Karl Henrici

Architekt und Stadtplaner (1842-1927)

Hedda Acker (Münster)

Ansicht der Kölner Altstadt, Skizze von Karl Henrici, 1867. (RWTH AAchen)

Karl Hen­ri­ci war ein be­deu­ten­der Ver­tre­ter der so ge­nann­ten Stadt­bau­kunst, der haupt­säch­lich in Aa­chen lehr­te und ar­bei­te­te. Ob­wohl vie­le sei­ner Pla­nun­gen nicht oder nur teil­wei­se um­ge­setzt wur­den, wa­ren sie rich­tung­wei­send und be­ein­flus­sen städ­te­bau­li­che Dis­kus­sio­nen bis in die Ge­gen­wart.

Karl Hen­ri­ci, am 12.5.1842 in Hars­te in der Nä­he von Göt­tin­gen ge­bo­ren, stu­dier­te ab 1859 am Po­ly­tech­ni­kum Han­no­ver, das er 1864 oh­ne Ab­schluss ver­ließ. Ei­ner kurz­fris­ti­gen Be­schäf­ti­gung beim Bau ei­ner psych­ia­tri­schen Kli­nik in Göt­tin­gen folg­te die Ar­beit für das Bau­bü­ro Ha­se in Han­no­ver. Die­se Tä­tig­keit gab er zu­guns­ten ei­ner halb­jäh­ri­ge Stu­di­en­rei­se nach Ita­li­en auf. Nach Deutsch­land zu­rück­ge­kehrt nahm er ei­ne Stel­le als Stadt­bau­meis­ter der Han­se­stadt Ham­burg an, wo er bis 1875 blieb, um dann als Do­zent für Ar­chi­tek­tur an die Tech­ni­sche Hoch­schu­le Aa­chen zu ge­hen. 1877 zum plan­mä­ßi­gen Pro­fes­sor er­nannt, hat­te er den Aa­che­ner Lehr­stuhl bis zu sei­ner Eme­ri­tie­rung 1921 in­ne. Schwer­punk­te sei­ner Lehr­tä­tig­keit wa­ren Bür­ger­li­che Bau­kunst, Frei­hand­zeich­nen und Or­na­men­tik. Hen­ri­ci ver­an­lass­te die Ein­rich­tung wei­te­rer Lehr­stüh­le und kon­zen­trier­te sich auf das Fach „Bür­ger­li­che Bau­kunst“. Zu­dem rich­te­te er das Lehr­fach "Künst­le­ri­sche Auf­ga­ben im Städ­te­bau" neu ein, wel­ches aber nicht zum Prü­fungs­fach aus­ge­baut wur­de.

Hen­ri­ci war be­ein­flusst durch das Werk sei­nes Freun­des Ca­mil­lo Sit­te (1843-1903), ei­nes Wie­ner Ar­chi­tek­ten, der mit dem Werk "Der Städ­te­bau nach sei­nen künst­le­ri­schen Ge­sichts­punk­ten" (1889) zu ei­nem Um­den­ken im Be­reich der Ar­chi­tek­tur und der Stadt­pla­nung bei­trug.

 

Hen­ri­ci be­ton­te die Wich­tig­keit von ge­wach­se­nen, his­to­ri­schen Struk­tu­ren, von künst­le­ri­schen As­pek­ten ge­gen­über ei­ner rein tech­nisch ori­en­tier­ten Stadt­pla­nung. Er for­der­te klei­ne Ein­hei­ten mit in­di­vi­du­el­lem Cha­rak­ter statt Mas­sen­bau­ten und ori­en­tier­te sich an der ro­man­ti­schen Äs­the­tik al­ter deut­scher Städ­te. Sei­ne Ent­wür­fe wur­den mit Prei­sen aus­ge­zeich­net; die Lis­te der Städ­te, für die er Be­bau­ungs­ent­wür­fe an­fer­tig­te, ist be­acht­lich, Städ­te wie KölnTrier, Des­sau und Mün­chen wa­ren dar­un­ter. Den­noch wur­den sei­ne Ent­wür­fe kaum in die Tat um­ge­setzt. Dies gilt auch für sei­nen letz­ten grö­ße­ren Ent­wurf, ei­nen Plan für die Stadt Aa­chen. Hen­ri­ci ar­bei­te­te je­doch nicht nur im Be­reich des Städ­te­baus, son­dern auch als aus­füh­ren­der Ar­chi­tekt. Er­hal­ten ist bei­spiels­wei­se sein ei­ge­nes, von ihm ent­wor­fe­nes Haus in der Kre­fel­der Stra­ße 21 in Aa­chen.

Ob­wohl sei­ne Ent­wür­fe sel­ten um­ge­setzt wur­den, ist Hen­ri­cis Ein­fluss auf spä­te­re Dis­kus­sio­nen im Be­reich des Städ­te­baus nicht zu un­ter­schät­zen. Ne­ben an­de­ren Ver­tre­tern der Stadt­bau­kunst be­ruft man sich auch auf ihn, wo man ge­gen prag­ma­ti­sche, aber ge­sichts­lo­se Zweck­bau­ten, Hoch­häu­ser und Mas­sen­sied­lun­gen ar­gu­men­tiert oder künst­le­risch-his­to­ri­sche As­pek­te in die Pla­nung mit ein­be­zie­hen möch­te. So­gar die Ar­chi­tek­tur- und Städ­te­bau­dis­kus­si­on in der DDR wur­de von der Stadt­bau­kunst Sit­tes, Hen­ri­cis und an­de­rer be­ein­flusst, wenn sich auch früh ab­zeich­ne­te, dass sich die ge­gen­tei­li­ge Po­si­ti­on durch­setz­ten wür­de. 

Siedlungsplan der Aachener Professoren Henrici, Schimpff und Sieben für die Stadt Aachen, 1920. (Arbeitskreis für Denkmalpflege und Institut für Städtebau und Landesplanung der RWTH Aachen)

 

Hen­ri­ci wur­den zahl­rei­che Aus­zeich­nun­gen und Eh­ren­ti­tel zu­teil. So wur­de ihm 1903 die Eh­ren­dok­tor­wür­de der Tech­ni­schen Hoch­schu­le Darm­stadt ver­lie­hen; 1904 er­hielt er den Ti­tel Ge­hei­mer Re­gie­rungs­rat; bei sei­ner Eme­ri­tie­rung wur­de er zum Ho­no­rar­pro­fes­sor er­nannt. Er er­hielt die sil­ber­ne Me­dail­le für ver­dienst­vol­le Leis­tun­gen im Bau und Ver­kehrs­we­sen und der Staat Preu­ßen ver­lieh ihm den Ro­ten Ad­ler­or­den 4. Klas­se.

Karl Hen­ri­ci starb am 10.11.1927 in Aa­chen.

Werke (Auswahl)

Bei­trä­ge zur prak­ti­schen Äs­the­tik im Städ­te­bau: ei­ne Samm­lung von Vor­trä­gen und Auf­sät­zen, Mün­chen [1904].
Der In­di­vi­dua­lis­mus im Städ­te­bau. Aa­chen 1904
Die künst­le­ri­schen Auf­ga­ben im Städ­te­bau. Aa­chen 1891.
Ue­ber die Pfle­ge des Hei­mat­li­chen im länd­li­chen und städ­ti­schen Bau­we­sen, Mün­chen, [1920]. 

Literatur

Cur­des, Ger­hard/Oeh­mi­chen, Re­na­te (Hg.), Künst­le­ri­scher Städ­te­bau um die Jahr­hun­dert­wen­de, Köln 1981.

Gesamtbebauungsplan der Aachener Professoren Henrici, Schimpff und Sieben für die Stadt Aachen, 1920. (Arbeitskreis für Denkmalpflege und Institut für Städtebau und Landesplanung der RWTH Aachen)

 
Zitationshinweis

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Acker, Hedda, Karl Henrici, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/karl-henrici/DE-2086/lido/5e1f014d8503c8.82884548 (abgerufen am 25.04.2024)