Zu den Kapiteln
Erzbischof Friedrich II. von Berg war ein machtbewusster Spross des bergischen Grafenhauses, der keine Gelegenheit ausließ, seine Karriere zu befördern. Obwohl er dabei zunächst herbe Rückschläge einstecken musste, gelang es ihm schließlich mit Hilfe seiner familiären Verflechtungen, sich bei der strittigen Wahl von 1156 zum Kölner Erzbischof durchzusetzen. Allem Anschein hat er danach die Nähe zu Kaiser und Kaiserhof gesucht. Er begleitete Kaiser Friedrich Barbarossa (Regierungszeit 1152-1190) sogar auf seinem ersten Italienzug. Für ein ausgewogenes Urteil über sein politisches Handeln war seine Amtszeit jedoch zu kurz.
Friedrich wurde vermutlich um 1120 als Sohn Graf Adolfs II. von Berg (Regierungszeit 1115-1160) und der Adelheid von Arnsberg (gestorben 1131) geboren. Über seine Mutter war er mit den Grafen von Cuyk verwandt. Damit stammte er von den bedeutendsten Adelsgeschlechtern des Kölner Erzstifts ab. Unter Friedrichs Vorgängern auf dem Kölner Bischofsstuhl befanden sich zwei seiner Verwandten: Sein Großonkel mütterlicherseits, Friedrich I. von Schwarzenburg, war von 1100 bis 1131 Kölner Erzbischof, sein Onkel väterlicherseits, Bruno II. von Berg, von 1131 bis 1137. Er brachte also familiäre Voraussetzungen und Verbindungen mit, um ein solches Amt machtpolitisch ausfüllen zu können.
Trotzdem verlief seine Karriere nicht gradlinig. Über seine Kindheit und Jugend ist praktisch nichts bekannt. Erst als Propst des Kölner Kanonikerstifts St. Georg ist mehr über ihn zu erfahren, sodass anzunehmen ist, dass er schon als Kind für eine geistliche Laufbahn vorgesehen war. Er trat dieses Amt wohl bereits 1135 an und geriet schon bald in Konflikt mit Gerhard von Are, dem Propst des Bonner Cassiusstifts. Dieser teilte sich die Zuständigkeit bei den Einweisungen der Pfarrgeistlichen, den bedeutenden Rechtsfällen und vor allem den Zinszahlungen in seinem Archidiakonat mit den Pröpsten von St. Georg und Mariengraden, die dort als Dekane fungierten. Um seine alleinigen Ansprüche auf diese Rechte zu untermauern, wandte sich Gerhard von Are mehrfach an die römische Kurie. Angeblich verweigerten ihm die Dekane den geschuldeten Gehorsam. Friedrich konnte sich dagegen zunächst auf die Unterstützung der Kölner Erzbischöfe verlassen. Gegen die päpstliche Intervention konnten sich weder Friedrich noch die Erzbischöfe auf lange Sicht durchsetzen. Spätestens mit der Suspendierung Erzbischof Arnolds I. im Jahre 1149 fehlte Friedrich auch der Rückhalt, um in dieser Angelegenheit weiter gegen Gerhard von Are vorgehen zu können.
Als am 11.11.1150 der Utrechter Bischof Hartbert (Episkopat 1138-1150) verstarb, kam es zu einer zwiespältigen Wahl. Während die eine Partei Hermann, den Propst von St. Gereon, zum Nachfolger erhob, wählte die Gegenpartei Friedrich zum Bischof von Utrecht. Zu dieser Gegenpartei dürften maßgeblich die mit den Grafen von Berg verwandten Grafen Cuyk gehört haben. Eine Gesandtschaft König Konrads III. (Regierungszeit 1138-1152), die dieser Anfang 1151 nach Utrecht schickte, konnte den Streit nicht lösen. Daraufhin befahl der König den Streitparteien, auf einen Hoftag nach Nürnberg zu kommen. Dort konnte sich Friedrich, der durch seinen Vater vertreten wurde, also selbst nicht anwesend war, nicht durchsetzen, sodass Hermann Bischof von Utrecht (Episkopat bis 1156) wurde. Gründe für diese Entscheidung gegen Friedrich scheinen sein zu geringes Alter und die noch fehlende Priesterweihe gewesen zu sein. So jedenfalls begründete der König dies gegenüber dem Papst.
Doch Friedrich und seine Partei gaben nicht auf. Es kam sogar zu tätlichen Auseinandersetzungen in Utrecht, wo man versuchte, Hermann wieder zu vertreiben. Selbst die Entscheidung der päpstlichen Legaten zugunsten Hermanns wurde nicht akzeptiert. Erst König Friedrich I. konnte das Schisma endgültig durch sein persönliches Eingreifen in Utrecht im Frühjahr 1152 beenden.
1156 eröffnete erneut der plötzliche Tod eines Bischofs Friedrich die Möglichkeit für einen Karrieresprung. Diesmal hatte er sogar Aussichten auf den erzbischöflichen Stuhl von Köln. Jedoch gab es auch hier zwei Bewerber. Wieder war Friedrichs Gegner Gerhard von Are, der Propst des Bonner Cassiusstifts, und wieder musste der Kaiser um eine Entscheidung gebeten werden, weil sich die beiden Parteien nicht einigen konnten. Diesmal entschied sich Friedrich Barbarossa nach Anhörung beider Parteien und gründlicher Prüfung des Sachverhaltes für Friedrich von Berg. Der Kaiser versprach sich davon auch, das mächtige Haus Berg näher an sich zu binden, wodurch er möglicherweise auf Unterstützung bei der Auseinandersetzung mit den Welfen hoffen konnte. Nachdem Friedrich den Kaiser im November 1156 in Köln empfangen hatte, reiste er nach Rom zum Empfang des Palliums, das er vor dem 20.1.1157 erhalten zu haben scheint.
Zwar hatte die Auseinandersetzung um den Kölner Erzstuhl damit eine Ende gefunden, die Ursachen dafür – die Spaltung zwischen Priorenkolleg und Domkapitel, die beide an der Wahl beteiligt waren – waren jedoch nicht beseitigt. Zugrunde lag dem Streit ursächlich die Rivalität zwischen den beiden Grafenhäusern von Are und von Berg, die jeweils eine der Wahlkörperschaften beherrschten. Diese Rivalität wurde auch weiterhin bestimmend für Friedrichs Episkopat. So hatte er keinen Kontakt zu Institutionen, die unter dem Einfluss der Grafen von Are standen. Auch Personen aus dem Umfeld derer von Are mied er, wie diese ihrerseits den erzbischöflichen Hof mieden.
Er begann nun – soweit man das für seine kurze Amtsdauer überhaupt sagen kann –, seine Verwandtschaft und die ihnen nahestehenden kirchlichen Institutionen zu begünstigen. So förderte er nicht nur sein ehemaliges Stift St. Georg, sondern auch das dem bergischen Grafenhaus nahestehende Zisterzienserkloster Altenberg. Neben der eigenen Verwandtschaft setzte er sich für die Herren von Heinsberg ein, die ihn bei seiner Kandidatur für den Kölner Erzbischofsstuhl unterstützt hatten. Die einzige militärische Aktion Friedrichs in seiner Erzdiözese galt der Burg Randerath, die er aus nicht ganz geklärten Gründen, aber in jedem Fall zum Vorteil der Heinsberger zerstören ließ.
Friedrichs Beziehungen zu Friedrich Barbarossa waren während seines kurzen Episkopats sehr gut. In der Auseinandersetzung zwischen Kaiser und Papst scheint sich der Kölner Metropolit eindeutig auf die kaiserliche Seite geschlagen zu haben. Nicht nur Aufenthalte am kaiserlichen Hof belegen das gute Verhältnis, sondern vor allem seine Teilnahme am Italienzug Barbarossas. Stets in der Umgebung des Kaisers trat er Anfang Juli 1158 in Norditalien das dem Kölner Erzbischof gebührende Amt des italienischen Erzkanzlers an. Als Befehlshaber des niederrheinischen Kontingents rückte Friedrich gemeinsam mit Barbarossa gegen Mailand vor. Bei der Belagerung der Stadt wurde ihm mit der Porta Romana eines der Mailänder Stadttore zugewiesen. Anstelle von Kriegshandlungen begann man jedoch schon bald mit Verhandlungen, die am 7. September in einen Friedensvertrag mündeten und dem deutschen Herr die Stadt öffneten.
Damit war der lombardische Feldzug Kaiser Friedrich Barbarossas jedoch keineswegs zu Ende, wenngleich ein großer Teil des deutschen Heeres wieder über die Alpen zurückkehrte. Friedrich blieb jedoch auch weiterhin in der Umgebung des Kaisers. So nahm er noch kurz vor seinem Tod im November 1158 an dem großen Hoftag in Roncaglia teil, der die Rechte des Reichs in Norditalien erneuern sollte.
Friedrich starb am 15.12.1158 in der Nähe von Pavia an den Verletzungen, die er sich beim Sturz von seinem Pferd wenige Tage zuvor zugezogen hatte. Seine Gebeine wurden nach Altenberg überführt, wo sie begraben wurden.
Quellen
Die Regesten der Erzbischöfe von Köln im Mittelalter, Band 2, bearb. von Richard Knipping, Bonn 1901, Nachdruck Düsseldorf 1985, S. 103-109.
Literatur
Oediger, Friedrich Wilhelm, Das Bistum Köln von den Anfängen bis zum Ende des 12. Jahrhunderts (Geschichte des Erzbistums Köln 1), Köln 1971, S. 148-149.
Burkhardt, Stefan, Mit Stab und Schwert. Bilder, Träger und Funktionen erzbischöflicher Herrschaft zur Zeit Kaiser Friedrich Barbarossas. Die Erzbistümer Köln und Mainz im Vergleich, Ostfildern 2008.
Wolter, Heinz, Erzbischof Friedrich II. von Köln (1156-1158), in: Jahrbuch des Kölnischen Geschichtsvereins 46 (1975), S. 1-50.
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Hillen, Christian, Friedrich II. von Berg, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/friedrich-ii.-von-berg/DE-2086/lido/57c6bf8ce05bf5.17062136 (abgerufen am 12.12.2024)