ver­haue an­ge­legt, mi­li­tä­ri­sche Gleis­an­la­gen wur­den in al­ler Ei­le rings um die Stadt ge­baut. Et­wa 50.000 Mi­li­tär- und Zi­vil­ar­bei­ter wa­ren bis Sep­tem­ber da­mit be­schäf­tigt, die Fes­tung in die­ser Wei­se für den Krieg zu rüs­ten.

Fes­tung, das be­deu­te­te ei­ne völ­li­ge Do­mi­nanz des Mi­li­tä­ri­schen in Köln. Mit Be­ginn des Kriegs wur­de das Kriegs­recht über der Stadt aus­ge­ru­fen; die voll­zie­hen­de Ge­walt ging auf den am Apos­teln­klos­ter re­si­die­ren­den Gou­ver­neur der Fes­tung über. Al­le Ver­kehrs- und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­tech­nik stand in den ers­ten Wo­chen al­lein für mi­li­tä­ri­sche Zwe­cke zur Ver­fü­gung. Die Stadt muss­te al­le Bau­ar­bei­ten so­fort ein­stel­len, um das Mi­li­tär nicht zu be­hin­dern, und das soll­te den gan­zen Krieg hin­durch so blei­ben; le­dig­lich zur Be­sei­ti­gung ei­nes öf­fent­li­chen Not­stan­des durf­ten Bau­maß­nah­men un­ter­nom­men wer­den. Köln war voll mit Sol­da­ten. Statt der frie­dens­üb­li­chen, et­wa 8.000 Mann star­ken Gar­ni­son be­fan­den sich nun über 100.000 Sol­da­ten in der Stadt, mehr als dop­pelt so vie­le wie in den Pla­nun­gen ver­an­schlagt; die­se stell­ten die Kampf­re­ser­ve dar und rech­ne­ten da­mit, frü­her oder spä­ter an die Front ab­kom­man­diert zu wer­den. Dar­über hin­aus war Köln ein La­za­rett­schwer­punkt für die Sol­da­ten von der Front, mit 7.000-8.000 Ver­wun­de­ten be­reits im Herbst 1914. Da­zu ka­men die durch­rei­sen­den Sol­da­ten. Al­lein wäh­rend der Mo­bil­ma­chung, in den zehn Ta­gen zwi­schen dem 8. und dem 18.8.1914, wur­den 440.000 Sol­da­ten ver­pflegt. Die Stadt hat­te nun ein de­zi­diert mi­li­tä­ri­sches Ge­sicht.

Da in und um die Stadt auch gro­ße Men­gen von Kriegs­ge­fan­ge­nen un­ter­ge­bracht wa­ren, sa­hen die Köl­ner nicht nur deut­sche Sol­da­ten. Be­reits im Ok­to­ber 1914 zähl­te das Kriegs­ge­fan­ge­nen­la­ger auf der Wah­ner Hei­de 4.000 Men­schen; ein­ein­halb Jah­re spä­ter soll­ten es über 50.000 sein. So be­sich­tig­ten die Köl­ner „… Leu­te von recht son­der­ba­rem Aus­se­hen und Be­neh­men, Tur­kos und Ara­ber, In­der und Mon­go­len­ty­pen“.[5]  Sie er­reg­ten Auf­se­hen und Neu­gier­de, und von den exo­ti­schen Men­schen wur­den Fo­tos und Post­kar­ten ver­kauft.

Kaisergeburtstag, 1915, Foto: August Sander.

 

Der mi­li­tä­ri­sche Cha­rak­ter Kölns zeig­te sich auch in der Do­mi­nanz der Rüs­tungs­in­dus­trie. Zu­nächst hat­te zwar der Fes­tungs­kom­man­deur jeg­li­che Rüs­tungs­pro­duk­ti­on im Be­reich der Fes­tung un­ter­sagt, um kei­ne feind­li­chen Ak­ti­vi­tä­ten auf sich zu len­ken. Be­reits im Herbst 1914, als der Ar­mee im Stel­lungs­krieg an der West­front die Mu­ni­ti­on aus­zu­ge­hen droh­te, be­gann in der mo­der­nen und front­na­hen Köl­ner In­dus­trie aber die Um­stel­lung auf Rüs­tungs­gü­ter. En­de 1917 gab es in Köln dann et­wa 700 Rüs­tungs­be­trie­be mit fast 100.000 Ar­bei­te­rin­nen und Ar­bei­tern. Das hat­te zur Fol­ge, dass sich die Wirt­schafts­struk­tur Kölns und der Re­gi­on grund­le­gend wan­del­te. Wa­ren 1907 noch 32 Pro­zent der er­werbs­tä­ti­gen Be­völ­ke­rung im Me­tall- und im Che­mie­sek­tor (wo­zu auch die Spreng­stoff­pro­duk­ti­on zähl­te) be­schäf­tigt ge­we­sen, so wa­ren es 1917 52 Pro­zent. Vie­le der Be­schäf­tig­ten wa­ren nun Frau­en. Wäh­rend ein gro­ßer Teil der Ar­bei­ter zum Kriegs­dienst ein­ge­zo­gen war, muss­ten nicht nur die Rüs­tungs­pro­duk­ti­on, son­dern auch die Nah­rungs­pro­duk­ti­on und der öf­fent­li­che Ver­kehr auf­recht­er­hal­ten wer­den. Hat­ten Frau­en zu Be­ginn des Kriegs un­ge­fähr ein Drit­tel der cir­ca 200.000 ver­si­che­rungs­pflich­tig Be­schäf­tig­ten aus­ge­macht, so wa­ren es am En­de des Kriegs deut­lich über die Hälf­te. Frau­en er­setz­ten die Män­ner in den Ver­wal­tun­gen, als Stra­ßen­bahn­schaff­ne­rin­nen, in den Schu­len, vor al­lem aber in der Mu­ni­ti­ons­in­dus­trie; schlech­ter be­zahlt als die Män­ner, die min­des­tens die Hälf­te mehr ver­dien­ten, aber oh­ne Mit­spra­che­mög­lich­keit, denn in den Ar­bei­ter­aus­schüs­sen wa­ren sie bis da­to nicht ver­tre­ten, und mit der Dop­pel­be­las­tung von Be­ruf und Fa­mi­lie, denn ge­wöhn­lich muss­ten sie sich ja eben­falls um ih­re Kin­der küm­mern.

5. Die Verwaltung des Kriegs: Ernährung, Rohstoffe, Sozialpolitik

Dass dies ein Krieg neu­er Art sein wür­de, war den Be­tei­lig­ten von An­fang an klar. Die Res­sour­cen muss­ten in ei­nem bis­her nicht ge­kann­ten Maß mo­bi­li­siert wer­den, und die staat­li­chen Ein­grif­fe in das Le­ben des Ein­zel­nen er­reich­ten ein bis­her un­er­hör­tes Maß. Die zen­tra­le Er­fas­sung von Roh­stof­fen und in­dus­tri­el­len Ka­pa­zi­tä­ten, Kon­tin­gen­tie­rung und Ra­tio­nie­rung grif­fen auf al­le Be­rei­che des Le­bens über. Die Kom­mu­ne war ge­wis­ser­ma­ßen die ers­te staat­li­che Steue­rungs­ebe­ne, weil sie nä­her an der Rea­li­tät des All­tags als der Zen­tral­staat war. Der Krieg be­deu­te­te mit­hin ei­ne enor­me In­ten­si­vie­rung der ad­mi­nis­tra­ti­ven Kon­trol­le auf lo­ka­ler Ebe­ne, und na­ment­lich Kon­rad Ade­nau­er als Ers­ter Bei­ge­ord­ne­ter hat die­sen Pro­zess sehr be­wusst vor­an­ge­trie­ben. Ei­ne Flut von Ver­ord­nun­gen er­goss sich über die Bür­ger, die das Le­ben bis ins Ein­zel­ne re­gel­ten: von Preis­fest­set­zun­gen, Men­gen­be­schrän­kun­gen und der Zu­sam­men­set­zung von Nah­rungs­mit­teln über die Fest­le­gung der Ver­ab­rei­chung an Sah­ne für Kran­ke, der Be­schlag­nah­me von Alt­gum­mi und Gum­miab­fäl­len, der Be­schlag­nah­me von Or­gel­pfei­fen und Bier­krug­de­ckeln aus Zinn bis hin zur Be­stim­mung (1918), wann die Heiz­pe­ri­ode en­de­te und man nur noch mit ärzt­li­chem At­test wei­ter­hei­zen durf­te. Weil sich ein Ein­zel­ner un­mög­lich so vie­le Ein­zel­vor­schrif­ten mer­ken konn­te, wur­den sie im „Cöl­ner Kriegs-Bür­ger­buch“ zu­sam­men­ge­stellt, das die staat­li­chen und städ­ti­schen Ver­ord­nun­gen 1914 bis 1916 sam­mel­te und mit 32 Nach­trä­gen bis 1919 er­gänz­te. Ins­ge­samt um­fass­ten die cir­ca 1.500 Ver­ord­nun­gen, die hier ge­sam­melt wa­ren, 2.700 Sei­ten. Die da­mit ein­her­ge­hen­de Steue­rung und Kon­trol­le war enorm per­so­nal­in­ten­siv, wes­halb die Stadt Köln ei­ne rie­si­ge kriegs­wirt­schaft­li­che Ab­tei­lung auf­ge­baut hat, die En­de 1917 4.500 Be­schäf­tig­te zähl­te.

Die­se Form der kom­mu­na­len kriegs­wirt­schaft­li­chen Steue­rung funk­tio­nier­te vor al­lem wäh­rend der ers­ten bei­den Kriegs­jah­re. Ab 1915, erst recht mit dem Hin­den­burg­pro­gramm 1916, wur­den im­mer mehr Kom­pe­ten­zen in die Hän­de zen­tral­staat­li­cher In­stan­zen ge­legt, die die Zu­tei­lung der Roh­stof­fe vor­nah­men. Die Stadt wur­de da­mit zu­neh­mend zur rei­nen Ver­tei­lungs­agen­tur. Bis da­hin aber hat­te Köln, vor al­lem im Be­reich der Nah­rungs­mit­tel­ver­sor­gung, ei­ne gu­te Vor­sor­ge be­trie­ben, die noch lan­ge an­hielt.

Menschenschlange vor dem städtischen Kartoffelverkauf, 1915, Foto: Fritz Geus.

 

Die Ver­sor­gung war auch von vor­ne­her­ein als das Haupt­pro­blem an­ge­se­hen wor­den. Die Mög­lich­kei­ten des Nah­rungs­mit­tel­im­ports wa­ren mit Kriegs­be­ginn weit­ge­hend weg­ge­fal­len, und die Kriegs­pla­ner dach­ten vor al­lem dar­an, die Sol­da­ten zu ver­sor­gen. Weil Köln Fes­tung war, muss­te es auch in be­son­de­rem Maß mit Nah­rungs­mit­teln be­dacht wer­den, wes­halb die Fes­tungs­be­hör­de so­fort bei Kriegs­be­ginn ei­ne Le­bens­mit­tel-Vor­rats­bil­dung auf fünf Mo­na­te ver­lang­te. Die­se An­ord­nung traf die Stadt un­vor­be­rei­tet und for­der­te sie aufs Äu­ßers­te. Sie be­stand bis 1916; dann aber, zu ei­nem Zeit­punkt, als in den meis­ten an­de­ren Städ­ten die Ver­sor­gung im­mer pre­kä­rer wur­de, war man in Köln froh, dass man Vor­rä­te ge­nug an­ge­legt hat­te, um die Er­näh­rung der Be­völ­ke­rung we­nigs­tens ei­ni­ger­ma­ßen si­cher­zu­stel­len.

Es war die be­son­de­re Leis­tung des Ers­ten Bei­ge­ord­ne­ten Kon­rad Ade­nau­er, die­se Pro­ble­me früh­zei­tig er­kannt zu ha­ben und mit un­or­tho­do­xen Mit­teln zu be­kämp­fen. Er war Vor­sit­zen­der der Le­bens­mit­tel­kom­mis­si­on, die die Be­schaf­fung und Ver­tei­lung der Nah­rung or­ga­ni­sier­te. Zu­nächst ging es vor al­lem um die Kon­trol­le der Prei­se, die durch die mas­sen­haf­ten Hams­ter­käu­fe aus den Fu­gen ge­ra­ten wa­ren. In gro­ßem Stil kauf­te die Le­bens­mit­tel­kom­mis­si­on Nah­rungs­mit­tel al­ler Art und warf die­se auf den Markt, um die Preis­ex­plo­si­on ein­zu­däm­men. Bald aber ging es schon um ei­ne län­ger­fris­ti­ge Nah­rungs­mit­tel­vor­sor­ge. In den Nie­der­lan­den, Ru­mä­ni­en, Ita­li­en und Dä­ne­mark wur­den Nah­rungs­mit­tel al­ler Art er­stan­den. Köln kauf­te im gro­ßen Stil Ei­er, Reis, Erb­sen, Lin­sen, Mais, Pe­tro­le­um und Salz. Mit fast 500 Land­wir­ten der Um­ge­gend exis­tier­ten An­bau­ver­trä­ge mit Fest­prei­sen, die im Jahr im­mer­hin 38.000 Zent­ner si­cher­ten.

Ne­ben den Kar­tof­feln war die Brot­ver­sor­gung die Achil­les­fer­se der städ­ti­schen Nah­rungs­mit­tel­ver­sor­gung. Das Deut­sche Reich war an sich gut mit Brot­ge­trei­de ver­sorgt; et­wa 90 Pro­zent sei­nes Be­darfs pro­du­zier­te es selbst. Al­ler­dings war es in Hin­sicht auf Fut­ter­mit­tel und Kunst­dün­ger von Im­por­ten ab­hän­gig, die mit dem Krieg ein­ge­stellt wur­den, so dass die Nah­rungs­mit­tel­pro­duk­ti­on bis Kriegs­en­de auf drei Vier­tel der Vor­kriegs­men­ge ab­schmolz. In Köln war die Si­tua­ti­on von vor­ne­her­ein schwie­ri­ger. Nur et­wa ein Ach­tel des be­nö­tig­ten Ge­trei­des wur­de auf dem Stadt­ge­biet pro­du­ziert. Es war vor al­lem Ade­nau­er per­sön­lich, der dar­um be­sorgt war; die re­la­tiv gu­te Ver­sor­gung der Stadt im Krieg war weit­ge­hend sein Ver­dienst. Er sorg­te da­für, dass dem be­lieb­ten Wei­zen­brot Rog­gen und spä­ter Kar­tof­feln zu­ge­setzt wur­de, dass Ku­chen ver­bo­ten wur­de und Brot erst zwei Ta­ge nach dem Ba­cken ver­kauft wer­den durf­te, um den Hei­ßhun­ger nach fri­schem Brot ein­zu­däm­men. Ra­tio­nie­ren woll­te er nicht, aber 1915 muss­te er sich beu­gen und ein Brot­buch (ab 1916 Brot­mar­ken) ein­füh­ren. Zu­sam­men mit den Brot­fa­bri­kan­ten Jean und Jo­sef Oe­bel ent­wi­ckel­te Ade­nau­er ein pa­ten­tier­tes Brot (und er sel­ber hielt auch Pa­tent­rech­te dar­an!), das aus be­schlag­nah­me­frei­en Ge­trei­den (Mais, Gers­te, Reis) be­stand und das im Nähr­wert mit dem her­kömm­li­chen Brot mit­hal­ten konn­te. Das „Köl­ner Bro­t“ galt auch an­de­ren Städ­ten als vor­bild­haft. Al­ler­dings war dies nur ei­ne Lö­sung auf Zeit, denn das Roh­ma­te­ri­al kam meist aus Ru­mä­ni­en. Als Ru­mä­ni­en mit dem Früh­som­mer 1916 sei­ne Neu­tra­li­tät auf­gab und sich der En­tente an­schloss, hör­te auch die Lie­fe­rung der Roh­stof­fe auf.

Die­se Ak­ti­vi­tä­ten wa­ren kost­spie­lig. Sie wur­den aus dem städ­ti­schen Etat fi­nan­ziert, der da­für Schul­den auf­nahm.

Brotnot in Köln, 1915.

 

Durch den Wie­der­ver­kauf soll­ten die Mit­tel wie­der her­ein­kom­men. Um Geld mach­te man sich zu die­sem Zeit­punkt al­ler­dings die ge­rin­ge­ren Sor­gen. Das grö­ße­re Pro­blem be­stand im Trans­port der ge­kauf­ten Men­gen, weil kei­ne Trans­port­ka­pa­zi­tä­ten zur Ver­fü­gung stan­den. Da­ne­ben för­der­te die Stadt auch den An­bau von Le­bens­mit­teln auf der Stadt ge­hö­ren­den An­bau­flä­chen. Durch die Zei­tun­gen ging die Auf­for­de­rung, sämt­li­che ge­eig­ne­ten Flä­chen da­für zu nut­zen, En­de 1917 war ein er­heb­li­cher Teil der öf­fent­li­chen An­la­gen zum Ge­mü­se­bau ge­nutzt. Be­son­ders auf Hö­fen, die der Stadt – ge­nau­er: der ehe­ma­li­gen Ar­men­ver­wal­tung – ge­hör­ten, wur­de in­ten­siv an­ge­baut; aber auch die Fried­hofs­ver­wal­tun­gen, die Gärt­ne­rei­en und Kran­ken­an­stal­ten be­wirt­schaf­te­ten je­des mög­li­che Fleck­chen. Die städ­ti­schen Hö­fe ga­ben pacht­frei Land ab, das von Pri­vat­leu­ten be­baut wur­de. Bei die­sen war der Ef­fekt je­doch ge­ring, da die meis­ten we­nig Ah­nung von der Land­wirt­schaft hat­ten. Die Stadt hielt des­halb Kur­se ab, um die Bür­ger in den Ge­mü­se­an­bau ein­zu­wei­sen. Aber ins­ge­samt sorg­ten die An­stren­gun­gen da­für, dass ins­be­son­de­re Ge­mü­se meist aus­rei­chend zur Ver­fü­gung stand. In grö­ße­rem Um­fang wur­den le­ben­de Rin­der ge­kauft, die auf den gro­ßen Gras­flä­chen, et­wa an der Mül­hei­mer Schiff­brü­cke, wei­de­ten (of­fen­bar hat­te aber zu­nächst kei­ner dar­an ge­dacht, dass die­se auch ge­mol­ken wer­den muss­ten). Die Stadt setz­te auch Höchst­prei­se für Grund­nah­rungs­mit­tel fest, oh­ne aber die­se völ­lig kon­trol­lie­ren zu kön­nen.

Das 1915 von Konrad Adenauer sowie den Kölner Bäckerbrüdern Jean und Josef Oebel erfundene 'Notzeitbrot'. (Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus/Odehnal)

 

Die Stadt kauf­te und ver­kauf­te aber nicht nur Le­bens­mit­tel und rich­te­te Gro­ß­kü­chen für Mas­sen­spei­sun­gen ein (bis zu ei­ner Ka­pa­zi­tät von 300.000 täg­lich!). Viel­mehr wur­de sie auch sel­ber in gro­ßem Stil zur Ver­sor­gungs­un­ter­neh­me­rin. Ihr Um­satz von 430 Mil­lio­nen Mark bist Herbst 1917 hät­te auch ei­nem mit­tel­stän­di­schen Un­ter­neh­men gut an­ge­stan­den. Köln ver­füg­te über ei­ne ei­ge­ne Wei­de­wirt­schaft in Ol­den­burg, ei­nen Mast­be­trieb für 700 Schwei­ne in Kem­pen am Nie­der­rhein, ei­nen Ka­nin­chen­zucht­be­trieb vor der Stadt, ei­ne Mol­ke­rei, ei­ne Mar­me­la­den­fa­brik, ei­ne Wurst­fa­brik, die wö­chent­lich 1.200 Zent­ner Wurst her­stell­te. Ihr Rin­der­be­stand be­trug 1917 fast 1.200 Stück, die Kno­chen­ver­wer­tungs­an­stalt ver­ar­bei­te­te im sel­ben Jahr 10.000 Zent­ner Kno­chen und stell­te dar­aus 600 Zent­ner Spei­se­fett und Bouil­lon­wür­fel her. Im Ok­to­ber wur­de ei­ne städ­ti­sche Tro­cken- und Ein­mach­an­stalt ein­ge­rich­tet, die Dörr­ge­mü­se und Kon­ser­ven her­stell­te: Kein Wun­der, dass Zeit­ge­nos­sen die­se Form der Kriegs­wirt­schaft als ei­ne Vor­form des So­zia­lis­mus sa­hen – mit zu­nächst dem li­be­ral­kon­ser­va­ti­ven Max Wall­raf (1859-1941) als Ober­bür­ger­meis­ter (Amts­zeit 1907-1917) und ab 1917 dem Zen­trums­mann Kon­rad Ade­nau­er als sei­nem Nach­fol­ger.

Mit die­sen Stra­te­gi­en ge­lang es, die Nah­rungs­mit­tel­ver­sor­gung und auch die Prei­se in Köln ei­ni­ger­ma­ßen sta­bil zu hal­ten. Doch auch in Köln schlug der „Steck­rü­ben­win­ter“ 1916/1917 dra­ma­tisch zu. Nach ei­ner schlech­ten Ern­te und durch Pro­ble­me bei der Dis­tri­bu­ti­on kam es im ers­ten Halb­jahr 1917 zu ei­nem re­gel­rech­ten Zu­sam­men­bruch der Kar­tof­fel­ver­sor­gung. Statt der ver­an­schlag­ten fünf Pfund pro Kopf und Wo­che konn­ten in den meis­ten Wo­chen nur zwei bis drei Pfund, in vie­len nur ein bis ein­ein­halb und in man­chen Wo­chen im Fe­bru­ar und im Ju­ni über­haupt kei­ne Kar­tof­feln aus­ge­ge­ben wer­den. Die Stadt­ver­wal­tung be­müh­te sich, bei den Er­zeu­gern di­rekt Kar­tof­feln ab­zu­schöp­fen. Geist­li­che fuh­ren zu den Bau­ern im Um­land, um gut Wet­ter zu ma­chen, ein pro­tes­tan­ti­scher Pfar­rer reis­te so­gar nach Neu-Stet­tin in Pom­mern, um bei den dor­ti­gen Guts­be­sit­zern für den Köl­ner Kar­tof­fel­be­darf zu wer­ben. Aber die Er­näh­rung blieb ka­ta­stro­phal; sie hat Köln wie ganz West­deutsch­land al­lem An­schein nach weit här­ter ge­trof­fen als die ost- und süd­deut­schen Ge­gen­den. Statt der Kar­tof­feln wur­den Kohl- oder Steck­rü­ben aus­ge­ge­ben; über Mo­na­te er­nähr­te sich ganz Köln haupt­säch­lich von die­sem Ge­mü­se, das bis da­to kaum be­kannt war (und da­nach auch um­ge­hend wie­der vom Spei­se­plan ver­schwand). Ab März 1917 wur­de so­gar zu Run­kel­rü­ben, ei­gent­lich Vieh­fut­ter, über­ge­gan­gen. Die Un­ter­ernäh­rung gras­sier­te. Von 1.500, teils nur 1.000 Ki­lo­ka­lo­ri­en konn­te man auch dann nicht über­le­ben, wenn man kei­ne Schwer­ar­beit zu be­wäl­ti­gen hat­te. Stra­ßen­bah­nen blie­ben ste­hen, weil die Fah­re­rin­nen vor Hun­ger nicht mehr wei­ter­ar­bei­ten konn­ten. Im Früh­jahr 1917 nah­men bis zu 40.000 Men­schen an den Mas­sen­spei­sun­gen der Stadt teil. Als es ab En­de Ju­ni wie­der die ers­ten Früh­kar­tof­feln gab, kam es auf den Märk­ten zu er­reg­ten Sze­nen und teil­wei­se zu Plün­de­run­gen. Die Saat­kar­tof­feln wur­den wie­der aus der Er­de her­aus­ge­ris­sen und zum Es­sen ver­wen­det. Über­ra­schen­der­wei­se war trotz­dem die Kar­tof­fel­ern­te des Jah­res 1917 aus­ge­spro­chen gut, so dass plötz­lich das Grund­nah­rungs­mit­tel wie­der im Über­fluss zur Ver­fü­gung stand.

Ne­ben der Ver­sor­gung mit Le­bens­mit­teln war die mit Heiz­ma­te­ri­al und in­dus­tri­el­len Roh­stof­fen ein Feld der Be­wirt­schaf­tung. Koh­le war im Deut­schen Reich in gro­ßer Men­ge vor­han­den. Bis 1916 war des­halb die Ver­sor­gung mit Koh­le auch als Heiz­mit­tel pri­va­ter Haus­hal­te kein gro­ßes Pro­blem ge­we­sen. Mit dem Hin­den­burg­pro­gramm von 1916, das die Res­sour­cen­ver­wal­tung auf die un­mit­tel­ba­ren Kriegs­zwe­cke aus­rich­te­te, zeig­te sich ein zu­neh­men­der Man­gel. Des­halb wur­de das städ­ti­sche Koh­len­amt ein­ge­rich­tet, das Koh­len in gro­ßem Stil kauf­te und den Är­me­ren, vor al­lem al­lein­ste­hen­den Frau­en, den Be­zug von Koh­len auf Gut­schein er­mög­lich­te. Täg­lich be­zog das Koh­len­amt durch­schnitt­lich 1.100 Zent­ner Koh­le, wo­bei es sich zum grö­ß­ten Teil um Braun­koh­le han­del­te, die in Ze­chen in der Um­ge­bung ge­för­dert wur­de, mit de­nen die Stadt Lie­fer­ver­trä­ge ab­ge­schlos­sen hat­te. Die städ­ti­sche Stra­ßen­bahn trans­por­tier­te die Koh­le aus Fre­chen und Ben­zel­rath in die Stadt. Den­noch muss­ten im Fe­bru­ar 1917 die Schu­len, die Thea­ter und die Mu­se­en vor­läu­fig schlie­ßen, um Heiz­stoff zu spa­ren. Für 1917/1918 wur­de das Hei­zen zwi­schen dem 1. Mai und dem 15. Ok­to­ber ver­bo­ten.

Das grö­ße­re Pro­blem aber war noch das Pe­tro­le­um, für die Ar­men nach wie vor der wich­tigs­te Be­leuch­tungs­stoff – noch 76.000 Köl­ner Haus­hal­te be­leuch­te­ten mit Pe­tro­le­um. Deutsch­land hat­te von den ru­mä­ni­schen Öl­vor­kom­men ge­lebt, bis das Land sich den Al­li­ier­ten an­ge­schlos­sen hat­te; dar­auf­hin war die Ver­sor­gung mit Öl über wei­te Stre­cken zu­sam­men­ge­bro­chen. In der In­dus­trie wur­de, so­fern man schon mit Öl ar­bei­te­te, wie­der auf Koh­le um­ge­stellt; für den pri­va­ten Ver­brauch ging das nicht. Der Pe­tro­leum­ver­brauch war ab 1916 ra­tio­niert; die Stadt hat­te auch da­für Vor­rä­te an­ge­legt, die eben­falls be­vor­zugt an Är­me­re ab­ge­ge­ben wur­den. Auch hier wur­de ei­ne zen­tra­le Dis­tri­bu­ti­on von Ber­lin aus ein­ge­führt, so dass die Stadt nur we­nig tun konn­te, um die Ver­sor­gung zu ver­bes­sern. Und die­se ver­schlech­ter­te sich ra­pi­de, da die zu­ge­wie­se­nen Men­gen be­schä­mend ge­ring wa­ren. Im Fe­bru­ar 1918 konn­te nur mehr ein Vier­tel­li­ter Pe­tro­le­um pro Wo­che für den Nor­mal­haus­halt ab­ge­ge­ben wer­den. Hat­te man kei­ne Ker­zen zur Ver­fü­gung, muss­te man die Win­ter­aben­de im Dunk­len ver­brin­gen. Da zu er­war­ten stand, dass für die fol­gen­de Zeit über­haupt kein Pe­tro­le­um mehr ge­lie­fert wer­den konn­te, bat die Stadt die Wir­te, ih­re frei­en Räu­me ge­gen Ent­gelt zu hei­zen und zu be­leuch­ten, da­mit die­je­ni­gen Bür­ger, die kei­ne Hei­zung und kein Licht zu Hau­se hat­ten, sich dort auf­hal­ten könn­ten, oh­ne et­was ver­zeh­ren zu müs­sen. Die Stadt gab Spar­lämp­chen aus, die die Leucht­kraft ei­nes Nacht­lichts hat­ten, da­mit we­nigs­tens die al­ler­wich­tigs­ten Ver­rich­tun­gen mög­lich wa­ren. Aber das letz­te Kriegs­jahr sah in Köln nicht nur Stra­ßen und Plät­ze, son­dern auch vie­le Un­ter­schicht­haus­hal­te im Dunk­len.

Auch al­le an­de­ren Roh­stof­fe wa­ren knapp. Noch 1915/1916 war die Be­völ­ke­rung auf frei­wil­li­ger Ba­sis zur Ab­ga­be von Kup­fer­ge­gen­stän­den auf­ge­ru­fen wor­den. Die Köl­ner Haus­frau­en lie­fer­ten brav ih­re kup­fer­nen Töp­fe und Schöpf­löf­fel ab und kauf­ten statt­des­sen wel­che aus Alu­mi­ni­um. Ab 1917 wur­de aber auch Alu­mi­ni­um ein­ge­trie­ben, so dass die Köl­ner Haus­frau­en er­neut neue Töp­fe kau­fen muss­ten, nun aus Email­le. Ein­ge­zo­gen wur­den Blitz­ab­lei­ter (we­gen des Kup­fers und des Pla­tins), De­stil­lier­an­la­gen aus Kup­fer (wo­durch die meis­ten Bren­ne­rei­en still­ge­legt wur­den), Mes­sing­schil­der, Or­gel­pfei­fen und Bier­de­ckel aus Zinn. Be­son­ders dra­ma­tisch ge­stal­te­te sich die Kon­fis­zie­rung der Kai­ser­g­lo­cke im Dom im Ju­li 1918. Denn die­se Glo­cke war ei­ne Spen­de des ers­ten deut­schen Kai­sers und 1874 aus dem Me­tall von 22 fran­zö­si­schen Ge­schüt­zen ge­gos­sen wor­den, die im Deutsch-Fran­zö­si­schen Krieg von 1870/1871 er­beu­tet wor­den wa­ren. Mit ei­nem Durch­mes­ser von fast 3,5 Me­ter und ei­nem Ge­wicht von 26 Ton­nen war sie ei­ne der grö­ß­ten Glo­cken der Welt. Die Dom­be­hör­de ver­zich­te­te auf ei­ne Be­zah­lung. Da die Glo­cke zu groß war, um sie in Gän­ze ab­zu­bau­en, wur­de sie noch in hän­gen­dem Zu­stand zer­legt und erst dann ab­ge­baut. Auch Denk­mä­ler wur­den ein­ge­schmol­zen, wo­bei aus­ge­rech­net die von vie­len als recht ge­schmack­los be­ur­teil­ten Ho­hen­zol­lern­denk­mä­ler, von de­nen es in der Stadt ei­ne Men­ge gab, ste­hen­blei­ben soll­ten. Nur mit Mü­he ge­lang es, die Denk­mä­ler der lo­ka­len Grö­ßen Fer­di­nand Franz Wall­raf, Jo­hann Hein­rich Ri­ch­artz (1795-1861) und Adolph Kol­ping da­vor zu ret­ten, zu Op­fern der Ka­no­nen zu wer­den.

Der Krieg stell­te ei­ne so­zia­le Her­aus­for­de­rung be­son­de­rer Art dar. Fa­mi­li­en, de­ren Män­ner ein­be­ru­fen wa­ren, brauch­ten Un­ter­stüt­zung; es muss­te da­für ge­sorgt wer­den, dass sie nicht aus ih­rer Woh­nung flo­gen, wenn sie mit der Mie­te im Rück­stand wa­ren. Ar­bei­te­ten die Frau­en, was zu­neh­mend der Fall war, muss­ten die Kin­der ir­gend­wie ver­sorgt wer­den. Ar­beits­kräf­te muss­ten ver­mit­telt wer­den. Für die ein­hei­mi­schen Sol­da­ten im Feld soll­te ge­sorgt wer­den, die durch Köln durch­lau­fen­den ver­wun­de­ten Sol­da­ten soll­ten ge­pflegt wer­den, und die Krie­ger­wit­wen be­durf­ten be­son­de­rer Auf­merk­sam­keit.

Auf zwei Säu­len stand die­se Aus­wei­tung von Für­sor­ge und kom­mu­na­ler So­zi­al­po­li­tik: zum ei­nen auf der eh­ren­amt­li­chen Be­tä­ti­gung von Tau­sen­den von Köl­nern; vor al­lem Frau­en und in auf­fäl­li­gem Maß Eli­ten der städ­ti­schen Ge­sell­schaft wa­ren dar­an be­tei­ligt. In der Na­tio­na­len Frau­en­gemein­schaft ar­bei­te­ten kon­fes­si­ons- und par­tei­über­grei­fend Frau­en der bes­se­ren Krei­se für die so­zia­le Mo­bi­li­sie­rung. Der Vor­sit­zen­den, der Frau des Ober­bür­ger­meis­ters Max Wall­raf, stand Min­na Ba­chem-Sie­ger (1870-1939) aus dem Ka­tho­li­schen Frau­en­bund ge­nau­so zur Sei­te wie Lui­se Wen­zel (1857-1937) vom li­be­ra­len Stadt­ver­band Köl­ner Frau­en­ver­ei­ne. Die So­zi­al­de­mo­kra­tin Ma­rie Juch­acz fand sich eben­so dar­in wie die Frau des Ver­le­gers der Köl­ni­schen Zei­tung Ne­ven Du­Mont und die Töch­ter des Gro­ß­in­dus­tri­el­len Gus­tav von Me­vis­sen. Die von sol­chen Krei­sen durch­ge­führ­ten Spen­den­ak­tio­nen und an­de­rer In­itia­ti­ven sind in ih­rer Be­deu­tung für die in­ne­re Ko­hä­si­on der Köl­ner Kriegs­ge­sell­schaft kaum zu über­schät­zen.

Zum an­de­ren ruh­te die kom­mu­na­le So­zi­al­po­li­tik auf der Aus­wei­tung der Ver­ant­wor­tung der Köl­ner Stadt­ver­wal­tung, die in er­heb­li­chem Um­fang neue Auf­ga­ben über­nahm. Die Stadt wur­de da­mit in bis­her un­ge­kann­tem Maß zur so­zi­al­po­li­ti­schen Ak­teu­rin. Wenn man die Aus­wei­tung der Staats­tä­tig­keit im Ers­ten Welt­krieg be­tont, soll­te die Aus­wei­tung der kom­mu­na­len Tä­tig­keit nicht un­ter­schät­zet wer­den. Die Stadt­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung er­höh­te in Ab­stim­mung mit den Be­trie­ben, die eben­falls zur Kas­se ge­be­ten wur­den, die Reichs­kriegs­un­ter­stüt­zung für be­dürf­ti­ge Fa­mi­li­en, die weit un­ter­halb der Ar­muts­gren­ze lag, bis zu ei­ner Hö­he von zwei Drit­teln des Lohn­aus­falls, wenn der Er­näh­rer im Feld war. Für die Kin­der der Tau­sen­den von Frau­en, die nun die Ar­beit der ein­ge­zo­ge­nen Män­ner mach­ten, muss­te Kin­der­be­treu­ung or­ga­ni­siert wer­den. Be­reits 1915 gab es über 100 Kin­der­krip­pen und –hor­te für Kin­der al­ler Al­ters­stu­fen. Die Stadt führ­te Schul­früh­stück ein und or­ga­ni­sier­te Fe­ri­en auf dem Land, was nicht nur der Ge­sund­heit dien­te, son­dern auch die Müt­ter ent­las­te­te. Sie rich­te­te ein Miet­ei­ni­gungs­amt für säu­mi­ge Mie­ter und ih­re Ver­mie­ter ein, zahl­te Bar­vor­schüs­se für Ar­beits­lo­se und durch­kom­men­de Flücht­lin­ge – nicht al­lein aus Nächs­ten­lie­be, son­dern vor al­lem, um Plün­de­run­gen und Über­fäl­le zu ver­hin­dern.

Konrad Adenauer, Porträtfoto 1952, Foto: Katherine Young. (Bundesarchiv B 145 Bild-F078072-0004)

 

Nur ein Teil die­ser Aus­ga­ben kam aus der städ­ti­schen Kas­se. Zu ei­nem gro­ßen Teil wur­de sie durch Spen­den fi­nan­ziert und durch eh­ren­amt­li­che Ar­beit be­strit­ten. Die städ­ti­sche Kriegs­samm­lung er­brach­te Mil­lio­nen an Bei­trä­gen. Ähn­li­ches gilt für die Kriegs­wai­sen­samm­lung und punk­tu­el­le Spen­den­kam­pa­gnen: In gro­ßem Um­fang ha­ben die Köl­ner wäh­rend des Kriegs die So­zi­al­leis­tun­gen frei­wil­lig und aus ei­ge­ner Ta­sche er­bracht. Nach Sta­tis­ti­ken des Deut­schen Städ­te­ta­ges stand Köln bei den Un­ter­stüt­zungs­sät­zen an vor­ders­ter Stel­le.

Ei­ne be­son­de­re Art der Ge­ne­rie­rung von Geld war der Köl­sche Boor in Ei­sen. Nach dem Vor­bild ei­ner ähn­li­chen Ak­ti­on in Wien und auf In­itia­ti­ve des In­dus­tri­el­len Max von Guil­leau­me wur­de im März 1915 ei­ne höl­zer­ne, drei Me­ter gro­ße Sta­tue des Köl­schen Boor als Kriegs­wahr­zei­chen der Stadt Köln vor dem Gür­ze­nich auf­ge­stellt. Ge­gen ei­ne Spen­de von ei­ner Mark für das Ro­te Kreuz soll­te man in die Fi­gur ei­nen Na­gel schla­gen kön­nen. Ober­bür­ger­meis­ter Wall­raf weih­te sie am 20. Ju­ni ein, den ers­ten Na­gel schlug die Schwes­ter des Kai­sers ein. Der Köl­sche Boor in Ei­sen wur­de zu ei­nem Zen­tra­lort der Köl­ner Kriegs­kul­tur. Mas­sen­wei­se ström­ten die Köl­ner her­an, um den Boor zu be­schla­gen; Fir­men und wohl­ha­ben­de Köl­ner re­ser­vier­ten sich grö­ße­re Flä­chen auf der Fi­gur, die ge­gen er­kleck­li­che Spen­den­be­trä­ge nicht mit ein­zel­nen Nä­geln, son­dern mit gan­zen Pla­ket­ten be­deckt wur­den. Ge­denk­blät­ter, An­sichts­kar­ten und Bro­schen wur­den ver­kauft. Sän­ger und Schul­chö­re tra­ten auf, sonn­tags fan­den Platz­kon­zer­te statt. Ins­ge­samt wur­den 1,6 Mil­lio­nen Mark ein­ge­nom­men, die zum grö­ß­ten Teil den Köl­ner Krie­ger­wit­wen zu­gu­te­ka­men. Mit dem Köl­schen Boor in Ei­sen wur­de ei­ne em­ble­ma­ti­sche Fi­gur des Köl­ner kol­lek­ti­ven Ge­dächt­nis­ses der Kriegs­kul­tur ein­ver­leibt.[6] 

Die so­zi­al­po­li­ti­schen Tä­tig­kei­ten wur­den in der Zeit des Kriegs zu ei­ner mas­si­ven fi­nan­zi­el­len Be­las­tung für die Stadt. Nach ei­nem Be­richt Ade­nau­ers vor der Stadt­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung am 3.4.1919 la­gen die Ge­samt­aus­ga­ben für den Krieg sei­tens der Stadt bei 110 Mil­lio­nen Mark. Da­zu ka­men noch 87 Mil­lio­nen, die die Stadt dem Reich vor­ge­streckt und von de­nen sie bis­lang erst 22 Mil­lio­nen zu­rück­er­hal­ten hat­te. Den weit­aus grö­ß­ten Bat­zen mach­ten mit 55 Mil­lio­nen die Kriegs­wohl­fahrts­aus­ga­ben aus; da­zu ka­men 20 Mil­lio­nen für die kriegs­wirt­schaft­li­chen Aus­ga­ben (al­so vor al­lem Kos­ten für die Er­näh­rung). Die Aus­ga­ben der Ab­tei­lung für Über­gangs­wirt­schaft la­gen bei 25 Mil­lio­nen Mark. Die­se Aus­ga­ben wa­ren im We­sent­li­chen aus Schul­den ge­deckt wor­den, so dass der weit­ge­hend ge­sun­de Vor­kriegs­haus­halt am En­de des Kriegs da­hin war. Je­den­falls in die­ser Hin­sicht soll­te die Nach­kriegs­in­fla­ti­on für den städ­ti­schen Haus­halt ein Se­gen sein, weil sie auch die Schul­den gen Null re­du­zier­te.

6. Die städtische Kriegsgesellschaft

Die städ­ti­sche Kriegs­ge­sell­schaft muss­te da­mit um­ge­hen, dass von ihr er­heb­lich mehr ver­langt wur­de als in Frie­dens­zei­ten, dass aber die Gra­ti­fi­ka­tio­nen da­für viel ge­rin­ger wa­ren: Die Men­schen muss­ten deut­lich mehr ar­bei­ten, er­hiel­ten da­für aber ei­nen Lohn, für den sie sich sehr viel we­ni­ger Nah­rungs­mit­tel und Un­ter­hal­tung kau­fen konn­ten. Zeit war ei­ne eben­so knap­pe Res­sour­ce wie Brot oder Licht. Die Köl­ner mach­ten trotz­dem weit­ge­hend klag­los wei­ter; bis weit ins Jahr 1917 ist kaum von Kriegs­mü­dig­keit oder Wi­der­stand die Re­de. „Mar­s“, der re­gel­mä­ßi­ge Rund­brief der Fa­mi­lie Trim­born, der den Kon­takt zwi­schen den Fa­mi­li­en­mit­glie­dern im Feld und zu Hau­se auf­recht­er­hal­ten soll­te, spricht ei­ne be­red­te Spra­che über die Kriegs­be­reit­schaft die­ser bür­ger­li­chen Fa­mi­lie. Noch im Au­gust 1918 schrieb Ju­li­us Trim­born, Karls Bru­der, aus Est­land, an­läss­lich sei­ner Ab­be­ru­fung nach Hau­se: „Ger­ne hät­te ich auch das En­de des Kriegs an der Spit­ze vom Land­sturm VIII noch mit­ge­macht; weil sich im Lau­fe der Kriegs­jah­re mir im­mer fes­ter und tie­fer die Über­zeu­gung ein­ge­prägt hat, dass ru­hi­ges und ziel­be­wu­ß­tes  Durch­hal­ten das ein­zig ver­nünf­ti­ge ist. Wenn wir uns sel­ber treu blei­ben, wer­den wir sie­gen müs­sen.“[7] 

Feierlichkeiten vor dem 'Kölsche Boor', 1915, Oberbürgermeister Max Wallraf hatte die über drei Meter hohe Holzfigur vor dem Gürzenich aufbauen lassen. Bei einer Zahlung von mindestens einer Mark konnte man zugunsten von Kölner Kriegswitwen und Waisen einen Nagel in die Figur schlagen, Foto: August Kreyenkamp.

 

Die Mo­ti­va­ti­on für die Da­heim­ge­blie­be­nen, wei­ter­zu­ma­chen, lag in­des nicht al­lein in der recht abs­trak­ten Über­zeu­gung, dass die­ser Krieg ge­recht war und ge­won­nen wer­den wür­de. Der Krieg sel­ber war ja von Köln weit weg, und nur sehr sel­ten, et­wa bei den Bom­ben­ab­wür­fen, wur­de er zu ei­ner Er­fah­rung auch in der Stadt. Das soll­te im Zwei­ten Welt­krieg grund­le­gend an­ders wer­den. Der Na­tio­na­lis­mus und die Kriegs­be­geis­te­rung, die nicht lan­ge so über­schäu­mend blieb wie in den An­fangs­ta­gen des Som­mers 1914, wa­ren nicht aus­rei­chend als Be­grün­dung, um so klag­los durch­zu­hal­ten.

Ein wich­ti­ges Mo­tiv für das Wei­ter­ma­chen lag in der Er­fah­rung der Ge­sell­schaft als ei­ner Ge­mein­schaft. Die „Ide­en von 1914“, die kei­ne Par­tei­en, son­dern nur noch Deut­sche kann­ten, und die ver­sprach, al­le zu in­te­grie­ren, die den Krieg un­ter­stütz­ten, wa­ren über wei­te Stre­cken My­thos und Pro­pa­gan­da. Vor Ort ge­wan­nen sie al­ler­dings an Rea­li­tät. Die städ­ti­sche Kriegs­ge­sell­schaft war ei­ne, die den Ein­heits­ap­pell, die Er­fah­rung des Kon­sen­ses und der So­li­da­ri­tät je­den Tag brauch­te, und dies war nach den ant­ago­nis­ti­schen Er­fah­run­gen des Kai­ser­reichs für vie­le be­glü­ckend. Die Ar­bei­ter eben­so wie die Ka­tho­li­ken konn­ten sich nun zu­ge­hö­rig füh­len, je­der wur­de ge­braucht, Rei­che wie Ar­me konn­ten das Ih­ri­ge tun; die Ni­vel­lie­rungs­ten­den­zen nah­men im An­ge­sicht von Ra­tio­nie­rung und Höchst­prei­sen zu, die Ge­sell­schaft er­fuhr sich mehr als vor­her als ei­ne Ge­sell­schaft der Ähn­li­chen. Vie­les an die­ser kon­sen­sua­len Kriegs­ge­sell­schaft moch­te Ideo­lo­gie sein. Aber den­noch gab es für die Men­schen rea­le Er­fah­run­gen der Zu­sam­men­ge­hö­rig­keit, und das ließ sie wei­ter­ma­chen.

Die Be­las­tung war vor al­lem für die In­dus­trie­ar­bei­ter – zu­neh­mend wur­den es auch In­dus­trie­ar­bei­te­rin­nen – hoch. In der In­dus­trie, aber auch bei den städ­ti­schen Be­trie­ben wa­ren Ar­beits­zei­ten zwi­schen 50 und 60 Stun­den die Re­gel. Für die kör­per­lich oft schwe­ren Ar­bei­ten war mit zu­neh­men­dem Kriegs­ver­lauf die Er­näh­rung trotz Son­der­zu­tei­lun­gen und be­trieb­li­cher Be­mü­hun­gen um Zu­satz­ver­sor­gung kaum aus­rei­chend. Das galt be­son­ders für die Frau­en, die Män­ner­ar­beit ver­rich­ten muss­ten. Da­ne­ben er­for­der­te die Su­che nach Nah­rungs­mit­teln mit der Zeit im­mer mehr Auf­wand, weil die Le­bens­mit­tel, die man auf Kar­te be­kam, doch nicht oh­ne wei­te­res zu be­kom­men wa­ren, so dass man auf halb- oder il­le­ga­le Be­schaf­fungs­we­ge aus­wei­chen muss­te. 1917 wur­den mit den Köln-Bon­ner Kreis­bah­nen mehr als zehn Mil­lio­nen Men­schen be­för­dert – fast die Hälf­te mehr als im Jahr zu­vor. Das wa­ren al­les Hams­ter­fahr­ten! Da­bei war der öf­fent­li­che Ver­kehr oh­ne­hin über­las­tet und muss­te sei­ne Leis­tun­gen ein­schrän­ken. Der Trans­port des Mi­li­tärs und der Rüs­tungs­ar­bei­ter hat­te un­be­ding­ten Vor­rang.

Die Man­gel­ge­sell­schaft des Kriegs hat­te Fol­gen: Das Wirts­haus­le­ben ver­lor sei­nen Reiz, wenn das Bier knapp und nur in schlech­ter Qua­li­tät zu ha­ben war; wenn Häm­chen mit Sau­er­kraut und Hal­ver Hahn von der Kar­te ge­stri­chen wa­ren; wenn nur noch Er­satz­kaf­fee mit Sac­cha­rin und oh­ne Milch zu ha­ben war. Der seit 1917 ein­set­zen­de Ta­bak­man­gel wur­de nicht nur we­gen des Raus­chef­fekts, der Dis­tink­ti­on und des bür­ger­li­chen Ha­bi­tus als schlimm emp­fun­den, son­dern auch, weil das Rau­chen als sät­ti­gend galt. Nun wur­den die Män­ner mit Zi­gar­re auf der Stra­ße sel­ten, und statt­des­sen bür­ger­te sich im­mer mehr die Zi­ga­ret­te ein, die vor­dem als ei­ne Be­dro­hung für bür­ger­li­che Rauch­kul­tur ge­gol­ten hat­te. Frei­lich gab es Er­satz­ta­bak, aber wer woll­te schon Wald­meis­ter­blät­ter, Tee­kräu­ter, Ro­sen­blät­ter, Laub von Obst­bäu­men rau­chen? 

Dass die Be­klei­dungs­knapp­heit im Fe­bru­ar 1918 da­zu führ­te, dass die Be­stat­tung der To­ten in be­klei­de­tem Zu­stand nicht mehr ge­stat­tet war und statt­des­sen der To­te ein To­ten­hemd aus Pa­pier­stoff tra­gen muss­te, mach­te den Men­schen gro­ßen Ein­druck. Pfarr­kir­mes­sen und an­de­re Fei­er­lich­kei­ten ver­lo­ren ihr präch­ti­ges Aus­se­hen. Die Schiffs­schau­kel und das Ka­rus­sell, erst recht das üb­li­che Be­säuf­nis blie­ben aus. Das mach­te ei­nen Un­ter­schied zum Zwei­ten Welt­krieg: Im Ers­ten Welt­krieg war man der Mei­nung, im An­ge­sicht des Kriegs müs­se ein ge­wis­ser Ernst herr­schen. Jo­seph Go­eb­bels hat da­ge­gen die Un­ter­hal­tung und die Zer­streu­ung als ein Mit­tel ver­ord­net, um die Ge­sell­schaft kriegs­lus­tig zu hal­ten.

Das En­de der Lus­tig­keit zeig­te sich be­son­ders im Kar­ne­val. Für den ers­ten Kriegs­kar­ne­val 1915 wur­de wohl er­war­tet, dass die Köl­ner sich ih­ren Kar­ne­val auch im Krieg nicht neh­men las­sen wür­den. Aber der Gou­ver­neur ver­bot den Aus­schank von Brannt­wein, das Tra­gen kar­ne­va­lis­ti­scher Be­klei­dung und mahn­te ei­ne stren­ge Hand­ha­bung der Po­li­zei­stun­de an, so dass dem Kar­ne­val auch der Reiz fehl­te und fak­tisch aus­fiel. An­geb­lich ha­ben die Köl­ner das Geld, das sie im Kar­ne­val nicht aus­ge­ben konn­ten, in ver­mehr­tem Ma­ße dem Ro­ten Kreuz und der städ­ti­schen Kriegs­samm­lung zu­kom­men las­sen.

Es war Teil der Ni­vel­lie­rungs­er­fah­rung, dass der Krieg zu ei­ner Ver­schie­bung von Oben und Un­ten führ­te. Er sorg­te für un­ver­mu­te­te so­zia­le Mo­bi­li­tät, vor al­lem aus den Krei­sen der Ar­bei­ter­schaft, die ge­ne­rell ei­nen Auf­stieg er­leb­te. Ob­wohl die Ge­werk­schaf­ten un­ter Mit­glie­der­schwund lit­ten – vie­le Män­ner wa­ren ein­ge­zo­gen, und die Frau­en wa­ren schwer ge­werk­schaft­lich or­ga­ni­sier­bar -, er­strit­ten sie für die kriegs­wich­ti­gen Be­ru­fe er­heb­li­che Ein­kom­mens­zu­wäch­se von bis zu über 100 Pro­zent; Rüs­tungs­ar­bei­ter konn­ten 1918 bis zu 6.000 Mark im Jahr ver­die­nen. Sie ver­buch­ten dies als so­zia­len Auf­stieg, der sich in ei­ner ver­mehr­ten Nach­fra­ge der Ar­bei­ter nach grö­ße­ren Woh­nun­gen nie­der­schlug. Hat­ten die An­ge­stell­ten im Carls­werk vor dem Krieg noch et­wa das Dop­pel­te wie die Ar­bei­ter ver­dient, so la­gen sie mit den Ar­bei­tern bei Kriegs­en­de et­wa gleich­auf. Der da­mit ver­bun­de­ne Zu­wachs an Mit­spra­che der Ar­bei­ter führ­te im Herbst 1917 zu ei­ner Re­duk­ti­on der – al­ler­dings sehr er­heb­li­chen – Ar­beits­zei­ten von 56-57 auf 53-54 Stun­den wö­chent­lich. Die Frau­en, die jetzt viel mehr ei­ge­nes Geld ver­dien­ten, wur­den zu­neh­mend häu­fi­ger in den Knei­pen, Zi­ga­ret­te rau­chend, ge­sich­tet. Die Ju­gend­li­chen, die nun we­ni­ger ri­gi­de kon­trol­liert wur­den, nutz­ten die Frei­räu­me, so dass die Kla­gen über die „Zucht­lo­sig­keit“ der Ju­gend zu­nah­men.

Die Ein­schrän­kun­gen und der Man­gel an Gü­tern des all­täg­li­chen Be­darfs führ­ten vor­der­hand eben­falls zu ei­ner Er­fah­rung der Gleich­heit. Das Brot­buch und die Brot­mar­ken brach­ten den wohl­ha­ben­den Mann in die glei­che Si­tua­ti­on wie den ar­men. Mo­di­sche Klei­dung zu tra­gen galt nun als un­ge­hö­rig; statt­des­sen bür­ger­te sich die ab­ge­tra­ge­ne, in un­auf­fäl­li­gen Far­ben ge­hal­te­ne Klei­dung ein. Es ent­stand ein Ide­al der Gleich­heit und der Ho­mo­ge­ni­tät, das die Ab­wei­chung straf­te.

Doch die­sen Ni­vel­lie­rungs­ten­den­zen stan­den neue Dif­fe­ren­zie­run­gen ge­gen­über. Im An­ge­sicht der Ra­tio­nie­rung wur­de um­so mehr der Schwarz­markt zum Skan­dal, der es den Rei­chen er­mög­lich­te, sich Gü­ter zu ver­schaf­fen, nur weil sie mehr Geld hat­ten. Die Knapp­heit an Gü­tern führ­te da­hin, dass ein An­bie­ter­markt ent­stand, der den Händ­lern und ih­ren An­ge­stell­ten un­ver­mu­te­te Macht­mit­tel an die Hand gab. Die Kla­gen über die zu­neh­men­de Un­höf­lich­keit des Ver­kaufs­per­so­nals nah­men zu: Nun war von „Ih­rer Ho­heit, der Ver­käu­fe­rin“ die Re­de.[8]  Koh­le­händ­ler konn­ten es sich leis­ten, nur an die­je­ni­gen aus­zu­lie­fern, die auch in Frie­dens­zei­ten bei ih­nen ge­kauft hat­ten.

Nagelkreuz, Deutschland, 1915/1918. (Deutsches Historisches Museum, Berlin)

 

Die neue Un­gleich­heit zeig­te sich be­son­ders im Ver­hält­nis von Stadt und Land. Die Bau­ern, um de­ren Gü­ter sich nun die Städ­ter in Hams­ter­fahr­ten ris­sen und die zu un­ver­mu­te­ten Ein­kom­mens­zu­wäch­sen ka­men, wur­den selbst­be­wuss­ter. Die Stadt ver­arm­te, das Land wur­de wohl­ha­ben­der. Dies sorg­te um­ge­kehrt für Ag­gres­sio­nen der Städ­ter ge­gen­über den Bau­ern, de­nen man Wu­cher und Be­rei­che­rung an der Not der an­de­ren vor­warf. Mit Un­mut wur­de in Köln er­zählt, dass in man­chen Ei­fel­dör­fern jetzt die Mäd­chen al­le­samt in Sei­de her­um­lie­fen. Bei ei­ner In­fla­ti­on, die wäh­rend des Kriegs bis zu 300 Pro­zent bei Grund­nah­rungs­mit­teln aus­mach­te, war der Be­sitz von Geld im­mer we­ni­ger wich­tig, der von Nah­rungs­mit­teln, Ge­gen­stän­den des täg­li­chen Ge­brauchs und Wert­ge­gen­stän­den da­ge­gen um­so mehr. Die gro­ßen Rüs­tungs­be­trie­be gin­gen da­zu über, ih­ren Ar­bei­tern als Bo­nus­zah­lun­gen kein Geld, son­dern Nah­rungs­mit­tel an­zu­bie­ten. All dies sorg­te für Un­mut und das Ge­fühl von Un­ge­rech­tig­keit, das um­so drü­cken­der er­lebt wur­de, als die Kriegs­ge­sell­schaft ja als ei­ne glei­che ima­gi­niert wur­de.

Die wich­tigs­te Fol­ge der Burg­frie­dens­ge­sell­schaft war ei­ne po­li­ti­sche: die An­er­ken­nung der SPD als ei­ner voll­wer­ti­gen po­li­ti­schen Mit­spie­le­rin. Die So­zi­al­de­mo­kra­tie hat­te, wie über­all, ih­re Mit­wir­kung am Krieg mit der Er­war­tung ver­bun­den, dass die po­li­ti­sche Be­nach­tei­li­gung, wie sie ins­be­son­de­re im Drei­klas­sen­wahl­recht zum Aus­druck kam, ihr En­de fin­den wür­de. Denn, dies sei in Er­in­ne­rung ge­ru­fen: die Stadt­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung war in die­sem Krieg, der in so emi­nen­tem Maß auf die Mit­wir­kung der Ar­bei­ter­klas­se an­ge­wie­sen war, im­mer noch aus­schlie­ß­lich von li­be­ra­len und Zen­trums­ver­tre­tern be­stückt, und dies, ob­wohl in den In­sti­tu­tio­nen der städ­ti­schen Kriegs­ver­wal­tung zu­neh­mend Ar­bei­ter­ver­tre­ter sa­ßen, auf de­ren Mit­ar­beit die Stadt un­be­dingt an­ge­wie­sen war. Auch die Stadt­ver­ord­ne­ten­wahl von 1915 hat­te dar­an nichts ge­än­dert, wenn­gleich 1916 im­mer­hin sechs So­zi­al­de­mo­kra­ten in Stadt­rats­aus­schüs­se ge­wählt wur­den. Mit der Dau­er des Kriegs wur­de das Pro­blem aber auf al­len Sei­ten als drän­gend emp­fun­den. Als am 14.10.1916 der SPD-Reichs­tags­ab­ge­ord­ne­te Adolf Hof­rich­ter (ge­bo­ren 1857) un­ver­mu­tet starb und ei­ne Reichs­tags-Er­satz­wahl ins Haus stand, ei­nig­ten sich die an­de­ren Par­tei­en dar­auf, Wahl­ent­hal­tung zu pro­pa­gie­ren und kei­nen ei­ge­nen Kan­di­da­ten ge­gen den so­zi­al­de­mo­kra­ti­schen Kan­di­da­ten Jo­hann (Jean) Meer­feld (1871-1956) auf­zu­stel­len, der ein Pa­ra­de­ver­tre­ter des Burg­frie­dens war und die An­sicht ver­focht, dass die SPD als Volks­par­tei die Pflicht der Lan­des­ver­tei­di­gung nicht ver­nei­nen dür­fe. Von den 3.094 Wäh­lern, die ih­re Stim­me ab­ga­ben und da­mit für ei­ne Wahl­be­tei­li­gung von le­dig­lich cir­ca fünf Pro­zent sorg­ten, stimm­ten al­le bis auf ei­ne ein­zi­ge Aus­nah­me für Meer­feld: so­zia­lis­ti­sche Ver­hält­nis­se. Bei den Nach­wah­len zur Stadt­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung 1917 kam es im Zug die­ser Dis­kus­si­on zu ei­ner bahn­bre­chen­den Neue­rung: Zen­trum und Li­be­ra­le ei­nig­ten sich in ei­nem Wahl­ab­kom­men mit der SPD dar­auf, den So­zi­al­de­mo­kra­ten im­mer­hin drei Sit­ze im sech­zig­köp­fi­gen Stadt­rat zu über­las­sen, in­dem sie ih­rer­seits kei­ne Kan­di­da­ten auf­stell­ten. Ab da be­stimm­ten Ver­tre­ter der Ar­bei­ter­be­we­gung auch of­fi­zi­ell die Po­li­tik der Stadt mit; in der Re­vo­lu­ti­on von 1918/1919 soll­te sich dies als ei­ne Ver­si­che­rung ge­gen das Cha­os er­wei­sen.

7. Bomben über Köln

An­ders als im Zwei­ten Welt­krieg wur­den die deut­schen Städ­te noch kaum un­mit­tel­bar mit den Schre­cken der krie­ge­ri­schen Ge­walt durch Flug­zeu­ge und Bom­ben kon­fron­tiert. Köln war ei­ne der we­ni­gen Städ­te, de­nen dies zu­teil wur­de. Ver­gli­chen mit dem Bom­ben­krieg 25 Jah­re spä­ter war die­se Er­fah­rung läp­pisch, den­noch aber wur­de sie als trau­ma­tisch emp­fun­den. Es zeig­te sich je­doch, dass man auch den Luft­krieg ler­nen muss­te. Da­bei hat­te die Stadt durch­aus Schutz­maß­nah­men aus­ge­ar­bei­tet. 1917 hat­te sie ei­ne mit 82 Si­re­nen aus­ge­stat­te­te Si­re­nen­an­la­ge ein­ge­rich­tet und Ver­hal­tens­ma­ß­re­geln ent­wor­fen. Au­ßer­dem hat­te sie ei­nen Teil ih­res Ei­gen­tums ge­gen Schä­den durch Luft­fahr­zeu­ge ver­si­chert. Als am 2.10.1917 ein ers­ter Über­flug bri­ti­scher Bom­ber oh­ne Ab­wurf statt­fand, zeig­te sich aber, dass die Bür­ger – wie auch in an­de­ren eu­ro­päi­schen Städ­ten – die Ge­fahr aus der Luft noch al­les an­de­re als ernst nah­men. An­statt in den Woh­nun­gen zu ver­blei­ben und das Licht aus­zu­schal­ten, eil­ten die Be­woh­ner an die Fens­ter, auf die Bal­ko­ne und so­gar auf die Stra­ße, um das Schau­spiel mit an­zu­se­hen. Von Ver­dun­ke­lung war kei­ne Re­de. Die Ho­tels wa­ren hell er­leuch­tet, die Stra­ßen­bah­nen fuh­ren voll­be­setzt und voll be­leuch­tet ih­ren Weg. Vie­le spöt­tel­ten über die Ge­fahr und prahl­ten, dass sie sich in kei­ner Wei­se um die Si­cher­heits­ma­ß­re­geln ge­küm­mert hät­ten: Der Luft­an­griff als Mut­pro­be.

 Als in der Nacht vom 24. auf den 25. März das ers­te Mal tat­säch­lich Bom­ben ab­ge­wor­fen wur­den, die al­ler­dings meist auf frei­em Feld nie­der­gin­gen und kaum Scha­den an­rich­te­ten, hat­ten die Bür­ger schon da­zu­ge­lernt: Sie ver­lie­ßen auf den Alarm hin die Stra­ße. Wenn aber nach zehn bis 20 Mi­nu­ten nichts pas­siert war, ka­men sie wie­der her­aus, um nach­zu­se­hen, ob al­les in Ord­nung war; die Ent­war­nung war­te­te kei­ner ab. Man durf­te al­so nicht zu früh war­nen. Am 18. Mai wur­de die­ser Zeit­punkt ver­passt. Am Vor­mit­tag – es war der Sams­tag vor Pfings­ten und die In­nen­stadt vol­ler Men­schen – war­fen sechs eng­li­sche Flug­zeu­ge ins­ge­samt 23 Bom­ben über der Stadt ab, sie tra­fen fast al­le auf ver­kehrs­rei­che Stel­len. 41 To­te und 47 Ver­letz­te wa­ren auf dem Waid­markt, im Volks­gar­ten, auf dem Ro­th­ger­ber­bach und an­ders­wo in der In­nen­stadt zu be­kla­gen. Da aus mi­li­tä­ri­schen Grün­den die Nach­rich­ten in den Me­di­en kurz ge­hal­ten wa­ren, ver­grö­ßer­ten die Ge­rüch­te die Op­fer­zah­len um ein Viel­fa­ches.

Jean Meerfeld, Porträtfoto.

 

Noch vier­mal kam es in die­sem Krieg zu Luft­an­grif­fen auf Köln; nun al­ler­dings war die Vor­sicht grö­ßer; nur ein­mal kam es noch zu To­des­op­fern. Flie­ger­an­grif­fe wa­ren ein neu­es und als Ter­ror emp­fun­de­nes Ele­ment in der Kriegs­füh­rung. Dass so weit von der Front ent­fernt Men­schen durch Kriegs­waf­fen ge­tö­tet wur­den, wirk­te scho­ckie­rend. Es scheint, als ob die Flug­ab­wehr ih­rer Auf­ga­be noch in kei­ner Wei­se ge­wach­sen ge­we­sen wä­re; auch das Ver­hal­ten der Men­schen in der Stadt deu­te­te noch nicht dar­auf hin, dass man die An­grif­fe ernst­nahm. An den Bau von Luft­schutz­kel­lern hat­te noch kei­ner ge­dacht. Deut­lich wird aber, dass die An­grif­fe auf die Zi­vil­be­völ­ke­rung ge­zielt wa­ren. Sie hat­ten nicht die um­fang­rei­chen Rüs­tungs­be­trie­be im Blick, die eher an der Pe­ri­phe­rie an­ge­sie­delt wa­ren, son­dern die In­nen­stadt, und dies mög­lichst zu Zei­ten, da die­se voll mit Men­schen war: das Ter­ror­mo­ment des Luft­kriegs, das im Zwei­ten Welt­krieg ei­ne so zen­tra­le Rol­le spie­len soll­te, kün­dig­te sich be­reits an.

8. Kriegsende und Revolution

Die Be­las­tun­gen aus schlech­ter Er­näh­rung und stän­di­gem Man­gel, all­täg­li­cher Ar­beits­be­las­tung und Angst sum­mier­ten sich. Der Kran­ken­stand stieg zeit­wei­se auf das Drei­fa­che des Vor­kriegs­stands. Man­gel­krank­hei­ten wie die Tu­ber­ku­lo­se  brei­te­ten sich aus und en­de­ten häu­fi­ger töd­lich. Im Som­mer 1917 trat ei­ne Ruh­re­pi­de­mie auf, die 326 To­des­op­fer for­der­te und die sich, nach­dem sie im No­vem­ber ab­ge­flaut war, im Som­mer 1918 er­neut zeig­te. Krank­hei­ten, die durch man­geln­de Hy­gie­ne be­för­dert wur­den, wie die Krät­ze oder die Läu­se­pla­ge, wa­ren teil­wei­se aus den Schüt­zen­grä­ben mit­ge­bracht wor­den. Die vie­len Sol­da­ten, die in Köln la­ger­ten, tru­gen zur Ver­brei­tung bei. Am schlimms­ten aber war die Spa­ni­sche Grip­pe. Die­se Pan­de­mie, die im Früh­jahr 1918 aus­brach und in drei Wel­len bis 1919 wü­te­te, for­der­te welt­weit zwi­schen 25 und 50 Mil­lio­nen To­des­op­fer und da­mit mehr als der Krieg. In Deutsch­land wa­ren es cir­ca 200.000 To­des­op­fer.

Die vom Krieg ge­schwäch­ten Men­schen hat­ten nicht die Ab­wehr­kräf­te, um der Grip­pe zu be­geg­nen. In Köln trat die Krank­heit be­reits im Ju­ni 1918 auf, klang Mit­te Ju­li ab und kam aber An­fang Ok­to­ber sehr plötz­lich und mit be­ängs­ti­gen­den Fol­ge­er­schei­nun­gen wie­der. Al­lein in den ers­ten zehn Ok­to­ber­ta­gen star­ben 324 Men­schen, je­den Tag wur­den meh­re­re hun­dert Neu­er­kran­kun­gen ge­mel­det. In den Spit­zen­zei­ten star­ben bis zu 69 Men­schen an ei­nem Tag.

Nach An­ga­ben des Bei­ge­ord­ne­ten Dr. Pe­ter Kraut­wig (1869-1927) in der Stadt­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung vom 24. Ok­to­ber wa­ren es vor al­lem jun­ge Frau­en, die da­von be­trof­fen wur­den. Wie vie­le Op­fer die Grip­pe in Köln ins­ge­samt ge­for­dert hat, ist al­ler­dings nicht be­kannt. Die durch den Krieg oh­ne­hin aus­ge­dünn­te Ärz­te­schaft war völ­lig über­for­dert und steck­te sich in ih­rem ge­schwäch­ten Zu­stand häu­fig sel­ber an. In den sie­ben städ­ti­schen Kran­ken­häu­sern, in de­nen wäh­rend des Kriegs durch­schnitt­lich 30-35.000 Kran­ke ge­le­gen hat­ten, la­gen im Jah­re 1918 durch­schnitt­lich 73.000.

Von so­zia­len Pro­tes­ten war bis zum En­de des Kriegs kaum die Re­de. Aber die Ei­gen­tums­ver­ge­hen nah­men zu, teil­wei­se wur­den sie auch im gro­ßen Stil be­trie­ben.

Ein­bruchs­dieb­stäh­le, bei de­nen die Ein­bre­cher mit dem Mö­bel­wa­gen vor­fuh­ren und gan­ze Woh­nungs­ein­rich­tun­gen ab­trans­por­tier­ten, wur­den be­klagt. Ins­be­son­de­re die Ju­gend­kri­mi­na­li­tät stieg er­heb­lich an. Ju­gend­ban­den bil­de­ten sich, die or­ga­ni­siert Le­bens­mit­tel stah­len, um sie wei­ter­zu­ver­kau­fen, und die Schau­fens­ter und Glüh­bir­nen zer­stör­ten. Die seit Herbst 1917 weit­ge­hen­de Ver­dun­ke­lung der Stra­ßen kam der Kri­mi­na­li­tät ent­ge­gen, eben­so die per­so­nel­le Aus­dün­nung der Po­li­zei, von der ja auch vie­le an der Front wa­ren. Am 19. Sep­tem­ber stell­te der Stadt­ver­ord­ne­te Hu­go Mön­nig (1864-1950) im Stadt­rat die Bil­dung ei­ner Bür­ger­wehr in Aus­sicht.

Krankenstation mit verletzten Soldaten, 1915, Foto: J. Baer. (Kölner Foto Archiv)

 

Die Ar­bei­ter­schaft hat­te län­ger still­ge­hal­ten als zu er­war­ten ge­we­sen war. Bis in den Spät­som­mer 1918 hielt der Burg­frie­de in Köln im We­sent­li­chen, aber seit dem Som­mer 1917 wa­ren ers­te Auf­lö­sungs­er­schei­nun­gen zu be­ob­ach­ten. Die von Karl Lieb­knecht (1871-1919) an­ge­führ­te Op­po­si­ti­on ge­gen die Kriegs­po­li­tik des Kai­ser­reichs hat­te 1915 in Köln gan­ze sie­ben Un­ter­stüt­zer in den Funk­tio­närs­krei­sen ge­fun­den. 1917 hat­te sich auch in Köln ei­ne Orts­grup­pe der USPD kon­sti­tu­iert, die bis zum Herbst 1918 auf 270 Mit­glie­der wuchs, al­ler­dings von den Be­hör­den wie auch von der MSPD ri­go­ros ver­folgt und an den Rand ge­drängt wur­de. Ei­ne or­ga­ni­sier­te Spar­ta­kus-Grup­pe gab es in Köln nicht. In den Be­trie­ben sah die Sa­che je­doch zu­neh­mend an­ders aus. Als im April 1917 in Sach­sen und Ber­lin grö­ße­re Streiks aus­ge­bro­chen wa­ren, war es zwar in Köln ru­hig ge­blie­ben. Im Ju­ni aber mach­ten zum gro­ßen Er­stau­nen al­ler die ge­werk­schaft­lich so gut wie un­or­ga­ni­sier­ten Stra­ßen­bahn­schaff­ne­rin­nen den An­fang und wag­ten ei­nen drei­tä­gi­gen, ge­schlos­se­nen Streik, der ei­ne Lohn­er­hö­hung von 50 Pfen­nig am Tag, drei be­zahl­te freie Ta­ge im Mo­nat und die Zu­wahl von Frau­en in die Ar­bei­ter­aus­schüs­se der städ­ti­schen Bah­nen brach­te. Im Som­mer 1917 streik­ten zwi­schen 10.000 und 20.000 Ar­bei­ter in der Me­tall­in­dus­trie, bis in den Sep­tem­ber hin­ein, mit dem Er­folg, dass erst­mals ein Ta­rif­ver­trag mit Lohn­er­hö­hun­gen und Ar­beits­zeit­ver­kür­zun­gen ab­ge­schlos­sen wur­de.

Auch die Mo­ral der Sol­da­ten brö­ckel­te. Be­reits im Win­ter 1917/1918 wim­mel­te es in Köln von De­ser­teu­ren und Sol­da­ten, die von ih­rem Hei­mat­ur­laub nicht mehr an die Front zu­rück­keh­ren woll­ten. Da sie kei­ne Le­bens­mit­tel­mar­ken er­hiel­ten, trie­ben sie auch die Kri­mi­na­li­täts­ra­te nach oben. Die Zahl der De­ser­teu­re im Raum Köln wur­de auf 16.000 bis 18.000 ge­schätzt, un­nach­sich­tig ver­folgt von der Feld­gen­dar­me­rie. Tau­sen­de von Sol­da­ten sa­ßen des­halb auf der Fes­tung ein. Als am 6.10.1918 durch­drang, dass der neue Reichs­kanz­ler Max von Ba­den (1867-1929, Reichs­kanz­ler bis 9.11.1918) ein Frie­dens­an­ge­bot an die Al­li­ier­ten ge­rich­tet hat­te, kipp­te die Stim­mung in der Stadt. Zwar be­müh­ten sich die Köl­ner In­sti­tu­tio­nen, von der Han­dels­kam­mer über den Va­ter­län­di­schen Frau­en­ver­ein bis hin zur Stadt­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung, die Stim­mung hoch­zu­hal­ten – die Han­dels­kam­mer sprach sich ge­gen das Frie­dens­an­ge­bot Max von Ba­dens aus –, aber in der Stadt kam es zu er­reg­ten Mas­sen­ver­samm­lun­gen. Die Nach­richt von Waf­fen­still­stands­ver­hand­lun­gen im Wes­ten schuf in der grenz­na­hen Stadt Un­ru­he; Wohl­ha­ben­de pack­ten schon ihr Hab und Gut und ver­lie­ßen die Stadt, um in we­ni­ger ge­fähr­de­ter Um­ge­bung der Din­ge zu har­ren. In der Pres­se wur­de dis­ku­tiert, wie lan­ge die Mon­ar­chie noch be­ste­he.

Den­noch kam die Re­vo­lu­ti­on für Köln über­ra­schend. Nach­dem En­de Ok­to­ber Ma­tro­sen der Kriegs­ma­ri­ne ge­meu­tert hat­ten, weil sie nicht mehr zu ei­nem aus­sichts­lo­sen See­ge­fecht aus­lau­fen woll­ten, schwoll die Em­pö­rung in Kiel an. Am 4. No­vem­ber kam es dort zu ei­nem Ma­tro­sen­auf­stand, der sich wie ein Lauf­feu­er ver­brei­te­te und so­gleich als der Be­ginn ei­ner Re­vo­lu­ti­on mit dem Ziel, den Krieg zu be­en­den, wahr­ge­nom­men wur­de. Ein Ar­bei­ter- und Sol­da­ten­rat wur­de ge­wählt, an sei­ner Spit­ze der Ber­li­ner Mehr­heits­so­zi­al­de­mo­krat Gus­tav No­s­ke (1868-1946), des­sen Ziel dar­in be­stand, die Re­vo­lu­ti­on, das Kriegs­en­de und den nun un­ver­meid­lich er­schei­nen­den Sys­tem­wech­sel in fried­li­cher Wei­se zu be­werk­stel­li­gen. Die­se Li­nie ver­folg­te auch die Köl­ner So­zi­al­de­mo­kra­tie. Be­reits am 6. No­vem­ber hielt sie ei­ne Volks­ver­samm­lung in Köln-Mül­heim ab, in der ei­ne Re­so­lu­ti­on an­ge­nom­men wur­de, die sich da­für ein­setz­te, dass, so der Köl­ner SPD-Füh­rer Wil­helm Soll­mann, „im Köl­ner Ge­biet die un­auf­halt­sa­me re­vo­lu­tio­nä­re Be­we­gung un­blu­tig in ge­ord­ne­ten Bah­nen ver­läuft.“[9]  Die we­ni­gen Un­ab­hän­gi­gen So­zi­al­de­mo­kra­ten un­ter­war­fen sich die­ser Ziel­vor­ga­be trotz Mur­rens. Im Pro­to­koll der Stadt­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung vom dar­auf­fol­gen­den Tag war aber von den Vor­gän­gen im Reich und in Köln noch mit kei­nem Wort die Re­de.

Kölner Notgeld, 1918.

 

Zu den wich­tigs­ten Ak­teu­ren die­ser Pha­se soll­ten die ge­mä­ßig­ten So­zi­al­de­mo­kra­ten mit Wil­helm Soll­mann und Jean Meer­feld an der Spit­ze wer­den, so­wie Ober­bür­ger­meis­ter Kon­rad Ade­nau­er, der al­les dar­an setz­te, um die Ord­nung nicht ent­glei­ten zu las­sen und da­für auch ei­ne – je­den­falls vor­läu­fi­ge – Ent­mach­tung in Kauf nahm. Als am 7. No­vem­ber re­vo­lu­tio­nä­re Ma­tro­sen nach Köln ka­men, um ih­re in der Fes­tung in­haf­tier­ten Ka­me­ra­den zu be­frei­en, un­ter­nahm es Soll­mann, ih­nen die Zu­sa­ge ab­zu­rin­gen, dass ih­re Agi­ta­ti­on sich den Ma­ßga­ben der lo­ka­len Ar­bei­ter­be­we­gung un­ter­wer­fen wer­de. Ein­zel­ne Grup­pen aber hiel­ten sich nicht dar­an und stürm­ten nachts die Ge­fäng­nis­se. Da­bei be­frei­ten sie auch ganz ge­wöhn­li­che Kri­mi­nel­le, was in den fol­gen­den Wo­chen noch zu ei­nem Pro­blem für die städ­ti­sche Si­cher­heit wer­den soll­te. Ei­ne Volks­ver­samm­lung am fol­gen­den Tag wähl­te ei­nen pa­ri­tä­tisch aus Un­ab­hän­gi­gen und Mehr­heits­so­zi­al­de­mo­kra­ten zu­sam­men­ge­setz­ten Ar­bei­ter- und Sol­da­ten­rat, der spä­ter er­gänzt wur­de, der aber aus­schlie­ß­lich aus Par­tei- und Ge­werk­schafts­funk­tio­nä­ren be­stand. Die Sol­da­ten in der Stadt lie­fen nun zum grö­ß­ten Teil zur Re­vo­lu­ti­on über oder wei­ger­ten sich, aus­zu­rü­cken. Fes­tungs­gou­ver­neur Kru­ge ver­schwand klamm­heim­lich aus der Stadt, die be­reits am Mit­tag des 8. No­vem­ber in der Hand der Re­vo­lu­ti­on war – oh­ne Blut­ver­gie­ßen und oh­ne gro­ße Dis­kus­sio­nen um die Auf­recht­er­hal­tung der Ord­nung.

Ober­bür­ger­meis­ter Ade­nau­er stell­te sich um­ge­hend auf den Bo­den der Tat­sa­chen. Dem Ar­bei­ter- und Sol­da­ten­rat stell­te er Räu­me im Rat­haus, Te­le­fo­ne, Schreib­ma­schi­nen und Pa­pier zur Ver­fü­gung. Die ers­ten re­vo­lu­tio­nä­ren An­ord­nun­gen tra­gen so­wohl den Stem­pel des Ar­bei­ter- und Sol­da­ten­rats als auch das Sie­gel der Stadt Köln – noch mit dem Wap­pen des Kö­nigs von Preu­ßen. Der Ar­bei­ter- und Sol­da­ten­rat be­kann­te sich auch um­ge­hend zum Ziel ei­ner frei­ge­wähl­ten ver­fas­sung­ge­ben­den Na­tio­nal­ver­samm­lung, nicht zu ei­ner so­zia­lis­ti­schen Re­pu­blik. Im Ge­fol­ge trat der Ar­bei­ter- und Sol­da­ten­rat aber völ­lig in den Hin­ter­grund. Statt­des­sen agier­ten Kom­mis­sio­nen, die am 8. No­vem­ber ge­wählt wor­den wa­ren und die die Ver­wal­tung der Stadt über­nah­men. Ein von bei­den so­zi­al­de­mo­kra­ti­schen Par­tei­en be­stimm­ter Ak­ti­ons­aus­schuss von zehn Leu­ten war das ei­gent­li­che Lei­tungs­gre­mi­um. Hier sa­ßen nun aus­schlie­ß­lich Par­tei- und Ge­werk­schafts­funk­tio­nä­re, kei­ne Sol­da­ten. Und es gab den am 10. No­vem­ber ein­ge­setz­ten Wohl­fahrts­aus­schuss, der un­gleich ja­ko­bi­ni­scher klang als sei­ne prag­ma­ti­sche Ar­beit war, näm­lich die Ver­sor­gung, den Ab­trans­port der Trup­pen und die öf­fent­li­che Ord­nung si­cher­zu­stel­len.

Rückkehr deutscher Truppen über die Hängebrücke in Köln-Deutz. (Bundesarchiv 183-R27436 / CC-BY-SA).

 

In­ter­es­san­ter­wei­se saß ihm der Ober­bür­ger­meis­ter vor, der da­durch die Ver­wal­tung des Über­gangs in der Hand be­hielt. Dass Ade­nau­er sel­ber Mit­glied des Ar­bei­ter- und Sol­da­ten­ra­tes ge­we­sen sei (in sei­nem Nach­lass fand sich ei­ne ent­spre­chen­de Arm­bin­de), ist aber wohl ein Ge­rücht. Ei­ne vor al­lem aus Ge­werk­schaf­tern be­ste­hen­de Bür­ger­wehr wur­de auf­ge­stellt, die Plün­de­run­gen ver­hin­der­te und die hung­ri­gen und heim­kehr­wil­li­gen Sol­da­ten, mit Pro­vi­ant ver­se­hen, aus der Stadt ex­pe­dier­te. Es gab kei­ne Kund­ge­bun­gen und kei­ne Streiks, im Ge­gen­teil: die Un­ter­neh­mer, die ih­re Wer­ke vor­sorg­lich erst ein­mal schlie­ßen woll­ten, wur­de von den Ar­bei­tern dar­an ge­hin­dert. Es kam auch kaum zu Ge­walt. Die ins­ge­samt zwölf To­des­op­fer, die in Köln zu be­kla­gen wa­ren, wa­ren zum grö­ß­ten Teil Plün­de­rer, die von der Si­cher­heits­wa­che er­schos­sen wur­den. Die Stadt­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung tag­te wei­ter, wenn auch un­ter den wach­sa­men Au­gen der Volks­be­auf­trag­ten, die als Auf­pas­ser des Ar­bei­ter- und Sol­da­ten­rats in al­len städ­ti­schen Gre­mi­en sa­ßen. Nichts il­lus­triert die Zu­sam­men­ar­beit von re­vo­lu­tio­nä­ren Gre­mi­en und Ade­nau­er bes­ser als der Dank, den der Volks­be­auf­trag­te beim Ober­bür­ger­meis­ter, Hein­rich Schä­fer, je­nem am 21. No­vem­ber, nach glück­li­cher Pa­zi­fi­zie­rung der Re­vo­lu­ti­on, in der Stadt­rats­öf­fent­lich­keit ab­stat­te­te. Ei­ni­ge die­ser Volks­be­auf­trag­ten wie et­wa Schä­fer selbst oder der Par­tei­se­kre­tär Paul Run­ge (1877-1948) ha­ben spä­ter ho­he Pos­ten in der Köl­ner Stadt­ver­wal­tung er­hal­ten. In der Re­vo­lu­ti­on wur­de fak­tisch je­ne gro­ße Ko­ali­ti­on zwi­schen SPD und Zen­trum ge­probt, die bis zum En­de der Wei­ma­rer Re­pu­blik die Köl­ner Stadt­po­li­tik be­stim­men soll­te.

Truppen der Reichswehr marschieren über die Hängebrücke Richtung Deutz.

 

Die grö­ß­te Her­aus­for­de­rung für die neu­en Ge­wal­ten war der be­vor­ste­hen­de Durch­marsch des zu­rück­flu­ten­den Feld­hee­res auf dem Weg in die Hei­mat. Quar­tier und Ver­pfle­gung muss­ten or­ga­ni­siert wer­den; au­ßer­dem muss­te si­cher­ge­stellt wer­den, dass es nicht zu Kon­flik­ten – et­wa zwi­schen Sol­da­ten und re­vo­lu­tio­nä­ren Ar­bei­tern – kam. Zwei aus­ge­wach­se­ne Ar­me­en in ei­ner Ge­samt­stär­ke von 700.000 bis 800.000 Mann mar­schier­ten vom 23. No­vem­ber bis zum 3. De­zem­ber durch die Stadt. Es war dies ein Schau­spiel, das noch das Spek­ta­kel des Trup­pen­auf­mar­sches von 1914 über­traf, weil der Rück­marsch zu Fuß und in­ner­halb nur we­ni­ger Ta­ge vor sich ging. In fünf Ko­lon­nen mar­schier­ten die Sol­da­ten durch ei­ne In­nen­stadt, die hier­für vom Ver­kehr frei­ge­räum­t  wur­de. Der Aus­schank von Al­ko­hol war in die­sen Ta­gen gänz­lich un­ter­sagt; der Ver­kauf von Luft­schlan­gen, Feu­er­werks­kör­pern und Kon­fet­ti war ver­bo­ten wor­den, um ei­nen et­wai­gen kar­ne­val­es­ken An­strich des Er­eig­nis­ses zu ver­mei­den. Den Trup­pen schlug ei­ne Wel­le der Sym­pa­thie ent­ge­gen. Die Be­völ­ke­rung stand Spa­lier, vie­le Häu­ser an den Marsch­rou­ten wa­ren fah­nen­ge­schmückt. An den Haupt­zu­gän­gen zur In­nen­stadt, so am Hah­nen­tor, wa­ren Eh­ren­pfor­ten mit Tan­nen­grün und Will­kom­mens-In­schrif­ten an­ge­bracht. Ver­ei­ne und Pri­vat­leu­te er­rich­te­ten Ver­pfle­gungs­sta­tio­nen, in de­nen sich die Sol­da­ten in den Marsch­pau­sen stär­ken konn­ten. Das war gleich­zei­tig die letz­te gro­ße mi­li­tä­ri­sche Ak­ti­on in Köln. Die Fes­tung wur­de da­nach auf­ge­löst, das Fes­tungs­kom­man­do nach Ol­den­burg ver­legt. We­ni­ge Ta­ge nach den deut­schen Sol­da­ten, am 6. De­zem­ber, rück­ten das ers­te Re­gi­ment der bri­ti­schen Be­sat­zung ein – mit rot-wei­ßen Fähn­chen. Da­bei han­del­te es sich aber nicht, wie man­che glaub­ten, um ei­ne Hom­mage an Köln, son­dern rein zu­fäl­lig um die Far­ben des Re­gi­ments.

Englische Tanks auf dem Domvorplatz, 30.7.1919.

 

Der Ers­te Welt­krieg war da­mit auch in Köln zu En­de. Er hat­te über 15.000 Köl­ner Sol­da­ten das Le­ben ge­kos­tet. Da­mit lag Köln et­wa im Reichs­durch­schnitt. Die Zahl de­rer, die in der Stadt auf Grund von Krank­hei­ten oder Man­gel­er­näh­rung ge­stor­ben wa­ren, wur­de vom Lei­ter des Sta­tis­ti­schen Amts, Ge­org Neu­haus, 1921 auf 4.100 ge­schätzt. Das war nun deut­lich we­ni­ger als der Reichs­durch­schnitt von et­wa ei­nem Pro­zent zi­vi­len To­ten; die Ver­sor­gungs­po­li­tik der Stadt hat­te al­so ih­re Früch­te ge­tra­gen. Ver­gli­chen mit dem Zwei­ten Welt­krieg, als al­lein durch den Luft­krieg 20.000 Köl­ner Zi­vi­lis­ten zu To­de ka­men und 40 Pro­zent der Ge­bäu­de zer­stört wur­den, war Köln die­ses Mal oh­ne­hin glimpf­lich da­von­ge­kom­men.

Quellen

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Haupt­buch (Au­gust 1914 bis Au­gust 1916), 32 Nach­trä­ge (bis Dez 1919).
Mars. Kriegs­nach­rich­ten aus der Fa­mi­lie. Rund­brief der rhei­ni­schen Groß­fa­mi­lie Trim­born 1914-1918, hg. v. Hein­rich Drei­dop­pel [u.a.], Es­sen 2013.
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Soll­mann, Wil­helm, Die Re­vo­lu­ti­on in Köln, Köln 1918.
Schä­fer, Hein­rich, Ta­ge­buch­blät­ter ei­nes rhei­ni­schen So­zia­lis­ten, Bonn 1919.
Stadt­cöl­ni­sche Kriegs­für­sor­ge. 1. Au­gust 1914 bis 31.
De­zem­ber 1915. Im Auf­tra­ge des Ober­bür­ger­meis­ters zu­sam­men­ge­stellt von Dr. Neu­haus, Di­rek­tor des Sta­tis­ti­schen Am­tes, Cöln 1916.
Sta­tis­ti­sches Jahr­buch der Stadt Cöln. Im Auf­trag des Ober­bür­ger­meis­ters her­aus­ge­ge­ben vom Sta­tis­ti­schen ­Amt, Jahr­gän­ge 4.1914 – 10.1921.
Ver­hand­lun­gen der Stadt­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung zu Cöln vom Jah­re [1914-1919], Köln [1914-1919].

Literatur

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Parade schottischer Besatzungssoldaten auf der Hohenzollernbrücke.

 
Zitationshinweis

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Mergel, Thomas, Köln im Ersten Weltkrieg, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Epochen-und-Themen/Themen/koeln-im-ersten-weltkrieg/DE-2086/lido/57d1365e54c212.59206620 (abgerufen am 19.04.2024)