Rheinischer Städteatlas Brühl. Teil 1: Siedlung

Siedlung

Grundriss der Stadt Brühl im Verhältnis 1 : 2.500 nach der Urkarte von 1821. (LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte)

1. 1 Geographische Lage

Auf der Mit­tel­ter­ras­se der Köl­ner Bucht, 65 m über NN, un­mit­tel­bar öst­lich des bis zu 137 m an­stei­gen­den Vor­ge­bir­ges (Vil­le), 12 km süd­süd­west­li­ch Köln (Stadt­mit­te), 1 km öst­lich der rö­mi­schen Was­ser­lei­tung nach Köln, am Schnitt­punkt der am Fuß des Vor­ge­bir­ges ent­lang füh­ren­den Stra­ße von Bonn nach Köln mit ei­ner durch Brühl ver­lau­fen­den (viel­leicht schon Rö­mer-) Stra­ße von Köln nach Mar­ma­gen (heu­te Teil der B 51) ge­le­gen. Die vom Ost­hang des Vor­ge­bir­ges kom­men­den Was­ser­läu­fe des Müh­len-, Don­ner- und Pings­dor­fer Ba­ches ver­ei­ni­gen sich in den Schlo­ßpark­wei­hern und flie­ßen als Pal­mers­dor­fer Bach in den 3 km öst­lich von Brühl ge­le­ge­nen En­t­en­fang (al­ter Rhein­arm). Der Ip­pen­bach (Ab­zweig des Müh­len­ba­ches) durch­floß die Stadt (Ta­fel 2, Grund­riss)

1. 1 Verkehrslage

1844 An­schluss an die Ei­sen­bahn Köln-Bonn, 1877 An­schluß des Orts­tei­les Kier­berg an die Ei­sen­bahn Köln-Eus­kir­chen-Trier, 1898 An­schluss an die durch die Stadt füh­ren­de Vor­ge­birgs­bahn Köln-Bonn

1. 2 Siedlungsentwicklung

West­lich und süd­west­lich der Stadt auf dem mitt­le­ren Strich des Vor­ge­bir­ges ca. 80 Hü­gel­grä­ber in ei­ner Nord-Süd-Aus­deh­nung von 4,5 km (BJ 142-148)
800 m öst­lich der Stadt­mit­te band­ke­ra­mi­sche Sied­lung t (Ger­ma­nia 24, 1940, S. 79 ff)
Rö­mi­sche Sied­lungs­res­te in den Orts­tei­len Kier­berg, (BJ 131, 132, 143/44) Hei­de, (BJ 148) Ba­dorf (Ger­ma­nia 18) und Pings­dorf (BJ 133)
Zehn Brand­grä­ber im Be­reich der band­ke­ra­mi­schen Sied­lung, (BJ 134, 135, 145, 146) zwei Ske­lett­grä­ber im Orts­teil Vo­chem (BJ 162) – al­les 3./4. Jahr­hun­der­t 
Frän­ki­sches Plat­ten­grab (mit Fran­zis­ka) und Vor­rats­gru­ben 450 m west­lich der band­ke­ra­mi­schen Sied­lung beim Pal­mers­dor­fer Hof (BJ 142). Im Orts­teil Vo­chem Grab­stein mit christ­li­cher In­schrift (Ri­g­netru­dis) des 6. Jahr­hun­derts in frän­ki­schem Grä­ber­feld (Leh­ner, Stein­denk­mä­ler 1014; BrHbl 23, 1966, 1 f). Früh­mit­tel­al­ter­li­che Töp­fe­rei­en in den Orts­tei­len Ba­dorf (BJ 163 und 166) 7./8. Jahr­hun­dert, Pings­dorf (BJ 155/56, 1955/56, S. 381 ff und BJ 165-169), Eck­dorf (BrHbl 26, 1969, S. 13 ff und 25 ff), Kier­berg (BJ 155/ 56 und 166) – al­le 9. bis 12. Jahr­hun­dert (vgl. V 4)

1. 3 Ersterwähnungen und alle folgenden Namenbelege

1159/69 de Bru­le (Ho­eni­ger II, 2, S. 32)
1168/90 in Bru­le (REK II 1387)
1189/90 de Bru­le (Ho­eni­ger I, S. 191)
1191 de Bru­le (REK II 1430)
1192/93 de Bru­le (Ho­eni­ger I, S. 209)
1278 de Broil­le (NrhUB II 717)
1329 des Bruyltz (REK IV 1838)
1395 in Breu­la (StaK Kar­täu­ser 190)
1472 zom Bru­wel (RhSuUB 62)
1521 byn­nen dem Bro­ell (eb­da. 78)
1694 Broill (eb­da. 109)

1. 3 Adjektivisch

1315 Bru­len­sis (eb­da. 5)
(1371) bro­lisch (Lac Arch 6, S. 310)
1325 Bro­len­sis (Arch Gracht 208)
1509 Bru­el­len­sis (LAV NRW R Bot­ten­broich RuH 1)

1. 4 Bezeichnung der Siedlung

1168/90 (I 3) cur­tis  
1285 op­pi­dum in Brühl (III 3)
1295 ca­s­trum (REK III 3463)
1324 ci­vi­tas de Brühl (Ein­zel­be­­leg; StaK An­­to­­ni­­ter 7)

1. 5 Bezeichnung der Siedlungsbewohner

1158 man­sio­na­ri­us (in Mer­re­che, vgl. I 6, REK II 654)
1200 ho­mi­nes ser­vi­lis con­di­tio­nis (in Mer­re­che) wer­den zu cen­sua­les frei­ge­las­sen (UB Ge­org, S. 281)
1285 op­pi­da­ni und ho­mi­nes com­mo­r­an­tes in­fra Bi­vanc Brühl (III 3 und 4)

1. 6 Wüst gewordene Nachbarsiedlungen (innerhalb der Gemarkung)

Die seit 1158 (I 5) ge­nann­te vil­la (REK III 1046) Mer­re­che (1,5 km nord­west­lich von Brühl = Kier­berg) war ei­nes der zwölf erz­bi­schöf­li­chen Ta­fel­gü­ter (Mitt. StaK 2, 1883, S. 6). Durch Ver­le­gung der bei­den Vil­li­ka­tio­nen Mer­re­che und Pings­dorf (III 1) und Ab­zug ih­rer Hin­ter­sas­sen in die von ih­nen seit ca. Mit­te des 13. Jahr­hun­derts er­bau­te Stadt Brühl (II 2) ist Mer­re­che En­de des 13. Jahr­hun­derts wüst ge­wor­den: Et pos­tea quam ca­s­trum Bru­el­len­se fuit erec­tum tunc vil­la­ni si­ve vici­ni (der vil­la Mee­re­che) ad de­fen­sio­nem ex cas­tro cap­ten­dam suc­ces­si­ve cum ha­bi­ta­tio­ni­bus su­is ad ca­s­trum de­cli­na­ver­unt, et sic tan­dem op­pi­dum fecer­unt quod no­mi­nem su­um Bru­el ex cas­tro sus­ce­pit (LAV NRW R Bot­ten­broich RuH 1 = 1509 an­ge­leg­tes Ko­pi­ar). Durch die wei­ter be­nutz­te, auf dem Ost­hang des Vor­ge­bir­ges ge­le­ge­ne Ka­pel­le des Or­tes (IV 4) hat sich der Flur­na­me „auf dem Kirch­ber­g“ (1324 lo­cus dic­tus Kyrg­berg; StaK An­to­ni­ter 7) er­hal­ten. Seit dem 17. Jahr­hun­dert wur­de der Platz wie­der stär­ker be­sie­delt und er­hielt bei der Ka­tas­ter­auf­nah­me 1820 den heu­ti­gen Na­men Kier­berg (Zur Ge­schich­te des Or­tes vgl.; BrHbl 26, 1969, S. 22)

1. 7 Ortsteile, Gebietsveränderungen, Eingemeindungen

1932 Ein­ge­mein­dung von Ba­dorf (mit Pings­dorf, Eck­dorf und Geil­dorf), Vo­chem, Kier­berg (mit Hei­de) und Schwa­dorf (vgl. auch III 4)

1. 8 Gemarkungsgröße 1885–1975

1895 = 1283 ha, 1928 = 1281 ha, 1946 = 3604 ha (durch die Ein­ge­mein­dun­gen von 1932, I 7), 1971 = 3610 ha

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Urmesstischblatt Brühl, Ausschnitt des Blattes 5107 Brühl der Topographischen Aufnahmen im Verhältnis 1 : 25.000 des Preußischen Bureaus, Uraufnahme (1845). (Landesvermessungsamt NRW)

 
Zitationshinweis

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Flink, Klaus, Rheinischer Städteatlas Brühl. Teil 1: Siedlung, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Orte-und-Raeume/rheinischer-staedteatlas-bruehl.-teil-1-siedlung/DE-2086/lido/5d1ef390b107d2.57438354 (abgerufen am 29.03.2024)

Auch über Rheinischer Städteatlas Brühl, bearbeitet von Klaus Flink (Lfg. I, Nr. 2, 1972)