Zu den Kapiteln
Die Brüder Franz und Johann Dinnendahl entstammten einer mittelbäuerlichen Familie im Raum Altendorf an der Ruhr (heute Essen-Burgaltendorf), einem Gebiet mit kleinen Kohlenbergwerken an den Hängen des Flusses. Sie genossen nur eine bescheidene Schulbildung, hatten jedoch schon als Jugendliche großes Interesse an Technik und waren insbesondere vom Prinzip der Dampfmaschine, der für die Industrialisierung des 19. Jahrhunderts hochbedeutenden englischen Erfindung, fasziniert. Die Dampfmaschine, die im Ruhrgebiet relativ spät Einzug hielt (im oberschlesischen Industrierevier gab es sie früher), sollte in den ersten Tiefbauschächten, die nach 1800 nördlich der Ruhr angelegt wurden, und mit denen die Bergbauunternehmer die tiefer liegende, wertvolle Kohle erreichen wollten, das einströmende Grundwasser „heben“ und den Schacht trocken halten.
Franz und Johann Dinnendahl erlernten den Schreiner- und Zimmererberuf, arbeiteten jedoch auch im Bergbau und lernten die Probleme dieser zukunftsträchtigen Branche kennen. Franz Dinnendahl machte sich vor 1799 als Baumeister selbständig, wurde dann zum Konstrukteur von Dampfmaschinen und etablierte seinen Betrieb 1807 in Essen. Sein Bruder unterstützte ihn zunächst und baute seit 1811 in Mülheim an der Ruhr ein eigenes Unternehmen auf. Sie versorgten viele Bergwerke im westlichen Ruhrgebiet mit Maschinen zur Wasserhaltung und leisteten damit einen Beitrag zur industriellen Entwicklung der Region. Die Entwicklung ihrer Unternehmen wurde nach erfolgreichen Jahren durch Probleme verschiedener Art beeinträchtigt. Franz Dinnendahl, dem es an kaufmännischem Talent fehlte, musste nach vielen Misserfolgen 1825 Konkurs anmelden. Sein Bruder, der größeres Geschick als Rechner und Kaufmann besaß, verließ Mülheim 1837 und versuchte im Raum Minden die Schaffung eines mehrstufigen Montanunternehmens, was jedoch aus verschiedenen Gründen nicht gelang. Beide Brüder scheiterten letztlich auch an Kapitalmangel. Dennoch lebten von ihnen gegründete Unternehmen fort.
Franz Conrad Dinnendahl wurde am 20.8.1775 in der Herrlichkeit Horst bei (Essen-) Steele als Sohn des Müllers Johann Bernhard Dinnendahl (1744–1795) und der Maria Christina Dinnendahl, geborene König (1747–1805) geboren. Sein Bruder Johann Heinrich kam am 6.6.1780 ebenfalls in Horst zur Welt. Die Familie war katholisch. Die Vorfahren väterlicherseits waren Landwirte in Altendorf an der Ruhr und Umgebung gewesen. Die Brüder hatten noch fünf Geschwister, von denen wahrscheinlich nur drei das Erwachsenenalter erreichten. Sie wuchsen in bescheidenen Verhältnissen auf und mussten als Kinder und Jugendliche landwirtschaftliche Arbeiten wie das Hüten von Schweinen verrichten. Beide besuchten nur die Volksschule in Horst. Franz Dinnendahl hatte nach eigenen Angaben schon sehr früh ein starkes Interesse für Mechanik. Er arbeitete nach der Schulzeit als Kohlenschieber und Schlepper auf Steinkohlenzechen und wurde mit 16 Jahren Hauer (vollwertiger Bergmann). Während dieser Zeit lernte er die Probleme der Bergbauunternehmer mit der Wasserhaltung in den ersten Tiefbauschächten kennen; immer wieder drang Grundwasser in die Schächte ein und ließ diese „absaufen“. Von einem Onkel dazu überredet, wandte Franz Dinnendahl sich vom Bergbau ab und absolvierte eine Lehre bei einem Schreiner. Nach dem Ende der Lehrzeit machte er sich als Zimmer- und Baumeister in Altendorf selbständig. Am 18.4.1799 heiratete er dort Elisabeth Christina Küppershegge (1780–1870); sie bekamen sieben Kinder, von denen nur vier erwachsen wurden.
Franz Conrad Dinnendahl wurde am 20.8.1775 in der Herrlichkeit Horst bei (Essen-) Steele als Sohn des Müllers Johann Bernhard Dinnendahl (1744–1795) und der Maria Christina Dinnendahl, geborene König (1747–1805) geboren. Sein Bruder Johann Heinrich kam am 6.6.1780 ebenfalls in Horst zur Welt. Die Familie war katholisch. Die Vorfahren väterlicherseits waren Landwirte in Altendorf an der Ruhr und Umgebung gewesen. Die Brüder hatten noch fünf Geschwister, von denen wahrscheinlich nur drei das Erwachsenenalter erreichten. Sie wuchsen in bescheidenen Verhältnissen auf und mussten als Kinder und Jugendliche landwirtschaftliche Arbeiten wie das Hüten von Schweinen verrichten. Beide besuchten nur die Volksschule in Horst. Franz Dinnendahl hatte nach eigenen Angaben schon sehr früh ein starkes Interesse für Mechanik. Er arbeitete nach der Schulzeit als Kohlenschieber und Schlepper auf Steinkohlenzechen und wurde mit 16 Jahren Hauer (vollwertiger Bergmann). Während dieser Zeit lernte er die Probleme der Bergbauunternehmer mit der Wasserhaltung in den ersten Tiefbauschächten kennen; immer wieder drang Grundwasser in die Schächte ein und ließ diese „absaufen“. Von einem Onkel dazu überredet, wandte Franz Dinnendahl sich vom Bergbau ab und absolvierte eine Lehre bei einem Schreiner. Nach dem Ende der Lehrzeit machte er sich als Zimmer- und Baumeister in Altendorf selbständig. Am 18.4.1799 heiratete er dort Elisabeth Christina Küppershegge (1780–1870); sie bekamen sieben Kinder, von denen nur vier erwachsen wurden.Die um 1800 im Ruhrgebiet einsetzende Nachfrage nach Dampfmaschinen, vor allem im Steinkohlenbergbau, bot Franz Dinnendahl die Chance zu einer gewinnträchtigen beruflichen Umorientierung. Damals wurden Dampfmaschinen in zwei Typen gebaut, entweder nach dem älteren Patent des englischen Schmiedemeisters Thomas Newcomen (1663-1729) oder nach dem jüngeren Modell der Konstrukteure James Watt (1736-1819) und Matthew Boulton (1738-1809) mit thermodynamischen Verbesserungen. Die erste Dampfmaschine nach dem Watt- und Boultonschen Prinzip arbeitete auf der staatlichen Saline Königsborn bei Unna. Um 1799/1800 erhielt Baumeister Dinnendahl von dem Bergbauunternehmer Gisbert Freiherr von Romberg (1773–1859) den Auftrag, auf der Zeche Vollmond bei (Bochum-) Langendreer die Einhausung für eine Dampfmaschine zur Wasserhaltung zu bauen, die von Romberg aus Schlesien bezogen hatte. Die Maschine wurde von einem Monteur geliefert, der aber nicht imstande war, sie in Gang zu bringen. Dinnendahl, der bereits die Dampfmaschine auf der Saline Königsborn studiert und die Konstruktion der Maschine auf Vollmond sofort verstanden hatte, bot von Romberg an, diese in Betrieb zu setzen, was ihm auch gelang. Dieser Erfolg sprach sich herum. In den folgenden Jahren baute Dinnendahl in seiner Werkstatt eigene Dampfmaschinen des älteren Typs (Newcomen) für die Wasserhaltung auf Zechen, zunächst eine für die Zeche Elisabeth in (Dortmund-) Hörde, dann eine für die Zeche Wohlgemuth in (Essen-) Kupferdreh (1801–1803); weitere Maschinen folgten. Eine 1804 gebaute Dampfmaschine für eine Zeche im Aachener Kohlenrevier entsprach noch dem älteren Typ, konnte jedoch jederzeit auf das Wattsche System umgerüstet werden. Zwei Dampfmaschinen Dinnendahls gingen an Kalksteinbrüche bei Ratingen.
1807 schloss Dinnendahl die Werkstatt in Altendorf und eröffnete einen Konstruktionsbetrieb für Dampfmaschinen auf dem Marlshof in Essen, am sogenannten III. Hagen; gegenüber erwarb er ein stattliches Wohnhaus und für 60 Taler das Bürgerrecht der Stadt Essen. In der Führung des neuen Betriebes wurde er von seinem Bruder Johann unterstützt, der das Schreiner-, Zimmermanns- und Schmiedehandwerk erlernt, wahrscheinlich auch in einem Bergwerk gearbeitet hatte und das Rechnen und Kalkulieren besser als sein älterer Bruder beherrschte. Die Dinnendahlsche Fabrik beschäftigte zeitweilig bis zu 60 Arbeiter und hatte für das Wirtschaftsleben Essens, das nach dem Rückgang der traditionellen Fabrikation von Gewehren, Kaffeemühlen und Tuchkratzen und infolge der von der französischen Besatzungsmacht verhängten Kontinentalsperre im Niedergang begriffen war, eine große Bedeutung. 1808 erhielt Dinnendahl von dem Leiter des Festungsbaues zu Wesel den Auftrag, die Fundamente für das geplante linksrheinische Fort Napoleon der Festung (später Fort Blücher) bei Büderich trockenzulegen; er löste die Aufgabe mittels zweier Dampfmaschinen. Seine 1808 gebaute Wasserhaltungsmaschine für die Essener Zeche Sälzer & Neuack war bis 1860 in Betrieb und diente danach noch bis 1891 als Energiequelle für den Ventilatorenbetrieb.
Ebenfalls 1808 bestellten die Unternehmer Funke und van der Beck, die in Lüdenscheid eine Baumwollspinnerei betrieben, bei Dinnendahl eine Dampfmaschine, mit der die Energieerzeugung durch Pferdekraft abgelöst werden sollte. Die größeren gusseisernen Maschinenteile, die sie in ihrem Betrieb verarbeiteten, bezogen Franz und Johann Dinnendahl bis 1820 von der Hüttengewerkschaft und Handlung Jacobi, Haniel & Huyssen (JHH), der späteren Gutehoffnungshütte, in (Oberhausen-) Sterkrade. Auf der Zeche Kunstwerk in (Essen-) Huttrop installierte Franz Dinnendahl 1816/1817 nicht nur zwei Maschinen zur Wasserhaltung, sondern baute auch die Schächte und mehrere Gebäude über Tage. Die Fabrik war dank der Aufträge mehrerer Zechen des Ruhrreviers meistens ausgelastet und ließ die Brüder Dinnendahl bald zu Wohlstand kommen. Franz Dinnendahl legte die Gewinne zum Teil in mehreren Kohlenzechen, darunter die Zeche Kunstwerk, deren Haupteigentümer er wurde, aber auch im Bleibergbau im Raum Aachen an.
Franz Dinnendahl wurde 1819 zum Stadtrat in Essen berufen und erreichte damit den Höhepunkt seines Ansehens. Schon seit 1813 war er Mitglied der großbürgerlichen Gesellschaft „Societät“; 1819 gehörte er auch der Bochumer Freimaurerloge an. In den ersten Jahren der neupreußischen Zeit warb ein Freund Dinnendahls, der Essener Hofapotheker Franz Wilhelm Flashoff (1771–1837), in Aufsätzen in der Zeitschrift „Hermann“ für die in England schon praktizierte Gewinnung von Leuchtgas aus Steinkohle; Flashoff, in der Chemie versiert, hatte seit 1804 Versuche zur Erzeugung von Leuchtgas angestellt. Leuchtgas war sicherer als die übliche Beleuchtungsweise, außerdem war das Gaslicht augenfreundlicher und auf die Dauer berechnet billiger als die traditionelle Beleuchtung durch Kerzen, Öl- oder Talglichter. Ende 1817 oder Anfang 1818 führte Franz Dinnendahl das Gaslicht in seiner Fabrik ein; es war der vermutlich erste Versuch in Deutschland, jedenfalls der erste im Ruhrgebiet. Neben Flashoff war Dinnendahl auch mit Friedrich Krupp, dem anderen visionären, aber letztlich erfolglosen Essener Unternehmer, befreundet.
Johann Dinnendahl trat 1811 aus dem brüderlichen Unternehmen aus und eröffnete eine Schmiede und Reparaturwerkstatt für Dampfmaschinen in Mülheim an der Ruhr. Am 14.4.1812 heiratete er die Essener Gastwirtstochter Maria Christina Gertrud Funcke (1787–1865); die Ehe blieb kinderlos. Seit 1813 baute Johann Dinnendahl auch Dampfmaschinen und machte damit dem Bruder Konkurrenz, ohne dass es zu einem Bruch zwischen beiden gekommen wäre (die Familie Dinnendahl zeichnete sich stets durch einen starken Zusammenhalt aus). Die benötigten gusseisernen Maschinenteile bezog er weiterhin von der JHH, der er auch die erste seiner Maschinen lieferte. Auch Johann Dinnendahls Kunden waren überwiegend Zechen, die teils Dampfmaschinen des älteren, Newcomenschen Typs, teils solche des jüngeren Typs Watt-Boulton bestellten. Später baute Johann Dinnendahl auch sogenannte Hunde, kleine Kohlenwagen für den Bergbau, sowie Öfen. Um 1815 leitete er außerdem die Zechen Wiesche und Rosendelle bei Mülheim, an denen er mit Kapital beteiligt war.
In dem Jahrzehnt nach dem Wiener Kongress nahmen weitere Unternehmer im Ruhrgebiet den Maschinenbau auf. 1819 eröffnete Friedrich Harkort (1793-1880) in der Burg Wetter eine Maschinenfabrik, in der englische Facharbeiter tätig waren; im folgenden Jahr ging die JHH mit der Eröffnung einer Maschinenfabrik von der Eisenerzeugung zur Eisenverarbeitung über. Die Brüder Dinnendahl reagierten darauf mit der Schaffung eigener Gießereien („Eisenschmelzen“). Franz Dinnendahl baute einen Betrieb an der Spillenburg bei (Essen-) Huttrop, der nach der benachbarten Zeche Kunstwerk auch „Kunstwerker Hütte“ genannt wurde, sein Bruder eine Gießerei am Froschenteich in Mülheim, die spätestens Anfang 1820 betriebsfertig war. Vier Jahre später verlegte Johann Dinnendahl den Betrieb in eine großzügige neue Anlage außerhalb der Mülheimer Altstadt. 1820 boten beide Brüder in ihren Gießereien neben dem Bau kompletter Dampfmaschinen für Bergwerke und Manufakturen auch einzelne Stücke aus Eisenguss für Dampfmaschinen, Zylindergebläse und Walzwerke „nach jedem beliebigen Modell oder Zeichnung“ und in „allen Größen und Formen“ an. Die Dinnendahls wiesen ihre Kunden immer wieder darauf hin, dass sie, anders als die JHH, nicht das relativ billige Raseneisenerz der näheren Umgebung, sondern wertvollere Erze aus Gruben im Siegerland und am Oberrhein („Berg-Erze“) verhütteten, deren Qualität eine längere Haltbarkeit der fertigen Eisenerzeugnisse verbürgte.
1821 zerstörte ein Feuer Franz Dinnendahls Essener Maschinenfabrik; er baute ein neues Werk bei der Gießerei an der Spillenburg. Sein Ziel war die Entwicklung eines integrierten Montanunternehmens auf der Basis der Kokskohle, die in der Zeche Kunstwerk gefördert wurde. Doch zu dieser Zeit befand er sich schon in einer finanziell prekären Lage. Er war stets mit dem Problem konfrontiert, dass der relativ zeitaufwendige Bau einer Dampfmaschine für einen Kunden hohe eigene Ausgaben erforderte, Geld, das erst nach der Ablieferung der fertigen Maschine wieder hereinkam. Infolge des Scheiterns einiger Zechenunternehmen hatte Dinnendahl viel Kapital verloren. Seine schwache Seite war es stets gewesen, dass er nicht im nötigen Maße kaufmännisch denken konnte und zu einer ausreichend exakten Kalkulation selten in der Lage war; so kam es vor, dass er Bergwerksanteile und Immobilien falsch bewertete und die Preise für Dampfmaschinen zu niedrig ansetzte. 1822 waren seine finanziellen Mittel erschöpft; er musste bei Essener und Mülheimer Kaufleuten, bei den Freiherren von Romberg und von Fürstenberg, dem Grafen von Westerholt-Gysenberg auf Schloss Oberhausen und anderen hohe Darlehen aufnehmen. 1824 wurde in seinem Haus in Essen gepfändet, ein Jahr später erfolgte die Konkurserklärung. Schwer erkrankt, starb Franz Dinnendahl am 25.8.1826 im Alter von 51 Jahren in (Essen-) Rellinghausen an „Gallen- und Nervenfieber“; er wurde auf dem Kirchhof der katholischen Pfarrgemeinde St. Lambertus in Rellinghausen beigesetzt.
Franz Dinnendahls Söhne Johann (1802–1873) und Wilhelm (geboren 1804) konnten das Werk bei Huttrop mit einigen Teilhabern weiterführen. Das Unternehmen blieb bis 1887 in Familienbesitz und wurde 1900 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Nach Vereinigungen mit zwei anderen Maschinenfabriken (1922 und 1930) führte es seit 1930 den Namen „Westfalia Dinnendahl Gröppel AG (WEDAG); der Unternehmenssitz war Bochum. Die WEDAG, die in den 1950er Jahren die Fabrik in Essen aufgab und ihre Produktion in Bochum konzentrierte, wurde 1969, als die Klöckner Humboldt Deutz AG (KHD) in Köln eine Mehrheitsbeteiligung erwarb, ein Teil des KHD-Konzerns. Die Konzernholding bildete 1972 das Konzernunternehmen KHD Industrieanlagen AG, zu dem fortan die Bochumer Betriebsstätten der WEDAG gehörten; 1979 erfolgte eine Umfirmierung in KHD Humboldt WEDAG GmbH. Die Produktion dieses Unternehmens – vor allem Anlagen für die Zementherstellung und die Aufbereitung (Veredelung) von Kohle und Erzen – wurde 1987 weitgehend nach Köln verlegt. 2001 schied die KHD Humboldt WEDAG AG durch Verkauf an die Fahr Beteiligungen AG aus dem KHD-Konzern aus. 2009 wurden die Aktivitäten in der Kohlen- und Erzaufbereitung aufgegeben. Mit der heutigen, in Köln ansässigen KHD Humboldt Wedag International AG, die in Europa, Nord- und Südamerika und Asien Maschinen für die Zementindustrie produziert, existiert noch immer ein Unternehmen, das letztlich auf Franz Dinnendahls Gründung zurückgeht. Die um 1925 erbaute, schon vor Jahrzehnten veräußerte Montagehalle in Huttrop – heute amtlich im Stadtteil Essen-Bergerhausen – wurde 1992 unter Denkmalschutz gestellt und bildet heute als „Dinnendahl’ sche Fabrik“ einen Standort der „Route der Industriekultur“ des Regionalverbandes Ruhr.
Johann Dinnendahl baute in Mülheim bis um 1837 mehr als 20 Dampfmaschinen, ebenfalls überwiegend für Zechen; 1827 lieferte er die Teile für ein Hochofengebläse an die 1819 gegründete Eisenhütte Westfalia bei Lünen. Die Zahl seiner Arbeiter stieg bis 1835 auf 85. Auch Johann litt vorübergehend unter Kapitalmangel und vermochte daher nicht alle Aufträge der Kunden anzunehmen; so musste er 1822 einen Auftrag der Essener Zeche Sälzer & Neuack zurückweisen. 1832 unternahm er eine Studienreise nach England. 1835 baute er erstmals eine Hochdruckmaschine, wie sie die JHH bereits fünf Jahre zuvor produziert hatte. Aufträge kamen nicht nur aus dem Ruhrgebiet; 1836/1837 lieferte Johann Dinnendahl Dampfmaschinen an eine Zementfabrik in Lerbeck bei Minden und an die Saline Münder bei Hannover.
Um 1830 wollte Johann Dinnendahl seine Gießerei und Maschinenfabrik um ein Kokshochofenwerk nach englischem Vorbild erweitern und verband sich dazu mit dem Ruhrorter Kaufmann und Industriellen Friedrich Wilhelm Liebrecht (1774—1858). Die Partner beantragten 1831 bei der Regierung Konzessionen für zwei Hochofenanlagen, je eine in Mülheim und Ruhrort; Liebrecht stieg jedoch schon bald aus dem Projekt aus. Dinnendahl erhielt die Konzession für die nach Liebrecht benannte Friedrich-Wilhelms-Hütte (FWH); das Ruhrorter Hüttenwerk wurde nicht gebaut. Statt Liebrecht traten Dinnendahl die Industriellen Friedrich August Deus (1798-1878) in Düsseldorf und Heinrich Moll in Mülheim zur Seite. Die JHH hatte mit Einsprüchen bei der Regierung vergebens versucht, die Gründung des Konkurrenzunternehmens zu verhindern. In einer Beschreibung des Essen-Werdener Bergamtsbezirks aus dem Juli 1836 wurde die FWH als „eine bedeutende mechanische Werkstätte“ bezeichnet, welche „der Firma Joh. Dinnendahl, Deus u. Moll gehört“. 1837 schied Dinnendahl, der Mülheim verlassen wollte, aus dem Hüttenunternehmen aus, zugleich trat der Düsseldorfer Textilindustrielle Peter Goering (1784-1862) als Teilhaber ein. Zu diesem Zeitpunkt bestand der Betrieb der FWH nur aus einem Flammofen und vier Kupolöfen, Hochöfen waren noch nicht im Bau. Ein Neffe Dinnendahls, der Ingenieur Friedrich Rohmann (1806–1865), übernahm 1837 die technische Leitung des Betriebes und übte sie bis zu seinem Tode aus. Es dauerte noch bis 1849, bis die Friedrich-Wilhelms-Hütte (damals unter der Firma Deus, Moll & von Eicken) in einem Kokshochofen Eisen erschmelzen konnte. Die FWH, die sich in den folgenden Jahrzehnten zu einem sehr bedeutenden Unternehmen der Eisen- und Stahlverarbeitung entwickelte und später in den Stinnes-Konzern einging, hat stets die Eröffnung der Schmiede und Werkstatt Johann Dinnendahls in Mülheim 1811 als den Beginn ihrer Geschichte angesehen.
Nach dem Ausscheiden aus der Mülheimer Hütte, im Spätherbst 1837, zog Johann Dinnendahl nach Minden, wo er sich, eingeladen von dem Oberpräsidenten der Provinz Westfalen, Ludwig Freiherrn von Vincke (1774-1844), industriell engagierte. Er übernahm zunächst als Miteigentümer die Leitung der Steinkohlenzeche Preußisch Klus bei Meißen (Kreis Minden), die 1837/1838 119 Arbeiter beschäftigte, zwei Dampfmaschinen betrieb und florierte. 1842 eröffnete Dinnendahl eine Eisengießerei. Doch die folgenden Jahre bescherten ihm Probleme und Enttäuschungen. Seine Gießerei blieb wider Erwarten relativ klein und hatte 1846 nur 46 Arbeiter; der geplante Bau von Hochöfen gelang auch hier nicht. Die Zeche Preußisch Klus hatte seit 1842 mit technischen Problemen zu kämpfen; 1848 wurde ihr Betrieb wegen Unrentabilität der weiteren Förderung eingestellt. Andere Pläne Dinnendahls im ostwestfälischen Industrierevier scheiterten ganz.
Johann Dinnendahl starb am 18.10.1849 im Alter von 69 Jahren in Minden an einem Magenleiden und fand seine letzte Ruhestätte auf dem Kreuz-Kirchhof der katholischen Dom-Propstei. Seine Gießerei bei Minden ging wahrscheinlich bald darauf ein. Seine Witwe kehrte nach Mülheim zurück, wo sie von den Erträgnissen ihrer Anteile an der dortigen Zeche Anna Gertrud lebte, dem einzigen nicht hypothekarisch belasteten Eigentum, das Johann Dinnendahl ihr hinterlassen hatte.
Literatur
Matschoß, Conrad, Franz Dinnendahl. Das Leben eines deutschen Kunstmeisters, in: Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen 26 (1905), S. 1–52.
Matschoß, Conrad, Franz Dinnendahl (1775–1826), in: Rheinisch-Westfälische Wirtschaftsbiographien, Band 1, Münster 1932, S. 357–372.
Behrens, Hedwig, Mechanikus Franz Dinnendahl (1775–1826). Erbauer der ersten Dampfmaschinen an der Ruhr. Leben und Wirken aus zeitgenössischen Quellen, Köln 1970 [darin: „Selbst-Biographie des Mechanikus Franz Dinnendahl in Essen“, S. 29–44].
Behrens, Hedwig, Mechanikus Johann Dinnendahl (1780–1849). Erbauer von Dampfmaschinen, Gründer der Friedrich Wilhelms-Hütte zu Mülheim an der Ruhr. Leben und Wirken aus zeitgenössischen Quellen, Neustadt an der Aisch 1974.
Laufer, Ulrike, Sie brachten die Dampfmaschine an die Ruhr: Die Brüder Franz (1775–1826) und Johann Dinnendahl (1780–1849), in: Wessel, Horst A. (Hg.), Mülheimer Unternehmer: Pioniere der Wirtschaft, Essen 2006, S. 243–269.
Online
Mews, Karl, Franz Dinnendahl, in: NDB, Band 3, Berlin 1958, S. 732. [Online]
Mews, Karl, Johann Dinnendahl, in: NDB, Band 3, Berlin 1958, S. 732f. [Online]
Bitte geben Sie beim Zitieren dieses Beitrags die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an.
Kanther, Michael A., Franz und Johann Dinnendahl, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/franz-und-johann-dinnendahl-/DE-2086/lido/57c69571ac96e2.85973310 (abgerufen am 05.10.2024)