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Hans, genannt Hennes Weisweiler war ein aus Erftstadt-Lechenich stammender Fußballspieler und -trainer. Er war zwischen 1964 und 1975 Trainer der legendären Fohlenelf von Borussia Mönchengladbach und gewann mit vier verschiedenen Vereinen in drei Ländern insgesamt fünf nationale Meisterschaften, vier nationale Pokale sowie einen Europapokal.
Hennes Weisweiler wurde am 5.12.1919 in Lechenich, heute ein Stadtteil von Erftstadt, geboren. Mit neun Jahren begann er mit dem Fußballsport und spielte für den SC Lechenich, bis er 1939 in die Wehrmacht eingezogen wurde. Nach dem Krieg schloss er sich zunächst dem VfR Flamersheim (heute Stadt Euskirchen) und später verschiedenen Kölner Fußballclubs an, wo er zuerst als Mittelfeldspieler, dann als Spielertrainer fungierte.
In der Funktion des Spielertrainers erkannte er seine eigentliche Begabung. So nahm er am ersten Trainerlehrgang der Nachkriegszeit unter Bundestrainer Sepp Herberger (1897-1977) in Köln teil. Dort wurde Herberger auf ihn aufmerksam und förderte ihn als seinen gelehrigsten und talentiertesten Schüler. Zunächst wollte „der Alte" den jungen Weisweiler sogar zu seinem Nachfolger als Trainer der Deutschen Nationalmannschaft aufbauen; dieses Vorhaben scheiterte jedoch an der Heimatverbundenheit des jungen Lechenichers, der nur im Rheinland arbeiten wollte. Von Herberger übernahm Hennes Weisweiler dafür 1957, mit erst 38 Jahren, die Leitung der Trainerausbildung an der Deutschen Sporthochschule Köln, heute Hennes-Weisweiler-Akademie. Diese Aufgabe hatte er bis 1970, dem Jahr seines ersten großen nationalen Triumphes – dem Gewinn der Deutsche Meisterschaft als Trainer von Borussia Mönchengladbach – inne.
Schon in der Frühphase seiner Trainerlaufbahn hatte er Erfolge zu verzeichnen – wenn auch noch im Amateurbereich – und machte sich im Rheinland einen guten Namen als kommunikativer, innovativer Trainer, der für bis dahin noch nicht gekannten offensiven, technisch starken Konterfußball stand. Nachdem er mit dem Rheydter SV Anfang der 1950er-Jahre – diesmal ausschließlich als Trainer – in die Oberliga West aufgestiegen war, kam 1958 ein Angebot des ambitionierten Clubs Viktoria Köln, wo er die hochgesteckten Erwartungen allerdings nicht erfüllen konnte, aber dennoch mit 81 Toren seiner Mannschaft in 30 Spielen seine Idee von Angriffsfußball aufblitzen lies.
1964 wechselte er auf Vermittlung seinen Förderers Sepp Herberger schließlich zur Borussia nach Mönchengladbach, wo sein nationaler und internationaler Durchbruch zur Trainerlegende begann. Hier formte er aus der Elf vom Niederrhein jenes Fußballteam, das mit technisch starkem Konter- und Offensivfußball zu einem europäischen Fußballmythos wurde, zu einem Gegenentwurf zu den eher defensiv, rational und ergebnisorientiert auftretenden Bayern aus München. Dabei bediente er sich nicht nur neuer Trainingsmethoden und innovativer Vorstellungen von Offensivfußball, er war vor allem auch ein großer Psychologe, ein junger Trainer neuer Schule, der mit den Spielern Taktik und Aufstellung gemeinsam beriet und diskutierte, sie zu verantwortlichen Persönlichkeiten formte und somit einen neuen, bisher unbekannten Umgangs- und Führungsstil im deutschen Fußball etablierte. Er war ein Gegenentwurf zum bis dahin so beliebten „Schleifer" mit militärischer Attitüde, ein junger Dozent, der es mit seiner Vorstellung von Fußball nicht nur in den Sportteil der Regionalzeitung, sondern in das Feuilleton der großen Blätter brachte. Er, beziehungsweise seine Elf inspirierte mit dem von ihm verordneten Fußball eine ganze Nation und begeisterte auch Künstler und Intellektuelle für diesen Sport.
Bereits im ersten Trainerjahr am Bökelberg stieg die junge Mannschaft um die späteren 1974er Weltmeister Jupp Heynckes, Günther Netzer und Berti Vogts gemeinsam mit dem FC Bayern München in die Erste Fußballbundesliga auf. Musste die sehr junge Mannschaft im ersten Jahr ihrer Ligazugehörigkeit noch gegen den Abstieg kämpfen, führte Weisweiler sie in den folgenden Jahren nach und nach an die Spitze der Liga. Mit sicherem Blick für das Talent junger Spieler formte er eine Mannschaft, die bereits im dritten Jahr ihrer Ligazugehörigkeit hinter Nürnberg und Bremen den dritten Platz belegte. Aufgrund der guten Nachwuchsförderung in Mönchengladbach, aber auch wegen des offensiven, attraktiven, zuweilen ungestümen „Jugendstils" des Teams sprach man schnell von der „Fohlen-Elf", ein Name, der auch heute noch auf die Bundesligamannschaft der Borussia angewandt wird. Auch 1969 belegte Hennes Weisweiler mit seiner Elf den dritten Platz in der Ersten Fußballbundesliga, 1970 aber gewann „seine" Borussia schließlich souverän mit vier Punkten Vorsprung vor dem Vorjahresmeister FC Bayern ihre erste deutsche Meisterschaft. Die zweite folgte bereits ein Jahr später. Der VfL Borussia aus Mönchengladbach war somit der erste Verein in der Bundesligageschichte, der eine deutsche Meisterschaft verteidigen konnte. Auch wenn in den folgenden Jahren der FC Bayern es der Borussia nachtat und mehrmals die Meisterschaft gewann, war Gladbach einer der erfolgreichsten Vereine des europäischen Clubfußballs. Der von Weisweiler ausgebildete und an internationale Klasse herangeführte Gladbacher Block um Netzer, Vogts, Bonhof und Heynckes bildete zusammen mit den Bayernspielern das Rückgrat der wohl besten deutschen Nationalelf aller Zeiten, die 1972 gegen die UdSSR in Brüssel Europameister wurde und im gleichen Jahr erstmals in Wembley die englische Nationalmannschaft schlug. Schließlich besiegte das Team 1974 – jedoch im Vergleich zu 1972 mit veränderter Besetzung – im WM-Finale von München mit zwei Weisweilerzöglingen vom Bökelberg das Nationalteam der Niederlande.
1973 gewann Hennes Weisweiler auch den DFB-Pokal. Das Finale ging in die Fußballgeschichte ein und offenbarte zugleich, dass Weisweiler zwar ein überragender Trainer war, aber zuweilen Defizite im Umgang mit individualistischen Stars hatte: Weil Günther Netzer zuvor seinen Wechsel zu Real Madrid bekannt gegeben hatte, ließ ihn Weisweiler während des Finalspiels gegen den FC Köln, den man zuvor in der ersten Runde des UEFA-Pokals mit Netzer noch 5:1 geschlagen hatte, auf der Bank. Zu Ende der zweiten Halbzeit stand es 1:1, doch der zuweilen auch sture und unbeherrschte Trainer machte zunächst keine Anstalten, seinen Mittelfeldregisseur einzuwechseln. So nahm Netzer in der 91. Minute das Zepter selbst in die Hand. Mit den an Weisweiler gerichteten Worten: „Ich spiel' dann jetzt!" wechselte er sich für Christian Kulik ein und schoss in der 94. Minute „aus der Tiefe des Raumes" kommend den 2:1 Siegtreffer.
1975, im letzten Jahr seines Engagements am Niederrhein, erreichte Hennes Weisweiler mit der Borussia seinen internationalen Karrierehöhepunkt. Zuerst gewann er seine dritte deutsche Meisterschaft – diesmal gar mit sechs Punkten Vorsprung vor Hertha BSC Berlin. Im Mai 1975 siegte seine Mannschaft schließlich auch in den Finalspielen des UEFA-Pokals gegen Twente Enschede (0:0, 5:1), nachdem sie bereits 1973 ins Finale vorgestoßen, dort aber dem FC Liverpool knapp unterlegen war.
Nach seiner erfolgreichen Zeit am Bökelberg folgte Hennes Weisweiler dem Ruf nach Spanien. Dort wurde „Don Hennes" Trainer des katalanischen Vorzeigeclubs FC Barcelona, bei dem auch der niederländische Star Johan Cruyff kickte. Allerdings kam er weder mit der spanischen Mentalität noch mit Cruyff klar und wechselte nach dem Gewinn der Vize-Meisterschaft in der Primera Division wieder nach Deutschland. In Gladbach war inzwischen Udo Lattek als Trainer überaus erfolgreich und setzte die Titelsammlung seines Vorgängers fort. So übernahm er schließlich den Trainerposten beim FC Köln, mit dem er 1977 DFB-Pokalsieger wurde und 1978 das Double gewann.
Schon ein Jahr später zog es die inzwischen weltweit bekannte Trainerlegende Weisweiler wieder fort aus der Bundesliga. Diesmal wechselte er in die USA, zu Cosmos New York, wo er mit einigen europäischen Stars der Fußball populär machen sollte. Gemeinsam mit Franz Beckenbauer gewann er dort 1980 die US-Meisterschaft. Seine letzte Trainerstation war ab 1982 Grashoppers Zürich. Auch in der Schweiz hatte er großen Erfolg und gewann mit dem Traditionsclub 1983 das Double aus Meisterschaft und Pokal.
Noch im gleichen Jahr verstarb der Erfolgstrainer an Herzversagen. Er hinterließ seinen 22 Monate alten, noch in New York geborenen Sohn John aus zweiter Ehe mit seiner jüngeren Frau Gisela. Die anschließende Trauermesse fand im Hohen Dom zu Köln statt und glich einem Staatsbegräbnis. Mehr als 20.000 Menschen begleiteten den Trainer auf seinem letzten Weg, darunter alle seine Schützlinge aus den großen Tagen des rheinischen Fußballs: Berti Vogts, Wolfgang Overath, Jupp Heynckes, Wolfgang Weber, Rainer Bonhof, Franz Beckenbauer, Johannes („Hennes") Löhr, Helmut Schön (1915-1996), Jupp Derwall (1927-2007), Udo Lattek und viele mehr.
Hennes Weisweiler war neben Udo Lattek der wohl erfolgreichste deutsche Trainer der 1970er-Jahre und nach Meinung seines Gladbacher Mittelfeldstars Günter Netzer der „beste Trainer der Welt." Nach ihm ist die Trainerakademie auf dem Gelände der Deutschen Sporthochschule Köln benannt. An der Hennes-Weisweiler-Allee im Mönchengladbacher Nordpark sind die weitläufigen Anlagen der Borussia sowie das 2004 fertig gestellte „Stadion im Borussia-Park" beheimatet. Von den Fans der Fohlenelf wurde Hennes Weisweiler zum Trainer des Jahrhunderts gewählt.
Werke
Hennes Weisweiler, Der Fussball. Taktik, Training, Mannschaft, Schorndorf 1980.
Hennes Weisweiler, Meine geheimen Fussball-Tricks, München u.a. 1978.
Literatur
Günter Netzer, Aus der Tiefe des Raumes. Mein Leben, Reinbek 2004.
Online
Hennes Weisweiler. Der "Fohlen-Vater" (Kurzporträt auf der Website von VfL Borussia Mönchengladbach1900 e.V.). [Online]
„Meister zu werden ist mein Schicksal" (Kolumne zu Hennes Weisweiler von Dirk Bitzer auf geschichte.nrw.de der Landeszentrale für Politische Bildung Nordrhein-Westfalen). [Online]
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Rönz, Helmut, Hennes Weisweiler, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/hennes-weisweiler/DE-2086/lido/57c92be91ea6e7.00211709 (abgerufen am 10.12.2024)