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Otto Mannesmann war ein genialer Techniker und Naturwissenschaftler. Ihm gelang die Erfindung des hängenden Gasglühlichts, das wegen seiner Qualität und vor allem wegen der großen Energieersparnis das neue, bequemere elektrische Glühlicht in seiner Verbreitung um etwa zehn Jahre zurückwarf. Seine Erfindung fand weltweite Verbreitung und wird noch heute genutzt. Die durch die Verwertung erzielten Gewinne wurden unter anderem zum Erwerb von Ländereien in Marokko verwendet. Otto Mannesmann besaß mehrere Großfarmen, die er nach modernsten Methoden und mit neuster Technik nachhaltig bewirtschaftete. Auch während des Ersten Weltkriegs war er in besonderem Auftrag des Auswärtigen Amtes in Nordafrika als Einzelkämpfer im Einsatz.
Otto Felix wurde am 10.5.1874 als sechster Sohn sowie elftes und letztes Kind des erfolgreichen Feilen- und Stahlfabrikanten Reinhard Mannesmann und dessen Ehefrau Klara, geborene Rocholl, in Remscheid-Bliedinghausen geboren. Die Familie war evangelisch-lutherisch. Obwohl das Unternehmen A. Mannesmann, an dem der Vater beteiligt war und dessen Produktion dieser mit außerordentlichem Erfolg leitete, ansehnliche Gewinne erwirtschaftete, wurde Otto wie seine älteren Geschwister einfach und nach strengen Grundsätzen erzogen. Allerdings bewohnte die vielköpfige Familie ein großzügiges Domizil in der Nähe der Fabrik. Als Jüngster der Geschwister, wurde er - insbesondere von den fünf Schwestern - verwöhnt und durfte auch sonst auf Nachsicht rechnen. Bereits früh entwickelte er eigene Vorstellungen und wusste diese auch zu vertreten.
Er besuchte die Oberrealschule zunächst in Remscheid und Lennep (heute Stadt Remscheid) und, weil hier die Hochschulreife noch nicht erworben werden konnte, schließlich in Kiel. Es ist nicht bekannt, ob die inzwischen erworbenen Kenntnisse nicht ausgereicht haben oder die Aufmerksamkeit des Schülers Otto abgelenkt war, jedenfalls schien dessen Versetzung nach Oberprima derart gefährdet, dass die Eltern, die sich damals gerade mit einigen ihrer Kinder in Ägypten aufhielten, schon ein Studium ohne Abitur in den USA erwogen. Er schaffte jedoch die Versetzung und machte 1892 sein Abitur. Anschließend studierte er, seiner Neigung entsprechend, an den TH in München und (Berlin-) Charlottenburg Physik und Chemie. Er war im Corps der Münchener Franken aktiv. Nach dem Erwerb des Ingenieur-Diploms wurde er bereits 1897 an der Universität Tübingen mit der Arbeit „Luftwiderstandsmessungen mit einem neuen Rotationsapparat“, die mit der Note „magna cum laude“ bewertet wurde, zum Dr. rer. nat. promoviert. Außerdem hatte er seine einjährige Militärdienstpflicht beim Ulanenregiment Nr. 20 in Ludwigsburg absolviert und war zum Leutnant der Reserve befördert worden. Die wirtschaftlichen Verhältnisse erlaubten es ihm, seine Physikstudien an der Universität Neapel fortzusetzen, wo er seine Kenntnisse der englischen und französischen Sprache durch das Italienische erweiterte. Anschließend weilte er längere Zeit zur Information über den technischen Stand des Eisenhüttenwesens in Nordamerika.
Bereits während seines Studiums hatte Otto Mannesmann sich intensiv mit den Problemen der seit dem ersten Drittel des Jahrhunderts in Deutschland verbreiteten Gasbeleuchtung befasst, die damals mit dem elektrischen Glühlicht einen ernst zu nehmenden Wettbewerber erhielt. Er arbeitete hier eng mit seinen Brüdern Reinhard und Max zusammen, die auf diesem Gebiet seit 1890 patentgeschützte Erfindungen machten. Bald jedoch war Otto der führende Kopf bei den durchgeführten Versuchen, eine möglichst hell und geruchsfrei brennende sowie preiswerte Gasmischung zu finden und außerdem einen Brenner mit eben diesen Eigenschaften, insbesondere mit einer wesentlich besseren Nutzung des Brennmaterials, zu entwickeln. Im Februar 1900 beantragten sowohl Reinhard und Max als auch Otto mit Erfolg Patentschutz für von ihnen erfundene Verfahren zur Herstellung von Gasglühlicht. Beide Erfindungen betrafen die Umkehrung des von Carl Auer von Welsbach (1858-1929) eingeführten und damals allgemein verbreiteten Systems, bei dem der Glühstrumpf im Lampenkörper aufrecht stand. Die Konstruktion von Otto, mit hängendem Glühstrumpf, zeichnete sich vor allem dadurch aus, dass sie eine Gasersparnis von bis zu 60 Prozent brachte. Sie hat sich rasch weltweit durchgesetzt, und alle Hersteller von Gasglühlicht wurden, teilweise nach langwierigen Prozessen bis zum Reichsgericht, die allesamt zugunsten des Erfinders ausgingen, ausnahmslos Lizenznehmer.
Die Entwicklung des elektrischen Lichts wurde dadurch um etwa zehn Jahre verzögert – hier hat jedoch neben der Kostenersparnis auch eine Rolle gespielt, dass die Einrichtungen für die Erzeugung und Verteilung von Gas vorhanden und seit Jahrzehnten erprobt waren. Außerdem befanden sich bei der örtlichen Gaserzeugung die mit Geräusch und vor allem Geruch arbeitenden Produktionsanlagen meist am Rande der Stadt, während die E-Werke systembedingt in unmittelbarer Nähe der Abnehmer ihren Standort hatten. Diese nutzten zur Stromerzeugung Dampfmaschinen, deren Betrieb mit Rußemissionen einherging und zudem explosionsgefährdet war. Die Erfindung von Otto Mannesmann war, wie ein offizielles Gutachten 1910 feststellte, ebenso verblüffend einfach wie erfolgreich: Der mit Luft gemischte gasförmige Brennstoff wird in den hängenden Glühstrumpf in eine nicht den ganzen Querschnitt ausfüllende Säule eingeführt. Der Brennerkopf besitzt eine Ausströmungsöffnung, um den Brennstoff selbst bei geringem Gasdruck bis in den vom Brenner entferntesten Teil des Glühstrumpfes bringen zu können.
Die Brüder Mannesmann gründeten zur Verwertung dieser Erfindungen die Mannesmannlicht GmbH, die ihren Sitz zunächst in Berlin, dann dauerhaft in Remscheid hatte; diese unterhielt Niederlassungen in Berlin, London, Paris, Wien, Amsterdam, Brüssel, Barcelona, Kopenhagen und schließlich auch in Marokko. In Remscheid wurde eine Lampenfabrik errichtet. Die Leitung der sogenannten Sparlichtgesellschaft lag in den Händen der Brüder Carl und Otto Mannesmann. In der Folgezeit wurden weltweit die meisten Beleuchtungsanlagen auf das System Mannesmann umgerüstet; bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges beziehungsweise bis zum Auslaufen der Patente im Jahre 1915 haben die Brüder sehr viel Geld mit dem von ihnen erfundenen Gasglühlicht verdient. Vor allem damit haben sie ihre Aktivitäten im Automobilbau und insbesondere in Marokko und am oberen Amazonas finanziert. Noch heute ist das System Mannesmann bei der Gasbeleuchtung allgemein verbreitet. In der Landeshauptstadt Düsseldorf sind derzeit noch rund 15.000 derartiger Gaslampen in Betrieb.
1907 ging Otto mit seinen Brüdern Alfred und Robert nach Marokko, wo Bruder Reinhard seit einem Jahr tätig war. Während dieser auf die bergbautechnische Erschließung des vor allem von Frankreich als Einflussgebiet betrachteten Landes ausgerichtet war, erwarben die Brüder gemeinsam sowie teilweise auch unabhängig voneinander Land, kultivierten es und betrieben Großfarmen. Die erzeugten Güter, Nahrungsmittel und industrielle Rohstoffe, wurden durch eigene Handelsgesellschaften europaweit vermarktet; diese übernahmen auch die Einfuhr und den Vertrieb von Waren, die nicht im Lande erzeugt, jedoch nachgefragt wurden. Otto errichtete eigene Farmen im Süden des Landes, in Spanisch- Marokko, in Ifny bei Safi am Atlantischen Ozean. Allein dafür wurden nach dem Friedensvertrag, der eine Tätigkeit der Deutschen in Marokko verbot, vom Reichsentschädigungsamt Liquidationsschäden in Höhe von mehr als 1,5 Millionen Goldmark anerkannt. Die Leistungen, die die Brüder Mannesmann bei der landwirtschaftlichen Entwicklung des Landes erbrachten, sind allgemein, sogar von Seiten Frankreichs, anerkannt worden. Sie traten nicht wie Kolonialherren auf und waren allgemein, unabhängig von politischem Rang und gesellschaftlicher Stellung, angesehen und beliebt. Sie vermochten es sogar, sich auf Arabisch zu verständigen.
In Anbetracht der politischen Verhältnisse war es nicht ungewöhnlich, dass ihre Aktivitäten von den Einflussmächten Frankreich und Spanien argwöhnisch beobachtet wurden. Zwar stehen die in Verbindung mit Marokko immer wieder genannten Ereignisse wie die Konferenz von Algeciras oder der „Pantersprung nach Agadir“ in keiner oder nur geringer Beziehung zur Familie Mannesmann, aber die Brüder, unter ihnen auch Otto, sind durchaus Gegenstand innenpolitischer und diplomatischer Auseinandersetzungen geworden. So empfing Otto mit seinen Brüdern den marokkanischen Außenminister im Mai 1908 in Remscheid, als dieser auf der Reise nach Berlin war, um die Deutsche Reichsregierung im Auftrag seines Herrschers zu bitten, sich stärker in Marokko zu engagieren. 1910 kam es zu einer erregt geführten Sitzung im Deutschen Reichstag über die Ansprüche der Familie Mannesmann in Marokko. Eine in diesem Zusammenhang in der Presse veröffentlichte Karikatur zeigt die Brüder, die erkennbar sind, beim Kartenspiel, bei einer „Partie Tarokko“. Die Berliner Illustrierte Zeitung bildete die Brüder Robert und Otto Mannesmann mit dem Scheich Hamed auf der Titelseite ihrer Ausgabe vom 9.7.1912 ab.
Beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges hielt sich Otto Mannesmann zufällig in Deutschland auf. Im Haus seiner Verbindung hielt er eine Rede und bewog viele seiner Corpsbrüder, sich freiwillig zum Dienst fürs Vaterland zu melden. Er selbst wurde am zweiten Mobilmachungstag als Oberleutnant eingezogen und erhielt vom Großen Generalstab den Auftrag, sich als Konsul nach Tripolis in Libyen, das unter italienischem Einfluss stand, zu begeben. Seine Aufgabe sollte darin bestehen, die einheimischen Stämme im Kampf gegen die Franzosen zu aktivieren; außerdem sollte er über das Verhalten der Italiener berichten, denen man hinsichtlich ihrer Bündnistreue nicht traute. Seine Kenntnisse Nordafrikas und seiner Bevölkerung sowie der englischen, der französischen, der italienischen und der arabischen Sprache begünstigten seinen Auftrag; außerdem hatte er ein eisernes Training absolviert. Um sich im Feindesland nicht als Deutscher zu verraten, antwortet er selbst im Halbschlaf nicht auf Deutsch, sondern auf Englisch oder Französisch. Wie phantasiereich er dabei vorging, zeigt ein Beispiel: Um die Araber mit der Überlegenheit der Deutschen über die Franzosen zu beeindrucken und so deren Unterstützung zu gewinnen, ließ er die Berichte über die Schlachten des Krieges von 1870/71 ins Arabische übersetzen und mittels Luftballons im Lande verteilen.
Außerdem suchte er den direkten Kontakt mit den Stammesführern. Seine stattliche Erscheinung, wie seine Brüder war er über 1,90 Meter groß, seine überdurchschnittlichen Reit- und Schießkünste sowie nicht zuletzt der gute Ruf des Namens Mannesmann in der gesamten Region halfen ihm, seinen Auftrag erfolgreich auszuführen. Es gelang ihm, die einheimischen Stämme zum Aufstand gegen die Franzosen zu veranlassen. Zu den in Westalgerien internierten Deutschen, darunter ehemalige Angestellte der Mannesmann-Gesellschaften, konnte er durch Vermittlung eines der Familie seit Jahren verbundenen marokkanischen Stammesfürsten Verbindung aufnehmen.
Dem Bericht von Mitte Dezember 1914 an das Auswärtige Amt ist zu entnehmen, dass alle Araberchefs von Südwest-Algier bis Marokko sowie im Süden von Tunis mit Erfolg gegen die Franzosen kämpften. Die Italiener, die zwar mit Deutschland und Österreich verbündet waren, aber alles unterbinden wollten, was England schaden könnte, sahen es nicht gerne, dass die Araber offen ihre Sympathie für Deutschland bekundeten. Deshalb wurde dem deutschen Konsulat der Verkehr mit den Einheimischen nach Möglichkeit abgeschnitten und verschiedentlich Araber, die mit Otto Mannesmann in Verbindung standen, unter einem Vorwand inhaftiert. Er konnte daher nur noch heimlich nachts mit den Arabern zusammentreffen.
Als er sich im Mai 1915 in Berlin zum Rapport aufhielt, wurde sein Auftrag erweitert. Nun ging es darum, den Aufstand auch gegen die Briten und obendrein gegen die in den Krieg gegen die Mittelmächte eintretenden Italiener zu organisieren. Dazu sollte er mit den arabischen Führern Kontakt aufnehmen und diese überreden, den Kampf auszuweiten; außerdem sollte er den politisch und militärisch einflussreichen jedoch stark zerstrittenen islamischen Orden der Senussen bewegen, in Nordafrika eine Front gegen die Briten zu bilden. Das war für einen auf sich allein gestellten Soldaten, weitab von allen Ressourcen, der nur anlässlich gelegentlicher Aufenthalte deutscher U-Boote mit seiner Führung Verbindung halten konnte, eine kaum zu bewältigende Aufgabe. Ihm muss das bewusst gewesen sein; denn der in Verbindung mit dem dienstlichen Aufenthalt in Berlin genutzte Besuch im elterlichen Haus in Remscheid war, wie die schriftlich festgehaltene Familienerinnerung belegt, ein „stiller, endgültiger Abschied“. Ein U-Boot brachte Otto Mannesmann samt Waffen und Munition für seine Mitstreiter nach Libyen.
Seiner Mission war zunächst erneut der bereits bei seinem ersten Aufenthalt errungene Erfolg beschieden. Wie einem Schreiben vom 30.12.1915 an die Geschwister in Remscheid zu entnehmen ist, war es ihm gelungen, das Vertrauen der Senussen zu erwerben. Sidi Achmed, der Groß-Senusse, hatte ihm den „heiligen Mantel mit Zobel“, den nur privilegierte Senussen-Heilige tragen durften, geschenkt. Er galt damit als Achmeds Bruder und als hoher Stammesgenosse, der sich im gesamten Herrschaftsgebiet frei bewegen durfte. Unterwegs trat er teils als Senussenmajor auf, teils als deutscher Offizier, teils als friedlicher Konsul. Im August hatte er zwei englische U-Boote an die Küste gelockt und H.M.S. B-11 unter dem Kommando des berühmten und mit dem Victoria Cross ausgezeichneten Lieutenant Norman Holbrook (1888-1976) beschädigt. Während die Gegner fünf Gefallene zu beklagen hatten, war Otto Mannesmann mit seinen vier Mitstreitern ohne Verluste geblieben.
Die deutsche Botschaft in Konstantinopel teilte dem Reichskanzleramt am 8.7.1915 mit, dass die Senussen die Italiener fast ganz auf die Küste zurückgedrängt und zahlreiche Geschütze mit Munition erbeutet hatten. Ferner, dass diese die Absicht hätten, „nunmehr auch gegen die Engländer in Ägypten zu operieren. Zwar versprach sich der türkische Kriegsminister von den Senussen keinen durchschlagenden Erfolg, aber „dadurch wurden nicht unerhebliche englische Streitkräfte...gebunden.“ Mit dem türkischen General und Oberbefehlshaber in Nordafrika, Nuri Pascha, stand Otto Mannesmann in enger Verbindung; allerdings lehnten die Senussen ein Zusammengehen mit der türkischen Armee ab. Die Vorstellung Ottos, die er in seinem letzten Schreiben an die Geschwister geäußert hatte, nämlich dass er mit vielen Hoffnungen in das neue Jahr reite und „auf dem kleinen Umweg über Algier hoffentlich wieder nach Blieding“(hausen) zurückkommen werde, die sollte sich so nicht erfüllen. Zwar kehrte er zurück, aber als gefallener Kriegsheld.
Als Kapitänleutnant Walter Forstmann (1883-1973), einer der erfolgreichsten U-Boot-Kommandanten in beiden Weltkriegen, mit S.M. U-39 im Juli 1916 in der großen Syrte ankerte, erfuhr er von Einheimischen, dass Otto Mannesmann im Innern von Tripolis ermordet worden sei. Einzelheiten waren nicht bekannt. Oberleutnant Paul Freiherr von Todenwarth (1876-1965) wurde abgesetzt, um nach dem Schicksal von Otto Mannesmann zu forschen. Als Forstmann im Oktober erneut mit seinem U-Boot in der großen Syrte ankerte, um Munition, Geld, türkische Offiziere und hohe arabische Würdenträger nach Nordafrika zu bringen, brachte von Todenwarth die sterblichen Überreste von Otto Mannesmann, der am 10.4.1916 ums Leben gekommen war. Die Gebeine wurden an Bord genommen und im damals österreichischen Marinestützpunkt Cattaro, an der dalmatinischen Küste, obduziert.
Das Auswärtige Amt hat sich damals bemüht, Klarheit über den Tod von Otto Mannesmann zu erhalten. Zwar sind die Umstände der Tat weitgehend geklärt, nicht jedoch die Motive. Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass die Senussen zerstritten waren. Einige von ihnen hatte sich gegen den Groß-Senussen, den Beschützer Ottos, erhoben und verhandelten mit den Briten. Deren Anführer hatte den Deutschen festgenommen. Zwar hatte er sich loskaufen und mit seiner Karawane aufbrechen können, aber nur, um kurze Zeit später erneut in Gefangenschaft zu geraten. Nachdem er sich mit seinen Leuten ein weiteres Mal freigekauft hatte, wurde Otto Mannesmann, der sich in Begleitung eines Arabers aus Tunis zwei Reitstunden vor seiner Karawane befand, von Soldaten des Senussen-Unterführers, der ihn zuvor gefangen gesetzt hatte, eingeholt und vom Pferd geschossen. Die am 3. November in Cattaro durchgeführte Obduktion fand eindeutige Hinweise auf tödliche Schussverletzungen im Oberkörper und am Kopf. Die Goldzähne des Toten waren herausgebrochen worden. Der große Generalstab informierte am 13.11.1916 das Ulanen-Regiment Nr. 20 in Ludwigsburg: „Der Oberleutnant d. R. des dortigen Regiments, Otto Mannesmann, ist vor etwa 1 ½ Jahren in besonderem Auftrage der hiesigen Stelle und des Auswärtigen Amtes nach dem Orient entsandt worden, hat dort auf einsamen Posten unter denkbar schwierigsten Verhältnissen sehr wertvolle Dienste geleistet und ist vor einiger Zeit im Kampfe mit feindlichen Stämmen den Heldentod gestorben [...]“
Die sterblichen Überreste von Otto Mannesmann, den die Senussen zum Scheriffen, die türkische Armee zum Major und die deutsche zum Rittmeister der Reserve ernannt hatten und der mit hohen Kriegsorden ausgezeichnet worden war, wurden in einem verlöteten Zinkbehälter, der von einem Holzsarg umgeben wurde, mit der Eisenbahn nach Deutschland überführt; den Sarg bedeckten die deutsche, die österreichische und die türkische Flagge. In Remscheid-Bliedinghausen wurde er auf dem Südfriedhof im neuen (heute noch erhaltenen) Familiengrab im Beisein von Vertretern der Obersten Heeresleitung und des Auswärtigen Amtes am 20. November beigesetzt.
Quellen
Salzgitter AG-Konzernarchiv/Mannesmann-Archiv, Mülheim an der Ruhr.
Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes, Berlin.
Literatur
Brandt-Mannesmann, Ruthild, Dokumente aus dem Leben der Erfinder, Remscheid 1965.
Wessel, Horst A., Globale Unternehmensaktivitäten im Spannungsfeld von unternehmerischem Gestaltungswillen und (wirtschafts-) politischen Realitäten. Das Beispiel der Familie Mannesmann aus Remscheid, in: Hilger, Susanne/Soénius, Ulrich S. (Hg.), Familienunternehmen im Rheinland im 19. und 20. Jahrhundert, Köln 2009, S. 66-102.
Wessel, Horst A., Die Techniker der Familie Mannesmann, in: Weber, Wolfhard (Hg.), Ingenieure im Ruhrgebiet,, Münster 1999, S. 123-148.
Wessel, Horst A., Otto Felix Mannesmann (1874-1916) – ein zu Unrecht vergessener Pionier der Gasbeleuchtung, in: Der Zündfunke. Das Gaslaternen-Journal Nr. 88, 9/2016), Ausg. 9-10.
Herzog, Bodo, Ein sensationelles Dokument im Zusammenhang mit dem mysteriösen Tod des „Deutschen Lawrence of Arabia“: Rittmeister Dr. Otto Mannesmann, in: Militaria 1/2008, S. 14-17.
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Wessel, Horst A., Otto (Felix) Mannesmann, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/otto-felix-mannesmann/DE-2086/lido/5b7a7d4318f176.23908723 (abgerufen am 06.10.2024)