Nationalsozialistische Lager und Haftstätten in der Rheinprovinz
Zu den Kapiteln
Schlagworte
Während der NS-Herrschaft existierte eine Vielzahl unterschiedlicher Lager und Haftstätten, in denen die Gegner des Nationalsozialismus misshandelt, gefoltert und ermordet wurden. Diese sollen im Folgenden kurz vorgestellt und eingeordnet werden. Kriegsgefangenen- und Zivilarbeiterlager sind dagegen nicht Gegenstand dieses Beitrags.[1]
1. Forschungsgeschichte
Die Beschäftigung mit den nationalsozialistischen Lagern setzte unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkriegs ein. Zunächst berichteten Opfer des NS-Lagersystems über ihre Leidensgeschichte. Oftmals war der Ausgangspunkt ihre Zeugenaussagen in den Gerichtsprozessen gegen ihre ehemaligen Peiniger.[2] Seit Mitte der 1960er Jahre begann die Geschichtswissenschaft – ausgelöst nicht zuletzt durch die großen Auschwitzprozesse –, sich verstärkt mit dem Thema der Lager auseinander zu setzen. Das Institut für Zeitgeschichte veröffentlichte Gutachten zu diversen NS-Lagern, die für Wiedergutmachtungsprozesse verfasst worden waren.[3]
Ende der 1960er Jahre erschienen zunehmend lokale Studien, die die NS-Herrschaft in einzelnen Städten und Gemeinden zum Thema hatten und auch die Verfolgung durch die Nationalsozialisten behandelten. Sie gingen oftmals auf die Initiative neu entstandener Geschichtswerkstätten zurück, vor allem aus dem sozialdemokratischen, kommunistischen und gewerkschaftlichen Umfeld, denen daran gelegen war, die Geschichte und das Leiden der langsam aussterbende Generation alter „Genossen“ und „Kollegen“ aufzuzeichnen. Gleichzeitig entstand ein breites Schrifttum sogenannter Grauer Literatur, also Arbeiten, die meist in kleiner Auflage, oftmals nur fotokopiert und/oder im Selbstverlag erschienen. In den Jahren 1982 und 1983 hatte der Schülerwettbewerb Deutsche Geschichte des Bundespräsidenten das Thema „Alltag im Nationalsozialismus“ zum Gegenstand. Dabei befassten sich auch einige Beiträge mit NS-Lagern.
Seit den 1980er Jahren erhielt die wissenschaftliche Untersuchung der NS-Lager neue Impulse, nicht zuletzt durch die nun verstärkt einsetzende Arbeit der NS-Gedenkstätten. So erschien 1987 eine erste Aufstellung aller (West-)Deutschen „Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus“.[4] Zeitgleich entstanden zunehmend Arbeiten, die weniger einzelne Lager und stattdessen das NS-Lagersystem untersuchten. Konzentrationslager und deren Außenlager, SS-Baubrigaden, Frühe Konzentrationslager, Arbeitserziehungslager, Sammellager für Juden und solche für Sinti und Roma sind seitdem intensiver erforscht worden.
2. Die Entwicklung des NS-Lagersystems
Das System der nationalsozialistischen Lager und Haftstätten entwickelte sich im Laufe der zwölfjährigen NS-Herrschaft und lässt sich in verschiedene Phasen gliedern. Die erste Phase setzte direkt nach der sogenannten Machtergreifung 1933 ein. Bis circa 1935 versuchten die neuen Machthaber, politische Gegner auszuschalten, die NS-kritische Bevölkerung einzuschüchtern und zugleich die NS-Herrschaft abzusichern und zu festigen. Die rechtliche Grundlage hierzu bildete die „Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat“ vom 28.2.1933. Auf Grundlage dieser sogenannten Reichtagsbrandverordnung wurden politische Gegner der nationalsozialistischen Regierung willkürlich verhaftet und ohne gerichtliche Überprüfung festgehalten. Am 22. Februar war bereits die SA in den Rang einer Hilfspolizei erhoben worden, so dass diese NSDAP-Gliederung selbständig Verhaftungen vornehmen konnte. Das Instrument der Schutzhaft wurde daraufhin exzessiv eingesetzt, um politische Gegner auszuschalten oder einzuschüchtern. Die SA ging dabei soweit, gerichtlich freigesprochene NS-Gegner noch im Gerichtssaal in Schutzhaft zu nehmen und zu deportieren.
In dieser frühen Phase der NS-Herrschaft waren die Polizeigefängnisse zugleich sowohl Haft- als auch Folterstätten. Zusätzlich entstanden sogenannte Wilde Konzentrationslager, in denen Gefangene festgehalten, gefoltert und auch ermordet wurden. Diese völlig willkürlich oft in Kellern, Hinterhöfen oder leerstehenden Schuppen eingerichteten Haftstätten führten allerdings zu großem Unmut im preußischen Justiz- und Beamtenapparat, so dass sich die nationalsozialistische Führung gezwungen sah, diesen „Wildwuchs“ zu beenden. Auch sollte der zunehmende Einfluss der SA zurückgedrängt werden, um nach außen hin keine allzu „revolutionären“ Zustände erscheinen zu lassen, die die Akzeptanz der nationalsozialistischen Herrschaft in der bürgerlichen Gesellschaft wie im Ausland beeinträchtigt hätten. Folgerichtig wurde der SA im August 1933 der Status einer Hilfspolizei in Preußen wieder genommen.
Im Laufe des Jahres 1933 wurden nun staatliche Konzentrationslager errichtet, sogenannte Frühe Konzentrationslager, die die Schutzhäftlinge in großer Zahl aufnehmen sollten.[5] Diese Maßnahme war unter anderem auch deshalb nötig, weil die lokalen Polizeigefängnisse nicht die nötigen Kapazitäten für die große Menge an Häftlingen besaßen. Für das erste Jahr der NS-Herrschaft lassen sich für das Deutsche Reich „mindestens 70 Lager, 30 sogenannte Schutzhaftabteilungen in Justiz- und Haftanstalten sowie 60 Haftstätten der Gestapo, der SA und der SS [konstatieren]. Hinzu kam, vor allem im Frühjahr 1933, eine bislang nicht festgestellte Zahl von Folterstätten in Kellern, Kasernen und sogenannten Sturmlokalen. Von Februar bis April 1933 hielt man in diesen Haftstätten über 45 000 Menschen (überwiegend Männer) gefangen.“[6]
Für den 15.4.1933 liegen Schutzhaftzahlen für den Bereich des Höheren Polizeiführers im Westen vor[7]:
Strafvollzugsamt Köln: 1.360 Personen
Strafvollzugsamt Düsseldorf: 1.975 Personen
Brauweiler: 260 Personen
Mit der Festigung der NS-Herrschaft ging die Zahl der Verhaftungen zurück und die Mehrzahl der Schutzhäftlinge wurde entlassen. Die Frühen Konzentrationslager wurden teilweise geschlossen und zugleich ein überarbeitetes „System der Konzentrationslager“ errichtet. Ausgearbeitet und erprobt wurde dieses Modell aller zukünftigen NS-Konzentrationslager im Frühen KZ Dachau bei München. Die Leitung des Lagers wurde der SS zugewiesen, die später für alle Konzentrationslager zuständig wurde. Das sogenannte Dachauer Modell hatte zum Ziel, den Staatsterror zu systematisieren und zu zentralisieren. Dazu trug die Abschottung des Lagers nach außen bei: gegen den Zugriff der Justiz, aber auch gegen die Öffentlichkeit, denn die neuen Konzentrationslager wurden abseits von Siedlungen errichtet. Dem auf diese Weise in Dachau entstandenen Lagermodell wurde der Vorzug gegenüber dem in Preußen vorherrschenden Lagersystem gegeben. War man in Preußen mehr an den bestehenden Justizstrukturen orientiert, so war in Dachau die Stellung des Lagerführers viel stärker. Die Konzentrationslager unterstanden allein der SS.[8] In der Folgezeit wurden die meisten bestehenden Konzentrationslager aufgelöst, da sie den neuen Ansprüchen des Dachauer Modells nicht entsprachen.
Der Blick der nationalsozialistischen Regierung richtete sich in den Folgejahren weniger gegen die im Großen und Ganzen zerschlagenen sozialdemokratischen und kommunistischen Widerstandsgruppen als gegen sogenannte asoziale Elemente, die dem nationalsozialistischen Gesellschaftsbild widersprachen und vor allem für die wirtschaftliche Entwicklung ein Hindernis darstellten.[9]
Im Sommer 1936 erhielt der Reichsführer-SS Heinrich Himmler (1900-1945) die alleinige Zuständigkeit für alle Konzentrationslager und begann umgehend, neue Konzentrationslager zu errichten:
Sommer 1936: KZ Sachsenhausen bei Berlin
Sommer 1937: KZ Buchenwald
Mai 1938 KZ: Flossenbürg
August 1938: KZ Mauthausen (im ehemaligen Österreich)
Mai 1939 KZ: Ravensbrück (Frauen-Konzentrationslager)
Die Organisation der Lager unterstand nun einer eigens eingerichteten Stelle, der „Inspektion der Konzentrationslager“ (IKL). Diese Dienststelle wuchs von zunächst elf Mitarbeitern (Ende 1935) über 32 (1936) auf 45 (1938).
Diese neuen Lager dienten vor allem auch der wirtschaftlichen Ausbeutung der Lagerinsassen. In einem Erlass vom 14.12.1937 wurde erstmals auf Zwangsarbeit bei den Konzentrationslagerinsassen abgezielt. Hintergrund waren die Baupläne Albert Speers (1905-1981) für die Reichshauptstadt Berlin. Die SS gründete zu diesem Zweck ein eigenes Unternehmen, die Deutsche Erd- und Steinwerke AG (DESt), die vor allem Ziegelwerke und Steinbrüche in oder in unmittelbarer Nähe zu Konzentrationslagern betrieb. Mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs endete die zweite Phase des nationalsozialistischen Lagersystems.
Im Verlauf des Kriegs erfolgte eine zunehmende Differenzierung des Lagersystems. Die bereits bestehenden Konzentrationslager bekamen nun zunehmend mehr Außenlager.[10] Bis dahin erfolgte der Arbeitseinsatz der KZ-Häftlinge entweder im Lager selbst oder in seiner unmittelbaren Umgebung. Aufgrund des Arbeitskräftebedarfs der deutschen Kriegswirtschaft wurde aber der Einsatz der Häftlinge in den Industriegebieten notwendig, nachdem die regulären Arbeiter in immer größerer Zahl zum Kriegsdienst eingezogen wurden. Die Lücken mussten durch Kriegsgefangene und ausländische Zwangs- und Zivilarbeiter gefüllt werden, es wurde aber auch vermehrt auf KZ- Häftlinge als Arbeitskräfte zurückgegriffen. Zu diesem Zweck wurden ab 1942 Außenlager zu den Konzentrationslagern eingerichtet. Es handelte sich dabei um größere Gruppen von Häftlingen eines Konzentrationslagers, die nun arbeitsnah in eigenen Lagern untergebracht wurden, die aber organisatorisch dem Mutterlager zugeordnet blieben. Die KZ-Häftlinge wurden dabei häufig für gefährliche und sehr belastende Arbeiten wie Bombenräumung, Leichenbergung oder in der Sprengmittel- und Munitionsherstellung eingesetzt. Ein weiterer Grund für die stark zunehmende Zahl von KZ- Außenlagern lag im Verlauf der seit 1942 ständig nach Westen zurück verlegten Ostfront. Dies hatte die Auflösung der dortigen Lager zur Folge. Die Häftlinge wurden nach Westen, vor allem in die Industrieregionen verbracht, was einen massiven Anstieg der KZ-Außenlager mit sich brachte.
Ergänzend zu den stationären KZ-Außenlagern wurden sogenannte SS-Baubrigaden aufgestellt, in denen KZ-Häftlinge an ständig wechselnden Orten hauptsächlich zum Bombenräumdienst und zur Trümmerbeseitigung nach Luftangriffen eingesetzt wurden. Speziell zur Aufrechterhaltung des Eisenbahnwesens wurden SS-Eisenbahnbaubrigaden aufgestellt, die zerstörte Gleisanlagen wieder instand setzen und Lokomotiven und Waggons in Ausbesserungswerken herrichten mussten.
Ein gänzlicher neuer Lagertyp wurde 1940/1941 erprobt, die Arbeitserziehungslager (AEL) und – als Variante davon – die Erziehungslager auf Firmengeländen. Anstoß hierzu gab vor allem die Wirtschaft im Ruhrgebiet, die nach neuen Möglichkeiten der Disziplinierung der Arbeiterschaft suchte, da sich die KZ-Haft als Disziplinarmittel nicht bewährt hatte. Vorläufer dieses Lagertyps wurden bereits 1939 beim Bau des Westwalls errichtet. Zur Grundidee der AELs gehörte, die Häftlinge dort sechs Wochen unter härtesten Bedingungen – härter als in einem Konzentrationslager, wie es der Chef der Sicherheitspolizei Ernst Kaltenbrunner (1903-1946) 1944 ausdrückte – Zwangsarbeit verrichten zu lassen. Bei erwiesener Besserung sollten sie anschließend an ihren Arbeitsplatz zurückkehren, andernfalls drohte ihnen die Einweisung in ein Konzentrationslager.[11] Vor allem gegen Kriegsende wurden diese Lager auch zur Sammlung flüchtiger Fremdarbeiter eingerichtet. Organisatorisch unterstanden die AELs den regional zuständigen Staatspolizei(leit)stellen.
Da die Haftbedingungen derart hart waren, dass die Arbeiter bei ihrer Rückkehr nach Hause oftmals gar nicht oder nur eingeschränkt arbeitsfähig waren, ging man dazu über, AELs in Zusammenarbeit mit der Industrie auf den Firmengeländen zu errichten. Dies hatte für die Wirtschaft zweierlei Vorteile: zum einen konnten so die Lagerbedingungen etwas erträglicher geregelt werden, so dass die Betroffenen arbeitsfähig blieben, zum anderen blieben die zu disziplinierenden Arbeiter und deren Arbeitskraft dem Betrieb auch während der Lagerhaft erhalten. Auch diese Lager unterstanden den Staatspolizei(leit)stellen, das Wachpersonal wurde aber vom jeweiligen Werkschutz gestellt.
Zur Erfassung und Sammlung von Juden einerseits und Sinti und Roma andererseits wurden eigene Lagertypen eingerichtet. Diese Lager waren direkt Bestandteil des Deportationsprogramms und existierten daher nur für eine relativ kurze Zeit. Nach Abtransport der Lagerinsassen in die Vernichtungslager wurden die lokalen und regionalen Sammellager wieder geschlossen. Während die zwangsweise Unterbringung der Juden in sogenannten Judenhäusern und Lagern erst nach der Reichspogromnacht 1938 einsetzte, erfolgte die Errichtung der sogenannten Zigeunerlager bereits seit dem Jahr 1934.
Mit dem Entstehen des NS-Lagersystems verbunden ist auch die Entwicklung der staatlichen Polizeihaftstätten. Die lokalen und regionalen Polizei- und Justizgefängnisse bildeten sozusagen den „Einstieg“ in das Räderwerk des NS-Unterdrückungsapparates. Darüber hinaus veränderte „die Entwicklung des Lagersystems [...] nicht nur den allgemeinen Stellenwert der überkommenen Einrichtungen der Polizei- und Justizhaft, sondern hatte eine Vielzahl von Veränderungen in den Zuständigkeiten und Reglements der bestehenden Polizei- und Justizgefängnisse zur Folge. Je weiter sich das Lagersystem ausdehnte und ausdifferenzierte, desto enger wurden die überkommenen Haftinstitutionen an das Lagersystem angekoppelt.“[12]
Mit dem militärischen Zusammenbruch der Wehrmacht und damit verbunden dem Vordringen der alliierten Truppen ging auch das Ende des NS-Lagersystems einher.[13] Dem Kriegsverlauf folgend wurden die Lager geräumt, die Insassen in vergleichsweise (noch) sichere Lager verlegt. Allein diese Fußmärsche bedeuteten für viele Häftlinge den Tod. „Während der Monate März und April 1945, als die amerik., brit. und sowj. Armeen rasch vorrückten, erhöhte sich die Zahl der Evakuierungen. Während dieser beiden letzten Monate des Dritten Reiches wurden mindestens 250000 KZ-Häftlinge, ein Drittel davon Juden, auf T[odesmärsche]. geschickt. Zehntausende von ihnen wurden ermordet oder gingen auf den Straßen zugrunde. Ihre Gräber finden sich über Deutschland und Österreich verstreut.“[14] Die Überlebenden mussten in den dortigen Lagern weiter Sklavenarbeit leisten, bis auch diese Lager nicht mehr zu halten waren und befreit wurden.
3. Die nationalsozialistischen Lager und Terrorstätten in der Rheinprovinz
Die oben beschriebenen Lagertypen finden sich auch in der Rheinprovinz. Diese Lager sollen nun kurz vorgestellt werden.
3.1 Frühe Konzentrationslager
In der Frühphase nationalsozialistischer Herrschaft wurde in der ehemaligen Arbeits- und Erziehungsanstalt Brauweiler (heute Stadt Pulheim), die bereits in der Weimarer Republik teilweise als Hilfsgefängnis genutzt worden war, ein frühes Konzentrationslager errichtet.[15] Das Konzentrationslager existierte von März 1933 bis April 1934. Die anfängliche Wachmannschaft der SA wurde bald durch SS-Einheiten abgelöst. Brauweiler war in Westdeutschland die mit Abstand größte Haftstätte in dieser Frühzeit des staatlichen Terrors. Am 31.5.1933 waren hier 792 Schutzhäftlinge untergebracht. Dazu kamen zu diesem Zeitpunkt noch 28 freie Plätze, die schon kurz darauf belegt waren. In Köln verbrachten zur gleichen Zeit „nur“ 214 Personen ihre Schutzhaft, wobei noch Platz für 50 weitere vorhanden war. In Siegburg befanden sich 180 Schutzhäftlinge zuzüglich weiterer 40 Plätze. In Koblenz waren 130 Personen inhaftiert, aber noch Kapazität für weitere 100 Häftlinge. In Düsseldorf-Derendorf befanden sich 198 Personen in Schutzhaft,[16] im Männergefängnis Wittlich 132. Nach Brauweiler die höchste Zahl an Schutzhäftlingen hatte das Gefängnis in Anrath (heute Stadt Willich) zu verzeichnen: 312 Inhaftierte. Bis zum Ende der NS-Herrschaft wurden auch nach Schließung des frühen Konzentrationslagers in Brauweiler regelmäßig politisch und rassisch Inhaftierte untergebracht: 1938 zum Beispiel jüdische Häftlinge nach der Reichspogromnacht, 1941/1942 belgische Widerstandskämpfer und Spanienkämpfer. Seit Januar 1942 wurde die Arbeitsanstalt von der Gestapo permanent genutzt. Prominentester Häftling in Brauweiler war Konrad Adenauer.
In Wuppertal-Kemna wurde ein frühes Konzentrationslager in einer ehemaligen Putzwollfabrik errichtet. Dieses diente vor allem dazu, den großen Widerstand in der Wuppertaler Bevölkerung durch Massenverhaftungen zu brechen. Obwohl nur Unterkünfte für 200 bis 300 Gefangene vorgesehen waren, wurden bis zu 1.000 Häftlinge im Lager zusammengepfercht; im Laufe seines Bestehens gingen circa 4.500 Häftlinge durch das Lager, das von der SA bewacht wurde.[17]
In Bergisch Gladbach war im Juni 1933 ein Frühes Lager eingerichtet worden. In den stillgelegten Stellawerken im Stadtteil Heidkamp wurden 40 bis 60 Kommunisten inhaftiert, die in zwei Massenverhaftungen festgenommen worden waren. Da die Misshandlungen der Gefangenen vor der Öffentlichkeit nicht verheimlicht werden konnten – Anwohner beschwerten sich über die Schmerzensschreie der Gefolterten – wurde das Lager am 3.7.1933 wieder geschlossen, seine Insassen entlassen oder auf andere Lager verteilt.[18]
In engem Zusammenhang mit dem Konzentrationslager in Bergisch Gladbach stand das Lager am Hochkreuz in (Köln-)Porz, das im Juli 1933 eingerichtet wurde.[19] Nach Beförderung der SA zur Hilfspolizeitruppe hatten in Porz sechs SA-Angehörige die Befugnis erhalten, „in Verbindung mit der Polizei Hausdurchsuchungen und Festnahmen durchzuführen sowie vorübergehend Schutzhäftlinge aus Gefängnissen zur Vernehmung zu übernehmen.“[20] Dabei griff man auf die Erfahrung der Bergisch Gladbacher SA zurück, die man um Unterstützung bei den Hausdurchsuchungen und Verhaftungen in Porz bat. Diese bildeten dann auch zusammen mit Porzer SA das Lagerpersonal. Von den 60 Inhaftierten wurden zwölf bis 16 Männer systematisch gefoltert, von denen einer im Januar 1934 starb. Da das Lager, umzäunt und bewacht, direkt an einer Fernstraße lag, war man besonders darauf bedacht, kein Aufsehen zu erregen. So durften die Häftlinge nicht ans Fenster treten, die Wachen waren beauftragt, die Häftlinge auf dem Weg zum und vom Verhör ruhig zu halten und sich selbst unauffällig zu benehmen.[21] Ende Juli wurden die Lagerinsassen wieder aus der Haft entlassen, mussten allerdings schriftlich erklären, über die Haftzeit zu schweigen, woran sich auch alle hielten. Ende November wurden in dem Lager nochmals 21 politische Häftlinge misshandelt.
In Köln gab es weitere frühe Konzentrationslager: das „Braune Haus“ in der Mozartstraße 28, in dem die Gauleitung der NSDAP des Gaus Köln-Aachen und die Gestapo untergebracht waren. Die Kellerräume dienten 1933/1934 als 'wildes' Konzentrationslager. Die dort eingelieferten Personen waren tage- und wochenlangen Verhören unterworfen und wurden furchtbar misshandelt.[22]
Ein weiteres frühes Kozentrationslager befand sich in Köln am Bonner Wall[23] sowie in Essen-Steele (Zeche „Herkules“), das im März 1933 337 Häftlinge zählte[24], und in der Jülicher Zitadelle.[25]
3.2 SS-Sonderlager Hinzert
Nach Auflösung der frühen Konzentrationslager entstanden in der Rheinprovinz keine weiteren Lager dieser Art. Mit dem SS-Sonderlager Hinzert existierte ein Lager, das wesentliche Elemente eines Konzentrationslagers aufwies und teilweise auch als solches geführt wurde.[26] Es wurde im Frühjahr 1939 als Polizeihaftlager zur Disziplinierung der Westwallarbeiter eingerichtet. Bereits im Oktober wurde die Lagerleitung der SS übergeben, was dem Typus des Konzentrationslagers entsprach. Nachdem durch den raschen militärischen Erfolg des Frankreich-Feldzugs die Westwall-Arbeiten überflüssig wurden, erhielt das Lager eine Zwitterstellung: einerseits wurde es de facto als Konzentrationslager von der SS geführt und unterstand seit dem 1.7.1940 auch formal der „Inspektion der Konzentrationslager“, andererseits erfüllte es zugleich den Zweck eines Arbeitserziehungslagers und war als solches auch dem Amt II des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) zugewiesen.
Entsprechend dieser formalen Doppelkonstruktion waren auch die Häftlingsgruppen sehr heterogen: (meist reichsdeutsche) Arbeitserziehungs-, Polizei- und Schutzhäftlinge; ab 1941 luxemburgische Widerstandskämpfer; nach dem 29.5.1942 sogenannte Nacht-und-Nebel-Häftlinge (Franzosen, Belgier, Niederländer). Darüber hinaus stellte das Lager auch eine Sammelstelle für die luxemburgischen, belgischen und französischen Juden dar, die von dort nach Lódz weiter transportiert wurden.
Hinzu kamen polnische Häftlinge zur „Eindeutschung“, Gefangene der französischen Fremdenlegion, Untersuchungshäftlinge, Italiener, Spanier und Tschechen, inhaftierte sowjetische Zwangsarbeiter und Exekutionshäftlinge, russische Kriegsgefangene, Luxemburger Gefangene nach dem Streik von 1942 und nach Widerstandsaktionen 1944. Insgesamt umfasste das Lager offiziell 560 Mann, es war aber immer überfüllt. Die Wachmannschaften waren bis zu 200 Mann stark. Geführt wurde das Lager von der SS nach der Lagerordnung des Dachauer Modells.
1943/1944 erhielt das Lager zusätzlich 20 Außenlager, die in der Nähe von Flugplätzen und Industriegebieten eingerichtet wurden. Im Herbst 1944 wurden die Hinzerter Häftlinge weiter nach Osten in rechtsrheinisches Gebiet verlegt. Am 19.1.1945 wurde Hinzert als eigenständiges Lager aufgelöst. Es folgte noch eine kurze Zeit, in der das Lager als Außenlager des KZ Buchenwald weiter existierte, ehe es am 3.3.1945 gänzlich aufgegeben und die verbliebenen Häftlinge in Fußmärschen nach Osten zum KZ Buchenwald getrieben wurden.
3.3 KZ-Außenlager
In der Rheinprovinz wurde im Verlauf des Krieges eine ganze Reihe Außenlager von bestehenden Konzentrationslagern eingerichtet. So gab es Außenlager der KZ Buchenwald, Sachsenhausen und Natzweiler.[27]
KZ Buchenwald:
Aachen, Bensberg, Bonn, Dernau, Duisburg, Düsseldorf[28], Essen[29], Köln[30]
KZ Sachsenhausen:
Duisburg, Düsseldorf[31]
KZ Natzweiler:
Cochem mit der Außenstelle Bruttig-Treis (10.3.-14.9.1944.)
3.4 SS-Baubrigaden und SS-Eisenbahnbaubrigaden
Ergänzend zu den stationären Außenlagern wurden mobile SS-Baubrigaden aufgestellt, die im Rheinland zeitweise an verschiedenen Orten im Einsatz waren. Der erfolgreiche Luftkrieg der Alliierten hatten in den westdeutschen Großstädten eine beträchtliche Wirkung gezeigt. „Die Zerstörung der städtischen Infrastruktur, Obdachlosigkeit, der Verlust von Angehörigen, Engpässe bei der Versorgung und die augenscheinliche Schwäche der deutschen Fliegerabwehr ließen überdies das Vertrauen der Bevölkerung in das Regime merklich sinken.“[32] Die Stadtverwaltungen waren nicht in der Lage, aus eigenen Kräften die Folgen der Bombardements zu bewältigen. Im September und Oktober 1942 wurden daher die ersten von insgesamt fünf SS-Baubrigaden eingerichtet und zwei davon im Rheinland stationiert. Die SS-Baubrigade I mit Stammlager Sachsenhausen erhielt ihren Sitz in Düsseldorf, die SS-Baubrigade III mit Stammlager Buchenwald den Sitz in Köln. Im August 1943 kam schließlich die IV. SS-Baubrigade in Wuppertal hinzu, die ihr Stammlager ebenfalls in Buchenwald hatte. Die Düsseldorfer und Kölner Baubrigaden hatten dazu noch Nebenlager in Duisburg (I. und III. SS-Baubrigade) und Düsseldorf, Essen und Bensberg (III. SS-Baubrigade). Da die Arbeitsleistung der KZ-Häftlinge sehr preiswert war, waren sie den Städten ausgesprochen willkommen. Hinzu kam, dass man keine Rücksicht auf die physische Verfassung der Arbeiter nehmen musste.
Um die Zerstörungen im Bereich des Eisenbahnwesens zu reparieren, wurden zusätzliche SS-Eisenbahnbaubrigaden aufgestellt. Sie waren noch mobiler als die 'normalen' Baubrigaden. Ihre Arbeitseinsätze waren naturgemäß an jedem Ort relativ kurz. Jede Eisenbahnbaubrigade bestand aus 504 Häftlingen, die mitsamt dem Wachpersonal in jeweils 50 Waggons langen Zügen untergebracht waren und darin auch zu ihren Einsatzorten transportiert wurden.[33]
Von den acht aufgestellten Eisenbahnbaubrigaden befand sich die 6. SS-Eisenbahnbaubrigade (Stammlager Buchenwald) im Oktober 1944 in Bingerbrück. Anschließend erreichte sie den schwer zerstörten Bahnhof Köln-Eifeltor. Als Schutz vor Luftangriffen waren die Häftlinge in ihrem Eisenbahnzug in einem Tunnel in der Nähe von Brühl untergebracht. Auch in Troisdorf kam sie zum Einsatz. Die 12. SS-Eisenbahnbaubrigade (Stammlager Sachsenhausen) befand sich im Dezember 1944 und Januar 1945 in Kamp am Rhein und Bad Kreuznach.
3.5 Arbeitserziehungslager
Ein völlig anderer Lagertyp waren die Arbeitserziehungslager, die seit 1940 eingeführt wurden. Ein Beispiel ist das AEL Hückelhoven. Dort waren zwischen Oktober 1944 und Anfang 1945 665 männliche Arbeitserziehungshäftlinge interniert. Das Lager wurde vor allem für die im evakuierten rückwärtigen Frontgebiet von den Einsatzkommandos der Gestapo festgenommen arbeitsflüchtigen Fremdarbeiter auf dem Gelände der Zeche Sophia Jacoba eingerichtet. Darüber hinaus fungierte das AEL Hückelhoven als Hinrichtungsort. Anfang 1945 wurde das Lager nach Wassenberg und dann nach Kückhoven (heute Stadt Erkelenz) verlagert.[34]
Neben den staatlichen Arbeitserziehungslagern entstanden firmeneigene Erziehungslager in großer Zahl. Dies kam dem Interesse der Wirtschaft entgegen, die Arbeitskräfte trotz der Lagerhaft weiterhin nutzen zu können, gleichzeitig entlastete es die Gestapo, die mit den staatlichen AELs die große Zahl der zu 'disziplinierenden' Arbeiter nicht bewältigen konnte. Sehr gut aufgearbeitet ist die Lagersituation für Duisburg.[35] Dort gab es 1944 mindestens acht oder neun firmeneigene Erziehungslager. Michael A. Kanther, der diese Lager untersucht hat, beschreibt eines davon exemplarisch „das 'Sonderarbeitslager für ausländische politische Polizei-Gefangene' des Eisenwerkes Wanheim im Werksgelände. Es handelte sich um eine Baracke mit einer Aufnahmekapazität von 30 Personen, die mit Stacheldraht umwehrt war und auf Anweisung der GESTAPO durch den Werkschutz bewacht wurde. Die Werkschutzleute waren tagsüber mit Mauser-Pistolen, nachts mit Karabinern bewaffnet; zeitweilig wurden auch Wachhunde eingesetzt. Die Gefangenen waren auch aus hygienischen Gründen kahlgeschoren. Auf der Rückseite der Arbeitskleidung waren sie durch drei große farbige Ringe gekennzeichnet. In diesem, aber sehr wahrscheinlich auch in anderen Arbeitserziehungs- und Straflagern gab es Folterzellen, und zwar enge kleine Stahl-Kabinen, die eigentlich als Splitterschutz-Unterstände ('EinMann-Bunker') im Falle plötzlicher Luftangriffe dienen sollten und in denen ein Mensch mangels einer Sitzgelegenheit nur stehen konnte, wegen der geringen Höhe jedoch meist nicht aufrecht, sondern nur mit gebeugtem Kopf oder gekrümmtem Rückgrat. In diesem 'Luftschutz-Häuschen' wurden Gefangene aus unbekannten Gründen für 24 Stunden eingesperrt. Am 1. Januar 1945 befanden sich 17 Männer, zwei Monate später noch 13 Männer im Straflager des Eisenwerkes Wanheim.“[36]
In der Rheinprovinz lassen sich folgende weitere AELs nachweisen:
Aachen-Burtscheid (3.11.1943–28.5.1944)
Alsdorf (Ende Mai 1944–22.9.1944)
Bonn (4.5.1944–28.11.1944)
Bonn-Bad Godesberg (14.5.1944–8.3.1945)
Essen (Königstraße/Viehofer Straße)
Essen/Mülheim an der Ruhr (Flugplatz; 26.6.1941–10.3.1945)
Köln-Deutz („Messeturm“; 28.8.1944–5.9.1944)
Köln-Müngersdorf (9.11.1944–28.1.1945)
St. Wendel (20.11.1942–7.1.1943).
Darüber hinaus gab es firmeneigene Erziehungslager in großer Zahl, unter anderem in Essen, Duisburg, Düsseldorf, Köln, Krefeld, Leverkusen, Mülheim an der Ruhr, Neuwied, Oberhausen, Solingen.
3.6 Gefängnisse und Zuchthäuser
Ein ganz anderer Typus von NS-Haftstätten sind die allgemeinen Gefängnisse und Zuchthäuser. Diese hatten meist nicht nur vor 1933 existiert, sondern bestanden nach 1945 als reguläre staatliche Justizvollzugsanstalten fort. Gleichwohl wurden sie in der NS-Zeit zu Orten staatlichen Terrors und der Verfolgung.
Für die jüdische Bevölkerung und die Fremdarbeiter waren die Polizeigefängnisse oft der „Einstieg“ in das NS-Lagersystem, weil sie aufgrund ihrer besonderen Rechtslage eher mit der Polizei in Konflikt kamen als Reichsdeutsche. Aber auch für fast alle anderen Lagerhäftlinge stand vor der Einlieferung in ein Konzentrationslager in aller Regel ein oft mehrtägiges Verhör durch die Gestapo, das oftmals auch Misshandlungen einschloss. In dieser Zeit wurden die Schutzhäftlinge in den Gefängnissen vor Ort untergebracht. Auch der Transport vom Heimatort zum Konzentrationslager verlief nicht immer direkt, sondern über verschiedene Verteilerknoten, wo Häftlinge aus ganzen Regionen gesammelt und dann geschlossen weitertransportiert wurden. Einzelne Gefängnisse konnten auch eine herausragende Rolle im NS-Terrorsystem einnehmen und als zentrale Folter- und Hinrichtungsstätten fungieren, so war zum Beispiel die Kölner Haftanstalt „Klingelpütz“ zugleich zentrale Hinrichtungsstätte für den Oberlandesgerichtsbezirk Köln. Auch die Insassen der Gefängnisse und Haftstätten wurden teilweise zur Zwangsarbeit herangezogen.
Eine sehr große Haftanstalt im Rheinland war das Zuchthaus Siegburg, dessen Anfänge in die 1890er Jahre zurückreichen.[37] Wegen seiner Größe war es prädestiniert, nach 1933 Schutzhaftgefangene aufzunehmen, wenn andernorts die Haftkapazitäten nicht mehr ausreichten. Am 1.11.1934 wurde ein Teil der Strafanstalt Siegburg in ein Zuchthaus umgewandelt. Ende März 1936 wurde die Anstalt in ihrer alten Form aufgelöst. Die Gefangenen kamen teils in die Lager im Emsland und teils in das Gefängnis Wittlich.[38] Nunmehr wurde ein Schwerpunkt für politische Gefangene gebildet. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges kamen zunehmend ausländische Häftlinge hinzu: Niederländer, Luxemburger, Franzosen, Belgier, Polen. Im August 1944 saßen 3.500 Gefangene in Siegburg ein, am 1. Januar und Mitte April 1945 waren es immerhin noch über 2.600.[39] Die größte Gruppe unter den 17 Nationen bildeten die Franzosen mit 782 Häftlingen, gefolgt von den Niederländern (732) und Deutschen (724).
Die Häftlinge wurden zur Zwangsarbeit herangezogen, entweder in der Strafanstalt selbst oder in Außenkommandos.[40] In den Jahren 1933 bis 1939 wurden die politischen Gefangenen zum größten Teil in ihrer Zelle beschäftigt. Zu Beginn des Krieges verlagerte sich die Arbeit in die Rüstungsbetriebe.
Haftstätten solcher Art gab es in nahezu allen Städten, in größeren mehrfach: Aachen, Bad Kreuznach, Bonn, Duisburg, Düren, Düsseldorf, Emmerich, Essen, Eupen, Gummersbach, Hermeskeil, Kastel-Staadt, Kleve, Koblenz, Köln, Krefeld, Erftstadt-Lechenich, Leverkusen, Malmedy, Moers, Mönchengladbach, Monschau, Mülheim an der Ruhr, Neuwied, Oberhausen, Prüm, Remscheid, Rheinbach, Saarburg, Solingen, Trier, Waldbröl, Willich-Anrath, Wetzlar, Wuppertal.
3.7 „Judenhäuser“ und Sammellager für Juden
Im Zuge der Verfolgungswelle nach der Reichspogromnacht im November 1938 wurde am 30.4.1939 das „Gesetz über Mietverhältnisse mit Juden“ erlassen. Daraufhin wurden sogenannte Judenhäuser und jüdische Sammellager eingerichtet.[41] Judenhäuser waren Wohngebäude in jüdischem Besitz, die von den Stadtverwaltungen bis zur Unerträglichkeit mit Juden überbelegt wurden, um die so frei gewordenen Wohnungen und Häuser zu 'arisieren'. Je größer die Wohnungsnot durch den Luftkrieg in den Großstädten wurde, umso größer wurde der Druck, die jüdische Bevölkerung in wenigen Häusern zwangsweise zusammenzuführen und die so freiwerdenden Wohnungen mit ausgebombten Familien zu belegen.
In ländlicheren Gebieten oder wo aus anderen Gründen keine geeigneten Häuser zur Verfügung standen, wurden besondere Sammellager eingerichtet. Ein gut dokumentiertes Sammellager ist der Holbeckshof in (Essen-)Steele. Dort wurde ein Barackenlager errichtet, das im April 1942 zum Ausgangs- und Sammelpunkt für mehrere Deportationen von Essener Juden wurde.[42] Sie wurden von hier aus tagsüber und vor aller Augen zum Essener Hauptbahnhof oder zum Nordbahnhof geführt, von wo sie nach Düsseldorf in ein weiteres Sammellager gebracht wurden. Das Lager war mit Stacheldraht umzäunt und von uniformierter SA, teilweise von Zivilbeamten der Gestapo bewacht, doch konnten die Bewohner es tagsüber, etwa zum Einkaufen, verlassen. Die Baracken hatten mehrere kleine Räume und einen Flur. Sechs Personen mussten sich einen mit Etagenbetten, Schrank, Tisch und Stühlen spärlich möblierten Raum teilen. Es wurde eine Gemeinschaftsküche und ein Gemeinschaftsraum mit Betsaal und Schulzimmer eingerichtet. Ein Lehrer unterrichtete die schulpflichtigen Kinder. Im Holbeckshof waren rund 350 Personen (Männer, Frauen, Kinder) inhaftiert. Die meisten Bewohner wurden nach Izbica bei Lublin und Theresienstadt deportiert.
In Much existierte für die Dauer eines Jahres, vom 20.6.1941 bis zum 27.7.1942, ein Sammellager für Juden aus dem Rhein-Sieg-Kreis.[43] Die dorthin eingewiesenen Juden mussten für ihren Lageraufenthalt auch noch Miete entrichten. Das Lagerleben war mittels einer Lagerordnung, ein typisches Element eines jeden nationalsozialistischen Lagers, genauestens geregelt. Zwischen dem 14.6. und 27.7.1942 wurden die Lagerinsassen in vier Transporten über das „Messelager“ Köln-Deutz nach Theresienstadt deportiert. Solche Sammellager für Juden gab es in Aachen (Grüner Weg, Hergelsmühle), Bonn (Kloster der Benediktinerinnen zur Ewigen Anbetung in Endenich), Brohl-Lützing, Düren, Essen, Euskirchen, Irsch, Jülich, Köln, Much, (Würselen-)Niederbardenberg, (Königswinter-)Quirrenbach, (Eschweiler-)Stich, Stolberg, Trier, Würselen.
Alle diese Lager wurden im Sommer 1942 geräumt, die jüdischen Lagerinsassen über Düsseldorf und Köln nach Osteuropa in die Vernichtungslager verbracht. Die Sammellager wurden anschließend geschlossen, das Inventar meist unter der deutschen Bevölkerung versteigert.
3.8 Sammellager für Sinti und Roma
Ähnlich verhielt es sich mit den sogenannten Zigeunerlagern. Allerdings existieren solche bereits seit 1934. Im Rahmen der Städtebaupolitik jener Zeit wurden „wilde Siedlungen“, worunter auch die Wohnwagenstellplätze der Sinti und Roma fielen, aufgelöst und deren Bewohner in sogenannte Zigeunerlager umgesiedelt. Die Lager wurden vor allem an den Rändern der Großstädte eingerichtet. Sie waren in der Regel umzäunt und teilweise bewacht, das Zusammenleben in einem solchen Lager von einer strengen Lagerordnung bestimmt. Die Lager durften gar nicht oder nur zur Erledigung wichtiger persönlicher Angelegenheiten nach Abmeldung bei der Lageraufsicht verlassen werden. Umgekehrt durften Unbefugte die Lager nicht betreten. Die Lagerinsassen wurden meist zu Zwangsarbeiten herangezogen.
Nach der Besetzung Polens beschloss das Reichssicherheitshauptamt, alle Sinti und Roma ins neue „Generalgouvernement“ zu deportieren. Von da an durften diese ihren Aufenthaltsort nicht mehr verlassen, bis sie schließlich auf Befehl Heinrich Himmlers im Dezember 1942 in das eigens eingerichtete „Zigeuner-Familienlager B-IIe“ in Auschwitz-Birkenau verbracht wurden. Ende März 1943 war die Aktion abgeschlossen. Ein großes und gut dokumentiertes derartiges Sammellager befand sich seit dem 1.7.1937 in Düsseldorf, Am Höherweg. Bis zum Mai 1940 lebten dort circa 200 Personen aller Altersgruppen, die anschließend in mehreren Etappen deportiert wurden. Danach befanden sich zunächst noch etwa 70 Personen, nach weiteren Deportationen im März 1943 noch 42 Personen im Lager. Die überzähligen Wohnwagen wurden von der SS verbrannt.[44]
Sammellager für Sinti und Roma gab es darüber hinaus in Essen, Köln[45], Remscheid und Solingen.
4. Weitere Aspekte des NS-Lagersystems
4.1 Die Unübersichtlichkeit des NS-Lagersystems
Auch wenn zurecht von einem nationalsozialistischen Lagersystem gesprochen werden muss, so ist doch festzuhalten, dass dieses System – vor allem gegen Ende des Krieges – sehr unübersichtlich war. Zuständigkeiten wechselten, ganze Lager wurden verlegt oder zumindest die Lagerhäftlinge in langen, oft tödlichen Märschen von der Westfront weiter nach Osten verbracht. Oder auf einem Lagergelände existierten mehrere unterschiedliche Lager gleichzeitig. Allein auf dem Kölner Messegelände existierten nach- und teilweise nebeneinander Kriegsgefangenenlager, SS-Baubrigaden, Arbeitserziehungslager, Polizeihaftlager und KZ-Außenlager. Im Kölner Stadtgebiet gab es weitere KZ-Außenlager, Haftstätten, Polizeigefängnisse, Sammellager usw. Dies führte dazu, dass in der Beobachtung der Bevölkerung bis hin zu den unteren Verwaltungen die Zuständigkeiten für die jeweiligen Lager nicht immer klar waren.
Hinzu kamen in den Industrieregionen eine sehr große Zahl an Zivilarbeiterlagern, in denen auch sehr viele osteuropäische Arbeitskräfte untergebracht waren. Laut einer statischen Erhebung vom 30.9.1944 befanden sich im gesamten Großdeutschen Reich 5.976.673 ausländische und protektoratsangehörige Arbeiter und Angestellte.[46] Im Gauarbeitsamtsbezirk Essen belief sich diese Zahl auf circa 110.000 (davon circa 50.000 Ostarbeiter), im Gauarbeitsamtsbezirk Düsseldorf auf 135.000 (64.000), im Gauarbeitsamtsbezirk Köln-Aachen 115.000 (45.000) und im Gauarbeitsamtsbezirk Moselland (ohne den Arbeitsamtsbezirk Luxemburg) auf 47.000 (23.000). Allein in Köln gab es hundert derartiger Zwangsarbeiterlagern.[47] Diese Vielzahl an Lagern konnte der Bevölkerung nicht verborgen bleiben. War die abschreckende Außenwirkung der Frühen Konzentrationslager von den Nationalsozialisten ausdrücklich erwünscht, hatte man in der zweiten Phase nach 1935 die Konzentrationslager in abgelegenen Gebieten abseits von Siedlungen und großen Straßen errichtet. Im Verlauf des Krieges konnte diese Absonderung der NS-Lager nicht weiter aufrecht gehalten werden, da die Lagerhäftlinge in der Kriegswirtschaft eingesetzt wurden und so in unmittelbare Nachbarschaft zur Zivilbevölkerung gerieten. Nicht nur die Kollegen auf der Arbeit sahen und sprachen mit den Zwangsarbeitern, auch beim Einkaufen und auf dem Weg zur Schule sah man die Häftlingskolonnen in ihrer gestreiften KZ-Kleidung zu den Arbeits- und Einsatzstellen marschieren. Der Abtransport der jüdischen Bevölkerung aus den Sammellagern war ohne weiteres für Jedermann auf den Straßen und Bahnhöfen zu erleben.
5. Das Ende der Lager
Mit dem Näherrücken der Front gegen Kriegsende mussten immer mehr Lager aufgegeben werden. Die Gefangenen wurden in tagelangen Fußmärschen in das Reichsinnere verbracht, wo sie weiter zum Arbeitseinsatz herangezogen wurden. Viele der entkräfteten NS-Opfer überlebten diese Rückführungen nicht. Andere konnten sich teilweise von den Marschkolonnen absetzen und versuchen zu flüchten. In anderen Fällen, wenn die Alliierten schon sehr nahe waren, ließen die Wachmannschaften die Gefangenen einfach zurück.
Nach Ende des Krieges wurden die Lager teilweise erneut genutzt. Die Millionen Zwangsarbeiter und ausländischen Häftlinge, die im Deutschen Reich arbeiteten, waren nun zwar frei, aber immer noch fern ihrer Heimat. In den späteren westlichen Besatzungszonen befanden sich zum Ende des Zweiten Weltkrieges etwa 6,5 Millionen dieser „Displaced Persons“, wie sie nun bezeichnet werden.[48] Die Alliierten ließen sie zunächst meist weiter in den alten Unterkünften wohnen, bis man sie geordnet in ihre Heimat zurückbringen konnte. Bis Ende September 1946 waren knapp 6 Millionen von ihnen in ihre Heimat „repatriiert“ worden.
Die Lager wurden direkt nach der Befreiung teilweise als Haftstätten für deutsche Gefangenen genutzt. Darüber hinaus dienten sie später oftmals auch als erste Wohnstatt für deutsche Vertriebene, während die Gefängnisse in der Regel als solche weiter genutzt wurden.
Literatur (Auswahl)
Aders, Gebhard, Köln-Porz, in: Benz/Distel, Der Ort des Terrors, Band 2, S. 140–142.
Aders, Gebhard, Das Schutzhaftlager der SA am Hochkreuz in Porz-Gremberghoven, in: Rechtsrheinisches Köln 8 (1982), S. 95–126.
Aders, Gebhard, Terror gegen Andersdenkende. Das SA-Lager am Hochkreuz in Köln-Porz, in: Benz, Wolfgang; Distel, Barbara (Hg.), Instrumentarium der Macht. Frühe Konzentrationslager 1933–1937. Geschichte der Konzentrationslager 1933–1945, 3, Berlin 2003, S. 179–188;
Ayaß, Wolfgang, „Asoziale“ im Nationalsozialismus, Stuttgart 1995.
Bader, Uwe, Das SS-Sonderlager/KZ Hinzert 1939-1945, in: Benz, Wolfgang/Distel, Barbara (Hg.), Terror im Westen. Nationalsozialistische Lager in den Niederlanden, Belgien und Luxemburg 1940-1945, Berlin 2004, S. 249-274.
Benz, Wolfgang (Hg.), Hinzert. Das Konzentrationslager Hinzert und seine Außenlager. München 2008.
Benz, Wolfgang/Distel, Barbara (Hg.), KZ-Außenlager – Geschichte und Erinnerung, Dachau 1999.
Benz, Wolfgang/Distel, Barbara (Hg.), Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Band 2: Frühe Lager, Dachau, Emslandlager, München 2005.
Benz, Wolfgang/Distel, Barbara (Hg.), Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Band 3: Sachsenhausen, Buchenwald, Flossenbürg, Mauthausen. München 2006.
Benz, Wolfgang/Distel, Barbara (Hg.), Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Band 4: Flossenbürg, Mauthausen, Ravensbrück. München 2006.
Benz, Wolfgang/Distel, Barbara (Hg.), Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Band 5: Hinzert, Auschwitz, Neuengamme. München 2007.
Benz, Wolfgang/Distel, Barbara (Hg.), Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Band 6: Natzweiler, Groß-Rosen, Stutthof. München 2007.
Benz, Wolfgang/Distel, Barbara (Hg.), Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Band 7: Niederhagen / Wewelsburg, Lublin-Majdanek, Arbeitsdorf, Herzogenbusch (Vught), Bergen-Belsen, Mittelbau-Dora. München 2008.
Benz, Wolfgang/Distel, Barbara (Hg.), Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Band 8: Riga. Warschau. Kaunas. Vaivara. P?azów. Klooga. Chelmo. Be?zec. Trebklinka. Sobibór. München 2008.
Benz, Wolfgang/Distel, Barbara (Hg.), Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Band 9: Theresienstadt (Kleine Festung). Jugendschutzlager (Moringen, Uckermark, Lodz). Arbeitserziehungslager. Polizeidurchgangslager. Gestapohaftlager. Durchgangslager (Westerbork, Drancy, Malines). Jasenovac. Maly Trostinez. München 2009.
Benz, Wolfgang/Distel, Barbara/Königseder, Angelika (Hg.), Nationalsozialistische Zwangslager. Strukturen und Regionen; Täter und Opfer. Dachau, Berlin 2011.
Blatman, Daniel, Die Todesmärsche 1944/45. Das letzte Kapitel des nationalsozialistischen Massenmords. Reinbek bei Hamburg 2011.
Broszat, Martin, Nationalsozialistische Konzentrationslager 1933–1945, in: Buchheim, Hans/Broszat, Martin/Jacobsen, Hans-Adolf/Krausnick, Helmut (Hg.), Anatomie des SS-Staates, München 1994, S. 321–445.
Dahlmann, Dittmar (Hg.), Zwangsarbeiterforschung in Deutschland. Das Beispiel Bonn im Vergleich und im Kontext neuerer Untersuchungen. Migration in Geschichte und Gegenwart. 4, Essen 2010.
Daners, Hermann, Ab nach Brauweiler…! Nutzung der Abtei Brauweiler [Pulheim] als Arbeitsanstalt, Gestapogefängnis, Landeskrankenhaus, Pulheim 1996.
Daners, Hermann/Wißkirchen, Josef, Was in Brauweiler geschah. Die NS-Zeit und ihre Folgen in der Rheinischen Provinzial-Arbeitsanstalt. Dokumentation. Pulheimer Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde. Sonderband 25; zugleich Rheinprovinz. Dokumente und Darstellungen zur Geschichte der rheinischen Provinzialverwaltung und des Landschaftsverbandes Rheinland. 16, Pulheim 2006.
Daners, Hermann/Wißkirchen, Josef, Die Arbeitsanstalt Brauweiler bei Köln in nationalsozialistischer Zeit. Schriften zur Gedenkstätte Brauweiler. 2, Essen 2013.
Drobisch, Klaus, Konzentrationslager und Justizhaft. Versuch einer Zusammenschau, in: Grabitz, Helge/Bästlein, Klaus/Tuchel, Johannes (Hg.), Die Normalität des Verbrechens. Bilanz und Perspektiven der Forschung zu den nationalsozialistischen Gewaltverbrechen. Festschrift für Wolfgang Scheffler zum 65. Geburtstag, Berlin 1994, S. 280–297.
Drobisch, Klaus/Wieland, Günther, System der NS-Konzentrationslager 1933–1939. Berlin 1993.
Faulenbach, Bernd/Kaltofen, Andrea (Hg.), Hölle im Moor. Die Emslandlager 1933-1945. Göttingen 2017.
Fings, Karola, „Not kennt kein Gebot“. Kommunalverwaltung und KZ-Außenlager, in: Benz, Wolfgang/Distel, Barbara (Hg.), KZ-Außenlager - Geschichte und Erinnerung. Dachauer Hefte. 15, Dachau 1999, S. 66–76.
Fings, Karola, Krieg, Gesellschaft und KZ. Himmlers SS-Baubrigaden, Paderborn [u.a.] 2005.
Fings, Karola, Messelager Köln. Ein KZ-Außenlager im Zentrum der Stadt., Köln 1996.
Fings, Karola/Sparing, Frank (Hg.), Nur wenige kamen zurück. Sinti und Roma im Nationalsozialismus. Katalog zur Ausstellung, Köln 1990.
Fings, Karola, SS-Baubrigaden und SS-Eisenbahnbaubrigaden im Rheinland und in Westfalen, in: Schulte, Konzentrationslager im Rheinland und in Westfalen, S. 165–177.
Fings, Karola/Sparing, Frank, „z. Zt. Zigeunerlager“. Die Verfolgung der Düsseldorfer Sinti und Roma im Nationalsozialismus, Köln 1992.
Fings, Karola/Sparing, Frank, Das Zigeunerlager in Köln-Bickendorf 1935–1958, in: 1999. Zeitschrift für Sozialgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts 6/3 (1991), S. 11–40.
Fleermann, Bastian, „…nachsetzen bis zur Vernichtung“. Verhaftungswelle und Gewalt gegen politische Gegner im Frühjahr 1933 in Düsseldorf. In: Rhein-Maas. Studien zur Geschichte, Sprache und Kultur 1, 2010, S. 167–195.
Gruner, Wolf, Der Geschlossene Arbeitseinsatz deutscher Juden. Zur Zwangsarbeit als Element der Verfolgung 1938–1943, Berlin 1997.
Gruner, Wolf, Terra incognita? Die Lager für den „jüdischen Arbeitseinsatz“ (1938–1943) und die deutsche Bevölkerung, in: Büttner, Ursula (Hg.), Die Deutschen und die Judenverfolgung im Dritten Reich, Hamburg 1992, S. 131–159.
Hörath, Julia, „Asoziale“ und „Berufsverbrecher“ in den Konzentrationslagern 1933 bis 1938. Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft. 222, Göttingen 2017.
Hördler, Stefan, Ordnung und Inferno. Das KZ-System im letzten Kriegsjahr. Göttingen 2015.
Ibach, Karl, Kemna. Wuppertaler Konzentrationslager 1933 bis 1934, Neuausgabe, Wuppertal 1981.
Jacobmeyer, Wolfgang, Vom Zwangsarbeiter zum heimatlosen Ausländer. Die Displaced Persons in Westdeutschland 1945–1951, Göttingen 1985.
Kanther, Michael A., Zwangsarbeit in Duisburg 1940–1945, Duisburg 2004.
Kassenbrock, Karl, Konzentrationslager auf Schienen. Die Geschichte der 5. SS-Eisenbahnbaubrigade. Schriftenreihe der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten. 5, Göttingen 2019.
Knigge, Volkhard (Hg.), Zwangsarbeit. Die Deutschen, die Zwangsarbeiter und der Krieg; Begleitband zur Ausstellung. Weimar 2. Aufl. 2010.
Kogon, Eugen, Der SS-Staat. Das System der deutschen Konzentrationslager, München 1946, 44. Auflage, München 2006.
Krakowski, Shmuel, Todesmärsche, in: Benz, Wolfgang/Gramel, Hermann/Weiß, Hermann (Hg.), Enzyklopädie des Nationalsozialismus. München 1998, S. 760.
Kraus, Stefan, NS-Unrechtsstätten in Nordrhein-Westfalen. Ein Forschungsbeitrag zum System der Gewaltherrschaft 1933–1945: Lager und Deportationsstätten. Essen 1999, Neudruck 2007.
Kraus, Stefan, Stätten Nationalsozialistischer Zwangsherrschaft. Unter Mitarbeit von Walter Rummel (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande V/13), Bonn 2007.
Kussmann, Andreas, KZ-Außenkommandos und Gefangenenlager in Düsseldorf während des Zweiten Weltkriegs. Ein Forschungsbericht, in: Düsseldorfer Jahrbuch 61 (1988), S. 175–193.
Lotfi, Gabriele, Arbeitserziehungslager im Rheinland und in Westfalen, in: Schulte, Konzentrationslager, S. 147–162.
Lotfi, Gabriele, KZ der Gestapo. Arbeitserziehungslager im Dritten Reich, Stuttgart, München 2000.
Milton, Sybil, Vorstufe zur Vernichtung. Die Zigeunerlager nach 1933. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Hermann Graml, in: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte 43 (1995), S. 115–130.
Müller, Thomas, Zwangsarbeit in Alsdorf im zweiten Weltkrieg. Vortrag in der 15. Sitzung des Hauptausschusses des Rates der Stadt Alsdorf am 10. Januar 2002 (Erweitere und aktualisierte Fassung), Aachen/Alsdorf 2002. [Online: http://www.alsdorf-online.de/de/geschichte/kapitel-12.03.pdf]
Neufeind, Wolfgang (Hg.), 100 Jahre Gefängnis Siegburg: 1896–1996. Strafvollzug im Wandel der Zeit, Siegburg 1996.
Orth, Karin, Das System der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Eine politische Organisationsgeschichte, Hamburg 1999.
Osterloh, Jörg/Wünschmann, Kim (Hg.), „… der schrankenlosesten Willkür ausgeliefert“. Häftlinge der frühen Konzentrationslager 1933–1936/37. Wissenschaftliche Reihe des Fritz Bauer Instituts. 31, Frankfurt, New York 2017.
Paul, Johann, „Eingehende Kreuzverhöre“. Das Schutzhaftlager Stellawerk in Bergisch Gladbach. In: Benz, Wolfgang; Distel, Barbara (Hrsg.), Instrumentarium der Macht. Frühe Konzentrationslager 1933–1937. Geschichte der Konzentrationslager 1933–1945, Band 3, Berlin 2003, S. 171–178.
Paul, Johann, Bergisch Gladbach, in: Benz/Distel, Der Ort des Terrors, Band 2, S. 34–35.
Pingel, Falk, Das System der Konzentrationslager, in: Eiber, Ludwig (Hg.), Verfolgung, Ausbeutung, Vernichtung. Die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Häftlinge in deutschen Konzentrationslagern 1933-1945, Hannover 1985, S. 12–33.
Pracht-Jörns, Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen, Teil 1: Regierungsbezirk Köln, Köln 1997; Teil 2: Regierungsbezirk Düsseldorf, Köln 2000.
Puvogel, Ulrike, Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Bonn 1987.
Puvogel, Ulrike/Stankowski, Martin, Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, 2 Bände, Bonn 1995.
Reifenrath, Bruno H., Die „Evakuierung“ der Juden des Siegkreises unter besonderer Berücksichtigung ihrer Internierung im RAD-Lager Much, in: Linn, Heinrich (Hg.), Juden an Rhein und Sieg. Ausstellung des Archivs des Rhein-Sieg-Kreises Mai–September 1983, Siegburg 1984, S. 238–250.
Reifenrath, Bruno H., Die Internierung der Juden in Much. Ein Buch des Gedenkens, Siegburg 1982.
Roth, Thomas, Frühe Haft- und Folterstätten in Köln 1933/34, in: Schulte, Konzentrationslager im Rheinland und in Westfalen, S. 3–31.
Roth, Thomas, Köln (Bonner Wall), in: Benz/Distel, Der Ort des Terrors, Band 2, S. 136–138.
Schmidt, Ernst, Essen erinnert. Orte der Stadtgeschichte im 20. Jahrhundert, Essen 1991.
Schneider, Hubert, Die „Entjudung“ des Wohnraums – „Judenhäuser“ in Bochum. Die Geschichte der Gebäude und ihrer Bewohner. Geschichte. 96, Münster 2010.
Schneider, Volker, Das ehemalige SS-Sonderlager/KZ Hinzert: 1939–1945, 2. Auflage, Mainz 1998.
Schulte, Jan Erik (Hg.), Konzentrationslager im Rheinland und in Westfalen 1933–1945. Zentrale Steuerung und regionale Initiative, Paderborn [u.a.] 2005.
Schwarz, Gudrun, Die nationalsozialistischen Lager. Frankfurt am Main, New York 1990.
Sparing, Frank, Die Zigeunerlager. Entstehung, Charakter und Bedeutung eines Instruments zur Verfolgung von Sinti und Roma während des Nationalsozialismus, in: Centre de recherches tsiganes (Hg.), Sinti und Roma unter dem Nazi-Regime, Band 1: Von der Rassenforschung zu den Lagern, Berlin 1996, S. 41–76.
Spoerer, Mark, NS-Zwangsarbeiter im Deutschen Reich. Eine Statistik vom 30. September 1944 nach Arbeitsamtsbezirken, in: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte 49/2 (2001), S. 665–684.
Tuchel, Johannes, Die „Inspektion der Konzentrationslager“ 1934–1938. Das System des Terrors. Vorgeschichte, Struktur und Funktion einer Organisation im nationalsozialistischen Herrschaftsapparat, Berlin 1989.
Tuchel, Johannes, Konzentrationslager. Organisationsgeschichte und Funktion der „Inspektion der Konzentrationslager“ 1934–1938, Boppard/Rhein 1991.
Wachsmann, Nikolaus, KL. Die Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. München 2016.
Weiler, Willi, Meine Erlebnisse im KZ-Lager Kemna. Meine Erlebnisse im Konzentrationslager Wuppertal. Oberlahnstein 1949, Wuppertal 1998.
Weinmann, Martin (Hg.), Das nationalsozialistische Lagersystem (CCP), Frankfurt am Main 1990.
Wippermann, Wolfgang, Konzentrationslager. Geschichte, Nachgeschichte, Gedenken, Berlin 1999.
Wißkirchen, Josef, Brauweiler, in: Benz/Distel, Der Ort des Terrors, Band 2, S. 70–73.
Wißkirchen, Josef, Brauweiler bei Köln. Frühes Konzentrationslager in der Provinzial-Arbeitsanstalt 1933-34, in: Schulte, Konzentrationslager, S. 65–85.
Wißkirchen, Josef, Das Konzentrationslager Brauweiler 1933/34, in: Pulheimer Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde 13 (1989), S. 153–169.
Wißkirchen, Josef, Schutzhaft in der Rheinprovinz: Das Konzentrationslager Brauweiler 1933–1934, in: Benz, Wolfgang/Distel, Barbara (Hg.), Herrschaft und Gewalt. Frühe Konzentrationslager 1933–1939. Geschichte der Konzentrationslager 1933–1945, Band 2, Berlin 2002, S. 129–156. [Online: http://www.peter-zenker.de/documents/Zwangsarbeit_SU_Langfassung.pdf]
Zimmermann, Michael, Drei Lager in Essen. Der Prügelkeller „Zeche Herkules“ 1933 und die KZ-Außenlager „Schwarze Poth“ und „Humboldtstraße“ während des Zweiten Weltkrieges, in: Schulte, Konzentrationslager, S. 179–192.
Zimmermann, Michael, Essen (Zeche Herkules), in: Benz/Distel, Der Ort des Terrors, Band 2, S. 94–95.
Zimmermann, Michael, Die nationalsozialistische „Lösung der Zigeunerfrage“, in: Herbert, Ulrich/Aly, Götz (Hg.), Nationalsozialistische Vernichtungspolitik 1939–1945. Neue Forschungen und Kontroversen. Die Zeit des Nationalsozialismus, Frankfurt am Main 1998, S. 235–262.
Zimmermann, Michael, Die nationalsozialistische Zigeunerverfolgung, das System der Konzentrationslager und das Zigeunerlager in Auschwitz-Birkenau, in: Herbert, Ulrich/Orth, Karin/Dieckmann, Christoph (Hg.), Die nationalsozialistischen Konzentrationslager. Entwicklung und Struktur, 2 Bände, Göttingen 1998, S. 887–910.
Zimmermann, Michael, Verfolgt, vertrieben, vernichtet. Die nationalsozialistische Vernichtungspolitik gegen Sinti und Roma, Essen 1993.
Zimmermann, Michael, Von der Diskriminierung zum „Familienlager“ Auschwitz. Die nationalsozialistische Zigeunerverfolgung, in: Benz, Wolfgang/Distel, Barbara (Hg.), Die vergessenen Lager, München 1989, S. 87–114.
- 1: Zur Zwangsarbeit im NS-Staat vgl. Knigge, Zwangsarbeit und Dahlmann, Zwangsarbeiterforschung.
- 2: Das vielleicht bekannteste Beispiel für diese erste Phase der Beschäftigung mit den nationalsozialistischen Lagern ist das seit seinem Erscheinen 1946 immer wieder aufgelegte Buch von Eugen Kogon, Der „SS-Staat“ (Kogon, SS-Staat). Ein anderes Beispiel: Ibach, Kemna, vgl. Erläuterungen zur Neuausgabe 1981, S. VIII.
- 3: Gutachten des Instituts für Zeitgeschichte, 2 Bände, Stuttgart 1958-1966.
- 4: Puvogel, Gedenkstätten; komplett überarbeitet: Puvogel/Stankowski, Gedenkstätten. Für eine aktuelle Information sei auf die Internetseite „NS-Gedenkstätten und Dokumentationszentren in der Bundesrepublik Deutschland“ (http://www.ns-gedenkstaetten.de) verwiesen.
- 5: Vgl. Osterloh/Wünschmann (Hg.) „… der schrankenlosesten Willkür ausgeliefert“.
- 6: Orth, System, S. 23.
- 7: Zahlen nach Tuchel, Konzentrationslager, S. 101.
- 8: Zur Entwicklung des NS-Konzentrationslagersystems und zu den preußischen Konzentrationslagern vor Einführung des „Dachauer Modells“ vgl. ausführlich Tuchel, Konzentrationslager und Orth, System sowie Wachsmann, KL
- 9: Vgl. Ayaß, „Asoziale“ im Nationalsozialismus; Hörath, "Asoziale" und "Berufsverbrecher".
- 10: Vgl. Benz/Distel, KZ-Außenlager.
- 11: Der Aufenthalt in einem Konzentrationslager war grundsätzlich unbefristet.
- 12: Weinmann, Lagersystem, S. XXXII.
- 13: Vgl. Hördler, Ordnung und Inferno.
- 14: Krakowski, Todesmärsche; Blatman, Todesmärsche.
- 15: Vgl. Daners, Ab nach Brauweiler; Daners/Wißkirchen, Was in Brauweiler geschah; Daners/Wißkirchen, Die Arbeitsanstalt Brauweiler bei Köln in nationalsozialistischer Zeit; Wißkirchen, Konzentrationslager Brauweiler; Wißkirchen, Schutzhaft; Wißkirchen, Brauweiler; Wißkirchen, Brauweiler bei Köln.
- 16: Vgl. Fleermann, „…nachsetzen bis zur Vernichtung“.
- 17: Ibach, Kemna.
- 18: Paul, Eingehende Kreuzverhöre; Paul, Bergisch Gladbach.
- 19: Aders, Schutzhaftlager; Aders, Terror; Aders, Köln-Porz; Drobisch/Wieland, System.
- 20: Aders, Schutzhaftlager, S. 99.
- 21: Aders, Schutzhaftlager, S. 108–109.
- 22: Puvogel, Gedenkstätten; Puvogel/Stankowski, Gedenkstätten. Seit Dezember 1935 befand sich die Zentrale der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) für den Regierungsbezirk Köln im EL-DE-Haus.
- 23: Roth, Köln (Bonner Wall); Roth, Frühe Haft- und Folterstätten in Köln.
- 24: Zimmermann, Essen (Zeche Herkules); Zimmermann, Drei Lager in Essen. Auf demselben Gelände befand sich zeitgleich auch ein Lager des Reichsarbeitsdienstes.
- 25: Kraus, NS-Unrechtsstätten, S. 64.
- 26: Vgl. Bader, SS-Sonderlager/KZ Hinzert; Schneider, Das ehemalige SS-Sonderlager/KZ Hinzert; Benz, Hinzert.
- 27: http://www.struthof.fr.
- 28: Kussmann, KZ-Außenkommandos.
- 29: Zimmermann, Drei Lager in Essen.
- 30: Fings, Messelager Köln.
- 31: Kussmann, KZ-Außenkommandos.
- 32: Fings, SS-Baubrigaden, S. 166
- 33: Ausführlich Kassenbrock, Konzentrationslager auf Schienen.
- 34: Müller, Zwangsarbeit in Alsdorf, S. 11–12.
- 35: Kanther, Zwangsarbeit in Duisburg.
- 36: Kanther, Zwangsarbeit in Duisburg, S. 291–292.
- 37: Vgl. Neufeind, 100 Jahre Gefängnis Siegburg.
- 38: Zu den Emslandlagern vgl. Faulenbach/Kaltofen (Hg.), Hölle im Moor.
- 39: Daten nach LAV NRW R NW 114-42, Bl. 79-99, zitiert nach Kraus, NS-Unrechtsstätten, S. 80.
- 40: Zwangsarbeit in Siegburg vgl. Zenker, Zwangsarbeit in Siegburg.
- 41: Eine systematische Arbeit über diese „Judenhäuser“ und Sammellager gibt es nicht. Für einen ersten Überblick vgl. Gruner, Terra incognita und Gruner, Arbeitseinsatz. Für Nordrhein-Westfalen hat Elfie Pracht-Jörns mit ihren Arbeiten zum „Jüdischen Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen“ die Judenhäuser systematisch erfasst, nicht aber die Sammellager; hier relevant sind die Bände für die Regierungsbezirke Düsseldorf und Köln, vgl. Pracht-Jörns, Jüdisches Kulturerbe. Zu Bochum vgl. Schneider, Die „Entjudung“ des Wohnraums.
- 42: Schmidt, Essen erinnert, S. 37–39.
- 43: Reifenrath, Internierung; Reifenrath, „Evakuierung“ der Juden des Siegkreises.
- 44: Fings/Sparing, z. Zt. Zigeunerlager.
- 45: Fings/Sparing, Zigeunerlager Köln-Bickendorf.
- 46: Die Zahlen stammen aus Spoerer, NS-Zwangsarbeiter. Teilweise beziehen sich die Zahlen auf eine Erfassung vom 30.6.1944.
- 47: Siehe die Datenbank des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln: Lager der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, Kriegsgefangenen und der KZ-Häftlinge in Köln. [Online: http://www.museenkoeln.de/ns-dok/default.asp?s=225
- 48: Vgl. Jacobmeyer, Zwangsarbeiter.
Bitte geben Sie beim Zitieren dieses Beitrags die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an.
Kraus, Stefan, Nationalsozialistische Lager und Haftstätten in der Rheinprovinz, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Epochen-und-Themen/Themen/nationalsozialistische-lager-und-haftstaetten-in-der-rheinprovinz/DE-2086/lido/5d6f6cf15ded88.93331660 (abgerufen am 17.09.2024)