Friedrich II. von Berg

Erzbischof von Köln (um 1120-1158)

Christian Hillen (Köln/Bonn)

Siegel Friedrichs II., anhängend an der Urkunde von 1158. Bild: Der Erzbischof, auf einem Faltstuhl sitzend, hält in der Rechten den Hirtenstab, in der Linken ein geöffnetes Buch, Umschrift: + FRIDERICUS II. D(e)I GR(ati)A COLONIENSIS ARCHIEP(is)C(opus). (Historisches Archiv der Stadt Köln)

Erz­bi­schof Fried­rich II. von Berg war ein macht­be­wuss­ter Spross des ber­gi­schen Gra­fen­hau­ses, der kei­ne Ge­le­gen­heit aus­ließ, sei­ne Kar­rie­re zu be­för­dern. Ob­wohl er da­bei zu­nächst her­be Rück­schlä­ge ein­ste­cken muss­te, ge­lang es ihm schlie­ß­lich mit Hil­fe sei­ner fa­mi­liä­ren Ver­flech­tun­gen, sich bei der strit­ti­gen Wahl von 1156 zum Köl­ner  Erz­bi­schof durch­zu­set­zen. Al­lem An­schein hat er da­nach die Nä­he zu Kai­ser und Kai­ser­hof ge­sucht. Er be­glei­te­te Kai­ser Fried­rich Bar­ba­ros­sa (Re­gie­rungs­zeit 1152-1190) so­gar auf sei­nem ers­ten Ita­li­en­zug. Für ein aus­ge­wo­ge­nes Ur­teil über sein po­li­ti­sches Han­deln war sei­ne Amts­zeit je­doch zu kurz.

Fried­rich wur­de ver­mut­lich um 1120 als Sohn Graf Adolfs II. von Berg (Re­gie­rungs­zeit 1115-1160) und der Adel­heid von Arns­berg (ge­stor­ben 1131) ge­bo­ren. Über sei­ne Mut­ter war er mit den Gra­fen von Cuyk ver­wandt. Da­mit stamm­te er von den be­deu­tends­ten Adels­ge­schlech­tern des Köl­ner Erz­stifts ab. Un­ter Fried­richs Vor­gän­gern auf dem Köl­ner Bi­schofs­stuhl be­fan­den sich zwei sei­ner Ver­wand­ten: Sein Gro­ßon­kel müt­ter­li­cher­seits, Fried­rich I. von Schwar­zen­burg, war von 1100 bis 1131 Köl­ner Erz­bi­schof, sein On­kel vä­ter­li­cher­seits, Bru­no II. von Berg, von 1131 bis 1137. Er brach­te al­so fa­mi­liä­re Vor­aus­set­zun­gen und Ver­bin­dun­gen mit, um ein sol­ches Amt macht­po­li­tisch aus­fül­len zu kön­nen.

Trotz­dem ver­lief sei­ne Kar­rie­re nicht grad­li­nig. Über sei­ne Kind­heit und Ju­gend ist prak­tisch nichts be­kannt. Erst als Propst des Köl­ner Ka­no­ni­ker­stifts St. Ge­org ist mehr über ihn zu er­fah­ren, so­dass an­zu­neh­men ist, dass er schon als Kind für ei­ne geist­li­che Lauf­bahn vor­ge­se­hen war. Er trat die­ses Amt wohl be­reits 1135 an und ge­riet schon bald in Kon­flikt mit Ger­hard von Are, dem Propst des Bon­ner Cas­si­us­stifts. Die­ser teil­te sich die Zu­stän­dig­keit bei den Ein­wei­sun­gen der Pfarr­geist­li­chen, den be­deu­ten­den Rechts­fäl­len und vor al­lem den Zins­zah­lun­gen in sei­nem Ar­ch­idia­ko­nat mit den Pröps­ten von St. Ge­org und Ma­ri­en­gra­den, die dort als De­ka­ne fun­gier­ten. Um sei­ne al­lei­ni­gen An­sprü­che auf die­se Rech­te zu un­ter­mau­ern, wand­te sich Ger­hard von Are mehr­fach an die rö­mi­sche Ku­rie. An­geb­lich ver­wei­ger­ten ihm die De­ka­ne den ge­schul­de­ten Ge­hor­sam. Fried­rich konn­te sich da­ge­gen zu­nächst auf die Un­ter­stüt­zung der Köl­ner Erz­bi­schö­fe ver­las­sen. Ge­gen die päpst­li­che In­ter­ven­ti­on konn­ten sich we­der Fried­rich noch die Erz­bi­schö­fe auf lan­ge Sicht durch­set­zen. Spä­tes­tens mit der Sus­pen­die­rung Erz­bi­schof Ar­nolds I. im Jah­re 1149 fehl­te Fried­rich auch der Rück­halt, um in die­ser An­ge­le­gen­heit wei­ter ge­gen Ger­hard von Are vor­ge­hen zu kön­nen.

Als am 11.11.1150 der Ut­rech­ter Bi­schof Hart­bert (Epis­ko­pat 1138-1150) ver­starb, kam es zu ei­ner zwie­späl­ti­gen Wahl. Wäh­rend die ei­ne Par­tei Her­mann, den Propst von St. Ge­re­on, zum Nach­fol­ger er­hob, wähl­te die Ge­gen­par­tei Fried­rich zum Bi­schof von Ut­recht. Zu die­ser Ge­gen­par­tei dürf­ten ma­ß­geb­lich die mit den Gra­fen von Berg ver­wand­ten Gra­fen Cuyk ge­hört ha­ben. Ei­ne Ge­sandt­schaft Kö­nig Kon­rads III. (Re­gie­rungs­zeit 1138-1152), die die­ser An­fang 1151 nach Ut­recht schick­te, konn­te den Streit nicht lö­sen. Dar­auf­hin be­fahl der Kö­nig den Streit­par­tei­en, auf ei­nen Hof­tag nach Nürn­berg zu kom­men. Dort konn­te sich Fried­rich, der durch sei­nen Va­ter ver­tre­ten wur­de, al­so selbst nicht an­we­send war, nicht durch­set­zen, so­dass Her­mann Bi­schof von Ut­recht (Epis­ko­pat bis 1156) wur­de. Grün­de für die­se Ent­schei­dung ge­gen Fried­rich schei­nen sein zu ge­rin­ges Al­ter und die noch feh­len­de Pries­ter­wei­he ge­we­sen zu sein. So je­den­falls be­grün­de­te der Kö­nig dies ge­gen­über dem Papst.

Doch Fried­rich und sei­ne Par­tei ga­ben nicht auf. Es kam so­gar zu tät­li­chen Aus­ein­an­der­set­zun­gen in Ut­recht, wo man ver­such­te, Her­mann wie­der zu ver­trei­ben. Selbst die Ent­schei­dung der päpst­li­chen Le­ga­ten zu­guns­ten Her­manns wur­de nicht ak­zep­tiert. Erst Kö­nig Fried­rich I. konn­te das Schis­ma end­gül­tig durch sein per­sön­li­ches Ein­grei­fen in Ut­recht im Früh­jahr 1152 be­en­den.
1156 er­öff­ne­te er­neut der plötz­li­che Tod ei­nes Bi­schofs Fried­rich die Mög­lich­keit für ei­nen Kar­rie­re­sprung. Dies­mal hat­te er so­gar Aus­sich­ten auf den erz­bi­schöf­li­chen Stuhl von Köln. Je­doch gab es auch hier zwei Be­wer­ber. Wie­der war Fried­richs Geg­ner Ger­hard von Are, der Propst des Bon­ner Cas­si­us­stifts, und wie­der muss­te der Kai­ser um ei­ne Ent­schei­dung ge­be­ten wer­den, weil sich die bei­den Par­tei­en nicht ei­ni­gen konn­ten. Dies­mal ent­schied sich Fried­rich Bar­ba­ros­sa nach An­hö­rung bei­der Par­tei­en und gründ­li­cher Prü­fung des Sach­ver­hal­tes für Fried­rich von Berg. Der Kai­ser ver­sprach sich da­von auch, das mäch­ti­ge Haus Berg nä­her an sich zu bin­den, wo­durch er mög­li­cher­wei­se auf Un­ter­stüt­zung bei der Aus­ein­an­der­set­zung mit den Wel­fen hof­fen konn­te. Nach­dem Fried­rich den Kai­ser im No­vem­ber 1156 in Köln emp­fan­gen hat­te, reis­te er nach Rom zum Emp­fang des Pal­li­ums, das er vor dem 20.1.1157 er­hal­ten zu ha­ben scheint.

Zwar hat­te die Aus­ein­an­der­set­zung um den Köl­ner Erz­stuhl da­mit ei­ne En­de ge­fun­den, die Ur­sa­chen da­für – die Spal­tung zwi­schen Prio­ren­kol­leg und Dom­ka­pi­tel, die bei­de an der Wahl be­tei­ligt wa­ren – wa­ren je­doch nicht be­sei­tigt. Zu­grun­de lag dem Streit ur­säch­lich die Ri­va­li­tät zwi­schen den bei­den Gra­fen­häu­sern von Are und von Berg, die je­weils ei­ne der Wahl­kör­per­schaf­ten be­herrsch­ten. Die­se Ri­va­li­tät wur­de auch wei­ter­hin be­stim­mend für Fried­richs Epis­ko­pat. So hat­te er kei­nen Kon­takt zu In­sti­tu­tio­nen, die un­ter dem Ein­fluss der Gra­fen von Are stan­den. Auch Per­so­nen aus dem Um­feld de­rer von Are mied er, wie die­se ih­rer­seits den erz­bi­schöf­li­chen Hof mie­den.

Er be­gann nun – so­weit man das für sei­ne kur­ze Amts­dau­er über­haupt sa­gen kann –, sei­ne Ver­wandt­schaft und die ih­nen na­he­ste­hen­den kirch­li­chen In­sti­tu­tio­nen zu be­güns­ti­gen. So för­der­te er nicht nur sein ehe­ma­li­ges Stift St. Ge­org, son­dern auch das dem ber­gi­schen Gra­fen­haus na­he­ste­hen­de Zis­ter­zi­en­ser­klos­ter Al­ten­berg. Ne­ben der ei­ge­nen Ver­wandt­schaft setz­te er sich für die Her­ren von Heins­berg ein, die ihn bei sei­ner Kan­di­da­tur für den Köl­ner Erz­bi­schofs­stuhl un­ter­stützt hat­ten. Die ein­zi­ge mi­li­tä­ri­sche Ak­ti­on Fried­richs in sei­ner Erz­diö­ze­se galt der Burg Rand­erath, die er aus nicht ganz ge­klär­ten Grün­den, aber in je­dem Fall zum Vor­teil der Heins­ber­ger zer­stö­ren ließ.

Fried­richs Be­zie­hun­gen zu Fried­rich Bar­ba­ros­sa wa­ren wäh­rend sei­nes kur­zen Epis­ko­pats sehr gut. In der Aus­ein­an­der­set­zung zwi­schen Kai­ser und Papst scheint sich der Köl­ner Me­tro­po­lit ein­deu­tig auf die kai­ser­li­che Sei­te ge­schla­gen zu ha­ben. Nicht nur Auf­ent­hal­te am kai­ser­li­chen Hof be­le­gen das gu­te Ver­hält­nis, son­dern vor al­lem sei­ne Teil­nah­me am Ita­li­en­zug Bar­ba­ros­sas. Stets in der Um­ge­bung des Kai­sers trat er An­fang Ju­li 1158 in Nord­ita­li­en das dem Köl­ner Erz­bi­schof ge­büh­ren­de Amt des ita­lie­ni­schen Erz­kanz­lers an. Als Be­fehls­ha­ber des nie­der­rhei­ni­schen Kon­tin­gents rück­te Fried­rich ge­mein­sam mit Bar­ba­ros­sa ge­gen Mai­land vor. Bei der Be­la­ge­rung der Stadt wur­de ihm mit der Por­ta Ro­ma­na ei­nes der Mai­län­der Stadt­to­re zu­ge­wie­sen. An­stel­le von Kriegs­hand­lun­gen be­gann man je­doch schon bald mit Ver­hand­lun­gen, die am 7. Sep­tem­ber in ei­nen Frie­dens­ver­trag mün­de­ten und dem deut­schen Herr die Stadt öff­ne­ten.

Da­mit war der lom­bar­di­sche Feld­zug Kai­ser Fried­rich Bar­ba­ros­sas je­doch kei­nes­wegs zu En­de, wenn­gleich ein gro­ßer Teil des deut­schen Hee­res wie­der über die Al­pen zu­rück­kehr­te. Fried­rich blieb je­doch auch wei­ter­hin in der Um­ge­bung des Kai­sers. So nahm er noch kurz vor sei­nem Tod im No­vem­ber 1158 an dem gro­ßen Hof­tag in Ron­ca­glia teil, der die Rech­te des Reichs in Nord­ita­li­en er­neu­ern soll­te.

Fried­rich starb am 15.12.1158 in der Nä­he von Pa­via an den Ver­let­zun­gen, die er sich beim Sturz von sei­nem Pferd we­ni­ge Ta­ge zu­vor zu­ge­zo­gen hat­te. Sei­ne Ge­bei­ne wur­den nach Al­ten­berg über­führt, wo sie be­gra­ben wur­den.

Quellen

Die Re­ges­ten der Erz­bi­schö­fe von Köln im Mit­tel­al­ter, Band 2, be­arb. von Ri­chard Knip­ping, Bonn 1901, Nach­druck Düs­sel­dorf 1985, S. 103-109.

Literatur

Oedi­ger, Fried­rich Wil­helm, Das Bis­tum Köln von den An­fän­gen bis zum En­de des 12. Jahr­hun­derts (Ge­schich­te des Erz­bis­tums Köln 1), Köln 1971, S. 148-149.
Burk­hardt, Ste­fan, Mit Stab und Schwert. Bil­der, Trä­ger und Funk­tio­nen erz­bi­schöf­li­cher Herr­schaft zur Zeit Kai­ser Fried­rich Bar­ba­ros­sas. Die Erz­bis­tü­mer Köln und Mainz im Ver­gleich, Ost­fil­dern 2008.
Wol­ter, Heinz, Erz­bi­schof Fried­rich II. von Köln (1156-1158), in: Jahr­buch des Köl­ni­schen Ge­schichts­ver­eins 46 (1975), S. 1-50.

 
Zitationshinweis

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Hillen, Christian, Friedrich II. von Berg, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/friedrich-ii.-von-berg/DE-2086/lido/57c6bf8ce05bf5.17062136 (abgerufen am 12.12.2024)