Birkenfeld (oldenburgischer Landesteil)

Joachim Lilla (Krefeld)

Fürstentum Birkenfeld. (Andree, Richard, Allgemeiner Handatlas in sechsundachtzig Karten mit erlauterndem Text, Bielefeld/Leipzig 1881)

Das von 1817 bis 1937 zum Gro­ßher­zog­tum be­zie­hungs­wei­se Land Ol­den­burg ge­hö­ren­de Ge­biet (Fürs­ten­tum/Lan­des­teil) Bir­ken­feld war die ein­zi­ge Ex­kla­ve ei­nes an­de­ren Staa­tes/Lan­des in­ner­halb der Rhein­pro­vinz. Des­sen Ent­ste­hung, Ver­fas­sung und Ver­wal­tung so­wie sei­ne Auf­he­bung wer­den im fol­gen­den Bei­trag skiz­ziert.

1. Die Entstehung des Fürstentums Birkenfeld

Durch Ar­ti­kel 49 der Wie­ner Kon­gress-Ak­te vom 8.6.1815 wur­de „in dem ehe­ma­li­gen Saar-De­par­te­ment, an den Grän­zen der Staa­ten des Kö­nigs von Preus­sen, … ein District mit 69,000 See­len re­ser­virt, der auf fol­gen­de Wei­se vert­heilt wer­den soll. Der Her­zog von Sach­sen-Co­burg und der Her­zog von Ol­den­burg er­hal­ten ein je­der ein Ge­biet mit 20,000 Ein­woh­nern, der Her­zog von Meck­len­burg-Stre­litz und der Land­graf von Hes­sen-Hom­burg ein Ge­biet mit 10,000 Ein­woh­nern, und der Graf Pap­pen­heim ein Ge­biet mit 9000 Ein­woh­nern. Das Ge­biet des Gra­fen Pap­pen­heim kommt un­ter preus­si­sche Ho­heit.“

Ansicht von Oberstein, ca. 1875, Ölgemälde von Albert Jurardus Van Prooyen.

 

Die­se vor­ge­se­he­nen Ge­biets­ab­tre­tun­gen wa­ren, im Fal­le Ol­den­burgs, ge­dacht als „Ent­schä­di­gun­g“ für „die Lei­den des Her­zogs Pe­ter Fried­rich Lud­wig von Ol­den­burg und sei­nes Lan­des un­ter der fran­zö­si­schen Herr­schaf­t“[1] . An­ge­sichts län­ge­rer di­plo­ma­ti­scher Aus­ein­an­der­set­zun­gen, un­ter an­de­rem zwi­schen Preu­ßen und Groß­bri­tan­ni­en, auch weil dem Ol­den­bur­ger Her­zog ei­ne ter­ri­to­ria­le Ent­schä­di­gung an der Nord­see lie­ber ge­we­sen wä­re, ver­zö­ger­te sich die Über­ga­be des Ge­bie­tes von Preu­ßen an Ol­den­burg, bis am 9.4.1817 in Frank­furt am Main die „‘sym­bo­li­sche‘ Über­ga­be und Über­nah­me des für Ol­den­burg aus­ge­mit­tel­ten Ge­bie­tes“ statt­fand[2] . Am 16. April über­nahm Her­zog (den Ti­tel Gro­ßher­zog nahm er für sei­ne Per­son nicht an) Pe­ter Fried­rich Lud­wig von Ol­den­burg (1755–1829, 1785 Re­gent, 1823 Her­zog) förm­lich Be­sitz von die­sem Ge­biet, dem er zum An­denken an die in dy­nas­ti­schen Zu­sam­men­hän­gen wich­ti­ge Burg Bir­ken­feld den Na­men Fürs­ten­tum Bir­ken­feld gab. Die Über­nah­me wur­de durch das Pa­tent über die Über­nah­me des Fürs­ten­tums Bir­ken­feld vom sel­ben Ta­ge öf­fent­lich kund­ge­macht.[3] 

2. Territoriale und Verwaltungsgliederung

  Das Fürs­ten­tum Bir­ken­feld be­stand bei der Über­ga­be aus fol­gen­den Ge­bie­ten: 

  1. Kan­ton  Herrstein mit Aus­nah­me der bei Preu­ßen ver­blei­ben­den Ge­mein­den Hot­ten­bach, Hel­lers­hau­sen, As­bach, Schau­ern, Kemp­feld und Bruch­wei­ler; 

  2. der gan­ze Kan­ton Bir­ken­feld; 

  3. vom Kan­ton Her­mes­keil die Ge­mein­den Sö­tern, Bo­sen und Schwar­zen­bach; 

  4. vom Kan­ton Wa­dern die Ge­mein­den Neun­kir­chen, Sel­bach, Gon­nes­wei­ler und Ei­wei­ler; 

  5. vom Kan­ton St. Wen­del die Ge­mein­den As­wei­ler, Eitz­wei­ler, Ims­bach, Hirstein, Rich­wei­ler und Mos­berg, Stein­berg und De­cken­hardt, Wal­hau­sen und Schwarz­hof; 6. vom Kan­ton Baum­hol­der die Ge­mein­den Gimbwei­ler, Noh­fel­den, Wol­fers­wei­ler und No­hen; 

  6. vom Kan­ton Rhau­nen die Ge­mein­de Bun­den­bach. 

Peter I. Friedrich Ludwig von Oldenburg, Gemälde von Georg Friedrich Adolf Schönher, 1819.

 

Noch 1817 wur­de das Fürs­ten­tum Bir­ken­feld in drei Äm­ter un­ter­glie­dert: Bir­ken­feld, Noh­fel­den und Ober­stein. Das Amt  Bir­ken­feld be­stand aus den Bür­ger­meis­te­rei­en Bir­ken­feld, Lei­sel und Nie­der­brom­bach; das Amt Noh­fel­den aus den Bür­ger­meis­te­rei­en Ach­tels­bach, Neun­kir­chen und Noh­fel­den; das Amt Ober­stein aus den Bür­ger­meis­te­rei­en Fisch­bach, Herrstein und Ober­stein[4] . Je­dem Amt stand ein Amt­mann vor. Im Zu­ge der Ver­wal­tungs­re­form 1879 wur­de die Glie­de­rung in die drei Äm­ter auf­ge­ho­ben und ei­ne Ver­wal­tungs­ein­heit Fürs­ten­tum Bir­ken­feld ge­bil­det, die aus nun­mehr fünf, teils neu­ge­bil­de­te Bür­ger­meis­te­rei­en be­stand: Bir­ken­feld, Herrstein, Nie­der­brom­bach, Noh­fel­den und Ober­stein. An die­ser Ein­tei­lung än­der­te sich in der Fol­ge­zeit nichts mehr.

Schloss Birkenfeld, 1645 von Matthäus Merian.

 

3. Verfassung

Trotz ih­rer räum­li­chen Tren­nung bil­de­ten das Her­zog­tum Ol­den­burg und die bei­den Fürs­ten­tü­mer Lü­beck und Bir­ken­feld ei­nen ein­heit­li­chen Staat, das Gro­ßher­zog­tum Ol­den­burg. Nach Art. 1 Abs. 2 des ol­den­bur­gi­schen Staats­grund­ge­set­zes von 1852 bil­de­ten die „Be­stand­tei­le des Gro­ßher­zog­tums ei­nen … un­teil­ba­ren Staa­t“. Nach Schü­cking mach­te sich aber „die räum­li­che und his­to­ri­sche Tren­nung der Ge­bie­te noch in­so­weit in der Ver­fas­sung be­merk­bar, daß man die drei ein­zel­nen Ge­bie­te viel­leicht am bes­ten als ‚Län­der‘ be­zeich­nen wür­de, die zwar erst in ih­rer Zu­sam­men­fas­sung ein al­len Kri­te­ri­en des Staa­tes ge­nü­gen­des Gan­zes aus­ma­chen, an­de­rer­seits aber doch je­der für sich staats­recht­lich ei­ne an­de­re Rechts­stel­lung ha­ben wie blo­ße ‚Pro­vin­zen‘, die räum­lich ge­trennt sin­d“.[5]  Nach der Ver­fas­sung von 1852 gab es, an­ge­sichts des er­wähn­ten Grund­sat­zes der Staats­ein­heit, für den Ge­samt­staat ei­nen be­schlie­ßen­den Land­tag für al­le Ge­gen­stän­de und al­le Lan­des­tei­le. Al­ler­dings be­stimm­te Ar­ti­kel 195 des Staats­grund­ge­set­zes 1852, dass „die Ein­künf­te des Her­zog­tums Ol­den­burg, des Fürs­ten­tums Lü­beck und des Fürs­ten­tums Bir­ken­feld … ge­trennt ver­wal­tet und nur zu den Aus­ga­ben der be­tref­fen­den Pro­vin­zen ver­wen­de­t“ wer­den.

Fürstentum Birkenfeld. (Andree, Richard, Allgemeiner Handatlas in sechsundachtzig Karten mit erlauterndem Text, Bielefeld/Leipzig 1881)

 

Zu den Ge­samt­aus­ga­ben hat­ten bei­zu­tra­gen: Ol­den­burg 80 Pro­zent, Lü­beck 13 Pro­zent, Bir­ken­feld sie­ben Pro­zent. Die­se An­tei­le sind in den spä­te­ren Jah­ren na­he­zu un­ver­än­dert ge­blie­ben. Ne­ben der ge­trenn­ten Fi­nanz­wirt­schaft hat­ten die bei­den Fürs­ten­tü­mer Lü­beck und Bir­ken­feld auch noch ih­re be­son­de­ren par­la­men­ta­ri­schen Or­ga­ne, die Pro­vin­zi­al­rä­te, die „we­der die Rol­le von kom­mu­na­len Ver­tre­tun­gen ha­ben, noch di­rekt Or­ga­ne des Ge­samt­staats selbst sind. Sie ge­hö­ren viel­mehr dem ein­zel­nen Lan­de an und be­wei­sen ei­ne ‚ru­di­men­tä­re staat­li­che Or­ga­ni­sa­ti­on‘ (Jel­li­nek) des be­tref­fen­den Lan­des“.[6]  Oh­ne die Mit­wir­kung des Pro­vin­zi­al­rats durf­ten Ge­set­ze oder Staats­ver­trä­ge, die die je­wei­li­ge Pro­vinz be­tra­fen und der Mit­wir­kung des Land­tags un­ter­la­gen, nicht er­las­sen, ab­ge­schlos­sen oder ver­än­dert und auf­ge­bo­ben wer­den. Dies be­traf vor al­lem die Haus­halts­an­ge­le­gen­hei­ten, konn­ten aber auch wei­te­re An­ge­le­gen­hei­ten der Pro­vinz be­tref­fen, die der Pro­vin­zi­al­re­gie­rung, der Staats­re­gie­rung oder dem Land­tag zu un­ter­brei­ten wa­ren. An­fang des 20. Jahr­hun­derts wur­den die Pro­vin­zen zu­dem noch zu gro­ßen Kom­mu­nal­ver­bän­den kon­sti­tu­iert, für die die Pro­vin­zi­al­rä­te als „Lan­desau­schüs­se“ fun­gier­ten. 1919 än­der­te sich an der ge­biet­li­chen Struk­tur des nun­meh­ri­gen Frei­staats Ol­den­burg nichts. Nach § 1 Abs. 1 der Ver­fas­sung vom 17.6.1919 be­stand die­ser „aus den Lan­des­tei­len Ol­den­burg, Lü­beck und Bir­ken­fel­d“. Be­son­der­hei­ten in Be­zug auf die Lan­des­tei­le ent­hiel­ten nur die Ver­fas­sungs­be­stim­mun­gen zum Staats­gut und zum Staats­haus­halt. Das „im Ei­gen­tum des un­ge­teil­ten Frei­staats“ ste­hen­de Staats­gut zer­fiel „in Be­zie­hung auf die da­mit ver­bun­de­nen Las­ten und Be­schwer­den und in Be­zie­hung auf den Genuß sei­ner Auf­künf­te in drei nach den Lan­des­tei­len ge­son­der­ten Mas­sen“ (§ 76). Ge­nuss, Las­ten und Be­schwer­den des Staats­guts „ver­blei­ben dem Lan­des­teil, zu dem es ge­hör­t“ (§ 77). Das Staats­gut ist bei der Fest­set­zung des von je­dem Lan­des­teil zu den Ge­samt­aus­ga­ben zu leis­ten­den Bei­trags zu be­rück­sich­ti­gen, der je­wei­li­ge An­teil wur­de durch Ge­setz be­stimmt (§§ 78, 91). Zu­dem wur­den die Ein­künf­te je­des Lan­des­teils „ge­trennt ver­wal­tet und nur zu sei­nen Aus­ga­ben ver­wen­de­t“ (§ 90).

Laurenz Hannibal Fischer, Porträt 1853-1855.

 

4. Verwaltungsorganisation

Die Ver­wal­tungs­or­ga­ni­sa­ti­on des Fürs­ten­tums re­gel­te die lan­des­herr­li­che Ver­ord­nung über die Re­gie­rung im Fürs­ten­tum Bir­ken­feld vom 2.9.1817, die am 1. Ok­to­ber in Kraft trat, und die die bis­he­ri­gen fran­zö­si­schen Ein­rich­tun­gen be­sei­tig­te. Ver­wal­tungs­be­hör­de (Mit­tel­be­hör­de für das Fürs­ten­tum) wur­de das Re­gie­rungs­kol­le­gi­um (Re­gie­rung) in Bir­ken­feld, das un­mit­tel­bar dem Staats- und Ka­bi­netts­mi­nis­te­ri­um in Ol­den­burg un­ter­stand, für den Jus­tiz­se­nat in Bir­ken­feld war das Oberap­pel­la­ti­ons­ge­richt in Ol­den­burg die vor­ge­setz­te Be­hör­de. Das Re­gie­rungs­kol­le­gi­um be­stand aus ei­nem Di­rek­tor/Vor­sit­zen­den (ab 1881 mit dem Ti­tel be­zie­hungs­wei­se ab 1919 mit der Amts­be­zeich­nung Re­gie­rungs­prä­si­dent) zu­nächst vier Mit­glie­dern. Ihm ob­la­gen die Ver­wal­tungs- und Jus­tiz­an­ge­le­gen­hei­ten ent­we­der in sei­ner Ge­samt­heit oder in sei­nen Son­der­ab­tei­lun­gen des Ver­wal­tungs- und Jus­tiz­se­nats. Die evan­ge­li­schen Kir­chen- und Schul­sa­chen be­ar­bei­te­te ein Kon­sis­to­ri­um, ei­ne Kom­mis­si­on die ent­spre­chen­den ka­tho­li­schen An­ge­le­gen­hei­ten. Im Jah­re 1900 be­stand die Re­gie­rung aus dem Re­gie­rungs­prä­si­den­ten, ei­nem Re­gie­rungs­as­ses­sor, ei­nem Amts­as­ses­sor, ei­nem Forst­meis­ter, ei­nem evan­ge­li­schen und ka­tho­li­schen Geist­li­chen so­wie dem Lan­des­rab­bi­ner und ei­nem Ober­leh­rer für die Kir­chen- und Schul­an­ge­le­gen­hei­ten, ei­nem Ober­steu­er­rat für di­rek­te Steu­ern, Ka­tas­ter­we­sen  und Lan­desöko­no­mie­sa­chen. Zum Res­sort ge­hör­ten je ein Phy­si­kus, Di­striktsarzt, Lan­des­tier­arzt, zwei Ober­förs­ter, der Vor­stand des Ka­tas­ter­bü­ros, ein Gym­na­si­um, ei­ne Re­al­schu­le. Des Wei­te­ren be­stan­den die Ab­lö­sungs­kom­mis­si­on und die Re­vi­si­ons­be­hör­de so­wie das Kon­sis­to­ri­um und die Kom­mis­si­on für ka­tho­li­sche Kir­chen­an­ge­le­gen­hei­ten.

Mit der Ein­füh­rung der Ge­richts­ver­fas­sung für das Deut­sche Reich zum 1.10.1879 än­der­te sich auch die Ge­richts­or­ga­ni­sa­ti­on in Bir­ken­feld. Im Rah­men ei­ner Ge­richts­ge­mein­schaft zwi­schen dem Fürs­ten­tum Bir­ken­feld und den um­ge­ben­den Ge­bie­ten Preu­ßens wur­den für Bir­ken­feld, in dem die drei Amts­ge­rich­te Idar-Ober­stein, Bir­ken­feld und Not­h­fel­den be­stan­den, das Ober­lan­des­ge­richt Köln und das Land­ge­richt Saar­brü­cken, bei dem ei­ne Stel­le mit ei­nem ol­den­bur­gi­schen Rich­ter be­setzt wur­de, zu­stän­dig. Ab 1.10.1919 trat an Stel­le des Land­ge­richts Saar­brü­cken das Land­ge­richt Ko­blenz. Im Zu­ge der Ver­reich­li­chung der Jus­tiz gin­gen An­fang 1935 auch die Ge­rich­te in Bir­ken­feld auf die Reichs­jus­tiz­ver­wal­tung über. Die Zu­stän­dig­keit des Ober­lan­des­ge­richts Köln und des Land­ge­richts Ko­blenz blie­ben un­ver­än­dert.

Nach 1919 wur­de Bir­ken­feld auch in wei­te­ren Ver­wal­tungs­zwei­gen zu­neh­mend in die für die (süd­li­che) Rhein­pro­vinz zu­stän­di­gen Or­ga­ni­sa­tio­nen ein­be­zo­gen, zu­nächst 1919 in die Fi­nanz­ver­wal­tung, spä­ter et­wa noch in die Ver­sor­gungs- und Ar­beits­ver­wal­tung, ver­stärkt noch in die nach 1933 er­rich­te­ten Son­der­ver­wal­tun­gen. Auch ge­hör­te Bir­ken­feld von An­be­ginn zum NS­DAP-Gau Ko­blenz-Trier.

Großherzog Friedrich August von Oldenburg, 1902.

 

5. Das Ende der Eigenständigkeit Birkenfelds

Be­reits wäh­rend des Ers­ten Welt­krie­ges und auch noch 1919 gab es Ver­hand­lun­gen über ei­ne An­glie­de­rung Bir­ken­felds an Preu­ßen, die zu­nächst durch die Pro­ble­me für ei­nen ad­äqua­ten ge­biet­li­chen Aus­gleich ver­zö­gert, dann durch das Ein­grei­fen der fran­zö­si­schen Be­sat­zungs­macht ab­ge­bro­chen und schlie­ß­lich be­en­det wur­den. Erst En­de der 1920er Jah­re wur­de die Fra­ge der ter­ri­to­ria­len Be­rei­ni­gun­gen und Ge­biets­aus­glei­che wie­der auf­ge­grif­fen und floss schlie­ß­lich 1935 in ein vom Reichs- und Preu­ßi­schen Mi­nis­ter des In­nern vor­ge­leg­tes „Flur­be­rei­ni­gungs­pro­gram­m“ ein. Hier­nach soll­te Bir­ken­feld mit dem Re­gie­rungs­be­zirk Trier ver­ei­nigt wer­den. We­nig spä­ter wur­de je­doch er­kenn­bar, dass Bir­ken­feld mit dem Rest­kreis St. Wen­del-Baum­hol­der zu­sam­men­ge­schlos­sen und dem Re­gie­rungs­be­zirk Ko­blenz an­ge­schlos­sen wer­den soll­te. Trotz star­ker Be­den­ken des Re­gie­rungs­prä­si­den­ten in Trier, der ei­ne ge­biet­li­che Stär­kung sei­nes Be­zirks für wün­schens­wert und not­wen­dig hielt, soll­te die­se Va­ri­an­te zum Zu­ge kom­men, die vom Ober­prä­si­dent Jo­sef Ter­bo­ven, dem Re­gie­rungs­prä­si­den­ten in Ko­blenz und dem Gau­lei­ter ­Ko­blenz-Trier, Gus­tav Si­mon, fa­vo­ri­siert wur­de.

Die ge­setz­li­che Re­ge­lung, durch das (am 1.4.1937 in Kraft ge­tre­te­ne) Ge­setz über Groß-Ham­burg und an­de­re Ge­biets­be­rei­ni­gun­gen (Groß-Ham­burg-Ge­setz) vom 26.1.1937 (RGBl. 1937 I, S. 91) ließ die Zu­wei­sung an ei­nen be­stimm­ten Re­gie­rungs­be­zirk zu­nächst noch of­fen und be­stimm­te in § 8 Abs. 1 le­dig­lich: „Der ol­den­bur­gi­sche Lan­des­teil Bir­ken­feld geht auf das Land Preu­ßen über und bil­det ei­nen Land­kreis in der Rhein­pro­vinz.“ Die ge­nau­en Ein­zel­hei­ten re­gel­te aber Ar­ti­kel I der Ers­ten Durch­füh­rungs­ver­ord­nung zum Ge­setz über Groß-Ham­burg und an­de­re Ge­biets­be­rei­ni­gun­gen vom 15.2.1937 (RGBl. 1937 I, S. 242):

„(1) Der nach § 8 Abs. 1 des Ge­set­zes auf Preu­ßen über­ge­hen­de und ei­nen Land­kreis in der Rhein­pro­vinz bil­den­de ol­den­bur­gi­sche Lan­des­teil Bir­ken­feld wird dem Re­gie­rungs­be­zirk Ko­blenz zu­ge­teilt. Er führt den Na­men „Land­kreis Bir­ken­fel­d“. Amts­sitz des Land­rats ist Bir­ken­feld.

(2) Der Land­kreis St. Wen­del-Baum­hol­der (Rest) wird in den Land­kreis Bir­ken­feld ein­ge­glie­dert.“ 

Josef Terboven, Porträtfoto. (Stadtarchiv Essen)

 

Auch zur Ge­währ­leis­tung ei­ner ge­wis­sen per­so­nel­len Kon­ti­nui­tät im Raum Bir­ken­feld wur­de der 1932/1933 als Staats­kom­mis­sar, ab 1933 als Re­gie­rungs­prä­si­dent in Bir­ken­weld wir­ken­de Her­bert Wild ab 1.4.1937 zum Land­rat des Krei­ses Bir­ken­feld er­nannt, der in die­sem Amt bis 1945 ver­blieb.

6. Vorsitzende der Regierung/1881 Titel beziehungsweise 1919 Amtsbezeichnung

1817–1831 Con­rad Leo­pold Wi­bel (1768-1831 [?])

1831–14.3.1848 Lau­renz Han­ni­bal Fi­scher (1784–1868)

1848/1853–30.9.1881 (zu­nächst 1848 ver­tre­tungs­wei­se) Alex­an­der Chris­ti­an von Finckh (1806–1888)

1.10.1881–30.4.1901 Carl Au­gust Barn­stedt (1823–1914)

1.5.1901–30.4.1909 Adolf Ahl­horn (1838–1917)

1.5.1909–29.11.1917 (ver­stor­ben im Amt) Fried­rich Wil­helm Wil­lich (1846–1917)

1917–1919/1920 (Ober­re­gie­rungs­rat) Her­mann Ger­hard Pral­le (kom­mis­sa­risch) (1863–1939)

1.11.1919–1932 Wal­ter Dörr (1879–1964)

24.10.1932–31.3.1937[7]  Her­bert Wild (bis 1.11.1933 Staats­kom­mis­sar) (1886–1969) 

Quellen

Ak­ten der Reichs­kanz­lei. Die Re­gie­rung Hit­ler, Band 4 1937, be­arb. von Fried­rich Hart­manns­gru­ber, Mün­chen 2005.
Wie­ner Kon­greß-Ak­te vom 8. Ju­ni 1815. [On­line]

Literatur

Bal­des, Hein­rich, Die hun­dert­jäh­ri­ge Ge­schich­te des Fürs­ten­tums Bir­ken­feld: zur Jahr­hun­dert­fei­er 1917 (Bir­ken­fel­der Jahr­buch 1921), Bir­ken­feld 1921. [On­line]
Ko­ell­reut­ter, Ot­to, Die ver­fas­sungs­recht­li­che Ent­wick­lung in Ol­den­burg, Braun­schweig, An­halt, Lip­pe, Schaum­burg-Lip­pe und Wal­deck, in: Jahr­buch des öf­fent­li­chen Rechts der Ge­gen­wart 10 (1921), S. 409–438 (hier: S. 412–417 mit An­la­ge 3).
Kürsch­ner’s Staats­hand­buch 1900: Staats-, Hof- und Kom­mu­nal­hand­buch des Reichs und der Ein­zel­staa­ten, hg. v. Jo­seph Kürsch­ner, 15. Aus­ga­be 1900, Leip­zig [1899].
Löff­ler, Gün­ther (Be­arb.), Ver­wal­tungs­glie­de­rung 1820–1980. Land­krei­se und Kreis­freie Städ­te (Ge­schicht­li­cher At­las der Rhein­lan­de. Bei­heft V/2), Köln 1982.
Ro­meyk, Horst, Ver­wal­tungs- und Be­hör­den­ge­schich­te der Rhein­pro­vinz, Düs­sel­dorf 1985.
Schü­cking, Walt­her, Das Staats­recht des Gro­ßher­zog­tums Ol­den­burg, Tü­bin­gen 1911.
Staats­die­ner­ver­zeich­nis 1859–1930. Die hö­he­ren Be­am­ten des Gro­ßher­zog­tums und Frei­staats Ol­den­burg mit den Lan­des­tei­len Ol­den­burg, Lü­beck und Bir­ken­feld, hg. v. Al­brecht Eck­hardt u. Mat­thi­as Ni­s­tahl, be­arb. v. Cas­ten Dick­mann [u.a.], 1994.

Gauleiter Gustav Simon, Porträtfoto.

 
Zitationshinweis

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Lilla, Joachim, Birkenfeld (oldenburgischer Landesteil), in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Epochen-und-Themen/Themen/birkenfeld-oldenburgischer-landesteil/DE-2086/lido/582355eb8a62c4.45505693 (abgerufen am 28.03.2024)