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Heinz Drache war ein deutscher Schauspieler, der besonders durch seine Rollen in Edgar-Wallace-Verfilmungen Bekanntheit erlangte.
Heinz Drache wurde am 9.2.1923 in Essen geboren. Seine Eltern Wilhelm Drache und Helena, geborene Wagner, besaßen ein Glas-, Porzellan- und Stahlwarengeschäft. Nach der Volksschule besuchte der Junge, der von allen Heinz genannt wurde, das Alfred-Krupp-Gymnasium in Essen-Frohnhausen. Eine Schauspielschule hat Drache niemals besucht, obwohl er schon als Schüler den Wunsch entwickelte, Schauspieler zu werden. Mit 14 Jahren machte er heimlich eine Aufnahmeprüfung an der Folkwangschule und bestand diese auch, musste aber auf Wunsch des Vaters absagen. Dennoch konnte Drache schon während seiner Schulzeit Bühnenerfahrung erwerben. Meist wurde er ausgewählt, wenn es bei Schulveranstaltungen etwas zu rezitieren gab, da er bereits als Schüler über ein großes Talent zum Auswendiglernen und eine exzellente Sprechstimme verfügte. Gegen Ende seiner Gymnasialzeit verdiente er sich zudem Geld mit Statistenrollen am Essener Schauspielhaus. Sein Abitur machte Drache im Frühjahr 1941 und wurde kurze Zeit später eingezogen. Er erreichte zwar den militärischen Dienstgrad eines Unteroffiziers, war aber nie an der Front eingesetzt, denn nach einem Vorsprechen in Nürnberg erwirkte der Intendant des dortigen Schauspielhauses eine dauerhafte Beurlaubung für den jungen Schauspieler. Er blieb offiziell Soldat, durfte jedoch im Hotel wohnen und hatte Zivilerlaubnis. Alle 14 Tage musste er allerdings die Kaserne besuchen – um seinen Wehrsold zu kassieren.
1942 debütierte er in der Rolle des Prinzen Wunderhold in einem Märchenstück des Nürnberger Schauspielhauses. Nach Kriegsende ging Drache im Herbst 1945 nach Düsseldorf, wo der Regisseur und Schauspieler Wolfgang Langhoff (1901-1966) auf ihn aufmerksam wurde und ihn ans Deutsche Theater in Berlin vermittelte. Dort lernte er auch Gustaf Gründgens (1899-1963) kennen, der ihn 1947 zurück nach Düsseldorf holte. Für die nächsten sieben Jahre blieb Drache festes Mitglied des Düsseldorfer Ensembles. In dieser Zeit war er in vielen klassischen Rollen, zum Beispiel in Friedrich Schillers „Die Räuber“, aber auch in modernen Rollen zu sehen. In der Folgezeit war Drache an zahlreichen Theatern in Deutschland und im deutschsprachigen Ausland engagiert.
Das Theater beschrieb Drache später als seine wahre Leidenschaft, aber er beschränkte sich nicht darauf. 1953 war der Schauspieler erstmals auf der Leinwand, in dem Film „Einmal kehr ich wieder“, zu sehen. Gleichzeitig war er ein begehrter Synchronsprecher, der Hollywoodgrößen wie Sean Connery, Richard Widmark und Frank Sinatra seine Stimme lieh. Außerdem engagierte ihn der Nordwestdeutsche Rundfunk für die Mitwirkung in Hörspielen.
1958 heiratete Heinz Drache in seiner neuen Heimat Berlin-Dahlem Rosemarie Eveline Nordmann (1928-2006). Der Ehe entstammten drei Kinder.
Draches großer Durchbruch als Filmschauspieler kam 1960, in der dritten deutschen Edgar-Wallace-Verfilmung „Der Rächer“ als Kommissar Michael Brixon. 1962 spielte er den Inspektor Yates in dem Fernsehsechsteiler „Das Halstuch“ von Francis Durbridge, einem der ersten „Straßenfeger“ in der deutschen Fernsehgeschichte. Der damit zusammenhängende Skandal um die von dem deutschen Kabarettisten Wolfgang Neuss (1923-1989) vorzeitig verratene Identität des Mörders tat der Karriere von Heinz Drache keinen Abbruch, im Gegenteil: Neben dem Abenteuerfilm „Der schwarze Panther von Rathana“ (1963) oder dem Agentenfilm „Schüsse im ¾ Takt“, in dem Drache 1965 an der Seite von Winnetou-Darsteller Pierre Brice wirkte, spielte der Schauspieler in zahlreichen weiteren Edgar-Wallace-Verfilmungen mit. Zu seinen berühmtesten Rollen zählen die des „Inspektor Elford“ in „Der Zinker“ von 1963 und der „Inspektor James W. Wesby“ in den beiden Filmen „Der Hexer“ und „Neues vom Hexer“ (1964 und 1965).
In seiner Zeit am Theater spielte Heinz Drache gern sehr unterschiedliche Rollen, vom strahlenden Helden über den leidenschaftlichen Liebhaber bis hin zum Intriganten. Die ewige Rolle des ermittelnden Inspektors in der Edgar-Wallace-Reihe fand ihren plötzlichen Wandel mit der Verfilmung „Der Hund von Blackwood Castle“ (1967), in dem Drache sich dem Publikum einmal in der Rolle des Mörders präsentierte. 1969 verabschiedete Drache sich von der Kinoarbeit und wandte sich wieder ganz dem Theater zu. Er nahm Rollen in verschiedenen Theatern Westdeutschlands an, am häufigsten in München und Berlin.
1985 zog es Drache noch einmal vor die Kamera. Für die vom Sender Freies Berlin produzierten Folgen der Serie „Tatort“ gab er vier Jahre lang den Kommissar Bülow, einen eleganten Einzelgänger. Wegen fehlender Einschaltquoten musste sich der mittlerweile 66-Jährige aber von seiner neuen Rolle nach nur sechs Folgen verabschieden. Es folgten noch wenige Fernsehfilme, doch vorrangig besann er sich wieder aufs Theaterspielen. Zudem kämpfte Heinz Drache zunehmend mit seiner Gesundheit. Am 3.4.2002 erlag er in Berlin einem langjährigen Krebsleiden.
Filme
1953: Einmal kehr’ ich wieder
1954: Bei Dir war es immer so schön
1956: Spion für Deutschland
1957: Kein Auskommen mit dem Einkommen
1958: Gefährdete Mädchen
1958: Die Straße
1959: Bei Anruf Mord
1959: Der Rest ist Schweigen
1960: Die Frau am dunklen Fenster
1960: Mit 17 weint man nicht
1960: Der Rächer
1962: Das Halstuch (Sechsteiler)
1962: Die Tür mit den sieben Schlössern
1962: Nur tote Zeugen schweigen
1963: Der schwarze Panther von Ratana
1963: Der Zinker
1963: Das indische Tuch
1964: Das Wirtshaus von Dartmoor
1964: Ein Sarg aus Hongkong
1964: Der Hexer
1965: Sanders und das Schiff des Todes
1965: Schüsse im 3/4 Takt
1965: Neues vom Hexer
1965: Die Zeugin aus der Hölle
1966: Das Rätsel des silbernen Dreieck
1967: Die sieben Masken des Judoka
1968: Der Hund von Blackwood Castle
1969: Sandy the Seal
1977: Der Alte - Verena und Annabelle
1979: Derrick - Das dritte Opfer
1985: Tatort - Tod macht erfinderisch
1986: Tatort - Die kleine Kanaille
1986: Tatort - Tödliche Blende
1987: Höchste Eisenbahn (Fernsehfilm)
1988: Tatort - Schuldlos schuldig
1989: Tatort - Keine Tricks, Herr Bülow
1989: Tatort - Alles Theater
1999: Sturmzeit
2000: SOKO 5113 - Der Mann des Jahres
2001: Jenseits des Regenbogens
2002: Die Kristallprinzessin
Literatur
Hermanni, Horst O., Von Dorothy Dandridge bis Willy Fritsch: Das Film ABC, Norderstedt 2009, S. 155-158.
Kratz-Norbisrath, Gudrun, Gesichter des Reviers, Essen 1985, S. 105-108.
Wintzenburg, Ludwig/Herdemerten, Michael, „Hokuspokus“ ist keine Zauberei. Der Schauspieler Heinz Drache ist in Berlin ein „Essener Junge“ geblieben, in: NRZ, 17.11.1979.
Weber, Theo C., Gründgens macht ihn zum Star, Heinz Drache begann als Laienschauspieler, Durch Wallace-Filme auch den Film erobert – Mutter wohnt noch in Essen – Viele Erfolge, in: WAZ, 21.5.1977.
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Becker, Lydia, Heinz Drache, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/heinz-drache-/DE-2086/lido/57c6978be15028.99095176 (abgerufen am 13.12.2024)