Karlheinz Stockhausen

Komponist (1928-2007)

Nina Sträter (Düsseldorf)

Karlheinz Stockhausen im Studio für elektronische Musik des WDR, Oktober 1994, Foto: Kathinka Pasveer. (CC BY-SA 3.0)

Mit sei­ner in­di­vi­du­el­len und un­an­ge­pass­ten Äs­the­tik gilt Karl­heinz Stock­hau­sen als ei­ner der be­deu­tends­ten und ein­fluss­reichs­ten deut­schen Kom­po­nis­ten der Nach­kriegs­zeit. Als ra­di­ka­ler Er­neue­rer in den Kon­zert­sä­len rief er eben­so Be­geis­te­rungs­stür­me wie Skan­da­le her­vor und stell­te sein gan­zes Le­ben kon­se­quent in den Dienst sei­nes Schaf­fens. Über 370 Stü­cke hat er der Nach­welt hin­ter­las­sen, zu de­nen ne­ben Büh­nen- und Or­ches­ter­wer­ken Vo­kal­mu­sik, Kam­mer­mu­sik und elek­tro­ni­sche Kom­po­si­tio­nen ge­hö­ren. Nicht sel­ten wur­de er für sein ex­zen­tri­sches Auf­tre­ten und sei­ne eso­te­risch ge­präg­te Le­bens­wei­se kri­ti­siert oder so­gar ver­spot­tet. Das stellt je­doch sei­ne Be­deu­tung in der Mu­sik­ge­schich­te des 20. Jahr­hun­derts nicht in Fra­ge und hat nichts dar­an ge­än­dert, dass die Schar sei­ner An­hän­ger in der Sze­ne für Neue Mu­sik bis heu­te groß ist.

Ge­bo­ren wur­de Karl­heinz Stock­hau­sen am 22.8.1928 als Sohn des Volks­schul­leh­rers Si­mon Stock­hau­sen (1899-1945) und sei­ner Ehe­frau Ger­trud (1900–1941), ge­bo­re­ne Stupp, in Mö­drath, ei­nem klei­nen, nicht mehr be­ste­hen­den Ort im Braun­koh­le­re­vier west­lich von Köln. Die Fa­mi­lie war ka­tho­lisch. Ob­wohl die El­tern we­nig Geld be­sa­ßen, be­kam der Sohn die Mög­lich­keit Kla­vier zu ler­nen, und so­bald er ge­wis­se Fä­hig­kei­ten auf dem In­stru­ment er­wor­ben hat­te, trug er durch abend­li­ches Spie­len in Knei­pen und bei Ver­eins­fei­ern zum Le­bens­un­ter­halt der Fa­mi­lie bei. Kind­heit und Ju­gend wa­ren über­schat­tet von dem frü­hen Ver­lust sei­ner El­tern: Die Mut­ter, die an De­pres­sio­nen litt, ei­nen Sui­zid­ver­such un­ter­nom­men hat­te und 1932 in die Heil­an­stalt Galk­hau­sen ein­ge­wie­sen wor­den war, wur­de am 27.5.1941 in der Tö­tungs­an­stalt Ha­d­a­mar im Rah­men des NS-Eu­tha­na­sie-Pro­gramms er­mor­det, der Va­ter fiel 1945 im Zwei­ten Welt­krieg. Nach Kriegs­en­de hol­te Stock­hau­sen am Gym­na­si­um in Ber­gisch Glad­bach sein Ab­itur nach und be­gann an der Köl­ner Mu­sik­hoch­schu­le Kla­vier und Schul­mu­sik zu stu­die­ren. Au­ßer­dem schrieb er sich an der Köl­ner Uni­ver­si­tät für Mu­sik­wis­sen­schaft, Phi­lo­so­phie und Ger­ma­nis­tik ein. Um sein Stu­di­um zu fi­nan­zie­ren, trat er als Bar­pia­nist auf oder be­glei­te­te Tanz­stun­den.

An­fang der 1950er Jah­re kam er in Kon­takt mit Wer­ken des Kom­po­nis­ten Oli­vier Mes­sia­en (1908–1992), die ihn nach­hal­tig be­ein­fluss­ten und die 1951 zur Ent­ste­hung von „Kreuz­spiel“ für Oboe, Bass­kla­ri­net­te, Kla­vier und drei Schlag­zeu­ger führ­te. Der deut­li­che Bruch mit der tra­di­tio­nel­len Me­lo­dik, Rhyth­mik und Ge­stal­tung wur­de von dem Pu­bli­kum als so ra­di­kal wahr­ge­nom­men, dass die Ur­auf­füh­rung un­ter Stock­hau­sens Lei­tung in Darm­stadt 1952 mit ei­nem Skan­dal en­de­te. 1952/1953 stu­dier­te er bei Mes­sia­en in Pa­ris; von dort wur­de er durch den Kom­po­nis­ten und Mu­sik­kri­ti­ker Her­bert Ei­merts (1897–1972) zur Mit­ar­beit im Köl­ner Stu­dio für elek­tro­ni­sche Mu­sik ein­ge­la­den, an dem er zu­nächst als Mit­ar­bei­ter tä­tig war, von 1963 bis 1977 als Lei­ter und an­schlie­ßend bis 1990 als Be­ra­ter. Zu sei­nen ers­ten bei­den Pro­duk­tio­nen elek­tro­ni­scher Mu­sik „Stu­die I“ (1953) und „Stu­die II“ (1954) wur­den ein Ar­beits­be­richt und ei­ne voll­stän­di­ge Par­ti­tur ver­öf­fent­licht. In spä­te­ren Jah­ren folg­ten Wer­ke wie „Ge­sang der Jüng­lin­ge“, „Kon­tak­te“, „Hym­nen“, „Si­ri­us“ und „Ok­to­pho­nie“. Wäh­rend vie­le der frü­he­ren elek­tro­ni­schen Kom­po­si­tio­nen bis ins kleins­te De­tail fest­ge­legt wa­ren, ex­pe­ri­men­tier­te Stock­hau­sen spä­ter da­mit, den In­ter­pre­ten im Rah­men der Auf­füh­rung künst­le­ri­schen Spiel­raum zu las­sen. 

Rück­bli­ckend wer­den ins­be­son­de­re Stock­hau­sens elek­tro­ni­sche Kom­po­si­tio­nen als Pio­nier­leis­tun­gen in der Mu­sik­ge­schich­te der Nach­kriegs­zeit an­ge­se­hen. Auch war er ei­ner der ers­ten Kom­po­nis­ten des 20. Jahr­hun­derts, der in sei­nen „Raum­kom­po­si­tio­nen“ ge­zielt den Klang der Räum­lich­kei­ten, in de­nen Mu­sik auf­ge­führt wur­de, mit in die Kon­zep­ti­on sei­ner Wer­ke ein­be­zog. In die­se Ka­te­go­rie ge­hö­ren Stü­cke wie „Grup­pen für drei Or­ches­ter“ (1955–1957), „Car­ré“ (1959–1960) und „Stern­klan­g“ (1971). Die in der Nach­kriegs­zeit auf dem Ge­biet der Neu­en Mu­sik in­ten­siv er­prob­ten se­ri­el­len Kom­po­si­ti­ons­tech­ni­ken fin­den sich bei Stock­hau­sen bei­spiels­wei­se in Wer­ken wie „Kreuz­spiel“, „Punk­te“ oder „Kon­tra-Punk­te“. Et­wa seit den 1950er Jah­ren wur­de er in der Öf­fent­lich­keit ne­ben Pier­re Bou­lez (1925–2016) und Lu­i­gi No­no (1924–1990) als ei­ner der be­kann­tes­ten und wich­tigs­ten Kom­po­nis­ten der Neu­en Mu­sik wahr­ge­nom­men. Zwi­schen Stock­hau­sen und an­de­ren in Köln le­ben­den Kom­po­nis­ten, von de­nen ei­ni­ge eben­falls am Elek­tro­ni­schen Stu­dio des WDR pro­du­zier­ten, kam es zu ei­nem viel­sei­ti­gen künst­le­ri­schen Aus­tausch, so un­ter an­de­rem mit Gott­fried Mi­cha­el Ko­enig (ge­bo­ren 1926), auch ein Pio­nier der elek­tro­ni­schen Mu­sik, Her­bert Ei­mert und dem nach En­de des un­ga­ri­schen Volks­auf­stands ge­flüch­te­ten Györ­gy Li­ge­ti (1923–2006).

Stock­hau­sen, der von dem rhei­nisch-ka­tho­li­schen Mi­lieu sei­ner Hei­mat stark ge­prägt war, be­gann sich et­wa seit den 1960er Jah­ren mit spi­ri­tu­el­lem, eso­te­ri­schem Ge­dan­ken­gut zu be­schäf­ti­gen, wel­ches auch zu­neh­mend Ein­fluss auf sein mu­si­ka­li­sches Schaf­fen und die Wahr­neh­mung sei­ner Per­son in der Öf­fent­lich­keit ge­wann. Hier­von zeu­gen Werk­ti­tel wie bei­spiels­wei­se „Man­tra“, „Stern­klan­g“, „Atem gibt das Le­ben“ und „Si­ri­us“. Auf Äu­ße­run­gen wie das be­kann­te Stock­hau­sen-Zi­tat: „Ich bin auf Si­ri­us aus­ge­bil­det wor­den und will dort auch wie­der hin, ob­wohl ich der­zeit noch in Kür­ten bei Köln woh­ne“, re­agier­ten vie­le Zeit­ge­nos­sen mit Un­ver­ständ­nis und Ab­leh­nung. Sei­ner in­ter­na­tio­na­len Be­rühmt­heit tat dies je­doch kei­nen Ab­bruch. Für die 1970 im ja­pa­ni­schen Osa­ka ver­an­stal­te­te Welt­aus­stel­lung „Ex­po ‘70“ wur­de nach Stock­hau­sens künst­le­ri­schen Plä­nen ein „Ku­ge­lau­di­to­ri­um“, al­so ein ku­gel­för­mi­ger Kon­zert­saal, ge­baut, in wel­chem das Pu­bli­kum von al­len Sei­ten elek­tro­akus­ti­sche Raum­kom­po­si­tio­nen li­ve oder aus Laut­spre­chern er­le­ben konn­te.

 

1977 be­gann Stock­hau­sen mit der Kom­po­si­ti­on sei­nes au­ßer­ge­wöhn­lich um­fang­rei­chen Mu­sik­thea­ter-Zy­klus mit dem Ti­tel „Licht, Die sie­ben Ta­ge der Wo­che“. Erst im Jahr 2003 wur­de das gi­gan­ti­sche Opus fer­tig­ge­stellt, in dem re­li­giö­se, my­thi­sche und au­to­bio­gra­phi­sche As­pek­te ge­bün­delt sind und das mit ei­ner Auf­füh­rungs­dau­er von 29 Stun­den in sei­ner Ge­samt­heit prak­tisch als un­spiel­bar gilt. Die ein­zel­nen sie­ben Tei­le des Wer­kes wur­den zwi­schen 1981 und 2012 in Mai­land, Leip­zig, Köln und Bir­ming­ham pro­du­ziert, an an­de­ren Or­ten wur­den bis­wei­len auch Aus­schnit­te aus dem Werk halb­s­ze­nisch oder kon­zer­tant ge­spielt. Ele­men­te wie der Auf­tritt ei­nes Streich­quar­tetts in vier Hub­schrau­bern, die den Auf­füh­rungs­ort über­flie­gen, tra­gen da­zu bei, dass es nur sel­ten zu Auf­füh­run­gen kommt. Ein im An­schluss an „Lich­t“ be­gon­ne­nes wei­te­res Rie­sen­werk mit dem Ti­tel „Die 24 Stun­den des Ta­ges“ blieb Frag­ment und wur­de 2010 pos­tum an ver­schie­de­nen Or­ten in Köln ur­auf­ge­führt.

Ne­ben sei­ner Tä­tig­keit als Kom­po­nist ar­bei­te­te Stock­hau­sen auch als Päd­ago­ge. So wirk­te er als Do­zent bei den in­ter­na­tio­na­len Fe­ri­en­kur­sen für Neue Mu­sik in Darm­stadt mit, hat­te meh­re­re Gast­pro­fes­su­ren in­ne – un­ter an­de­rem in der Schweiz, den USA, Finn­land und Dä­ne­mark –, un­ter­rich­te­te von 1963 bis 1968 Kom­po­si­ti­on bei den „Köl­ner Kur­sen für Neue Mu­si­k“ an der Rhei­ni­schen Mu­sik­schu­le und grün­de­te ein En­sem­ble, das mit sei­nen Kom­po­si­tio­nen welt­wei­te Tour­ne­en un­ter­nahm. Zwi­schen 1971 und 1977 lei­te­te Stock­hau­sen an der Köl­ner Mu­sik­hoch­schu­le sei­ne ei­ge­ne Kom­po­si­ti­ons­klas­se, zu sei­nen Schü­lern ge­hör­ten un­ter an­de­rem die Kom­po­nis­ten Urs Pe­ter Schnei­der (ge­bo­ren 1939), Ro­bert HP Platz (ge­bo­ren 1951), Cla­rence Bar­low (ge­bo­ren 1945) und Clau­de Vi­vier (1948–1983). Auf­grund sei­ner vie­len Aus­lands­auf­ent­hal­te und sei­ner re­gen Kom­po­si­ti­ons­tä­tig­keit kam es 1977 zum Eklat: Der da­ma­li­ge Wis­sen­schafts­mi­nis­ter von Nord­rhein-West­fa­len, Jo­han­nes Rau, ent­schied, dass Stock­hau­sen sei­ne Auf­ga­ben als Hoch­schul-Pro­fes­sor ver­nach­läs­sigt hat­te und ent­ließ ihn frist­los.

Ne­ben sei­nen viel­fäl­ti­gen an­de­ren Ak­ti­vi­tä­ten war Stock­hau­sen, der wäh­rend sei­nes Stu­di­ums auch dar­über nach­ge­dacht hat­te, den Be­ruf des Schrift­stel­lers zu er­grei­fen (ei­ni­ge sei­ner li­te­ra­ri­schen Ver­su­che hat­ten da­mals zu ei­nem Brief­wech­sel mit Her­mann Hes­se ge­führt), auch als Au­tor von zahl­rei­chen mu­sik­theo­re­ti­schen Schrif­ten prä­sent. 1975 be­gann sei­ne ver­le­ge­ri­sche Tä­tig­keit mit der Grün­dung des Stock­hau­sen-Ver­lags, in wel­chem ne­ben sei­nen Wer­ken und Schrif­ten sei­ne sämt­li­chen Wer­ke auf CD er­schie­nen sind.

Eben­so be­wegt wie Stock­hau­sens be­ruf­li­ches Le­ben ver­lief auch sein pri­va­tes. 1951 hei­ra­te­te er die aus Ham­burg ge­bür­ti­ge Do­ris An­d­reae (ge­bo­ren 1924), mit der er vier Kin­der be­kam. Sein 1957 ge­bo­re­ner Sohn Mar­kus Stock­hau­sen schlug spä­ter die glei­che be­ruf­li­che Lauf­bahn ein wie der Va­ter. Er stu­dier­te an der Mu­sik­hoch­schu­le Köln Kla­vier, klas­si­sche Trom­pe­te und Jazz­trom­pe­te, grün­de­te ge­mein­sam mit sei­nem Halb­bru­der, dem Kom­po­nis­ten Si­mon Stock­hau­sen (ge­bo­ren 1967), das Trio „Apa­ris“ und ar­bei­te­te im Lauf der Jah­re mehr­fach mit sei­nem Va­ter zu­sam­men, der für ihn ei­ni­ge Stü­cke schrieb.

1957 lern­te Stock­hau­sen bei ei­nem sei­ner Kon­zer­te die da­mals in der Köl­ner Kul­tur­sze­ne be­kann­te Künst­le­rin Ma­ry Bau­er­meis­ter (ge­bo­ren 1934) ken­nen, mit der er ei­ne Liai­son ein­ging. Ei­ne Zeit lang be­müh­ten er, sei­ne Frau und Ma­ry Bau­er­meis­ter sich, in ei­ner Drei­ecks­be­zie­hung ge­mein­sam zu le­ben – der Ver­such schei­ter­te je­doch. Nach der Schei­dung von sei­ner ers­ten Frau hei­ra­te­ten Stock­hau­sen und Bau­er­meis­ter 1967. Aus der Ehe gin­gen zwei Kin­der her­vor, 1972 kam es zur end­gül­ti­gen Tren­nung. 

Auch in den fol­gen­den Jahr­zehn­ten ar­bei­te­te Stock­hau­sen un­er­müd­lich wei­ter, kom­po­nier­te und brach­te sei­ne Wer­ke im Rah­men von Kon­zer­ten und Fes­ti­vals in al­len Tei­len der Welt zur Auf­füh­rung, wo­bei er fast im­mer als Lei­ter oder als Aus­füh­ren­der dar­an mit­wirk­te. Dar­über hin­aus kam es in der Öf­fent­lich zu­neh­mend zu ei­ner theo­re­ti­schen Aus­ein­an­der­set­zung mit sei­nem Werk: Vom 2.-9.8.1998 fan­den erst­mals die Stock­hau­sen-Kur­se in Kür­ten mit ei­nem Pro­gramm aus Kon­zer­ten und Se­mi­na­ren statt, an de­nen Mu­si­ker, Kom­po­nis­ten und Mu­sik­wis­sen­schaft­ler aus ver­schie­de­nen Län­dern teil­nah­men. Im glei­chen Jahr ver­an­stal­te­te die Uni­ver­si­tät Köln vom 11.-14.11.1998 ein Stock­hau­sen-Sym­po­si­on. 

Nach den Ter­ror­an­schlä­gen vom 11.9.2001 auf das World Tra­de Cen­ter in New York rief ei­ne Äu­ße­rung von Stock­hau­sen welt­weit Em­pö­rung her­vor. So hat­te er die For­mu­lie­rung ge­braucht, die An­schlä­ge sei­en das „das grö­ß­te Kunst­werk, das es je ge­ge­ben ha­t“. Auch die Er­gän­zung, dass es ein Ver­bre­chen ge­we­sen sei, da die Op­fer nicht frei­wil­lig an die­sem Er­eig­nis teil­ge­nom­men hät­ten, die spä­te­re Ent­schul­di­gung für die un­be­dach­ten Wor­te so­wie sei­ne aus­drück­li­che Dis­tan­zie­rung von dem Ter­ror­an­schlag konn­ten den Scha­den, die den Äu­ße­run­gen an­ge­rich­tet hat­te, nicht til­gen. Kurz­fris­tig wur­den zwei im Rah­men des Ham­bur­ger Mu­sik­fes­tes ge­plan­te Kon­zer­te ab­ge­sagt.

Den­noch wur­de Stock­hau­sen post­hum am 22.8.2008 (sei­nem 80. Ge­burts­tag) in meh­re­ren Städ­ten der Welt wie in Lon­don, Lis­sa­bon, Bo­lo­gna und Syd­ney mit gro­ßen Fei­er­lich­kei­ten ge­ehrt. Zu den vie­len Aus­zeich­nun­gen, mit de­nen Stock­hau­sen für sein Schaf­fen ge­ehrt wur­de, zäh­len das Bun­des­ver­dienst­kreuz 1. Klas­se, der Sie­mens-Mu­sik­preis, der Ham­bur­ger Bach-Preis, die Eh­ren­dok­tor­wür­de der Frei­en Uni­ver­si­tät Ber­lin und der Po­lar Mu­sic Pri­ze. Der Ein­fluss Stock­hau­sens be­schränk­te sich üb­ri­gens nicht nur auf die so­ge­nann­te „E-Mu­si­k“ in den Kon­zert­sä­len. Auch Rock- und Pop­mu­si­ker wie die Beat­les, Pink Floyd, Kraft­werk und Frank Zap­pa be­schäf­tig­ten sich mit sei­nen Wer­ken und sa­hen die­se als In­spi­ra­ti­ons­quel­le an. Auf dem Co­ver des Beat­les-Al­bums „Sgt. Pep­per’s Lo­nely Hearts Club Ban­d“ von 1967 ist sein Por­trait un­ter 70 an­de­ren Be­rühmt­hei­ten ver­ewigt.

Karl­heinz Stock­hau­sen starb am 5.12.2007 in Kür­ten-Klet­ten­berg. Er wur­de auf dem Wald­fried­hof in Kür­ten bei­ge­setzt. Die Flö­tis­tin Ka­thin­ka Pas­veer (ge­bo­ren 1959) und der Kla­ri­net­tis­tin Su­zan­ne Ste­phens (ge­bo­ren 1946), mit de­nen Stock­hau­sen über Jahr­zehn­te eng zu­sam­men­ge­ar­bei­tet hat­te, lei­ten die 1994 ge­grün­de­te „Stock­hau­sen-Stif­tung für Mu­si­k“ in Kür­ten.

Werke (Auswahl)

1951 – Kreuz­spiel für Oboe, Bass­kla­ri­net­te, Kla­vier, 3 Schlag­zeu­ger Nr. 1/7
1952–1953 – Kon­tra-Punk­te für 10 In­stru­men­te (Dir.) Nr. 1
1952 – Kla­vier­stü­cke I–IV Nr. 2
1953 – Stu­die I Elek­tro­ni­sche Mu­sik Nr. 3/I
1954 – Stu­die II Elek­tro­ni­sche Mu­sik Nr. 3/II
1954–1955 – Kla­vier­stü­cke V–X Nr. 4 (IX und X be­en­det 1961)
1955–1957 – Grup­pen für 3 Or­ches­ter (3 Dir.) Nr. 6
1955–1956 – Ge­sang der Jüng­lin­ge Elek­tro­ni­sche Mu­sik Nr. 8
1958–1960 – Kon­tak­te für elek­tro­ni­sche Klän­ge Nr. 12
1964 – Mi­kro­pho­nie I für 6 Spie­ler mit Tam­tam, 2 Mi­kro­pho­nen, 2 Fil­tern mit Reg­lern Nr. 15
1966–1967 – Hym­nen Elek­tro­ni­sche und Kon­kre­te Mu­sik Nr. 22
1968 – Aus den sie­ben Ta­gen 15 Text­kom­po­si­tio­nen für In­tui­ti­ve Mu­sik Nr. 26
1974/1975 – Tier­kreis 12 Me­lo­di­en der Stern­zei­chen für ein Me­lo­die- und/oder Ak­kord­in­stru­ment Nr. 41½ 
1975–1977 – Si­ri­us Elek­tro­ni­sche Mu­sik und Trom­pe­te, So­pran, Bass­kla­ri­net­te, Bas
1977–2003 – Licht Die sie­ben Ta­ge der Wo­che für So­lo-Stim­men, So­lo-In­stru­men­te, So­lo-Tän­zer / Chö­re, Or­ches­ter, Bal­lett und Mi­men / Elek­tro­ni­sche und Kon­kre­te Mu­sik
1992/1993 – He­li­ko­pter-Streich­quar­tett (3. Sze­ne vom MITT­WOCH aus LICHT) 
2004–2007 – Klang Die 24 Stun­den des Ta­ges Nr. 81–101 

Literatur

Bau­er­meis­ter, Ma­ry, Ich hän­ge im Trio­len­git­ter. Mein Le­ben mit Karl­heinz Stock­hau­sen, Mün­chen 2011.
Blum­rö­der, Chris­toph von, Die Grund­le­gung der Mu­sik Karl­heinz Stock­hau­sens, Stutt­gart 1993.
Fri­si­us, Ru­dolf, Karl­heinz Stock­hau­sen I: Ein­füh­rung in das Ge­samt­werk; Ge­sprä­che mit Karl­heinz Stock­hau­sen, Mainz 1996.
Fri­si­us, Ru­dolf, Karl­heinz Stock­hau­sen II: Die Wer­ke 1950–1977; Ge­spräch mit Karl­heinz Stock­hau­sen, „Es geht auf­wärts“, Mainz [u.a.] 2008.
Kurtz, Mi­cha­el, Stock­hau­sen – ei­ne Bio­gra­phie, Kas­sel 1988. 

Online

In­ter­net­sei­te der Stock­hau­sen-Stif­tung für Mu­sik [On­line]

Shiraz Arts Festival, Karlheinz Stockhausen. Seraye Moshir, Shiraz, 1.9.1972. (CC BY-SA 3.0/Stockhausen Foundation)

 
Zitationshinweis

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Sträter, Nina, Karlheinz Stockhausen, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/karlheinz-stockhausen/DE-2086/lido/5f74724ad64f10.00441443 (abgerufen am 23.04.2024)