Zu den Kapiteln
Joseph Heinrich Peter Vogt war ein katholischer Theologe, Professor für Kirchenrecht und erster Bischof der 1930 wiedererrichteten Diözese Aachen. Während des Nationalsozialismus versuchte er, durch „moderate“ Opposition, die Katholische Kirche gegen die nationalsozialistischen „Glaubensirrtümer“ und vor der Gleichschaltungspolitik zu schützen. Mittels Hirtenbriefen kritisierte er die Rassenpolitik sowie die Angriffe der Nationalsozialisten gegenüber Katholiken seiner Diözese.
Joseph Vogt wurde am 8.9.1865 in Schmidt bei Monschau geboren. Seine Eltern waren der Kommunalbeamte Philipp Vogt und seine Ehefrau Anna Rosina, geborene Förster. Im Jahre 1870 wurde sein Vater zum Bürgermeister von Monschau ernannt. Joseph Vogt besuchte zuerst das Progymnasium in Monschau und im Anschluss daran das in Malmedy. Danach wechselte er zum Kaiser-Karl Gymnasium nach Aachen, wo er 1884 das Abitur ablegte. Sein Theologiestudium absolvierte er in Bonn und in Eichstätt. Aufgrund des Kulturkampfes in Preußen studierten in diesen Jahren sehr viele rheinische Priesteramtskandidaten in Eichstätt. Nach dem Ende des Kulturkampfes trat er in das wiedereröffnete Kölner Priesterseminar ein und wurde am 19.8.1888 zum Priester geweiht. Seine erste Stelle als Kaplan übernahm er in St. Laurentius in Elberfeld (heute Stadt Wuppertal). In dieser Gemeinde hatte Johann Gregor Breuer den später nach dem ersten Präses des Vereins Adolph Kolping benannten katholischen Gesellenverein gegründet, den heute weltweit größten katholischen Verein mit über 600.000 Mitgliedern.
Im Jahre 1889 ging Vogt zum Studium der Kanonistik nach Rom und wurde Kaplan an der deutschen Nationalkirche Anima. An der von den Jesuiten geleiteten päpstlichen Universität Gregoriana wurde er 1891 zum Dr. theol. et iur. can. promoviert. Wie vielen anderen, die in Rom Kanonisten wurden, eröffnete Vogt dies eine steile kirchliche Karriere. Sofort nach seiner Rückkehr wurde er residierender Domvikar in Köln. Bald fand er das Vertrauen des alternden und gesundheitlich eingeschränkten Kölner Erzbischofs Philipp Kardinal Krementz. Von 1893 bis 1899 war er dessen Geheimsekretär. Bereits im Jahre 1898 berief man ihn zum Professor am Kölner Priesterseminar. Dort lehrte er seiner Ausbildung gemäß Kirchenrecht, zeitweise aber auch Liturgiewissenschaft und Rubrizistik. In diesen Jahren gab er Handbücher zum kirchlichen Eherecht und zum Vermögensrecht heraus, die Standardwerke wurden. Seit 1900 war er auch am Kölner Offizialat tätig, zunächst als Verteidiger des Ehebandes und seit 1905 als Untersuchungsrichter. Außerdem übernahm er Funktionen im Kölner Generalvikariat.
Der neue Erzbischof Felix von Hartmann ernannte Vogt 1914 zum Subregens des Kölner Priesterseminars. Von seinen Seminaristen wurde sein hintersinniger Humor und seine verbindliche Art sehr geschätzt. Nach Ausbruch des Weltkrieges wurde das Priesterseminar stark dezimiert. Im Jahre 1916 erfolgte Vogts Ernennung zum Domkapitular und schließlich zum Generalvikariatsrat.
Noch vor Ende des Krieges wurde er am 1.6.1918 durch Kardinal von Hartmann zum Generalvikar ernannt. Als dieser bereits am 11.11.1919 verstarb, wurde Vogt Kapitularvikar und leitete somit die Erzdiözese während der Sedisvakanz. In dieser Funktion nahm er auch an den entscheidenden Vorverhandlungen zum Konkordat mit der preußischen Regierung teil. Er machte sich dafür stark, dass das Kölner Domkapitel bei der Besetzung des Kölner Erzbischofstuhls ein Mitspracherecht erhielt. Vogt stand in der Erzdiözese Köln in einem so hohen Ansehen, dass es nicht viel gefehlt hätte, dass er selbst vom Domkapitel zum neuen Erzbischof von Köln gewählt worden wäre. Im ersten Wahlgang erhielten lediglich der Paderborner Bischof Joseph Schulte und der Breslauer Bischof und spätere Vorsitzende der Fuldaer Bischofskonferenz Adolf Bertram (Episkopat ab 1906 als Bischof von Hildesheim, 1914-1945 als Fürstbischof von Breslau) eine höhere Stimmenzahl. Schließlich fiel die Wahl auf Schulte, der sich im Ersten Weltkrieg für seine Paderborner Kriegshilfe international einen guten Ruf erworben hatte. Vogt wurde erneut zum Generalvikar bestellt, was keinesfalls eine Selbstverständlichkeit war, da Führungspositionen nach einer Neuwahl des Erzbischofs durchaus häufig neu besetzt wurden.
Im Jahre 1920 erhielt er den Ehrentitel Apostolischer Protonotar. 1922 wurde er Domdechant und im Jahre 1930 Dompropst. Es dürfte kaum einen Geistlichen der Erzdiözese Köln gegeben haben, der sämtliche priesterlichen Ämter so durchlaufen hat wie Vogt.
Die Vorstellungen zur Errichtung einer Diözese Aachen gehen weit in das 19. Jahrhundert zurück. Napoleon hatte bereits 1802 ein Bistum Aachen gegründet, zu dem unter anderem neben dem linksrheinischen Teil der Erzdiözese Köln auch angrenzende Territorien der heutigen Niederlande beziehungsweise Belgiens gehörten. Nachdem das Bistum seit 1809 mit Jean-Denis Camus (1752-1814) von einem schismatischen Bischof geleitet wurde, löste Papst Pius VII. (Pontifikat 1800-1823) mit der Bulle „De salute annimarum“ dieses 1821 de jure wieder auf.
Aachen war neben Elberfeld und Augsburg eine der ersten industrialisierten Städte Deutschlands gewesen. Außerdem erwies sich Aachen als ein Zentrum des politischen und sozialen Katholizismus. Für Nuntius Eugenio Pacelli (Nuntius in Deutschland 1917-1929, als Pius XII. Papst 1939-1958) hatte die Erzdiözese Köln mit 3,5 Millionen Katholiken und 2.000 Priestern eine überdimensionale Größe. Das Preußische Konkordat vom 14.6.1929 sah schließlich unter anderem die Errichtung einer eigenen Diözese Aachen vor. Es wurde vom Nuntius Eugenio Pacelli, dem preußischen Ministerpräsidenten Otto Braun (1872-1955) (SPD), dem preußischen Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung Carl Heinrich Becker (1876-1933) (parteilos) sowie vom preußischen Finanzminister Hermann Höpker-Aschoff (1876-1933) (DDP) unterzeichnet.
Die neue Diözese setzte sich überwiegend aus den westlich gelegenen Teilen der Erzdiözese Köln und aus kleineren Teilen des Bistums Münster zusammen. Durch die Zirkumskriptionsbulle „Pastoralis Officii Nostri“ Papst Pius XI. (Pontifikat 1922-1939) vom 13.8.1930 wurde genau am Jahrestag der Ratifizierung des Preußenkonkordats die neue Diözese errichtet und der Kölner Erzbischof Schulte zunächst sein Administrator, wobei Vogt auch hier die Funktion des Generalvikars übernommen hatte.
Völlig überraschend war die Ernennung Joseph Vogts zum Bischof von Aachen am 30.1.1931 durch Papst Pius XI. Vogt war immerhin schon 65 Jahre alt und litt an vegetativer Dystonie. Außerdem hatte er sich bei den Vorverhandlungen zur Gründung der Diözese Aachen entscheidend für die Interessen der Erzdiözese Köln eingesetzt. Als Vermögensrechtler war er auch für die finanziellen Angelegenheiten, insbesondere für die Dotationen zuständig. Wenn es auch nicht der Wunsch Vogts war, dieses kirchliche Amt zu übernehmen, so führte er es pflichtbewusst aus und konnte die Anfangsjahre des neuen Bistums im positiven Sinne prägen.
Vogt hatte im Kölner Generalvikariat mit seinen Sachkenntnissen so überzeugt, dass man ihn für besonders geeignet hielt, die Verwaltung des neuen Bistums aufzubauen. Die neue Diözese zählte 1,16 Millionen Katholiken und gehörte damit in Deutschland zu den mittelgroßen. Vogts Bischofsweihe fand am 18.3.1931 durch Kardinal Schulte im Kölner Dom statt. Sechs Tage später folgte die Inthronisierung im Aachener Dom. Bereits in seinem ersten Bischofsjahr entstand unter Vogt in der Diözese Aachen der Diözesan-Caritasverband.
Einen Schwerpunkt seiner Amtszeit bildete die Priesterausbildung. Das neu gegründete Bistum Aachen zählte 944 Priester bei 479 Gemeinden. Die Zahl der kirchlichen Pfarreien sollte nun ansteigen, weshalb neue Kirchen gebaut werden mussten. Die Priesteramtskandidaten studierten weiterhin an der Universität Bonn und an der Hochschule der Jesuiten in Frankfurt, St. Georgen, vereinzelt auch am Collegium Germanicum in Rom und am Collegium Canisianum in Innsbruck. Mit dem Jahr 1930 stieg die Zahl der Priesteramtskandidaten der Aachener Diözese sprunghaft an. In seinem Hirtenbrief vom 12.2.1933 hob Vogt die Bedeutung des Priesternachwuchses hervor. Die Zahl der Priester war im Aachener Raum stets sehr hoch gewesen. Nunmehr verlagerte sich die Rekrutierung von den ländlichen Gebieten in die Städte. Am 12.2.1932 wurden erstmals im Aachener Dom Diakone geweiht. Von da an war der Dom die Weihekirche für den Diözesan-Klerus. Im Jahre 1936 war der Neubau des Priesterseminars in der Mozartstraße 2 nach den Plänen des Architekten Peter Salm (1892-1981) fertiggestellt worden, wobei die Finanzierung zum größten Teil durch Spenden ermöglicht wurde.
Bereits 1933 wurde die zuvor entstandene katholische Zeitschrift "Der Sonntag" zur offiziellen Kirchenzeitung umgewandelt. Die Redaktionsleitung übernahm der Geistliche Dr. Bruno Selung, der aus Osterode/Ermland stammte. Vogt förderte mit Erfolg die katholischen Verbände und Vereine.
Die beiden ersten Jahre seines Episkopates waren maßgeblich geprägt von der katastrophalen wirtschaftlichen Lage. Die Wirtschaftskrise vom Winter 1931/1932 zeichnete sich durch die hohe Anzahl von Arbeitslosen und durch den Rückgang der Reallöhne um 25 Prozent aus. Bischof Vogt rief nun zu monatlichen Spenden für Notleidende auf, woraus das erfolgreiche Winterhilfswerk hervorging. Drei Viertel der Spenden kamen den Pfarreien direkt zu Gute. Das letzte Viertel wurde hingegen von der Bistumskasse verwaltet.
Die beiden ersten Jahre seines Episkopates waren maßgeblich geprägt von der katastrophalen wirtschaftlichen Lage. Die Wirtschaftskrise vom Winter 1931/1932 zeichnete sich durch die hohe Anzahl von Arbeitslosen und durch den Rückgang der Reallöhne um 25 Prozent aus. Bischof Vogt rief nun zu monatlichen Spenden für Notleidende auf, woraus das erfolgreiche Winterhilfswerk hervorging. Drei Viertel der Spenden kamen den Pfarreien direkt zu Gute. Das letzte Viertel wurde hingegen von der Bistumskasse verwaltet.
Als sich das nationalsozialistische Regime ab 1933 etablierte, geriet auch die Aachener Diözese unter Druck. Eine vollkommene Gleichschaltung durch die Nationalsozialisten erwies sich dennoch als eine Schwierigkeit, da das Gebiet des Bistums mit der fast geschlossenen katholischen Bevölkerung zu den katholischen Kernländern des Deutschen Reiches zählte. Bischof Vogt ließ sich in seinen Vorhaben nicht beirren. Er errichtete in dieser schwierigen Zeit sogar neue Pfarreien und ließ Kirchen bauen. Bei den Märzwahlen von 1933 erhielt die NSDAP im Wahlkreis Köln-Aachen bekanntlich das schlechteste Ergebnis im Deutschen Reich. Bei den sich anschließenden Juli-Wahlen sollte sich dieser Misserfolg wiederholen.
Als die Nationalsozialisten die Verehrung Karls des Großen, der im Diözesankalender als Heiliger geführt werden durfte, untersagten, da man ihn als „Sachsenschlächter“ ansah, stieß dies bei den gläubigen Katholiken auf Unverständnis und wurde sogar unterlaufen. Als die Diözese das Karlsfest im Januar 1934 feierlich beging und auf Karls historische Bedeutung hinwies, wurde beim Festgottesdienst im Aachener Dom die Feierlichkeit durch Mitglieder der Hitlerlugend gestört.
Bei seinem Amtsantritt war es das erklärte Ziel Vogts, so bald wie möglich ein eigenes Diözesanarchiv zu eröffnen. Dieses konnte mit Beginn des Jahres 1934 fertig gestellt werden. Als Archiv des Bischofs und seiner Verwaltung sollte es dazu dienen, das Wirken der Kirche in der Diözese Aachen zu dokumentieren. Sämtliches Schrift- und Dokumentationsgut aller Abteilungen des Generalvikariats und anderer Einrichtungen der Diözese wurden hier gesichert und nach Erschließung und Bewertung für die internen Nutzer sowie für Forscher zur Verfügung gestellt.
Im Januar 1934 wurde der „Volksverein für das katholische Deutschland“ mit Sitz in Mönchengladbach liquidiert. Er war einst nach dem Deutschen Flottenverein der zweitgrößte Verein im Kaiserreich gewesen. Der Düsseldorfer Regierungspräsident zog das Vermögen des Vereins ein, Verlag und Druckerei wurden geschlossen. Die Vereinsbibliothek mit 94.000 Bänden kaufte die Stadt Mönchengladbach auf.
Bischof Vogt warnte 1934 öffentlich das NS-Regime, dem Christentum keine glaubenslosen Schriften aufzunötigen. Hierbei meinte er insbesondere die Publikation des NS-Chefideologen Alfred Rosenberg (1892/1893-1946). Dieser hatte in seinem pseudophilosophischen und -historischen „Mythus des 20. Jahrhunderts” aus dem Jahre 1934 ein Neuheidentum in Form einer neogermanischen Religion propagiert. Jesus wird hier vollkommen unwissenschaftlich als Arier vereinnahmt und das Alte Testament wird als „jüdisches Machtwerk“ abgetan, für das der Anspruch einer Offenbarungsschrift nicht mehr erhoben werden kann. Vogt wurde nunmehr stärker von der Gestapo und der Partei überwacht. Im seinen Hirtenbriefen führte er auch aus, Katholiken seiner Diözese würden verdächtigt, ungebührlich angegriffen. Sie unterlägen im Übrigen auch Verhöhnungen, Beleidigungen und Beschimpfungen.
In der Zeit des Nationalsozialismus gehörte Vogt zwar nicht zu den kampfbereitesten Bischöfen gegenüber dem Regime wie etwa Clemens August von Galen (1878-1946), Konrad von Preysing (1880-1950) und Michael von Faulhaber (1869-1952). Seine Hirtenbriefe dokumentieren jedoch, dass er schon sehr früh die Unvereinbarkeit der Ziele der NSDAP mit denen der katholischen Kirche sah. In seinem Hirtenbrief vom 12.4.1935 verteidigte er die Beibehaltung der Konfessionsschulen und der katholischen Jugendorganisationen. Auch wies er darauf hin, dass die christliche Erziehung durch das Reichskonkordat von 1933 abgesichert werde. Vehement setzte er sich für die Beibehaltung der katholischen Jugendverbände ein. Das Verbot vom Juli 1935 und die vollkommene Gleichstellung aller Jugendverbände zur „Staatsjugend“ konnte er schließlich nicht verhindern.
Als im Jahre 1936 bekannt wurde, dass einige katholische Weltgeistliche und Ordenspriester sich des Missbrauchs an Kindern und Jugendlichen betätigt hatten, wurden bei der Strafverfolgung auch viele Unschuldige angeklagt. Vogt gehörte zu den katholischen Bischöfen, welche die nachgewiesenen Missbrauchsfälle massiv verurteilten. Er stellte sich jedoch bedingungslos hinter solche Kleriker, denen dies bewusst unterstellt wurde. Er bezeichnete die sich anschließende Kampagne der NSDAP und die Schauprozesse als Angriff auf den Glauben und als Heuchelei. Bei dieser Kampagne ginge es auch darum, die Verdienste der 75.000 Ordensschwestern und 3.000 Ordensbrüdern in Deutschland zu schmälern. Am 23.3.1936 verteidigte Vogt gegenüber dem Propagandaministerium, dass die Kirchenzeitung sich nicht alleine zu Glaubensfragen und zur Diözese äußert, sondern auch zu anderen, zum Beispiel zu gesellschaftlichen Themen. Diese Möglichkeit sei bereits im Reichskonkordat von 1933 geregelt worden. Der Abwehrkampf gegen den Nationalsozialismus verlagerte sich bis 1936 von den Kanzeln in die intensive Seelsorge. Vogt musste es hinnehmen, dass von der Gestapo ausgesprochene Aufenthaltsverbote für Geistliche notgedrungen zu Versetzungen führten, welche auf sein Bestreben hin de facto sehr häufig im kirchlichen Sinne Beförderungen gleichkamen.
Im Jahre 1937 fand die Aachener Heiligtumsfahrt statt. Diese im Volksglauben stark verankerte Tradition ging auf das Jahr 1239 zurück, wobei die Vorgeschichte mutmaßlich einen karolingischen Ursprung haben könnte. In diesem Jahr wurden erstmals die im Volksglauben stark verankerten drei Heiligtümer, das Gewand der Mutter Gottes, die Windeln Jesu, das Lendentuch Christi und das Enthauptungstuch Johannes des Täufers ausgestellt. Sie wurden dem Schrein Karls des Großen entnommen und anschließend in den neuen Marienschrein gelegt. Ausgefallen sind die Heiligtumsfahrten nur im Dreißigjährigen Krieg und in der Französischen Revolution. Die Frage der Echtheit wurde theologisch nie in den Vordergrund gestellt.
Große Verdienste um die Heiligtumsfahrt von 1937 hatte sich die Aachener Kirchenzeitung erworben. Sie sorgte dafür, dass diese nicht nur zu einem „stummen Protest“ gegen den Nationalsozialismus wurde. Von Januar bis Juli 1937 erschienen hierzu 21 Beiträge. An 43 auswärtige Zeitungen und Zeitschriften wurden sie jeweils verschickt. Am 20. Juni erschien eine Sondernummer der Kirchenzeitung zur Heiligtumsfahrt. Später erschienen hierzu laufend Berichte und Bildreportagen. Es war ihr Verdienst, dass die Aachener Heiligtumsfahrt in ganz Europa bekannt wurde. Deren Gesamtauflage betrug während der Zeit dieser Heiligtumsfahrt zwei Millionen. Insgesamt wurde sie zu einer eindrucksvollen Kundgebung gegen den Nationalsozialismus. Über eine Million Pilger wurden gezählt. Alleine 25 Bischöfe nahmen an ihr teil. Diejenigen Oberhirten, die von den Nationalsozialisten angegriffen wurden, konnten hier besonderen Beifall erlangen.
Seit 1936 beeinträchtigten Vogt Altersbeschwerden bei der Ausübung seines Amtes. Ein besonderes Anliegen war ihm in seinem letzten Lebensjahr, den Begriff des “positiven Christentums“ wie ihn Adolf Hitler (1889-1945) propagandistisch benutzte, in Frage zu stellen. Das Christentum sei mehr als lediglich die Pflege bestimmter Tugenden. Insbesondere kenne dieser verfremdete Begriff des Christentums keine Demut und keine Leidensbereitschaft. Auch griff er die Rassenpolitik der Nationalsozialisten an. Gott sei doch der Schöpfer aller Rassen. Auch sprach er sich gegen Rosenbergs Abspaltung des Alten Testaments vom Neuen ab. Außerdem seien Blut, Boden und Rassen keine religiösen Kategorien.
Bischof Vogt verstarb am 5.10.1937 in Monschau. Das Requiem im Aachener Dom zelebrierte der Kölner Kardinal Schulte. Unter großer Beteiligung der Bevölkerung sowie von circa 600 Priestern wurde sein Leichnam zunächst auf dem Kapitelsfriedhof im Kreuzgang des Aachener Domes beigesetzt. Seit 1955 ruht er in der neugeschaffenen Bischofsgruft des Domes.
Wenn das Wirken Bischofs Vogt auch keine volle sieben Jahre dauerte, so hatte er Aachen zu einem neuen Zentrum des kirchlichen Lebens machen können. Bis ihn seine letzten Kräfte verließen, war er seinen Verpflichtungen bei den Visitationen und Firmungen stets nachgekommen. Vogt war Mitglied des Wissenschaftlichen Studentenverbandes Unitas.
Werke
Eherecht, Köln 1902.
Kirchen-Vermögensrecht, Köln 1903.
Literatur
Brecher, August, Das Bistum Aachen bis zur Gegenwart. Geschichte eines jungen Bistums, Straßburg 1996.
Brecher, August, Kirchenpresse unter NS-Diktatur. Die katholische Kirchenzeitung für das Bistum Aachen im Dritten Reich, Aachen 1988.
Brecher, August, Miniaturen zur Aachener Kirchengeschichte. Bilder aus zwölf Jahrhunderten, Aachen 1996.
Burr, Wolfgang, Unitas-Handbuch, Band 2, Bonn 1996.
Emunds, Paul, Der stumme Protest, Aachen o.J.
Gatz, Erwin, Geschichte des Bistums Aachen in Daten 1930-1985. Der Weg einer Ortskirche, Aachen 1986.
Gatz, Erwin, Joseph Vogt, in: Gatz, Erwin (Hg.), Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder. 1795/1803-1945. Ein biographisches Lexikon, Berlin 1983, S. 797-781.
Hecker, Hermann Joseph, Chronik der Regenten und Ökonomen im Priesterseminar des Erzbistums Köln 1615-1950, Düsseldorf 1951.
Reuter, Josef, Die Wiedererrichtung des Bistums Aachen, Mönchengladbach 1976.
Trippen, Norbert, Das Domkapitel und die Erzbischofswahlen in Köln 1821-1929, Köln/Wien 1972.
Weier, Joseph, Joseph Vogt, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Band 15, Herzberg 1999, Sp. 1405–1407.
Wolf, Huber/Unterburger, Klaus (Hg.), Eugenio Pacelli. Die Lage der Kirche in Deutschland 1929. Der Schlussbericht des Nuntius vom 18. November 1929 (Deutsch und Italienisch), Paderborn 2006.
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Scheidgen, Hermann Josef, Joseph Heinrich Peter Vogt, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/joseph-heinrich-peter-vogt/DE-2086/lido/57c93872b8a754.37900617 (abgerufen am 09.12.2024)