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Adam Kuckhoff war ein erfolgreicher Dramaturg und Schriftsteller. Als wichtiges Mitglied der Widerstandsgruppe „Rote Kapelle" gegen das nationalsozialistische Regime wurde er 1943 zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Geboren am 30.8.1887 in Aachen als Sohn des Kaufmanns und Nadelfabrikanten Bernhard Kuckhoff und dessen Ehefrau Wilhelmine Kann, legte Kuckhoff 1905 in seiner Geburtsstadt das Abitur ab. Anschließend studierte er Jura, Geschichte, Germanistik und Philosophie an den Universitäten Freiburg im Breisgau, München, Heidelberg, Berlin und in Halle an der Saale. Hier promovierte er 1912 mit einer Arbeit über „Schillers Theorie des Tragischen bis zum Jahre 1784" zum Doktor der Philosophie und lernte den späteren sozialdemokratischen Kulturpolitiker und Widerstandskämpfer Adolf Grimme (1889-1963) kennen, mit dem er Zeit seines Lebens befreundet blieb. 1913 begann er eine Ausbildung zum Schauspieler und Regieassistenten an der Theaterschule Louise Dumonts in Düsseldorf.
Hatte Kuckhoff wie so viele zunächst den Beginn des Ersten Weltkriegs aus patriotischer Überzeugung begrüßt, entwickelte er sich im Verlauf des Krieges zum Pazifisten. Daher trat er 1918 der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) bei. In den Jahren 1917-1920 arbeitete Adam Kuckhoff als Dramaturg am Frankfurter Neuen Theater, zwischen 1920 und 1923 war er Intendant des Frankfurter Künstlertheaters. Von 1927 bis 1929 war er als Lektor beim Eugen Diederichs Verlag in Jena beschäftigt, für den er unter anderem die Zeitschrift „Die Tat" herausgab. Seinen Redakteursposten musste er jedoch wegen unüberbrückbarer Differenzen mit der konservativen Verlagsleitung räumen. Daher besann er sich ab 1930 erneut auf seine Fähigkeiten als Dramaturg und arbeitete in diesem Beruf am Staatlichen Schauspielhaus in Berlin.
Nach der „Machtergreifung" der Nationalsozialisten am 30.1.1933 zog sich Kuckhoff aus dem öffentlichen Leben zurück und arbeitete als freier Lektor und Schriftsteller. Er schrieb hauptsächlich Theaterstücke und Romane, aber auch Essays, Erzählungen und Lyrik. Ein großer Teil seiner bereits während der Weimarer Republik entstandenen Erzählungen wurde erst nach seinem Tode veröffentlicht. Die während des „Dritten Reichs" veröffentlichten Romane, wie „Der Deutsche von Bayencourt" oder „Strogany und die Vermissten" enthielten unter der durchaus regimetreuen Oberfläche zahlreiche Anspielungen und kritische Äußerungen gegen den Nationalsozialismus.
Bereits seit Anfang 1933 pflegte Kuckhoff Verbindungen zu linken Widerstandskreisen gegen die NS-Diktatur. Zusammen mit seiner dritten Frau Greta (1902-1981) schloss er sich dem Widerstandskreis um Arvid Harnack (1901-1942) und der „Roten Kapelle" an, für die Kuckhoff während des Zweiten Weltkriegs Flugblätter und Beiträge für die verbotene Zeitschrift „Die innere Front" verfasste.
Die „Rote Kapelle" bestand aus mehreren Widerstandsgruppen, die während des Zweiten Weltkriegs Opposition gegen die Nationalsozialisten leisteten. Dazu gehörten deutsche Freundeskreise um Harro Schulze-Boysen (1909-1942) und Arvid Harnack (1901-1942) in Berlin, von Leopold Trepper (1904-1982) aufgebaute nachrichtendienstliche Gruppen in Paris und Brüssel und weitere, nicht oder nur lose verbundene Gruppen oder Einzelpersonen mit Kontakten zur Sowjetunion.
Die Berliner Gruppe um Arvid Harnack, die sich aus einem seit 1933 bestehenden oppositionellen Zirkel mit Kontakten nach England und in die USA entwickelt hatte, übte seit 1939 gezielten Widerstand durch die Weitergabe von Informationen über deutsche Kriegsvorbereitungen und Verbrechen der Nationalsozialisten an die Alliierten sowie durch Hilfe für Verfolgte und die Verbreitung von Flugschriften und Plakaten mit regimekritischen Inhalten. Die „Rote Kapelle" stand in engem Kontakt zu anderen Oppositionskreisen, wie etwa der „Weißen Rose" um die Münchener Geschwister Scholl und plante ebenso wie der „Kölner Kreis" eine mögliche Nachkriegsordnung. Neben Kontakten zur US-Botschaft hatten Adam Kuckhoff und die Berliner Gruppe der „Roten Kapelle" ab 1940 auch Verbindungen zum sowjetischen Geheimdienst und der Sowjetischen Botschaft und gaben Informationen über den geplanten Überfall auf die Sowjetunion weiter. Im Mai erhielten Kuckhoff und seine Frau Greta von einem Agenten des sowjetischen Geheimdienstes zwei Kurzwellensender, um im Kriegsfall den Kontakt der Gruppe zur Sowjetführung aufrechterhalten zu können. Da diese jedoch nicht korrekt funktionierten, bat die Moskauer Zentrale am 26.8.1941 per Funk einen Agenten, Kontakt mit dem Berliner Kreis aufzunehmen. Der verschlüsselte Funkspruch enthielt auch die Namen, Adressen und Telefonnummern von Adam Kuckhoff und Harro Schulze-Boysen.
Zwar fing die deutsche Abwehr die Funksprüche auf, konnte sie jedoch zunächst nicht entschlüsseln. Erst nach der Festnahme des sowjetischen Offiziers Anatoli Markowitsch Gurewitsch (1913-2009) und der Aufdeckung von dessen Verbindungen zur Berliner Gruppe begann die Verhaftungswelle gegen die „Rote Kapelle".
Nach der Entschlüsselung des entscheidenden Funkspruchs vom 26.8.1941 im August 1942 richtete die Gestapo eine Sonderkommission „Rote Kapelle" unter der Leitung von Friedrich Pantzinger (1903-1959) ein. Die Verhöre, Verhaftungen und Beschattungen wurden von Horst Kopkow (1910-1996) koordiniert. Insgesamt wurden zwischen September 1942 und Juni 1943 circa 200 Mitglieder der Berliner Gruppe der „Roten Kapelle" festgenommen, 80 von ihnen drohte ein Prozess wegen Hochverrats und Kriegsverbrechen.
Nach der Enttarnung der „Roten Kapelle" wurde Adam Kuckhoff am 12.9.1942 in Prag von der Gestapo verhaftet, nachdem seine Telefonate abgehört worden waren. Zusammen mit sechs weiteren Angeklagten, darunter seiner Frau Greta, wurde Kuckhoff im Prozess vor dem Reichskriegsgericht vom 1. bis 3.2.1943 wegen „Kriegsverbrechen" und „Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens und wegen Feindbegünstigung" zum Tod durch den Strang verurteilt.
Insgesamt wurden 76 der inhaftierten Widerstandskämpfer der „Roten Kapelle" hingerichtet. Weitere 13, darunter Adolf Grimme, erhielten mehrjährige Zuchthausstrafen. Das Urteil gegen Adam Kuckhoff wurde am 5.8.1943 in Berlin-Plötzensee vollstreckt.
Insbesondere in der DDR erfuhr Kuckhoff nach 1945 Anerkennung als aktiver Widerstandkämpfer. In Berlin, Aachen und Halle an der Saale wurden Straßen nach ihm benannt. 1969 wurde Adam Kuckhoff von der Sowjetunion posthum mit dem Rotbannerorden ausgezeichnet, außerdem wurden zwei Torpedoschnellboote der Volksmarine nach ihm benannt.
Werke
Der Deutsche von Bayencourt, Berlin 1937.
Disziplin, Berlin 1933.
Scherry, Frankfurt am Main 1931.
Schillers Theorie des Tragischen bis zum Jahre 1784, Dissertationsschrift, Halle an der Saale 1912.
Strogany und die Vermissten, Berlin 1941.
Till Eulenspiegel, Berlin 1933.
Literatur
Bock, Sigrid, Kämpfer vor dem Sieg, in: Sigrid Bock/ Manfred Hahn (Hg.), Erfahrung Nazideutschland: Romane in Deutschland 1933-1945, Berlin 1987, S. 132-188.
Götze, Dieter, Ein Idealist der Linken. Der Schriftsteller Adam Kuckhoff (1887-1943), in: Berlinische Monatsschrift 6 (1997), S. 71-74.
Kuckhoff, Greta, Vom Rosenkranz zur Roten Kapelle, Berlin 1972.
Rosiejka, Gert, Die Rote Kapelle. „Landesverrat" als antifaschistischer Widerstand, Hamburg 1986.
Serke, Jürgen, Die verbrannten Dichter, Weinheim 2002, S.335-336_._
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Online
Adam Kuckhoff (Biographische Kurzinformation auf der Website der Gedenkstätte Deutscher Widerstand). [Online]
Wilhelm, Gertraude, Artikel "Kuckhoff, Adam", in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 163-164. [Online]
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Striewski, Jennifer, Adam Kuckhoff, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/adam-kuckhoff-/DE-2086/lido/57c93aafe237a2.11988353 (abgerufen am 04.10.2024)