Zu den Kapiteln
Dietrich VI./VIII. gilt als die „bei weitem bedeutendste und bemerkenswerteste Gestalt unter den Klever Grafen des 13. und 14. Jahrhunderts“ (Kastner).
Dietrich von Kleve wurde um 1256/1257 als ältester Sohn des Grafen Dietrich V./VII. und der Aleidis von Heinsberg (gestorben nach 1303) geboren. Noch zu Lebzeiten seines Großvaters, Graf Dietrichs IV./VI. von Kleve, wurde der Junge am 13.5.1260 mit Margaretha von Geldern (gestorben nach 1284), der Tochter Graf Ottos II. von Geldern (Regierungszeit 1229-1271), verlobt. Nach dem Tod seines Vaters 1275 trat Dietrich die Nachfolge in Kleve an.
Der junge Klever Graf knüpfte bald enge Kontakte zum römisch-deutschen König Rudolf von Habsburg (Regierungszeit 1273-1291). 1276 suchte er um seine Belehnung nach, die Rudolf gewährte; 1279 wurde Dietrich von Kleve zum königlichen Rat und Familiaren ernannt.
Um 1278 wurde Dietrichs ältester Sohn geboren, der nach dem geldrischen Großvater Otto (gestorben 1310) genannt wurde. Neben dem späteren Nachfolger brachte Margaretha von Geldern mindestens zwei Töchter, Katharina (gestorben nach 1357) und Adelheid (gestorben nach 1320), zur Welt.
Für die Beziehungen Graf Dietrichs zu den benachbarten Territorialherren ist es bezeichnend, dass er sich aus kriegerischen Konflikten zumeist heraushielt und auf Neutralität bedacht war, es gleichzeitig aber verstand, das Ansehen Kleves und seiner Person stetig zu steigern. Die engen Beziehungen zu Geldern wurden 1277 durch ein förmliches Bündnis verstärkt; wohl um die gleiche Zeit schloss Dietrich einen Freundschafts- und Bündnisvertrag mit dem Kölner Erzbischof Siegfried von Westerburg. Zwar schlug sich der Klever Graf im Konflikt um das Erbe der Herzöge von Limburg, in dem sich der mit dem Kölner Erzbischof verbündete Graf von Geldern und der Herzog von Brabant gegenüberstanden, auf die Seite Brabants und des mit ihm verbündeten Grafen von Holland. Da Dietrich aber einen Krieg gegen Erzbischof Siegfried von vornherein ausgeschlossen hatte, konnte er sich in der Schlacht bei Worringen 1288 neutral verhalten.
Mit Graf Florenz V. von Holland (Regierungszeit 1263-1296) unterhielt Graf Dietrich enge Beziehungen; allerdings soll er auch in die Verschwörung eingeweiht gewesen sein, die zu dessen Absetzung und Ermordung 1296 führte. Wie auch sein Bruder Dietrich Luf (II.) (um 1260-1308/1309) griff der Klever Graf 1296/1297 intensiv in die Regierung Hollands ein. Nach dem Regierungsantritt des Grafen von Hennegau in Holland endeten die engen klevisch-holländischen Beziehungen.
Das gute Verhältnis zur benachbarten Grafschaft Geldern stellte Dietrich von Kleve in den 1290er Jahren wieder her. 1297 wurde der zweitgeborene Klever Grafensohn, der spätere Dietrich VII./IX. mit Margaretha von Geldern (gestorben 1326), der Tochter Graf Rainalds I. (Regierungszeit 1271-1318, gestorben 1326), verlobt. Mit Graf Wilhelm von Berg (Regierungszeit 1296-1308) war Dietrich verschwägert. Nachdem seine erste Frau, Margaretha von Geldern, nach 1284 verstorben war, heiratete Graf Dietrich 1290 auf einem königlichen Hoftag in Erfurt Margaretha von Kiburg (gestorben 1333), eine Verwandte Rudolfs von Habsburg. Als Mitgift verpfändete der König dem Klever Grafen die Reichsstadt Duisburg, die schließlich nie mehr ausgelöst werden sollte. Aus dieser Ehe gingen unter anderem die späteren Klever Grafen Dietrich VII./IX. und Johann hervor.
Auch zu Rudolfs Sohn, König Albrecht von Habsburg (Regierungszeit 1298-1308), bestand ein gutes Verhältnis. Albrecht bestätigte die Rechte des Klever Grafen, insbesondere die Verpfändung Duisburgs, und wandelte 1298 die auf Vogteigut des Stiftes Zyfflich gegründete Stadt Kranenburg in ein Reichslehen um, um sich die alleinigen Rechte zu sichern. 1300 verlieh der König das Privileg, dass kein Reichslandvogt, Landfriedensbewahrer oder königlicher Beamter in den Landen des Klever Grafen Gerichtsbarkeit ausüben dürfe; damit war die klevische Landesherrschaft für die Zukunft abgesichert.
Im Gegensatz zu Graf Dietrich betrieb dessen jüngerer Bruder Dietrich Luf (II.), Graf von Hülchrath, eine unglückliche Politik, durch die er sich in hohe Schulden stürzte. Der Klever Graf konnte Dietrich Luf 1298 das spätere Amt Linn abkaufen und damit dem Haus Kleve sichern. Die südlichen Besitzungen Dietrichs Luf, darunter die Tomburg bei Rheinbach, fielen 1303 hingegen an den Kölner Erzbischof.
Der innere Landesausbau gewann in der Regierungszeit Dietrichs VI./VIII. wichtige Impulse. Bei Kranenburg, Till und Uedem ließ der Klever Graf umfangreiche Bruchgebiete kolonisieren. Auch wenn aus seiner Regierungszeit kein einziges Stadtrechtsprivileg überliefert ist, lassen die Quellen den Ausbau von Kranenburg, Orsoy (heute Stadt Rheinberg) und Huissen (heute Niederlande) erkennen. Die Macht und das Ansehen des Klever Grafen werden auch im Anwachsen des klevischen Lehnshofes während seiner Regierung deutlich.
Graf Dietrich VI./VIII. starb am 4.10.1305 und wurde in der Klosterkirche von Bedburg (heute Gemeinde Bedburg-Hau) begraben.
Quellen
Ilgen, Theodor, Quellen zur inneren Geschichte der rheinischen Territorien, 2 Bände in 3 Teilen, Bonn 1921-1925.
Schleidgen, Wolf-Rüdiger, Kleve-Mark Urkunden 1223-1368. Regesten des Bestandes Kleve-Mark im nordrhein-westfälischen Hauptstaatsarchiv in Düsseldorf, Siegburg 1983.
Schleidgen, Wolf-Rüdiger, Das Kopiar der Grafen von Kleve, Kleve 1986.
Literatur
Janssen, Wilhelm, Die Entwicklung des Territoriums Kleve (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande V/11-12), Bonn 2007.
Kastner, Dieter, Die Territorialpolitik der Grafen von Kleve, Düsseldorf 1972.
Werd, Guido de (Red.), Land im Mittelpunkt der Mächte. Die Herzogtümer Jülich–Kleve–Berg, Kleve 1984.
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Hagemann, Manuel, Dietrich VI. von Kleve, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/dietrich-vi.-von-kleve-/DE-2086/lido/57c694e52d1ae8.45958926 (abgerufen am 06.10.2024)