Suitbert

Missionar (gestorben 713)

Wolfgang Rosen (Köln)

Der heilige Suitbert, Radierung, um 1694.

Der an­gel­säch­si­sche Mönch und Mis­si­ons­bi­schof Suit­bert (auch die Na­mens­for­men Suid­bert/Suit­ber­tus/Swid­bert/Suid­bercht/Suid­berht sind über­lie­fert) mis­sio­nier­te En­de des 7. be­zie­hungs­wei­se An­fang des 8. Jahr­hun­derts im Be­reich des heu­ti­gen Ruhr­ge­bie­tes und grün­de­te das Klos­ter und nach­ma­li­ge Stift Kai­sers­werth. Sein Fest­tag ist der 1. März.

Suit­bert ge­hör­te zu den Män­nern aus dem iri­schen Klos­ter Rath­mel­si­gi (Con­nacht), wo er auch aus­ge­bil­det wor­den war, die 690 den Mis­sio­nar Wil­li­brord (um 658-739) zum Fest­land be­glei­te­ten. Sie lan­de­ten an der Rhein­mün­dung und zo­gen zu­nächst in das von Pip­pin dem Mitt­le­ren (640/650-714) zu­rück­er­ober­te Ge­biet bei Ut­recht, um die Frie­sen zu be­keh­ren. Auf­grund der fort­lau­fen­den krie­ge­ri­schen Aus­ein­an­der­set­zun­gen zwi­schen dem Frie­sen Rad­bod (Re­gie­rungs­zeit 679-719) und den Fran­ken zo­gen die an­gel­säch­si­schen Mis­sio­na­re an­schlie­ßend in den süd­lich des Rheins ge­le­ge­nen Teil Fries­lands, das frän­kisch be­herrscht wur­de und ein Ge­biet zwi­schen Schel­de­mün­dung und Lek um­fass­te; mög­lich ist aber auch, dass die Grup­pe, die un­ter dem Schutz Pip­pins stand, zu­dem im noch nicht frän­ki­schen Fries­land tä­tig war. Für kur­ze Zeit ging Suit­bert noch ein­mal auf die In­sel und wirk­te im eng­li­schen Kö­nig­reich Mer­cia.

Wil­li­brord be­gab sich ver­mut­lich 692 zu Papst Ser­gius I. (Pon­ti­fi­kat um 687-701) nach Rom, um sich dort die Mis­si­on ge­neh­mi­gen zu las­sen. Be­vor er nach Rom reis­te, wähl­ten die Ge­fähr­ten Suit­bert zu ih­rem An­füh­rer und Bi­schof; 692 oder 693 ließ sich Suit­bert von Wil­frid von York (cir­ca 634-709), zu dem er in ei­ner en­ge­ren Be­zie­hung stand, zum Mis­si­ons­bi­schof or­di­nie­ren. Die­se Ent­wick­lun­gen las­sen auf ei­nen ge­wis­sen Er­folg der Mis­si­ons­tä­tig­keit schlie­ßen. Den­noch konn­ten auch nach der Rück­kehr Wil­li­brords aus Rom die Mis­sio­na­re nicht un­ge­stört wir­ken, da es wei­te­re Kämp­fe zwi­schen Fran­ken und Frie­sen gab. Ut­recht soll­te nun Bi­schofs­sitz und Wil­li­brord der Ober­hir­te (695) wer­den. Bald da­nach – ver­mut­lich 696 (nach­dem Wil­li­brord von ei­ner zwei­ten Rom­rei­se zu­rück­ge­kehrt war) – be­gab sich Suit­bert mit ei­ni­gen Ge­fähr­ten in das Ge­biet der Bruk­te­rer im süd­li­chen West­fa­len (wahr­schein­lich das Ge­biet zwi­schen Lip­pe und Ruhr), um dort zu mis­sio­nie­ren. Hier wirk­te er wohl zu­nächst er­folg­reich. Al­ler­dings wur­den die Be­mü­hun­gen durch Über­fäl­le von en­gri­schen und west­fä­li­schen Sach­sen – ver­mut­lich ab et­wa 695 – zu­nich­te ge­macht.

Um 695/700 schenk­te Haus­mei­er Pip­pin II., wohl auf Bit­te sei­ner Gat­tin Plek­trud, dem aus dem Ge­biet der Bruk­te­rer ge­flo­he­nen Suit­bert ein Kö­nigs­gut („lo­cus man­sio­nis") auf ei­ner Rhein­in­sel („Auf dem Weerth", „in li­to­re") beim heu­ti­gen Kai­sers­werth (heu­te Stadt Düs­sel­dorf) und grün­de­te hier ein K­los­ter. Ob der An­gel­sach­se dar­über hin­aus noch wei­te­res Ei­gen­tum für das Klos­ter (un­ter an­de­rem in Rhein­brohl und Lank) er­hal­ten hat­te, ist un­si­cher. Suit­bert ist so­mit Grün­der des Klos­ters und nach­ma­li­gen Stifts Kai­sers­werth – ei­nes der äl­tes­ten geist­li­chen In­sti­tu­te am Nie­der­rhein. Er ging da­mit nicht – wie ei­ne Rei­he an­de­rer an­gel­säch­si­scher Mis­sio­na­re – auf die In­sel zu­rück, son­dern wähl­te den Grenz­be­reich des frän­ki­schen Au­st­ra­si­ens an der Gren­ze zum säch­si­schen Ge­biet am Hell­weg als Tä­tig­keits­feld im Schutz der frän­ki­schen Herr­scher. Al­ler­dings hin­ter­ließ die­se Mis­si­ons­tä­tig­keit kei­ne Spu­ren.

Der Chro­nist Be­da Ve­nera­bi­lis (673/674-735) cha­rak­te­ri­sier­te Suit­bert als „Mann von be­schei­de­nem We­sen und sanf­tem Her­zen" (vir mo­de­s­tus mo­ri­bus et man­su­e­tus cor­de). Am 1.3.713 starb Suit­bert in Kai­sers­werth und wur­de mit gro­ßer Si­cher­heit auch in sei­ner Kir­che be­gra­ben. Seit 1264 ru­hen die Ge­bei­ne Suit­berts in ei­nem kost­ba­ren, im 14. Jahr­hun­dert er­wei­ter­ten Schrein in der frü­he­ren Stifts- und jet­zi­gen Pfarr­kir­che von Kai­sers­werth. Die­ser Schrein ge­hört zu den be­deu­tends­ten mit­tel­al­ter­li­chen Re­li­qui­en­schrei­nen des Rhein-Maas­ge­bie­tes.

Wil­li­brord ver­zeich­ne­te den To­des­tag Suit­berts in sei­nem Fest­ka­len­der, Al­ku­in (um 730-804) hob ihn in sei­nem „Ge­dicht über die Hei­li­gen der Kir­che von York" be­son­ders her­vor. Ins­ge­samt ist die Quel­len­la­ge über Suit­bert al­ler­dings schlecht. Die Über­lie­fe­rung be­schränkt sich im We­sent­li­chen auf die von Be­da Ve­nera­bi­lis 731 an­ge­schlos­se­ne Kir­chen­ge­schich­te des Vol­kes der An­geln; Be­da hob Suit­bert aus der Schar der Ge­fähr­ten Wil­li­brords her­vor und wid­me­te ihm be­son­de­re Be­ach­tung. Ei­ne im 13. oder 14. Jahr­hun­dert ent­stan­de­ne Vi­ta und wei­te­re Quel­len des spä­te­ren Mit­tel­al­ters be­haup­ten, dass Suit­bert zu­dem in Rhein­brohl, bei Jü­lich und im Ber­gi­schen Land ge­wirkt ha­ben soll; doch könn­ten le­dig­lich die Suit­ber­tus-Tra­di­ti­on der Ra­tin­ger Kir­che und das wo­mög­lich ins 8. Jahr­hun­dert zu­rück­rei­chen­de Al­ter ei­ner Vor­gän­ger­kir­che auf Mis­si­on und Kir­chen­or­ga­ni­sa­ti­on im rechts­rhei­ni­schen Kai­sers­wer­t­her Vor­feld hin­wei­sen.

Quellen

Be­da Ve­nera­bi­lis, His­to­ria eccle­si­as­ti­ca gen­tis Anglo­rum V 11. Hg. von Ber­tram Colgra­ve/R. A. B. My­nors: Be­de´s Eccle­si­as­ti­cal His­to­ry of the English Peop­le. Ox­ford 1969, S. 484–486.
Be­da der Ehr­wür­di­ge, Kir­chen­ge­schich­te des eng­li­schen Vol­kes. Über­setzt von Gün­ter Spitz­bart. Darm­stadt 1982, S. 460–462.
Kel­le­ter, Hein­rich (Be­arb.), Ur­kun­den­buch des Stif­tes Kai­sers­werth, Bonn 1904.

Literatur

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Frei­se, Eck­hard. Das Früh­mit­tel­al­ter bis zum Ver­trag von Ver­dun, in: Kohl, Wil­helm (Hg.), West­fä­li­sche Ge­schich­te I, Düs­sel­dorf 1983, S. 275-335, hier S. 290.
Ger­chow, Jan, Die Ge­den­küber­lie­fe­rung der An­gel­sach­sen. Ber­lin/New York 1988, S. 199-206.
Ma­dey, Jo­han­nes, „Suit­bert", in: Bio­gra­phisch-Bi­blio­gra­phi­sches Kir­chen­le­xi­kon 11 (1996), Sp. 241-242.
Red­lich, Ot­to R., Die Be­deu­tung von Stift und Burg Kai­sers­werth für Kir­che und Reich, in: An­na­len des his­to­ri­schen Ver­eins für den Nie­der­rhein 115 (1929), S. 61-75.
Schä­fer­diek, Knut, Suid­berht von Kai­sers­werth, in: Düs­sel­dor­fer Jahr­buch 66 (1995), S. 1-21.
Schief­fer, Theo­dor, Suit­bert, in: Le­xi­kon für Theo­lo­gie und Kir­che, 2. Auf­la­ge, Band 9, Frei­burg 1964, Sp. 1159.
Schip­per­ges, Ste­fan, Suid­bert, in: Le­xi­kon des Mit­tel­al­ters, Band 8, Mün­chen 1997, Sp. 298.
Spre­ckel­mey­er, Gos­win, Suit­bert, in: Le­xi­kon für Theo­lo­gie und Kir­che, 3. Auf­la­ge, Band 9, Frei­burg/Ba­sel/Wien/Rom 2000, Sp. 1105.
Strick, Gün­ther, Das Kol­le­gi­at­stift St. Suit­bert zu Kai­sers­werth von der Grün­dung bis zum Aus­gang des Mit­tel­al­ters, Dis­ser­ta­ti­on Bonn 1955.

Online

Der Hei­li­ge Suit­ber­tus (Bio­gra­phi­sche In­for­ma­ti­on auf der Web­site des Pfarr­ver­ban­des Ang­er­land-Kai­sers­werth). [On­line]

 
Zitationshinweis

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Rosen, Wolfgang, Suitbert, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/suitbert/DE-2086/lido/57c9597da51426.96481952 (abgerufen am 28.03.2024)