Zu den Kapiteln
Schlagworte
Der friesische Missionar Liudger (um 742-809), der 805 der erste Bischof von Münster wurde, gründete 799 in Werden an der Ruhr ein Kloster. Die als Eigenkloster betrachtete Gründung, seit 855 mit Benediktinern besetzt, blieb bis zur Übernahme durch Abt Hildigrim II. (gestorben 886) in der Familie der Liudgeriden. Mit Privileg König Ludwigs des Jüngeren (gestorben 882) wurde das Kloster 877 Reichsabtei. Diese entwickelte bis Mitte des 12. Jahrhunderts eine bedeutende und weit ausgreifende Grundherrschaft.
Mit der wirtschaftlichen ging eine kulturelle Blüte einher (Buchmalerei, Handschriftenproduktion, bedeutende Bibliothek, Neubauten von Kirche und Konvent). Bis Mitte des 13. Jahrhunderts war im Wesentlichen auch die Ausbildung des kleinen Territoriums der Reichsabtei abgeschlossen; es hatte bis zur Säkularisation Bestand. Seit 1522 zählte die Reichsabtei Werden zum Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreis.
Während des 13. Jahrhunderts zeigten sich bereits Verfallserscheinungen, in deren Verlauf bis Ende des 15. Jahrhunderts viel Grundbesitz verloren ging und der Konvent nur noch wenige Mitglieder hatte. Im 14. Jahrhundert vollzog sich der Übergang vom Kloster zum Stift. Mit Anschluss an die „Bursfelder Kongregation" 1474 setzte die wirtschaftliche und spirituelle Reform der Abtei ein. Unter Abt Heinrich Duden (Amtszeit 1573-1601) erfolgte 1589/1590 eine Bestandsaufnahme des Abteibesitzes.
Vögte (weltliche Schutzherren) der Reichsabtei waren seit dem 11. Jahrhundert die Grafen von Werl und Berg, seit circa 1160 die Grafen von Altena, ab Ende des 13. Jahrhunderts die Grafen von der Mark und in deren Nachfolge die Grafen beziehungsweise Herzöge von Kleve. 1648 fiel die Vogtei an Brandenburg-Preußen. Vor allem im 18. Jahrhundert leitete Preußen daraus einen Anspruch auf die Landeshoheit über das Stiftsgebiet ab. Hauptort des Territoriums war die Stadt Werden, Mitte des 12. Jahrhunderts als „civitas" bezeichnet, worunter wohl eine geschlossene Siedlung mit Markt zu verstehen ist. Bis ins 14. Jahrhundert entwickelte sie sich bei konkurrierenden Ansprüchen von Abt und Klostervogt zur Stadt.
Das Stiftsgebiet umfasste 1789 die Stadt Werden, den Kettwiger Bezirk sowie das Amt Werden mit insgesamt 6.818 Hektar und 5.516 Einwohnern im Jahre 1802, ohne das Abtei-Personal und ohne die Herrschaft Oefte, die mit dem Herzogtum Berg strittig war.
Der Reichsdeputationshauptschluss 1803 entschädigte Preußen für seine Verluste auf dem linken Rheinufer rechtsrheinisch mit den Reichsstiften Elten, Essen und Werden, die 1806 an das napoleonische Großherzogtum Berg fielen. 1808 wurden aus dem ehemaligen Territorium der 1803 säkularisierten Reichsabtei die Mairien Werden und Kettwig gebildet, die nach 1816 als preußische Bürgermeistereien fortbestanden. Seit 1929 gehört Werden zur Stadt Essen.
Quellen
Kötzschke, Rudolf (Hg.), Rheinische Urbare II-IV. Die Urbare der Abtei Werden a.d. Ruhr, 3 Bände in 4 Teilen, Bonn 1906-1958.
Literatur
Fabricius, Wilhelm, Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz, Band 2: Die Karte von 1789, Bonn 1898, Nachdruck Bonn 1965, S. 339-340.
Rheinischer Städteatlas XIV Nr. 78: Werden, bearb. von Hermann Burghard, Köln / Weimar / Wien 2001.
Stüwer, Wilhelm (Bearb.), Die Reichsabtei Werden a.d. Ruhr, Berlin / New York 1980.
Bitte geben Sie beim Zitieren dieses Beitrags die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an.
Wensky, Margret, Reichsabtei Werden an der Ruhr, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Orte-und-Raeume/reichsabtei-werden-an-der-ruhr/DE-2086/lido/57d11b2784d891.22506276 (abgerufen am 12.12.2024)