Carl Mosterts

Generalpräses des Katholischen Jungmännerverbandes Deutschlands (1874-1926)

Hans-Joachim Koepp (Goch)

Carl Mosterts, Porträtfoto. (Stadtarchiv Goch)

Carl Mos­terts war ein ka­tho­li­scher Ju­gend­seel­sor­ger, der sich gro­ße Ver­diens­te um die Ju­gend­ver­bands­ar­beit in Deutsch­land zu Be­ginn des 20. Jahr­hun­derts er­warb.

Am 28.10.1874 wur­de Carl Mos­terts als zwei­ter Sohn des prak­ti­schen Arz­tes Dr. med. Wil­helm Mos­terts und des­sen Ehe­frau Mag­da­le­na Hel­len im Wohn­haus der Fa­mi­lie in der Stein­stra­ße in Goch ne­ben dem spät­go­ti­schen Haus „Zu den Fünf Rin­gen“, wo die Gro­ß­el­tern müt­ter­li­cher­seits leb­ten, ge­bo­ren. Er hat­te zwei jün­ge­re Schwes­tern. Noch im vor­schul­pflich­ti­gen Al­ter des Soh­nes zog die Fa­mi­lie nach Düs­sel­dorf, wo er das Je­sui­ten­gym­na­si­um be­such­te. Als Mit­glied der Ma­ria­ni­schen Schü­ler­kon­gre­ga­ti­on fand er hier den idea­len Nähr­bo­den für sein ge­sam­tes geist­li­ches Le­ben. Im Herbst 1887 kam Carl Mos­terts mit sei­nem Bru­der Franz in das Je­sui­ten­kol­leg „Stel­la Ma­tu­ti­na“ in Feld­kirch/Vor­arl­berg. 1892 nahm er an der Theo­lo­gi­schen Fa­kul­tät Frei­burg im Breis­gau sein Stu­di­um auf. Hier trat der Theo­lo­gie­stu­dent dem Ka­tho­li­schen Stu­den­ten­ver­ein Bris­go­via im KV bei, dem er zeit­le­bens ver­bun­den blieb. Nach zwei Stu­di­en­se­mes­tern in Frei­burg trat er 1893 in das Ka­ni­si­us-Kol­leg der Uni­ver­si­tät Inns­bruck ein und setz­te schlie­ß­lich sein Stu­di­um in Bonn fort. Am 24.8.1900 emp­fing Carl Mos­terts im Ho­hen Dom zu Köln die Pries­ter­wei­he.

 

An­schlie­ßend wirk­te er in Düs­sel­dorf für sie­ben Jah­re als Ka­plan an der Kir­che St. Ma­xi­mi­li­an und zu­letzt an St. Lam­ber­tus. Hier wur­de er bald als ein der Ju­gend ge­gen­über auf­ge­schlos­se­ner Pries­ter be­kannt, der zu­dem auch päd­ago­gisch und or­ga­ni­sa­to­risch be­son­ders be­gabt war. Die lo­sen Ar­beits­ge­mein­schaf­ten der Ju­gend bau­te Carl Mos­terts zum Ver­band der Jüng­lings­ver­ei­ne auf und be­ein­fluss­te die ka­tho­li­sche Ju­gend­be­we­gung in Deutsch­land ma­ß­geb­lich. 1907 wur­de er Ge­ne­ral­se­kre­tär des 1896 ge­grün­de­ten Ver­ban­des ka­tho­li­scher Ju­gend­ver­ei­ne und 1913 des­sen Ge­ne­ral­prä­ses. Der Zu­sam­men­schluss nann­te sich 1913 „Ver­band der ka­tho­li­schen Ju­gend- und Jung­män­ner­ver­ei­ne Deutsch­lands". Mos­terts schloss die ver­schie­de­nen ka­tho­li­schen Jüng­lings­ver­ei­ne zum ka­tho­li­schen „Jung­män­ner­ver­ban­d“ zu­sam­men.

Un­ter sei­ner Lei­tung wuchs der Ver­band auf statt­li­che 4.400 Ver­ei­ne mit 400.000 Mit­glie­dern im Jah­re 1926 an. Carl Mos­terts gab über den Ver­band zahl­rei­che Zeit­schrif­ten her­aus. Ge­mein­sam mit der so­zia­lis­ti­schen Ar­bei­ter­ju­gend kon­sti­tu­ier­te er den „Reichs­aus­schuss der Ju­gend­ver­bän­de“, des­sen ers­ter Vor­sit­zen­der er wur­de. Auch die Ka­tho­li­sche Ju­gend Deutsch­lands, die Ar­beits­ge­mein­schaft ka­tho­li­scher Ju­gend­or­ga­ni­sa­tio­nen, geht auf ei­ne An­re­gung des Prä­la­ten Mos­terts zu­rück. Auch war er ma­ß­geb­lich an der Grün­dung des Welt­bun­des der ka­tho­li­schen Ju­gend­ver­bän­de „Ca­tho­li­ca Ju­ven­tus“ 1921 in Rom be­tei­ligt.

Die Ver­bin­dungs­zen­tra­le der ka­tho­li­schen Ju­gend– und Jung­män­ner­ver­ei­ne e.V. in Düs­sel­dorf zähl­te beim Tod des Ge­ne­ral­prä­ses im Jah­re 1926 371.000 Mit­glie­der. Ähn­lich sah es bei der Pfle­ge des Sports und der Lei­bes­übun­gen aus. Nach klei­nen An­fän­gen und trotz vie­ler Wi­der­stän­de rief Mos­terts 1913 in Bonn den „Zen­tral­aus­schuss für das Turn-, Spiel- und Wan­der­we­sen in den ka­tho­li­schen Ju­gend­ver­ei­nen“ ins Le­ben und gab erst­ma­lig die Zeit­schrift „Ju­gend­kraf­t“ her­aus. Die Grün­dung der „Deut­schen Ju­gend­kraft, Reichs­ver­band für Lei­bes­übun­gen in ka­tho­li­schen Ver­ei­nen“ (DJK) mit 50.000 Mit­glie­dern er­folg­te am 16.9.1920 auf dem Ka­tho­li­ken­tag in Würz­burg. Mos­terts führ­te die DJK im sel­ben Jahr in den „Reichs­aus­schuss für Lei­bes­übun­gen“ und in den „Reichs­bei­rat für Lei­bes­übun­gen beim Reichs­mi­nis­ter des In­nern“. 1927 hat­te die DJK be­reits 700.000 Mit­glie­der. Der Ver­band, der un­ter an­de­rem die Sport­ab­tei­lun­gen der Stamm­ver­bän­de der ka­tho­li­schen Ju­gend, der Ge­sel­len­ver­ei­ne, des Schü­ler­bun­des Neu­deutsch­land und des Kol­ping­wer­kes um­fass­te, soll­te nach Mos­terts Vor­stel­lun­gen im Rah­men der ka­tho­li­schen Er­zie­hungs­zie­le der „Pfle­ge ge­ord­ne­ter Lei­bes­übun­gen, der Kräf­ti­gung des Kör­pers, der Stäh­lung des Geis­tes“ die­nen. Papst Be­ne­dikt XV. (Pon­ti­fi­kat 1914-1922) er­nann­te Mos­terts 1920 in An­er­ken­nung sei­ner Ver­diens­te um die ka­tho­li­sche Ju­gend und all­ge­mein um das ka­tho­li­sche Le­ben zum päpst­li­chen Ge­heim­käm­me­rer. Carl Mos­terts ver­lor bei der gro­ßen Or­ga­ni­sa­ti­on, die er aus der Viel­falt der Jüng­lings­ver­ei­ne ins Le­ben ge­ru­fen hat­te, nie das Ziel aus dem Au­ge: das Le­ben Chris­ti in den Her­zen der Ju­gend wach zu hal­ten. Papst Pi­us XI. (Pon­ti­fi­kat 1922-1939) sag­te über ihn: „Wir möch­ten wün­schen, dass al­le ka­tho­li­sche Ju­gend ei­nen Füh­rer hät­te wie die deut­sche Ju­gend in Mon­si­gno­re Mos­terts“.

„Durch das Wir­ken von Carl Mos­terts ... wur­de der Ka­tho­li­sche Jung­män­ner­ver­band zu ei­ner star­ken, nach in­nen und au­ßen wir­ken­den Ge­mein­schaft. Er hat von der Zen­tra­le in Düs­sel­dorf aus den Ver­band im Geis­te der deut­schen Ju­gend­be­we­gung und der lit­ur­gi­schen Er­neue­rung ge­formt und den ka­tho­li­schen Ju­gend­or­ga­ni­sa­tio­nen ei­ne mo­der­ne Ge­stalt ge­ge­ben,“ hei­ßt es in der Nie­der­rhei­ni­schen Kir­chen­ge­schich­te“ von 1965 (S. 145).

Carl Mos­terts starb 52-jäh­rig am 25.8.1926 wäh­rend ei­nes Er­ho­lungs­ur­laubs in Lau­sanne in der Schweiz in­fol­ge Über­ar­bei­tung und plötz­li­cher Herz­schwä­che. An sei­ner Wir­kungs­stät­te in Düs­sel­dorf fand er auf dem Nord­fried­hof sei­ne letz­te Ru­he. Zum Trau­er­zug nach Düs­sel­dorf hat­ten sich 300 Fah­nen­ab­ord­nun­gen und ei­ne un­über­schau­ba­re Zahl jun­ger Män­ner ein­ge­fun­den. An­ge­führt wur­de das Lei­chen­be­gräb­nis von der Geist­lich­keit, in der Mit­te der Köl­ner Weih­bi­schof Dr. Jo­seph Ham­mels (1868-1944, Epis­ko­pat 1924-1944), be­glei­tet vom Ober­bür­ger­meis­ter der Stadt Düs­sel­dorf, Dr. Ro­bert Lehr, von Dr. Carl Diem als Ver­tre­ter des Reichs­aus­schus­ses für Lei­bes­übung und dem preu­ßí­schen Wohl­fahrts­mi­nis­ter Hein­rich Hirt­sie­fer (1876-1941).

Nach Mos­terts wur­den vor dem Zwei­ten Welt­krieg in sei­ner Ge­burts­stadt Goch ei­ne Stra­ße und das ka­tho­li­sche Ju­gend­heim am Markt be­nannt. Zum 25. To­des­s­tag 1951 wid­me­te das Müns­te­ra­ner Diö­ze­san-Kir­chen­blatt „Kir­che und Le­ben“ dem Ge­ne­ral­prä­ses Carl Mos­terts ein Ge­den­ken, in dem es hei­ßt: „Sein Na­me ist wie ver­weht; in der jün­ge­ren Ge­ne­ra­ti­on spricht kei­ner mehr von ihm. Er ist ei­ner der gro­ßen Pries­ter­ge­stal­ten, die zu Un­recht ver­ges­sen sind. Sein Na­me wird wie­der­kom­men, wenn man sich er­in­nert, wer denn der ers­te Va­ter und Füh­rer der ka­tho­li­schen Ju­gend in un­se­rem Land ge­we­sen ist. Hät­te er in Ita­li­en ge­lebt, wä­re ihm der Eh­ren­na­me ei­nes zwei­ten Don Bosco si­cher: al­lein schon, weil die Deut­sche Ju­gend­kraft, die einst­mals so blü­hen­de und lang­sam wie­der er­ste­hen­de Ka­tho­li­sche Sport­or­ga­ni­sa­ti­on sein ur­ei­gens­tes Werk ist ...“.

Werke (Auswahl)

Hand­buch für die Ka­tho­li­ken Düs­sel­dorfs, Düs­sel­dorf 1909.
Das Lai­en­a­pos­to­lat der Ma­ria­ni­schen Kon­gre­gra­tio­nen, Düs­sel­dorf 1914.
Der deut­schen Ju­gend Lie­der­schatz, Düs­sel­dorf 1915.
Die seel­sorg­li­che Vor­be­rei­tung auf die Schul­ent­las­sung: Vor­schlä­ge, Düs­sel­dorf 1917.
Jüng­lings­seel­sor­ge. Ziel und Auf­ga­ben ei­ner plan­mä­ßi­gen Seel­sor­ge für die her­an­wach­sen­de männ­li­che Ju­gend, Frei­burg i.B. 1920.
Der Fest­kreis vom Er­schei­nen des Herrn. Ta­ges­le­sun­gen aus der Hei­li­gen Schrift und aus der Lit­ur­gie, Düs­sel­dorf 1923.
Was wir wol­len, in: Deut­sche Ju­gend­kraft, 1925, Heft 1, S. 2.
Die deut­sche Ju­gend­kraft als Ge­mein­schaft zwi­schen seel­sor­ge­ri­schem Füh­rer und fach­li­chem Lei­ter (vom Sinn un­se­rer Or­ga­ni­sa­ti­ons­form), 1926.
Die sitt­li­chen Wer­te der Lei­bes­übun­gen, 1926.
Un­ser We­sen, un­ser Ziel, 1926.
Das Ziel der Deut­schen Ju­gend­kraft, 1926.
Grund­ge­setz des ka­tho­li­schen Jung­män­ner­ver­ban­des Deutsch­lands, Düs­sel­dorf 1931.
Geist und We­sen der DJK. Re­den und Auf­sät­ze von Carl Mos­terts, Kle­ve 1960.

Literatur

Be­cker, Mi­cha­el, Carl Mos­terts zum Ge­dächt­nis. Dem ers­ten Ge­ne­ral­prä­ses des ka­tho­li­schen Jung­män­ner­ver­ban­des Deutsch­lands, Düs­sel­dorf 1936.
Mos­terts, Heinz, Carl Mos­terts. Pries­ter und Or­ga­ni­sa­tor, in: An Niers und Ken­del. His­to­ri­sche Zeit­schrift für Stadt Goch und Um­ge­bung 1980, Heft 4, S. 21.
Wo­the, Franz Jo­sef, Carl Mos­terts. Ein Le­ben für die Ju­gend, Keve­la­er 1959.

Online

Bi­schops, Klaus, Mos­terts, Carl. In: Neue Deut­sche Bio­gra­phie, Band 18, Ber­lin 1997, S. 221. [On­line]

Carl Mosterts Haus in der Gocher Steinstraße, links daneben das gotische 'Haus zu den fünf Ringen', um 1910. (Stadtarchiv Goch)

 
Zitationshinweis

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Koepp, Hans-Joachim, Carl Mosterts, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/carl-mosterts/DE-2086/lido/57c95050029ec7.44336398 (abgerufen am 10.12.2024)