Reichsabtei Werden an der Ruhr

Dieser Ausschnitt einer Karte von Nicolas Sanson aus dem Jahr 1681 zeigt die territoriale Ausbreitung der Abteien von Essen und Werden.

Der frie­si­sche Mis­sio­nar Li­ud­ger (um 742-809), der 805 der ers­te Bi­schof von Müns­ter wur­de, grün­de­te 799 in Wer­den an der Ruhr ein Klos­ter. Die als Ei­gen­klos­ter be­trach­te­te Grün­dung, seit 855 mit Be­ne­dik­ti­nern be­setzt, blieb bis zur Über­nah­me durch Abt Hil­di­grim II. (ge­stor­ben 886) in der Fa­mi­lie der Li­ud­ge­ri­den. Mit Pri­vi­leg Kö­nig Lud­wigs des Jün­ge­ren (ge­stor­ben 882) wur­de das Klos­ter 877 Reichs­ab­tei. Die­se ent­wi­ckel­te bis Mit­te des 12. Jahr­hun­derts ei­ne be­deu­ten­de und weit aus­grei­fen­de Grund­herr­schaft.

Mit der wirt­schaft­li­chen ging ei­ne kul­tu­rel­le Blü­te ein­her (Buch­ma­le­rei, Hand­schrif­ten­pro­duk­ti­on, be­deu­ten­de Bi­blio­thek, Neu­bau­ten von Kir­che und Kon­vent). Bis Mit­te des 13. Jahr­hun­derts war im We­sent­li­chen auch die Aus­bil­dung des klei­nen Ter­ri­to­ri­ums der Reichs­ab­tei ab­ge­schlos­sen; es hat­te bis zur Sä­ku­la­ri­sa­ti­on Be­stand. Seit 1522 zähl­te die Reichs­ab­tei Wer­den zu­m Nie­der­rhei­nisch-West­fä­li­schen Reichs­kreis.

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Reichsabtei Werden an der Ruhr (Orange umrandet), Ausschnitt aus der Karte 'Territorien im Rheinland 1789', Bonn 2010. (LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte)

 

Wäh­rend des 13. Jahr­hun­derts zeig­ten sich be­reits Ver­falls­er­schei­nun­gen, in de­ren Ver­lauf bis En­de des 15. Jahr­hun­derts viel Grund­be­sitz ver­lo­ren ging und der Kon­vent nur noch we­ni­ge Mit­glie­der hat­te. Im 14. Jahr­hun­dert voll­zog sich der Über­gang vom Klos­ter zum Stift. Mit An­schluss an die „Burs­fel­der Kon­gre­ga­ti­on" 1474 setz­te die wirt­schaft­li­che und spi­ri­tu­el­le Re­form der Ab­tei ein. Un­ter Abt Hein­rich Du­den (Amts­zeit 1573-1601) er­folg­te 1589/1590 ei­ne Be­stands­auf­nah­me des Ab­tei­be­sit­zes.

Vög­te (welt­li­che Schutz­her­ren) der Reichs­ab­tei wa­ren seit dem 11. Jahr­hun­dert die Gra­fen von Werl und Berg, seit cir­ca 1160 die Gra­fen von Al­te­na, ab En­de des 13. Jahr­hun­derts die Gra­fen von der Mark und in de­ren Nach­fol­ge die Gra­fen be­zie­hungs­wei­se Her­zö­ge von Kle­ve. 1648 fiel die Vog­tei an Bran­den­burg-Preu­ßen. Vor al­lem im 18. Jahr­hun­dert lei­te­te Preu­ßen dar­aus ei­nen An­spruch auf die Lan­des­ho­heit über das Stifts­ge­biet ab. Haupt­ort des Ter­ri­to­ri­ums war die Stadt Wer­den, Mit­te des 12. Jahr­hun­derts als „ci­vi­tas" be­zeich­net, wor­un­ter wohl ei­ne ge­schlos­se­ne Sied­lung mit Markt zu ver­ste­hen ist. Bis ins 14. Jahr­hun­dert ent­wi­ckel­te sie sich bei kon­kur­rie­ren­den An­sprü­chen von Abt und Klos­ter­vogt zur Stadt.

Außenaufnahme des Innenhofs der Abtei Werden mit Blick nach Nordwesten. Aus dem Historischen Bildarchiv des LVR-Amtes für Denkmalpflege im Rheinland. (LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland)

 

Das Stifts­ge­biet um­fass­te 1789 die Stadt Wer­den, den Kett­wi­ger Be­zirk so­wie das Amt Wer­den mit ins­ge­samt 6.818 Hekt­ar und 5.516 Ein­woh­nern im Jah­re 1802, oh­ne das Ab­tei-Per­so­nal und oh­ne die Herr­schaft Oef­te, die mit de­m Her­zog­tum Berg s­trit­tig war.

Der Reichs­de­pu­ta­ti­ons­haupt­schluss 1803 ent­schä­dig­te Preu­ßen für sei­ne Ver­lus­te auf dem lin­ken Rhein­ufer rechts­rhei­nisch mit den Reichs­stif­ten El­tenEs­sen und Wer­den, die 1806 an das na­po­leo­ni­sche Gro­ßher­zog­tum Berg fie­len. 1808 wur­den aus dem ehe­ma­li­gen Ter­ri­to­ri­um der 1803 sä­ku­la­ri­sier­ten Reichs­ab­tei die Mai­ri­en Wer­den und Kett­wig ge­bil­det, die nach 1816 als preu­ßi­sche Bür­ger­meis­te­rei­en fort­be­stan­den. Seit 1929 ge­hört Wer­den zur Stadt Es­sen.

Quellen

Kötzsch­ke, Ru­dolf (Hg.), Rhei­ni­sche Ur­ba­re II-IV. Die Ur­ba­re der Ab­tei Wer­den a.d. Ruhr, 3 Bän­de in 4 Tei­len, Bonn 1906-1958.

Literatur

Fa­bri­ci­us, Wil­helm, Er­läu­te­run­gen zum ge­schicht­li­chen At­las der Rhein­pro­vinz, Band 2: Die Kar­te von 1789, Bonn 1898, Nach­druck Bonn 1965, S. 339-340.
Rhei­ni­scher Städ­teat­las XIV Nr. 78: Wer­den, be­arb. von Her­mann Burg­hard, Köln / Wei­mar / Wien 2001.
Stüwer, Wil­helm (Be­arb.), Die Reichs­ab­tei Wer­den a.d. Ruhr, Ber­lin / New York 1980.

Gesamtansicht Werden an der Ruhr, Lithographie von Risse, 1833.

 
Zitationshinweis

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Wensky, Margret, Reichsabtei Werden an der Ruhr, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Orte-und-Raeume/reichsabtei-werden-an-der-ruhr/DE-2086/lido/57d11b2784d891.22506276 (abgerufen am 12.12.2024)

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