Konrad Duden

Sprachwissenschaftler (1829-1911)

Björn Thomann (Suderburg)

Konrad Duden, Porträtfoto. (Stadtarchiv Wesel)

Kon­rad Du­den war ein re­nom­mier­ter Sprach­wis­sen­schaft­ler und Gym­na­si­al­di­rek­tor. In den Jahr­zehn­ten nach der Grün­dung des Deut­schen Reichs 1871 trug er ma­ß­geb­lich zu ei­ner Ver­ein­heit­li­chung der Recht­schrei­bung bei. Durch die Zu­stim­mung Ös­ter­reich-Un­garns und der Schweiz er­lang­ten sei­ne Re­geln für den ge­sam­ten deut­schen Sprach­raum Gül­tig­keit.

Kon­rad Alex­an­der Fried­rich Du­den wur­de am 3.1.1829 als zwei­ter Sohn des Un­ter­neh­mers Jo­hann Kon­rad Du­den (1802-1885) und des­sen Frau Ju­lia­ne Char­lot­te Mon­jé (1810-1883) auf Gut Bos­sigt in Lack­hau­sen am Nie­der­rhein ge­bo­ren. Trotz fi­nan­zi­el­ler Schwie­rig­kei­ten, in die sein Va­ter auf­grund ge­schäft­li­cher Miss­er­fol­ge ge­ra­ten war, konn­te Du­den ab 1838 das Gym­na­si­um in We­sel be­su­chen. Nach be­stan­de­ner Rei­fe­prü­fung am 24.8.1846 im­ma­tri­ku­lier­te er sich an der phi­lo­so­phi­schen Fa­kul­tät der Uni­ver­si­tät Bonn. Hier be­such­te er mit be­son­de­rem In­ter­es­se die Vor­le­sun­gen Ernst Mo­ritz Arndts und wur­de Mit­glied der Bur­schen­schaft Ger­ma­nia, die aus ei­nem 1841 ge­grün­de­ten evan­ge­li­schen Theo­lo­gen­ver­ein her­vor­ge­gan­gen war. Du­den selbst galt zeit­le­bens als streng re­li­gi­ös, sein Wir­ken als Päd­ago­ge wur­de ma­ß­geb­lich durch die pro­tes­tan­ti­sche Leh­re ge­prägt. Be­ein­druckt von den bur­schen­schaft­li­chen For­de­run­gen nach ei­ner na­tio­na­len Ei­ni­gung der deut­schen Staa­ten, nahm er auch an der März­re­vo­lu­ti­on 1848 re­gen An­teil, wo­bei er die Staats­idee ei­ner kon­sti­tu­tio­nel­len Mon­ar­chie be­für­wor­te­te.

Im Som­mer 1848 über­sie­del­te Du­den nach Frank­furt am Main, wo er über meh­re­re Jah­re als Haus­leh­rer bei der Fa­mi­lie des Se­na­tors Edu­ard Franz Souch­ay (1800-1872) tä­tig war. Mit dem Nie­der­gang der Frank­fur­ter Na­tio­nal­ver­samm­lung un­mit­tel­bar kon­fron­tiert, wur­de er in der Über­zeu­gung be­stärkt, dass ei­ne Ei­ni­gung Deutsch­lands nur un­ter der Füh­rung Preu­ßens zu ver­wirk­li­chen war. Aus die­sem Grund ent­wi­ckel­te er sich in den fol­gen­den Jahr­zehn­ten auch zu ei­nem en­er­gi­schen Be­für­wor­ter der Po­li­tik Ot­to von Bis­marcks (1815-1898).

Aus­ge­dehn­te Stu­di­en­rei­sen, die ihn un­ter an­de­rem nach Eng­land und in die fran­zö­si­sche Schweiz führ­ten, tru­gen in den Jah­ren nach 1848 zu ei­ner er­heb­li­chen Ho­ri­zont­er­wei­te­rung bei, die sich in sei­ner wei­te­ren be­ruf­li­chen Kar­rie­re als nütz­lich er­wei­sen soll­ten. Im März 1854 leg­te Du­den in Bonn die Lehr­amts­prü­fung ab, er­reich­te da­bei je­doch le­dig­lich die für ihn ent­täu­schen­de No­te „Im Gan­zen Be­frie­di­gend". Noch im glei­chen Jahr pro­mo­vier­te er in Mar­burg über die „An­ti­go­ne" des So­pho­kles (496-405 vor Chris­tus) und er­hielt ei­ne An­stel­lung als Leh­rer am Ar­chiv­gym­na­si­um in Soest. Im Herbst 1854 er­öff­ne­te sich ihm je­doch die un­er­war­te­te Ge­le­gen­heit, als Haus­leh­rer in Ge­nua zu ar­bei­ten. Du­den, der sich seit sei­ner Ju­gend für die rö­mi­schen An­ti­ke be­geis­tert hat­te, ver­brach­te die fol­gen­den fünf Jah­re in Ita­li­en - ei­ne Zeit, die sein Le­ben nach­hal­tig prä­gen soll­te. Er be­such­te und stu­dier­te die kul­tu­rel­len Hin­ter­las­sen­schaf­ten des Al­ter­tums und avan­cier­te zu ei­nem ver­sier­ten Ken­ner der grie­chi­schen und rö­mi­schen An­ti­ke.

Wäh­rend sei­ner Zeit in Ge­nua lern­te Du­den auch sei­ne spä­te­re Frau Ade­li­ne So­phia Ja­kob (1840-1921), die Toch­ter ei­nes deut­schen Kon­suls und Gro­ß­kauf­manns, ken­nen. Aus der 1861 in Soest ge­schlos­se­nen Ehe gin­gen bis 1875 sechs Kin­der (vier Söh­ne und zwei Töch­ter) her­vor.

1859 kehr­te Du­den nach Preu­ßen und an das Soes­ter Ar­chiv­gym­na­si­um zu­rück, an dem er bis 1869 als Leh­rer und seit 1867 auch als Pro­rek­tor tä­tig war. Zwi­schen 1869 und 1876 fun­gier­te er als Di­rek­tor des Gym­na­si­ums in Schleiz (Thü­rin­gen), ehe er 1876 die Lei­tung des Gym­na­si­ums in Hers­feld an der Ful­da über­nahm.

Be­reits wäh­rend sei­nes Di­rek­to­rats in Schleiz hat­te Du­den für sein Leh­rer­kol­le­gi­um ein or­tho­gra­phi­sches Ver­zeich­nis zur deut­schen Recht­schrei­bung er­ar­bei­tet. Auf die­sem auf­bau­end, ver­öf­fent­lich­te er 1872 sein Werk „Die deut­sche Recht­schrei­bung, Ab­hand­lung, Re­geln und Wör­ter­ver­zeich­nis". Im Ja­nu­ar 1876 nahm Du­den als Kom­mis­si­ons­mit­glied an der ers­ten „Or­tho­gra­phi­schen Kon­fe­renz" in Ber­lin teil. Mit sei­ner For­de­rung „Schrei­be wie du sprichst!" ge­hör­te Du­den zur ra­di­ka­len Par­tei der „Pho­ne­ti­ker", wel­che die An­sicht ver­tra­ten, sämt­li­che beim Spre­chen nicht hör­ba­ren Lau­te aus dem Schrift­bild zu strei­chen. Ob­wohl sich Du­den und sei­ne An­hän­ger auf der Kon­fe­renz von 1876 mit ih­ren Vor­stel­lun­gen hat­ten durch­set­zen kön­nen, schei­ter­te de­ren Um­set­zung nicht zu­letzt am Wi­der­stand des preu­ßi­schen Un­ter­richts­mi­nis­te­ri­ums so­wie der ab­leh­nen­den Hal­tung des Reichs­kanz­lers Ot­to von Bis­marck.

Der Zu­stand der or­tho­gra­phi­schen Un­ein­heit­lich­keit blieb so­mit trotz der längst voll­zo­ge­nen po­li­ti­schen Ei­ni­gung noch über meh­re­re Jahr­zehn­te be­ste­hen. Du­den hielt an sei­nem Ziel je­doch un­be­irrt und aus­dau­ernd fest. Auf der Grund­la­ge sei­nes 1880 erst­mals ver­öf­fent­lich­ten Wör­ter­buchs zur deut­schen Spra­che und den Er­geb­nis­sen der zwei­ten Or­tho­gra­phi­schen Kon­fe­renz, die vom 17. bis 19.6.1901 in Ber­lin statt­fand, be­schlos­sen die Re­gie­rungs­be­hör­den noch im glei­chen Jahr ei­ne ver­bind­li­che ein­heit­li­che Recht­schrei­bung für die Län­der des Deut­schen Rei­ches. Durch die Zu­stim­mung Ös­ter­reich-Un­garns und der Schweiz er­lang­te sie für den ge­sam­ten deut­schen Sprach­raum Gül­tig­keit. Auch an den deut­schen Schu­len in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten von Ame­ri­ka wur­de der Un­ter­richt nun auf der Ba­sis die­ser Re­ge­lun­gen ab­ge­hal­ten.

In dem lang­jäh­ri­gen Be­mü­hen um ei­ne ein­heit­li­che Recht­schrei­bung er­wies sich Du­den trotz er­heb­li­cher Wi­der­stän­de nicht nur als aus­dau­ernd, son­dern auch als kom­pro­miss­fä­hig. Als Gym­na­si­al­di­rek­tor stand Kon­rad Du­den bei Leh­rern und Schü­lern in ho­hem An­se­hen, auch wenn er we­gen sei­ner Stren­ge ge­fürch­tet war. Auch au­ßer­halb der Schu­le be­wies er ho­hes En­ga­ge­ment, för­der­te die Grün­dung von Ver­ei­nen zur Er­wach­se­nen­bil­dung und be­tei­lig­te sich ak­tiv am re­li­giö­sen Le­ben sei­ner Dienst- und Le­bens­or­te.

Erst im Al­ter von 76 Jah­ren bat Du­den 1905 um Ver­set­zung in den Ru­he­stand. Bis zu sei­nem Tod am 1.8.1911 ar­bei­te­te er auf sei­nem An­we­sen in Son­nen­berg bei Wies­ba­den an der Fer­tig­stel­lung wei­te­rer wis­sen­schaft­li­cher Ar­bei­ten zur deut­schen Spra­che.

Sein Grab be­fin­det sich in Bad Hers­feld. Zahl­rei­che Mu­se­en und Aus­stel­lun­gen er­in­nern bis heu­te an ei­nen weit­sich­ti­gen Wis­sen­schaft­ler, des­sen Na­me bis heu­te mit dem von ihm be­grün­de­ten or­tho­gra­phi­schen Nach­schla­ge­werk - dem „Du­den" - un­trenn­bar ver­bun­den ist.

Werke

Die deut­sche Recht­schrei­bung, Ab­hand­lung, Re­geln und Wör­ter­ver­zeich­nis, Leip­zig 1872.
Voll­stän­di­ges or­tho­gra­phi­sches Wör­ter­buch der deut­schen Spra­che, Leip­zig 1880.

Literatur

Gold­berg, An­ke, Kon­rad Du­den - schrei­be wie Du sprichst, Er­furt 2007.
Ne­ri­us, Die­ter (Hg.), Kon­rad Du­dens or­tho­gra­phi­sche Schrif­ten, Hil­des­heim 2005.
Wur­zel, Wolf­gang Ull­rich, Kon­rad Du­den - Le­ben und Werk, Mann­heim 1998.

Online

Bas­ler, Ot­to, Ar­ti­kel "Du­den, Kon­rad", in: Neue Deut­sche Bio­gra­phie 4 (1953), S. 153-154. [On­line]

 
Zitationshinweis

Bitte geben Sie beim Zitieren dieses Beitrags die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an.

Thomann, Björn, Konrad Duden, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/konrad-duden/DE-2086/lido/57c698cdf3c302.00057391 (abgerufen am 28.03.2024)