Rheinischer Städteatlas Brühl. Teil 2: Topographie

Topographie

Brühl aus der Vogelschau um 1610 von Abraham Hogenberg. (Aus Rheinische Heimatbücher, hg. v. Fr. A. Jungbluth, Heft 1 Brühl, Bonn 1921)

2. 1 Burg

1168/90 Bau ei­ner cur­tis ca. 200 m öst­lich der Stra­ße nach Köln (I 4), in ei­ner Nie­de­rung am Ran­de ei­nes (wohl schon be­ste­hen­den) erz­bi­schöf­li­chen Wild­parks (1288 di­re­ga­ert (REK III 3186); vgl. auch II 2) durch den Köl­ner Erz­bi­schof Phil­ipp von Heins­berg (I 3), die zwi­schen 1285 und 1295 wohl im Zu­ge des Stadt­auf­bau­es durch Erz­bi­schof Sieg­fried von Wes­ter­burg zum ca­s­trum aus­ge­baut wor­den ist (I 4)
Zwei­tei­li­ge Was­ser­burg au­ßer­halb der Stadt, aber im Ver­bund mit dem öst­li­chen Teil der Stadt­be­fes­ti­gung (Ta­fel 1, Ge­samt­plan von Schlaun), als Vor­gän­ger­an­la­ge des heu­ti­gen, seit 1725 er­bau­ten ba­ro­cken Schlos­ses Au­gus­tus­burg (Renard)
Um 1530 Aus­bau des Wirt­schafts­ho­fes der Vor­burg zu Ver­wal­tungs­ge­bäu­den (RhSuUB 82) (III 9) und Er­wer­bung ei­ner wüs­ten Hof­stät­te in der Stadt (Ecke Markt und Schloss­stra­ße), die zum neu­en Burg­hof aus­ge­baut wur­de (BrHb 114, 1957, S. 34). Seit 1730 Haus­käu­fe im Nord­os­ten der Stadt (Bur­ba­cher Hof) zur Er­wei­te­rung der Schloss­an­la­ge (LAV NRW R Kk 5511, 5532, 5553)

2. 2 Vorstädtische Entwicklung, Siedlungsentwicklung, Befestigung

Die in­mit­ten der zum Teil weit äl­te­ren Orts­tei­le Pings­dorf (I 2; 7. Jahr­hun­dert Pin­nes­dorp, REK I 46), Ba­dorf (I 2; 1213 Bee­dorp, StaK Dom­stift 67), Eck­dorf (I 2; 1200 Ek­ke­dorp, UB Ge­org, S. 281), Geil­dorf (1176 Gei­le­ge­dorp, Gys­se­ling, S. 391), Schwa­dorf (1109 Su­au­ent­horp, NrhUB I 27), Pal­mers­dor­fer­hof (929 Pal­mer­storp, REK I 323), Vo­chem (1067 Uo­chena, REK I 970), und Mer­re­che/Kier­berg (I 6) ge­le­ge­ne Sied­lung Brühl ist auf erz­bi­schöf­li­chen Are­al am nord­west­li­chen Ran­de ei­nes um­mau­er­ten erz­bi­schöf­li­chen Wild­par­kes bzw. Tier­gar­tens (II 1 und Ta­fel 1, Brühl aus der Vo­gel­schau um 1610; 1325 lu­cus­gu­lus, (Arch Gracht 208) wohl aus lu­cus und bro­gi­lus, da­her auch wohl der Orts­na­me „der Bru­el“) wahr­schein­lich im 12. Jahr­hun­dert ent­stan­den. Der Wild­park war ein Teil des durch Kö­nig Lud­wig dem Köl­ner Erz­bi­schof über­tra­ge­nen Wild­ban­nes (Be­stä­ti­gung von 973 (REK I 510)
Nach dem En­de des 12. Jahr­hun­derts durch Erz­bi­schof Phil­ipp von Heins­berg  er­folg­ten Bau der cur­tis Brühl (II 1) seit Mit­te des 13. Jahr­hun­derts die Ent­wick­lung zur plan­mä­ßig an­ge­leg­ten Stadt (1285 Stadt­rechts­ver­lei­hung, III 3) mit recht­ecki­gem Grund­riss, wo­bei die Stadt zur Vor­burg der wohl gleich­zei­tig er­bau­ten erz­bi­schöf­li­chen Burg (II 1) wur­de
Über even­tu­el­len äl­te­ren Sied­lungs­kern beim nicht nä­her be­stimm­ba­ren, aber si­cher au­ßer­halb der Stadt ge­le­ge­nen, 1351 ge­nann­ten an­ti­quum fo­rum (LAV NRW R Ben­den 13) (1442 im 3. Ge­wann 1 Vier­tel Wein­gut ge­hei­schen der Al­de­martErz­bi­schof von Köln  grund­zins­pflich­tig, LAV NRW R Bö­din­gen 66) ist sonst nichts be­kannt. Der im Rhei­ni­schen Städ­te­buch ge­nann­te Sied­lungs­kern im Sü­den der Stadt um Fisch­markt und Hun­tes­gas­se (nicht = Hun­schaft!) ist erst seit 17. Jahr­hun­dert ge­nannt (II 5)
Beim Ab­zug der fran­zö­si­schen Trup­pen 1689 weit­ge­hen­de Zer­stö­rung von Burg und Stadt­be­fes­ti­gung (Renard), die, mit Aus­nah­me der Tor­bau­ten (II 3), nicht wie­der er­rich­tet wor­den ist. Stadt­brän­de 1530 (II 1) und 1689
Bis zur In­dus­tria­li­sie­rung kei­ne we­sent­li­che Aus­deh­nung über den mit­tel­al­ter­li­chen Mau­er­ring hin­weg. Bis zur zwei­ten Hälf­te des 19. Jahr­hun­derts Gar­ten- und Vil­len­stadt rei­cher Köl­ner, dann Aus­deh­nung ins­be­son­de­re nach Wes­ten, Süd­wes­ten und Nord­wes­ten zu den Hän­gen des Vor­ge­bir­ges; all­mäh­li­ches Zu­sam­men­wach­sen mit den Vor­or­ten (Schmidt)

2. 3 Tore

Seit 1299 (LAV NRW R Ben­den 7) zwei To­re ge­nannt: 1371 Col­ner portz (= Köln­tor) und Uyll­portz (= Uhl­tor, StaK Ku­ni­bert 312). Bei­de Tor­bau­ten (Ta­fel 2, Grund­riss) wur­den 1825–28 nie­der­ge­legt

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Plan der Burg um 1725 von J. C. Schlaun. (LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland)

 

2. 5 Straßen, Plätze, Gebäude

Git­ter­för­mi­ges Stra­ßen­netz; die von Sü­den nach Nor­den durch die Stadt füh­ren­de Stra­ße Bonn-Köln ist in der Stadt­mit­te in ih­rem nach Nor­den ver­lau­fen­den Ab­schnitt zu dem heu­te fast recht­ecki­gen Markt­platz ver­brei­tert wor­den (Ta­fel 2, Grund­riss). Am süd­li­chen En­de des 1325 erst­mals ge­nann­ten Mark­tes (fo­rum, Arch Grach 208),  E­cke Stein­weg und Uhl­stra­ße steht das 1563 (BrHbl 23, 1966, S. 11) erst­mals ge­nann­te Rat­haus (Bür­ger­haus)
1325 do­mum dic­tum ca­put car­ni­fi­cis (Arch Gracht 208)
1496 bat­sto­ve an der Uhl­stra­ße (AHVN 34, 1879, S. 154)

Die von den To­ren zum Markt füh­ren­den Teil­stre­cken der Bonn-Köln-Stra­ße sind nach dem Köln­tor Köln­stra­ße (1496 Col­ners­trais­se) und nach dem Töp­fer­vier­tel (V 4) im süd­li­chen Stadt­teil Uhl­stra­ße (um 1440 Uyl­gas­se) ge­nannt. Die­se bei­den Stra­ßen er­schei­nen in den Sim­pel­re­gis­tern des 17. und 18. Jahr­hun­derts als Ge­samt­be­zeich­nung für den nörd­li­chen und den süd­li­chen Stadt­teil, wo­bei der Markt zur Köln­stra­ße zähl­te (StaBr 15 und 15b) 
(1440) Kirch­gas­se, am Markt, up der bach, Burch­gas­se (= 1664 Bour­ba­cher­gas­se, nach dem dort ge­le­ge­nen Hof des Klos­ters Bur­bach, StaBr 15), an dem Wall (LAV NRW R Kk Kart 3)
1618 Fisch­ge­ß­gen (AHVN 34, 1879, S. 160)  = 1669 am Fisch­markt (StaBr 2,4)
1711 Bi­schofs­gas­se (LAV NRW R Bö­din­gen Akt 16)  = 1719 Hun­thes­gas­se (StaBr 2,12) (nach dem dort ge­le­ge­nen erz­bi­schöf­li­chen Hun­de­haus) = heu­te Bö­nin­ger Gas­se (nach dem dort ge­le­ge­nen Hof des Klos­ters Bö­din­gen)
1719 Mal­chems­gas­se (StaBr 2,12)

2. 7 Größe des umwehrten Areals in ha (Nord-Süd und West-Ost-Ausdehnung)

West-Ost 200-250 m, Nord-Süde 500 m = ca. 12 ha

Grundriss der Stadt Brühl im Verhältnis 1 : 2.500 nach der Urkarte von 1821. (LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte)

 
Zitationshinweis

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Flink, Klaus, Rheinischer Städteatlas Brühl. Teil 2: Topographie, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Orte-und-Raeume/rheinischer-staedteatlas-bruehl.-teil-2-topographie/DE-2086/lido/5d316bc85e9b86.93332735 (abgerufen am 20.04.2024)

Auch über Rheinischer Städteatlas Brühl, bearbeitet von Klaus Flink (Lfg. I, Nr. 2, 1972)