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Dietrich VII. / IX. wurde nach dem frühen Tod seines Bruders Otto (Regierungszeit 1305-1310) 1310 Graf von Kleve. Auf ihn geht vor allem der innere Ausbau des Klever Territoriums zurück.
Dietrich von Kleve wurde wohl 1291 als Sohn Graf Dietrichs VI./VIII. von Kleve (Regierungszeit 1275-1305) und dessen zweiter Ehefrau Margarethe von Kiburg (gestorben um 1333), die 1290 geheiratet hatten, geboren. Als der Klever Graf und Graf Rainald I. von Geldern (Regierungszeit 1271-1318, gestorben 1326) 1297 einen Freundschaftsvertrag schlossen, wurden der junge Dietrich und die geldrische Grafentochter Margarethe (gestorben 1333) verlobt; die Hochzeit fand 1305 oder 1308 statt.
Obwohl Dietrich nicht als Nachfolger in der Grafschaft Kleve vorgesehen war – diese Rolle nahm sein älterer Halbbruder Otto ein – wurde er früh mit politischen Aufgaben betraut. So war er seit 1299 Lehnsmann des Kölner Erzbischofs. Nach dem Tod des Vaters 1305 kühlte sich das Verhältnis zwischen Otto und Dietrich ab. Der neue Klever Graf sah in seinem Halbbruder wohl einen missliebigen Konkurrenten, den er von der Herrschaft fernzuhalten gedachte. Wo Dietrich sich in diesen Jahren aufhielt, ist nicht bekannt.
Am 29.9.1310 starb Graf Otto von Kleve unerwartet. Dietrich trat die Nachfolge seines Bruders an, war aber bald gezwungen, seine Position gegen andere Ansprüche zu verteidigen. Ottos Witwe, Mechthild von Virneburg (gestorben nach 1360), wollte zumindest einen Teil des Erbes ihrer Tochter Irmgard von Kleve (gestorben 1362) sichern und verbündete sich daher mit dem Kölner Erzbischof Heinrich von Virneburg, ihrem Onkel, und dem Grafen Engelbert II. von der Mark (Regierungszeit 1308-1328). Auch der Herzog von Brabant verweigerte Dietrich die Anerkennung und erhob Ansprüche auf Wesel. Der Konflikt zog sich bis in den Streit um das römisch-deutsche Königtum, wo Graf Dietrich den schließlich obsiegenden Ludwig den Bayern (Regierungszeit 1314-1347) unterstützte, während der Erzbischof zur Partei des unterlegenen Friedrich von Österreich (1289-1330) gehörte. Erst 1317 konnte die Position Graf Dietrichs in Kleve als gesichert gelten.
Die kriegerischen Auseinandersetzungen während seiner ersten Regierungsjahre müssen Dietrich tief geprägt haben. In den territorialen Konflikten der folgenden Jahrzehnte wahrte er strikte Neutralität, hielt sich aus allen Fehden heraus und trat allenfalls als Friedensvermittler hervor. Damit verlor Kleve zwar außenpolitisch an Bedeutung, gleichzeitig erhielt Dietrich dadurch aber die Gelegenheit, sich verstärkt der inneren Neuordnung seines Territoriums zuzuwenden.
Vielleicht bald nach seinem Regierungsantritt erhob Dietrich Linn zur Stadt. Im Jahr 1320 erhielt Sonsbeck das Stadtprivileg. Überhaupt pflegte er engen Kontakt zu seinen Städten, in denen das Textilgewerbe florierte und von denen sich einige bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts flächenmäßig ausdehnten (Wesel, Dinslaken, Kalkar, Kleve). Die Binnenkolonisationen, durch die schon im 13. Jahrhundert umfangreiche Neulandflächen am Niederrhein gewonnen worden waren, setzte Graf Dietrich um Dinslaken, Ringenberg und Bislich sowie zwischen Uedem, Sonsbeck und Xanten fort. Die klevischen Außenbesitzungen, wie Heusden und Altena, gab Dietrich auf, bemühte sich aber erfolgreich, fehlende Rechte und Besitzungen im Kerngebiet seines Territoriums zu erwerben. Vor allem rechts des Rheins engagierte sich der Klever Graf nachdrücklich. Die Verwaltungsorganisation veränderte er grundlegend, indem er neue Ämterstrukturen schuf und die klevischen Rechtstitel erstmals systematisch aufzeichnen ließ: Um 1319 wurde das Klever Urbar angelegt , das die gräflichen Einkünfte auflistete, 1336/1337 wurden das Archiv neu geordnet und bedeutende Urkunden im so genannten Klever Kopiar zusammengestellt.
Politisch geriet Dietrich aber unter den starken Druck seines Schwagers, Graf (ab 1339 Herzog) Rainald II. von Geldern (Regierungszeit 1326-1343), dem er 1331 den Reichswald verkaufen musste.
Eine wichtige Rolle in Dietrichs Politik spielte sein jüngerer Bruder Johann, seit 1320 Kölner Domdekan. 1318 hatte der Klever Graf diesem das Land Linn und Orsoy als eigenen Herrschaftsbereich überlassen. Zudem galt Johann, solange Dietrich ohne Söhne blieb, als rechtmäßiger Erbe der Grafschaft. Johann unterstützte seinen Bruder, bis dieser 1333 plante, die Grafschaft Kleve solle nach seinem Tod unter seinen drei Töchtern aufgeteilt werden, von denen die älteste, Margaretha, mit Graf Adolf II. von der Mark verheiratet war. Der bislang loyale Johann von Kleve betrieb seitdem eine sehr eigenständige Politik, ohne Rücksicht auf seinen Bruder zu nehmen. 1338 lenkte Dietrich aber ein und verzichtete auf seine Teilungspläne. Da der Graf von der Mark noch vor seinem Schwiegervater starb, stand der Nachfolge durch Johann schließlich nichts mehr im Wege.
1340 schloss der verwitwete Klever Graf eine zweite Ehe mit Maria von Jülich (gestorben nach 1353), der Schwester des Kölner Erzbischofs Walram und des Jülicher Markgrafen Wilhelm (Regierungszeit 1328-1361), die wahrscheinlich Johann von Kleve vermittelt hatte. Aus dieser Verbindung gingen keine Kinder hervor.
Im selben Jahr konnte Johann seinen Bruder davon überzeugen, das Marienstift, das Graf Dietrich 1334 in der Vorburg der Burg Monterberg gestiftet hatte, an die Pfarrkirche von Kleve zu verlegen. 1341 wurde die Übertragung förmlich vollzogen. Bislang war Monterberg der bevorzugte Sitz Dietrichs gewesen, nun aber wurde die Stadt Kleve mit der Stammburg der Grafen zur Residenz und zum Verwaltungsmittelpunkt ausgebaut. Mit der Verlegung gingen die Ausweitung des Klever Stadtgebietes und ein gotischer Neubau der Kirche einher. Ob Graf Dietrich, der seine Stiftung in erster Linie als frommes Werk verstanden wissen wollte, letzten Endes hinter dieser Entscheidung stand, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen: Sie trägt eher die Handschrift seines verwaltungstechnisch versierten Bruders.
Am 7.7.1347 starb Graf Dietrich VII./IX. von Kleve, der bereits viele Jahre kränklich gewesen war; er wurde im Chor der noch unfertigen neuen Klever Stiftskirche begraben, zu der er wenige Jahre zuvor den Grundstein gelegt hatte. Die Nachfolge trat sein Bruder Johann an, der schon seit langem die klevische Politik entscheidend beeinflusst hatte.
Quelle
Ilgen, Theodor, Quellen zur inneren Geschichte der rheinischen Territorien. Herzogtum Kleve, 2 Bände in 3 Teilen, Bonn 1921-1925, Nachdruck Düsseldorf 1978.
Oediger, Friedrich Wilhelm, Quellen zur inneren Geschichte der rheinischen Territorien: Grafschaft Kleve 2: Das Einkünfteverzeichnis des Grafen Dietrich IX. von 1319 und drei kleinere Verzeichnisse des rechtsrheinischen Bereichs, 2 Teile, Düsseldorf 1982.
Schleidgen, Wolf-Rüdiger, Das Kopiar der Grafen von Kleve, Kleve 1986.
Schleidgen, Wolf Rüdiger, Kleve-Mark Urkunden 1223-1368. Regesten des Bestandes Kleve-Mark im nordrhein-westfälischen Hauptstaatsarchiv in Düsseldorf, Siegburg 1983.
Literatur
Janssen, Wilhelm, Die Entwicklung des Territoriums Kleve (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande V 11-12), Bonn 2007.
Kastner, Dieter, Die Territorialpolitik der Grafen von Kleve, Düsseldorf 1972.
Werd, Guido de (Red.), Land im Mittelpunkt der Mächte. Die Herzogtümer Jülich – Kleve – Berg, Kleve 1984.
Online
Weber, Dieter, Artikel "Kleve, Grafen von", in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 58-59. [Online]
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Hagemann, Manuel, Dietrich VII. von Kleve, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/dietrich-vii.-von-kleve-/DE-2086/lido/57c6951688e680.44439592 (abgerufen am 10.12.2024)