Johann Peter Eichhoff

Journalist und Publizist (1755-1825)

Christian Schlöder (Halle)

Titelseite der "Beiträge zur Ausbreitung nützlicher Kenntnisse", Bonn 1784-1786. (Stadtarchiv und Stadthistorische Bibliothek Bonn)

Jo­hann Pe­ter Eich­hoff trug als Pu­bli­zist und Au­tor ma­ß­geb­lich zur Ver­brei­tung der Auf­klä­rung im Rhein­land bei. 

Eich­hoff wur­de am 1.10.1755 in der Pfarr­kir­che St. Re­mi­gius zu Bonn als Sohn des kur­fürst­li­chen Mund­kochs Jo­hann Au­gust Eich­hoff (ge­stor­ben 1792) und sei­ner Frau Ma­ria Mag­da­le­na Far­ber (1726-1803) ge­tauft. Un­ter sei­nen fünf jün­ge­ren Ge­schwis­tern ist ins­be­son­de­re der am 18.5.1762 ge­bo­re­ne Jo­hann Jo­seph her­vor­zu­he­ben, da er in fran­zö­si­scher Zeit zum Bür­ger­meis­ter und Un­ter­prä­fek­ten von Bonn auf­stieg und nach der Sä­ku­la­ri­sie­rung durch zahl­rei­che Im­mo­bi­li­en­spe­ku­la­tio­nen mit ehe­ma­li­gen Kir­chen­gü­tern zu gro­ßem Reich­tum ge­lang­te.

Jo­hann Pe­ter Eich­hoff be­such­te das Je­sui­ten­gym­na­si­um in Bonn. Sein enor­mes Wis­sen er­lang­te er je­doch nicht an ei­ner Uni­ver­si­tät, son­dern ver­mut­lich im Selbst­stu­di­um. Am oder kurz nach dem 24.3.1775 hei­ra­te­te er Ma­ria The­re­sia Jo­se­pha Daria Gui­sez (1760-1787), die erst 14-jäh­ri­ge Toch­ter des kur­fürst­li­chen Hof­rats­se­kre­tärs Cle­mens Au­gust Gui­sez, in We­ve­ling­ho­ven bei Gre­ven­broich. Die jun­ge Ehe­frau ge­bar im Ju­ni 1775 ih­re ers­te Toch­ter Ma­ria Fran­zis­ka Mag­da­le­na, die in St. Apos­teln zu Köln ge­tauft wur­de. 1776 wur­de die Toch­ter Mag­da­le­na Ma­ria, 1778 der Sohn Jo­hann Au­gust Karl und 1779 die Toch­ter Ba­bet­te in Köln ge­bo­ren. 1780 kehr­te die jun­ge Fa­mi­lie nach Bonn zu­rück, wo 1781 Sohn Jo­hann Bap­tist Franz Alex­an­der und 1782 als drit­ter Sohn Jo­seph folg­ten.

Es wird ver­mu­tet, dass Eich­hoff be­reits zwi­schen 1774 und 1778 als Jour­na­list im Köl­ner li­te­ra­ri­schen Kreis um den Kunst­samm­ler Ba­ron Adolf von Hüpsch (1730-1805) tä­tig war. 1778 wur­de er mit der Her­aus­ga­be des „Köl­ni­schen Li­te­ra­ri­schen Wo­chen­blat­tes“ be­traut. Er war als Re­dak­teur über­wie­gend für Bei­trä­ge aus Wirt­schaft, Han­del, Ge­schich­te und Po­li­tik zu­stän­dig. Die Zei­tung wur­de je­doch be­reits nach der 48. Aus­ga­be ein­ge­stellt, eben­so das nach­fol­gen­de Wo­chen­blatt, das „Köl­ni­sche En­cy­klo­pe­di­sche Jour­nal“, das be­reits mit der 12. Aus­ga­be sein En­de fand.

Eich­hoff ließ sich durch die­se Miss­er­fol­ge nicht da­von ab­hal­ten, nach sei­ner Rück­kehr nach Bonn am 1.4.1780 die ers­te Aus­ga­be der „Bön­ni­schen Lit­te­ra­tur- und Kunst­zei­tun­g“ her­aus­zu­ge­ben, die aber eben­falls nach kur­zer Zeit ein­ge­stellt wur­de. Eich­hoff be­klag­te sich in der letz­ten Aus­ga­be vom 23.9.1780 über die man­geln­de Li­te­ra­tur­kennt­nis­se sei­ner Le­ser­schaft, ob­wohl ge­ra­de sein Ta­lent als Au­tor eher auf den Ge­bie­ten Ge­schich­te, Wirt­schaft und der sta­tis­ti­schen Lan­des­kun­de lag. Das Wis­sen in die­sen Be­rei­chen konn­te er ab 1781 als Rat und De­pu­tier­ter des Gra­fen von Bent­heim-Stein­furt beim kur­k­öl­ni­schen Land­tag in der Pra­xis ver­tie­fen.

1780 ent­wi­ckel­te sich um Eich­hoff ein Kreis von Li­te­ra­tur­freun­den, die ma­ß­geb­lich am kul­tu­rel­len Auf­schwung der Re­si­denz­stadt be­tei­ligt wa­ren. Eich­hoff ge­hör­te auch 1781 zu den elf Bon­ner Grün­dungs­mit­glie­dern der Bon­ner Fi­lia­le „Sta­gi­ra“ des Il­lu­mi­na­ten­or­dens, des­sen Mit­glie­der sich mas­siv, wenn auch an­onym, für die Ver­brei­tung auf­ge­klär­ter Ide­en ein­setz­ten. Der Or­den brach­te in Bonn 1784 so­gar ei­ne ei­ge­ne Zeit­schrift, die „Bei­trä­ge zur Aus­brei­tung nütz­li­cher Kennt­nis­se“, her­aus.

Zwei dar­in ent­hal­te­ne Bei­trä­ge ver­fass­te Eich­hoff, des­sen Pseud­onym in­ner­halb des Or­dens „He­pha­es­ti­on“ war. Im Bei­trag „Noch ein Wort über To­des­stra­fen“ lehnt Eich­hoff die da­mals üb­li­che To­des­stra­fe ab, da er zur Er­rei­chung ih­res Zie­les mil­de­re Mit­tel sieht. Sei­ne auf­ge­klär­te und mo­der­ne Geis­tes­hal­tung zeigt sich be­son­ders deut­lich im Ar­ti­kel „Noch ein paar Wor­te über die Be­völ­ke­run­g“, in dem er Men­schen di­rekt mit Tie­ren ver­gleicht und die Rol­le von wirt­schaft­li­chen Res­sour­cen, die der Staat zu meh­ren hat, für die Be­völ­ke­rungs­ent­wick­lung her­vor­hebt. Er hat sich deut­lich er­kenn­bar mit den Tex­ten des Be­grün­ders der mo­der­nen De­mo­gra­phie, Jo­hann Pe­ter Sü­ß­milch (1707-1767), aus­ein­an­der­ge­setzt. Mit der Auf­lö­sung des Or­dens 1784 wur­de auch die­se Zeit­schrift ein­ge­stellt.

Eich­hoff tat sich be­son­ders auf dem Feld der „Po­li­ti­schen Arith­me­ti­k“ – der sta­tis­ti­schen Er­fas­sung des Lan­des – her­vor. 1781-1783 ver­öf­fent­lich­te er in zwei Bän­den die „Ma­te­ria­li­en zur geist- und welt­li­chen Sta­tis­tick des Nie­der­rhei­ni­schen und West­pfä­li­schen Krei­ses“. Auch die ers­te „His­to­risch-geo­gra­phi­sche Be­schrei­bung des Erz­stifts Köln“ wur­de von ihm her­aus­ge­ge­ben, als des­sen Au­tor je­doch Cas­par An­ton von Mas­ti­aux (1766-1828) gilt.

Die Bon­ner Mit­glie­der des auf­ge­lös­ten Il­lu­mi­na­ten­or­dens bil­de­ten den Kern der am 1.12.1787 in Bonn ge­grün­de­ten Le­se­ge­sell­schaft, als de­ren ers­ter Di­rek­tor Eich­hoff bis Ja­nu­ar 1788 fun­gier­te. Im Mai 1788 über­nahm er den zweit­wich­tigs­ten Pos­ten, den des Se­kre­tärs.

Be­reits An­fang 1785 wur­de er vom neu­en Kur­fürs­ten Max Franz zum Her­aus­ge­ber des „Bön­ni­schen In­tel­li­genz­blat­tes“ be­stimmt. Zu­vor hat­te die Zei­tung nach drei Jah­ren ih­res Be­ste­hens im Jahr 1775 auf­grund man­geln­der Nach­fra­ge ein­ge­stellt wer­den müs­sen. Erst un­ter der Füh­rung Eich­hoffs und sei­nes engs­ten Mit­ar­bei­ters, Jo­hann Bern­hard Kon­stan­tin von Schö­ne­beck (1760-1835), der 1785 Eich­hoffs Schwes­ter An­na Bar­ba­ra hei­ra­te­te, wur­de die Zei­tung das füh­ren­de mei­nungs­bil­den­de Or­gan in der Re­si­denz­stadt. Sein Schwa­ger führ­te die Zei­tung zwi­schen 1785 und 1787 al­lei­ne, weil Eich­hoff als Ar­chiv­se­kre­tär des Deut­schen Or­dens in Maas­tricht tä­tig war.

Eich­hoff, der die „Bön­ni­schen In­tel­li­genz­blät­ter“ bis zu de­ren Ein­stel­lung im Jahr 1794 her­aus­gab, galt als ge­mä­ßig­ter Re­pu­bli­ka­ner, der den Re­vo­lu­tio­nä­ren in Frank­reich durch­aus kri­tisch ge­gen­über­stand und viel­mehr ei­ne „mil­de­re“ Auf­klä­rung, wie sie Max Franz im Kur­fürs­ten­tum Köln prak­ti­zier­te, fa­vo­ri­sier­te. Den­noch un­ter­lag auch sei­ne Zei­tung nach der Re­vo­lu­ti­on in Frank­reich ei­ner stär­ke­ren Zen­sur: Nach der Aus­ga­be vom 11.1.1792 ent­hielt die Zei­tung über­haupt kei­ne po­li­ti­schen Nach­rich­ten mehr.

Nach der fran­zö­si­schen Be­set­zung des Kur­fürs­ten­tums 1794 wur­de Eich­hoff in ver­schie­de­nen Funk­tio­nen für die fran­zö­si­schen Be­sat­zer tä­tig: Als Kan­tons­ver­wal­ter in Köln 1795-1796, als Prä­si­dent der Mu­ni­zi­pa­li­tät Brau­wei­ler 1796-1797, 1797 als Amt­mann und 1798 als Kom­mis­är des Di­rek­to­ri­ums bei der Mu­ni­zi­pa­li­täts­ver­wal­tung in Neuss, wo­mit ihm Stadt­rat und Bür­ger­meis­ter un­ter­ge­ord­net wa­ren, und ab cir­ca 1808 als Steu­er­ein­neh­mer im Ar­ron­dis­se­ment Kre­feld. Er war in die­sen ver­schie­de­nen Äm­tern vor al­lem für die Ein­trei­bung von Kont­ri­bu­tio­nen zu­stän­dig und be­müh­te sich da­bei, ver­mit­telnd zwi­schen der not­lei­den­den Be­völ­ke­rung und den Be­sat­zern ein­zu­grei­fen. Er stand der fran­zö­si­schen Herr­schaft, die sei­nem Ide­al ei­ner auf­ge­klär­ten Re­pu­blik über­haupt nicht ent­sprach, da­her auch äu­ßerst kri­tisch bis ab­leh­nend ge­gen­über.

Des­halb un­ter­stütz­te Eich­hoff die cis­rhen­a­ni­sche Be­we­gung, die sich für ei­ne von Frank­reich un­ab­hän­gi­ge rhei­ni­sche Re­pu­blik ein­setz­te. Eich­hoffs En­ga­ge­ment für die­se Be­we­gung hielt sich je­doch in Gren­zen. Wohl nur des­halb blieb er auch in Diens­ten der fran­zö­si­schen Be­hör­den.

Nicht nur sei­ne ihn un­be­frie­di­gen­den Tä­tig­kei­ten für die fran­zö­si­schen Be­sat­zer, son­dern auch pri­va­te Schick­sals­schlä­ge führ­ten da­zu, dass Eich­hoff sich im­mer stär­ker aus dem öf­fent­li­chen Le­ben zu­rück­zog. Er trat auch nicht mehr als Pu­bli­zist in Er­schei­nung. 1787 ver­starb sei­ne ers­te Frau, 1799 auch sei­ne zwei­te Frau Wil­hel­mi­ne Axt (ge­bo­ren 1753), die er erst 1797 ge­hei­ra­tet hat­te. Am 9.3.1798 wur­den Toch­ter Phil­ip­pi­na Jo­se­pha und am 27.7.1799 Toch­ter Eleo­no­re Hen­ri­et­te in Neuss ge­tauft. Sei­ne äl­te­ren Kin­der Ba­bet­te und Jo­seph leb­ten ge­mein­sam mit ih­rem Va­ter im Haus­halt und küm­mer­ten sich um die bei­den jün­ge­ren Schwes­tern.

Nach 1814 fin­den sich kei­ne Hin­wei­se mehr auf ei­ne Tä­tig­keit Eich­hoffs. Mög­li­cher­wei­se re­si­gnier­te er zu­neh­mend wäh­rend sei­ner zer­mür­ben­den Tä­tig­keit als Geld­ein­trei­ber und über die po­li­ti­sche Ent­wick­lung, die sei­nen ei­ge­nen Idea­len zu­wi­der­lief. Bis zu sei­nem Tod am 24.2.1825 wohn­te er bei sei­ner Toch­ter Mag­da­le­na Ma­ria in Rhe­ydt (heu­te Stadt Mön­chen­glad­bach).

Quellen

Han­sen, Jo­seph, Quel­len zur Ge­schich­te des Rhein­lan­des im Zeit­al­ter der fran­zö­si­schen Re­vo­lu­ti­on 1780-1801, 4 Bän­de, Bonn 1931-1938, Nach­druck Düs­sel­dorf 2003-2004 , be­son­ders Band 1, S. 4-10.

Werke

Bei­trä­ge zur Aus­brei­tung nütz­li­cher Kennt­nis­se, Bonn 1784-1786.
Gnä­digst pri­vi­le­gir­tes Bön­ni­sches In­tel­li­genz­blatt, Bonn 1785-1794.
Ma­te­ria­li­en zur geist- und welt­li­chen Sta­tis­tick des Nie­der­rhei­ni­schen und West­pfä­li­schen Krei­ses und der an­grän­zen­den Län­der, nebst Nach­rich­ten zum Be­huf ih­rer äl­te­ren Ge­schich­te, 2 Bän­de, Er­lan­gen 1781-1783.
Ar­chiv für Ge­schich­te und Sta­tis­tik des Va­ter­lan­des, Bonn 1785.

Literatur

Gutz­mer, Karl, Jo­hann Pe­ter Eich­hoff. Ein rhei­ni­sche Re­pu­bli­ka­ner (1755-1825), in: En­nen, Edith/ Höroldt, Diet­rich (Hg.), Aus Ge­schich­te und Volks­kun­de von Stadt und Raum Bonn. Fest­schrift Jo­seph Dietz zum 80. Ge­burts­tag am 8. April 1973, Bonn 1973, S. 233-251.
Nie­sen, Jo­sef, Bon­ner Per­so­nen­le­xi­kon, 3., ver­bes­ser­te und er­wei­ter­te Auf­la­ge, Bonn 2011, S. 124.
Zeim, Char­lot­te E., Die rhei­ni­sche Li­te­ra­tur der Auf­klä­rung. Köln und Bonn, Je­na 1932.

Online

Brau­bach, Max, „Eich­hoff, Jo­hann Pe­ter“, in: Neue Deut­sche Bio­gra­phie 4 (1959), S. 375 [On­line­fas­sung]

 
Zitationshinweis

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Schlöder, Christian, Johann Peter Eichhoff, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/johann-peter-eichhoff-/DE-2086/lido/57c69f644b4e52.18322639 (abgerufen am 25.04.2024)