Wilhelm Elfes

Polizeipräsident und Arbeitersekretär (1884–1969)

Joachim Lilla (Krefeld)

Wilhelm Elfes in seinem Zigarrenladen am Luisenplatz 6 in Krefeld. (Stadtarchiv Krefeld)

Schlagworte

Wil­helm El­fes mag als Pro­to­typ ei­nes Po­li­ti­kers gel­ten, der in der Wei­ma­rer Zeit als Quer­ein­stei­ger in ein ho­hes staat­li­ches Amt be­ru­fen wur­de. Der preu­ßi­sche Staat woll­te in der in­ne­ren Ver­wal­tung, ins­be­son­de­re mit der Po­li­zei ein Macht­in­stru­ment nicht nur zur Auf­recht­er­hal­tung der öf­fent­li­chen Si­cher­heit, son­dern auch zur Wah­rung der de­mo­kra­ti­schen Ord­nung in der Hand ha­ben. Dem ent­sprach die Aus­wahl der lei­ten­den Po­li­zei­ver­wal­tungs­be­am­ten in den 1920er und frü­hen 30er Jah­ren, die nicht mehr zwin­gend aus dem Kreis der ju­ris­tisch vor­ge­bil­de­ten hö­he­ren Ver­wal­tungs­be­am­ten kom­men muss­ten, son­dern de­ren Zu­ge­hö­rig­keit zu ei­ner der die je­wei­li­ge preu­ßi­sche Staats­re­gie­rung tra­gen­den Par­tei­en (in der Re­gel Par­tei- oder Ge­werk­schafts­se­kre­tä­re) zu ei­nem we­sent­li­chen Aus­wahl­kri­te­ri­um ge­wor­den war.

 

Wil­helm Al­bert Hein­rich El­fes wur­de am 5.6.1884 in Kre­feld als äl­tes­tes von fünf Kin­dern des ka­tho­li­schen Sei­den­we­bers Al­bert El­fes (ge­stor­ben 14.3.1897) und sei­ner Frau An­na (ge­stor­ben 25.3.1896), ge­bo­re­ne Hel­lings, ge­bo­ren. Nach dem Tod der El­tern wur­de er als Voll­wai­se bis 1898 im Wai­sen­haus der Bor­ro­mäe­rin­nen (Nord­stra­ße 109) er­zo­gen. Ob­wohl er ei­gent­lich Leh­rer wer­den woll­te, wur­de er 1898 nach Be­en­di­gung der Volks­schu­le zu ei­nem Schmied in die Leh­re ge­schickt. An­schlie­ßend ar­bei­te­te er als Schmied, Schlos­ser und In­stal­la­teur, un­ter an­de­rem in der Ei­sen­bahn­werk­stät­te in (Kre­feld-)Op­pum. Ab 1904 en­ga­gier­te er sich, nach­dem er sich im Selbst­stu­di­um wei­ter­ge­bil­det hat­te, in der Ka­tho­li­schen Ar­bei­ter­be­we­gung (KAB). Am 1.2.1909 wur­de er zwei­ter Be­zirks­se­kre­tär der ka­tho­li­schen Ar­bei­ter- und Knap­pen­ver­ei­ne West­deutsch­lands in Kre­feld, ab 1.2.1911 ar­bei­te­te er in der Re­dak­ti­on der „West­deut­schen Ar­bei­ter­zei­tung (WAZ)“ in Mön­chen­glad­bach.

Am 7.10.1912 hei­ra­te­te er im nie­der­rhei­ni­schen Rheurdt Eli­sa­beth Wormanns (1884-1949), nach de­ren Tod in zwei­ter Ehe 1950 die Re­al­schul­di­rek­to­rin Ger­trud Licht­schlag.

Am Ers­ten Welt­krieg nahm El­fes 1915 bis 1918 zu­nächst mit Be­geis­te­rung teil, wan­del­te sich aber an­ge­sichts der Kriegs­er­leb­nis­se zum Pa­zi­fis­ten. Nach dem Krieg ar­bei­te­te er wie­der als Re­dak­teur bei der WAZ, ab Fe­bru­ar 1919 als ver­ant­wort­li­cher Lei­ter der Re­dak­ti­on.

1905 war El­fes Mit­glied des Zen­trums ge­wor­den. Für sei­ne Par­tei wur­de er im De­zem­ber 1919 in die Stadt­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung von Mön­chen­glad­bach ge­wählt, der er bis April 1927 an­ge­hör­te, seit März 1923 als Vor­sit­zen­der der Zen­trums­frak­ti­on. Im Mai 1920 wur­de er zum un­be­sol­de­ten Bei­ge­ord­ne­ten ge­wählt, vom 10.9.1923 bis 30.6.1924 ver­sah er zu­dem das Amt ei­nes haupt­amt­li­chen Bei­ge­ord­ne­ten (Kul­tur­de­zer­nent). Wäh­rend des Se­pa­ra­tis­ten­auf­stan­des in Mön­chen­glad­bach im Ok­to­ber 1923 or­ga­ni­sier­te El­fes den Wi­der­stand der christ­li­chen Ge­werk­schaf­ten und des Zen­trums.

Polizeipräsident Wilhelm Elfes (links) und Oberbürgermeister Heinrich Hüpper (Mitte) bei einer Fronleichnamsprozession in Krefeld, um 1931/1932. (Stadtarchiv Krefeld)

 

Wei­te­re öf­fent­li­che Man­da­te folg­ten: Von 1920 bis 1933 war er Mit­glied des Rhei­ni­schen Pro­vin­zi­al­land­ta­ges, von De­zem­ber 1920 bis Ja­nu­ar 1926 auch stell­ver­tre­ten­des Mit­glied des Pro­vin­zi­al­aus­schus­ses. Dem Preu­ßi­schen Staats­rat ge­hör­te er als ein Ver­tre­ter der Rhein­pro­vinz ab Mai 1921 zu­nächst als stell­ver­tre­ten­des Mit­glied an, vom 18.1.1922 bis zur Auf­he­bung des Staats­rats 1933 als re­gu­lä­res Mit­glied, zu­dem war er stell­ver­tre­ten­der Vor­sit­zen­der der Zen­trums­frak­ti­on im Staats­rat. 1929 war er ei­ner der Haupt­re­fe­ren­ten des Staats­rats für die kom­mu­na­le Neu­ord­nung des rhei­nisch-west­fä­li­schen In­dus­trie­ge­biets. Dem Reichs­vor­stand des Zen­trums ge­hör­te er von 1922 bis 1933 an. Mit der of­fi­zi­el­len Par­tei­li­nie kam El­fes öf­ter in Kon­flikt, et­wa in der Fra­ge der Fürs­ten­ent­eig­nung, auch setz­te er sich nach­drück­lich für die Ein­füh­rung von Ein­heits­ge­werk­schaf­ten ein.

Be­dingt durch den Ers­ten Welt­krieg und die in­nen­po­li­ti­schen Wir­ren der Nach­kriegs­zeit - im Rhein­land kam noch die al­li­ier­te Be­sat­zung hin­zu - konn­te die längst über­fäl­li­ge Ver­staat­li­chung der Po­li­zei­ver­wal­tun­gen im rhei­nisch-west­fä­li­schen In­dus­trie­ge­biet erst in den 1920er Jah­ren er­fol­gen: Düs­sel­dorf (1.7.1926), Duis­burg (1.3.1927), Kre­feld, Mön­chen­glad­bach (1.7.1927). Hin­sicht­lich des ge­nau­en Be­ginns der Über­lei­tung der kom­mu­na­len auf die staat­li­che Po­li­zei­ver­wal­tung in Kre­feld blei­ben wir einst­wei­len auf Mut­ma­ßun­gen an­ge­wie­sen. Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Jo­han­nes Jo­han­sen be­rich­te­te im April 1927, dass ihm als Ter­min für die Durch­füh­rung der Ver­staat­li­chung der Po­li­zei zu­nächst schon der 1.8.1926 be­zeich­net wor­den sei, tat­säch­lich ver­zö­ger­te sich die Ver­staat­li­chung bis zum 1.7.1927.

En­de 1926 mel­de­te die Nie­der­rhei­ni­sche Volks­zei­tung, dass El­fes „zum ers­ten Po­li­zei­prä­si­dent in Kre­feld er­nannt wor­den“ sei. Nach El­fes‘ Auf­zeich­nun­gen sei er von In­nen­mi­nis­ter Al­bert Grzes­in­ski (1879-1947) als Po­li­zei­prä­si­dent zu­nächst für Mön­chen­glad­bach, dann für Kre­feld in Aus­sicht ge­nom­men wor­den, so­dann zur Ein­ar­bei­tung in die Ge­schäf­te der staat­li­chen Po­li­zei­ver­wal­tung ab 15.3.1927 beim Po­li­zei­prä­si­di­um in Reck­ling­hau­sen pro­be­wei­se be­schäf­tigt wor­den.

Mit dem Wirk­sam­wer­den der Ver­staat­li­chung der Po­li­zei in Kre­feld am 1.7.1927 wur­de El­fes „kom­mis­sa­risch mit der Ver­wal­tung der Stel­le des Po­li­zei­prä­si­den­ten in Kre­feld be­auf­trag­t“ und zum 1.12.1927 de­fi­ni­tiv er­nannt. Bei sei­ner Amts­ein­füh­rung durch den Lei­ter der Po­li­zei­ab­tei­lung im Preu­ßi­schen Mi­nis­te­ri­um des In­nern, Erich Klau­se­ner, ver­sprach er, in sei­nem Amt ei­ne un­par­tei­ische Hal­tung ein­zu­neh­men, sei­ne Zu­ge­hö­rig­keit zur ka­tho­li­schen Kir­che und zum Zen­trum sei­en sei­ne „per­sön­li­che Über­zeu­gun­g“. Er kün­dig­te an, ge­gen die­je­ni­gen vor­zu­ge­hen, die sich ge­walt­tä­tig ge­gen die re­pu­bli­ka­ni­sche Ord­nung er­he­ben wür­den, was in den fol­gen­den Jah­ren durch Geg­ner der Re­pu­blik von rechts und links zu­neh­mend auf die po­li­zei­li­che Agen­da rück­te. Den­noch ge­riet El­fes - der kon­kre­te An­lass war nicht zu er­mit­teln - in­di­rekt in das Vi­sier von Karl Kraus (1874-1936), der in der „Drit­ten Wal­pur­gis­nach­t“ no­tier­te: „Die Po­li­zei­prä­si­den­ten von Kre­feld und von Mün­chen-Glad­bach ha­ben die Ab­schaf­fung der Gum­mi­knüp­pel an­ge­ord­net, mit der Be­grün­dung, daß die­se Waf­fe ei­nes Kul­tur­vol­kes un­wür­dig ist.“ (Karl Kraus, Schrif­ten, Band 12, Frank­furt a.M. 1989, S. 208).

Die Schlag­kraft der bis da­hin re­pu­bli­ka­nisch ge­sinn­ten preu­ßi­schen Po­li­zei war durch den „Preu­ßen­schlag“ vom 20.7.1932, durch den auch die Po­li­zei nun­mehr ei­nem au­to­ri­tä­ren Re­gime un­ter­stellt wur­de, be­ein­träch­tigt wor­den. El­fes sel­ber konn­te von Glück sa­gen, dass er bei dem an­schlie­ßen­den Re­vi­re­ment in vie­len staat­li­chen Lei­tungs­po­si­tio­nen nicht sei­nes Am­tes ent­ho­ben wur­de. Auch im Fe­bru­ar 1933 blieb El­fes er­neut von ei­nem Re­vi­re­ment in zahl­rei­chen Po­li­zei­prä­si­di­en ver­schont, sein de­mo­kra­tisch ge­sinn­ter Ver­tre­ter Voß wur­de je­doch ver­setzt, an sei­ne Stel­le trat der na­tio­nal­ge­sinn­te Re­gie­rungs­as­ses­sor Joa­chim Frei­herr von der Ley­en (1897-1945). Als die SA ei­ne Wahl­kampf­ver­an­stal­tung des Zen­trums mit dem frü­he­ren Reichs­mi­nis­ter Adam Ste­ger­wald (1874-1945) in Kre­feld spreng­te, muss­te die Kre­fel­der Po­li­zei schon ta­ten­los zu­se­hen. Ab An­fang März wur­den auch im Kre­fel­der Po­li­zei­prä­si­di­um die ers­ten Schutz­haft­be­feh­le ge­gen Kom­mu­nis­ten und So­zi­al­de­mo­kra­ten aus­ge­fer­tigt.

Am 25.3.1933 wur­de El­fes durch den Re­gie­rungs­prä­si­den­ten mit Wir­kung vom fol­gen­den Ta­ge in den einst­wei­li­gen Ru­he­stand ver­setzt; ob dies, wie häu­fi­ger kol­por­tiert, mit sei­ner an­geb­li­chen Wei­ge­rung im Zu­sam­men­hang steht, der NS­DAP bei­zu­tre­ten, ist zwei­fel­haft. Die Dienst­ge­schäf­te über­gab er sei­nem Stell­ver­tre­ter Re­gie­rungs­as­ses­sor von der Ley­en. Die Ent­las­sung aus dem Staats­dienst er­folg­te am 11.9.1933 ge­mäß § 4 des Ge­set­zes zur Wie­der­her­stel­lung des Be­rufs­be­am­ten­tums (als po­li­tisch un­zu­ver­läs­sig) zum 1.10.1933.

In der Fol­ge­zeit war El­fes In­ha­ber ei­nes Ta­bak­la­dens in Kre­feld. Den Na­tio­nal­so­zia­lis­ten galt die­ser La­den als „Gift­bu­de und Wi­der­stands­nes­t“, städ­ti­schen Be­am­ten war der Be­such ver­bo­ten. 1938 gab El­fes das Ge­schäft auf und ar­bei­te­te als Ver­mö­gens­ver­wal­ter der ka­tho­li­schen Pfarr­ge­mein­de St. Ste­phan in Kre­feld und als Ver­tre­ter. Er hat­te Kon­tak­te zum rhei­nisch-ka­tho­li­schen Wi­der­stand (Köl­ner Kreis), auch zum kon­ser­va­ti­ven Wi­der­stand im „Go­er­de­ler-Kreis“, der wie­der­um mit dem mi­li­tä­ri­schen Wi­der­stand rund um Ge­ne­ral­oberst Lud­wig Beck (1880-1944) in Ver­bin­dung stand. Nach dem Schei­tern des Hit­ler-At­ten­tats am 20.7.1944 wur­de El­fes ver­haf­tet, kam je­doch auf Grund der Un­ter­stüt­zung von Po­li­zei­be­am­ten bald wie­der frei. Vor sei­ner er­neu­ten Ver­haf­tung - ein wei­te­rer Haft­be­fehl wur­de am 7. Ok­to­ber er­las­sen - tauch­te er ab und hielt sich bis zur Be­set­zung durch ame­ri­ka­ni­sche Trup­pen in St. Tö­nis ver­bor­gen.

Im Zu­ge des Wie­der­auf­baus der Kre­fel­der Stadt­ver­wal­tung ver­such­te der von den Ame­ri­ka­nern ein­ge­setz­te Bür­ger­meis­ter Dr. Jo­han­nes Step­kes (1884-1966) im März 1945, El­fes als Po­li­zei­de­zer­nen­ten zu ge­win­nen. Die­ser lehn­te je­doch ab, da sich ihm in Mön­chen­glad­bach ei­ne in­ter­es­san­te­re be­ruf­li­che Per­spek­ti­ve er­öff­ne­te: Am 2.4.1945 er­nann­ten ihn die Ame­ri­ka­ner dort zum Ober­bür­ger­meis­ter. Da er sich der Er­nen­nung zum Ober­bür­ger­meis­ter oh­ne Le­gi­ti­ma­ti­on durch ei­ne Wahl wi­der­setzt hat­te, be­stä­tig­te ihn zwei Ta­ge spä­ter ei­ne pro­vi­so­ri­sche Stadt­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung im Amt, das er bis zum Wirk­sam­wer­den der neu­en Kom­mu­nal­ver­fas­sung mit der Dop­pel­spit­ze Ober­bür­ger­meis­ter-Ober­stadt­di­rek­tor in­ne hat­te. Am 9.3.1946 wech­sel­te er in das Amt des Ober­stadt­di­rek­tors, aus dem er je­doch am 17.9.1946 wie­der aus­schied, um Mit­glied der Stadt­ver­tre­tung wer­den zu kön­nen, die ihn am 25.10.1946 zum nun­mehr po­li­ti­schen Ober­bür­ger­meis­ter wähl­te.

An­fang Ja­nu­ar 1948 wur­de ein Miss­trau­ens­an­trag ge­gen El­fes ge­stellt, weil er durch sei­ne „schwan­ken­de Po­li­ti­k“ die Ak­zep­tanz der CDU in der Öf­fent­lich­keit ver­rin­gert ha­be. Da ei­ne Ab­wahl nicht mög­lich war, konn­te El­fes zu­nächst im Amt ver­blei­ben. Nach­dem er aber für die Kom­mu­nal­wahl am 17. Ok­to­ber nicht mehr auf­ge­stellt wor­den war, muss­te er am 3.11.1948 das Amt des Ober­bür­ger­meis­ters nie­der­le­gen.

Mit­te 1948 bis Ja­nu­ar 1950 war er ge­mein­sam mit An­dre­as Her­mes ers­ter Li­zenz­trä­ger und Her­aus­ge­ber der „West­deut­schen Zei­tun­g“. 1945 war er Mit­grün­der der „Par­tei der Ar­beit“ , wie die CDU in Mön­chen­glad­bach zu­nächst hieß; er ge­hör­te dann zu den füh­ren­den Köp­fen des lin­ken Par­tei­flü­gels der CDU. Von 1947 bis 1950 war er Mit­glied des Land­tags von Nord­rhein-West­fa­len, in dem er un­ter an­de­rem dem Ver­fas­sungs­aus­schuss an­ge­hör­te. In der Fra­ge der West­in­te­gra­ti­on und der Wie­der­be­waff­nung der jun­gen Bun­des­re­pu­blik ge­riet er in Kon­flikt zu Kon­rad Ade­nau­er und wur­de 1951 aus der CDU aus­ge­schlos­sen. Schon 1949 hat­te er sich an der Grün­dung der „Ge­sell­schaft für die Wie­der­ver­ei­ni­gung Deutsch­land­s“ be­tei­ligt, die sich für die Auf­nah­me von Ver­hand­lun­gen mit der DDR ein­setz­te.

1952 grün­de­te El­fes ge­mein­sam mit dem frü­he­ren Reichs­kanz­ler Jo­seph Wirth (1879-1956) die au­ßen­po­li­tisch neu­tral aus­ge­rich­te­te „Deut­sche Samm­lun­g“, ab 1953 „Bund der Deut­schen für Ein­heit, Frie­den und Frei­heit“ (BdD), dem er bis 1956 zu­sam­men mit Wirth, von 1956 bis 1963 mit Thea Ar­nold (1882-1966) vor­stand. Für den Deut­schen Bun­des­tag kan­di­dier­te El­fes (je­weils er­folg­los) 1953 für die Ge­samt­deut­sche Volks­par­tei (GVP) in ei­nem Wahl­kreis in NRW und auf den Lan­des­lis­ten in NRW, Bre­men und Rhein­land-Pfalz, 1957 für den Bund der Deut­schen in ei­nem Wahl­kreis und auf der Lan­des­lis­te in NRW, 1961 für die Deut­sche Frie­dens­uni­on (DFU) auf der Lan­des­lis­te in NRW (El­fes hat­te im Jahr zu­vor die DFU mit­be­grün­det). 1964 wur­de er noch Mit­glied des Welt­frie­dens­ra­tes, im sel­ben Jahr er­hielt er die Eh­ren­dok­tor­wür­de der Uni­ver­si­tät Leip­zig. 1968 war er an der Grün­dung des Wahl­bünd­nis­ses Ak­ti­on De­mo­kra­ti­scher Fort­schritt im Vor­feld der Bun­des­tags­wahl 1969 be­tei­ligt.

Als El­fes 1952/1953 am kom­mu­nis­tisch do­mi­nier­ten Kon­gress der Völ­ker für den Frie­den (De­zem­ber 1952) und als deut­scher De­le­gier­ter an ei­ner Ta­gung des Welt­frie­dens­ra­tes (Ju­ni 1953) hat­te teil­neh­men wol­len, war ihm die Ver­län­ge­rung des Rei­se­pas­ses ver­sagt wor­den. Die da­ge­gen er­ho­be­ne Kla­ge blieb bis zum Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt er­folg­los, eben­so die an­schlie­ßen­de Ver­fas­sungs­be­schwer­de. Das El­fes-Ur­teil des Bun­ders­ver­fas­sungs­ge­richts vom 16.1.1957 (BVerfGE 6, S. 32, http-blank://www.ser­vat.uni­be.ch/dfr/bv006032.html) ist noch heu­te ma­ß­geb­lich für Fäl­le, in de­nen aus au­ßen­po­li­ti­schen Grün­den die Aus­rei­se­frei­heit (Aus­fluss der all­ge­mei­nen Hand­lungs­frei­heit, Art. 2 Abs. 1 GG) ein­ge­schränkt wer­den soll.

Wil­helm El­fes ver­starb am 22.11.1969 in Mön­chen­glad­bach. Zwei Ta­ge spä­ter in­for­mier­te das Po­li­zei­prä­si­di­um Mön­chen­glad­bach un­ter an­de­rem das In­nen­mi­nis­te­ri­um hier­von; fe­der­füh­rend war das 14. Kom­mis­sa­ri­at, zu­stän­dig für po­li­ti­sche De­lik­te.

Quellen

Teil­nach­läs­se be­fin­den sich im Stadt­ar­chiv Mön­chen­glad­bach und im Lan­des­ar­chiv NRW, Abt. Rhein­land

Literatur

Wil­helm El­fes: Po­li­zei­prä­si­dent in Kre­feld 1927-1933, in: Die Hei­mat. Kre­fel­der Jahr­buch 39 (1968), S. 53-64.
Es­ser, Al­bert, Wil­helm El­fes 1884–1969. Ar­bei­ter­füh­rer und Po­li­ti­ker, Mainz 1990.
Lil­la, Joa­chim, Kre­fel­der Ab­ge­ord­ne­te, Kre­feld 2000, S. 236-237.
Lil­la,Joa­chim, Der Preu­ßi­sche Staats­rat 1921–1933. Ein bio­gra­phi­sches Hand­buch. Mit ei­ner Do­ku­men­ta­ti­on der im „Drit­ten Reich“ be­ru­fe­nen Staats­rä­te, Düs­sel­dorf 2005, S. 38-39.
Furth, Rai­ner Wil­helm El­fes. Kre­fel­der Po­li­zei­prä­si­dent und Wi­der­ständ­ler, in: Die Hei­mat. Kre­fel­der Jahr­buch 80 (2009), S. 26–28.
In­ter­na­tio­na­les Bio­gra­phi­sches Ar­chiv 46/1978 vom 6. No­vem­ber 1978.
Löhr, Wolf­gang, Mön­chen­glad­bach im 19./20. Jahr­hun­dert, in: Lo­ca De­si­de­ra­ta. Mön­chen­glad­ba­cher Stadt­ge­schich­te, Band 3.1, Köln 2003, S. 9–240, hier: S. 206–213.
Ro­meyk, Horst, Die lei­ten­den staat­li­chen und kom­mu­na­len Ver­wal­tungs­be­am­ten der Rhein­pro­vinz 1816–1945, Düs­sel­dorf 1994, S. 431-432.

Wilhelm Elfes (2. von rechts) bei einer Tagung des Reichsvorstandes der Zentrumspartei, um 1930. (Stadtarchiv Krefeld)

 
Zitationshinweis

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Lilla, Joachim, Wilhelm Elfes, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/wilhelm-elfes/DE-2086/lido/57c6a2bdaf3c55.12811993 (abgerufen am 19.04.2024)