Alexander Koenig

Zoologe (1858-1940)

Helmut Vogt (Bonn)

Alexander Koenig, Porträtfoto. (Zoologisches Forschungsmuseum Alexander Koenig)

Der wirt­schaft­li­che Er­folg des Va­ters er­mög­lich­te Alex­an­der Ko­enig, frei von jeg­li­cher Er­werbs­ar­beit ein Le­ben als For­schungs­rei­sen­der und Pri­vat­ge­lehr­ter zu füh­ren. Das von ihm ge­grün­de­te und bis zu sei­nem Tod ge­lei­te­te Zoo­lo­gi­sche For­schungs­in­sti­tut und Mu­se­um in Bonn mit sei­nen be­kann­ten Schau­samm­lun­gen ist als Ort, an dem 1948 der Par­la­men­ta­ri­sche Rat zu­sam­men­trat, un­trenn­bar ver­bun­den mit der Grün­dungs­ge­schich­te der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land.

Alex­an­der Fer­di­nand Ko­enig wur­de am 20.2.1858 als drit­ter von fünf Söh­nen in St. Pe­ters­burg ge­bo­ren. Va­ter Leo­pold (1821-1903) hat­te 1846 Ca­ro­li­ne Pap­mehl (1828-1894), die Toch­ter sei­nes Lehr­herrn, ge­hei­ra­tet und sich durch schnel­le Über­nah­me tech­ni­scher In­no­va­tio­nen vom Zu­cker­sie­der zum markt­be­herr­schen­den Zu­cker­fa­bri­kan­ten des Za­ren­reichs em­por­ge­ar­bei­tet. Zum zwei­ten Stand­bein sei­nes Im­pe­ri­ums wur­den ab 1874 um­fang­rei­che Län­de­rei­en in der Ukrai­ne, die er mit Hil­fe deut­scher Bau­ern und Forst­leu­te mus­ter­gül­tig er­schloss. In An­er­ken­nung sei­ner ko­lo­ni­sa­to­ri­schen Er­fol­ge wur­de er 1879 zum Kai­ser­lich Rus­si­schen Wirk­li­chen Staats­rat er­nannt.

Ins Rhein­land kam die Fa­mi­lie, weil der krän­keln­den Ca­ro­li­ne Ko­enig das mil­de Bon­ner Kli­ma bes­ser zu­sag­te. En­de 1867 er­warb man für 75.000 Ta­ler die 1862/1863 zwi­schen Ko­blen­zer Stra­ße (der heu­ti­gen Ade­nau­er­al­lee) und Rhein­ufer er­bau­te Vil­la Troost. Sie wur­de 1870 durch ein gro­ßes Pal­men­ge­wächs­haus er­gänzt und 1877/1878 gründ­lich um­ge­baut. Schon in St. Pe­ters­burg hat­te je­der Sohn über ei­ne Gar­ten­par­zel­le zur ei­ge­nen Ge­stal­tung ver­fügt. Die­se Tra­di­ti­on wur­de in Bonn fort­ge­setzt.

Fassade des Museums Alexander Koenig. (Zoologisches Forschungsmuseum Alexander Koenig)

 

Ins Rhein­land kam die Fa­mi­lie, weil der krän­keln­den Ca­ro­li­ne Ko­enig das mil­de Bon­ner Kli­ma bes­ser zu­sag­te. En­de 1867 er­warb man für 75.000 Ta­ler die 1862/1863 zwi­schen Ko­blen­zer Stra­ße (der heu­ti­gen Ade­nau­er­al­lee) und Rhein­ufer er­bau­te Vil­la Troost. Sie wur­de 1870 durch ein gro­ßes Pal­men­ge­wächs­haus er­gänzt und 1877/1878 gründ­lich um­ge­baut. Schon in St. Pe­ters­burg hat­te je­der Sohn über ei­ne Gar­ten­par­zel­le zur ei­ge­nen Ge­stal­tung ver­fügt. Die­se Tra­di­ti­on wur­de in Bonn fort­ge­setzt.
Für die na­tur­kund­li­chen In­ter­es­sen des zehn­jäh­ri­gen Alex­an­der bo­ten der Park und die Um­ge­bung ein viel­fäl­ti­ges Be­tä­ti­gungs­feld. Der Rhein be­geis­ter­te den pas­sio­nier­ten Schwim­mer und Ang­ler. Doch im Herbst 1869 en­de­te die un­be­schwer­te Pha­se der Kind­heit. An die Stel­le des Pri­vat­leh­rers trat das Gym­na­si­um. Ob­wohl der Va­ter die Schul­pro­ble­me sei­ner Kin­der en­ga­giert an­ging, führ­ten Ler­nun­lust, über­mä­ßi­ge Ab­len­kung durch ei­ne aus­ge­präg­te Sam­mel- und Jagd­lei­den­schaft und nicht zu­letzt Leh­rer­ver­sa­gen zu ei­ner quä­lend lan­gen Schul­zeit mit meh­re­ren Schul­wech­seln. Be­zeich­nen­der­wei­se nimmt sie den grö­ß­ten Teil der 1938 er­schie­ne­nen Au­to­bio­gra­phie ein. Auf Bonn und Kö­sen folg­te Burg­stein­furt, wo der Ober­pri­ma­ner 1880 durchs Ab­itur fiel. Beim nächs­ten An­lauf ließ Ko­enig vor­sorg­lich sein ge­lieb­tes Ge­wehr in Bonn zu­rück, je­doch war er, als er zwei Jah­re spä­ter im pom­mer­schen Dem­min die für ein Voll­stu­di­um not­wen­di­ge Rei­fe­prü­fung ab­leg­te, be­reits 24 Jah­re alt. Um so schnel­ler ge­stal­te­te sich dann sei­ne aka­de­mi­sche Aus­bil­dung. Gut zwei Jah­re nach dem Ab­itur pro­mo­vier­te er nach Sta­tio­nen an den Uni­ver­si­tä­ten Greifs­wald, Ber­lin und Kiel in Mar­burg über Mal­lo­pha­gen, im Vo­gel­ge­fie­der le­ben­de In­sek­ten. Der er­folg­rei­che Ab­schluss des Stu­di­ums er­mög­lich­te ihm, im Som­mer 1884 Mar­ga­re­the West­phal (1865-1943) zu hei­ra­ten. Das Paar hat­te sich in Dem­min heim­lich und 1883 in Bonn öf­fent­lich ver­lobt. Auch der zu­nächst skep­ti­sche Leo­pold Ko­enig wil­lig­te in die Lie­bes­hei­rat ein. Auf die Hoch­zeits­rei­se nach Sylt folg­ten meh­re­re ge­mein­sa­me For­schungs­rei­sen (Can­nes, Nea­pel, Ca­pri, Tu­nis, Tri­po­lis) und die Pu­bli­ka­ti­on der Er­geb­nis­se. 1888 ha­bi­li­tier­te sich Ko­enig mit ei­nem or­ni­tho­lo­gi­schen The­ma an der hei­mi­schen Uni­ver­si­tät Bonn. Ma­dei­ra und die Ka­na­ri­schen In­seln wur­den 1888/1889 er­kun­det, ab­ge­löst durch an­spruchs­vol­le Ex­pe­di­tio­nen ins west­li­che Nord­afri­ka. Ab 1897 wa­ren die Nil­län­der und der Si­nai Zie­le teils stra­pa­ziö­ser Un­ter­neh­mun­gen per Bahn, Fluss­boot und Ka­mel­ka­ra­wa­ne.

Giraffen im Museum Alexander Koenig. (Zoologisches Forschungsmuseum Alexander Koenig)

 

1905 führ­te ei­ne neu­es In­ter­es­se an Mee­res­vö­geln das Ehe­paar an die nor­we­gi­sche Küs­te und nach Spitz­ber­gen. Um un­ab­hän­gig von Mit­rei­sen­den zu sein, char­te­re Ko­enig für zwei wei­te­re Nord­land­rei­sen ei­gens Schif­fe; so konn­te er ei­nen gan­zen Stab von Mit­ar­bei­tern um sich scha­ren. Auch die bei­den letz­ten gro­ßen For­schungs­rei­sen in den Su­dan (1910 und 1913) fan­den per Fluss­damp­fer statt. Aus­wer­tung und Pu­bli­ka­ti­on der Er­geb­nis­se be­schäf­tig­ten den Ge­lehr­ten bis in die 1930er Jah­re. Zwi­schen den Rei­sen wohn­te das Ehe­paar in der Ko­blen­zer Stra­ße 164. Leo­pold Ko­enig hat­te das sei­ner Vil­la ge­gen­über­lie­gen­de An­we­sen be­reits En­de der 1870er Jah­re er­wor­ben und 1884 sei­nem Sohn über­las­sen. Im Jah­re 1900 be­wil­lig­te er Mit­tel zum Um­bau und zur Er­rich­tung ei­nes klei­nen Mu­se­ums­an­baus zur Auf­nah­me der durch die For­schungs­rei­sen an­ge­schwol­le­nen Samm­lun­gen. Da leb­te er be­reits wie­der in sei­ner Ge­burts­stadt St. Pe­ters­burg. Die präch­ti­ge Vil­la in Bonn ver­kauf­te er an den deutsch-rus­si­schen In­dus­tri­el­len Ru­dolf Ham­mer­schmidt, nach dem der spä­te­re Amts­sitz des Bun­des­prä­si­den­ten be­nannt ist.

Als Leo­pold Ko­enig 1903 starb, hin­ter­ließ er sei­nen Söh­nen ein gro­ßes Ver­mö­gen. Alex­an­der Ko­enig kauf­te ein Jahr spä­ter das Rit­ter­gut Blü­cher­hof in Meck­len­burg und ließ es zu sei­nem zwei­ten Wohn­ort aus­bau­en. In Bonn ar­ron­dier­te er sei­nen Grund­be­sitz an der Ko­blen­zer Stra­ße mit dem Ziel, im An­schluss an den be­ste­hen­den Mu­se­ums­bau ein gro­ßes Haus zur Auf­nah­me und öf­fent­li­chen Aus­stel­lung der um­fang­rei­chen zoo­lo­gi­schen Samm­lung zu er­rich­ten. Am 3.9.1912 er­folg­te die Grund­stein­le­gung zu der mo­nu­men­ta­len An­la­ge mit ih­rer lang­ge­streck­ten, ver­schwen­de­risch ge­stal­te­ten Schau­front ent­lang der Ko­blen­zer Stra­ße und ih­rem ein­drucks­vol­len Haupt­por­tal. Das kin­der­lo­se Ehe­paar - die ein­zi­ge Toch­ter war 1886 im Säug­lings­al­ter ge­stor­ben - steck­te meh­re­re Mil­lio­nen Mark in den Bau. Nach Fer­tig­stel­lung soll­te es mit ei­nem Stif­tungs­ka­pi­tal von zehn Mil­lio­nen Gold­mark aus­ge­stat­tet dem preu­ßi­schen Staat über­eig­net wer­den.

Zebras im Museum Alexander Koenig. (Zoologisches Forschungsmuseum Alexander Koenig)

 

Der Ers­te Welt­krieg und sei­ne Fol­gen mach­ten die­se Pla­nun­gen zu­nich­te. Das im Roh­bau fer­tig ge­stell­te Ge­bäu­de dien­te zeit­wei­se als La­za­rett. Wäh­rend der Be­sat­zungs­zeit wur­de es be­schlag­nahmt und als Ka­ser­ne ge­nutzt. Bis zu 1.000 Sol­da­ten wa­ren hier un­ter­ge­bracht. Mar­ga­re­the Ko­enig wehr­te sich ge­gen die un­sach­ge­mä­ße Be­hand­lung der Räum­lich­kei­ten; nur die gu­ten Kon­tak­te des Ober­bür­ger­meis­ters Fritz Bott­ler (1870-1922) zur fran­zö­si­schen Mi­li­tär­ver­wal­tung ret­te­ten sie vor dem Kriegs­ge­richt.

In fi­nan­zi­el­len Fra­gen we­nig be­wan­dert ver­moch­te Alex­an­der Ko­enig nicht, sein Geld­ver­mö­gen vor der In­fla­ti­on der Jah­re 1919-1923 zu be­wah­ren. Hin­zu kam der Ver­lust der rus­si­schen Lie­gen­schaf­ten durch die Re­vo­lu­ti­on von 1917. Um sein Le­bens­werk zu ret­ten, über­eig­ne­te er nach lan­gen Ver­hand­lun­gen am 9.2.1929 Mu­se­ums­bau und Samm­lun­gen dem Staat, der Fer­tig­stel­lung und lau­fen­de Kos­ten über­nahm. Am 13.5.1934 schlie­ß­lich er­folg­te die fei­er­li­che Er­öff­nung. Gleich­zei­tig wur­de der Grün­der - just am Ta­ge sei­nes 50. Dok­tor­ju­bi­lä­ums - zum Eh­ren­bür­ger der Uni­ver­si­tät und der Stadt Bonn er­nannt.

Alex­an­der Ko­enig, der erst 1914 die rus­si­sche Staats­an­ge­hö­rig­keit ab­leg­te, war über­zeug­ter Mon­ar­chist. Sein Pa­trio­tis­mus ver­stell­te ihm ei­ne rea­lis­ti­sche Be­ur­tei­lung der Ur­sa­chen und Fol­gen des Ers­ten Welt­kriegs. Für die Re­vo­lu­ti­on von 1918 und die Wei­ma­rer De­mo­kra­tie hat­te er bloß Ver­ach­tung üb­rig: “Ar­mes, ver­blen­de­tes Volk, das sich dem Wahn­ge­dan­ken hin­gibt, es brau­che kei­ne Füh­rer, be­dür­fe kei­ner Lei­tung, es kön­ne sich selbst re­gie­ren […]. Kein ein­heit­li­cher, den Staat gro­ß­ma­chen­der Wil­le re­giert, son­dern tau­send un­fä­hi­ge Köp­fe …”, kon­sta­tiert er in sei­ner Au­to­bio­gra­phie. Zum Na­tio­nal­so­zia­lis­mus hielt er den­noch Dis­tanz. Dank der Pro­tek­ti­on des “Reichs­jä­ger­meis­ters” Her­mann Gö­ring (1893-1946), den er 1935 per­sön­lich durch sein Mu­se­um führ­te, ver­moch­te er die Po­li­tik aus sei­nem Hau­se her­aus­zu­hal­ten, wenn auch um den Preis der gründ­li­chen Ver­är­ge­rung lo­ka­ler Par­tei- und SA-Grö­ßen.

Am 18.6.1940 starb Alex­an­der Ko­enig auf Gut Blü­cher­hof. Ei­ne gro­ße Trau­er­ge­mein­de gab dem auf dem Bon­ner Süd­fried­hof be­stat­te­ten Mä­zen das letz­te Ge­leit.

Werke (Auswahl)

Fest­re­de ge­hal­ten an­läss­lich der Er­öff­nungs­fei­er des Zoo­lo­gi­schen For­schungs­in­sti­tuts und Mu­se­ums Alex­an­der Ko­enig, Reichs­in­sti­tut Bonn, Bonn 1934.
Au­to­bio­gra­phie, Bonn 1938.

Literatur

Ei­sen­traut, Mar­tin, Alex­an­der Ko­enig und sein Werk. Bio­gra­phie ei­nes Bon­ner Eh­ren­bür­gers, 2. Auf­la­ge Bonn 1984.
Oe­sl, Bet­ti­na/Hut­te­rer, Rai­ner, Auf den Spu­ren von Leo­pold Ko­enig in Bonn, in: Bon­ner Ge­schichts­blät­ter 43/44 (1996), S. 383-398.
Oe­sl, Bet­ti­na/Hut­te­rer, Rai­ner, Das Mu­se­um Ko­enig im Span­nungs­feld der Po­li­tik, in: Das Mu­se­um Ko­enig, Heft 1, Bonn 1998, S. 4-31.
Sa­len­tin, Ur­su­la/Ham­mer­schmidt, Li­se­lot­te, Chro­nik der Vil­la Ham­mer­schmidt und ih­rer Be­woh­ner, Ber­gisch-Glad­bach 1991.

Online

In­ter­net­auf­tritt des Zoo­lo­gi­schen For­schungs­mu­se­ums Kö­nig. [On­line]

Skelett eines Zwergwales im Museum Alexander Koenig. (Zoologisches Forschungsmuseum Alexander Koenig)

 
Zitationshinweis

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Vogt, Helmut, Alexander Koenig, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/alexander-koenig/DE-2086/lido/57c936b454c048.70349293 (abgerufen am 23.04.2024)