Marta Worringer

Künstlerin (1881-1965)

Martin Pesch (Bonn)

Marta Worringer (1881-1965), Frankfurt am Main 1951, Foto: Susanne Liebenthal-Latorf. (Germanisches Nationalmuseum, Deutsches Kunstarchiv, Nachlass Wilhelm und Marta Worringer)

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Mar­ta Worrin­ger war ei­ne Köl­ner Künst­le­rin der Avant­gar­de, die mit ih­ren Por­träts lei­den­der Frau­en in den 1920er Jah­ren grö­ße­re Be­kannt­heit in der rhei­ni­schen Kunst­sze­ne er­lang­te. Ihr klei­nes über­lie­fer­tes Oeu­vre stammt vor al­lem aus Worrin­gers Haupt- und spä­ter Schaf­fens­pha­se. Das Früh­werk so­wie ein Gro­ß­teil der Ar­bei­ten aus der NS-Zeit gel­ten als ver­schol­len. Sie war die Ehe­frau des re­nom­mier­ten Kunst­his­to­ri­kers Wil­helm Worrin­ger (1881-1965).

Mar­ta Ma­ria Emi­lie Worrin­ger, ge­bo­re­ne Schmitz, kam als drit­tes Kind des Rechts­an­walts Phil­ipp Emil Schmitz (1844-1919) und des­sen Ehe­frau El­se (ge­bo­ren 1847) am 16.1.1881 in Köln zur Welt. Der Va­ter, spä­ter Mit­glied der Li­be­ra­len Frak­ti­on im Köl­ner Stadt­rat und als Spe­zia­list für Han­dels­recht ein be­deu­ten­der An­walt am Ober­lan­des­ge­richt, stamm­te aus dem saar­län­di­schen Tho­ley. Dort war Mar­tas Gro­ßva­ter An­ton Schmitz als Ge­richts­voll­zie­her tä­tig. Die Mut­ter El­se, ge­bo­re­ne Es­ser, stamm­te aus ei­ner Köl­ner Un­ter­neh­mer­fa­mi­lie.

Kurz nach Mar­tas Ge­burt be­zog die wohl­ha­ben­de Fa­mi­lie Schmitz das re­prä­sen­ta­ti­ve Wohn­haus Am Ge­re­ons­driesch 11a, in dem die Künst­le­rin auf­wuchs. Ih­re Kind­heit emp­fand sie nicht zu­letzt auf­grund der pro­ble­ma­ti­schen Be­zie­hung der El­tern als freud­los. Dar­auf führ­te sie spä­ter ih­re oft me­lan­cho­li­sche Grund­stim­mung zu­rück, die nach­hal­ti­gen Ein­fluss auf ih­re Kunst nahm. Nach Ab­sol­vie­rung des Ly­ze­ums be­such­te Mar­ta zur Fort­set­zung ih­rer hö­he­ren Bil­dung ab 1897 zwei Jah­re lang ein Pen­sio­nat in Bel­gi­en. Ab 1899 nahm sie pri­va­ten Mal­un­ter­richt bei Wil­ly Spatz (1861-1931), Pro­fes­sor der Ele­ment­ar­klas­se an der Düs­sel­dor­fer Kunst­aka­de­mie. An­fang 1905 zog die Künst­le­rin mit ih­rer Freun­din Agnes Os­ter spä­ter ver­hei­ra­ter­te Fo­rell, nach Mün­chen, wo sie sich als Kunst­schü­le­rin An­ge­lo Janks (1868-1940) in der Da­men­aka­de­mie des Münch­ner Künst­le­rin­nen­ver­eins so­wie an der pro­gres­si­ven Debs­chitz-Schu­le wei­ter­bil­de­te. 1906 schlos­sen sich die Köl­ner Freun­din­nen Ol­ga Op­pen­hei­mer und Em­my Worrin­ger (1878-1961) der Wohn­ge­mein­schaft an. Ge­mein­sam sie­del­te man im März 1907 nach Dach­au über, das da­mals für sei­ne Künst­ler­ko­lo­nie be­kannt war.  

In Mün­chen hat­te Schmitz En­de Ja­nu­ar 1905 Em­my Worrin­gers Bru­der Wil­helm ken­nen­ge­lernt, der in die­ser Zeit dort Kunst stu­dier­te. Die bei­den hei­ra­te­ten am 11.5.1907 in Köln, nach­dem Letz­te­rer zu Jah­res­an­fang mit der für den Ex­pres­sio­nis­mus weg­wei­sen­den kunst­theo­re­ti­schen Ar­beit „Abs­trak­ti­on und Ein­füh­lun­g“ pro­mo­viert wor­den war. Nach ei­ner halb­jäh­ri­gen Hoch­zeits­rei­se durch Ita­li­en kehr­te das jun­ge Ehe­paar im Ja­nu­ar 1908 nach Mün­chen zu­rück, wo im Sep­tem­ber des Jah­res die ers­te Toch­ter, Bri­git­te (ge­stor­ben 1934), zur Welt kam. Mar­ta Worrin­ger sah sich fort­an ge­zwun­gen, ih­re ge­lieb­ten künst­le­ri­schen Tä­tig­kei­ten mit ih­rer Pflicht zur Haus­halts­füh­rung und Kin­der­er­zie­hung zu ver­ei­nen. Dies war der Haupt­grund da­für, dass Worrin­gers Schaf­fen in den fol­gen­den Jahr­zehn­ten meist im Schat­ten der Ar­beit ih­res Man­nes stand. 

1909 sie­del­te die Fa­mi­lie nach Bern über, wo Wil­helm Worrin­ger sich ha­bi­li­tier­te und als Pri­vat­do­zent un­ter­rich­te­te. Hier trat sei­ne Ehe­frau Mar­ta 1910 in der Weih­nachts­aus­stel­lung der „Ge­sell­schaft Schwei­zer Ma­ler, Bild­hau­er und Ar­chi­tek­ten“ im Kunst­mu­se­um Bern mit ih­rem Werk erst­mals an die Öf­fent­lich­keit. Um die glei­che Zeit hat­te das Ehe­paar Worrin­ger den Künst­ler Cu­no Amiet (1868-1961) ken­nen­ge­lernt, des­sen Schü­le­rin Mar­ta wur­de und durch den das Paar Kon­takt zu Amiets Oschwan­der Freun­des­kreis er­hielt. Im dar­auf­fol­gen­den Jahr nahm die Künst­le­rin dann vom 1. Ok­to­ber bis 8. No­vem­ber mit ei­nem Werk am be­deu­ten­den Pa­ri­ser Herbst­sa­lon teil. Am ers­ten Aus­stel­lungs­tag brach­te Mar­ta Worrin­ger ih­re zwei­te Toch­ter Re­na­te zur Welt. Wäh­rend ih­rer Zeit in Bern hiel­ten die Worrin­gers, nicht zu­letzt durch meh­re­re Rei­sen nach Köln, en­gen Kon­takt zur rhei­ni­schen Kunst­sze­ne. So war Mar­ta Mit­glied der 1911 ge­grün­de­ten „Köl­ner Se­zes­si­on“ ge­wor­den und nahm an der ers­ten Aus­stel­lung im Ja­nu­ar des fol­gen­den Jah­res teil. Dar­über hin­aus stand sie dem Köl­ner Aus­stel­lungs- und Dis­kus­si­ons­fo­rum Ge­re­ons­klub nah, das En­de 1910 von ih­rer Schwä­ge­rin Em­my Worrin­ger mit ge­grün­det wor­den war. Wil­helm Worrin­ger hielt un­ter an­de­rem den ers­ten Vor­trag in die­sem Club.

Wilhelm Worringer (1881-1965), ca. 1925.

 

Den Win­ter 1913/1914 ver­brach­te die Fa­mi­lie Worrin­ger in Ber­lin, da Wil­helm wäh­rend ei­nes Frei­se­mes­ters dort wis­sen­schaft­li­che For­schun­gen durch­führ­te. Sei­ne Ehe­frau nutz­te den Auf­ent­halt, um sich an ei­ner Ber­li­ner Kunst­schu­le wei­ter­zu­bil­den. In der Reichs­haupt­stadt hat­te sich das Paar je­doch nie recht ein­ge­lebt, so­dass es sich glück­lich schätz­te, als es im Au­gust 1914 nach Bonn zog, wo­hin Wil­helm Worrin­ger von Paul Cle­men an das Kunst­his­to­ri­sche In­sti­tut der Uni­ver­si­tät ge­holt wor­den war. Der Ers­te Welt­krieg be­en­de­te al­ler­dings bald die Lehr­tä­tig­keit. Der Kunst­his­to­ri­ker mel­de­te sich im April 1915 frei­wil­lig zum Kriegs­dienst. Auch brach­te der Krieg die Aus­stel­lungs­tä­tig­keit sei­ner Ehe­frau zum Er­lie­gen, die am 29.3.1918 ihr drit­tes Kind Lu­cin­de zur Welt brach­te. Erst für die Son­der­aus­stel­lung von Hand­tex­til­ar­bei­ten der Kest­ner-Ge­sell­schaft in Han­no­ver lässt sich wie­der ei­ne Aus­stel­lungs­be­tei­li­gung be­le­gen. Dort zeig­te die Künst­le­rin ex­pres­si­ve Stick­bil­der, die ne­ben gra­phi­schen und il­lus­trie­ren­den Ar­bei­ten Worrin­gers be­vor­zug­te Ar­beits­tech­nik bil­de­ten. Die Wer­ke die­ser Pha­se sind gleich­zei­tig die frü­hes­ten er­hal­te­nen Ar­bei­ten der Künst­le­rin. Aus der Aus­bil­dungs­zeit so­wie den dar­auf­fol­gen­den Jah­ren bis 1918 ist le­dig­lich ein aqua­rel­lier­tes Ex Li­bris aus dem Jahr 1906 über­lie­fert.

Zum be­stim­men­den Bild­mo­tiv ih­rer zu­nächst noch ex­pres­sio­nis­ti­schen, in den fol­gen­den Jah­ren rea­lis­ti­scher wer­den­den Wer­ke wur­de die Dar­stel­lung lei­den­der Men­schen, vor al­lem von Frau­en. Die Bil­der zei­gen meist schma­le Per­so­nen mit über­pro­por­tio­nal gro­ßen und ge­streck­ten Kör­per­tei­len, rie­si­gen Au­gen und star­ren Ge­sich­tern in Si­tua­tio­nen von Hoff­nungs­lo­sig­keit, Angst oder Trau­er. Aus­lö­ser sind ge­wöhn­lich Ar­mut, Not oder Krieg. The­ma­tisch und kom­po­si­to­risch sind die­se Ar­bei­ten stark an Kä­the Koll­witz‘ (1867-1945) so­zia­len Rea­lis­mus an­ge­lehnt. Ne­ben Worrin­gers schwer­mü­ti­gem Cha­rak­ter bil­de­ten die Kri­sen­jah­re der Nach­kriegs­zeit mit In­fla­ti­on, Putsch­ver­su­chen und Ruhr­kampf An­re­gung für die­se Mo­ti­ve. Auch per­sön­lich brach­te die Nach­kriegs­zeit dem Ehe­paar Worrin­ger Geld­sor­gen so­wie Be­zie­hungs­pro­ble­me, die zum Teil durch die häu­fi­gen Af­fä­ren des Ehe­manns be­grün­det wa­ren. Wäh­rend der le­bens­lus­ti­ge Wil­helm Worrin­ger oft mit Mar­tas Schwer­mut zu kämp­fen hat­te, sah die­se sich häu­fig der Un­fä­hig­keit des Ehe­manns in vie­len Be­lan­gen der Le­bens­füh­rung ge­gen­über. In der Ar­beit un­ter­stütz­te sie ihn, in­dem sie re­gel­mä­ßig sei­ne Vor­le­sun­gen be­such­te, da­zu kri­ti­sche An­mer­kun­gen mach­te und Rat­schlä­ge gab.

Nach der Un­ter­bre­chung durch die Kriegs­jah­re nahm Worrin­gers Aus­stel­lungs­prä­senz im Rhein­land in den 1920er Jah­ren deut­lich zu. Nach­dem sie be­reits 1919 an der Aus­stel­lung „Frau­en“ in der Ga­le­rie Flecht­heim mit Il­lus­tra­tio­nen und Stick­bil­dern teil­ge­nom­men hat­te, war sie 1920 auf der „Gro­ßen Düs­sel­dor­fer Kunst­aus­stel­lun­g“ und An­fang 1922 in ei­ner Gra­phik-Schau im Folk­wang-Mu­se­um in Ha­gen ver­tre­ten. Mit den Aus­stel­lun­ger­fol­gen gin­gen ei­ne künst­le­ri­sche Eman­zi­pa­ti­on und stei­gen­de Bil­der­ver­käu­fe ein­her. Dar­über hin­aus trug Worrin­ger durch Buch-Il­lus­tra­tio­nen zu Hein­rich von Kleists „Mar­qui­se von O.“ (1920) und Fjo­dor Dos­to­je­w­skis „Die Sanf­te“ (1925) zum Le­bens­un­ter­halt der Fa­mi­lie bei. Ih­re An­bin­dung an den Düs­sel­dor­fer Kunst­be­trieb ver­stärk­te sich durch ih­re Mit­glied­schaft in der avant­gar­dis­ti­schen Aus­stel­lungs­ge­mein­schaft „Das Jun­ge Rhein­lan­d“, an de­ren viel­be­ach­te­ten „1. In­ter­na­tio­na­len Kunst­aus­stel­lun­g“ im Kauf­haus Tietz sie 1922 mit zwei Li­tho­gra­phi­en be­tei­ligt war. Kurz zu­vor hat­te sie sich mit der Prin­zi­pa­lin des Düs­sel­dor­fer Schau­spiel­hau­ses, Loui­se Du­mont, an­ge­freun­det, die in den fol­gen­den Jah­ren ei­ne en­ge Ver­trau­te und Be­ra­te­rin wur­de. 1924 war Worrin­ger durch die Aus­stel­lung „Köl­ner Künst­ler“ im Köl­ni­schen Kunst­ver­ein schlie­ß­lich auch in ih­rer Hei­mat­stadt zu se­hen; im Ju­ni 1925 dann in der Aus­stel­lung der „Bon­ner Künst­ler­ver­ei­ni­gung 1914“ in der Vil­la Ober­nier in Bonn, an de­ren Schau sie auch im Fol­ge­jahr teil­nahm. 1926 wur­de sie zu­dem Mit­glied der wie­der­be­grün­de­ten Köl­ner Se­zes­si­on.

Paul Clemen, Porträtfoto: Dorothea Bleibtreu, Bonn. (LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland)

 

Von Bonn zog die Fa­mi­lie im Sep­tem­ber 1928 nach Kö­nigs­berg, wo Wil­helm Worrin­ger zum Win­ter­se­mes­ter ei­ne Or­dent­li­che Pro­fes­sur für Kunst­ge­schich­te an der Uni­ver­si­tät an­trat. An der ört­li­chen Kunst­aka­de­mie er­hielt sei­ne Ehe­frau Mar­ta erst­mals ein ei­ge­nes Ate­lier. Hier ar­bei­te­te sie mit Fritz Bur­mann (1892-1945) zu­sam­men und wid­me­te sich in der Fol­ge­zeit groß­for­ma­ti­gen Öl­ge­mäl­den. Dem neu­en Wohn­ort zu­nächst ab­leh­nend ge­gen­über­ste­hend, wur­de Kö­nigs­berg Worrin­ger bald zur neu­en Hei­mat, be­son­ders Nid­den an der Ku­ri­schen Neh­rung galt ihr als be­lieb­tes Aus­flugs­ziel. In Kö­nigs­berg setz­te die Künst­le­rin auch ih­re Aus­stel­lungs­tä­tig­keit fort. So war sie seit 1931 re­gel­mä­ßig auf den jähr­li­chen Kunst­aus­stel­lun­gen des Kö­nigs­ber­ger Kunst­ver­eins ver­tre­ten. Auf die Macht­er­grei­fung der Na­tio­nal­so­zia­lis­ten re­agier­te das Ehe­paar mit ei­nem Rück­zug in die „in­ne­re Mi­gra­ti­on“. 1933 wur­de die Künst­le­rin Mit­glied der Reichs­kam­mer der Bil­den­den Küns­te, was un­um­gäng­lich war, woll­te sie im NS-Staat wei­ter­hin öf­fent­lich künst­le­risch tä­tig blei­ben. Worrin­ger ver­lor schlie­ß­lich den­noch ihr Ate­lier. Wäh­rend sie im Pri­va­ten wei­ter ar­bei­te­te, pu­bli­zier­te ihr oft von Selbst­zwei­feln ge­plag­ter Ehe­mann bis zum En­de des Zwei­ten Welt­kriegs kei­nen ein­zi­gen Text, be­hielt den­noch sei­nen Lehr­stuhl.

Im Mai 1934 er­lit­ten die Worrin­gers ei­nen schwe­ren Schick­sals­schlag, als die äl­tes­te Toch­ter Bri­git­te, die As­sis­tenz­ärz­tin war, in Ber­lin-Char­lot­ten­burg an ei­ner Schar­lach­in­fek­ti­on starb. Die Künst­le­rin ver­fiel da­nach in ei­ne lang­an­dau­ern­de De­pres­si­on, wäh­rend der sie sich ih­rem ka­tho­li­schen Glau­ben zu­wand­te. Durch den Zwei­ten Welt­krieg zu­neh­mend po­li­ti­siert, nä­her­te sie sich in fol­gen­den Jah­ren dem Links­ka­tho­li­zis­mus an, was  Rei­bun­gen mit ih­rem are­li­giö­sen Ehe­mann ver­ur­sach­te. Der Krieg führ­te in­des­sen da­zu, dass die Künst­le­rin sich zu­neh­mend mit To­des­ge­dan­ken plag­te. Im Au­gust 1944 floh das Ehe­paar zur Toch­ter Re­na­te nach Ber­lin, wo­bei ein Gro­ß­teil von Worrin­gers Werk ver­lo­ren ging. In der Haupt­stadt nahm sie im Lau­fe der nächs­ten Mo­na­te ih­re künst­le­ri­sche Ar­beit wie­der auf. Nach Kriegs­en­de wur­de die Ma­le­rin im Ok­to­ber 1945 Mit­glied in der „Kam­mer der Kunst­schaf­fen­den“. Be­reits im De­zem­ber des Jah­res hat­te sie durch die Teil­nah­me an ei­ner Kunst­schau in Ber­lin-Rei­ni­cken­dorf auch ih­re Aus­stel­lungs­tä­tig­keit wie­der auf­ge­nom­men.

Nach der ent­beh­rungs­rei­chen Zeit in Ber­lin er­hielt Wil­helm Worrin­ger für das Win­ter­se­mes­ter 1946/1947 ei­ne Pro­fes­sur an der Mar­tin-Lu­ther-Uni­ver­si­tät in Hal­le an der Saa­le, wo­zu das Ehe­paar im Ok­to­ber 1946 in die Hän­del­stadt zog. Mar­ta Worrin­ger stand hier wie­der ein ei­ge­nes Ate­lier zur Ver­fü­gung. 1949 konn­te sie auch am neu­en Wohn­ort ihr Werk in der „Kunst­aus­stel­lung Sach­sen-An­hal­t“ der Öf­fent­lich­keit prä­sen­tie­ren. Der po­li­ti­sche Druck auf Wil­helm Worrin­ger führ­te je­doch we­nig spä­ter da­zu, dass das Paar 1950 die DDR Rich­tung Mün­chen ver­ließ. Dort wohn­ten die Worrin­gers bis 1954 bei ih­ren Ju­gend­freun­den Agnes und Al­fred Fo­rell. Da­nach be­zog das Paar ei­ne ei­ge­ne Woh­nung am Hei­del­ber­ger Platz, in der Nä­he ih­rer jüngs­ten Toch­ter Lu­cin­de. Wäh­rend Wil­helm Worrin­gers Ar­beits­wil­le nach der Über­sied­lung nicht zu­letzt auf­grund ei­ner Tri­ge­mi­nus-Neur­al­gie zu­neh­mend zum Er­lie­gen kam, war Mar­tas künst­le­ri­scher Ar­beits­ei­fer bis kurz vor ih­rem Tod un­ge­bro­chen. In die­sen letz­ten Jah­ren ent­stan­den vor al­lem Zeich­nun­gen und Stick­ar­bei­ten, un­ter an­de­rem mit ih­ren be­reits be­kann­ten Frau­en­bild­nis­sen, Mär­chen­dar­stel­lun­gen und Selbst­por­traits. Die Pen­si­on Wil­helm Worrin­gers und die Ent­schä­di­gung, die Mar­ta für das zer­stör­te El­tern­haus in Köln er­hal­ten hat­te, si­cher­ten in die­ser Zeit das Ein­kom­men des Paars und er­mög­lich­ten Rei­sen an den Rhein, nach Ita­li­en und Kö­nigs­stein im Tau­nus, wo die Fa­mi­lie der Toch­ter Re­na­te in­zwi­schen leb­te.

Nur we­ni­ge Mo­na­te nach dem Tod ih­res Ehe­manns Wil­helm am 29.3.1965 starb Mar­ta Worrin­ger am 27.10.1965 in Mün­chen an Herz­ver­sa­gen.

Werkverzeichnis

Mar­ta Worrin­ger. »mei­ner Ar­beit mehr denn je ver­fal­len«. Mit ei­nem Werk­ver­zeich­nis. Aus­stel­lungs­ka­ta­log, hg. vom Ver­ein Au­gust Ma­cke Haus e.V., Bonn 2001.

Literatur

Gre­bing, Hel­ga, Die Worrin­gers. Bil­dungs­bür­ger­lich­keit als Le­bens­sinn. Wil­helm und Mar­ta Worrin­ger (1881-1965), Ber­lin 2004.
Müns­ter, An­ke, Mar­ta Worrin­ger, in: Rhei­ni­sche Ex­pres­sio­nis­tin­nen. Tru­de Brück, Li­sa Hart­lieb-Ril­ke, Fi­fi Kreut­zer, Ma­rie von Ma­la­chow­ski, Ol­ga Op­pen­hei­mer, Lot­te B. Prech­ner, Mar­ta Worrin­ger, hg. vom Ver­ein Au­gust Ma­cke Haus e.V., Bonn 1993, S. 140-159. 

Louise Dumont, Porträtfoto.

 
Zitationshinweis

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Pesch, Martin, Marta Worringer, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/marta-worringer/DE-2086/lido/5bc72c322bb714.92293685 (abgerufen am 06.10.2024)