Johann Peter Joseph Monheim

Apotheker, Chemiker, Politiker (1786–1855)

Tanja Junggeburth (Bonn)

Johann Peter Joseph Monheim, Porträt, Gemälde, um 1826.

Jo­hann Pe­ter Jo­seph Mon­heim war ein deut­scher Apo­the­ker des frü­hen 19. Jahr­hun­derts, der sich zu­dem als Wis­sen­schaft­ler und Po­li­ti­ker be­tä­tig­te.

Jo­hann Pe­ter Jo­seph Mon­heim wur­de am 23.5.1786 als ers­tes von vier Kin­dern des Ehe­paars An­dre­as (1750-1804) und Ger­trud Mon­heim (1751-1814), ge­bo­re­ne Peusch­gens, in Aa­chen ge­bo­ren und ge­hör­te der zwei­ten Ge­ne­ra­ti­on der Mon­heims in Aa­chen an. Sein Va­ter war aus Köln zu­ge­wan­dert, wo sich der Na­me Mon­heim seit dem 14. Jahr­hun­dert nach­wei­sen lässt. An­dre­as Mon­heim hat­te den Be­ruf des Apo­the­kers er­lernt und En­de der 1770er Jah­re auf dem Hüh­ner­markt in Aa­chen die da­ma­li­ge Ad­lerapo­the­ke im Co­eberg’schen Stock­haus über­nom­men. Von Ok­to­ber 1797 bis März 1798 war er der letz­te Bür­ger­meis­ter der frei­en Reichs­stadt Aa­chen.

Sein Sohn Jo­hann Pe­ter Jo­seph be­such­te das reichs­städ­ti­sche Ma­ri­en­gym­na­si­um. Er zähl­te zu den bes­ten Schü­lern sei­nes Jahr­gangs und er­lern­te be­reits in sei­ner Ju­gend die la­tei­ni­sche, fran­zö­si­sche und grie­chi­sche Spra­che. 1803 nahm er in Köln zu­nächst das Stu­di­um der Phi­lo­so­phie auf und be­such­te un­ter an­de­rem Vor­le­sun­gen bei Fried­rich von Schle­gel (1772-1829). Im fol­gen­den Jahr be­gann er zu­sätz­lich ei­ne zwei­jäh­ri­ge Leh­re in der dor­ti­gen Pa­ra­dies­apo­the­ke, um nach dem frü­hen Tod des Va­ters 1804 mög­lichst bald die Aa­che­ner Apo­the­ke über­neh­men zu kön­nen. Par­al­lel be­such­te er so­wohl ge­schicht­li­che als auch na­tur­wis­sen­schaft­li­che und ma­the­ma­ti­sche Vor­le­sun­gen, et­wa bei dem Arzt, Ma­the­ma­ti­ker und Phy­si­ker Chris­ti­an Kramp (1760-1826). 1806 ging er zum Stu­di­um nach Pa­ris, wo er als As­sis­tent des Che­mi­kers und Ana­ly­ti­kers Louis-Ni­co­las Vau­que­lin (1763-1829) ar­bei­te­te, der un­ter an­de­rem das Chrom und das Be­ryl­li­um ent­deckt hat­te.

1809 kehr­te Jo­hann Pe­ter Jo­seph Mon­heim 23-jäh­rig nach Aa­chen zu­rück und führ­te – laut Tei­lungs­akt zwi­schen ihm, sei­ner Mut­ter und sei­ner Schwes­ter – die vä­ter­li­che Apo­the­ke auf ei­ge­ne Rech­nung wei­ter; sein Apo­the­ker­ex­amen leg­te er zwei Jah­re spä­ter in Pa­ris ab. Eben­falls 1809 hei­ra­te­te Jo­hann Pe­ter Jo­seph Mon­heim sei­ne Frau Lu­cia Do­ro­thea (1790-1848), ge­bo­re­ne Emonts. Aus der Ehe gin­gen neun Kin­der her­vor, un­ter an­de­re­m Leo­nard Mon­heim. Zu­dem nahm die Fa­mi­lie noch zwei Nef­fen und Pa­ten­kin­der auf.

1810 gab er ge­mein­sam mit Ger­hard Reu­mont die Schrift „Ana­ly­se des eaux sul­fu­r­eu­ses d’Aix-la-Cha­pel­le" her­aus. In den fol­gen­den Jah­ren trieb Jo­hann Pe­ter Jo­seph Mon­heim in en­ger Ko­ope­ra­ti­on mit Aa­che­ner Ärz­ten die For­schun­gen auf dem Ge­biet der To­xi­ko­lo­gie und Quell­was­ser­ana­ly­se vor­an und ver­öf­fent­lich­te zahl­rei­che wei­te­re Schrif­ten, zum Bei­spiel zu Kris­tal­len, Me­teo­ren und der Her­stel­lung von Arz­nei­mit­teln. Sein Haupt­werk „Die Heil­quel­len von Aa­chen, Burt­scheid, Spaa, Malme­dy und Heil­stein, in ih­ren his­to­ri­schen, geo­gnos­ti­schen, phy­si­schen, che­mi­schen und me­di­zi­ni­schen Be­zie­hun­gen" er­schien 1829. Be­reits 1815 hat­te ihn die phi­lo­so­phi­sche Fa­kul­tät der Uni­ver­si­tät Göt­tin­gen zum Dok­tor der Phi­lo­so­phie er­nannt; er war zu­dem Mit­glied zahl­rei­cher wis­sen­schaft­li­cher Ge­sell­schaf­ten. Um das Aus­kom­men sei­nes gro­ßen Haus­halts und die Er­zie­hung und Aus­stat­tung sei­ner Kin­der zu si­chern, wid­me­te sich Jo­hann Pe­ter Jo­seph Mon­heim nicht aus­schlie­ß­lich der Wis­sen­schaft, son­dern bau­te ne­ben der vä­ter­li­chen Apo­the­ke noch wei­te­re ge­schäft­li­che Un­ter­neh­men auf. 1830 grün­de­te er un­ter der Fir­ma „J. P. J. Mon­heim" ein Dro­gen-en-gros-Ge­schäft, des­sen Wa­ren teil­wei­se in dem be­reits von sei­nem Va­ter ge­grün­de­ten La­bo­ra­to­ri­um her­ge­stellt wur­den und kauf­te im glei­chen Jahr das Gut Die­pen­be­n­den (Stadt Aa­chen), in dem ei­ne Far­ben­fa­brik be­trie­ben wur­de, 1833 grün­de­te er schlie­ß­lich ein Dro­gen- und Ma­te­ri­al­wa­ren De­tail­ge­schäft. Sein ge­schäft­li­ches In­ter­es­se galt frei­lich auch an­de­ren gro­ßen Wirt­schafts­un­ter­neh­men sei­ner Zeit, so zum Bei­spiel der Aa­che­ner und Mün­che­ner Feu­er-Ver­si­che­rungs-Ge­sell­schaft, der Rhei­ni­schen Ei­sen­bahn­ge­sell­schaft und der Aa­che­ner Bau­ge­sell­schaft, an de­ren Lei­tung und Ak­ti­en­ka­pi­tal sich Jo­hann Pe­ter Jo­seph Mon­heim be­tei­lig­te.

Da­bei ent­sprach die Tat­sa­che, dass die Hälf­te des Rein­ge­winns der Aa­che­ner und Mün­che­ner Feu­er-Ver­si­che­rungs-Ge­sell­schaft wohl­tä­ti­gen Zwe­cken zu Gu­te kom­men soll­te, der so­zi­al­po­li­ti­schen Grund­an­schau­ung Jo­hann Pe­ter Jo­seph Mon­heims. Ne­ben sei­nem Be­ruf und sei­nen wis­sen­schaft­li­chen Ar­bei­ten setz­te er sich ins­be­son­de­re für ar­me und un­heil­bar kran­ke Men­schen ein: So war er un­ter an­de­rem von et­wa 1817 bis 1830 Mit­glied der Ar­men­ver­wal­tungs­kom­mis­si­on (da­nach Eh­ren­mit­glied auf Le­bens­zeit), wirk­te ma­ß­geb­lich an der Grün­dung des Aa­che­ner Vin­zenz-Spi­tals (1823) und am Auf­bau des Ma­ri­an­nen­in­sti­tuts (1830), ei­ner Ent­bin­dungs­an­stalt für ar­me ver­hei­ra­te­te Frau­en, mit und en­ga­gier­te sich für die städ­ti­sche Ar­beits­an­stalt. Sein En­ga­ge­ment brach­te Jo­hann Pe­ter Jo­seph Mon­heim gro­ße An­er­ken­nung und zahl­rei­che Eh­run­gen ein, un­ter an­de­rem er­hielt er 1824 vom preu­ßi­schen Kö­nig Fried­rich Wil­helm III. (Re­gie­rungs­zeit 1797-1840) das All­ge­mei­ne Eh­ren­zei­chen 1. Klas­se.

Sei­ne Apo­the­ke war of­fen­sicht­lich so gut or­ga­ni­siert, dass er sich län­ge­re Ab­we­sen­hei­ten er­lau­ben und zu­sätz­lich zu ei­nem sei­nem ka­ri­ta­ti­ven Ein­satz auch im Kir­chen­vor­stand sei­ner Pfar­re St. Foil­lan und im Ge­sund­heits­we­sen en­ga­gie­ren konn­te, wo er als Me­di­zi­nal­as­ses­sor die Be­hör­den bei­spiels­wei­se in Fra­gen der Ein­rich­tung me­di­zi­ni­scher An­stal­ten und der Aus­bil­dung von Fach­per­so­nal be­riet.

Ein wohl kaum ab­zu­strei­ten­der Ehr­geiz und das Stre­ben nach öf­fent­li­cher An­er­ken­nung lie­ßen Jo­hann Pe­ter Jo­seph Mon­heim zu­dem ein po­li­ti­sches En­ga­ge­ment reiz­voll er­schei­nen. Von 1832 bis 1850 setz­te er sich als Mit­glied des Aa­che­ner Stadt­rats für die In­ter­es­sen der Stadt und ih­rer Bür­ger ein, von 1826 bis 1843 ver­trat Mon­heim sei­ne Hei­mat­stadt als Ab­ge­ord­ne­ter im Rhei­ni­schen Pro­vin­zi­al­land­tag. Hier brach­te er vor al­lem Pe­ti­tio­nen zum Ge­richts­we­sen, zu Fi­nanz- und Steu­er-, Han­dels- und Wirt­schafts­fra­gen, zum Ar­men­we­sen, zur Ge­stal­tung des Wahl­ge­set­zes so­wie zu Fra­gen re­li­giö­ser In­to­le­ranz und An­grif­fen auf ka­tho­li­sche In­sti­tu­tio­nen ein. Ins­be­son­de­re in die Dis­kus­sio­nen um die Ver­haf­tung des Köl­ner Erz­bi­schof­s Cle­mens Au­gust von Dros­te zu Vi­sche­ring („Köl­ner Wir­ren") griff Mon­heim ein und setz­te sich auch per­sön­lich beim Kö­nig für den Erz­bi­schof ein. Doch selbst in die­ser kon­tro­vers und hef­tig ge­führ­ten Aus­ein­an­der­set­zung zeig­te sich bei Mon­heim kein An­zei­chen von Staats­ver­dros­sen­heit oder Ab­leh­nung ge­gen­über Preu­ßen und dem Kö­nigs­haus. Er galt zeit­le­bens als streng gläu­bi­ger, auf­rich­ti­ger und treu­er Un­ter­tan sei­nes Kö­nigs.

Werke (Auswahl)

Che­mi­sche Ab­hand­lung über die Aa­chen ge­fun­de­ne ge­die­ge­ne Ei­sen-Mas­se, Aa­chen 1816.
Ana­ly­se des eaux sul­fu­r­eu­ses d’Aix-la-Cha­pel­le, Aa­chen 1810.
Die Heil­quel­len von Aa­chen, Burt­scheid, Spaa, Malme­dy und Heil­stein, in ih­ren his­to­ri­schen, geo­gnos­ti­schen, phy­si­schen, che­mi­schen und me­di­zi­ni­schen Be­zie­hun­gen, Aa­chen 1829.

Literatur (Auswahl)

Dam­blon, Hein­rich, 1857–1907. Fest­schrift zum 50 jäh­ri­gen Be­ste­hen der Fir­ma Leo­nard Mon­heim Aa­chen. Den Freun­den des Hau­ses ge­wid­met, Aa­chen 1907.
Mon­heim, Fe­lix, J. P. J. Mon­heim 1786–1855. Apo­the­ker und Che­mi­ker, so­zi­al en­ga­gier­ter Bür­ger und Po­li­ti­ker zu Aa­chen, Aa­chen 1981.

Online

Haa­gen, Fried­rich, „Mon­heim, Jo­hann Pe­ter Jo­seph", in: All­ge­mei­ne Deut­sche Bio­gra­phie 22 (1885), S. 168-169. [On­line]

 
Zitationshinweis

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Junggeburth, Tanja, Johann Peter Joseph Monheim, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/johann-peter-joseph-monheim/DE-2086/lido/57c94fb461fb17.18673319 (abgerufen am 29.03.2024)