Rheinischer Städteatlas Wesseling. Teil 2: Topographie

Topographische Karte der Stadt von 1892 im Verhältnis 1 : 25000, Zusammensetzung der Blätter 5107 Brühl und 5108 Köln-Porz der Preußischen Kartenaufnahme 1891-1912 (Neuaufnahme). (Landesvermessungsamt NRW)

2. 1 Burg

Die An­fän­ge der Burg in Nie­der-Wes­se­ling sind un­be­kannt. Sie be­fand sich an der Ab­bie­gung der Haupt­stra­ße nach Nor­den in Rich­tung Köln und wird 1359 erst­mals ge­nannt, als sie von den Her­ren von Be­ver­stein und von Nes­sel­ro­de über­fal­len wur­de (UB Heis­ter­bach 433; Ta­fel 4, Nr. 1). Die Burg, auch Schloß und ho­hes Haus ge­nannt (1590, LHAK 48/1751), dien­te als Sitz des Amt­manns von Nie­der-Wes­se­ling. So wird 1459 Mi­cha­el von der Burg als Amt­mann in Nie­der-Wes­se­ling ge­nannt (III 1 Amts­trä­ger und Be­diens­te­te). Ob die Burg iden­tisch ist mit dem im Weis­tum von Nie­der-Wes­se­ling er­wähn­ten West­er­hol­ter Gut, muß of­fen blei­ben (III 1 Wei­stü­mer). Die Res­te der Burg wur­den 1936 ab­ge­ris­sen.

1416 ver­stieß ei­ne Be­fes­ti­gung bei Wes­se­ling ge­gen lau­fen­de Ver­trä­ge zwi­schen dem Her­zog von Berg und der Stadt Köln. In­wie­fern nur ein Boll­werk oder gar ein bur­ge­n­ähn­li­ches Ge­bäu­de ge­meint ist, bleibt of­fen (StaK Brb 6 fol. 11v; F. Rit­ter, Erz­bi­schof Diet­rich v. Mörs u. d. Stadt Köln 1414-1424. In: AHVN 56, 1893, S. 29). 1417 er­hielt der Her­zog per kö­nig­li­chen Ge­richts­ent­scheid die An­wei­sung, Wes­se­ling zu ent­fes­ti­gen (L. En­nen, Ge­schich­te d. Stadt Köln Bd. 3, 1869, S. 203f.)

2. 2 Siedlungsentwicklung

Die Res­te der so­ge­nann­ten Ufer­vil­la las­sen auf ei­ne rö­mi­sche Be­sied­lung der Ge­mar­kung schlie­ßen. Nach La­ge der um­lie­gen­den Grä­ber­fel­der, der Wei­hestei­ne na­he der Vil­la und der rö­mi­schen Bau­res­te war die Sied­lung na­he­zu iden­tisch mit dem mit­tel­al­ter­li­chen und heu­ti­gen Orts­kern und lag da­mit so­wohl na­he am Rhein als auch an den rö­mi­schen Stra­ßen in das Vor­ge­bir­ge und nach Bonn (I 1 Stra­ßen). Die Be­gren­zung des rö­mi­schen Or­tes lä­ßt sich durch die La­ge der Grä­ber­fel­der ver­gleichs­wei­se gut re­kon­stru­ie­ren. Er um­fa­ß­te den Raum zwi­schen dem Rhein, der Al­ten Miehl in Ost-West-Aus­deh­nung so­wie dem Son­nen­berg und der Ab­bie­gung in die heu­ti­gen Hüt­ten­stra­ße in Nord-Süd-Aus­deh­nung (H.-G. Horn, Zum rö­mi­schen Wes­se­ling. In: Zehn­der/Ko­schik, S. 8-11; W. Drös­ser, Spu­ren d. Rö­mer in Wes­se­ling, 1986, S. 64). Zwi­schen ca. 380 n. Chr. und dem V. Jh. feh­len Sied­lungs­fun­de, so daß ei­ne rö­misch-frän­ki­sche Sied­lungs­kon­ti­nui­tät nicht nach­zu­wei­sen ist. Me­orwin­ger­zeit­li­che Grä­ber­fel­der le­gen ei­ne Be­sied­lung im Früh­mit­tel­al­ter na­he, auch wenn Bau­res­te aus die­ser Zeit bis­her nicht ge­fun­den wur­den (I 2). Die äl­tes­ten schrift­li­chen Be­le­ge für Wes­se­ling rei­chen in ka­ro­lin­gi­sche Zeit zu­rück und ge­ben Hin­weis auf die Exis­tenz des Or­tes und ei­ner Kir­che (I 3; IV 1).

Topographische Karte der Stadt von 1845 im Verhältnis 1 : 25000, Zusammensetzung der Blätter 5107 Brühl und 5108 Köln-Porz der Preußischen Kartenaufnahme 1836-50 (Uraufnahme). (Landesvermessungsamt NRW)

 

Um die Kir­che mit dem Reim­ser Pa­tro­zi­ni­um Ger­ma­nus ent­stand die mit­tel­al­ter­li­che Sied­lung. Sie grup­pier­te sich um 2 Stra­ßen, die Haupt­stra­ße und die Nord­stra­ße. Um­grenzt von den bei­den Stra­ßen be­fand sich der Her­ren­hof/Kirch­hof ge­gen­über der Pfarr­kir­che (Dietz, To­po­gra­phie, S. 36), die wie­der­um an der Köln-Bon­ner Land­stra­ße lag (I 1 Stra­ßen). Die­se wich­ti­ge Han­dels­stra­ße war von grund­le­gen­der Be­deu­tung für die Ent­wick­lung von Wes­se­ling bis ins 19. Jahr­hun­dert., eben­so wich­tig war der Rhein, der fast par­al­lel zur Land­stra­ße ver­lief. Die we­ni­gen Häu­ser und Hö­fe la­gen wie schon in rö­mi­scher Zeit vor al­lem am Ran­de der Land­stra­ße bzw. am Flu­ßu­fer; Wes­se­ling war bis weit in das 19. Jahr­hun­dert hin­ein ein Stra­ßen­dorf, ei­ne Um­spann- und Durch­gangs­sta­ti­on für den Ver­kehr von und nach Köln. Über die Aus­deh­nung des Or­tes vor 1800 ist we­nig be­kannt. Das Ber­gi­sche Ex­trak­ten­buch nennt für 1708 le­dig­lich die un­be­bau­te Flä­che der Frei­heit und ta­xiert sie auf 588,5 Mor­gen und 28,75 Ru­t­hen. Die Häu­ser- und Ein­woh­ner­zah­len las­sen eben­falls auf ei­ne dün­ne Be­sied­lung schlie­ßen. So hat­te die Frei­heit 1673 116 Ein­woh­ner über 15 Jah­re, Sol­da­ten­frau­en und Ar­me nicht ein­ge­rech­net (LAV NRW R Berg, Land­stän­de V 34 I). 1708 zählt Nie­der-Wes­se­ling 38 Fa­mi­li­en und die ge­sam­te Pfar­re (mit Ober-Wes­se­ling) 1715 63 und 1743 70 Fa­mi­li­en (V 1). Ei­ne Kar­te von 1730 zeigt für Nie­der-Wes­se­ling le­dig­lich ei­ne Stra­ßen­rand­be­bau­ung ent­lang der Haupt­stra­ße, wäh­rend sich süd­lich der Kir­che nach Ober-Wes­se­ling vor­nehm­lich Acker- und Brach­land be­fand (Ta­fel 4, Nr. 1). Die­ses Sied­lungs­bild zeigt noch die Ur­kar­te von 1847 (Ta­fel 1, Grund­riß).

In Ober-Wes­se­ling sind we­der rö­mer­zeit­li­che noch früh­mit­tel­al­ter­li­che Sied­lungs­spu­ren nach­weis­bar. Seit 1238 (Erst­erwäh­nung des Or­tes) war das Klos­ter Op­ho­ven in Ober-Wes­se­ling be­gü­tert und be­saß dort ei­nen Hof, der spä­tes­tens 1244 an das Köl­ner Klos­ter Si­on über­ging (I 3; III 1 Grund- und Ge­richts­herr­schaft). Der Sio­ni­ter­hof, auf ei­ner Kar­te von 1730 Burg­hof (Ta­fel 4, Nr. 1), zu­wei­len auch Bir­git­ten­hof ge­nannt (Tor­sy, Wei­he­hand­lun­gen, S. 522f.), be­herrsch­te mit sei­nem Ge­bäu­de­kom­plex und der zu­ge­hö­ri­gen Lu­cia­ka­pel­le bis ins 19. Jahr­hun­dert das Orts­bild (Ta­fel 1, Grund­riß; Ta­fel 2, Tran­chot-v. Müff­ling). Da­ne­ben ent­wi­ckel­te sich ein klei­nes Stra­ßen­dorf an der Land­stra­ße und an der heu­ti­gen Ober­wes­se­lin­ger Stra­ße. 1670 wur­den in Ober-Wes­se­ling 15 Häu­ser ge­zählt (V 1). Wie die Tran­chot-Kar­te von 1807/08 und das Ur­ka­tas­ter von 1847 aus­wei­sen, war Ober-Wes­se­ling bis zur Mit­te des 19. Jahr­hun­dert nicht über die Stra­ßen­rand­be­bau­ung ent­lang der Land­stra­ße hin­aus ge­kom­men. Das Sied­lungs­bild präg­ten Hof­for­ma­tio­nen. Ober- und Nie­der-Wes­se­ling wa­ren noch nicht zu­sam­men­ge­wach­sen (Ta­fel 2; Ta­fel 1, Grund­riß). 1816 zähl­te das ver­ein­te Wes­se­ling we­ni­ger als 150 Haus­hal­te (V 1).

Schrägluftbild der Stadt von Südwesten mit Blick auf Ortskern und St. Germanus, um 1930. (Sammlung Stadtarchiv Wesseling)

 

Erst im Zu­ge der In­dus­tria­li­sie­rung ab ca. 1880 wuchs Wes­se­ling rasch über die bei­den Orts­ker­ne hin­aus. Be­reits 1894 wa­ren die Bau­lü­cken zwi­schen Nie­der- und Ober-Wes­se­ling vor al­lem durch In­dus­trie- und Ge­wer­be­an­sied­lun­gen (Schmitz-Du­mont, Dampf­müh­le Ol­ligs, Gold­leis­ten­fa­brik Güh­len, vgl. V 4) weit­ge­hend ge­schlos­sen (Ta­fel 5). 1912 er­hielt der Ort erst­mals ein Rat­haus (II 5 Ge­bäu­de) und wur­de zum Mit­tel­punkt der Bür­ger­meis­te­rei Her­sel; Kran­ken­häu­ser und wei­ter­füh­ren­de Schu­len ka­men in den fol­gen­den Jahr­zehn­ten eben­so hin­zu wie Kul­tur­zen­tren und Mu­se­en. Be­reits in den 1920er Jah­ren, spä­tes­tens mit dem Rat­haus­neu­bau 1972, eta­blier­te sich der Be­reich um das al­te Rat­haus als Zen­trum für Dienst­leis­tung, Gas­tro­no­mie und Ein­zel­han­del. In­fol­ge der wirt­schaft­li­chen Ent­wick­lung wuchs Wes­se­ling vor al­lem durch Zu­zug von Ar­bei­ter­fa­mi­li­en, be­son­ders aus den Ost­ge­bie­ten des Deut­schen Rei­ches, schnell. Da­bei ent­sprach die Be­bau­ung nicht im­mer ei­ner mo­der­nen Stadt­pla­nung, denn die Che­mi­schen Fa­bri­ken be­gan­nen früh mit dem Bau von fa­brik­na­hen Werks­woh­nun­gen. 1957 exis­tie­ren in Wes­se­ling ins­ge­samt 1157 sol­cher Werks­woh­nun­gen (StaW B 188). Die In­dus­trie be­stimmt das Bild des Or­tes. Schwer­punkt in­dus­tri­el­ler Be­bau­ung ist bis heu­te der Nor­den von Wes­se­ling mit den che­mi­schen Wer­ken und Ei­sen­bahn­werk­stät­ten. Aber auch in der Stadt­mit­te west­lich der mehr­glei­sig aus­ge­bau­ten Ei­sen­bahn hat sich In­dus­trie und Ge­wer­be ge­hal­ten und ist ähn­lich prä­gend für den Be­reich zwi­schen Ei­sen­bahn und BAB 555 wie auch der breit an­ge­leg­te Gü­ter­bahn­hof west­lich des Wes­se­lin­ger Zen­trums an der Kon­rad-Ade­nau­er-Stra­ße. Der Raum süd­öst­lich von Ober-Wes­se­ling wird eben­falls von In­dus­trie­an­la­gen (vor al­lem Che­mi­sche In­dus­trie) und Ge­wer­be­be­trie­ben do­mi­niert, so daß Alt-Wes­se­ling von groß­flä­chi­gen In­dus­trie- und Ge­wer­be­zo­nen um­schlos­sen ist. Trotz der Zer­stö­run­gen des Zwei­ten Welt­krie­ges und des aus der In­dus­tria­li­sie­rung re­sul­tie­ren­den Bau­booms ist der Grund­riß des al­ten Orts­kerns an der Haupt­stra­ße weit­ge­hend er­hal­ten ge­blie­ben (Ta­fel 1.1, DGK). Nach der Ein­glie­de­rung Ur­felds, Kel­de­nichs und Berz­dorfs (I 7) er­folg­ten wei­te­re Aus­wei­sun­gen von Bau- und Ge­wer­be­ge­bie­ten u.a., um die Bau­lü­cken zwi­schen Wes­se­ling und den neu­en Orts­tei­len zu schlie­ßen. Das in­no­va­tivs­te Pro­jekt ist das Ge­wer­be­ge­biet „Rhein­bo­gen“ 2 km süd­lich des Orts­kerns, das v.a. für mit­tel­stän­di­sche Un­ter­neh­men aus­ge­wie­sen wur­de. Kel­de­nich ist in­zwi­schen wie Berz­dorf mit dem al­ten Stadt­kern ver­schmol­zen. Die Orts­tei­le sind ge­werb­lich-in­dus­tri­ell ge­prägt. Die Flä­che zwi­schen Wes­se­ling und Ur­feld dient zur Zeit vor­nehm­lich dem Acker­bau. Durch die Aus­wei­sung neu­er Bau­ge­bie­te soll die Stadt wei­ter zu­sam­men­wach­sen; die neu­en Ge­wer­be­ge­bie­te (z.B. Rhein­bo­gen) ha­ben den Zweck, die öko­no­mi­sche Mo­no­struk­tur der Stadt auf­zu­bre­chen (Ta­fel 2.1, TK 25)

2. 2 Brände, Hochwasser und andere Katastrophen

1497 Über­schwem­mungs­ka­ta­stro­phe er­wähnt. Da­nach wird Wes­se­ling re­gel­mä­ßig (z.B. 1571, 1572, 1638) von Hoch­was­ser und/oder Eis­gang heim­ge­sucht (Ko­el­hoff­sche Chro­nik 1499, in: Die Chro­ni­ken d. nie­der­rhei­ni­schen Städ­te, Bd. 3: Köln, 1877, S. 900f.; LAV NRW R JB 2364; MaB Ka­pi­tels­pro­to­kol­le 228-1)
1502 bren­nen 2 Köl­ner, Die­ner des Kauf­manns Go­dert Palm, der ein Feind des Erz­bi­schofs und des Erz­stifts ist, Wes­se­ling ab (StaK KA 3 fol. 22f.)
1570 klagt Jü­lich ge­gen Kur­k­öln we­gen der Be­schä­di­gung durch Hoch­was­ser von Schloß und Dorf Lüls­dorf so­wie Schloß und Stadt Düs­sel­dorf. Amt­leu­te des Her­zog­tums Berg be­sei­ti­gen dar­auf­hin die Wei­den­pflan­zun­gen zwi­schen Ur­feld und Ober-Wes­se­ling links­rhei­nisch und Düs­sel­dorf rechts­rhei­nisch (LAV NRW R Kk II 1563)
1580 ist Wes­se­ling im Köl­ni­schen Krieg Auf­marsch­ge­biet für wal­lo­ni­sche Trup­pen. Von der Kir­che aus wird das ge­gen­über lie­gen­de Lüls­dorf be­schos­sen (Buch Weins­berg III, S. 206). 1584 wird Wes­se­ling von Kriegs­schä­den und ho­hen Kont­ri­bu­ti­ons­zah­lun­gen be­las­tet, eben­so 1588 (ebd. IV, S. 61, 114, 180, 228)
1598 wer­den bei ei­nem Brand in Nie­der-Wes­se­ling meh­re­re Häu­ser be­schä­digt (LHAK 48/1743 S. 31f.)
(1648) plün­dern hes­si­sche Trup­pen Wes­se­ling (StaK 265 Si­on Akt 29 fol. 1)
1684 be­fa­ßt sich der Land­tag mit dem Hoch­was­ser in Wes­se­ling (LAV NRW R JB II 5503)
1722/23 er­sucht die Frei­heit Wes­se­ling um Steu­er­nach­laß we­gen Zer­stö­run­gen durch Brän­de (ebd. IV 581)
1769 wird der Bau ei­nes Dam­mes in Wes­se­ling auf dem Land­tag the­ma­ti­siert (ebd. II 5756)
1783/84 über­schwemmt der Rhein nach star­kem Eis­gang Wes­se­ling, wo­bei gro­ße Tei­le des Dor­fes zer­stört wer­den und mehr als 3 Ta­ge un­ter Was­ser ste­hen (Dietz, Hei­mat­buch, S. 71)
19./20. Jahr­hun­dert wird Wes­se­ling im­mer wie­der von grö­ße­ren Hoch­was­sern heim­ge­sucht. Al­lein 1882 wer­den 120 Häu­ser über­schwemmt und 220 Ein­woh­ner ob­dach­los (Bunk, S. 12)
1939-45 ist Wes­se­ling im­mer wie­der Ob­jekt schwe­rer Luft­an­griff, die auf die kriegs­wich­ti­gen Rüs­tungs­be­trie­be zie­len
1985 ex­plo­diert bei der ROW die Ethy­len­an­la­ge 4. Der Sach­scha­den be­läuft sich auf 100 Mio. DM, 33 Mit­ar­bei­ter wer­den ver­letzt (Ba­sell, S. 72f.)

2. 2 Friedhöfe

1663 Der Fried­hof liegt an der Kir­che und ist von ei­ner ver­fal­le­nen Mau­er um­ge­ben. Die Ge­mein­de ver­fügt über ein Bein­haus (HAEK Dec. Arc. Wes­se­ling 1)
1783 Jü­di­scher Fried­hof au­ßer­halb des Dor­fes Nie­der-Wes­se­ling er­wähnt (Ebd., S. 230)
1878 wird der Fried­hof an der Kir­che ge­schlos­sen, der Platz 1887 an die Pfar­re zu­rück­ge­ge­ben (StaW A 18)
1878 wird der neue Fried­hof Rö­mer­stra­ße ein­ge­rich­tet (ebd. 20 S. 141)
1916 wird ein zwei­ter Fried­hof auf dem Berg (Frie­dens­weg) in Be­nut­zung ge­nom­men (ebd.)
2005 sind in Wes­se­ling 6 Fried­hö­fe in Nut­zung, 3 in Wes­se­ling-Stadt, je 1 in Berz­dorf, Kel­de­nich und Ur­feld.
Zum jü­di­schen Fried­hof vgl. IV 8

2. 2 Elektrifizierung, Gas-, Wasser- und Abwasserversorgung

Bis 1858 si­chern die Was­ser­ver­sor­gung vor al­lem Pri­vat­brun­nen, aber auch ei­ni­ge öf­fent­li­che Brun­nen. Bis 1911 er­folgt der Aus­bau von Was­ser­lei­tun­gen (StaW A 266). Ur­feld und die Kel­de­ni­cher Stra­ße er­hal­ten 1909 An­schluß an die Was­ser­ver­sor­gung (StaW A 19 S. 30)
1884 An­trag der Fir­ma Wald­hau­sen, Wes­se­ling mit Gas­be­leuch­tung zu ver­se­hen, wird vom Ge­mein­de­rat auf­grund der ho­hen zu er­war­ten­den Kos­ten ab­ge­lehnt (StaW A 18)
Vor 1903 An­schluß an das Strom­netz durch das Elek­tri­zi­täts­werk Berg­geist AG (StaW A 19)
1909 Aus­wei­tung der Stra­ßen­be­leuch­tung; 1910 Ein­füh­rung von Tan­tallam­pen (ebd. S. 119)
1910 Ab­was­ser­ka­nal von der Bahn­hof­stra­ße zum Kro­nen­weg und von dort (1911) zum Rhein ge­baut (ebd. S. 111); in der Fol­ge­zeit An­schluß von Fa­bri­ken, Häu­sern und des Kran­ken­hau­ses (1914/15) an die Ka­na­li­sa­ti­on (StaW A 19, 20)
1914 Um­be­nen­nung der Was­ser­werks­ge­sell­schaft Her­sel in Was­ser­werk Her­sel-Wes­se­ling. 1917 Ab­tre­tung des Was­ser­werks an die Bür­ger­meis­te­rei (StaW A 20 S. 136f.). Nach 1975 Grün­dung der Stadt­wer­ke Wes­se­ling, zu­stän­dig für Was­ser­zu­lie­fe­rung und Park­haus­ver­wal­tung. Was­ser­lie­fe­rant ist der Was­ser­be­schaf­fungs­ver­band Wes­se­ling-Her­sel (Sat­zung des Was­ser­be­schaf­fungs­ver­ban­des Wes­se­ling-Her­sel, § 2)
1956 er­hält Wes­se­ling An­schluß an das Gas­netz (StaW Zei­tungs­ar­chiv 14.6.1956)
1988 Bau und In­be­trieb­nah­me der me­cha­nisch-bio­lo­gi­schen Klär­an­la­ge in Wes­se­ling-Ur­feld. Für Ab­was­ser­ent­sor­gung (2 Klär­wer­ke), Stra­ßen­rei­ni­gung und Ab­fall­ent­sor­gung sind die Ent­sor­gungs­be­trie­be Wes­se­ling zu­stän­dig

2. 5 Straßen

Ent­lang der Gren­ze von Ober- zu Nie­der-Wes­se­ling ver­lie­fen bis 1794 zwei Gas­sen. Die Grenz­gas­se so­wie der Esels­pfad bil­de­ten die Ab­gren­zung zwi­schen dem kur­k­öl­ni­schen und dem jü­lich-ber­gi­schen Ter­ri­to­ri­um. Wie­der­hol­te Li­mi­ten­gän­ge bei­der Sei­ten leg­ten die Grenz­zie­hung an­hand die­ser Stra­ßen neu fest, zu­letzt 1737 durch Kur­k­öln und 1767 durch Jü­lich-Berg (LAV NRW R Kk II 1565f.). Durch Nie­der-Wes­se­ling ver­lie­fen zwei Stra­ßen, die Haupt- und die Nord­stra­ße. Die al­te Rö­mer­stra­ße führ­te an Nie­der-Wes­se­ling west­lich vor­bei. Noch im 19. Jahr­hun­dert war die Be­bau­ung nicht bis zu die­ser Stra­ße vor­ge­drun­gen, son­dern be­schränk­te sich auf die par­al­lel zum Rhein ver­lau­fen­den Haupt­stra­ße (Ta­fel 1, Grund­riß). Ober-Wes­se­ling hat­te sich da­ge­gen bis an die al­te Rö­mer­stra­ße, die vor dem Ort wie­der auf die Köln-Bon­ner Land­stra­ße (Chaus­see) stieß, aus­ge­brei­tet. Die Haupt­stra­ße von Ober-Wes­se­ling war al­ler­dings die Ober­wes­se­lin­ger Stra­ße. Um die­se grup­pier­te sich bis in das 19. Jahr­hun­dert hin­ein die Be­sied­lung (vgl. I 1 Stra­ßen; II 2; Ta­fel 1, Grund­riß; Ta­fel 2; Ta­fel 2.1; Ta­fel 4; Ta­fel 5).
1908 er­folgt in Wes­se­ling ei­ne Stra­ßen(neu-)be­nen­nung und die Ein­füh­rung der Häu­ser­nu­me­rie­rung von Sü­den nach Nor­den, wo­bei die rech­ten Sei­ten der von der Haupt- bzw. Bonn-Köl­ner-Chaus­see ab­zwei­gen­den Stra­ßen die ge­ra­den, die lin­ken die un­ge­ra­den Num­mern er­hal­ten (StaW A 19 S. 21)

Köln-Bonner Landstraße

1395 wird die Stra­ße ent­lang des Fron­ho­fes in Wes­se­lin­g Vro­en­gas­sen ge­nannt. Ge­meint ist die Haupt­stra­ße durch Nie­der-Wes­se­ling (StaK 264 Se­ve­rin 1/296)
1416 wird die Stra­ße von Bonn nach Köln bei Wes­se­ling durch den Köl­ner Erz­bi­schof Diet­rich von Mo­ers im Zu­ge der Aus­ein­an­der­set­zung mit Adolf von Berg und Bi­schof Wil­helm von Pa­der­born um das Erz­stift mit ei­ner Be­fes­ti­gung ge­sperrt (F. Rit­ter, Erz­bi­schof Diet­rich v Mörs u. d. Stadt Köln 1414-1424. In: AHVN 56, 1893, S. 1-90, hier S. 29)
1459 wird auf der via pu­bli­ca vor der Kir­che der Ver­kauf Wes­se­lings an das Bon­ner Cas­si­u­stift voll­zo­gen (LAV NRW R Cas­si­us 432)
1570 wird Wes­se­ling als an der via pu­bli­ca an­te pa­ro­chia­lem eccle­si­am zwi­schen den Städ­ten Köln und Bonn ge­le­gen ge­nannt. Ge­meint ist nicht die al­te Köln-Bon­ner Land­stra­ße (Köln-Bon­ner Chaus­see), son­dern die Haupt­stra­ße (LAV NRW R Kk II 1563)
1783 wird die Köl­ni­sche Land­stra­ße (auch Stra­ße, ge­meyne strais­se, Köl­ner- oder Bon­ner Stra­ße ge­nannt (ebd. 1565)  = 1784 Al­te Mei­le (Dietz, To­po­gra­phie, S. 36)

2. 5 Sonstige Straßen in Nieder-Wesseling

1498 Dert­wegh, Mes­se­ny­ger wegh, Ho­gen­dorpper wegh, Ber­stor­per wegh, by der voes­vu­len und der bru­ler wegh (StaK 271 Wei­ße Frau­en Akt 9 fol. 35)
1514 wird in ei­ner Ab­schrift des Weis­tums von 1478 die pas­tors gas­sen ge­nannt (III 1 Wei­stü­mer; LAV NRW R Kk II 1563 fol. 9) = 1714 pas­tors gas­sen (LHAK 48/1879) = 1779 Pas­to­rey­en Gass (LAV NRW R Cas­si­us Akt 103 fol. 16)
1514 wird in ei­ner Ab­schrift des Weis­tums von 1478 die If­gas­se ge­nannt (LAV NRW R Kk II 1563 fol. 9f.) = 1658 Euf­ga­ßen (StaK 238 Kreuz­brü­der Akt 32 fol. 83)  = 1665 Eyf­gas­se (Dietz, To­po­gra­phie, S. 36)  = 1714 Eiff (LHAK 48/1879) = 1731 Ef­gas­se, auch Il­men­gas­se ge­nannt (Dietz, To­po­gra­phie, S. 36) = 1847 Oef-Gas­se (Ta­fel 1, Grund­riß)
1658 be­sit­zen die Köl­ner Kreuz­brü­der Wein­gär­ten an der lan­gen Gaß (StaK 238 Kreuz­brü­der Akt 32 fol. 83). Die Lan­ge Gas­se (auch Lang­gas­se) ist ein Feld­weg, der zur Haupt­stra­ße führt (Dietz, Hei­mat­buch, S. 87). Eben­so füh­ren der Grü­ne Weg (1695) in Nie­der-Wes­se­ling (StaK 202 An­to­ni­ter Akt 92 fol. 4) und die Oeff­gas­se dort­hin.
1666 wird ein Bu­ß­patt ge­nannt (ebd. 265 Si­on Akt 28 fol. 17) = 1731 wohl Busch­patt (ebd. Akt 32 S. 13). 1747 exis­tiert ei­ne Dei­cke Gass, 1785 ein Treib­weg (LAV NRW R JB III R Amt Lüls­dorf 36); 1783 ei­ne Trift­gas­se (ebd. Kk IV 37). Die­se Stra­ßen sind nicht in das neu­zeit­li­che Stra­ßen­bild Wes­se­lings ein­zu­ord­nen. Ver­mut­lich han­del­te es sich vor­nehm­lich um Pfa­de und Feld­we­ge, wie et­wa Treib­weg und Trift­gas­se na­he­le­gen.
1710 Kirch­gas­se, die in die Haupt­stra­ße ein­mün­det (Dietz, To­po­gra­phie, S. 36), soll mit der 1603 ge­nann­ten West­er­hol­zer Gas­se iden­tisch sein (LAV NRW R Kk IV 29). Seit 1908 hei­ßt ein Teil der Stra­ße Se­bas­tia­nus­gas­se, ein an­de­rer seit 1865 „am Mark­t“ (Dietz, Hei­mat­buch, S. 87)
1714 wird in ei­ner Ab­schrift des Weis­tums von Nie­der-Wes­se­ling (1670, 1478) die Fri­dens­straß (Frie­dens­gas­se) ge­nannt (III 1 Wei­stü­mer).
1714 Gas­se un­ter­halb der Gas­se zwi­schen Tho­mas und der Be­cker kin­der wein­gardt er­wähnt, Gas­se rechts au­ßen ent­lang des Hofs des Bon­ner Cas­si­us­stifts und dem West­er­holt­zer Gut (III 1 Wei­stü­mer)
1791 Ganz­stra­ße er­wähnt, Ver­lauf un­be­kannt (LAV NRW R Berg Ge­rich­te VIII, IV fol. 60)

2. 5 Straßen in Ober-Wesseling

1531 gru­en wegh, der dem Klos­ter Si­on ge­hört (LHAK 48/1751), 1908 Um­be­nen­nung in Lu­cia­stra­ße (StaK 265 Si­on Akt 35 fol. 2v)
1531 Müh­len­weg von Sech­tem nach Kel­de­nich, stö­ßt an den Müh­len­weg in Ober-Wes­se­ling. Die­ser ist iden­tisch mit dem Grü­nen Weg (ebd.) = 1622 Müh­len­gas­se (Dietz, To­po­gra­phie, S. 36)
1583 und 1666 Ober­wess­lin­ger Gas­se (LHAK 48/1743 S. 85; StaK 265 Si­on Akt 28 fol. 1b) = 1629 ge­mei­ne Gas­se (ebd. fol. 2v) = 1751 und 1767 Dorf­stra­ße (LAV NRW R Kk II 1565)
1612 und 1685 so­wie 1731 Je­ru­sa­lems­gas­se, führt von der Ober­wes­se­lin­ger Stra­ße zum Damm (StaK 265 Si­on Akt 30 fol. 2; ebd. Akt 32 S. 13)

2. 5 Plätze

1665 wird der Kir­chen­platz als Ver­samm­lungs­ort ge­nannt. Eben­so ist häu­fig von der Stra­ße vor der Kir­che als Rechts­ort für Ver­trags­ab­schlüs­se die Re­de (Dietz, To­po­gra­phie, S. 36; LAV NRW R Cas­si­us 432). Zu­sam­men­künf­te und Ge­richts­ta­ge in Ober-Wes­se­ling fin­den auf dem Sio­ni­ter­hof statt (LHAK 48/1751)
1865 wird ein Ab­schnitt der Kirch­gas­se „am Mark­t“ ge­nannt (Dietz, Hei­mat­buch, S. 87). Heu­te fin­det auf dem 1972 um­ge­bau­ten Rat­haus­platz ein Le­bens­mit­tel­markt statt

Topographische Karte der Stadt von 2000 im Verhältnis 1 : 25000, Zusammensetzung der Blätter 5107 Brühl und 5108 Köln-Porz der Topographischen Karte im Verhältnis 1 : 25000. (Landesvermessungsamt NRW)

 

2. 5 Gebäude

1913/14 Er­rich­tung des Rat­hau­ses in Wes­se­ling nach Plä­nen von Wal­ter Böhm. Nach 1972 zeit­wei­li­ge Nut­zung als Po­li­zei­sta­ti­on (StaW C 13; A/116; Rat­haus­plan, oh­ne Si­gna­tur)
1972 Bau des neu­en Rat­haus am Rat­haus­platz (StaW C 13; A 116; Ta­fel 1.1, DGK)

2. 6 Rechtsdenkmäler

1467 Das Hoch­ge­richt zu Wes­se­ling tagt im Hof des Bon­ner Cas­si­us­stifts (LAV NRW R Cas­si­us 439)
1714 legt das Weis­tum fest, daß un­ser grund­herrn stel­len und ha­ven gal­gen und raht up ih­ren ei­gen gut­te­ren. Au­ßer­dem sol­len sie stock und bei­wanck ha­ben (III 1 Wei­stü­mer)
1714 Der Fron­hof des Grund­herrn ist Ort des Ge­fäng­nis­ses (III 1 Wei­stü­mer)

Schrägluftbild der Stadt von Südwesten mit Blick auf Ortskern und Neuem Rathaus, 1971, Foto: Latzel. (Sammlung Stadtarchiv Wesseling)

 
Zitationshinweis

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Rönz, Helmut, Rheinischer Städteatlas Wesseling. Teil 2: Topographie, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Orte-und-Raeume/rheinischer-staedteatlas-wesseling.-teil-2-topographie/DE-2086/lido/5c65819e38ce82.75417231 (abgerufen am 28.03.2024)

Auch über Rheinischer Städteatlas Wesseling, bearbeitet von Helmut Rönz (Lieferung XVI, Nr. 88, 2007)