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Eucharius ist nach der Trierer Bischofsliste der erste Bischof von Trier. Seine Amtszeit fällt in die Zeit der großen Christenverfolgungen des 3. Jahrhunderts und der militärischen Bedrohungen Galliens durch Übergriffe der Franken und Alamannen über den Rhein.
Es gibt nur wenige Nachrichten über die Anfänge des Christentums in Gallien. Vereinzelte Informationen bei Irenäus von Lyon (circa 135-202) und Eusebius von Caesarea (circa 260-340) lassen darauf schließen, dass Lyon eine wichtige Vermittlerrolle bei der Ausbreitung des Christentums in Gallien im zweiten und dritten Jahrhundert spielte. Sicheren Boden, was die Existenz einer christlichen Gemeinde in Trier angeht, erreicht man erst mit der Trierer Bischofsliste, die in ihren frühen Redaktionen auf das 10. Jahrhundert zurückgeht und als erste Bischöfe Eucharius, Valerius, Maternus und Agricius nennt. Zeitlicher Ankerpunkt dieser Liste ist das Jahr 314, in dem Bischof Agricius von Trier als Teilnehmer des Konzils von Arles verzeichnet ist. Ausgehend von diesem Datum fällt die Amtszeit des Eucharius in das 3. Jahrhundert
Auch über die Bischofsherrschaft des Eucharius liegen nur wenige Informationen vor. Das früheste Zeugnis zu Eucharius ist eine Inschrift, die von Bischof Cyrillus um die Mitte des 5. Jahrhunderts gesetzt wurde. Laut dieser Inschrift befand sich die Grablege der Bischöfe Eucharius und Valerius im Süden der Stadt Trier, im Bereich der heutigen Abtei St. Matthias, ehemals St. Eucharius. Auch Gregor von Tours (um 538/39-594) lokalisiert gegen Ende des 6. Jahrhunderts das Grab des Eucharius im Süden der Stadt, wenn er beschreibt, dass Bischof Eucharius an dem einen Tor wacht, während Maximinus an dem anderen ruht.
Im Zuge von archäologischen Untersuchungen im Bereich des südlichen Gräberfeldes der Stadt konnte eine Reihe von Grabbauten nachgewiesen werden, sichere Hinweise auf die Grablege oder den Memorialbau der ersten Trierer Bischöfe fand man jedoch nicht. Auch die so genannte Albana-Gruft unter der Quirinuskapelle nordöstlich der Matthiaskirche kann nicht sicher mit dem Grab des Eucharius in Verbindung gebracht werden. Die mittelalterliche Vita der Bischöfe Eucharius, Valerius und Maternus (10. Jahrhundert) berichtet zwar, dass die Witwe Albana Eucharius in ihrer Villa im Süden vor den Mauern Triers aufgenommen und sich unter dem Einfluss des Bischofs zum Christentum bekehrt habe und dass ihr Haus von Eucharius in eine Kirche umgewandelt worden sei. Diese Vita gilt in der Forschung jedoch nicht als historisch glaubwürdig. Auch der archäologische Befund stützt diese Aussagen nicht: Weder findet man in der Gruft einen Hinweis auf eine christliche Bestattung noch kann eine Villa sicher nachgewiesen werden. Die heute sichtbaren Sarkophage des Eucharius und Valerius in der Krypta von St. Matthias sind dort erst im 16. Jahrhundert aufgestellt worden.
Die Vita des Eucharius, Valerius und Maternus ist vielmehr ein schönes Beispiel dafür, wie die Trierer Kirche versuchte, ihren Vorrang vor anderen gallischen Bischofssitzen zu untermauern. Diesem Ziel dienten auch die Bemühungen, die Trierer Bischofsliste auf Petrus zurückzuführen. Nach einer Überlieferung, die sich frühestens im 7. Jahrhundert fassen lässt, soll Petrus selbst Eucharius, Valerius und Maternus nach Gallien und Germanien gesandt haben. Eucharius habe er zum Bischof bestimmt, Valerius zum Diakon und Maternus zum Subdiakon. Auf dem Weg nach Gallien sei Maternus von einem Fieber ergriffen worden und nach wenigen Tagen gestorben. Eucharius und Valerius seien daraufhin nach Rom zurückgekehrt. In Rom habe Petrus ihnen seinen Bischofsstab überreicht, damit sie zu Maternus zurückkehren und ihn mit Hilfe des Stabes wieder zum Leben erwecken. Nachdem sie den Auftrag des Petrus mit Erfolg erfüllt hätten, seien sie schließlich nach Trier gekommen. Diese Legende war auch in späterer Zeit noch lebendig. So „bezeugt" eine Inschrift des 16. Jahrhunderts aus der Abtei St. Matthias, dass die drei Heiligen Bischöfe "im Jahr 50 nach Christi Geburt ... von Rom zu Trier" gekommen seien. Eucharius kam nach dieser Inschrift zudem das Verdienst zu, gegen das Heidentum im Trierer Land vorgegangen zu sein, indem er eine Venusstatue zerstörte. Diese antike Statue stand lange Zeit neben der Klosterkirche von St. Matthias und wurde von Pilgern mit Steinen beworfen.
Literatur
Anton, Hans Hubert / Heinen, Heinz / Weber, Winfried (Hg.), Im Umbruch der Kulturen – Spätantike und Frühmittelalter (Geschichte des Bistums Trier 1), Trier 2003.
Heinen, Heinz, Frühchristliches Trier. Von den Anfängen bis zur Völkerwanderung, Trier 1996.
Pohlsander, Hans A., Die Anfänge des Christentums in der Stadt Trier. Bischöfe und Märtyrer, in: Trierer Zeitschrift 69 (1997), S. 255-302.
Ristow, Sebastian, Frühes Christentum im Rheinland. Die Zeugnisse der archäologischen und historischen Quellen an Rhein, Maas und Mosel, Münster 2007.
Winheller, Ernst, Die Lebensbeschreibungen der vorkarolingischen Bischöfe von Trier, Bonn 1935.
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Binsfeld, Andrea, Eucharius, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/eucharius-/DE-2086/lido/57c6a63c775415.45965802 (abgerufen am 05.12.2024)