Marcus Cassianus Latinus Postumus

Kaiser des Imperium Galliarum (Regierungszeit 260-268)

Lars Wirtler (Köln)

Marcus Cassianus Latinus Postumus , Skulptur am Kölner Rathausturm, Bildhauer: Hendryk Dywan, 1991. (Stadtkonservator Köln)

Mar­cus Pos­tu­mus war ein Be­fehls­ha­ber an der rö­mi­schen Rhein­gren­ze. 259/ 260 nach Chris­tus wur­de er von meu­tern­den Trup­pen zum Kai­ser aus­ge­ru­fen und grün­de­te das „Gal­li­sche Son­der­reich" mit der Haupt­stadt Köln.

Die Her­kunft des Mar­cus Cas­sia­nus La­ti­ni­us Pos­tu­mus liegt weit­ge­hend im Dun­keln. We­der ist sein Ge­burts­jahr be­kannt noch sei­ne nä­he­re fa­mi­liä­re Her­kunft. Die In­di­zi­en spre­chen le­dig­lich da­für, dass er im Ge­biet der gal­li­schen Pro­vin­zen ge­bo­ren wur­de.

In den Jah­ren 259/ 260 nach Chris­tus, zur Re­gie­rungs­zeit der Kai­ser Va­le­ria­nus (Re­gie­rungs­zeit 253-260 nach Chris­tus) und Gal­li­e­nus (Re­gie­rungs­zeit 260-268 nach Chris­tus), war er als mi­li­tä­ri­scher Be­fehls­ha­ber mit der Ver­tei­di­gung der Rhein­gren­ze in der Pro­vinz Nie­der­ger­ma­ni­en be­auf­tragt, wo­bei er sich als tat­kräf­ti­ger und er­folg­rei­cher Trup­pen­füh­rer er­wies. Er ge­riet je­doch in Kon­flikt mit dem in Köln re­si­die­ren­den Sohn des Gal­li­e­nus, dem als Cä­sar mit­re­gie­ren­den Sa­lo­ni­nus (242-260 nach Chris­tus), der von den Pos­tu­mus un­ter­stell­ten Trup­pen die Her­aus­ga­be der Beu­te ver­lang­te, was die­se je­doch ver­wei­ger­ten. Pos­tu­mus stell­te sich auf die Sei­te sei­ner Sol­da­ten und nahm Köln nach ei­ner wohl kurz­zei­ti­gen Be­la­ge­rung ein. An­schlie­ßend ließ er den Sa­lo­ni­nus und sei­nen Be­ra­ter, den Prä­to­ria­ner­prä­fek­ten Sil­va­nus um­brin­gen.

Nach die­sem Kai­ser­mord wur­de Pos­tu­mus nun selbst zum Kai­ser pro­kla­miert und mach­te Köln zu sei­ner Macht­ba­sis. Die Le­gio­nen nicht nur in Gal­li­en, son­dern auch in Bri­tan­ni­en und Spa­ni­en er­kann­ten ihn bald eben­falls als Herr­scher an, so dass der über­wie­gen­de Teil der west­li­chen Reichs­hälf­te nun un­ter sei­ner Kon­trol­le stand. In kur­zer Zeit eta­blier­te er sei­ne Herr­schaft durch die Ein­set­zung von Kon­suln und die Bil­dung ei­ner ei­ge­nen Prä­to­ria­ner­gar­de, wo­bei es al­ler­dings kei­ne An­halts­punk­te da­für gibt, dass er auch ei­nen ei­ge­nen Se­nat ein­rich­te­te. Pos­tu­mus nutz­te auch die Mög­lich­kei­ten der neu ge­schaf­fe­nen Münz­stät­te Köln, durch die er un­ter an­de­rem re­prä­sen­ta­ti­ve Gold­mün­zen mit sei­nem Bild­nis prä­gen ließ, was nicht zu­letzt auch der pro­pa­gan­dis­ti­schen Eta­blie­rung dien­te. Den­noch konn­te sich der recht­mä­ßi­ge Kai­ser Gal­li­e­nus (Va­le­ria­nus war un­ter­des­sen ver­stor­ben) in Rom be­haup­ten, so dass das Herr­schafts­ge­biet des Pos­tu­mus be­grenzt blieb. Die­ses Ge­biet ver­stand Pos­tu­mus je­doch zu si­chern, so­wohl ge­gen­über den Ger­ma­nen als auch ge­gen­über Gal­li­e­nus, des­sen Rück­erobe­rungs­kam­pa­gne sich Pos­tu­mus 265 nach Chris­tus er­folg­reich wi­der­setz­te.

Sämt­li­che Spe­ku­la­tio­nen, dass er ei­ne Art Se­zes­si­on von Rom an­ge­strebt ha­be, sind durch­aus ir­rig, da bis­lang je­der Usur­pa­tor im­mer die Herr­schaft über das Reichs­gan­ze an­ge­strebt hat­te und ei­ne Se­zes­si­on so et­was wie ei­ne ge­mein­sa­me „an­ti­rö­mi­sche" Iden­ti­tät die­ser drei doch recht un­ter­schied­li­chen Reichs­tei­le vor­aus­ge­setzt hät­te. Da au­ßer­dem ver­schie­de­ne prak­ti­sche Er­wä­gun­gen ge­gen ei­nen di­rek­ten Zug nach Ita­li­en spra­chen, muss­te sich Pos­tu­mus zu­min­dest vor­erst mit der Wah­rung des Er­reich­ten be­gnü­gen. Er konn­te sich je­doch in An­be­tracht sei­ner eher pre­kä­ren Rechts­po­si­ti­on be­acht­li­che acht Jah­re be­haup­ten.

268 nach Chris­tus konn­te Pos­tu­mus die Er­he­bung des Lae­lia­nus (ge­stor­ben 268 nach Chris­tus) in Mainz er­folg­reich un­ter­drü­cken, wur­de je­doch von sei­nen ei­ge­nen Sol­da­ten er­schla­gen, da er ih­nen die Plün­de­rung der Stadt un­ter­sag­te. Dies be­deu­te­te je­doch noch nicht das En­de des Son­der­reichs, das un­ter wech­seln­den Nach­fol­gern noch bis 274 nach Chris­tus Be­stand hat­te, als der letz­te die­ser Herr­scher, Tetri­cus I. (Re­gie­rungs­zeit 271-274 nach Chris­tus), ge­gen­über dem nun am­tie­ren­den Kai­ser Au­re­li­an ka­pi­tu­lier­te. Zu­letzt war die Haupt­stadt die­ses Reichs von Köln nach Trier ver­legt wor­den.

Pos­tu­mus ge­hört in die lan­ge Rei­he der so ge­nann­ten Sol­da­ten­kai­ser des 3. Jahr­hun­derts, die vom Mi­li­tär in­stal­liert und bald wie­der be­sei­tigt wur­den. Im Ge­gen­satz zu vie­len an­de­ren von ih­nen be­haup­te­te er sich aber ver­hält­nis­mä­ßig lan­ge, was sei­ner po­li­ti­schen Um­sicht und sei­nen mi­li­tä­ri­schen Fä­hig­kei­ten zu­zu­schrei­ben sein dürf­te.

Literatur

Bart­hele­my, Eric, Köln als Haupt­stadt des gal­li­schen Son­der­reichs: Ei­ne Mün­ze des Pos­tu­mus, 265, in: Ro­sen, Wolf­gang/Wirt­ler, Lars (Hg.), Quel­len zur Ge­schich­te der Stadt Köln, Band 1, Köln 1999, S. 35-36.
Eck, Wer­ner, Köln in rö­mi­scher Zeit. Ge­schich­te ei­ner Stadt im Rah­men de­s Im­pe­ri­um Ro­ma­num, Köln 2004.
Fran­ke, Tho­mas, Im­pe­ra­tor Cae­sar Mar­cus Cas­sia­ni­us La­ti­ni­us Pos­tu­mus Pi­us Fe­lix In­vic­tus Au­gus­tus, in: Der Neue Pau­ly 10 (2001), Spal­te 228 .
Kö­nig, In­ge­mar, Die gal­li­schen Usur­pa­to­ren von Pos­tu­mus bis Tetri­cus, Mün­chen 1981.

 
Zitationshinweis

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Wirtler, Lars, Marcus Cassianus Latinus Postumus, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/marcus-cassianus-latinus-postumus/DE-2086/lido/57c95b7e87fe31.56385459 (abgerufen am 18.04.2024)