Joseph Frenken

Reichsjustizminister (1855-1943)

Joachim Lilla (Krefeld)

Joseph Frenken, Porträtfoto. (Zentral-Dombau-Verein)

Fren­ken durch­lief ei­ne ex­zel­len­te Lauf­bahn im preu­ßi­schen Jus­tiz­dienst, die ihn bald in die Füh­rungs­rie­ge des preu­ßi­schen Jus­tiz­mi­nis­te­ri­ums auf­rü­cken ließ. Aus die­ser Stel­lung wech­sel­te er kurz vor dem Ers­ten Welt­krieg als Lei­ter der Jus­tiz­ver­wal­tung in das Mi­nis­te­ri­um von El­sass-Loth­rin­gen, das po­li­tisch un­ru­hi­ge Reichs­land. An­schei­nend schloss sei­ne Lauf­bahn mit dem Amt des Ober­lan­des­ge­richts­prä­si­den­ten in Köln ab, doch po­li­ti­sche Er­wä­gun­gen be­rie­fen den er­fah­re­nen Ju­ris­ten 1925 noch für ein knap­pes Jahr in das Amt des Reichs­jus­tiz­mi­nis­ters.

Jo­seph Fren­ken wur­de am 27.9.1854 in Lö­cken (heu­te Ge­mein­de Wald­feucht) als Sohn ei­nes ka­tho­li­schen Krei­s­phy­si­kus und Sa­ni­täts­rats ge­bo­ren. Nach dem Be­such ei­nes Gym­na­si­ums stu­dier­te er Rechts­wis­sen­schaf­ten in Mar­burg, Göt­tin­gen und Bonn: Nach dem ers­ten Staats­ex­amen vor dem Ap­pel­la­ti­ons­ge­richts­hof (1879 Ober­lan­des­ge­richt) Köln leis­te­te er im Be­zirk die­ses Ge­richts sei­nen Vor­be­rei­tungs­dienst. 1880 wur­de er in Mar­burg mit ei­ner Dis­ser­ta­ti­on „Über die con­su­etu­do er­ro­nea und ir­ra­tiona­bi­lis" zum Dr. iur. pro­mo­viert. Nach der Gro­ßen ju­ris­ti­schen Staats­prü­fung wur­de er am 19.9.1883 zum Ge­richt­s­as­ses­sor er­nannt, 1884 vor­über­ge­hend der Staats­an­walt­schaft in Trier zu­ge­wie­sen, ab 1885 der Staats­an­walt­schaft in Köln. Dort wur­de er am 29.5.1889 zum Staats­an­walt beim Land­ge­richt Köln er­nannt, wech­sel­te am 1.5.1893 an die Staats­an­walt­schaft beim Ober­lan­des­ge­richt Köln, wo er am 21.3.1898 zum Staats­an­walt­schafts­rat be­för­dert wur­de.

 

Fren­ken war seit 1896 mit Ma­ria Eleo­no­re von Meer ver­hei­ra­tet, mit der er sie­ben Kin­der hat­te. 1899 wur­de er als Hilfs­ar­bei­ter vor­über­ge­hend in das Preu­ßi­sche Jus­tiz­mi­nis­te­ri­um ein­be­ru­fen und am 5.2.1900 zum Ober­lan­des­ge­richts­rat beim Ober­lan­des­ge­richt in Cel­le er­nannt. Die­se Stel­le trat er al­ler­dings nicht an, statt­des­sen wur­de ihm am 25.7.1900 ei­ne Plan­stel­le als Ge­hei­mer Jus­tiz­rat und Vor­tra­gen­der Rat im Preu­ßi­schen Jus­tiz­mi­nis­te­ri­um über­tra­gen (ei­nem heu­ti­gen Mi­nis­te­ri­al­rat ent­spre­chend), ab 18.3.1904 als Ge­hei­mer Ober­jus­tiz­rat. Am 30.3.1913 wur­de er Di­rek­tor (Mi­nis­te­ri­al­di­rek­tor) und Lei­ter der Ab­tei­lung III (Straf­sa­chen, Ge­fäng­nis­we­sen) des Mi­nis­te­ri­ums un­ter Ver­lei­hung des Cha­rak­ters als Wirk­li­cher Ge­hei­mer Ober­re­gie­rungs­rat mit dem Rang der Rä­te 1. Klas­se. In die­sem Wir­kungs­kreis blieb er aber nur knapp ein Jahr, denn schon im Fe­bru­ar 1914 wur­de er Un­ter­staats­se­kre­tär und Vor­stand der Mi­nis­te­ri­al­ab­tei­lung für Jus­tiz und Kul­tus im Mi­nis­te­ri­um von El­sass-Loth­rin­gen, der obers­ten Ver­wal­tungs­be­hör­de des Reichs­lan­des, das ei­nem Staats­se­kre­tär als stän­di­gem Ver­tre­ter des kai­ser­li­chen Statt­hal­ters für den Be­reich sei­ner mi­nis­te­ri­el­len Be­fug­nis­se un­ter­stand. Zu­gleich ge­hör­te Fren­ken vom 25.4.1914 bis 19.10.1916 dem Bun­des­rat als Stell­ver­tre­ten­der Be­voll­mäch­tig­ter für El­sass-Loth­rin­gen an. In die­se Zeit fiel un­ter an­de­rem die Be­wäl­ti­gung der für die In­nen­po­li­tik des Reichs­lan­des ka­ta­stro­pha­len „Za­bern-Af­fä­re" und die Or­ga­ni­sa­ti­on der sen­si­blen Ver­hält­nis­se an­ge­sichts des Krie­ges mit dem be­nach­bar­ten Frank­reich in den ers­ten Kriegs­jah­ren. Am 1.10.1916 wur­de Fren­ken Prä­si­dent des Ober­lan­des­ge­richts Köln. In die­ser Stel­lung hat­te er un­ter an­de­rem mit den ver­schie­de­nen Pro­ble­men zu tun, die sich für die Jus­tiz­ver­wal­tung aus der Rhein­land­be­set­zung ab 1918 er­ga­ben. Zum 1.7.1922 trat er nach Er­rei­chen der Al­ters­gren­ze in den Ru­he­stand.

Der Ru­he­stand fand am 15.1.1925 ei­ne Un­ter­bre­chung, als er als par­tei­lo­ser - al­ler­dings als Ver­trau­ens­mann des Zen­trums gel­ten­der - Mi­nis­ter in das ers­te Ka­bi­nett von Reichs­kanz­ler Hans Lu­ther be­ru­fen wur­de. Ne­ben dem Reichs­jus­tiz­mi­nis­te­ri­um wur­de er noch mit der Lei­tung des Reichs­mi­nis­te­ri­ums für die be­setz­ten Ge­bie­te be­auf­tragt. Fren­ken setz­te sich en­ga­giert für die Ver­bes­se­rung der schwie­ri­gen Ver­hält­nis­se in den be­setz­ten Zo­nen ein, war in der Reichs­re­gie­rung aber auch ei­ner der schärfs­ten Geg­ner der deut­schen Si­cher­heits­in­itia­ti­ve und des Lo­car­no­p­akts. Aus ei­ge­nem An­trieb, nicht ge­zwun­gen durch Par­tei- und Frak­ti­ons­be­schlüs­se, trat er am 21.11.1925 von sei­nen Äm­tern zu­rück, weil er im Er­geb­nis die­ser Kon­fe­renz die er­neu­te frei­wil­li­ge An­er­ken­nung des Ver­tra­ges von Ver­sailles zu se­hen glaub­te. Er leb­te fort­an in Köln, wo er seit No­vem­ber 1921 als neun­ter Prä­si­dent des Zen­tral-Dom­bau-Ver­eins fun­gier­te. Er starb am 10.11.1943 in Köln und wur­de auf dem Fried­hof Me­la­ten be­gra­ben.

Quellen

Ak­ten der Reichs­kanz­lei. Wei­ma­rer Re­pu­blik: Die Ka­bi­net­te Lu­ther I und II (1925/26), be­arb. von Karl-Heinz Mi­nuth, Bop­pard 1977.

Werke

Über die con­su­etu­do er­ro­nea und ir­ra­tiona­bi­lis, Diss. iur. Mar­burg 1880.

Literatur

Dienst­lauf­bahn der Preu­ßi­schen Rich­ter und Staats­an­wäl­te, be­arb. im Bu­reau des Preu­ßi­schen Jus­tiz­mi­nis­te­ri­ums, Ber­lin 1902; 2. Auf­la­ge, Ber­lin 1905; 3. Auf­la­ge, Ber­lin 1909; 4. Auf­la­ge, Ber­lin 1913.
Fisch­bach, Os­car, Das öf­fent­li­che Recht des Reichs­lan­des El­saß-Loth­rin­gen, Tü­bin­gen 1914.
Kosch, Wil­helm, Bio­gra­phi­sches Staats­hand­buch. Le­xi­kon der Po­li­tik, Pres­se und Pu­bli­zis­tik, fort­ge­führt von Eu­gen Ku­ri, Band 1, Bern [u. a.] 1963, S. 350 [mit fal­schem Ster­be­da­tum 1945].
Ro­meyk, Horst, Ver­wal­tungs- und Be­hör­den­ge­schich­te der Rhein­pro­vinz 1914–1945, Düs­sel­dorf 1985.

Online

Die ehe­ma­li­gen Prä­si­den­ten des ZDV (Bio­gra­phi­sche In­for­ma­tio­nen auf der Home­page des ZDV). [On­line]

Das Kabinett Luther zurückgetreten. Einzige Gesamtaufnahme des Kabinetts Luther anlässlich wichtiger politischer Besprechungen im Reichskanzler-Palais. 1. v.r.: Reichsjustizminister Josef Frenken, Dezember 1925, Foto: Georg Pahl. (CC-BY-SA 3.0 / Bundesarchiv, Bild 102-02063)

 
Zitationshinweis

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Lilla, Joachim, Joseph Frenken, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/joseph-frenken/DE-2086/lido/57c6bf60071028.02166009 (abgerufen am 18.04.2024)