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Maximilian Friedrich Weyhe gilt als bedeutendster Gartenkünstler im Rheinland des 19. Jahrhunderts und ist auch als führender Vertreter des Landschaftsgartenstils in Deutschland anzusehen – neben Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau (1740-1817), Friedrich Ludwig von Sckell (1750-1823), Fürst Hermann von Pückler-Muskau (1785-1871) und Peter Joseph Lenné. Zahlreiche Parkanlagen, die Weyhe vor allem in Düsseldorf sowie in Aachen, Kleve, Krefeld und in weiteren Teilen des Rheinlandes geschaffen hat, zeugen von seinen herausragenden künstlerischen Leistungen.
Maximilian Friedrich Weyhe stammte aus einer angesehenen Gärtnerfamilie: Sein Vater Joseph Clemens Weyhe der Ältere (1749-1813) war bei seiner Geburt im Jahr 1775 als kurfürstlicher Hofgärtner in Poppelsdorf bei Bonn (heute Stadt Bonn) beschäftigt, ab 1784 dann in Brühl. An beiden Wirkungsorten lebte die Familie in Dienstwohnungen nahe der zu betreuenden Anlagen. Insofern war Maximilian Friedrich Weyhe schon seit Kindertagen vertraut mit dem Gartenbau, bedeutenden Pflanzensammlungen und wichtigen Werken der Gartenkunst. Eine dreijährige Gärtnerlehre begann er 1789 in Bonn bei seinem Onkel Peter Joseph Lenné dem Älteren (1756-1821), der ebenfalls als kurfürstlicher Hofgärtner tätig war, und zwar zunächst in Brühl, später in Poppelsdorf und Bonn. Tatsächlich hatte Peter Joseph Lenné der Ältere 1784 im Stellentausch die Nachfolge von Weyhes Vater in Poppelsdorf angetreten, der im Gegenzug nach Brühl gegangen war. Nach dem Tod seines eigenen Vaters, Johann Cunibert Lenné (1714-1787), hatte er dann in Bonn die Hofgärtnerposition übernommen.
Die beiden Familien Lenné und Weyhe haben über viele Generationen Gartenkünstler hervorgebracht und können damit zu Recht als Gärtnerdynastien bezeichnet werden. Durch Heirat von Joseph Clemens Weyhe dem Älteren mit Johanna Gertrud Lenné (circa 1753-1837) waren die Familien seit 1774 verwandtschaftlich miteinander verbunden. Im Jahr 1789, als ihr ältester Sohn, der 14-jährige Maximilian Friedrich, seine Gärtnerausbildung beim Onkel in Bonn begann, wurde Cousin Peter Joseph Lenné geboren, der somit deutlich jünger war.
Nach Abschluss seiner Ausbildung im Jahr 1792 unternahm Maximilian Friedrich Weyhe Reisen nach Frankfurt am Main, Karlsruhe und schließlich nach Schönbrunn bei Wien, wo er längere Zeit (vermutlich bis 1797) bei Hofgärtner Franz Boos (1753-1832) arbeitete. Danach reiste er weiter nach Prag, Dresden, Frankfurt am Main und Kassel; es kann davon ausgegangen werden, dass er auf diesen Stationen die bedeutendsten Gartenanlagen gesehen hat. Im Anschluss war er ab 1801 im Kölner Botanischen Garten beschäftigt, dem ehemaligen Jesuitengarten. Wenige Jahre später (1804) verließ er Köln und übernahm die Stelle des Hofgärtners in Düsseldorf. Seither war er dort zuständig für die kurfürstlichen Gartenanlagen und die städtische Grünflächenplanung.
Maximilian Friedrich Weyhe sollte schließlich mehr als vier Jahrzehnte unter wechselnden Dienstherren in Düsseldorf wirken. Ab 1805 stand er mit der Gründung des Großherzogtums Berg durch Napoleon I. (1769-1821) im Dienst der französischen Verwaltung. Seine Aufgaben wuchsen damals beträchtlich, da Düsseldorf als französische Residenzstadt große städtebauliche Veränderungen erfahren sollte. Weyhe war nun für die gartenkünstlerische Gestaltung großer Areale verantwortlich, die durch die Schleifung der Festungsanlagen zur Verfügung standen. Nachdem Preußen ab 1815 durch Entscheidung auf dem Wiener Kongress die Herrschaft im Rheinland übernahm, arbeitete Weyhe bis zum Ende seiner beruflichen Laufbahn für das preußische Königshaus. Über Jahre hinweg war Weyhe intensiv mit der Anlage des neuen Hofgartens beschäftigt, der zu seinen Hauptwerken zählt. Er bildet eine Erweiterung des schon in der Mitte des 18. Jahrhunderts vom kurfürstlichen Baumeister Nicolas de Pigage (1723-1796) gestalteten fiskalischen (fürstlichen) Hofgartens vor Schloss Jägerhof, welcher als erste öffentlich zugängliche Parkanlage (Promenade) in Deutschland gilt. Mit seinem Entwurf für die Umgestaltung des fiskalischen Hofgartens im Jahr 1804 und mit dem 1808 gezeichneten Plan zur Erweiterung an der Landskrone entwickelte Weyhe schon zu Beginn seiner beruflichen Laufbahn einen eigenen Landschaftsgartentypus. Auf seinen Reisen hatte er verschiedene Landschaftsgärten in Deutschland und Österreich kennen gelernt. Er beschäftigte sich also mit den neuen Strömungen in der Gartenkunst, verzichtete aber in der Folge nicht auf traditionelle Formen. Sein Gartenstil brach keineswegs rigoros mit der architektonischen Ordnung des Barockzeitalters, wie es im Zeitalter der Aufklärung in England aus ideologischen Gründen geboten schien, sondern suchte zwischen geometrischen Prinzipien und malerischer Naturnähe zu vermitteln.
Weyhes Parkanlagen sind gekennzeichnet durch eine harmonische Verbindung von formalen und landschaftlichen Elementen: Baumreihen, Alleen, rasterförmige Gehölzpflanzungen und von Bäumen gesäumte geometrische Plätze sind in seinen Parkanlagen ebenso zu finden wie naturnah wirkende Bereiche mit Erhebungen und Tälern, Wasserflächen, geschwungener Wegeführung, Baum- und Strauchgruppen, deren unterschiedliche Wuchsformen und Laubfarben kompositorisch aufeinander abgestimmt wurden. Besonders charakteristisch sind kreisförmig angeordnete Bäume, so genannte Linden-Rondelle, die geradezu als Erkennungsmerkmal anzusehen sind – ein Beispiel befindet sich im westlichen Teil des Düsseldorfer Hofgartens, unterhalb des Napoleonbergs.
Neben seiner Tätigkeit in Düsseldorf als Hofgärtner, königlich-preußischer Garteninspektor (ab 1826) beziehungsweise Gartendirektor (ab 1833) hat Maximilian Friedrich Weyhe zahlreiche Planungen für andere Auftraggeber übernommen. Besonders beachtenswert ist hier der Lousberg-Park in Aachen, der ab 1807 auf Initiative eines Komitees zur Verschönerung der Stadt durch Weyhe gestaltet wurde. Er gehört damit zu den frühesten von Bürgerinnen und Bürgern – nicht von Fürsten – geschaffenen öffentlichen Parkanlagen Europas.
Im Rheinland ist Maximilian Friedrich Weyhe durch seine hier zahlreich erhaltenen Gartenkunstwerke weithin bekannt. Einige Parkanlagen konnten in den vergangenen Jahren auf der Grundlage gartendenkmalpflegerischer Untersuchungen restauriert werden – so auch der Düsseldorfer Hofgarten. Dass sein Lebenswerk in den wissenschaftlichen Darstellungen zur Geschichte der Gartenkunst nur selten gewürdigt wird, mag an Weyhes engem Wirkungskreis liegen, der kaum über das Rheinland hinausreichte. Die gartenkünstlerischen Leistungen seines Cousins Peter Joseph Lenné, der seit 1816 im Dienste des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III (Regierungszeit 1797-1840) in Potsdam wirkte, fanden hingegen schon zu Lebzeiten weit größere Beachtung.
Maximilian Friedrich Weyhe starb am 25.10.1846 in Düsseldorf und fand seine letzte Ruhestätte auf dem Golzheimer Friedhof, den er selbst gestaltet hatte. Inzwischen steht dieser Friedhof in seiner Gesamtanlage unter Denkmalschutz. Durch seinen Sohn Joseph Clemens Weyhe den Jüngeren (1807-1871), der die Position des königlichen Gartendirektors in Düsseldorf nach seinem Tod übernahm, setzte sich die Weyhe-Gärtnerdynastie in einer weiteren Generation fort.
Werke
Plantae medicinales oder Sammlung offizineller Pflanzen, 3 Bände, Düsseldorf 1828-1833.
Literatur
Gartenkünstler – Gartenbilder von 1530 bis heute, hg. vom Verein Straße der Gartenkunst zwischen Rhein und Maas e.V., Duisburg 2009.
Penning, Wolf D., Die kurkölnischen Hofgärtner – Dynastien Lenné und Weyhe. Dokumente und Materialien zu ihrer Geschichte (1665–1866), in: Bonner Geschichtsblätter 53/54 (2004), S. 153–202.
Ritter, Margaret, Maximilian Friedrich Weyhe, 1775–1846. Ein Leben für die Gartenkunst, Düsseldorf 2007.
Schildt, Helmut, Maximilian Friedrich Weyhe und seine Parkanlagen, Düsseldorf 1987.
Zacher, Inge, Das Ehrengrab Maximilian Friedrich Weyhes auf dem Golzheimer Friedhof, in: Düsseldorfer Jahrbuch 79 (2009), S. 377-392.
Online
Redlich, Otto, „Weyhe, Maximilian Friedrich", in: Allgemeine Deutsche Biographie 42 (1897), S. 277-278. [Online]
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Walter, Kerstin, Maximilian Friedrich Weyhe, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/maximilian-friedrich-weyhe-/DE-2086/lido/57c92e6cf3e221.05497394 (abgerufen am 10.12.2024)