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„Noch Fragen, Kienzle?“ – Ja, Hauser!“ Dieser das Fernsehmagazin „Frontal“ beschließende Wortwechsel zwischen den beiden Moderatoren Bodo H. Hauser und Ulrich Kienzle (1936-2020) wurde bald schon das Markenzeichen der Sendung.
Bodo Hugo Hauser wurde am 23.2.1946 in Krefeld-Uerdingen als Sohn des Krawattenfabrikanten Hugo Hauser (1909-1984) und seiner Ehefrau Käthe geborene Pieper (1914-1991) geboren. Er besuchte das Fichte-Gymnasium seiner Heimatstadt und sammelte als Schüler erste journalistische Erfahrungen beim Sportteil der „Westdeutschen Zeitung“ in Krefeld. Hauser studierte von 1968 bis 1972 Rechts- und Staatswissenschaften in Freiburg im Breisgau, Lausanne, Cambridge und Bonn (1984 folgte noch ein Ergänzungsstudium in Harvard). Er schlug anschließend die Laufbahn eines Fernsehjournalisten beim Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) ein. 1973-1976 war er ständiger freier Mitarbeiter im Bonner ZDF-Studio, danach Korrespondent in der NRW-Landesredaktion in Düsseldorf. 1978 wechselte er als stellvertretender Leiter des Magazins „Länderspiegel“ in die Mainzer ZDF-Zentrale. 1979 heiratete er in Bonn die Therapeutin Barbara Peifer (geboren 1946), aus der Ehe gingen eine Tochter und ein Sohn hervor. Erstmals vor der Fernsehkamera stand Hauser 1981-1987 bei den „Bonner Perspektiven“; 1988 folgte er Gerhard Löwenthal (1922-2002) in der Moderation des ZDF-Magazins, das den neuen Namen Studio 1 erhielt. Im Gegensatz zum konservativ-dogmatischen geprägten Journalismus von Gerhard Löwenthal strebte er eine mediale Öffnung an, auch unter Einbeziehung der Zuschauer, die – so Hauser in einem Interview mit der Zeitung „Die Welt“ im März 1989 – „Information und nicht Mission, … eher Service statt Erziehung“ wollten. Ein Vorbild für ihn, als Beispiel für erfrischende Transparenz, war das CBS-Magazin „Sixty Minutes“, das er in den USA kennengelernt hatte.
Einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde er mit dem bereits 1991 unter dem Titel „Streitfall“ auf 3Sat gestarteten ZDF-Politmagazin „Frontal“, das er ab 1993 gemeinsam mit Ulrich Kienzle moderierte und in dem er meist einen konservativeren Standpunkt als dieser vertrat. Typisch für die Sendung wurde die ironisch-humorvolle Moderation des Journalistenduos und der legendäre, eingangs zitierte Schlussdialog. Vor allem aber lebte das Magazin von den Auseinandersetzungen und Meinungsverschiedenheiten der beiden Moderatoren, die nach eigenen Angaben nicht inszeniert waren. Als Kienzle 2000 in den Ruhestand ging, wurde die Sendung nach 290 Folgen eingestellt. Im selben Jahr übernahm Bodo Hauser als Vertreter des ZDF den Posten eines der beiden Programmgeschäftsführer des Nachrichten- und Dokumentationssenders PHOENIX, für den er auch die Talkshow „Unter den Linden“ moderierte. Im ZDF leitete er zudem die Sendung „Nachtduell“.
Im Oktober 1997 verlieh ihm Bundespräsident Roman Herzog (Amtszeit 1994-1999) das Bundesverdienstkreuz. Die amtliche Begründung, unter anderem „Verdienste um den fairen Journalismus“ - ergänzte der Krefelder Oberbürgermeister Dieter Pützhofen (Amtszeiten 1982-1989, 1994-2004) anlässlich der Ordensübergabe mit Hinweisen auf seinen Journalismus „ohne Verbissenheit“. Für einen anderen Laudator war Hauser (unter Bezug auf das 3sat-Magazin „Streitfall“) „nicht ein Streitfall, sondern ein Glücksfall“.
Am 22.7.2004 starb er in Krefeld im Alter von 58 Jahren unerwartet nach einer Operation. Eine Gutachterkommission bei der Ärztekammer Nordrhein schloss auf einen ärztlichen Behandlungsfehler, ein Strafverfahren gegen den Chirurgen wurde jedoch später mangels hinreichenden Tatverdachts eingestellt. Das überwältigende Medienecho hierauf (namentlich in der Boulevardpresse) war indes von einer Art Journalismus, der für Hauser zweifelsohne zahlreiche Fragen offen gelassen hätte.
Quellen
Stadtarchiv Krefeld, Zeitungsausschnittsammlung, Einwohnermeldekartei
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Lilla, Joachim, Bodo H. Hauser, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/bodo-h.-hauser/DE-2086/lido/57c8283753e2e6.13942378 (abgerufen am 26.03.2023)