Heinz Drache

Schauspieler (1923-2002)

Lydia Becker (Bonn)

Heinz Drache, Porträtfoto, Foto: Udo Grimberg.

Heinz Dra­che war ein deut­scher Schau­spie­ler, der be­son­ders durch sei­ne Rol­len in Ed­gar-Wal­lace-Ver­fil­mun­gen Be­kannt­heit er­lang­te.

Heinz Dra­che wur­de am 9.2.1923 in Es­sen ge­bo­ren. Sei­ne El­tern Wil­helm Dra­che und He­le­na, ge­bo­re­ne Wag­ner, be­sa­ßen ein Glas-, Por­zel­lan- und Stahl­wa­ren­ge­schäft. Nach der Volks­schu­le be­such­te der Jun­ge, der von al­len Heinz ge­nannt wur­de, das Al­fred-Krupp-Gym­na­si­um in Es­sen-Frohn­hau­sen. Ei­ne Schau­spiel­schu­le hat Dra­che nie­mals be­sucht, ob­wohl er schon als Schü­ler den Wunsch ent­wi­ckel­te, Schau­spie­ler zu wer­den. Mit 14 Jah­ren mach­te er heim­lich ei­ne Auf­nah­me­prü­fung an der Folk­wangschu­le und be­stand die­se auch, muss­te aber auf Wunsch des Va­ters ab­sa­gen. Den­noch konn­te Dra­che schon wäh­rend sei­ner Schul­zeit Büh­nen­er­fah­rung er­wer­ben. Meist wur­de er aus­ge­wählt, wenn es bei Schul­ver­an­stal­tun­gen et­was zu re­zi­tie­ren gab, da er be­reits als Schü­ler über ein gro­ßes Ta­lent zum Aus­wen­dig­ler­nen und ei­ne ex­zel­len­te Sprech­stim­me ver­füg­te. Ge­gen En­de sei­ner Gym­na­si­al­zeit ver­dien­te er sich zu­dem Geld mit Sta­tis­ten­rol­len am Es­se­ner Schau­spiel­haus. Sein Ab­itur mach­te Dra­che im Früh­jahr 1941 und wur­de kur­ze Zeit spä­ter ein­ge­zo­gen. Er er­reich­te zwar den mi­li­tä­ri­schen Dienst­grad ei­nes Un­ter­of­fi­ziers, war aber nie an der Front ein­ge­setzt, denn nach ei­nem Vor­spre­chen in Nürn­berg er­wirk­te der In­ten­dant des dor­ti­gen Schau­spiel­hau­ses ei­ne dau­er­haf­te Be­ur­lau­bung für den jun­gen Schau­spie­ler. Er blieb of­fi­zi­ell Sol­dat, durf­te je­doch im Ho­tel woh­nen und hat­te Zi­vi­ler­laub­nis. Al­le 14 Ta­ge muss­te er al­ler­dings die Ka­ser­ne be­su­chen – um sei­nen Wehr­sold zu kas­sie­ren.

1942 de­bü­tier­te er in der Rol­le des Prin­zen Wun­der­hold in ei­nem Mär­chen­stück des Nürn­ber­ger Schau­spiel­hau­ses. Nach Kriegs­en­de ging Dra­che im Herbst 1945 nach Düs­sel­dorf, wo der Re­gis­seur und Schau­spie­ler Wolf­gang Lang­hoff (1901-1966) auf ihn auf­merk­sam wur­de und ihn ans Deut­sche Thea­ter in Ber­lin ver­mit­tel­te. Dort lern­te er auch Gus­taf Gründ­gens (1899-1963) ken­nen, der ihn 1947 zu­rück nach Düs­sel­dorf hol­te. Für die nächs­ten sie­ben Jah­re blieb Dra­che fes­tes Mit­glied des Düs­sel­dor­fer En­sem­bles. In die­ser Zeit war er in vie­len klas­si­schen Rol­len, zum Bei­spiel in Fried­rich Schil­lers „Die Räu­ber“, aber auch in mo­der­nen Rol­len zu se­hen. In der Fol­ge­zeit war Dra­che an zahl­rei­chen Thea­tern in Deutsch­land und im deutsch­spra­chi­gen Aus­land en­ga­giert.

Das Thea­ter be­schrieb Dra­che spä­ter als sei­ne wah­re Lei­den­schaft, aber er be­schränk­te sich nicht dar­auf. 1953 war der Schau­spie­ler erst­mals auf der Lein­wand, in dem Film „Ein­mal kehr ich wie­der“, zu se­hen. Gleich­zei­tig war er ein be­gehr­ter Syn­chron­spre­cher, der Hol­ly­wood­grö­ßen wie Se­an Con­ne­ry, Ri­chard Wid­mark und Frank Si­na­tra sei­ne Stim­me lieh. Au­ßer­dem en­ga­gier­te ihn der Nord­west­deut­sche Rund­funk für die Mit­wir­kung in Hör­spie­len.

1958 hei­ra­te­te Heinz Dra­che in sei­ner neu­en Hei­mat Ber­lin-Dah­lem Ro­se­ma­rie Eve­li­ne Nord­mann (1928-2006). Der Ehe ent­stamm­ten drei Kin­der.

Dra­ches gro­ßer Durch­bruch als Film­schau­spie­ler kam 1960, in der drit­ten deut­schen Ed­gar-Wal­lace-Ver­fil­mung „Der Rä­cher“ als Kom­mis­sar Mi­cha­el Bri­x­on. 1962 spiel­te er den In­spek­tor Ya­tes in dem Fern­sehsechs­tei­ler „Das Hals­tuch“ von Fran­cis Durbridge, ei­nem der ers­ten „Stra­ßen­fe­ger“ in der deut­schen Fern­seh­ge­schich­te. Der da­mit zu­sam­men­hän­gen­de Skan­dal um die von dem deut­schen Ka­ba­ret­tis­ten Wolf­gang Neuss (1923-1989) vor­zei­tig ver­ra­te­ne Iden­ti­tät des Mör­ders tat der Kar­rie­re von Heinz Dra­che kei­nen Ab­bruch, im Ge­gen­teil: Ne­ben dem Aben­teu­er­film „Der schwar­ze Pan­ther von Rat­ha­na“ (1963) oder dem Agen­ten­film „Schüs­se im ¾ Tak­t“, in dem Dra­che 1965 an der Sei­te von Win­ne­tou-Dar­stel­ler Pier­re Bri­ce wirk­te, spiel­te der Schau­spie­ler in zahl­rei­chen wei­te­ren Ed­gar-Wal­lace-Ver­fil­mun­gen mit. Zu sei­nen be­rühm­tes­ten Rol­len zäh­len die des „In­spek­tor El­for­d“ in „Der Zin­ker“ von 1963 und der „In­spek­tor Ja­mes W. Wes­by“ in den bei­den Fil­men „Der He­x­er“ und „Neu­es vom He­x­er“ (1964 und 1965).

In sei­ner Zeit am Thea­ter spiel­te Heinz Dra­che gern sehr un­ter­schied­li­che Rol­len, vom strah­len­den Hel­den über den lei­den­schaft­li­chen Lieb­ha­ber bis hin zum In­tri­gan­ten. Die ewi­ge Rol­le des er­mit­teln­den In­spek­tors in der Ed­gar-Wal­lace-Rei­he fand ih­ren plötz­li­chen Wan­del mit der Ver­fil­mung „Der Hund von Black­wood Cast­le“ (1967), in dem Dra­che sich dem Pu­bli­kum ein­mal in der Rol­le des Mör­ders prä­sen­tier­te. 1969 ver­ab­schie­de­te Dra­che sich von der Ki­no­ar­beit und wand­te sich wie­der ganz dem Thea­ter zu. Er nahm Rol­len in ver­schie­de­nen Thea­tern West­deutsch­lands an, am häu­figs­ten in Mün­chen und Ber­lin.

1985 zog es Dra­che noch ein­mal vor die Ka­me­ra. Für die vom Sen­der Frei­es Ber­lin pro­du­zier­ten Fol­gen der Se­rie „Tat­or­t“ gab er vier Jah­re lang den Kom­mis­sar Bü­low, ei­nen ele­gan­ten Ein­zel­gän­ger. We­gen feh­len­der Ein­schalt­quo­ten muss­te sich der mitt­ler­wei­le 66-Jäh­ri­ge aber von sei­ner neu­en Rol­le nach nur sechs Fol­gen ver­ab­schie­den. Es folg­ten noch we­ni­ge Fern­seh­fil­me, doch vor­ran­gig be­sann er sich wie­der aufs Thea­ter­spie­len. Zu­dem kämpf­te Heinz Dra­che zu­neh­mend mit sei­ner Ge­sund­heit. Am 3.4.2002 er­lag er in Ber­lin ei­nem lang­jäh­ri­gen Krebs­lei­den.

Filme

1953: Ein­mal kehr’ ich wie­der 
1954: Bei Dir war es im­mer so schön 
1956: Spi­on für Deutsch­lan­d 
1957: Kein Aus­kom­men mit dem Ein­kom­men 
1958: Ge­fähr­de­te Mäd­chen 
1958: Die Stra­ße 
1959: Bei An­ruf Mor­d 
1959: Der Rest ist Schwei­gen 
1960: Die Frau am dunk­len Fens­ter 
1960: Mit 17 weint man nich­t 
1960: Der Rä­cher 
1962: Das Hals­tuch (Sechs­tei­ler) 
1962: Die Tür mit den sie­ben Schlös­sern 
1962: Nur to­te Zeu­gen schwei­gen 
1963: Der schwar­ze Pan­ther von Ra­t­ana 
1963: Der Zin­ker 
1963: Das in­di­sche Tuch 
1964: Das Wirts­haus von Dart­moor 
1964: Ein Sarg aus Hong­kon­g 
1964: Der He­x­er 
1965: San­ders und da­s Schiff des To­des 
1965: Schüs­se im 3/4 Tak­t 
1965: Neu­es vom He­x­er 
1965: Die Zeu­gin aus der Höl­le
1966: Das Rät­sel des sil­ber­nen Drei­eck 
1967: Die sie­ben Mas­ken des Ju­do­ka 
1968: Der Hund von Black­wood Cast­le 
1969: San­dy the Se­al 
1977: Der Al­te - Ve­re­na und An­na­bel­le 
1979: Der­rick - Das drit­te Op­fer 
1985: Tat­ort - Tod macht er­fin­de­ri­sch 
1986: Tat­ort - Die klei­ne Ka­nail­le 
1986: Tat­ort - Töd­li­che Blen­de 
1987: Höchs­te Ei­sen­bahn (Fern­seh­film) 
1988: Tat­ort - Schuld­los schul­di­g 
1989: Tat­ort - Kei­ne Tricks, Herr Bü­lo­w 
1989: Tat­ort - Al­les Thea­ter 
1999: Sturm­zeit 
2000: SO­KO 5113 - Der Mann des Jah­res 
2001: Jen­seits des Re­gen­bo­gen­s 
2002: Die Kris­tall­prin­zes­sin

Literatur

Her­man­ni, Horst O., Von Do­ro­thy Dan­dridge bis Wil­ly Fritsch: Das Film ABC, Nor­der­stedt 2009, S. 155-158.
Kratz-Nor­bis­rath, Gu­drun, Ge­sich­ter des Re­viers, Es­sen 1985, S. 105-108.
Wint­zen­burg, Lud­wig/Her­de­mer­ten, Mi­cha­el, „Ho­kus­po­kus“ ist kei­ne Zau­be­rei. Der Schau­spie­ler Heinz Dra­che ist in Ber­lin ein „Es­se­ner Jun­ge“ ge­blie­ben, in: NRZ, 17.11.1979.
We­ber, Theo C., Gründ­gens macht ihn zum Star, Heinz Dra­che be­gann als Lai­en­schau­spie­ler, Durch Wal­lace-Fil­me auch den Film er­ober­t  – Mut­ter wohnt noch in Es­sen – Vie­le Er­fol­ge, in: WAZ, 21.5.1977.

 
Zitationshinweis

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Becker, Lydia, Heinz Drache, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/heinz-drache-/DE-2086/lido/57c6978be15028.99095176 (abgerufen am 20.04.2024)