Johannes Albers

Christlich-katholischer Sozialpolitiker (1890-1963)

Winfried Herbers (Wuppertal)

Ankündigungsplakat für eine Kundgebung von Johannes Albers, 1947. (KAS/ACDP 10-009:93 CC-BY-SA 3.0 DE)

Jo­han­nes Al­bers war ei­ner der füh­ren­den Köp­fe der christ­lich-ka­tho­li­schen Ar­bei­ter­be­we­gung, die er in die 1945 ent­stan­de­ne CDU in­te­grier­te. Mit der Grün­dung des Deut­schen Ge­werk­schafts­bun­des (DGB) 1945, ei­ner Ein­heits­ge­werk­schaft al­ler po­li­ti­schen Rich­tun­gen, führ­ten christ­li­che Ge­werk­schaf­ten nur noch ei­ne Rand­exis­tenz, so dass Al­bers die Ver­wirk­li­chung ih­rer spe­zi­fi­schen, re­li­gi­ös be­grün­de­ten so­zi­al­po­li­ti­schen Zie­le nur noch in der CDU für mög­lich hielt. Al­bers war zu­sam­men mit Ja­kob Kai­ser in der Grün­dungs- und Sta­bi­li­sie­rungs­pha­se der Bun­des­re­pu­blik der wich­tigs­te Ver­tre­ter des lin­ken Flü­gels der CDU und saß dem wich­ti­gen Köl­ner Kreis­ver­band der CDU bis kurz vor sei­nem To­de vor.

Der Mann mit dem kan­ti­gen Glatz­kopf be­zeich­ne­te sich 1947 in ei­nem For­mu­lar für ei­ne Rei­se in die Schweiz als „Self-Ma­de­man­n“, der sich sei­ne be­ruf­li­che und po­li­ti­sche Stel­lung durch ei­ge­ne Leis­tung er­run­gen hat­te, dem sie nicht durch Ge­burt oder Er­be zu­ge­fal­len war. 

Jo­han­nes Al­bers, am 8.3.1890 in Mön­chen­glad­bach ge­bo­ren, wuchs als fünf­tes von sie­ben Kin­dern in ei­ner Ar­bei­ter­fa­mi­lie auf. Durch Streb­sam­keit und Bil­dung ge­lang ihm der so­zia­le Auf­stieg, oh­ne je sei­ne tie­fen Wur­zeln in Ar­bei­ter­schaft und Ka­tho­li­zis­mus zu ver­leug­nen. Der Va­ter war Zim­mer­mann. Wie da­mals für Kin­der aus Hand­wer­ker­fa­mi­li­en üb­lich, be­such­te Al­bers die Volks­schu­le. Die fol­gen­de Leh­re als Ma­schi­nen­set­zer und Buch­dru­cker zeigt sei­nen auf­ge­weck­ten Geist, denn Dru­cker gal­ten we­gen ih­res stän­di­gen Um­gangs mit Schrif­ten und geis­ti­gen Pro­duk­ten als die Aris­to­kra­tie der Ar­bei­ter­klas­se. Als gläu­bi­ger Ka­tho­lik und Ar­bei­ter en­ga­gier­te er sich bald in der ka­tho­li­schen Ar­bei­ter­be­we­gung. 1908/9 trat er dem ka­tho­li­schen Ge­sel­len­ver­ein (Kol­ping), und den Christ­li­chen Ge­werk­schaf­ten bei. In Kur­sen de­s Volks­ver­eins für das ka­tho­li­sche Deutsch­land er­wei­ter­te er sei­ne volks­wirt­schaft­li­chen Kennt­nis­se und lern­te be­kann­te Prot­ago­nis­ten der ka­tho­li­schen Ar­bei­ter­be­we­gung wie Ja­kob Kai­ser (1888-1961), Hein­rich Brauns und Adam Ste­ger­wald (1874-1945) ken­nen. Da­mit be­gann sei­ne Kar­rie­re als christ­li­cher Ge­werk­schaft­ler, die er spä­ter zu sei­nem Be­ruf mach­te.

Nach dem Kriegs­dienst im Ers­ten Welt­krieg wur­de er 1919 Kar­tell­se­kre­tär der christ­li­chen Ge­werk­schaf­ten in Köln. Als die Zen­tra­le nach Ber­lin um­zog, blieb Al­bers in Köln, wo der rhei­ni­sche Lan­des­ver­band wei­ter­hin re­si­dier­te. Kai­ser kam 1924 als Lan­des­ge­schäfts­füh­rer wie­der zu­rück nach Köln und ar­bei­te­te dort mit Al­bers zu­sam­men. Es ist das Ver­dienst bei­der, dass Köln in den Jah­ren der Wei­ma­rer Re­pu­blik ein wich­ti­ges Zen­trum der christ­lich-so­zia­len Be­we­gung und des Zen­trums blieb. Er­gän­zend ka­men für Al­bers Äm­ter wie der Vor­stand in der Woh­nungs­ge­nos­sen­schaft Köln 1896 (1936) und in der christ­li­chen Kon­sum­ge­nos­sen­schaft Ein­tracht (1924). In die Köl­ner Zeit der be­ruf­li­chen Eta­blie­rung fällt am 17.9.1921 sei­ne Hei­rat mit Mar­ga­re­the Boh­len. Das Paar zog ei­ne Pfle­ge­toch­ter auf.

1924 wähl­ten ihn die Köl­ner in den Stadt­rat als Ab­ge­ord­ne­ten des Zen­trums, des­sen zwei­ter Vor­sit­zen­der in Köln er war. Das Köl­ner Zen­trum ge­hör­te dem re­form­ori­en­tier­ten Flü­gel der Par­tei an, der aus dem kon­fes­sio­nel­len „Zen­trum­stur­m“ aus­bre­chen woll­te. Auch in der ka­tho­li­schen Ge­werk­schaft über­wog die Rich­tung ei­ner Öff­nung zu den evan­ge­li­schen Ar­bei­tern. Im Rat äu­ßer­te Al­bers sich vor­nehm­lich zu so­zi­al­po­li­ti­schen Fra­gen. Sei­ne Auf­ga­be war es vor al­lem, die lin­ke Flan­ke des Zen­trums ge­gen die An­grif­fe der KPD zu ver­tei­di­gen und für die Be­rück­sich­ti­gung der per­so­nel­len Wün­sche der christ­li­chen Ar­bei­ter­schaft in der Stadt Köln zu sor­gen. Auch die Sor­ge für die Fort­bil­dung der ka­tho­li­schen Ar­bei­ter trieb ihn um. 1927 brach­te er im Rat den An­trag zur Grün­dung ei­nes „Abend­gym­na­si­um­s“ ein, das Ar­bei­tern den so­zia­len Auf­stieg er­mög­li­chen soll­te. Da­mit zeig­te er das ty­pi­sche Bild ei­nes Ver­tre­ters der christ­lich-so­zia­len Be­we­gung: er en­ga­gier­te sich po­li­tisch, ge­werk­schaft­lich, ge­nos­sen­schaft­lich und ka­tho­lisch in vie­ler­lei Or­ga­ni­sa­tio­nen und Ver­ei­nen, die das dich­te Netz des ka­tho­li­schen Mi­lieus bil­de­ten. 

1931 schied er als Kar­tell­se­kre­tär der Christ­li­chen Ge­werk­schaf­ten in Köln aus, weil er von der Stadt Köln als Di­rek­tor beim Ver­si­che­rungs­amt mit „Be­am­ten­ei­gen­schaf­t“ an­ge­stellt wur­de. Doch konn­te er sich die­ser si­che­ren Le­bens­stel­lung nur kurz er­freu­en, denn 1933 über­nah­men die Na­tio­nal­so­zia­lis­ten auch in Köln die Macht.

Al­bers ge­hör­te nicht zu den Stadt­ver­ord­ne­ten des Zen­trums, die ei­ne Zeit­lang noch ein po­li­ti­sche Küm­mer­exis­tenz als Hos­pi­tan­ten bei der NS­DAP fris­te­ten, son­dern er leg­te sein Man­dat aus ei­ge­nem Ent­schluss nie­der. Auch sei­ne Stel­lung als Di­rek­tor des Ver­si­che­rungs­am­tes ver­lor er und wur­de zum Lei­ter der Be­triebs­kran­ken­kas­se her­ab­ge­stuft. Aus die­sem Amt ver­setz­te ihn die Stadt Köln im Ok­to­ber 1945 aus ge­sund­heit­li­chen Grün­den in den Ru­he­stand. 

An­fang 1934 wur­de er kurz­zei­tig ver­haf­tet und zu ei­ner Geld­stra­fe ver­ur­teilt, da er ei­nen Ver­samm­lungs­saal an­ge­mie­tet hat­te. Er ge­hör­te ver­schie­de­nen op­po­si­tio­nel­len Ge­sprächs­krei­sen an, un­ter an­de­rem dem be­deut­sa­men Kreis um das Köl­ner Ket­te­ler­haus, , dem auch spä­te­re Wi­der­stands­kämp­fer wie Bern­hard Let­ter­hausOt­to Mül­ler un­d Ni­ko­laus Groß an­ge­hör­ten. Nach dem At­ten­tat auf Adolf Hit­ler (1889-1945) und dem Ver­such ei­nes Staats­strei­ches am 20. Ju­li 1944 wur­de auch Al­bers in Fol­ge der Ak­ti­on „Ge­wit­ter“ von der Ge­sta­po ge­sucht. Bis zum 24.10.1944 konn­te er sich ei­ner Ver­haf­tung ent­zie­hen. Dann be­gann sein Weg über das Un­ter­su­chungs­ge­fäng­nis Köln, das Zucht­haus Rhein­bach und das KZ Ra­vens­brück schlie­ß­lich in das Ber­li­ner Ge­fäng­nis Lehr­ter Stra­ße. Noch kurz vor Kriegs­en­de, am 17.3.1945, wur­de ihm die An­kla­ge­schrift zu­ge­stellt, das De­likt war „Nicht­an­zei­ge“. Am 6. April be­gann die Haupt­ver­hand­lung ge­gen ihn und Hein­rich Kör­ner (1892-1945), eben­falls ein Funk­tio­när der ka­tho­li­schen Ar­bei­ter­be­we­gung, vor dem Volks­ge­richts­hof. Die­ser ver­ur­teil­te ihn zu drei Jah­ren Zucht­haus. Aus dem Zucht­haus Plöt­zen­see be­frei­ten ihn am 25.4.1945 die Rus­sen. Im Ge­gen­satz zu Kör­ner, der in die letz­ten Kämp­fe in Ber­lin ge­riet, über­leb­te Al­bers und er­reich­te be­reits am 10.6.1945 sei­ne Hei­mat­stadt Köln. Dort an­ge­kom­men, ent­fal­te­te er so­fort po­li­ti­sche Ak­ti­vi­tä­ten Er er­öff­ne­te im Kol­ping­haus das „Bü­ro Al­ber­s“ und ver­such­te die Fä­den der christ­li­chen Ar­bei­ter­be­we­gung von vor 1933 wie­der an­zu­knüp­fen und die­se dann – zu­sam­men mit dem Köl­ner Hans Böck­ler (1875-1951) von den so­zia­lis­ti­schen Ge­werk­schaf­ten – in ei­ne Ein­heits­ge­werk­schaft ein­zu­brin­gen, oh­ne al­ler­dings die zah­len­mä­ßi­ge und geis­tig-or­ga­ni­sa­to­ri­sche Vor­herr­schaft der Ver­tre­ter von SPD und KPD bre­chen zu kön­nen, die sich be­son­ders bei Bun­des­tags­wah­len durch ih­re Stel­lung­nah­men zu­guns­ten der SPD deut­lich be­merk­bar mach­te. Zu­neh­mend des­il­lu­sio­niert sah er sei­ne Auf­ga­be im­mer wie­der dar­in, die par­tei­po­li­ti­sche Neu­tra­li­tät des DGB ein­zu­for­dern und zu ver­su­chen, das Ge­wicht der ehe­mals christ­li­chen Ge­werk­schaf­ter im DGB zu stär­ken. 1953 klag­te er nach den Wah­len: „Was mir und den Freun­den aus der frü­he­ren Christ­li­chen Ge­werk­schaft in die­sem Wahl­kampf von den Ge­werk­schaf­ten zu­ge­mu­tet wur­de, das ist ein­fach un­er­träg­lich ge­we­sen.“ Auf der an­de­ren Sei­te da­ge­gen mahn­te im­mer wie­der ei­ne so­zia­le Po­li­tik bei sei­nem Par­tei­freun­d Kon­rad Ade­nau­er an.

Al­bers hing zu­nächst der im Wi­der­stand ent­wi­ckel­ten Idee ei­ner deut­schen La­bour-Par­tei an, schloss sich aber bald als Mit­glied Nr. 10 der CDP/CDU an, die in Köln am 19.8.1945 ge­grün­det wur­de und zu­nächst im rhei­ni­schen Raum ein durch­aus „lin­kes‘“ so­zi­al­po­li­ti­sches Pro­fil auf­wies, das ih­re An­hän­ger auch als „Christ­li­chen So­zia­lis­mus“ be­zeich­ne­ten. Er sah die CDU als „po­li­ti­sche[n] Wil­lens­aus­druck der christ­li­chen Ar­bei­ter­schaf­t“ an. Das zeig­te sich zum Bei­spiel in den von Al­bers mit­ver­fass­ten Köl­ner Leit­sät­zen, die ei­nen „wah­ren christ­li­chen So­zia­lis­mus“ for­der­ten, „der nichts ge­mein hat mit fal­schen kol­lek­ti­vis­ti­schen Ziel­set­zun­gen, die dem We­sen des Men­schen von Grund aus wi­der­spre­chen.“ Bei ei­nem Tref­fen der Pro­gramm­kom­mis­si­on in Wal­ber­berg (heu­te Stadt Born­heim) plä­dier­te Al­bers für Ver­staat­li­chun­gen. In ei­ner Re­de vor dem nord­rhein­west­fä­li­schen Land­tag am 18.6.1946 for­der­te er, den „Gro­ßgrund­be­sitz auf­zu­tei­len“ und die „Neu­ord­nung der Grund­stoff­in­dus­trie“ nicht im Sin­ne ei­ner Ver­staat­li­chung, son­dern auf Ba­sis öf­fent­li­cher Kör­per­schaf­ten und Ge­nos­sen­schaf­ten. Hö­he­punkt die­ser Be­we­gung war das Ah­le­ner Pro­gramm von 1947 mit der For­de­rung nach Pla­nung und Len­kung der Wirt­schaft.“

In der CDU, die die un­ter­schied­li­chen In­ter­es­sen der An­hän­ger ei­ner Volks­par­tei in ver­schie­de­nen Glie­de­run­gen auf­nahm, war er füh­rend an der Grün­dung der So­zi­al­aus­schüs­se (heu­te Christ­lich De­mo­kra­ti­sche Ar­beit­neh­mer, CDA) be­tei­ligt und war kurz de­ren 1. Vor­sit­zen­der und lei­te­te die ers­te Reichs­ta­gung 1947 in Her­ne. 1958-1963 wur­de er nach dem Tod von Karl Ar­nold wie­der de­ren Vor­sit­zen­der. Die­se be­wahr­ten das Er­be der christ­li­chen Ge­werk­schaf­ten und der Dis­kus­sio­nen im Köl­ner Ket­te­ler­haus, als die CDU von Ade­nau­er und des­sen bür­ger­li­chen An­hän­gern zu­neh­mend in das wirt­schafts­li­be­ra­le Fahr­was­ser ge­steu­ert wur­de. Auch nach­dem deut­lich wur­de, dass so­zia­lis­ti­sche For­de­run­gen in CDU und Ge­sell­schaft nicht durch­setz­bar wa­ren, be­harr­te Al­bers dar­auf, die CDU sei die Par­tei der „klei­nen Leu­te“. Nach den ers­ten Wah­len zum Bun­des­tag 1949 be­für­wor­te­te er ei­ne Gro­ße Ko­ali­ti­on, wäh­rend Ade­nau­er ein Bünd­nis mit der FDP an­streb­te und auf der be­kann­ten Rhön­dor­fer Ta­gung am 21.8.1949, bei der Al­bers nicht ein­ge­la­den war, durch­setz­te. Al­bers war aber durch­aus wert­voll für die CDU un­ter Ade­nau­er, um im Sin­ne ei­ner Mehr­heits­fä­hig­keit zu­min­dest die ka­tho­li­schen Ar­bei­ter in die Par­tei in­te­grie­ren zu kön­nen. Zu­neh­mend kon­zen­trier­te Al­bers sich auf die So­zi­al­po­li­tik, be­son­ders die Woh­nungs­bau­po­li­tik, die in sei­ner Köl­ner Hei­mat­stadt schon lan­ge durch das breit ent­fal­te­te so­zia­lis­ti­sche und christ­li­che Ge­nos­sen­schafts­we­sen ein Schwer­punkt ge­we­sen war.

In der Köl­ner CDU-Kreis­par­tei lös­te Al­bers, Grün­dungs­mit­glied der Köl­ner CDU, im De­zem­ber 1945 den kom­mis­sa­ri­schen Vor­sit­zen­den Bru­no Pott­hast (1887-1967) als Vor­sit­zen­den ab. Al­bers be­hielt die­ses Amt bis 1962. Die Ver­zö­ge­rung lag wohl vor al­lem dar­an, dass die Köl­ner SPD die Rol­le Al­bers im „Drit­ten Reich“ kri­ti­sier­te und erst nach ei­ni­gen Gut­ach­ten und Leu­munds­zeug­nis­sen aus den Rei­hen der christ­li­chen Ge­werk­schafts­be­we­gung und Un­be­denk­lich­keits­be­schei­ni­gun­gen des ame­ri­ka­ni­schen Ge­heim­diens­tes C.I.C. die Kri­tik ein­stell­te. Die­ses Amt im mit­glie­der­star­ken CDU-Kreis­ver­band bil­de­te ei­ne be­trächt­li­che Haus­macht für Al­bers.

Am 5.2.1946 wähl­ten ihn die Ver­tre­ter der rhei­ni­schen Lan­des­par­tei ne­ben Ot­to Schmidt (1902-1984), der den evan­ge­li­schen und bür­ger­li­chen Flü­gel ver­trat, zu ei­nem der bei­den Stell­ver­tre­ter Kon­rad Ade­nau­ers. Nach der Grün­dung der Bun­des-CDU 1950 ge­hör­te er dem Bun­des­vor­stand bis zu sei­nem To­de 1963 an.

Nach dem Krieg füll­te er – ent­spre­chend dem Vor­ge­hen der Al­li­ier­ten, die De­mo­kra­tie von „un­ten“ wie­der auf­zu­bau­en, – suk­zes­si­ve im­mer hö­he­re Wahläm­ter aus, de­ren Mit­glied­schaf­ten sich teil­wei­se über­schnit­ten. 1945/46 war Al­bers Mit­glied des er­nann­ten Rats der Stadt Köln, von 1946-1948 auch ge­wähl­ter Stadt­ver­ord­ne­ter, 1946-1950 zu­nächst er­nann­ter, ab 1947 ge­wähl­ter Ab­ge­ord­ne­ter des nord­rhein-west­fä­li­schen Land­tags und von 1949-1957 Ab­ge­ord­ne­ter des Bun­des­tags, wo er 1949-1950 kurz­fris­tig Vor­sit­zen­der des Aus­schus­ses für Wie­der­auf­bau und Woh­nungs­we­sen wur­de, ein Amt, das er im März 1950 we­gen Über­las­tung an den jün­ge­ren Paul Lü­cke ab­gab. Er kämpf­te aber wei­ter­hin für die Schaf­fung von Wohn­raum, be­son­ders durch Ge­nos­sen­schaf­ten. Wert­stei­ge­run­gen von Grund und Bo­den soll­te der Staat, dem er durch­aus ein Ein­griffs­recht in die Grund­stücks­märk­te zu­ge­stand, ab­schöp­fen.

An den Düs­sel­dor­fer Leit­sät­zen von 1949, dem ers­ten wirt­schafts­po­li­ti­schen Ge­samt­ent­wurf, mit dem die CDU der bri­ti­schen Zo­ne die Vor­stel­lun­gen aus der ka­tho­li­schen Ar­bei­ter­be­we­gung mit dem Er­be des Li­be­ra­lis­mus im Kon­zept der So­zia­len Markt­wirt­schaft zu ver­ei­ni­gen ver­such­te, war er be­tei­ligt, be­son­ders an dem am En­de ste­hen­den „Woh­nungs­bau­pro­gramm der CDU.“ Al­bers hat­te da­bei die In­ter­es­sen der So­zi­al­aus­schüs­se ge­gen­über den Markt­wirt­schaft­lern ver­tre­ten. Mehr­ge­schos­si­ge Miet­woh­nun­gen sei­en nur aus städ­te­bau­li­chen Grün­den zu ver­ant­wor­ten, be­vor­zugt sei­en Klein­woh­nun­gen mit „so­zi­al trag­ba­ren Mie­ten“ und Klein­sied­lun­gen mit Ein­fa­mi­li­en­häu­sern zu bau­en (P. 3). Mie­ten müss­ten hoch ge­nug sein, um die Wirt­schaft­lich­keit des Be­stan­des wie­der­her­stel­len (P. 7). Die ur­sprüng­lich ent­hal­te­nen plan­wirt­schaft­li­chen Ele­men­te, die auch Al­bers an­ge­sichts der Not­la­ge für we­sent­lich hielt, wa­ren ab­ge­schwächt wor­den. Auch spä­ter blieb die Bo­den­fra­ge für ihn wich­tig, er for­der­te Haus­ei­gen­tum für den Ar­bei­ter, was auch den Ver­lo­ckun­gen des Kom­mu­nis­mus vor­beu­gen soll­te, und ei­ne Bau­land­steu­er.

Al­bers un­ter­stütz­te Ade­nau­er bei der Ein­füh­rung der Mon­tan­mit­be­stim­mung (1951), die Ade­nau­er brauch­te, um die Ge­werk­schaf­ten für die West­in­te­gra­ti­on zu ge­win­nen. Die 1957 ein­ge­führ­te dy­na­mi­sche Ren­te for­der­te er ve­he­ment ge­gen die Be­den­ken aus dem wirt­schafts­na­hen Flü­gel der CDU.

Al­bers war ein tie­fre­li­giö­ser, be­schei­de­ner Mann, der von sei­ner Per­son we­nig Auf­he­bens mach­te. Ziel­punkt sei­ner Po­li­tik war im­mer die Ar­bei­ter­fa­mi­lie und de­ren La­ge. Im Land­tag NRW be­klag­te der die ka­ta­stro­pha­le Er­näh­rungs­po­li­tik der Be­sat­zungs­mäch­te. 1950 for­der­te er ei­ne bes­se­re Be­zah­lung der Par­tei­an­ge­stell­ten und hö­he­re Bei­trä­ge der Man­dats­trä­ger. Die ver­lie­he­nen Or­den trug er nicht. Er re­de­te nüch­tern und oh­ne Pa­thos. Er war kein Mann gro­ßer, weit­ge­spann­ter Ent­wür­fe und Theo­ri­en, son­dern je­mand, der sich in die prak­ti­sche Ar­beit ver­tief­te und die Ein­zel­hei­ten be­ach­te­te. Zu­neh­men­de Ge­sund­heits­pro­ble­me auf­grund ei­ner Ope­ra­ti­on im Jah­re 1937, sei­ner Haft 1944/45 so­wie Über­las­tung führ­ten da­zu, dass sich in sei­nem Köl­ner Kreis­ver­band bei den bür­ger­li­chen Ver­tre­tern ei­ne zu­neh­mend ne­ga­ti­ve Stim­mung ge­gen ihn auf­bau­te, die schlie­ß­lich zu sei­nem Rück­tritt am 1.9.1962 führ­te. Sein Bun­des­tags­man­dat hat­te er schon 1957 Hans Kat­zer „über­las­sen“, die Mit­glied­schaft im CDU Par­tei­vor­stand be­hielt er, bis er an sei­nem Ge­burts­tag am 8.3.1963 in Köln starb. Be­gra­ben wur­de Jo­han­nes Al­bers auf dem Fried­hof Köln Jun­kers­dorf.

Der pro­fi­lier­te christ­li­che Ge­werk­schafts­füh­rer und Po­li­ti­ker sah sich im „Dienst am Men­schen, am Volk und für die Ge­sell­schaft [...] vor al­lem für Men­schen, die ver­sto­ßen und fremd in die­ser Welt sind.“ 

Die Stif­tung Christ­lich-So­zia­le Po­li­tik e.V. be­nann­te die 2016 ge­grün­de­te Jo­han­nes-Al­bers-Bil­dungs­fo­rum gGmbH in Kö­nigs­win­ter, Trä­ger po­li­ti­scher Ju­gend- und Er­wach­se­nen­bil­dung, nach dem So­zi­al­po­li­ti­ker. In Köln er­in­nert die Jo­han­nes-Al­bers-Stra­ße an ihn, in Kö­nigs­win­ter die Jo­han­nes-Al­bers-Al­lee.

Quellen

Der Nach­lass von Jo­han­nes Al­bers be­fin­det sich im Ar­chiv für Christ­lich-De­mo­kra­ti­sche Po­li­tik der Kon­rad-Ade­nau­er-Stif­tung Sankt Au­gus­tin.

Literatur

Bü­cker, Ve­ra, Der Köl­ner Kreis und sei­ne Kon­zep­ti­on für ein Deutsch­land nach Hit­ler, in: His­to­risch-Po­li­ti­sche-Mit­tei­lun­gen 2 (1995), S. 49–82.

Her­bers, Win­fried, Jo­han­nes Al­bers (1890-1963). Vor­sit­zen­der der So­zi­al­aus­schüs­se, in: Buch­stab, Gün­ter/Kaff, Bri­git­te/Klein­mann, Hans-Ot­to (Hg.): Christ­li­che De­mo­kra­ten ge­gen Hit­ler. Aus Ver­fol­gung und Wi­der­stand zur Uni­on, Frei­burg im Breis­gau 2004, S. 72-80.

Her­bers, Win­fried, Ro­bert Pferd­men­ges und Jo­han­nes Al­bers: zwei Wel­ten – ei­ne Par­tei. Fa­cet­ten im Ma­kro­kos­mos der Köl­ner CDU der vier­zi­ger und fünf­zi­ger Jah­re des 20. Jahr­hun­derts, in: Ge­schich­te in Köln 52 (2005), S. 207-234. 

Her­bers, Win­fried, Der Ver­lust der He­ge­mo­nie – Die Köl­ner CDU 1945/46-1964, Düs­sel­dorf 2003. 

Hö­mig, Her­bert, Jo­han­nes Al­bers (1890-1963), in: Zeit­ge­schich­te in Le­bens­bil­dern, Bd. 5, Mainz 1982, S. 205-222.

Noe­then, Ste­fan, Christ­li­cher So­zia­lis­mus in der Stun­de der Neu­ord­nung 1945, in: Ge­schich­te im Wes­ten 11 (1996), S. 48–71. 

 
Zitationshinweis

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Herbers, Winfried, Johannes Albers, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/johannes-albers-/DE-2086/lido/63524d177ab220.68099377 (abgerufen am 19.04.2024)