Johann III. von Metzenhausen

Erzbischof und Kurfürst von Trier (1492-1540)

Wolfgang Schmid (Winningen)

Grabdenkmal für Johann III. von Metzenhausen im Trierer Dom, 2009, Foto: Berthold Werner. (Berthold Werner)

Jo­hann von Met­zen­hau­sen war ein tat­kräf­ti­ger Lan­des­herr, ein pflicht­be­wuss­ter Erz­bi­schof und ein kunst­sin­ni­ger Mä­zen, an des­sen Per­son ein be­mer­kens­wer­tes Grab­denk­mal mit ei­ner kon­fes­sio­nel­len und ei­ner hu­ma­nis­ti­schen Bot­schaft er­in­nert. Sei­ne Re­gie­rungs­zeit dau­er­te neun Jah­re, vier Mo­na­te und 22 Ta­ge. Sie war ei­ne Zeit von so gro­ßer Frucht­bar­keit, dass man Zis­ter­nen bau­en muss­te, weil es nicht ge­nug Fäs­ser für die Wein­ern­te gab.

Jo­hann von Met­zen­hau­sen wur­de 1492 als Sohn des Hein­rich von Met­zen­hau­sen, Spross ei­nes Huns­rücker Mi­nis­te­rialen­ge­schlechts, in Neef an der Mo­sel ge­bo­ren. Sei­ne Mut­ter Mar­ga­re­tha stamm­te aus der nicht min­der be­kann­ten Fa­mi­lie der Boos von Wal­deck. Von sei­nen vier Ge­schwis­tern schlu­gen drei ei­ne geist­li­che Lauf­bahn ein: Sein Bru­der Kon­rad war Abt von Sprin­giers­bach, zwei Schwes­tern Meis­te­rin­nen von Frau­en­k­lös­tern und vier Nef­fen Dom­her­ren in Trier. Ins­ge­samt ge­se­hen stell­te die Fa­mi­lie im 16. Jahr­hun­dert sie­ben und im 17. Jahr­hun­dert sechs wei­te­re Trie­rer Dom­her­ren. In der Welt blieb da­ge­gen Jo­hanns Bru­der Diet­rich, der kai­ser­li­cher Rat und Gou­ver­neur von Lu­xem­burg wur­de. Ne­ben die­sen fa­mi­liä­ren Be­zie­hun­gen galt Jo­hann als gro­ße Be­ga­bung in po­li­ti­schen, wirt­schaft­li­chen und or­ga­ni­sa­to­ri­schen An­ge­le­gen­hei­ten.

Jo­hann von Met­zen­hau­sen wur­de 1505 Do­mi­zel­lar, An­wär­ter auf ein Ka­no­ni­kat, und 1511 Dom­herr. Da­nach hat er in ra­scher Fol­ge al­le wich­ti­gen Äm­ter im Dom­ka­pi­tel be­klei­det: 1512 war er Kan­tor, 1517 De­kan, al­so Lei­ter des Dom­ka­pi­tels in geist­li­chen An­ge­le­gen­hei­ten, und 1519 Dom­propst, Ver­tre­ter der Dom­her­ren in al­len po­li­ti­schen, wirt­schaft­li­chen und ju­ris­ti­schen Ge­schäf­ten. 1514 führ­te er mit dem Of­fi­zi­al Jo­hann von Eck (ge­stor­ben 1524) in Rom die Ver­hand­lun­gen über den Ab­lass  für die Hei­lig- Rock-Wall­fahrt; bei­de wur­den dann zu päpst­li­chen Ab­lass­kom­mis­sa­ren er­nannt, die die Auf­tei­lung der Ein­künf­te zwi­schen der Trie­rer und der rö­mi­schen Kir­che be­auf­sich­tig­ten. 1530 ver­trat er sei­nen er­krank­ten Vor­gän­ger Jo­hann von Greif­fen­klau auf dem Reichs­tag  in Augs­burg.

Am 25.3.1531 wur­de Jo­hann von Met­zen­hau­sen ein­stim­mig zum Trie­rer Erz­bi­schof ge­wählt, am 2.2.1532 er­hielt er die kai­ser­li­chen Re­ga­li­en und im glei­chen Jahr die Pries­ter- so­wie die Bi­schofs­wei­he. Her­vor­ge­tre­ten ist er vor al­lem als Reichs- und Ter­ri­to­ri­al­po­li­ti­ker: 1532 schloss er ein Land­frie­dens­bünd­nis mit Kur­mainz, der Kur­pfalz, Würz­burg und Hes­sen, das 1538 er­neu­ert wur­de. 1534 war er ma­ß­geb­lich an der Ent­ste­hung ei­nes Fürs­ten­bünd­nis­ses be­tei­ligt, das sich zur Nie­der­schla­gung des Auf­stan­des der Wie­der­täu­fer in Müns­ter kon­sti­tu­ier­te; auf der Ko­blen­zer Burg wur­de die Ent­sen­dung ei­nes mi­li­tä­ri­schen Kon­tin­gents ver­ein­bart. 1539 schloß Jo­hann mit Hes­sen ei­nen kon­fes­si­ons­über­grei­fen­den Fürs­ten­bund ge­gen den habs­bur­gi­schen und den fran­zö­si­schen Zu­griff auf das Her­zog­tum Gel­dern. Durch die Re­for­ma­ti­on ver­lor das Erz­bis­tum be­trächt­li­che Ge­bie­te rechts des Rheins, na­ment­lich Hes­sen-Kat­zeneln­bo­gen, die Ter­ri­to­ri­en der Nas­saui­schen Li­ni­en und die Graf­schaft Wied. Der Erz­bi­schof re­agier­te dar­auf - we­nig er­folg­reich - mit der Ab­stel­lung von Miss­stän­den, mit Sit­ten- und Bet­tel­ord­nun­gen. Zu nen­nen ist auch noch die Ein­füh­rung ei­ner neu­en Ord­nung für die Kon­sis­to­ri­en in Ko­blenz und Trier so­wie der Er­lass neu­er Sta­tu­ten für das jetzt in ei­ner weit­ge­hend pro­tes­tan­ti­schen Um­ge­bung lie­gen­de Stift Lim­burg im Jah­re 1537. Zwar fan­den noch 1531, 1538 und 1545 Wall­fahr­ten zum Hei­li­gen Rock statt, sie ver­lo­ren aber zu­neh­mend an Be­deu­tung und wur­den nach 1545 für lan­ge Zeit ein­ge­stellt. Im­mer­hin be­deu­te­te es für die Stadt und das Bis­tum ei­ne gro­ße Aus­zeich­nung, dass die kost­ba­re Re­li­quie 1539 bei ei­nem Auf­ent­halt Kö­nig Fer­di­nands (Re­gie­rungs­zeit als rö­misch-deut­scher Kö­nig ab 1531, als Kai­ser 1558-1564) ge­zeigt wer­den konn­te.

Wo­her Jo­hann sei­ne hu­ma­nis­ti­sche Bil­dung hat­te, ist nicht be­kannt. Ein Stu­di­um ist nicht nach­zu­wei­sen, doch soll er im Hau­se des hoch­ge­lehr­ten Dom­herrn Pfalz­graf Fried­rich von Sim­mern-Spon­heim (1460-1518)  in Trier un­ter­rich­tet wor­den sein. Er­folg hat­te Jo­hann bei der Re­form der her­un­ter­ge­kom­me­nen Uni­ver­si­tät Trier, die ein hal­bes Jahr­hun­dert nach ih­rer Grün­dung in ei­ne exis­tenz­be­dro­hen­de Kri­se ge­ra­ten war. 1532 glück­te ei­ne Kon­so­li­die­rung der Fi­nan­zen, und 1534 ge­lang es, den Frank­fur­ter Do­mi­ni­ka­ner Am­bro­si­us Pe­lar­gus (um 1493/1494-1561) für die Trie­rer Hoch­schu­le zu ge­win­nen. Pe­lar­gus (=Storch) wur­de 1545 der ers­te Trie­rer Dom­pre­di­ger, ein für die Durch­set­zung der ka­tho­li­schen Re­form au­ßer­or­dent­lich wich­ti­ges Amt, und ver­trat das Bis­tum auf dem Kon­zil von Tri­ent. Auf den neu ein­ge­rich­te­ten Lehr­stuhl für Ethik  wur­de Jus­ti­nus Go­bler (1503-1567) be­ru­fen und auf den für Ju­ris­pru­denz Mat­thi­as von Saar­burg (ge­stor­ben 1539). Hier setz­ten sich die Ak­ti­vi­tä­ten des Trie­rer Hu­ma­nis­ten­krei­ses sei­nes Vor­gän­ger­s Ri­chard von Greif­fen­klau fort. Al­ler­dings ver­grö­ßer­ten sich die Span­nun­gen zwi­schen der nach Reichs­un­mit­tel­bar­keit  stre­ben­den Stadt und ih­rem Stadt­herrn. Kur­fürst Jo­hann bau­te Pfal­zel (heu­te Stadt Trier) zu ei­ner stark be­fes­tig­ten und mit präch­ti­gen Ge­bäu­den aus­ge­stat­te­ten Ne­ben­re­si­denz aus. Zu­dem ließ er sämt­li­che Bur­gen sei­nes Ter­ri­to­ri­ums wie­der­her­stel­len.

1540 nahm Jo­hann von Met­zen­hau­sen an ei­nem Re­li­gi­ons­ge­spräch mit pro­tes­tan­ti­schen Fürs­ten in Ha­genau teil, wo er er­krank­te und am 22.7.1540 auf Burg Thann­stein im El­sass starb. Sein Leich­nam wur­de ein­bal­sa­miert, nach Trier über­führt und am 26.7.1540 an der Nord­wand des Do­mes be­gra­ben. 1542 er­rich­te­te sein Nach­fol­ger ein qua­li­tät­vol­les Grab­mal, das gleich­zei­tig auch die gro­ße Spann­brei­te in­ner­halb der Trie­rer Bild­haue­rei der Re­nais­sance  deut­lich macht: Durch die Auf­stel­lung an der Nord­wand ent­fiel die Bin­dung an die Brei­te der Pfei­ler, es konn­te ein dop­pelt so brei­tes Mo­nu­ment er­rich­tet wer­den. Der Stif­ter ent­schied sich für ei­ne drei­tei­li­ge Tri­umph­bo­gen­ar­chi­tek­tur nach an­ti­kem Vor­bild. In der Mit­te be­fin­det sich ei­ne le­bens­gro­ße, voll­plas­tisch ge­ar­bei­te­te Stand­fi­gur des Erz­bi­schofs in lit­ur­gi­schen Ge­wän­dern, flan­kiert von Sta­tu­en der Dom­pa­tro­ne Pe­trus und Pau­lus. Wei­te­re Sta­tu­et­ten, In­schrif­ten, Ar­chi­tek­tur­ele­men­te und De­kor­for­men nach der neu­es­ten Mo­de ma­chen das Grab­mal zu ei­nem der Haupt­wer­ke der Re­nais­sance im Rhein­land. Der Bild­hau­er ist un­be­kannt, er trägt den Not­na­men Met­zen­hau­sen­meis­ter und ar­bei­te­te auch für die Trie­rer Dom­her­ren. Sei­ne Wer­ke sind ein kir­chen­po­li­ti­sches Denk­mal in ei­ner Zeit kon­fes­sio­nel­ler Aus­ein­an­der­set­zun­gen, ein Be­kennt­nis zur ka­tho­li­schen Sa­che und gleich­zei­tig ein Zeug­nis für Jo­hanns hu­ma­nis­ti­sche In­ter­es­sen.

Quellen

Zenz, Emil (Hg), Die Ta­ten der Trie­rer - Ges­ta Tre­ver­o­rum, Band 6, Trier 1962, S. 57-59.

Literatur

Persch, Mar­tin, Jo­hann von Met­zen­hau­sen. In: Bio­gra­phisch-bi­blio­gra­phi­sches Kir­chen­le­xi­kon 3 (1992), Sp. 164-165.
Heinz, Ste­fan/Ro­th­brust, Bar­ba­ra/Schmid, Wolf­gang, Die Grab­denk­mä­ler der Erz­bi­schö­fe von Trier, Köln und Mainz, Trier 2004, S. 52-53.
Sei­brich, Wolf­gang, Jo­hann von Met­zen­hau­sen. Gatz, Er­win, Die Bi­schö­fe des Hei­li­gen Rö­mi­schen Rei­ches 1448-1648. Ein bio­gra­phi­sches Le­xi­kon, Ber­lin 1996, S. 472-474.
Schmid, Wolf­gang, Die Erz­bi­schö­fe im 16. Jahr­hun­dert, in: Schnei­der, Bern­hard (Hg.), Kir­chen­re­form und Kon­fes­si­ons­staat. 1500-1801 (Ge­schich­te des Bis­tums Trier 3) Trier 2010, S. 55-76, hier S. 61-63.
Schnei­der, Bern­hard (Hg.), Kir­chen­re­form und Kon­fes­si­ons­staat. 1500-1801 (Ge­schich­te des Bis­tums Trier 3), Trier 2010, S. 55-76.

Online

Con­rad, Joa­chim, Met­zen­hau­sen, Jo­hann III. von, in: Saar­län­di­sche Bio­gra­fi­en. [On­line]
End­ru­lat, Bern­hard, Jo­hann III. (Erz­bi­schof von Trier), in: All­ge­mei­ne Deut­sche Bio­gra­phie, Band 14 (1881), S. 423. [On­line]

 
Zitationshinweis

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Schmid, Wolfgang, Johann III. von Metzenhausen, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/johann-iii.-von-metzenhausen/DE-2086/lido/57c94e279098c9.60239406 (abgerufen am 25.04.2024)