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Irmina von Trier, auch bekannt als Irmina von Oeren, war die zweite Äbtissin des Trierer Klosters Oeren, Stifterin des Klosters Echternach und Gönnerin des Missionars Willibrord (658-739). Ihr Gedenktag ist der 3. Januar (im Bistum Trier und in Luxemburg) beziehungsweise der 24. Dezember.
Irmina entstammte einem führenden austrasischen Adelsgeschlecht und hatte verwandtschaftliche Beziehungen zu den Arnulfingern und Pippiniden. Ihre Eltern sind nicht bekannt. Vor ihrem Klostereintritt war sie mit dem fränkischen Seneschall und Pfalzgrafen Hugobert (gestorben um 697) verheiratet. Aus der Ehe gingen möglicherweise die Töchter Plektrud, Adela von Pfalzel, Bertrada die Ältere, Regentrud (um 660/665-730/740) und Chrodelinde hervor, jedoch ist diese Familienkonstruktion in der Forschung nicht unwiedersprochen geblieben.
Seit 697/698 ist Irmina als zweite Äbtissin des um 650 von dem Trierer Bischof Numerian gegründeten Benediktinerinnenklosters Oeren nachgewiesen. Das in unmittelbarer Nachbarschaft großer römischer Getreidespeicher (horrea) im antiken Trierer Hafen erbaute und der Gottesmutter Maria geweihte Frauenkloster war ausschließlich Angehörigen des fränkischen Adels vorbehalten. Unter Irminas Leitung wurde es zu einem kirchlich-kulturellen Zentrum der Stadt; für lange Zeit galt Oeren als das bedeutendste Trierer Nonnenkloster. Irmina war die Nachfolgerin Modestas, der Gründungsäbtissin von Oeren. Sie unterhielt enge Kontakte zu dem angelsächsischen Missionar Willibrord, der zeitweilig den Oerener Nonnen seelsorgerische Betreuung und monastische Unterweisung zukommen ließ. Ihre enge Verbundenheit mit Oeren fand Ausdruck in Irminas reichen Schenkungen an das Kloster.
Nach dem Tod ihres Mannes stiftete Irmina im Zusammenwirken mit dem Trierer Erzbischof Basin, seinem Neffen Liutwin und mit der Zustimmung ihres Oerener Nonnenkonvents 697/698 ein Benediktinerkloster auf ihrem Eigengut in Echternach, das sie Willibrord, zu dessen wichtigsten Förderern sie zählte, übertrug. Durch Irminas Unterstützung wurde Echternach zu einem festen Standort für die Missionsarbeit und entwickelte sich zu einem seelsorgerischen Zentrum. Außerdem betätigten sich die Mönche in der Armenpflege und Armenfürsorge. 699 schenkte sie dem Kloster Echternach liturgische Gewänder und für den Gottesdienst notwendige Gegenstände, 704 stattete sie es mit weiterem Landbesitz aus. Während Irmina vor allem für die materielle Ausstattung des Klosters sorgte, kam Willibrord wohl die Rolle des geistlichen Gründers zu.
Das genaue Todesdatum Irminas ist ebenso wie ihre letzte Ruhestätte unbekannt, als Todestag gilt der 24. Dezember. Ab 710 erscheint ihre Nachfolgerin Anastasia in den Quellen des Klosters Oeren als Äbtissin, sodass man davon ausgehen muss, dass Irmina vor oder um 710 verstarb. Einer Legende nach wurde sie in der 1284 geweihten Marienkapelle des elsässischen Klosters Weißenburg (Wissembourg) in einem Hochgrab beigesetzt, nachdem ihre Reliquien vorher im Hochaltar der dortigen Kirche aufbewahrt worden waren. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass sie in Oeren starb und dort ihre letzte Ruhestätte fand. Die Gesta Treverorum berichten, dass Irmina im 12.Jahrhundert im Kloster Oeren beerdigt war und ihr Grab verehrt wurde. Von hier aus gelangten einige ihrer Reliquien nach Sponheim und Weißenburg, wo noch im 15. Jahrhundert eine Verehrung Irminas nachzuweisen ist.
Seit dem 11.Jahrhundert wurde Irmina als Tochter Dagoberts I. (Regierungszeit 629–639) sowie Gründerin und Lokalpatronin des Trierer Nonnenklosters Oeren verehrt. Ihr zu Ehren wurde das Kloster in St. Irminen umbenannt. Großen Anteil hieran dürfte die vor 1081 durch den Echternacher Mönch und späteren Abt Thiofrid (Amtszeit 1081/1083-1110) verfasste Vita der heiligen Irmina gehabt haben. Die Vita stellt Irmina als Tochter Dagoberts I. dar, die sich nach dem Tod ihres Verlobten Christus versprochen habe. Unterstützt durch ihren Vater gründete sie der Legende nach das Kloster Oeren und wurde dessen erste Äbtissin. Eine offizielle Kanonisation Irminas ist nicht bezeugt.
Quellen
Chronicon Epternacense auctore Theoderico monacho. Vita sanctae Irminae (MGH SS XXIII, S. 48-50), bearb. von Ludwig Weiland, Hannover 1874.
Gesta Treverorum (MGH SS VIII, S. 111-260), bearb. von Georg Waitz, Hannover 1858.
Poncelet, Albert (Bearb.), De fontibus Vitae sanctae Irminae, in: Analecta Bollandia 8 (1889), S. 285-286.
Wampach, Camille (Bearb.), Geschichte der Grundherrschaft Echternach im Frühmittelalter. Untersuchungen über die Person des Gründers, über die Kloster- und Wirtschaftsgeschichte aufgrund des liber aureus epternacensis (698-1222), 2 Bände, Luxemburg 1929-1930.
Literatur
Knichel, Martina, Irmina von Oeren. Stationen eines Kultes, in: Crusius, Irene (Hg), Studien zum Kanonissenstift, Göttingen 2001, S. 185-201.
Schmidt-Sommer, Irmgard Gertrud, Dunkle Zeiten-helle Wege. Frauen des frühen Mittelalters gestalten Kirche und Welt, Trier 1998, S. 113-125.
Werner, Matthias, Adelsfamilien im Umkreis der Karolinger: die Verwandtschaft Irminas von Oeren und Adelas von Pfalzel. Personengeschichtliche Untersuchungen zur frühmittelalterlichen Führungsschicht im Maas-Mosel-Gebiet, Sigmaringen 1982.
Werner, Matthias, Zu den Anfängen des Klosters St. Irminen-Oeren in Trier, in: Rheinische Vierteljahrsblätter 42 (1978), S. 1-51.
Wesseling, Klaus-Gunther, Artikel „Irmina von Trier", in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon 2 (1990), Sp. 1336.
Online
Die digitalen Monumenta Germaniae Historica (dmgh) [Für eine Recherche innerhalb der dmgh siehe die jeweiligen Angaben unter der Rubrik Quellen]. [Online]
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Striewski, Jennifer, Irmina von Trier, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/irmina-von-trier/DE-2086/lido/57c92a88804f65.71944847 (abgerufen am 07.10.2024)