Kurt Brumme

Sportjournalist (1923-2005)

Björn Thomann (Suderburg)

Kurt Brumme, Porträtfoto. (Westdeutscher Rundfunk, Historisches Archiv)

Kurt Brum­me war ei­ner der Pio­nie­re der deut­schen Sport­be­richt­er­stat­tung nach dem Zwei­ten Welt­krieg. Als Rund­funk­kom­men­ta­tor be­glei­te­te er mehr als 6.000 Sport­über­tra­gun­gen und blieb als Mo­dera­tor der von ihm ent­wi­ckel­ten Rund­funk­sen­dung „Sport und Mu­si­k“ ge­ne­ra­tio­nen­über­grei­fend als die „Stim­me der Bun­des­li­ga“ in Er­in­ne­rung.

Kurt Brum­me wur­de am 4.2.1923 als Sohn des Kauf­manns Kurt Brum­me in Köln ge­bo­ren. Seit den 1930er Jah­ren lei­te­te der Va­ter das Schuh­ge­schäft „Ro­lan­d“ in Aa­chen. Sein Sohn be­gann nach dem Be­such der Volks- und Mit­tel­schu­le ei­ne Bank­leh­re. Ehe er 1941 zur Wehr­macht ein­ge­zo­gen wur­de, ab­sol­vier­te er im Jahr 1940 ein ers­tes jour­na­lis­ti­sches Prak­ti­kum beim „Po­li­ti­schen Ta­ge­blat­t“ in Aa­chen. Nach dem En­de des Zwei­ten Welt­krie­ges hät­te er sei­ne Aus­bil­dung bei der Dresd­ner Bank wie­der­auf­neh­men oder in das vä­ter­li­che Un­ter­neh­men ein­stei­gen kön­nen. Er ent­schied sich je­doch für den Be­ruf des Jour­na­lis­ten.

1945 wur­de Brum­me zu­nächst frei­er Mit­ar­bei­ter bei den „Aa­che­ner Nach­rich­ten“ und über­nahm hier 1946 die Funk­ti­on des Sport­re­dak­teurs. Par­al­lel ab­sol­vier­te er zwi­schen 1945 und 1949 ei­ne vier­jäh­ri­ge Aus­bil­dung an der Jour­na­lis­ten­schu­le in Aa­chen. Im April 1947 wech­sel­te er zum Nord­west­deut­schen Rund­funk (NW­DR) und er­hielt be­reits am 8.8.1948 die Ge­le­gen­heit, das ers­te Nach­kriegs­fi­na­le um die Deut­sche Fuß­ball­meis­ter­schaft zwi­schen dem 1. FC Nürn­berg und dem 1. FC Kai­sers­lau­tern (2:1) aus dem Mün­gers­dor­fer Sta­di­on in Köln zu kom­men­tie­ren. Mit sei­ner un­ver­wech­sel­bar tie­fen Stim­me ge­hör­te er be­reits zu Be­ginn der 1950er Jah­re zu den prä­gnan­ten Per­sön­lich­kei­ten des bun­des­deut­schen Rund­funks. Seit 1953 fir­mier­te er beim NW­DR als „Ers­ter Sport­re­por­ter“.

Auch bei in­ter­na­tio­na­len sport­li­chen Gro­ße­reig­nis­sen galt Brum­me als un­ver­zicht­ba­re Grö­ße, wo­bei er sich ne­ben dem Fuß­ball auch auf den Box- und Rad­sport zu spe­zia­li­sie­ren be­gann. Sei­ne Po­pu­la­ri­tät grün­de­te auf der Fä­hig­keit, jour­na­lis­ti­sche Pro­fes­sio­na­li­tät mit der ihm ei­ge­nen Fas­zi­na­ti­on für den Sport zu ver­bin­den. Ei­ner sei­ner Leit­sät­ze lau­te­te: „Das sou­ve­rä­ne Recht zu schrei­en ha­ben nur das Pu­bli­kum und der Hö­rer. Als Re­por­ter soll man ru­hig und sach­lich schil­dern.“ Mit sei­nen eben­so sou­ve­rä­nen wie span­nungs­rei­chen und mit rhei­ni­schem Sprach­witz an­ge­rei­cher­ten Re­por­ta­gen ver­mit­tel­te er sei­nen Zu­hö­rern das Ge­fühl, un­mit­tel­bar an den Ge­scheh­nis­sen teil­zu­neh­men. Über den Stil sei­ner Be­richt­er­stat­tung äu­ßer­te er selbst, dass er „mit Wor­ten Bil­der ma­len“ und den „Hö­rer mit den Oh­ren se­hen“ las­sen wol­le.

Ins­ge­samt be­rich­te­te Brum­me zwi­schen 1952 und 1974 von je­weils sechs Fuß­ball-Welt­meis­ter­schaf­ten und Olym­pi­schen Spie­len. Am 22.11.1950 kom­men­tier­te er die Über­tra­gung des ers­ten Fuß­ball-Län­der­spiels der bun­des­deut­schen Na­tio­nal­mann­schaft ge­gen die Schweiz (1:0). Bei der Welt­meis­ter­schaft des Jah­res 1954 bil­de­te er mit Gerd Krä­mer (1920-2010), Ru­di Mi­chel (1921-2008) und Her­bert Zim­mer­mann das Re­por­ter­team der öf­fent­lich-recht­li­chen Rund­funk­an­stal­ten. Über die Auf­tei­lung der Spie­le lie­ßen sie das Los ent­schei­den. Brum­me fiel da­bei das Er­öff­nungs­spiel der deut­schen Elf ge­gen die Tür­kei (4:1) am 17. Ju­ni und die Über­tra­gung des Halb­fi­na­les am 30. Ju­ni zu, in dem die Bun­des­re­pu­blik ge­gen Ös­ter­reich mit 6:1 ge­wann.

16 Jah­re spä­ter kom­men­tier­te Brum­me bei der Welt­meis­ter­schaft 1970 in Me­xi­ko das als „Jahr­hun­dert­spiel“ in die Fuß­ball­an­na­len ein­ge­gan­ge­ne 3:4 der bun­des­deut­schen Elf im Halb­fi­na­le ge­gen Ita­li­en. Es wur­de zu­gleich ein Mei­len­stein sei­ner jour­na­lis­ti­schen Lauf­bahn. Be­zug­neh­mend auf die Thea­tra­lik der ita­lie­ni­schen Spie­ler nach ver­meint­li­chen Fouls der Deut­schen be­schwer­te sich Brum­me über den Äther: „Mein Gott, ist das ein Fuß­ball­spiel hier. Das ist ja ent­setz­lich, das ist ja wi­der­lich. Bur­g­nich ist so­eben ver­stor­ben, se­he ich. Nein, da kommt er wie­der.“ Zu sei­nen be­kann­tes­ten Ein­sät­zen zähl­ten dar­über hin­aus die End­spie­le um die Welt­meis­ter­schaft 1962 in Chi­le zwi­schen Bra­si­li­en und der Tsche­cho­slo­wa­kei (3:1) so­wie um den Eu­ro­pa­po­kal der Po­kal­sie­ger zwi­schen Bo­rus­sia Dort­mund und dem FC Li­ver­pool (2:1) am 5.5.1966. Auch beim le­gen­dä­ren Fi­na­le um den DFB-Po­kal zwi­schen Bo­rus­sia Mön­chen­glad­bach und dem 1. FC Köln (2:1) am 23.6.1973 saß Brum­me am Mi­kro­fon.

Im No­vem­ber 1963 wur­de Kurt Brum­me zum Ab­tei­lungs­lei­ter Sport im Hör­funk des West­deut­schen Rund­funks (WDR) er­nannt. Zur glei­chen Zeit ent­wi­ckel­te er ein Kon­zept für die Über­tra­gung der Be­geg­nun­gen der Fuß­ball-Bun­des­li­ga, die zur Sai­son 1962/1963 ih­ren Spiel­be­trieb auf­ge­nom­men hat­te. Das Er­geb­nis war die Sen­dung „Sport und Mu­si­k“, die 1963 erst­mals aus­ge­strahlt wur­de. Un­ter dem Mot­to „To­re, Punk­te, Meis­ter­schaf­t“ führ­te Brum­me bis 1988 als eben­so kom­pe­ten­ter wie un­ter­halt­sa­mer Mo­dera­tor durch das er­folg­rei­che Sen­de­for­mat. Den dra­ma­tur­gi­schen Hö­he­punkt bil­de­te die Bun­des­li­ga­schluss­kon­fe­renz, bei der die Re­por­ter im ste­ti­gen Wech­sel von den ver­schie­de­nen Spiel­or­ten be­rich­te­ten.

Zu den fes­ten Ri­tua­len der Sen­dung ge­hör­ten aber auch die Te­le­fon­ge­sprä­che Brum­mes mit dem Jour­na­lis­ten To­by Charles (ge­bo­ren 1940) über die Ge­scheh­nis­se im eng­li­schen Fuß­ball. Ih­re Ori­gi­na­li­tät be­zo­gen die Dia­lo­ge nicht zu­letzt aus dem ba­na­len Aus­tausch über die Wet­ter­ver­hält­nis­se im Rhein­land und auf der bri­ti­schen In­sel. Als der „Spie­gel“ im No­vem­ber 1984 auf­deck­te, dass der ver­meint­li­che Kor­re­spon­dent Charles nicht aus Lon­don, son­dern von ei­nem be­nach­bar­ten Köl­ner Stu­dio aus te­le­fo­nier­te, wur­de Brum­me für die Dau­er ei­ner Sen­dung sus­pen­diert. Als Fol­ge des Skan­dals muss­ten die Te­le­fo­na­te mit Charles ein­ge­stellt wer­den. Brum­me zeig­te we­nig Ver­ständ­nis für die Auf­re­gung über sei­ne Eu­gen­spie­ge­lei. Ge­gen­über sei­nen Kri­ti­kern auch aus den Rei­hen des WDR gab er zu Pro­to­koll: „Ich ha­be nie be­haup­tet, dass To­by in Lon­don sitzt. In­for­ma­tiv und lus­tig war´s auf je­den Fall.“

Brum­mes Ver­diens­te um den na­tio­na­len Sport­jour­na­lis­mus wur­den be­reits 1958 mit dem Deut­schen Fern­seh­preis ho­no­riert. Zu sei­nen wei­te­ren Aus­zeich­nun­gen zäh­len der Eh­ren­brief der Deut­schen Sport­pres­se so­wie die Eh­ren­na­del in Gold mit Bril­lant des Ver­ban­des Deut­scher Sport­jour­na­lis­ten. 1973 er­hielt Brum­me das Bun­des­ver­dienst­kreuz und 1981 das Gro­ße Ver­dienst­kreuz der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land ver­lie­hen. An­er­ken­nung zoll­te ihm auch der Schwer­ge­wichts­bo­xer Mu­ham­mad Ali (1942-2016), der ihm ein Paar sei­ner Bo­xer­hand­schu­he mit der Si­gna­tur „My de­ar fri­end Kur­t“ schenk­te und ihn als „The Voice of Ger­many“ be­zeich­ne­te.

Brum­me war seit 1950 mit der Schau­spie­le­rin Han­ne Fre­se (ge­stor­ben 1981) ver­hei­ra­tet, die als Spre­che­rin auch an dem von ihm pro­du­zier­ten und am 5.6.1952 erst­mals im NW­DR aus­ge­strahl­ten Hör­spiel „They ne­ver co­me back“ mit­wirk­te. 1982 hei­ra­te­te er in zwei­ter Ehe die Wer­be­be­ra­te­rin Ger­rit von Kautz. Im Kel­ler sei­nes un­weit des Mün­gers­dor­fer Sta­di­ons ge­le­ge­nen Hau­ses in Köln-Lö­ve­nich rich­te­te er sich ei­ne mit Er­in­ne­rungs­stü­cken sei­ner Kar­rie­re de­ko­rier­te Bar ein, die von zahl­rei­chen Sport­grö­ßen fre­quen­tiert wur­de und über die er zu sa­gen pfleg­te: „Das ist der Raum, der zu mei­nem Le­ben ge­hört.“ Brum­me galt ge­mein­hin als ei­ne rhei­ni­sche Froh­na­tur. Zwi­schen 1977 und 1984 fun­gier­te er als Prä­si­dent der Kar­ne­vals­ge­sell­schaft „Rö­mer­gar­de“ in Köln-Wei­den. Freund­schaft­lich ver­bun­den war er un­ter an­de­rem dem Stim­mungs­sän­ger Gün­ter Ei­le­mann (1923-2015), mit dem er in Köln ge­mein­sam die Schu­le be­sucht hat­te.

Nach 41 Dienst­jah­ren und über 6.000 Sport­über­tra­gun­gen trat Brum­me 1988 in den Ru­he­stand. Bis 1997 wid­me­te er sich noch der Aus­bil­dung des sport­jour­na­lis­ti­schen Nach­wuch­ses, ehe er sich in sein Pri­vat­le­ben zu­rück­zog. Den­noch ver­folg­te er die Ent­wick­lun­gen des Sports und be­son­ders sei­ner Zunft bis zu­letzt kri­tisch und mit gro­ßem In­ter­es­se. Re­gel­mä­ßig be­such­te er auch die Spie­le des 1. FC Köln. Kurt Brum­me starb am 9.5.2005 in sei­nem Haus an ei­nem Herz­in­farkt. Er wur­de auf dem Fried­hof in Lö­ve­nich bei­ge­setzt.

Werke

Fuß­ball-Welt­meis­ter­schaft 1966. Kurt Brum­me schil­dert Ih­nen den er­folg­rei­chen Weg der deut­schen Na­tio­nal-Elf bis zum End­spiel, Heil­bronn 1967.
Aber eins, aber eins, das bleibt be­stehn...! Fuß­ball­re­port, Ham­burg 1974.

Literatur

Goch, Ste­fan/Piorr, Ralf (Hg.), Wo das Fuß­ball­herz schlägt. Fuß­ball-Land Nord­rhein-West­fa­len, Es­sen 2006. Haun­fel­der, Bernd, Nord­rhein-West­fa­len Land und Leu­te 1946-2006. Ein bio­gra­phi­sches Hand­buch, Müns­ter 2006, S. 96.

Online

Wie To­by Charles die Ra­dio­hö­rer ver­schau­kel­te. Der Fe­lix Krull des WDR (Aus­führ­li­cher Be­richt auf der Web­site des Ma­ga­zins „11 Freun­de“). [On­line]
Das Jahr­hun­dert­spiel: „Aus­ge­rech­net Schnel­lin­ger!". [On­line]

 
Zitationshinweis

Bitte geben Sie beim Zitieren dieses Beitrags die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an.

Thomann, Björn, Kurt Brumme, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/kurt-brumme-/DE-2086/lido/57c58a1dad6bf7.40061464 (abgerufen am 28.03.2024)