Margarete von Hochstaden

Gräfin von Berg (um 1230-1314)

Andrea Stieldorf (Bonn)

Bergischer Löwe, seit 1225 Wappen der Grafen, ab 1380 Herzöge von Berg (zurückgehend auf den Löwen der Herzöge von Limburg).

Schlagworte

Mar­ga­re­te von Hoch­sta­den war die Ge­mah­lin Graf Adolfs IV. von Berg (Re­gie­rungs­zeit 1247-1259). In der zwei­ten Hälf­te des 13. Jahr­hun­derts spiel­te sie für ei­ni­ge Jah­re ei­ne wich­ti­ge Rol­le in der Ge­schich­te des Rhein­lan­des, weil sie nach dem To­de ih­res Man­nes die Re­gie­rungs­ge­schäf­te für ih­ren min­der­jäh­ri­gen Sohn Adolf V. (Re­gie­rungs­zeit 1259-1296) über­nahm.

Wann Mar­ga­re­te als Toch­ter des Gra­fen Lo­thar I. von Hoch­sta­den (ge­stor­ben 1222) und des­sen Frau Mecht­hild (auch Mat­hil­de) von Vi­an­den ge­bo­ren wur­de, ist nicht be­kannt; ver­mut­lich liegt ihr Ge­burts­da­tum um 1230. Ihr To­des­da­tum 1314 ist hin­ge­gen durch das Me­mo­ri­en­buch der Zis­ter­zi­en­ser­ab­tei Al­ten­berg (heu­te Ge­mein­de Oden­thal) si­cher be­zeugt.

In der Zeit der Mar­ga­re­te von Berg um­fass­te die Graf­schaft Berg den Raum zwi­schen dem Un­ter­lauf der Ruhr als Nord­gren­ze, der Sieg als Süd­gren­ze und dem Rhein als West­gren­ze. Im­mer­hin war die Ent­wick­lung hin zu ei­nem Ter­ri­to­ri­um schon so weit ge­die­hen, dass man die Graf­schaft als Gan­zes be­griff: Vom ge­sam­ten Land der Graf­schaft Berg (to­ti­us terre et co­me­tie de Mon­te) ist in ei­ner Ur­kun­de von 1247 die Re­de, von der noch zu spre­chen sein wird. Ei­ne „Haupt­stadt“ be­zie­hungs­wei­se ei­nen zen­tra­len Re­si­denz­ort hat­te die Graf­schaft frei­lich nicht.

Wie vie­le hoch­ade­li­ge Fa­mi­li­en des spä­ten Mit­tel­al­ters ver­füg­ten die Gra­fen von Berg über meh­re­re Bur­gen und Häu­ser, in de­nen sie leb­ten und von de­nen aus sie ih­ren Herr­schafts­kom­plex re­gier­ten. Der Wech­sel zwi­schen die­sen Re­si­den­zen dien­te nicht zu­letzt der bes­se­ren herr­schaft­li­chen Er­fas­sung der Graf­schaft. Das zeigt auch die Ver­tei­lung der Or­te, an de­nen die Gra­fen von Berg in der zwei­ten Hälf­te des 13. Jahr­hun­derts über­wie­gend Auf­ent­halt nah­men: Schloss Burg an der Wup­per (heu­te Stadt So­lin­gen) so­wie rechts­rhei­nisch im Os­ten von Köln Burg Bens­berg (heu­te Stadt Ber­gisch Glad­bach) gel­ten als die wich­ti­ge­ren Re­si­den­zen. Da­ne­ben spiel­ten auch die nörd­lich von Düs­sel­dorf ge­le­ge­ne Burg An­ger­mund (heu­te Stadt Düs­sel­dorf) so­wie im Sü­den Burg Wind­eck an der Sieg (heu­te Ge­mein­de Wind­eck) ei­ne Rol­le.

Nicht zu ver­ges­sen ist schlie­ß­lich das am frü­he­ren Stamm­sitz der ber­gi­schen Gra­fen er­rich­te­te Zis­ter­zi­en­ser­klos­ter Al­ten­berg, das ih­nen auch als Fa­mi­li­en­grable­ge dien­te und in dem sie im­mer wie­der Auf­ent­halt nah­men. Au­ßer­halb der Graf­schaft sind die Gra­fen von Berg in Köln be­zeugt, wo sie ver­mut­lich im Al­ten­ber­ger Stadt­hof wohn­ten. Tat­säch­lich reis­te auch Mar­ga­re­te in der Graf­schaft um­her; nach 1266 scheint sie aber vor al­lem in Hü­ckes­wa­gen ge­lebt zu ha­ben.

 

Als Mar­ga­re­te von Hoch­sta­den Adolf En­de 1243/An­fang 1244 hei­ra­te­te, war die­ser noch nicht Graf von Berg. Re­gie­ren­der Graf war sein Va­ter, Her­zog Hein­rich IV. von Lim­burg (Re­gie­rungs­zeit 1225-1246), der durch sei­ne Hei­rat mit Grä­fin Irm­gard von Berg (vor 1204-1248 oder 1249), der Mut­ter Adolfs, in den Be­sitz der Graf­schaft Berg ge­kom­men war. Deut­lich wird dies am ers­ten Sie­gel Mar­ga­re­tes, das ganz of­fen­sicht­lich be­reits vor dem Tod des Schwie­ger­va­ters ge­sto­chen wor­den ist, denn die Um­schrift lau­tet: + S(IGILLVM) MAR­GA­RE­TE VX­O­RIS ADOL­FI FI­LI(I) DV(CIS) DE LY(M)BORG (Sie­gel der Mar­ga­re­te, Frau des Adolf, des Soh­nes des Her­zogs von Lim­burg).

Nach Her­zog Hein­richs IV. Tod 1246 ging das Her­zog­tum Lim­burg an sei­nen jün­ge­ren Sohn Wal­ram (Re­gie­rungs­zeit bis 1279), die Graf­schaft Berg an den äl­te­ren Sohn Adolf. Dies aber scheint ei­nen Aus­gleich zwi­schen Adolf und sei­ner Mut­ter, die als ein­zi­ges über­le­ben­des Kind des 1218 auf dem Kreuz­zug ver­stor­be­nen Gra­fen Adolf III. die Graf­schaft ge­erbt hat­te, not­wen­dig ge­macht zu ha­ben. Denn in der er­wähn­ten Ur­kun­de von 1247 muss­te ein Aus­gleich ge­trof­fen wer­den, durch den der Mut­ter Schloss Burg an der Wup­per so­wie das ca­s­trum An­ger­mund zu­ge­spro­chen wur­den, dem Sohn die Bur­gen Wind­eck und Bens­berg. Die Ein­künf­te der ge­sam­ten Graf­schaft soll­ten zwi­schen Mut­ter und Sohn hälf­tig auf­ge­teilt wer­den. Auch für Mar­ga­re­te wur­de ge­sorgt, in­dem sie ein Leib­ge­din­ge auch für den „Fall, was aber nicht zu wün­schen ist, dass sie oh­ne Nach­kom­men­schaft ster­ben soll­te“, er­hielt. Da­mit ist zu­gleich zu er­fah­ren, dass sie zum Zeit­punkt die­ser am 16.6.1247 aus­ge­stell­ten Ur­kun­de noch kei­ne Kin­der hat­te.

Adolf III. von Berg, Ausschnitt der Ahnengalerie auf Schloss Burg. (Schloss Burg a/d Wupper)

 

Hin­ter­grund der Hei­rat war das am 2.11.1243 ge­schlos­se­ne Bünd­nis zwi­schen dem Köl­ner Erz­bi­schof Kon­rad von Hoch­sta­den und der Fa­mi­lie der Her­zö­ge von Lim­burg und Gra­fen von Berg. Mar­ga­re­te war ei­ne Schwes­ter Kon­rads. Nach­dem das Ver­hält­nis sei­nes Vor­gän­gers zu Lim­burg-Berg sehr an­ge­spannt ge­we­sen war, war ihm an gu­ten Be­zie­hun­gen ge­le­gen, auch weil er sich der nie­der­rhei­ni­schen Op­po­si­ti­on ge­gen Kai­ser Fried­rich II. (rö­misch-deut­scher Kö­nig 1212-1250, ab 1220 Kai­ser) an­schlie­ßen woll­te. Die po­li­ti­sche Be­deu­tung von Bünd­nis und Hei­rat wur­de in den An­na­len von St. Pan­ta­le­on, al­ler­dings irr­tüm­lich zum Jah­re 1240, fest­ge­hal­ten: „Zur Be­kräf­ti­gung die­ses Frie­dens wur­de die Schwes­ter des Herrn Erz­bi­schofs zur Hei­rat an Adolf über­ge­ben, den Sohn des Gra­fen von Berg und Her­zogs von Lim­burg, und die Hälf­te des ca­s­trum Deutz wur­de dem­sel­ben Adolf als Le­hen über­ge­ben“.

Die Ehe­schlie­ßung muss bald dar­auf statt­ge­fun­den ha­ben, denn be­reits im März 1244 wird Mar­ga­re­te als Frau Adolfs ge­nannt. Aus die­ser Ehe gin­gen sie­ben Kin­der her­vor: Der ver­mut­lich nach 1247 ge­bo­re­ne äl­tes­te Sohn Adolf V. trat nach dem frü­hen Tod des Va­ters im Jahr 1259 des­sen Nach­fol­ge als Graf von Berg an. Da­ne­ben brach­te Mar­ga­re­te wei­te­re fünf Söh­ne und ei­ne Toch­ter zur Welt: Kon­rad, der Bi­schof von Müns­ter (Epis­ko­pat 1306-1310) wur­de, En­gel­bert, spä­ter Dom­propst in Köln, Wal­ram, der eben­falls Propst in Köln wur­de, Hein­rich, Wil­helm so­wie die Toch­ter Irm­gard, die den Gra­fen Eber­hard I. von der Mark (Re­gie­rungs­zeit 1277-1308) hei­ra­te­te. Die Söh­ne schlu­gen zu­nächst al­le die geist­li­che Lauf­bahn ein, Hein­rich aber kehr­te 1279 in den welt­li­chen Stand zu­rück und über­nahm die Herr­schaft Wind­eck. Wil­helm, be­reits Dom­ka­no­ni­ker in Köln, trat nach dem kin­der­lo­sen Tod sei­nes äl­tes­ten Bru­ders Adolf V. des­sen Nach­fol­ge als Graf von Berg an (Re­gie­rungs­zeit 1296-1308).

Adolfs IV. Hei­rat mit Mar­ga­re­te führ­te zu ei­ner en­gen Zu­sam­men­ar­beit der bei­den Schwä­ger. Erz­bi­schof Kon­rad selbst be­kann­te sich in ei­ner Ur­kun­de vom 20.7.1246 aus­drück­lich zu sei­nem Bünd­nis mit Adolf, den er als sei­nen lie­ben Schwa­ger und Ge­treu­en be­zeich­net. So agier­ten sie ge­mein­sam 1246 und 1247 bei den Kö­nigs­er­he­bun­gen des thü­rin­gi­schen Land­gra­fen Hein­rich Ras­pe (Ge­gen­kö­nig 1246/1247) be­zie­hungs­wei­se des Gra­fen Wil­helm von Hol­land (Ge­gen­kö­nig 1248-1254, rö­misch-deut­scher Kö­nig 1254-1256) und ver­such­ten die Spiel­räu­me und Op­tio­nen der Stadt Köln zu be­gren­zen. Über ei­ne Be­tei­li­gung Mar­ga­re­tes an die­sen Vor­gän­gen lässt sich frei­lich kei­ne Aus­sa­ge tref­fen.

Für ei­ne po­li­ti­sche Rol­le Mar­ga­re­tes be­reits wäh­rend ih­rer Ehe spricht, dass sie bald nach ih­rer Hei­rat in ei­ner im März 1244 aus­ge­stell­ten Ur­kun­de ih­res Schwie­ger­va­ters Her­zog Hein­rich zu­guns­ten der Stadt Re­ma­gen ne­ben ih­rer Schwie­ger­mut­ter und ih­rem Mann als Mit­aus­stel­le­rin ge­nannt wird. An et­wa zehn wei­te­ren Ur­kun­den ih­res Man­nes war sie be­tei­ligt, in­dem sie sie be­sie­gel­te. Da­bei han­del­te es sich vor al­lem um Ver­fü­gun­gen über Be­sitz und Ren­ten, aber auch herr­schaft­li­che Hand­lun­gen, die den ber­gi­schen Lehns­ver­band be­tra­fen. So be­ur­kun­de­te sie 1249 ge­mein­sam mit ih­rem Mann den Über­gang ei­ner Be­sit­zung zu Win­nin­gen an das Köl­ner Dom­ka­pi­tel.

Wur­de sie zu­nächst nur als Ge­mah­lin Adolfs be­zeich­net, so er­hielt sie nach dem To­de der Schwie­ger­mut­ter Irm­gard den Ti­tel ei­ner Grä­fin von Berg. 1253 be­geg­net sie als co­mi­tis­sa de Mon­te, als sie ge­mein­sam mit Adolf ei­ne Schen­kung an das Klos­ter Al­ten­berg vor­nahm. An die­ser Ur­kun­de ist erst­mals ihr zwei­tes Sie­gel be­zeugt, wel­ches die Um­schrift +S(IGILLVM) MAR­GA­RE­TE CO­MI­TIS­SE DE MON­TE (Sie­gel der Mar­ga­re­te, Grä­fin von Berg) trägt.

Wäh­rend ih­rer Ehe ur­kun­de­te Mar­ga­re­te im­mer ge­mein­sam mit ih­rem Mann. Hier deu­tet sich an, dass hoch­ade­li­ge Ehe­paa­re durch­aus ge­mein­sam agier­ten und auch ge­mein­sam re­prä­sen­tier­ten. Dies lässt sich am Bei­spiel der Sie­gel be­le­gen: Wäh­rend Adolfs im Durch­mes­ser 80 Mil­li­me­ter gro­ßes Sie­gel ihn den Kon­ven­tio­nen der Zeit ent­spre­chend auf ei­nem nach (he­ral­disch) links spren­gen­den Pferd in Rüs­tung und mit Schwert zeigt, ist Mar­ga­re­te auf ih­rem mit 68 Mil­li­me­ter deut­lich klei­ne­ren Sie­gel auf ei­nem nach (he­ral­disch) links ge­hen­den Pferd im Da­men­sitz sit­zend dar­ge­stellt. Sie hält mit der ei­nen Hand die Zü­gel und mit der an­de­ren Hand ei­nen Fal­ken. Wäh­rend Adolfs Rei­ter­sie­gel ihn als hoch­ade­li­gen In­ha­ber ei­ner Graf­schaft zeigt, ak­zen­tu­iert Mar­ga­re­tes Fal­ken­jagd­sie­gel stär­ker die Funk­ti­on der ge­sell­schaft­li­chen Re­prä­sen­ta­ti­on. Bei­de Sie­gel er­gän­zen sich in­so­fern.

Grabmal Konrad v. Hochstadens im Kölner Dom, Foto: Schmölz-Huth. (LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland)

 

Nach dem Tod ih­res Man­nes am 22.4.1259 über­nahm Mar­ga­re­te die Re­gie­rung für ih­ren Sohn Adolf V. Von ei­ner Re­gent­schaft spre­chen die Quel­len selbst zwar nicht, sie ist aber dar­aus zu er­se­hen, dass Mar­ga­re­te seit 1259 ei­gen­stän­dig Ur­kun­den aus­stell­te, ihr Sohn aber noch nicht in der In­ti­tu­la­tio ge­nannt wird. Be­reits im Au­gust 1259 hat­te ihr Bru­der Erz­bi­schof Kon­rad sie ge­be­ten, sich da­für ein­zu­set­zen, dass der Waf­fen­still­stand zwi­schen der Stadt Köln und der Fa­mi­lie von Dor­ren­busch hielt.

Dies macht deut­lich, dass Mar­ga­re­te als ernst­zu­neh­men­de po­li­ti­sche Grö­ße wahr­ge­nom­men wur­de. Zeug­nis­se für ih­re selb­stän­di­ge Füh­rung der Re­gie­rungs­ge­schäf­te gibt es schon frü­her: Am 20.7.1259 hat­te sie als co­mi­tis­sa de Mon­te dem Klos­ter Al­ten­berg den Wald von Grim­berg ge­schenkt. Ei­ne Ur­kun­de vom Sep­tem­ber 1259 be­zeugt, dass Mar­ga­re­te nicht (im­mer) völ­lig al­lei­ne ent­schied, da die Ur­kun­de die Zu­stim­mung ei­nes Ra­tes (de be­ne­pla­ci­to con­silii nos­tri) nennt; das muss frei­lich nicht nur auf die Re­gent­schaft zu­rück­zu­füh­ren sein, denn 1269 ist in ei­ner Ur­kun­de des er­wach­se­nen Adolf V. eben­falls von ei­nem con­si­li­um die Re­de.

Reitersiegel des Grafen Adolf V. von Berg, Foto: Jörg Graff. (Jörg Graff / CC BY-SA 4.0)

 

Mar­ga­re­te setz­te das Bünd­nis mit dem Erz­bi­schof von Köln zu­nächst fort. Deut­lich wird dies in dem gro­ßen Land­frie­dens­bünd­nis vom 14.11.1259, das Erz­bi­schof Kon­rad von Köln und Bi­schof Hein­rich von Ut­recht (Epis­ko­pat 1250-1267) so­wie die Gra­fen von Gel­dern, Kle­ve, Jü­lich und an­de­re schlos­sen. Gleich­be­rech­tigt be­tei­ligt wa­ren auch die ver­wit­we­ten Grä­fin­nen Mech­tild von Sayn und Mar­ga­re­te von Berg. Sol­che Land­frie­dens­bünd­nis­se soll­ten die re­gio­na­le Frie­dens­wah­rung ga­ran­tie­ren und ent­hiel­ten Re­gu­la­ri­en auch für den Fall, dass ei­ne der am Bünd­nis be­tei­lig­ten Par­tei­en ge­gen die Ver­ein­ba­run­gen ver­stieß.

Im Sep­tem­ber 1261 ver­starb Erz­bi­schof Kon­rad; mit dem Amts­an­tritt En­gel­berts von Fal­ken­burg am 2. Ok­to­ber (Epis­ko­pat 1261-1274) wan­del­te sich die ber­gi­sche Po­li­tik: Der zu­neh­mend selbst­stän­dig agie­ren­de Adolf V. ar­bei­te­te mit an­de­ren welt­li­chen Ter­ri­to­ri­al­her­ren wie den Gra­fen von Jü­lich ge­gen den neu­en Köl­ner Erz­bi­schof. Be­reits sei­ne ers­te oh­ne Mit­wir­kung sei­ner Mut­ter aus­ge­stell­te Ur­kun­de macht das deut­lich, denn die­se hat­te ein Freund­schafts­bünd­nis mit der Stadt Köln ge­gen den Erz­bi­schof zum In­halt. Mar­ga­re­te wird je­doch un­ter de­nen ge­nannt, die ih­re Zu­stim­mung ga­ben: mit der wil­le in­de ra­de dit ge­scheit ist. Da die Ur­kun­de auch von ihr be­sie­gelt wur­de, hat sie den Kurs­wech­sel mit­ge­tra­gen. Das mit dem Erz­bi­schof Kon­rad ge­schlos­se­ne Bünd­nis wur­de of­fen­bar von Mar­ga­re­te und ih­rer Fa­mi­lie als nur auf des­sen Le­bens­zeit be­grenzt an­ge­se­hen.

Das En­de ih­rer Re­gent­schaft setzt man in das Jahr 1262, weil Adolf V. am 9.6.1262 erst­mals den Graf­en­ti­tel führ­te und al­lei­ne, oh­ne Nen­nung sei­ner Mut­ter, ur­kun­de­te. Den­noch gibt es aus den Jah­ren 1262-1266 so­wohl Ur­kun­den, in de­nen Mar­ga­re­te oh­ne ih­ren Sohn oder ge­mein­sam mit ihm ur­kun­de­te, seit 1265 auch mit des­sen Frau Eli­sa­beth von Gel­dern (ge­stor­ben 1315); da­bei tritt sie im­mer un­ter dem Ti­tel ei­ner Grä­fin von Berg auf.

Nach der Hei­rat ih­res Soh­nes zog sich Mar­ga­re­te von des­sen Hof zu­rück: 1268 ur­kun­de­te sie ein letz­tes Mal ge­mein­sam mit ihm; seit No­vem­ber 1266 stell­te sie Ur­kun­den in Hü­ckes­wa­gen aus. Da­nach be­geg­net sie bis zu ih­rem Tod nur noch in fünf Ur­kun­den, trat al­so kaum noch in Er­schei­nung. Ob die­ser Rück­zug frei­wil­lig war, oder der Sohn sie da­zu dräng­te, kann nicht si­cher ent­schie­den wer­den. Ei­ne Ur­kun­de Adolfs V., in der Mar­ga­re­tes Stel­lung als ehe­ma­li­ge Grä­fin von Berg und nun­meh­ri­ge Her­rin von Hü­ckes­wa­gen be­tont wird, scheint al­ler­dings auf ei­ne ge­ziel­te Ab­gren­zung durch den Sohn zu deu­ten. Doch war­um Hü­ckes­wa­gen? Für ei­ne in der Li­te­ra­tur ge­le­gent­lich an­ge­nom­me­ne (ers­te) Ehe der Mar­ga­re­te mit Graf Ar­nold von Hü­ckes­wa­gen gibt es kei­ner­lei be­last­ba­re Quel­len­hin­wei­se. Er­kenn­bar wird der Be­zug zu Hü­ckes­wa­gen erst 1260, als Mar­ga­re­te das pre­di­um de Hu­kens­wa­ge so­wie die zu­ge­hö­ri­ge Burg von den Söh­nen des da­mals längst ver­stor­be­nen Gra­fen Ar­nold kauf­te. Da­bei han­del­te es sich of­fen­bar um ei­ne Über­ein­kunft zwi­schen die­sen Söh­nen und Mar­ga­re­te per­sön­lich, da we­der ihr Sohn Adolf V. noch an­de­re Kin­der oder Ver­wand­te in der Ur­kun­de ei­ne Rol­le spie­len. Da­mit stand ihr nun ein Ge­biet von et­wa 60 Qua­drat­ki­lo­me­tern als ei­gen­stän­di­ger Herr­schafts- und Wirt­schafts­raum zur Ver­fü­gung. Seit­dem führ­te sie den Ti­tel do­mi­na de Hu­e­kin­s­wa­ge (Her­rin von Hü­ckes­wa­gen), der im­mer­hin ih­re Stel­lung als hoch­ade­li­ge Frau zum Aus­druck brach­te, und leb­te hier bis zu ih­rem Tod 1314.

Quellen

An­na­les S. Pan­ta­leo­nis, ed Her­mann Car­dauns, MGH SS 22 (1872), S. 529-547. [on­line
Har­leß, Wol­de­mar (Hg.), Das Me­mo­ri­en­re­gis­ter der Ab­tei Al­ten­berg, in: Zeit­schrift des Ber­gi­schen Ge­schichts­ver­eins 31 (1895), S. 119-150.
Knip­ping, Rich­rad (Be­arb.), Die Re­ges­ten der Erz­bi­schö­fe von Köln im Mit­tel­al­ter, Band 3, Bonn 1909, Nach­druck Düs­sel­dorf 1985. [on­line
La­com­blet, Theo­dor Jo­seph, Ur­kun­den­buch für die Ge­schich­te des Nie­der­rheins oder des Erz­stifts Cöln, der Fürs­tent­hü­mer Jü­lich und Berg, Gel­dern, Meurs, Kle­ve und Mark, und der Reichs­stif­te El­ten, Es­sen und Wer­den, Band 2, Düs­sel­dorf 1846. [on­line
Mos­ler, Hans (Be­arb.), Ur­kun­den­buch der Ab­tei Al­ten­berg, Band 1, Bonn 1912.

Literatur

Ba­der, Ute, Ge­schich­te der Gra­fen von Are bis zur Hoch­sta­den­schen Schen­kung (1246), Bonn 1979.
Brend­ler, Al­brecht, Graf Adolf V. von Berg (um 1245-1290). Ein Por­trait, in: Düs­sel­dor­fer Jahr­buch 69 (1998), S. 127-158.
Kraus, Tho­mas R., Die Ent­ste­hung der Lan­des­herr­schaft der Gra­fen von Berg bis zum Jah­re 1225, Neu­stadt an der Aisch 1981.
Stiel­dorf, An­drea, Rhei­ni­sche Frau­en­sie­gel. Stu­di­en zur recht­li­chen und so­zia­len Stel­lung welt­li­cher Frau­en im Rhein­land im 13. und 14. Jahr­hun­dert, Köln [u.a.] 1999. 

Erstes Siegel Mechthilds von Sayn (1216-1227), Abdruck an einer Urkunde von 1222. (Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, Abt. 74, Nr. 8)

 
Zitationshinweis

Bitte geben Sie beim Zitieren dieses Beitrags die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an.

Stieldorf, Andrea, Margarete von Hochstaden, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/margarete-von-hochstaden/DE-2086/lido/5cff756eb46a97.90296769 (abgerufen am 07.10.2024)