Rheinischer Städteatlas Euskirchen. Teil 5: Wirtschafts- und Sozialstruktur

Luftbild von Euskirchen und Umgebung im Verhältnis 1 : 10.000, aufgenommen durch Hansa Luftbild GmbH Münster, 1970. (Landesvermessungsamt NRW)

5. 1 Einwohner- und Häuserzahlen

1501 ins­ge­samt 183 Zins­pflich­ti­ge (LAV NRW R JB III R Eusk. 172)
1532 ins­ge­sam­t 185 Zins­pflich­ti­ge (eb­da.)
1534 561 brand­ge­schä­dig­te (Stadt­brand 1533, I 2) Per­so­nen in­tra mu­ros (LAV NRW R JB III R Eusk. 2)
1536 ins­ge­samt (mit Rü­des­heim und Kes­se­nich) ca. 625 Komu­mu­ni­kan­ten (Red­lich II 1, S. 224 ff)  
1560 ins­ge­samt. (s. o.) ca. 700 Kom­mu­ni­kan­ten (eb­da.)
1628 271 Fa­mi­li­en, 222 Häu­ser in­tra mu­ros (LAV NRW R JB III R Eusk.173)
1666 174 Hul­di­gungs­pflich­ti­ge in­tra mu­ros, 26 in den zu­ge­hö­ri­gen Dör­fern Kes­se­nich und Wüsch­heim (Fest­schrift II, S. 58 f)
1690 178 Fa­mi­li­en, 173 Häu­ser, zehn wüs­te Haus­plät­ze in­tra mu­ros (StaE B VIII d)
1701 224 Fa­mi­li­en (da­von 46 pau­per) mit ins­ge­samt 831 Per­so­nen (313 Kin­der, 38 Knech­te, 70 Mäg­de, drei Lehr­jun­gen) in­tra mu­ros (StaE B I a 4; Hei­mat­ka­len­der 1954, S. 50 ff)
1713 205 Häu­ser in­tra mu­ros (Hei­mat 4, S. 35)
1730 170 Hul­di­gungs­pflich­ti­ge in­tra mu­ros (Fest­schrift II, S. 60 ff)
1731 250 Fa­mi­li­en in­tra mu­ros (StaE B I e 5)
1745 207 Fa­mi­li­en mit ins­ge­samt 792 Per­so­nen (292 Kin­der, 44 Knech­te, 67 Mäg­de) in­tra mu­ros (eb­da. B VIII h)
1747 194 (von 207) Fa­mi­li­en ha­ben ins­ge­samt 197 Häu­ser (da­von zwölf in bes­tem, 48 in mitt­le­rem, 137 in schlech­tem Zu­stand) in­tra mu­ros (eb­da.)
1756 217 Häu­ser in­tra mu­ros (Hei­mat 4, S. 35)
1767 1366 Ein­woh­ner in­tra und ex­tra mu­ros (eb­da. 1, S. 330)
1782 230 Häu­ser in­tra mu­ros, Kes­se­nich fünf, Wüsch­heim 30, Rü­des­heim ein Haus, Au­gen­broich ein Haus (StaE A 44 und B VIII a 1)
1796 1613 Ein­woh­ner und 278 Häu­ser in­tra und ex­tra mu­ros (Hei­mat 1, S. 202)
1801 1337 Ein­woh­ner (349 Kin­der, 65 Knech­te, 70 Mäg­de, drei Lehr­jun­gen) in 276 Häu­sern in­tra mu­ros (StaE Be­völ­ke­rungs­lis­ten)

5. 2 Agrarwirtschaft

Acker­bau und Vieh­wirt­schaft bis ins 19. Jahr­hun­dert von gro­ßer Be­deu­tung
1668 Wein­gär­ten (Ein­zel­be­leg) auf dem Pütz­berg, öst­lich der Stadt (StaE A 43)
1670 ins­ge­samt 4827 Mg (da­von 1200 Mg Erb­pacht­gü­ter; vgl. III 1 Grund­herr­schaft) im Steu­er­an­schlag, d. h. von den Bür­gern be­wirt­schaf­tet (StaE A 43)
1701 hal­ten 175 (von 224) Fa­mi­li­en ins­ge­samt 81 Pfer­de und 414 Kü­he (V 1)
1731 hal­ten 164 (von 250) Fa­mi­li­en ins­ge­samt 60 Pfer­de, 200 Kü­he und 240 Och­sen (eb­da.)
1741 553 Scha­fe in­tra mu­ros, 300 Rü­des­heim (StaE B VIII h)
1743 hal­ten 138 (von 205) Fa­mi­li­en ins­ge­samt 65 Pfer­de, 184 Kü­he und 26 Och­sen (eb­da.)
1747 ha­ben 194 (von 207) Fa­mi­li­en ins­ge­samt 197 Häu­ser, 107 Scheu­nen und 105 Stäl­le (eb­da.) 
1816 4950 Mg Acker­land, 300 Mg Wie­sen, 175 Mg Wald, zwölf Wei­her und Tei­che (ehe­ma­li­ger Stadt­gra­ben), 80 Pfer­de, zwei Esel, 356 Kü­he, 850 Scha­fe (mit Rü­des­heim), 180 Schwei­ne, 50 Bie­nen­stö­cke, 314 Häu­ser, 463 Scheu­nen und Stäl­le (LAV NRW R Hs N V 1 und StaE B 4)
1960 Land- und Forst­wirt­schaft im Wirt­schafts­le­ben von Eus­kir­chen nur noch von ge­rin­ger Be­deu­tung, aber 64 an­säs­si­ge Be­trie­be be­wirt­schaf­ten mit ins­ge­samt 1111 ha (943 ha land­wirt­schaft­li­che, 136 ha forst­wirt­schaft­li­che Nutz­flä­che) fast die Hälf­te des Stadt­ge­bie­tes (2275 ha), durch­schnitt­li­che Be­triebs­grö­ße ca. 15 ha (Smop­pe)

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Tab. 2: Einwohner- und Häuserzahlen um 1550-1970. (LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte)

 

5. 4 Gewerbe und Industrie (auch Druckereien und Zeitungen)

5. 4 Mühlen

1226 mo­len­di­num (III 1 Grund­herr­schaft) = Bann­müh­le 1355 mu­le und erfge­mal (III 1 Ge­rimt­s­herr­schaft)
1528 lan­des­herr­li­che Was­ser­müh­le in der Stadt ge­gen die Ver­pflich­tung zum Bau ei­ner zwei­ten Was­ser­müh­le au­ßer­halb der Stadt an den Ma­gis­tra­ten in Erb­pacht (LAV NRW R JB 1959)
1532 Öl­müh­le (eb­da. JB III R Eusk. 172)
1628 zwei Was­ser(Mahl)müh­len, drei Ol­müh­len, zwei Walk­müh­len (eb­da. 173)
1682 bei­de Was­ser­müh­len sind Bann­müh­len für den ge­sam­ten Stadt­bann, au­ßer­städ­ti­sche Müh­le für Wüsch­heim, in­ner­städ­ti­sche für die üb­ri­ge Be­völ­ke­rung (StaE A 43)
1782 zwei ­Korn- (= oben ge­nann­te Bann­müh­len) und drei Fa­brik­müh­len (zwei Fell- und ei­ne Loh­müh­le, eb­da. B VIII h)
1816 zwei Mahl-, zwei Öl- und ei­ne Walk-, Schleif- und Loh­müh­le (LAV NRW R Hs N V 1)

5. 4 Sozial- und Gewerbestruktur

Ober­schicht: Schöf­fen­fa­mi­li­en (städ­ti­sches Hoch­ge­richt) aus den so­ge­nann­ten Meist­be­erb­ten (be­gü­ter­te Halb­win­ner und Acker­män­ner) und Wir­ten, seit dem 18. Jahr­hun­dert auch aus den Ger­bern; un­ter den Rü­des­hei­mer Schöf­fen da­ge­gen schon seit dem 17. Jahr­hun­dert. Han­del- und Ge­wer­be­trei­ben­de, ins­be­son­de­re Woll­we­ber und Ger­ber (StaE A 43, B I a 4, B VI a 2)
Von den 39 Ein­woh­nern, die 1448 ei­nen Steu­er­bei­trag (zum Er­werb der Herr­schaf­ten Heins­berg und Lö­wen­berg) von 1150 Gul­den auf­brin­gen, sind (von den sie­ben mit ih­rem Ge­wer­be ge­nann­ten Ein­woh­nern) ei­ner Fär­ber, ei­ner  Brau­er, ei­ner Schrö­der, drei Schmie­de, ei­ner Ha­ma­cher. Zur Ober­schicht (16 Per­so­nen mit ei­nem Bei­trag von je 50 Gul­den, Schnitt 29 Gul­den) ge­hö­ren Schult­heiß, sie­ben Schöf­fen, ein Kauf­mann (Blei­han­del = der AHVN 163, 1961, S. 193 gen. Joh. Bli­j­mann),  ein Brau­er (Rest oh­ne Ge­wer­be ge­nannt, LAV NRW R JB II 5105)
Im 15. Jahr­hun­dert be­zeug­tes Fleisch­hau­er­ge­wer­be (vier Fleisch­bän­ke in der of­fe­nen Säu­len­hal­le des Rat­hau­ses) nach dem Stadt­brand von 1533 nicht mehr be­legt (eb­da. JB III R Eusk. 1 ff)
(1640) sind 180 (von 271 im Jah­re 1628, V 1) Bür­ger (ne­ben 25 Ta­ge­löh­nern) in 18 Be­ru­fen tä­tig. Ge­wer­be­trei­ben­de in drei Steu­er­klas­sen, (Ge­winn und Ge­wer­be) ein­ge­teilt: Ers­te Klas­se: zwölf (der 14) Wir­te, sie­ben Brau­er, fünf (der neun) Ger­ber, vier (der acht) Schuh­ma­cher, sechs Kauf­leu­te, fünf Öl­schlä­ger, fünf Fär­ber, vier Woll­we­ber, ein Hut­ma­cher, ein Han­dels­ju­de, (al­le auf fei­len Kauf an­ge­schla­gen). Zwei­te Klas­se: vier Bä­cker, zwei (der 14) Wir­te, fünf Schmie­de, sechs Me­tall­ar­bei­ter, zwei Mül­ler, vier (der neun) Ger­ber, 33 Acker­män­ner, 15 (der 41) Haus­män­ner. Drit­te Klas­se: 14 Krä­mer, vier (der acht) Schuh­ma­cher, acht Ge­wand­ma­cher, sechs Schnei­der, vier Lei­nen­we­ber, 26 (der 41) Haus­män­ner, 25 Ta­ge­löh­ner (StaE B I a 4)
1743 sind 133 (von 207 im Jah­re 1745, V 1) Bür­ger (ne­ben 19 Ta­ge­löh­nern) in 27 Be­ru­fen tä­tig; sie­ben Steu­er­klas­sen: Ers­te und zwei­te Klas­se: Amts­ver­wal­ter und Schult­heiß. Drit­te und vier­te Klas­se: sie­ben Schöf­fen (Hoch­ge­richt), No­tar, Ge­richts­schrei­ber, drei (der sechs) Halb­win­ner, zwei (der 48) Acker­män­ner, drei (der sie­ben) Ger­ber (ein Weiß-, zwei Rot­gerber), ei­ner (der 13) Schuh­ma­cher, ei­ner (der zwei) Woll­we­ber, zwei Tuch­händ­ler, drei Wir­te (= ins­ge­samt städ­ti­sche Ober­schicht). Fünf­te Klas­se: drei (der sechs) Halb­win­ner, 22 (der 48) Acker­män­ner, drei (der acht) Haus­män­ner, vier (der sie­ben) Ger­ber (drei Weiß-, ein Rot­gerber), acht (der 13) Schuh­ma­cher, ei­ner (der vier) Ha­ma­cher, zwei Tuch­ma­cher, ei­ner (der zwei) Woll­we­ber, zwei (der drei) Lei­nen­we­ber, fünf (der sechs) Schnei­der, fünf Krä­mer, ei­ner (der sie­ben) Wir­te, zwei (der drei) Bä­cker, ein Öl­schlä­ger, zwei Mül­ler, fünf Ju­den, drei (der fünf) Schmie­de, ein Pflas­te­rer, ei­ner (der zwei) Fass­bin­der, ein Mau­rer, ein Zim­mer­mann, ein Dach­de­cker, neun (der 19) Ta­ge­löh­ner. Sechs­te und sieb­te Klas­se: 24 (der 48) Acker­män­ner, fünf (der acht) Haus­män­ner, vier (der 13) Schuh­ma­cher, drei (der vier) Ha­ma­cher, drei (der sie­ben) Wir­te (Brannt­wein­zap­fer), ei­ner (der drei) Lei­nen­we­ber, ei­ner (der sechs) Schnei­der, ein Strumpf­ma­cher, ein Hut­ma­cher, drei Ach­sen­ma­cher, ei­ner (der drei) Bä­cker, ei­ner (der zwei) Fass­bin­der, ein Gla­ser, zwei Schrei­ner, zwei Schlos­ser, zwei (der fünf) Schmie­de, ein Stroh­schnei­der, zehn (der 19) Ta­ge­löh­ner (StaE B VIII h)
Ent­wick­lung von (1640)–1855 ins­ge­samt: Die Wol­le (bzw. Tuch) und Le­der er­zeu­gen­de und ver­ar­bei­ten­de Ge­wer­be her­vor­ra­gend (aber nur die Le­der­zunft von Be­deu­tung, III 7), da­bei das Tuch­ge­wer­be doch wohl äl­ter (1513 Alaun aus Ant­wer­pen, IV 5 und 1532 zwei Fär­ber aus Müns­ter­ei­fel in Eus­kir­chen an­säs­sig, LAV NRW R JB III R Eusk. 172) und be­deu­ten­der als bis­her an­ge­nom­men (Er­gän­zung zu Ren­elt), bis zum An­fang des 18. Jahr­hun­derts, dann Ger­ber füh­rend. Ab An­fang des 19. Jahr­hun­derts er­neu­ter Auf­schwung des Tuch­ge­wer­bes und Ent­wick­lung ei­ner über­re­gio­nal be­deut­sa­men (bis zur Ge­gen­wart) Tex­til­in­dus­trie, 1853 mit ers­ter Dampf­ma­schi­ne, ab 1854 ins­be­son­de­re Mi­li­tär­tuch­pro­duk­ti­on. Ab 1870 wei­te­re In­dus­trie­zwei­ge: Ton- und Stein­zeug­wer­ke, Me­tall- und Ei­sen­in­dus­trie, Zu­cker- und Kunst­dün­ger­fa­bri­ken. Nach 1945 Wie­der­auf­bau der Tex­til­in­dus­trie (1952 mit 18 Be­trie­ben und rund 2000 Ar­bei­tern), Me­tall­in­dus­trie, Holz­ver­ar­bei­tung und Pa­pier­er­zeu­gung, Glas­in­dus­trie, Ze­ment- und Ton­wa­ren­fa­bri­ken, Zu­cker­er­zeu­gung, Ge­mü­se- und Obst­kon­ser­ven­ver­ar­bei­tung so­wie Dün­ge­mit­tel­fa­brik

5. 4 Druckerei und Zeitung

1832 An­zei­ger für die Krei­se Rhein­bach und Eus­kir­chen, ge­druckt in Eus­kir­chen, ab 1834 als Er­fa, Un­ter­hal­tungs­blatt und An­zei­ger, bis 1838
1840 Er­fa, In­tel­li­genz­blatt für die Krei­se Eus­kir­chen, Rhein­bach und Ahr­wei­ler, ab 1844 oh­ne Er­fa, ab 1875 als Eus­kir­che­ner Zei­tung, ab 1911 täg­lich, ab 1933 West­deut­scher Be­ob­ach­ter – Eus­kir­che­ner Zei­tung, bis 1944
1849 Eus­kir­che­ner Wo­chen­blatt, ab 1875 Eus­kir­che­ner Volks­blatt, ab 1877 zwei­mal wö­chent­lich, ab 1904 täg­lich, ab 1934 Volks­blatt, Ta­ges­zei­tung für das west­deut­sche Grenz­ge­biet, bis 1944, ab 1949 wie­der Eus­kir­che­ner Volks­blatt, bis 1954
1904 Eus­kir­che­ner Volks­zei­tung, bis 1914 (ins­ges. Fest­schrift II, S. 309 ff)

5. 5 Markt und Handel

Auf­grund der seit der Stadt­grün­dung be­zeug­ten lan­des­herr­li­chen För­de­rung (III 2 und 3) ein blü­hen­des Markt­le­ben = be­deut­sa­mer Frucht­han­del (1460 kauft Kem­pen Rog­gen in Eus­kir­chen) (Gis­sin­ger, S. 207). Seit dem 14. Jahr­hun­dert An­sied­lung von Ju­den (III 8) und im 14./15. Jahr­hun­dert von Ka­wer­schen (1501 Hof­stel­le, die den Kair­wer­schen ge­hör­te) (LAV NRW R JB III R Eusk. 172). Son­der­märk­te (ab dem 17. Jahr­hun­dert): Zwie­bel-, Woll- und Vieh­märk­te (III 2), im 17. Jahr­hun­dert auf den bei­den Jahr­märk­ten (Si­mon und Ju­dae so­wie Mat­thäi,III 2) Krä­mer, Sei­den- und Woll­kap­pen-, Bril­len- und Sa­ck­uh­ren­händ­ler, Frucht­wan­nen, Häck­sel­bän­ke, Spinn­rä­der und Heim­ba­cher Stühl­chen (Web­stuhl) so­wie ins­be­son­de­re Löh­rer und Tuch­ma­cher mit Woll­tü­chern, Strümp­fen, Bra­ban­ter­kit­teln so­wie Hals- und Ta­schen­tü­chern, da­bei ins­be­son­de­re Si­mon- und Ju­da-Markt (28. Ok­to­ber) mit Kir­me­scha­rak­ter und re­gio­na­ler Be­deu­tung (Vor­be­halt des Eus­kir­che­ner Markt­be­su­ches in Ge­sin­de­ver­trä­gen) (Hei­mat 3, S. 130)
Eus­kir­che­ner Fuhr- und Han­dels­leu­te im 14./15. Jahr­hun­dert auf Bra­ban­ter und Frank­fur­ter Mes­sen (Hess. Jb. 8, 1958, Kar­ten 9 und 27); in der Ei­fel ge­won­ne­nes Blei in Köln ver­kauft (AHVN 163, 1961, S. 193 = zwei­te Hälf­te des 15. Jahr­hun­derts) und aus Ant­wer­pen Ein­fuhr von He­rin­gen, Stock­fisch, Kä­se, dro­eg go­ed (Sam­mel­be­griff u. a. für Far­ben, Ge­wür­ze, Sei­de) Alaun, Sei­fe, Al­ko­hol, Fei­gen, Ro­si­nen (E. En­nen, Bonn und Ant­wer­pen, in Fest­schrift J. Dietz, Bonn 1973, S. 91 und LAV NRW R JB I 1031 und 1392 = 1491), ins­be­son­de­re Zu­brin­ger- und Ver­teil­er­funk­ti­on
Da­ne­ben Han­del lo­ka­ler Pro­duk­te: Ge­trei­de, Bier (bis zur Mit­te des 16. Jahr­hun­derts, vgl. Ge­wer­be­ta­bel­le V 4), Tu­che, Fell­wa­re (Och­sen- und Rin­der­fel­le) und Le­der (StaE B I a 4). Nach kriegs­be­ding­tem star­kem Rück­gang (zwei­te Hälf­te des 17. Jahr­hun­derts bis zur Mit­te des 18. Jahr­hun­derts) seit den 70er-Jah­ren des 18. Jahr­hun­derts Auf­schwung ins­be­son­de­re des le­der­er­zeu­gen­den und -ver­ar­bei­ten­den Ge­wer­bes, ab An­fang des 19. Jahr­hun­derts auch des Tuch­ge­wer­bes; Eus­kir­chen wird (an­stel­le Müns­ter­ei­fels) zum Zen­trum über­re­gio­nal be­deut­sa­mer Tex­til­in­dus­trie (ins­be­son­de­re Mi­li­tär­tu­che, Eus­kir­chen deck­te im 19. Jahr­hun­derts ⅓ des ge­sam­ten Ar­mee­be­darfs, Ex­port auch nach Über­see; V 4) auf­grund (im Ver­gleich zu Müns­ter­ei­fel) feh­len­der zünf­ti­scher En­ge und zu­kunfts­ori­en­tier­ter ma­gis­tra­ler Wirt­schafts- und Ver­kehrs­po­li­tik, die zu den ent­schei­den­den Ver­kehrs­an­bin­dun­gen führt (II 1): Stadt zieht Ach­se und Schie­ne an sich; dank die­ser Ver­kehrs­la­ge seit der Mit­te des 19. Jahr­hun­derts au­ßer­dem zen­tra­ler Markt­ort der um­lie­gen­den länd­li­chen Re­gi­on

5. 6 Maße und Gewichte

1322 Markt­recht­li­che Be­stim­mung: al­le Früch­te dür­fen nur mit dem ge­eich­ten Stadt­maß (men­sura iura­ta et com­bus­ta seu si­gna­ta si­gno opi­di) ge­mes­sen wer­den (III 2)

5. 6 Euskirchener Maß

1462 in Bil­lig (Fest­schrift II, S. 441)
(1486) in Roitz­heim (LAV NRW R Kl. Es­sig Akt 2)

5. 6 Hohlmaße

1530 1 Mal­ter = 5 Süm­ber, 1 Süm­ber = 4 Vier­tel, 1 Vier­tel = 4 Pin­ten 1 Eus­kir­che­ner Mal­ter = 1 Mal­ter 1 Vier­tel Col­sche Hoiff­maß (LAV NRW R JB III R Eusk. 2 und 3)
1584 1 Dü­re­ner Mal­ter (seit­dem in Eus­kir­chen be­zeugt) = 1 Mal­ter 1 Vier­tel Eus­kir­che­ner Maß (eb­da. 6)
1628 von al­ters zu Eus­kir­chen zwei­er­lei Maß, das gro­ße und das klei­ne Maß, das gro­ße Maß ist ge­mein Eus­kir­che­ne­rer Maß, 5 Mal­ter klei­nes Maß = 4 Eus­kir­che­ne­rer Mal­ter und 1 Mal­ter gro­ßes Maß = 25 Vier­tel klei­nes Maß (eb­da. 173), gro­ßes und klei­nes Maß un­ter­schied­li­che Hohl­ma­ße der ur­sprüng­lich zwei Vil­li­ka­tio­nen (III 1 Grund­herr­schaft)
1657 Ma­gis­trat ver­bie­tet (auf Kla­gen der Bür­ger hin), Früch­te mit Dü­re­ner Maß zu mes­sen (StaE A 43)
1770 Ma­gis­trats­be­schluss auf dem wö­chent­li­chen Frucht­markt al­le Früch­te nur mit Dü­re­ner Maß zu mes­sen (Hei­mat 3, S. 131)

5. 6 Flächenmaß

1571 wer­den in Eus­kir­chen zwey­er han­den Ma­ße ge­braucht, näm­lich 5 und 6 ro­edi­ger Ma­ße, da­bei hat 1 Mg 5 ro­edi­gen Ma­ßes 150 Ru­ten und 1 Mg 6 ro­edi­gen Ma­ßes 180 Ru­ten; 1 Ru­te = 4 Fuß (LAV NRW R Rei­chen­stein Akt 1 und 2)
1628 1 Mg Com­mel­land = 150 Ru­ten, 1 Mg Ju­cher und 1 Mg Reu­ßhei­mer Land = je 180 Ru­ten (eb­da. JB III Eusk. 173) = un­ter­schied­li­che Flä­chen­ma­ße der ur­sprüng­lich zwei Vil­li­ka­tio­nen (III 1 Grund­herr­schaft)
1664 1 Mg = 4 Vier­tel = 180 Ru­ten, 1 Vier­tel = 45 Ru­ten (LAV NRW R Rei­chen­stein RuH 2)

Tab. 3: Gewerbetabelle ca. 1640-1855. (LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte)

Tab. 4: Entwicklung der Euskirchener Textilindustrie 1818-1914. (LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte)

 
Zitationshinweis

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Flink, Klaus, Rheinischer Städteatlas Euskirchen. Teil 5: Wirtschafts- und Sozialstruktur, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Orte-und-Raeume/rheinischer-staedteatlas-euskirchen.-teil-5-wirtschafts--und-sozialstruktur/DE-2086/lido/5d760b79771c40.38339806 (abgerufen am 19.04.2024)

Auch über Rheinischer Städteatlas Euskirchen, bearbeitet von Klaus Flink (Lieferung II, Nr. 8, 1974)