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Lothar von Metternich setzte während seiner Amtszeit als Trierer Erzbischof unter schwierigen Bedingungen die kirchlichen Reformbestrebungen seiner Vorgänger fort. Obwohl er als Kurfürst zu den führenden Reichspolitikern seiner Zeit gehörte, scheiterte er in seinen Bemühungen, im Konflikt zwischen der Katholischen Liga und der Protestantischen Union, der 1618 in die Katastrophe des Dreißigjährigen Krieges mündete, zu vermitteln.
Lothar von Metternich wurde am 31.8.1551 auf Schloss Vettelhoven in Grafschaft als Sohn des Johann von Metternich (1500-1562), Herr zu Vettelhoven und kurkölnischer Amtmann zu Saffenberg und Sinzig, und seiner dritten Frau Katharina von der Leyen (1528-1587), geboren. Er war ein Neffe des Trierer Erzbischofs Johann von der Leyen und ein Vorfahre des Staatsmanns Klemens Wenzel Lothar von Metternich.
Nach einer umfassenden Ausbildung bei den Jesuiten in Köln, studierte Metternich an den Universitäten Köln (1567-1577), Perugia (1577-1579) sowie Padua (1579-1581) und unternahm Bildungsreisen nach Italien und Frankreich. 1570 wurde er Anwärter auf ein Kanonikat am Trierer Dom, 1575 Domkapitular und 1590 Domscholaster. Außerdem bekleidete er Kanonikate in Minden und Münster. 1599 ernannte ihn Erzbischof Johann VII. von Schönenberg zu seinem Koadjutor. Nach Johanns Tod wählte ihn das Trierer Domkapitel am 7.6.1599 zu seinem Nachfolger als Erzbischof von Trier. Am 13.6.1599 empfing er die Priesterweihe, am 30.7.1600 in Koblenz die Bischofsweihe.
Lothars vordringlichste Sorge galt im weltlichen Bereich der finanziellen Konsolidierung seines wirtschaftlich und finanziell geschwächten Territoriums. Neue Zunft-, Steuer-, Juden- und Apothekenordnungen konnten die wirtschaftlich prekäre Situation des Kurfürstentums jedoch nicht entscheidend verbessern, ebenso wenig das landesherrliche Engagement im Bergbau oder bei der Neufassung des Mineralbrunnens in Selters. Um einen Staatsbankrott zu vermeiden, erhob Metternich neue Steuern und steigerte die Prägetätigkeit der Münze (Kipper- und Wipperzeit). Auch der Beitritt zur Katholischen Liga 1610 verursachte erhebliche Kosten, ebenso militärische Konflikte und Besetzungen in den Jahren 1601, 1610, 1618 und 1620. Der Ausbau der Festung Ehrenbreitstein, die seit 1603 unter dem Architekten Alessandro Pasqualini vergrößert wurde, und die Erweiterung der Stadtbefestigung von Koblenz 1611 erwiesen sich als schwere finanzielle Hypotheken bei der Sanierung der zerrütteten Staatsfinanzen.
Dennoch begann unter dem Episkopat Lothars von Metternich ab 1615 der kostspielige Neubau der Trierer Residenz, der jedoch erst unter seinem Nachfolger Philipp von Sötern fertig gestellt wurde. Der Mainzer Architekt Georg Ridinger (1568-1617) errichtete unter Einbeziehung der spätantiken Palastaula einen prächtigen Renaissancebau in Form einer Vierflügelanlage mit einem Hochschloss im Süden und einem Niederschloss im Norden, die einen quadratischen Hof umschlossen. Lothar von Metternich engagierte sich intensiv in der Reichspolitik, fehlte bei keiner bedeutsamen Reichsversammlung und nahm an den Wahlen der Kaiser Matthias (Regierungszeit 1612-1619) und Ferdinand II. (Regierungszeit 1619-1637) teil. Auf diplomatischer Ebene erwies er sich dennoch als wenig erfolgreich; so scheiterte er in seinen Bemühungen, die Konfrontation zwischen der Protestantischen Union und der Katholischen Liga zu schlichten.
Als Erzbischof setzte Lothar von Metternich die Reformtätigkeit seiner Vorgänger fort, indem er vor allem die Priesterausbildung förderte und am Schulunterricht verstärkt Angehörige der neuen Orden beteiligte. So konnten sich Jesuiten, Kapuziner (Trier, Bernkastel, Cochem, Luxemburg), Franziskaner-Observanten (Andernach, Saarburg-Beurig) und die aus England vertriebenen Schwestern der Mary Ward (Englische Fräulein, 1610 in Trier) im Kurfürstentum niederlassen, wo sich der Erzbischof bemühte, ihnen angemessene Unterkünfte zu verschaffen. So wurde unter anderem 1611 bis 1614 in Trier das neue Kollegiengebäude der Jesuiten errichtet. Er reformierte das Stift St. Georg in Limburg und ließ das von Papst Clemens VIII. (Pontifikat 1592-1605) zum Jubeljahr erhobene Jahr 1600 feiern. 1608 führte er ein Trierer Missale und 1622 die „Constitutiones" ein, eine Art geistliches Testament.
Lothar von Metternich galt als hochintelligenter und belesener Mann mit freundlichen Umgangsformen und hoher, strenger Sittlichkeit. Papst Paul V. (Pontifikat 1605-1621) soll ihn daher als das Muster eines Bischofs („exemplum espiscopi") bezeichnet haben. Zuletzt bezog Lothar, dessen nachlassende Gesundheit ihn zunehmend an der Ausübung der Amtsgeschäfte hinderte, seinen Neffen Karl von Metternich (gestorben 1636) mehr und mehr in die Regierungsgeschäfte mit ein. Sein Versuch, diesen zum Koadjutor zu ernennen scheiterte, obwohl sieben Angehörige seiner Familie Mitglieder des Trierer Domkapitels waren. Stattdessen wurde der Dompropst Philipp von Sötern zum Erzbischof gewählt; die Familie Metternich spielte jedoch weiterhin im Domkapitel eine wichtige Rolle, was zu jahrelangen tief greifenden Auseinandersetzungen führte.
Lothar von Metternich starb am 17.9.1623 in der bischöflichen Burg in Koblenz nach schwerer Krankheit. Seinem Wunsch entsprechend wurde er im südlichen Seitenschiff des Trierer Doms vor dem Allerheiligenaltar beigesetzt, den er 1614 von dem Trierer Bildhauer Hans Ruprecht Hoffmann hatte errichten lassen. Der monumentale Grabaltar erinnert an einen gewaltigen Flügelaltar, in dessen Mittelpunkt der vom heiligen Michael beschütze Erzbischof in „ewiger Anbetung" vor der Himmelskönigin kniet. In sieben Etagen sind zahllose Heilige sowie Figuren des Alten und des Neuen Testaments dargestellt, die ein enzyklopädisches theologische Programm verbildlichen. Lothars Herz wurde in der Trierer Jesuitenkirche begraben, mit der er sich zu Lebzeiten besonders verbunden gefühlt hatte. Bereits 1600 hatte er den Kreuztragungsaltar in der Pfarrkirche in Heimersheim zum Andenken an seine Eltern gestiftet.
Literatur
Broemser, Ferdinand, Zur Geschichte der Familie Metternich mit den drei Muscheln und mit dem Löwenwappen bis um das Jahr 1700, Andernach 1988.
Laufner, Richard, Politische Geschichte, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte 1580-1794, in: Düwell, Kurt / Irsigler, Franz (Hg.), Trier in der Neuzeit, Trier 1996, S. 15-21.
Schwarz, Peter, Die Landstände des Erzstifts Trier unter Lothar von Metternich von 1599-1623, Trier 1915.
Seibrich, Wolfgang, Artikel „Lothar von Metternich", in: Gatz, Erwin (Hg.), Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches. 1448 bis 1648, Berlin 1996, S. 470-472.
Online
Christ, Günther, Artikel „Lothar v. Metternich", in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 230-232. [Online]
Conrad, Joachim, Metternich Lothar von, in: Saarländische Biografien Online. [Online]
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Schmid, Wolfgang, Lothar von Metternich, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/lothar-von-metternich/DE-2086/lido/57c94ddfa0e8e8.77062523 (abgerufen am 03.10.2024)