Burgundischer Reichskreis

Burgundischer Kreis, Ausschnitt aus der Karte 'Reichskreise im Rheinland 1789', Bonn 2010. (LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte)

Auf den Reichs­ta­gen in Trier un­d Köln von 1512 wur­den die seit dem Jahr 1500 be­ste­hen­den sechs Reichs­krei­se durch Kai­ser Ma­xi­mi­li­an I. (Re­gie­rungs­zeit 1493-1519) um den ös­ter­rei­chi­schen, ober­säch­si­schen, kur­rhei­ni­schen und bur­gun­di­schen Reichs­kreis er­wei­tert. Letz­te­rer um­fass­te wei­te Tei­le der spa­ni­schen Nie­der­lan­de, de­ren Nord­teil („Ge­ne­ral­staa­ten") sich 1648 ab­spal­te­te. Die­ser Haupt­kom­plex, des­sen Ge­biet grö­ß­ten­teils dem der heu­ti­gen Be­ne­lux­staa­ten ent­spricht, war räum­lich nicht ver­bun­den mit dem Her­zog­tum Lu­xem­burg und der Graf­schaft Bur­gund.

Der Kreis bil­de­te in­so­fern ei­ne Be­son­der­heit, als er mit dem Her­zog­tum Bur­gund Ge­bie­te um­fass­te, die po­li­tisch nicht zum Reich ge­hör­ten, son­dern le­dig­lich dy­nas­tisch mit dem Haus Habs­burg ver­bun­den wa­ren. Mit der Ein­rich­tung des Krei­ses ver­band sich das Kal­kül, Bur­gund lang­fris­tig in den Reichs­ver­band zu in­te­grie­ren. Der auf dem Reichs­tag von Augs­burg 1548 ge­schlos­se­ne Bur­gun­di­sche Ver­trag be­stä­tig­te je­doch Bur­gunds Son­der­rol­le und sei­ne fak­ti­sche Un­ab­hän­gig­keit. Zwar wur­de er zur Zah­lung von Reichs­um­la­gen ver­pflich­tet, stand aber gleich­zei­tig un­ter dem Schutz von Kai­ser und Reich.

Im 17. Jahr­hun­dert wur­de der Kreis durch die Un­ab­hän­gig­keit der nörd­li­chen Nie­der­lan­den (fak­tisch schon 1581, staats- und reichs­recht­lich 1648) und des Ver­lusts von Tei­len Flan­derns und des Hen­ne­gaus an Frank­reich er­heb­lich ver­klei­nert. Nach dem Über­gang der Frei­graf­schaft Bur­gund an Frank­reich im Jahr 1678 ver­lor der Kreis schlie­ß­lich auch sein Na­men ge­ben­des Kern­ge­biet. Zu­letzt um­fass­te er ein Ge­biet von 25.880 Qua­drat­ki­lo­me­tern mit cir­ca 1,5 Mil­lio­nen Ein­woh­nern. Die Auf­lö­sung des Krei­ses er­folg­te im Frie­den von Lun­é­vil­le 1801. Öst­lich ge­le­ge­ne Ge­bie­te der Her­zog­tü­mer Lim­burg und Lu­xem­burg wur­den auf dem Wie­ner Kon­gress 1815 dem preu­ßi­schen Staat an­ge­glie­dert und wa­ren seit 1830 Tei­le der preu­ßi­schen Rhein­pro­vinz. Dies gilt auch für ei­nen Teil des seit 1548 zum bur­gun­di­schen Reichs­kreis ge­hö­ren­den Her­zog­tums Gel­dern: Das spa­nisch ge­blie­be­ne, 1713 an Preu­ßen ge­fal­le­ne „Ober­quar­tier" Ro­er­mond un­ter­stand dem Bur­gun­di­schen Reichs­kreis bis zu des­sen Auf­lö­sung.

 Mit­glie­der im Rah­men der spä­te­ren preu­ßi­schen Rhein­pro­vinz wa­ren (nach Wil­helm Fa­bri­ci­us):

Her­zog­tum Gel­dern (Quar­tier Ro­er­mond)

Her­zog­tum Lim­burg (Hoch­bank Wal­horn, Tei­le der Hoch­bän­ke Bae­len und Mont­zen)

Her­zog­tum Lu­xem­burg (Quar­tier Bit­burg, Ort­schaf­ten der Quar­tie­re Die­kirch, Ech­ter­nach, Gre­ven­ma­chern und Re­mich, Tei­le der Quar­tie­re St. Vith und Vi­an­den)

Literatur

Arndt, Jo­han­nes, Habs­bur­gi­sche Haus­macht­po­li­tik im Ver­gleich. Die Ent­ste­hung des Erz­her­zog­tums Ös­ter­reich und des Bur­gun­di­schen Krei­ses, in: Stro­setz­ki, Chris­toph (Hg.), As­pec­tos his­tó­ri­cos y cul­tu­ra­les ba­jo Car­los V., Frank­furt a. M., 2000, S. 119-137.
Dotzau­er, Win­fried, Die deut­schen Reichs­krei­se (1383-1806). Ge­schich­te und Ak­te­ne­di­ti­on, Stutt­gart 1998, S. 58-80.
Fa­bri­ci­us, Wil­helm, Er­läu­te­run­gen zum ge­schicht­li­chen At­las der Rhein­pro­vinz, Band 2: Die Kar­te von 1789,  Bonn 1898, Nach­druck Bonn 1965, S. 3-52.
Köbler, Ger­hard, His­to­ri­sches Le­xi­kon der deut­schen Län­der. Die deut­schen Ter­ri­to­ri­en vom Mit­tel­al­ter bis zur Ge­gen­wart, 7., über­ar­bei­te­te Auf­la­ge, Mün­chen 2007, S. XX, 107.

Zitationshinweis

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Laux, Stephan, Burgundischer Reichskreis, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Orte-und-Raeume/burgundischer-reichskreis/DE-2086/lido/57d11bee2ff997.40646378 (abgerufen am 20.04.2024)