Karl Aloys von Königsegg

Kölner Weihbischof (1726-1796)

Barbara Hillen (Bonn)

Bildnis des Karl Aloys von Königsegg-Aulendorf, Kupferstich aus: Arnold Meshov/Michael Isselt, Religionsgeschichte der Kölner Kirche unter dem Abfall der zweien Erzbischöfen und Churfürsten Herman Grafen von Wied und Gebhard Grafen von Truchses, Band 1, Köln 1764. (Stadtarchiv und Stadthistorische Bibliothek Bonn)

Mit Karl-Aloys Graf von Kö­nigs­egg-Au­len­dorf hat­te Köln ei­nen Weih­bi­schof, der als Ver­tre­ter des An­ci­en Ré­gime ein eher blas­ses Bild sei­nes Am­tes ent­warf und hin­ter­ließ. Im Ge­gen­satz zu an­de­ren Bi­schö­fen sei­ner Zeit agier­te er ver­gleichs­wei­se zu­rück­hal­tend, gleich­wohl er durch sei­nen fa­mi­liä­ren Hin­ter­grund al­le Macht ge­habt hät­te, zeit­ge­mä­ße Än­de­run­gen zu un­ter­stüt­zen.

Die Fa­mi­lie von Kö­nigs­egg war ein al­tes ka­tho­li­sches schwä­bi­sches Rit­ter­ge­schlecht, das 1629 in den Reichs­gra­fen­stand er­ho­ben wor­den war. Der am 14.10.1726 in Au­len­dorf bei Kon­stanz ge­bo­re­ne Karl Aloys war der Ur­en­kel von Jo­hann Ge­org (ge­stor­ben 1666), dem Be­grün­der der Au­len­dor­fer Li­nie. Sei­ne El­tern wa­ren Karl Sey­fried Eu­se­bi­us Fer­di­nand von Kö­nigs­egg (1695-1765), seit 1751 kai­ser­li­cher Ge­heim­rat und Land­vogt in Ober- und Nie­der­schwa­ben, und Ma­rie Frie­de­ri­ke Ka­ro­li­ne Ro­sa­lie (1699-1759), ge­bo­re­ne zu Oet­tin­gen-Spiel­berg. Von den 16 Kin­dern des Paa­res er­reich­ten elf das Er­wach­se­nen­al­ter. Wahr­schein­lich war Karl Aloys – das fünf­te Kind - schon früh für den geist­li­chen Stand vor­ge­se­hen, denn be­reits im Al­ter von acht Jah­ren ge­lang­te er – ver­mut­lich durch Ver­mitt­lung sei­nes Ver­wand­ten Ma­xi­mi­li­an Fried­rich von Kö­nigs­egg-Ro­then­fels, des spä­te­ren Köl­ner Erz­bi­schofs, der seit 1725 Köl­ner Dom­herr war -  am 4.3.1735 in den Be­sitz ei­ner Prä­ben­de am Köl­ner Dom. Die­se war frei ge­wor­den, nach­dem ihr In­ha­ber, Phil­ipp Ernst Chris­ti­an von Lö­wen­stein (ge­bo­ren 1715), 1734 in der Schlacht bei Par­ma ge­fal­len war.

Die Ma­tri­kel der Uni­ver­si­tät In­gol­stadt ge­ben Aus­kunft über die Zeit bis zu sei­nem 23. Le­bens­jahr. Für den 12.11.1740 sind dort mit ihm drei sei­ner Brü­der als im­ma­tri­ku­liert auf­ge­führt: Her­mann Fried­rich (1723-1786), Franz Xa­ver (1724-1792) und Jo­seph An­ton (1728-1754). Trotz des Al­ters­un­ter­schie­des von fünf Jah­ren wur­den al­le Ge­schwis­ter gleich­zei­tig im­ma­tri­ku­liert. Als Pro­fes­so­ren wa­ren zu die­ser Zeit in In­gol­stadt un­ter an­de­rem Fe­lix To­bi­as Heeg (Rech­te), Jo­hann Mohr (Theo­lo­gie), Mel­chi­or Schwaik­ho­fer (Ge­schich­te) und ab 1741 Franz Xa­ver Lus­sy (Ge­schich­te) tä­tig. Die Uni­ver­si­tät ge­hör­te im 17. Jahr­hun­dert zu den we­ni­gen ka­tho­li­schen An­stal­ten von eu­ro­päi­schem Rang, ver­lor aber in der ers­ten Hälf­te des 18. Jahr­hun­derts an An­se­hen, bis 1746 Jo­hann Adam von Ick­statt (1702-1776), der 1741 nach In­gol­stadt ge­kom­men war, ei­ne um­fas­sen­de Re­form im Geist der Auf­klä­rung durch­führ­te. Si­cher hat Kö­nigs­egg-Au­len­dorf Ick­statts An­kunft mit­er­lebt, vom um­fas­sen­den Geist der Ick­satt­schen Re­for­men dürf­te er aber wohl kei­nen Nut­zen mehr ge­habt ha­ben.

Am 22.3.1750 er­hielt Karl Aloys die Dia­ko­nats- und zwei Ta­ge spä­ter die Pries­ter­wei­he. Die Rei­he der Prä­la­tu­ren im Köl­ner Dom­ka­pi­tel durch­lief er in den fol­gen­den Jah­ren recht zü­gig. Am 6.11.1758 wur­de er Chor­bi­schof, fünf Jah­re spä­ter Af­ter­de­chant, An­fang des Jah­res 1767 Dom­kepp­ler, im April Dom­de­chant. Der Gro­ß­teil die­ser Äm­ter stand nur den hoch­ade­li­gen Dom­gra­fen zu. Das Dom­ka­pi­tel wähl­te aus ih­nen die Amts­trä­ger, die die in­ne­re Spit­ze der Hier­ar­chie bil­de­ten. Karl Aloys war zu­dem Kom­tur des Rit­ter­or­dens vom Hei­li­gen Mi­cha­el. Nach­dem ihn Erz­bi­schof Ma­xi­mi­li­an Fried­rich zum Weih­bi­schof er­wählt hat­te, er­teil­te ihm Papst Cle­mens XIV. (Pon­ti­fi­kat 1769-1774) am 12.3.1770 den Wei­he­ti­tel ei­nes Bi­schofs von My­ra. Die Bi­schofs­wei­he am 22.4.1770 in der Bon­ner Schloss­ka­pel­le nahm der Erz­bi­schof vor.

An­ders als bei sei­nem Vor­gän­ger und Nach­fol­ger gibt es zu Weih­bi­schof Kö­nigs­egg-Au­len­dorf kei­ne Quel­len, die Schlüs­se über sei­ne Hal­tung zur Auf­klä­rung zu­las­sen, da er nicht als Se­mi­nar­kom­mis­sar in Er­schei­nung trat. In an­de­ren Erz­diö­ze­sen gab es Weih­bi­schö­fe, die sich ne­ben ih­ren epis­ko­palen Pflich­ten im Rah­men der ka­tho­li­schen Auf­klä­rung auch of­fen für den Epis­ko­pa­lis­mus ein­setz­ten. Ob­wohl vie­le Lan­des­her­ren zu­neh­mend be­strebt wa­ren, Ver­bes­se­run­gen der Schu­len und Uni­ver­si­tä­ten, des Ge­sund­heits- und Ar­men­we­sens her­bei zu füh­ren, üb­te man­cher Kle­ri­ker Kri­tik an der in­ner­kirch­li­chen Struk­tur. Um die Mit­te des 18. Jahr­hun­derts wur­den For­de­run­gen nach ei­ner Be­schrän­kung der päpst­li­chen Ju­ris­dik­ti­ons­ge­walt und der Be­to­nung der bi­schöf­li­chen Ge­walt ge­gen­über den Lan­des­her­ren im­mer lau­ter. Der be­kann­tes­te Weih­bi­schof, der 1763 mit sei­nem Werk De Sta­tu eccle­siae et le­gi­ti­ma po­teta­te Ro­ma­ni Pon­ti­fices Stel­lung zum Ver­hält­nis von bi­schöf­li­chem zum päpst­li­chen Amt nahm, war der Trie­rer Weih­bi­schof Jo­hann Ni­ko­laus von Hont­heim, ali­as Jus­ti­nus Fe­bro­ni­us. Er zwei­fel­te den päpst­li­chen Pri­mat nicht an, ver­warf nur die mon­ar­chi­sche Ge­bie­ter­stel­lung des Paps­tes über die Bi­schö­fe und die per­sön­li­che Un­fehl­bar­keit des Paps­tes. Hont­heims Pro­test rich­te­te sich ge­gen je­ne Dis­pens- und Ab­so­lu­ti­ons­voll­mach­ten, die der Nun­tia­tur in Köln mit Un­ter­bre­chung seit 1584/1585 - und ab 1785 auch der in Mün­chen - zu­stan­den und die die obers­te kirch­li­che Ju­ris­dik­ti­ons­ge­walt der Diö­ze­san­bi­schö­fe ein­schränk­ten.

1769 kam es in Köln zu ei­nem Ju­ris­dik­ti­ons­kon­flikt zwi­schen Nun­ti­us Giam­bat­tis­ta Ca­pa­ra (1767-1775) und der erz­bi­schöf­li­chen Ver­wal­tung. Der Streit war Aus­lö­ser für die Erz­diö­ze­sen Köln, Trier und Mainz, auf dem Ko­blen­zer Kon­gress 1769 ei­ne Rei­he von Be­schwer­den zu for­mu­lie­ren. Un­ter dem Vor­sitz des Trie­rer Weih­bi­schofs Hont­heim for­der­ten die Erz­bi­schö­fe die Wie­der­her­stel­lung ih­rer ur­sprüng­li­chen Rech­te. 1786 wur­den die Erz­bi­schö­fe auf dem Em­ser Kon­gress er­neut ge­mein­sam ak­tiv. Hier ging es um die Er­rich­tung ei­ner neu­en Nun­tia­tur in Mün­chen. Wäh­rend für das Erz­bis­tum Mainz Weih­bi­schof Jo­hann Va­len­tin Hei­mes (1741-1806, seit 1783 Main­zer Weih­bi­schof) als Ver­tre­ter ge­schickt wur­de, er­schie­nen für Köln und Trier Of­fi­zia­le als De­pu­tier­te auf dem Kon­gress. Statt Karl Aloys von Kö­nigs­egg-Au­len­dorf reis­te al­so der Of­fi­zi­al Ge­org Hein­rich Sta­nis­laus von Taut­phä­us (1717-1793) an.

Im Ge­gen­satz zu den Weih­bi­schö­fen ver­füg­ten die Ge­ne­ral­vi­ka­re und Of­fi­zia­le über ei­nen Stab von Mit­ar­bei­tern, der sie bei der Ver­wal­tung der Erz­diö­ze­se un­ter­stütz­te. Nur die Mit­glied­schaft in ein­fluss­rei­chen Stif­ten und die Ab­stam­mung aus mäch­ti­gen Fa­mi­li­en konn­ten sich für die Weih­bi­schö­fe in die­ser Wei­se hilf­reich aus­wir­ken. Die so­zia­le und da­mit auch po­li­ti­sche Po­si­ti­on ei­nes Weih­bi­schofs war nicht al­lein durch sein Amt de­fi­niert, wich­ti­ger, wenn nicht so­gar ent­schei­den­der, wa­ren Ab­stam­mung und Fa­mi­li­en­ver­bin­dun­gen. Auch Karl Aloys von Kö­nigs­egg-Au­len­dorf hät­te als Ver­tre­ter des Hoch­adels durch die Un­ter­stüt­zung sei­nes Ver­wand­ten, des Erz­bi­schof Ma­xi­mi­li­an Fried­rich den fa­mi­liä­ren Rück­halt ge­habt, um sich po­li­tisch en­ga­gie­ren zu kön­nen, of­fen­sicht­lich tat er das aber nicht. In­wie­weit er über die viel­fäl­ti­gen seel­sor­ge­ri­schen Tä­tig­kei­ten hin­aus An­teil an der geis­ti­gen und ge­sell­schaft­li­chen Ent­wick­lung sei­ner Zeit nahm, lässt sich auf­grund der dürf­ti­gen Quel­len­la­ge nicht be­ant­wor­ten, wäh­rend sein Bru­der Karl Mein­rad (1737-1803) und sein Nef­fe Ernst Adri­an (1754-1819) wohl zum auf­ge­klär­ten Teil des Köl­ner Dom­ka­pi­tels ge­hör­ten.

Weih­bi­schof Karl Aloys Graf von Kö­nigs­egg-Au­len­dorf starb am 24.2.1796 in Köln.

Literatur

Haas, Bar­ba­ra, Drei Köl­ner Weih­bi­schö­fe im Zeit­al­ter der Auf­klä­rung, in: Zehn­der, Frank Gün­ter (Hg.), Hirt und Her­de. Re­li­gio­si­tät und Fröm­mig­keit im Rhein­land des 18. Jahr­hun­derts, Köln 2000, S. 175-196, hier S. 179-183.
He­gel, Edu­ard, Das Erz­bis­tum Köln zwi­schen Ba­rock und Auf­klä­rung vom Pfäl­zi­schen Krieg bis zum En­de der fran­zö­si­schen Zeit 1688-1814 (Ge­schich­te des Erz­bis­tums Köln 4), Köln 1979.
He­gel, Edu­ard, Fe­bro­nia­nis­mus und Auf­klä­rung im Erz­bis­tum Köln, in: An­na­len des His­to­ri­schen Ver­eins für den Nie­der­rhein 143 (1943), S. 147-206.

 
Zitationshinweis

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Hillen, Barbara, Karl Aloys von Königsegg, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/karl-aloys-von-koenigsegg/DE-2086/lido/57c93771437a06.08603319 (abgerufen am 19.04.2024)