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Johann Bernhard Constantin von Schönebeck war gegen Ende des 18. Jahrhunderts einer der führenden Vertreter der Aufklärung im Rheinland und trat als Herausgeber und Autor zahlreicher Publikationen in Erscheinung.
Johann Bernhard Constantin von Schönebeck wurde am 4.4.1760 als erster Sohn von Michael Josef von Schönebeck (1718-1761) und seiner zweiten Ehefrau Maria Bernardine von Graff in Johannisberg bei Windhagen geboren. Er wuchs nach dem frühen Tod beider Eltern im Jahr 1761 bei seiner Großmutter Anna Catharina von Schönebeck auf dem Rittergut Düsternau im Westerwald auf. Nach dem Besuch des Martinus-Gymnasiums in Linz am Rhein studierte er bis 1779 in Köln und anschließend in Duisburg Medizin, wo er am 15.4.1783 bei Johann Gottlob Leidenfrost (1715-1794) mit einer Arbeit zur Körpertemperatur promoviert wurde. 1784 wurde der junge Mediziner als Professor für Naturgeschichte und Botanik an die Bonner Akademie berufen.
Am 11.3.1785 heiratete von Schönebeck Anna Barbara Eichhoff (1765-1811), eine Schwester des Publizisten Johann Peter Eichhoff und des Bonner Bürgermeisters Johann Josef Eichhoff. Am 10.5.1786 wurde die gemeinsame Tochter Vincentia Augusta in der Bonner Pfarrkirche St. Remigius getauft, am 29.7.1787 der Sohn Franciscus Augustus.[1] Das Paar bekam sechs weitere Kinder.
In Bonn wandte sich der junge Mediziner verstärkt der Publizistik und der Literatur zu, mit dem Ziel, den Geist der Aufklärung möglichst stark im Rheinland zu verbreiten. 1784 unternahm von Schönebeck eine ausgedehnte Reise entlang des Mittelrheins. Diese Reise bildete die Grundlage für seine Landesbeschreibung „Mahlerische Reise am Niederrhein. Merkwürdigkeiten der Natur und Kunst aus den Gegenden des Niederrheins“, die zwischen 1784 und 1789 in drei Heften erschien. In diesem Werk wird neben der Geographie und Wirtschaft auch der Charakter der ländlichen Bevölkerung beschrieben. Der katholische Bauer ist danach durch die große Bedeutung des Religiösen geprägt. Wallfahrten, Wunderglauben und religiöse Rituale sieht von Schönebeck dabei als Kennzeichen für einen festverwurzelten Aberglauben, der den Menschen daran hindert, von seiner Vernunft Gebrauch zu machen.
1784/1785 fungierte von Schönebeck als Herausgeber der „Beiträge zur Ausbreitung nützlicher Kenntnisse“, die ganz der Verbreitung aufgeklärter Ideale gewidmet waren. Vom 1.7.1785 bis Mai 1787 leitete er während der Abwesenheit seines Schwagers und engen Freundes Johann Peter Eichhoff, der zwischenzeitlich eine Stelle in Maastricht übernommen hatte, die Redaktion des Bönnischen Intelligenzblattes. In dieser Funktion versuchte er 1787, die „Annalen“ als deren Beilage zu etablieren.
1786 gab von Schönebeck in Bonn die „Niederrheinische Monatsschrift“, die in insgesamt sechs Monatsheften erschien, und die „Literarischen Ephemeriden“ heraus. Er finanzierte beide Zeitschriften aus seinem privaten Vermögen und verfasste auch die meisten Beiträge, darunter exzellente Übersetzungen lateinischer Dichter. Zudem gewann er nicht nur ein Gros der Bonner Vertreter der Aufklärung als Mitarbeiter, sondern auch mit Johann Maria Nikolaus Dumont (1743-1816) und Franz Ferdinand Wallraf bekannte Kölner Persönlichkeiten. Der Absatz beider Zeitschriften war jedoch so gering, dass sie nach wenigen Ausgaben wieder eingestellt wurden. Ob von Schönebeck aufgrund dieses Misserfolgs Mitte des Jahres 1787 wieder nach Düsternau zog, bleibt Spekulation.[2]
Ungefähr zeitgleich mit seiner Rückkehr in den Westerwald erschien im Juli 1787 anonym in Bonn „Das Gesetzbuch der reinen Vernunft“, das Schönebeck zugeschrieben wird. Das Werk wurde wohl deshalb ohne Angabe des Autors und Verlags herausgegeben, weil die darin formulierte massive Kritik am kurkölnischen Staatswesen sicherlich weitreichende Konsequenzen für den Autor und den Verleger gehabt hätten. Von Schönebeck versuchte mit dieser umfassenden, 71 Seiten zählenden Schrift, seine Auffassung der Aufklärung mit der Religion in Einklang zu bringen. Ihm war schon während seiner ausgedehnten Reisen entlang des Rheins aufgefallen, welche Bedeutung der religiös verklärte Aberglauben für die einfachen Menschen besaß. Daher setzte er sich für eine Stärkung des inneren Glaubens ein, gegen äußeren Zwang und für eine umfassende Toleranz, von einer Rede- und Pressefreiheit bis hin zu gleichmäßigen Steuern. Die in dieser Schrift dargelegten Forderungen speisen sich vor allem aus dem Naturrecht sowie den Ideen Immanuel Kants (1724-1804), an dessen „Kritik der reinen Vernunft“ der Titel angelehnt ist.
In Düsternau praktizierte er als Arzt und wurde 1788 vom Grafen von Sayn zum Hofrat ernannt. Sein Bestreben, Vorurteile und Aberglauben abzubauen und die Ideen der Aufklärung zu verbreiten, brachten es zwangsläufig mit sich, dass er in seinen Veröffentlichungen starke Kritik an der Kirche übte. Dies führte im November 1789 auf Veranlassung eines kurtrierischen Amtsmanns zu seiner Verhaftung. Zwei Monate wurde er in Mainz gefangen gehalten. Sicherlich aufgrund dieser Erfahrung beschränkte er sich in den nachfolgenden Jahren auf seine Tätigkeit als Arzt und stellte seine publizistischen Tätigkeiten ein.
Nach der französischen Annektion des Rheinlands konnte von Schönebeck im März 1798 dank alter Kontakte als vereidigter Übersetzer beim Zivilgericht in Köln tätig werden. Im Jahr 1800 wurde er zunächst Hilfsbibliothekar in der neu gegründeten Zentralbibliothek, bevor er am 11.4.1801 mit der Bildung einer Departementbibliothek beauftragt wurde. 1805 wurde er zum Professor der Geschichte und der alten Sprachen an der neuen Zentralschule in Köln ernannt. Er überwarf sich jedoch mit der französischen Regierung, weil er sich weigerte, seltene Akten und Bücher als Beutegut nach Paris zu schicken. Daher kehrte er noch im selben Jahr nach Düsternau zurück, wo er wiederum als Arzt praktizierte.
Seine während seiner zahlreichen Abwesenheiten untreue Gattin verstarb am 6.3.1811. Die Kinder setzten gegen den Willen des Vaters den Verkauf des mütterlichen Erbes, des adeligen Gutes Düsternau, durch. Nach seinem unfreiwilligen Umzug nach Eitorf 1817 heiratete von Schönebeck Josefine Schmidt aus Hachenburg. Das Paar bekam fünf Kinder. Seinen Lebensunterhalt bestritt von Schönebeck wiederum notgedrungen als praktizierender Arzt.
1824 wurde von Schönebeck von der preußischen Regierung zum königlichen Physikus des Kreises Altenkirchen ernannt. Dabei mag ihm geholfen haben, dass er in einem Schreiben an den preußischen Oberpräsidenten in Koblenz seine Weigerung, Bücher nach Paris zu senden, als Akt des Widerstandes gegen die französische Besatzungsmacht bezeichnete. Das Amt des Kreisphysikus übte er bis zu seinem Tod durch Herzinfarkt am 13.9.1835 aus. Aus seinem Grabspruch (sein Grabstein steht in Nähe des Kreisgesundheitsamtes in Altenkirchen): „Ruhe versagte man mir im Leben, Mir gab sie die Mutter Erde, Mich bergend im Schooß. Wanderer, störe sie nicht. Dr. C.v.Sch.“ wurde geschlossen, er sei ein „kaum glücklicher“ Mensch gewesen.[3] Jedenfalls führte er ein bewegtes Leben in einer Zeit großer Umbrüche.
Werke (Auswahl)
Dissertatio inauguralis de calore animali, Duisburg 1783.
Mahlerische Reise am Niederrhein. Merkwürdigkeiten der Natur und Kunst aus den Gegenden des Nieder-Rheins, 3 Bände, Nürnberg 1784-1789.
Herausgeberschaft
Literarische Ephemeriden, Bonn 1786.
Niederrheinische Monatsschrift, Bonn 1786-1.1787.
Quellen
Hansen, Joseph, Quellen zur Geschichte des Rheinlandes im Zeitalter der französischen Revolution 1780-1801, 4 Bände, Bonn 1931-1938, Nachdruck Düsseldorf 2003-2004, besonders Band 1, S. 79-80, 179-201, Band 4, S. 1200.
Literatur
Schug, Peter, Dr. Med. Constantin von Schönebeck (1760-1835), in: Heimat-Jahrbücher des Landkreises Neuwied 1962, S. 65-66.
Weber, Barbara, Johann Bernhard Constantin von Schoenebeck, 1760-1835. Der Arzt und Philosoph, in: Alms-Hammerstein, Christiane/Dollen, Ingrid von der (Hg.), Martinus-Gymnasium Linz, Rhein. Menschen in ihrer Zeit, Bad Honnef 2006, S. 11-18.
Zeim, Elisabeth, Die rheinische Literatur der Aufklärung, Jena 1932.
Online
Beiträge zur Ausbreitung nützlicher Kenntnisse, Bonn 1784/85. [online]
Annalen. Beilage zu Gnädigst privilegirten Bönnischen Intelligenz-Blatt, Bonn 1787. [online]

Rückseite des Grabsteins, 2009.
- 1: Das zweite Kind wurde bereits 1787 in Bonn geboren, wie das Kirchenregister zu St. Remigius belegt, und nicht erst 1789 in Düsternau. Weber, Johann Bernhard Constantin von Schoenebeck, S. 15.
- 2: Hansen, Quellen zur Geschichte des Rheinlandes, Band 1, S. 180.
- 3: Schug, Constantin von Schönebeck, S. 66.
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Schlöder, Christian, Johann Bernhard Constantin von Schönebeck, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/johann-bernhard-constantin-von-schoenebeck/DE-2086/lido/57c949333c4c63.97292842 (abgerufen am 21.03.2023)