Maria Luise Raskin

Kindergärtnerin, Schulleiterin, Wegbereiterin der Montessori-Pädagogik in Deutschland (1909-2002)

Manfred Berger (Dillingen an der Donau)
Veröffentlicht am 11.12.2024, zuletzt geändert am 06.01.2025

Maria Luise Raskin, Porträt, undatiert. (Ida-Seele-Archiv)

Ma­rie Lui­se Ras­kin war ur­sprüng­lich Kin­der­mäd­chen, wur­de Kin­der­gärt­ne­rin und schlie­ß­lich Lei­te­rin der „Fach­schu­le für Kin­der­gärt­ne­rin­nen und Hort­ne­rin­nen des Zen­tral­ver­ban­des ka­tho­li­scher Kin­der­gär­ten und Hor­te Deutsch­lands e.V.“ in Köln. Seit den 1930er Jah­ren war sie von den päd­ago­gi­schen Er­neue­rungs­be­stre­bun­gen der ita­lie­ni­schen Ärz­tin Ma­ria Montes­so­ri über­zeugt und ver­half der Montes­so­ri-Päd­ago­gik in Deutsch­land zum Durch­bruch.

Ma­ria Lui­se Ras­kin wur­de am 25.1.1909 als vier­tes von fünf Kin­dern des Post­schaff­ners Bern­hard Jo­sef Ras­kin (1871-1925) und sei­ner Ehe­frau, der Kö­chin Jo­han­na Ka­tha­ri­na Hen­ri­et­te Ras­kin, ge­bo­re­ne Gie­sen (1874-1961), in Köln ge­bo­ren. Ih­re Zwil­lings­schwes­ter Mag­da­le­na (1909-2001), ge­nannt Le­ni, wur­de 15 Mi­nu­ten spä­ter ge­bo­ren. Die El­tern er­zo­gen ih­re Kin­der nach den Wer­ten des ka­tho­li­schen Glau­bens. Der äl­tes­te Bru­der Adolf Ras­kin (1900-1940) wur­de spä­ter NS-In­ten­dant des Reichs­sen­der­s Saar­brü­cken und Kom­mis­sa­ri­scher In­ten­dant des Deut­schen Kurz­wel­len­sen­ders. Bru­der Hein­rich Ras­kin (1902-1990), ein pro­mo­vier­ter Rechts- und Wirt­schafts­wis­sen­schaft­ler, war 1949-1963 der ers­te haupt­amt­li­che Ober­bür­ger­meis­ter der Stadt Trier nach dem Zwei­ten Welt­krieg und ma­ß­geb­lich für den Wie­der­auf­bau der Mo­sel­stadt ver­ant­wort­lich. Zwil­lings­schwes­ter Le­ni wur­de Mut­ter von vier Kin­dern und stand ei­nem gro­ßen Haus­halt vor, in dem auch ver­wais­te Nich­ten und Nef­fen Auf­nah­me fan­den. Von ei­ni­gen Un­ter­bre­chun­gen ab­ge­se­hen leb­te Lui­se Ras­kin ihr gan­zes Le­ben lang mit Zwil­lings­schwes­ter Le­ni und de­ren Mann zu­sam­men.

1915-1919 be­such­ten die Zwil­lin­ge die Volks­schu­le, an­schlie­ßend die Kö­ni­gin-Lui­se-Schu­le. Dem Schul­ab­schluss 1916 mit Ober­se­kun­da-Rei­fe folg­ten Frau­en­schu­le und Kin­der­gärt­ne­rin­nen-Se­mi­nar. Da­nach gin­gen sie be­ruf­lich ge­trenn­te We­ge.

 

Durch Ver­mitt­lung der Lei­te­rin des Köl­ner Kin­der­gärt­ne­rin­nen­se­mi­nars, war Lui­se Ras­kin 1929-1934, an­fäng­lich nur vor­mit­tags, Kin­der­mäd­chen in der Fa­mi­lie des Köl­ner Ober­bür­ger­meis­ter­s Kon­rad Ade­nau­er. Da sie dar­auf an­ge­wie­sen war, nicht nur halb­tags zu ar­bei­ten, über­nahm sie 1929 wei­te­re An­stel­lun­gen. So war sie ei­ni­ge Mo­na­te im städ­ti­schen Licht- und Luft­frei­bad Köln-Bock­le­münd, ei­ner Ein­rich­tung für er­ho­lungs­be­dürf­ti­ge Köl­ner Schul­kin­der, an­ge­stellt, da­nach ei­ni­ge Mo­na­te als Kin­der­mäd­chen in ei­ner jü­di­schen Fa­mi­lie. 

Im Ja­nu­ar 1931 nahm Au­gus­te (Gus­sie) Ade­nau­er (1893-1966) ihr Kin­der­mäd­chen mit zu ei­nem Vor­trag von Ma­ria Montes­so­ri (1870-1952), den die­se auf Ein­la­dung des „Ka­tho­li­schen Deut­schen Frau­en­bun­des“ in der Au­la der Köl­ner Uni­ver­si­tät hielt. Zu­vor war die „Dot­tores­sa“, wie ih­re An­hän­ger die ita­lie­ni­sche Ärz­tin und Päd­ago­gin nann­te, von Ober­bür­ger­meis­ter Ade­nau­er und sei­ner Frau Gus­sie, die sich als Be­zirks­vor­sit­zen­de im Ka­tho­li­schen Frau­en­bund en­ga­gier­te, emp­fan­gen. Ade­nau­er ge­hör­ten un­ter an­de­rem ne­ben Tho­mas Mann (1875-1955), Max Rein­hardt (1873-1943) und Reichs­prä­si­dent Paul Lö­be (1875-1967), dem Eh­ren­aus­schuss des 1930 un­ter der Schirm­herr­schaft Ma­ria Montes­so­ris und Mit­glie­dern des ge­ho­be­nen Bür­ger­tums ge­grün­de­ten „Ver­ein Montes­so­ri-Päd­ago­gik Deutsch­land e. V.“ an. Die­ser be­an­spruch­te, die rich­ti­ge und rei­ne Montes­so­ri-Me­tho­de in Deutsch­land zu ver­tre­ten. Der Köl­ner Vor­trag von Ma­ria Montes­so­ri führ­te zu ei­ner ver­stärk­ten Grün­dung von Montes­so­ri-Ein­rich­tun­gen im Rhein­land und dar­über hin­aus. Zu de­nen, die von den Ide­en der ita­lie­ni­schen Ärz­tin und ih­ren päd­ago­gi­schen Er­neue­rungs­be­stre­bun­gen fas­zi­niert wa­ren, ge­hör­te fort­an Lui­se Ras­kin. 

Nach­dem die Na­tio­nal­so­zia­lis­ten im Ja­nu­ar 1933 die Macht über­nom­men hat­ten, hielt sich die SS be­zie­hungs­wei­se SA schon vor der Kom­mu­nal­wahl vom 12.3.1933, dem Tag der „Be­ur­lau­bun­g“ und De fac­to-Ab­set­zung des Köl­ner Ober­bür­ger­meis­ters Ade­nau­er, in des­sen Haus in der Max-Bruch-Stra­ße auf, „zum per­sön­li­chen Schut­z“, wie es hieß, wor­an sich auch das Kin­der­mäd­chen Lui­se Ras­kin spä­ter er­in­ner­te.

Luise Raskin (1) und Auguste Adenauer (2) mit den Kindern Paul (3), Lotte (4) und Elisabeth, genannt Libeth (5), undatiert. (Ida-Seele-Archiv/Bestand Familie Hoerner)

 

Im Mai 1934 über­sie­del­te die Fa­mi­lie Ade­nau­er nach Ber­lin-Neu­ba­bels­berg oh­ne Lui­se Ras­kin, die ei­nen Pri­vat­kin­der­gar­ten in Köln-Deutz, Al­sen­stra­ße 10, über­nahm. Dort konn­te sie end­lich An­sät­ze der Montes­so­ri-Päd­ago­gik pro­fes­sio­nell in der Vor­schul­pra­xis ver­wirk­li­chen. Aber die christ­li­che Aus­rich­tung des Kin­der­gar­tens war den Na­tio­nal­so­zia­lis­ten ein Dorn im Au­ge, wie auch sei­ne Ori­en­tie­rung an der Montes­so­ri-Me­tho­de. Ob­wohl 1936 die Montes­so­ri-Kin­der­häu­ser ver­bo­ten wur­den, konn­te Lui­se Ras­kin un­ter schwie­rigs­ten Be­din­gun­gen ih­ren Kin­der­gar­ten bis zu sei­ner to­ta­len Zer­stö­rung im Bom­ben­krieg 1944 wei­ter­füh­ren. Im­mer wie­der wur­de die Ein­rich­tung auf sei­ne „völ­ki­sche Zu­ver­läs­sig­keit“ von der Ge­sta­po kon­trol­liert, die den Pri­vat­kin­der­gar­ten der Na­tio­nal­so­zia­lis­ti­schen Volks­wohl­fahrt un­ter­stel­len woll­te.

Luise Raskin mit Kindern des Privatkindergartens. (Ida-Seele-Archiv/Bestand Familie Hoerner)

 

Gleich­zei­tig mit ih­ren Auf­ga­ben als Kin­der­gar­ten­lei­te­rin ent­fal­te­te Lui­se Ras­kin in der ka­tho­li­schen Pfarr­ge­mein­de St. An­na in Köln-Eh­ren­feld ei­ne re­ge re­li­gi­ons­päd­ago­gi­sche Ar­beit. Sie ab­sol­vier­te meh­re­re ka­te­che­ti­sche Kur­se der so­ge­nann­ten „Re­li­gi­ons­hoch­schu­le“ in El­ke­rings­hau­sen (heu­te Stadt Win­ter­berg) und un­ter­rich­te­te bis Som­mer 1945 Kin­der un­ter­schied­li­chen Al­ters in ka­tho­li­scher Re­li­gi­ons­leh­re. In die­se Zeit fie­len auch ih­re Ak­ti­vi­tä­ten in der ka­tho­li­schen Ju­gend­ar­beit. Sie ar­bei­te­te mit pri­va­ten an­ti­fa­schis­ti­schen Krei­sen zu­sam­men, die teils mu­si­ka­lisch-künst­le­risch tä­tig wa­ren. Hier­zu ge­hör­ten un­ter an­de­ren Per­sön­lich­kei­ten wie der Ma­ler, Zeich­ner und Gra­phi­ker Ge­org Meis­ter­mann (1911-1990) oder die vom jü­di­schen zum ka­tho­li­schen Glau­ben kon­ver­tier­te Schau­spie­le­rin Min­nie Ma­ria Dron­ke (Künst­ler­na­me Ma­ria Kor­ten, 1904-1987). Man las und be­sprach mo­der­ne ka­tho­li­sche Au­to­ren wie zum Bei­spiel Paul Clau­del (1868-1955), Ger­trud von le Fort (1876-1971), Ro­ma­no Guar­di­ni (1885-1968) oder Theo­dor Ha­ecker (1879-1945).

Nach dem ge­schei­ter­ten At­ten­tat auf Adolf Hit­ler (1889-1945) vom 20. Ju­li 1944 wur­de Kon­rad Ade­nau­er ver­haf­tet und nach ei­ner Zwi­schen­sta­ti­on bei der Bon­ner Ge­sta­po im Köl­ner Mes­se­ge­län­de in Ge­fan­gen­schaft ge­nom­men. Sei­ne Frau Gus­sie wur­de im Sep­tem­ber 1944 für kur­ze Zeit ein­ge­sperrt. Lui­se Ras­kin ver­sorg­te bei­de un­ter ge­fähr­li­chen Um­stän­den so gut es ging mit Le­bens­mit­teln.

In den Jah­ren 1946 und 1947 ab­sol­vier­te Lui­se Ras­kin die „Fach­schu­le für Ju­gend­lei­te­rin­nen an der Bil­dungs­an­stalt für So­zi­al­päd­ago­gi­sche Frau­en­be­ru­fe der Stadt Köln“, die sie mit der Be­fä­hi­gung als Ju­gend­lei­te­rin ab­schloss. Gleich­zei­tig über­nahm sie die Lei­tung des neu er­rich­te­ten Pfarr­kin­der­gar­tens von St. An­na, Köln. Da in der NS-Zeit Klos­ter­frau­en kei­ne staat­li­che Aus­bil­dung zur Kin­der­gärt­ne­rin und Er­zie­he­rin hat­ten ab­sol­vie­ren kön­nen, er­öff­ne­te un­mit­tel­bar nach dem Zu­sam­men­bruch 1945 in Köln der „Zen­tral­ver­band ka­tho­li­scher Kin­der­gär­ten und Hor­te Deutsch­lands e.V.“ un­ter dem Vor­sitz von Prä­lat Al­bert Len­né (1878-1958) ei­ne Aus­bil­dungs­stät­te für Or­dens­schwes­tern. Die Ver­ant­wor­tung der Schu­le über­nah­men die Fran­zis­ka­ne­rin­nen vom Hei­ligs­ten Her­zen Je­su (Re­kol­lek­tin­nen). Lui­se Ras­kin zeich­ne­te ab Sep­tem­ber 1947 als ein­zi­ge haupt­amt­li­che Lehr­kraft für die Pra­xis­stun­den ver­ant­wort­lich. 1950 wur­de ihr zu­nächst die kom­mis­sa­ri­sche und dann die of­fi­zi­el­le Lei­tung der „Fach­schu­le für Kin­der­gärt­ne­rin­nen und Hort­ne­rin­nen des Zen­tral­ver­ban­des ka­tho­li­scher Kin­der­gär­ten und Hor­te Deutsch­lands e.V.“ (heu­te Be­rufs­kol­leg des Erz­bis­tums Köln. Fach­schu­le für So­zi­al­we­sen – Fach­rich­tung So­zi­al­päd­ago­gik) über­tra­gen. Die zu­nächst un­ter pri­mi­ti­ven Um­stän­den ar­bei­ten­de Aus­bil­dungs­stät­te konn­te un­ter ih­rer Ägi­de bald aus ei­nem ehe­ma­li­gen Hit­ler­ju­gend-Ba­ra­cken­heim in ein neu­es Haus um­zie­hen, sich er­wei­tern und schlie­ß­lich auch welt­li­che Schü­le­rin­nen auf­neh­men.

Lui­se Ras­kin stell­te ab 1955 meh­re­re Räu­me ih­rer Schu­le für die Durch­füh­rung von Montes­so­ri-Lehr­gän­gen zum Er­werb des Montes­so­ri-Di­ploms zur Ver­fü­gung. Sie selbst ab­sol­vier­te zu­sam­men mit ei­ni­gen ih­rer Schü­le­rin­nen ei­nen von ihr ver­an­lass­ten Montes­so­ri-Kurs (26.4.1955-27.3.1956). Die­ser stand un­ter der Lei­tung von He­le­ne Hel­ming (1888-1977), ei­ner von Ma­ria Montes­so­ri per­sön­lich aus­ge­bil­de­ten Schü­le­rin un­ter Mit­wir­kung von Ma­rio Montes­so­ri (1898-1982), dem Sohn und geis­ti­gen Er­ben von Ma­ria Montes­so­ri. Be­reits vor die­sem Lehr­gang ent­stand 1954 wäh­rend des ers­ten In­ter­na­tio­na­len Montes­so­ri-Kur­ses nach 1945 in Frank­furt am Main der Ge­dan­ke, ei­ne „Ka­tho­li­sche Ar­beits­ge­mein­schaft für Montes­so­ri-Päd­ago­gi­k“ in­ner­halb der „Deut­schen Montes­so­ri-Ge­sell­schaft e.V.“ (DMG) zu grün­den. Da­durch soll­te die Montes­so­ri-Päd­ago­gik ver­stärkt im ka­tho­li­schen Raum ver­brei­tet wer­den. 

Lui­se Ras­kin war Mit­glied der „As­so­cia­ti­on Montes­so­ri In­ter­na­tio­na­le“ und lan­ge Zeit Vor­stands­mit­glied der „Ka­tho­li­schen Ar­beits­ge­mein­schaft für Montes­so­ri-Päd­ago­gi­k“, die 1961 in die selb­stän­di­ge „Ka­tho­li­sche Ver­ei­ni­gung für Montes­so­ri-Päd­ago­gi­k“ und acht Jah­re spä­ter in „Montes­so­ri-Ver­ei­ni­gung e.V., Sitz Aa­chen“, um­ge­wan­delt wur­de. Im Lau­fe der Jah­re ent­wi­ckel­te sich die von ihr ge­lei­te­te Fach­schu­le zu ei­ner vor­bild­li­chen Bil­dungs­in­sti­tu­ti­on, die die Montes­so­ri-Päd­ago­gik in ihr Aus­bil­dungs­kon­zept auf­nahm. 

Als die Ein­tritts­vor­aus­set­zun­gen für den Be­ruf des Er­zie­hers/der Er­zie­he­rin stie­gen und die mitt­le­re Rei­fe oder die Fach­ober­schul­rei­fe Vor­aus­set­zung für die Aus­bil­dung wur­de, rief Lui­se Ras­kin ei­nen Lehr­gang für jun­ge Mäd­chen/Frau­en ins Le­ben, die sich in der Pra­xis als Hel­fe­rin­nen im Kin­der­gar­ten und Hort be­währ­ten, de­nen je­doch der mitt­le­re Ab­schluss fehl­te. Die Bil­dungs­maß­nah­me fand zu­nächst abends und an Wo­chen­en­den in den Schul­räu­men statt. Be­dingt durch den ho­hen zeit­li­chen Auf­wand für die Teil­neh­me­rin­nen ent­stand die Idee, die­ses Qua­li­fi­zie­rungs­zu­satz­an­ge­bot in Form von Fern­lehr­kur­sen zu or­ga­ni­sie­ren. In Zu­sam­men­ar­beit mit Leh­rern und Leh­re­rin­nen ent­wi­ckel­te Lui­se Ras­kin Lehr­brie­fe und bot ein ent­spre­chen­des Fern­stu­di­um kom­bi­niert mit Wo­chen­end­schu­lun­gen an. Schlie­ß­lich rief sie den Trä­ger­ver­ein „Köl­ner Fern­lehr-In­sti­tu­t“ ins Le­ben, der an das „Kol­ping Bil­dungs­wer­k“ über­ging.

Trotz ih­rer Sym­pa­thie für die Montes­so­ri-Päd­ago­gik blieb Lui­se Ras­kin of­fen für an­de­re päd­ago­gi­sche Kon­zep­te. So schätz­te sie Fried­rich Frö­bel (1782-1852) als den gro­ßen „Men­schen­er­zie­her“, des­sen Leh­ren in ih­rer Schu­le gleich­ran­gig ne­ben de­nen von Ma­ria Montes­so­ri stan­den. Lui­se Ras­kin setz­te sich un­ter an­de­rem da­für ein, dass Kin­der un­ter drei Jah­ren nicht in ei­ner vor­schu­li­schen Ein­rich­tung auf­ge­nom­men, son­dern von der Mut­ter be­treut wer­den soll­ten.

Un­ge­ach­tet ih­rer Tä­tig­keit als Schul­lei­te­rin, als Mit­glied in ver­schie­de­nen so­zia­len und kirch­li­chen Ver­bän­den so­wie als ge­such­te Re­fe­ren­tin zu Fra­gen der Klein­kin­der- und Montes­so­ri­päd­ago­gik war Lui­se Ras­kin auch pu­bli­zis­tisch tä­tig. Die meis­ten ih­rer Auf­sät­ze ver­öf­fent­lich­te sie in der ka­tho­li­schen Fach­zeit­schrift „Kin­der­heim“ (heu­te „Welt des Kin­des“). Da­durch üb­te sie ei­nen ma­ß­geb­li­chen Ein­fluss auf die Ent­wick­lung und Ge­stal­tung des ka­tho­li­schen Kin­der­gar­ten­we­sens nach 1945 aus.

1972 zog sich Lui­se Ras­kin aus dem ak­ti­ven Be­rufs­le­ben zu­rück. Noch lan­ge galt ihr In­ter­es­se der Ent­wick­lung „ih­rer“ Aus­bil­dungs­stät­te, der Montes­so­ri-Päd­ago­gik so­wie den neu­en päd­ago­gi­schen Strö­mun­gen im Kin­der­gar­ten­we­sen. Dar­über hin­aus en­ga­gier­te sie sich in so­zia­len und kul­tu­rel­len Ver­ei­nen der Dom­stadt. Für ih­re Ver­diens­te er­hielt sie am 8.7.1972 das päpst­li­che Eh­ren­kreuz „Pro eccle­sia et pon­te­fice“. Mit ih­rer Zwil­lings­schwes­ter und wei­te­ren Per­so­nen grün­de­te sie am 11.6.1979 den öku­me­ni­schen „Fa­mi­li­en- und Kran­ken­pfle­ge­ver­ein Köln-Niehl-Wei­den­pesch e.V.“, des­sen Vor­stand sie ei­ni­ge Jah­re an­ge­hör­te.

Luise Raskin (rechts) und Kinder des Pfarrkindergartens St. Anna, undatiert. (Ida-Seele-Archiv/Bestand Familie Hoerner)

 

Im No­vem­ber 1996 über­sie­del­ten Lui­se Ras­kin, Schwes­ter Le­ni und Schwa­ger Ernst Ho­er­ner (1912-2000) ge­mein­sam in das „Herz-Je­su-Al­ten- und Pfle­ge­heim“ ge­gen­über dem Köl­ner Stadt­park, ge­nannt Frie­dens­park. Lui­se Ras­kin starb am 23.10.2002 in ih­rer Ge­burts­stadt Köln, un­be­merkt von der päd­ago­gi­schen-montes­so­ria­ni­schen Fach­welt.

Schriften (Auswahl)

The­men zum Müt­ter­abend, in: Kin­der­hein 27 (1949), S. 654-667.

Po­si­ti­ver Ju­gend­schutz durch Schrift­tums­pfle­ge, in: Kin­der­heim  (28)1950, S. 199-206.

Mo­der­ne Kin­der­gar­ten­idee in Theo­rie und Pra­xis, in: Kin­der­heim (29) 1951, S. 153-160.

Frö­bels Kin­der­gar­ten­idee und ih­re Ver­wirk­li­chung in der Ge­gen­wart, in: Kin­der­heim (30) 1952, S. 100-103.

Nach­klang zum Frö­bel­jahr, in: Ka­tho­li­sche Frau­en­bil­dung (54) 1953, S. 58-60. Häus­li­che Ar­bei­ten, in: Kin­der­heim (35) 1957, S. 165-167.

Wird un­se­re prak­ti­sche Er­zie­hungs­ar­beit in Kin­der­gar­ten und Hort den Le­bens­be­dürf­nis­sen des heu­ti­gen Kin­des ge­recht?, in: Kin­der­heim  (37) 1959, S. 61-74.

All­ge­mei­ne Pro­ble­me um den Schul­kin­der­gar­ten, in: Kin­der­heim (42) 1964, S. 272-277.

Mit­ein­an­der le­ben ler­nen, in: Kin­der­heim (43) 1965, S. 153-163.

Ma­ria Wa­chen­dorf – ei­ne Wür­di­gung zum 70. Ge­burts­tag (1983), in: Lud­wig, Ha­rald/Fi­scher, Chris­ti­an/Fi­scher, Rein­hard (Hg.), Montes­so­ri-Päd­ago­gik in Deutsch­land, Müns­ter 2002, S. 145-146.

Chro­nik der Fach­schu­le für So­zi­al­päd­ago­gik des Zen­tral­ver­ban­des kath. Kin­der­gär­ten und Kin­der­hor­te Deutsch­lands e. V.: Köln, Wei­ßen­burg­str. 14, 1946-1972, Köln 2002 [un­ver­öf­fent­licht]. 

Literatur

Ben­der, An­nie, Ma­ria Montes­so­ri in Köln, in: Die Christ­li­che Frau 29 (1931), S. 57-59.

Ber­ger, Man­fred, Ras­kin, Ma­ria Lui­se, in: Bautz, Trau­gott (Hg.), Bio­gra­phisch-Bi­blio­gra­phi­sches Kir­chen­le­xi­kon, Band 22, Nord­hau­sen 2003, Sp. 1137-1145.

Ho­er­ner, Lud­wig, Lui­se Ras­kin 25.01.1909-23.10.2002. Ih­re Le­bens-Er­in­ne­run­gen, Köln o. J.

Kon­rad, Franz-Mi­cha­el, Kin­der­gar­ten oder Kin­der­haus? Montes­so­ri-Re­zep­ti­on und päd­ago­gi­scher Dis­kurs in Deutsch­land bis 1939, Frei­burg i. Br. 1997.

Küs­ters, Hanns Jür­gen (Hg. u. Be­arb.), Kon­rad Ade­nau­er – Der Va­ter, die Macht und das Er­be. Das Ta­ge­buch des Mon­si­gno­re Paul Ade­nau­er 1961-1966, Pa­der­born 2017.

Lud­wig, Ha­rald/Fi­scher, Chris­ti­an/Fi­scher, Rein­hard (Hg.), Montes­so­ri-Päd­ago­gik in Deutsch­land, Müns­ter 2002.

Wa­chen­dorf, Ma­ria, Zum 70. Ge­burts­tag von Lui­se Ras­kin, in: Montes­so­ri-Werk­brief 18 (1979), S. 30.

Wa­chen­dorf, Ma­ria, Über die An­fän­ge un­se­rer „Montes­so­ri-Ver­ei­ni­gun­g“, in: Montes­so­ri-Werk­brief 23 (1985), S. 111-113. 

Luise Raskin (rechts) mit ihrer Zwillingsschwester Leni Hoerner, undatiert. (Ida-Seele-Archiv/Bestand Familie Hoerner)

 
Zitationshinweis

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Berger, Manfred, Maria Luise Raskin, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/maria-luise-raskin/DE-2086/lido/675963c960fc72.00844614 (abgerufen am 19.01.2025)