Otto von Bylandt

Rat Herzog Wilhelm V. von Jülich-Kleve-Berg (um 1531-1591)

Wolfgang Löhr (Mönchengladbach)

Wappen der rheinländischen Adelsfamilie Bylandt von Johann Siebmacher (1561-1611), aus Siebmachers Wappenbuch, 1605. (Gemeinfrei)

Schlagworte

Ot­to von By­landt ge­hör­te zu den ein­fluss­rei­chen Rä­ten am Hof Wil­helms V. (der Rei­che), der von 1539 bis 1592 die Her­zog­tü­mer Jü­lich, Berg und Kle­ve re­gier­te. Er be­riet sei­nen Lan­des­herrn in viel­fäl­ti­gen An­ge­le­gen­hei­ten und ver­wal­te­te für ihn ab 1569 die ost­west­fä­li­sche Graf­schaft Ra­vens­berg. Sein Her­zog schätz­te ihn so sehr, dass er ihn 1562 nach Frank­furt am Main zur Krö­nung Ma­xi­mi­li­ans II. (1527-1576) zum rö­misch-deut­schen Kö­nig (1562-1576, ab 1564 Kai­ser) mit­nahm. Trotz die­ser en­gen Ver­bin­dung zu Wil­helm ver­such­te Ot­to, die ihm zu Le­hen ge­ge­be­ne Herr­schaft Rhe­ydt (heu­te Stadt Mön­chen­glad­bach) aus dem Her­zog­tum her­aus­zu­lö­sen und sie reichs­un­mit­tel­bar zu ma­chen. Die Be­woh­ner Rhe­ydts er­leb­ten ihn als un­nah­ba­ren und rück­sichts­lo­sen Herrn. Die Un­zu­frie­den­heit mit ihm mün­de­te in ei­ner Re­bel­li­on. Mit dem Um- und Aus­bau des Schlos­ses Rhe­ydt im Stil der Re­nais­sance setz­te er sich ein blei­ben­des Denk­mal.

Ge­bo­ren wur­de Ot­to von By­landt wahr­schein­lich 1531 als Sohn Adri­ans von By­landt (1503-1558) und Irm­gards Schenk von Nideg­gen (um 1508-1558). Sein Va­ter, Stall­meis­ter am Düs­sel­dorfer Hof, schick­te ihn um 1544 nach Brüs­sel, wo er zu den Pa­gen der Statt­hal­te­rin der Nie­der­lan­de Ma­ria von Un­garn (1505-1558) zähl­te und das habs­bur­gi­sche Hof­ze­re­mo­ni­ell er­leb­te. Hier kam er auch mit dem Ge­dan­ken­gut des Hu­ma­nis­ten Eras­mus von Rot­ter­dam (1466-1536) in Be­rüh­rung, zu dem Ma­ria von Un­garn en­gen Kon­takt pfleg­te. Ziel der Er­zie­hung am Hof war es, die Pa­gen zu ta­del­lo­sen Hof­män­nern her­an­zu­bil­den. Zu­sätz­lich er­hiel­ten sie ei­ne mi­li­tä­ri­sche Aus­bil­dung. Ot­to soll an Feld­zü­gen Kai­ser Karls V. (1500-1558, rö­misch-deut­scher Kö­nig 1520-1556, ab 1530 Kai­ser) und des­sen Bru­ders Fer­di­nand I. (1503-1564, 1531 zum rö­misch-deut­schen Kö­nig ge­wählt, 1558-1564 Kai­ser) in ganz Mit­tel­eu­ro­pa teil­ge­nom­men ha­ben.

Nach sei­ner Rück­kehr aus Brüs­sel wur­de Ot­to 1552 mit der jü­lich­schen Un­ter­herr­schaft Rhe­ydt be­lehnt. Ein Jahr spä­ter er­hielt er die Wür­de ei­nes Stall­meis­ters am Düs­sel­dor­fer Hof, wo­mit er in die Fuß­stap­fen sei­nes Va­ters trat. Dem Adel­s­co­dex kon­form schloss er nach Ab­schluss sei­ner Lehr­jah­re 1554 ei­ne Ehe mit ei­ner An­ge­hö­ri­gen des rhei­ni­schen Hei­rats­krei­ses. Sie hieß Ma­ria von Bon­gart (um 1535-1616) und war die Toch­ter des Rit­ters Ar­nold von Bon­gart und der An­na von El­te­ren.1558 über­nahm Ot­to die Ver­wal­tung des er­trag­rei­chen jü­lich­schen Amts Heins­berg. Fi­nan­zi­ell stan­den die Ehe­leu­te By­landt so gut dar, dass sie im sel­ben Jahr Kö­nig Phil­ipp II. von Spa­ni­en (Re­gie­rungs­zeit 1556/1558-1598) ein Dar­le­hen von fast 7.000 Gul­den ge­wäh­ren konn­ten. 1566 zähl­te Ot­to qua­si zur her­zog­li­chen Re­gie­rung und nahm drei Jah­re da­nach die eh­ren­vol­le Be­ru­fung zum Dros­ten der Graf­schaft Ra­vens­berg an mit Sitz auf der Spar­ren­burg (heu­te Stadt Bie­le­feld). Im Na­men Wil­helms V. klär­te er dort mit den an­rai­nen­den Ter­ri­to­ri­en Grenz­fra­gen.

1567 wur­de Ot­to, der das Ver­trau­en sei­nes Her­zogs ge­noss, in ei­ner kir­chen­po­li­ti­schen An­ge­le­gen­heit ak­tiv und ge­hör­te zu ei­ner mit Un­ter­stüt­zung der Land­stän­de ein­ge­rich­te­ten Kom­mis­si­on von 24 Per­so­nen, die sich mit Glau­bens­in­hal­ten be­fas­sen soll­te. Die­se Kom­mis­si­on soll­te ei­nen Mit­tel­weg fin­den, um ei­ne end­gül­ti­ge Kir­chen­spal­tung zu ver­hin­dern. Nach kaum zwei Wo­chen leg­te das Gre­mi­um ei­ne neue Re­for­ma­ti­ons­ord­nung vor, die un­ter an­de­rem das Abend­mahl un­ter bei­der­lei Ge­stalt vor­sah. Ot­to war zwar kei­ner der Pro­mo­to­ren des Werks, das ab­schlie­ßend we­der die An­hän­ger der Aus­bur­ger Kon­fes­si­on noch die Ka­tho­li­ken über­zeug­te, hat aber sei­ne ei­ge­nen Vo­ten ab­ge­ge­ben. Als dann Her­zog Al­ba, Fer­nan­do Ál­va­rez de To­le­do (1507-1582), in Brüs­sel droh­te, er las­se kei­ner­lei po­li­ti­sche und kirch­li­che Be­schlüs­se in Jü­lich-Berg-Kle­ve zu, die sein har­tes Re­gi­ment in den Nie­der­lan­den ge­fähr­den könn­ten, ge­hör­te Ot­to zu je­nen zehn Rä­ten, die ihn so­fort zu be­ru­hi­gen ver­such­ten. Der Sta­tus­quo blieb er­hal­ten. Wie sein Her­zog woll­te auch Ot­to kein Ri­si­ko ein­ge­hen.

Ot­to von By­landt war noch an ei­ner wei­te­ren re­li­gi­ons­po­li­ti­schen Ak­ti­on be­tei­ligt: Er un­ter­stütz­te die Be­mü­hun­gen, Jo­hann Wil­helm von Jü­lich-Berg (1562-1609), den Sohn Wil­helms V., auf die Bi­schofs­stüh­le zu Lüt­tich und Müns­ter zu brin­gen. Als die­ser nach dem Tod sei­nes äl­te­rer Bru­ders Karl Fried­rich (1555-1575) die Nach­fol­ge sei­nes Va­ters Wil­helm an­tre­ten muss­te, schlug Ot­to für ihn ei­ne Ehe mit An­toi­net­te von Loth­rin­gen (1568-1610) vor, stand mit die­ser Emp­feh­lung al­ler­dings al­lein da. Jo­hann Wil­helm hei­ra­te­te 1585 Ja­ko­be von Ba­den, die Ot­to ver­mut­lich für zu streng ka­tho­lisch hielt.

Au­ßer­dem be­geg­net er im Streit um die Nach­fol­ge Geb­hards Truch­sess von Wald­burg auf dem Köl­ner Bi­schofs­thron. Da­bei ver­folg­te er wie schon bei der Hei­rat Jo­hann Wil­helms ei­nen un­rea­lis­ti­schen Plan: Stat­t Ernst von Bay­ern soll­te Karl von Loth­rin­gen (1567-1607) Köl­ner Erz­bi­schof wer­den. Wäh­rend des an­schlie­ßen­den Köl­ner Kriegs war Ot­to ei­ner der­je­ni­gen, die ihn so­bald wie mög­lich be­en­den woll­ten. So ge­hör­te er 1588 zu ei­ner Kom­mis­si­on, die ei­nen Waf­fen­still­stands­ver­trag vor­leg­te.

1598 wur­de Ot­to auf ei­nem an­de­ren wich­ti­gen po­li­ti­schen Schau­platz ak­tiv: Er be­müh­te sich in Brüs­sel um ei­nen Ab­zug der Spa­ni­er aus dem Rhein­land, wo­mit er frei­lich schei­ter­te. Dar­auf­hin reis­te er 1589 zu Kai­ser Ru­dolf II. (1552-1612, Kai­ser 1576-1612) nach Prag, um ihn zu Frie­dens­ver­hand­lun­gen zu über­re­den. Er war so er­folg­reich, dass der Kai­ser da­für ei­ne vier­köp­fi­ge De­le­ga­ti­on in Brüs­sel er­nann­te, der Ot­to, der sein vol­les Ver­trau­en ge­noss, an­ge­hör­te. Der setz­te sich oben­drein mit Jo­hann von Nas­sau-Dil­len­burg dem Äl­te­ren (1559-1606), der sich vom Lu­ther­tum ab- und dem Cal­vi­nis­mus zu­ge­wandt hat­te, als Ver­mitt­ler in Ver­bin­dung. Ot­to kann­te ihn schon seit mehr als 20 Jah­ren. 

Ei­nen en­ge­ren Kon­takt un­ter­hielt Ot­to zu Her­zog Wil­helms Toch­ter Ma­ria Eleo­no­ra (1550-1608), die sich zum lu­the­ri­schen Glau­ben be­kann­te. Als die­se sich 1573 auf den Weg nach Kö­nigs­berg be­gab, um Al­brecht Fried­rich von Bran­den­burg (1550-1618, Her­zog in Preu­ßen 1568-1618) zu hei­ra­ten, be­glei­te­te er sie als Mar­schall bis Frank­furt an der Oder. Er be­such­te sie noch ein­mal 1589, als sie ihn um Rat frag­te bei der be­ab­sich­tig­ten Ehe­schlie­ßung ih­rer Toch­ter An­na (1676-1625) mit Kur­fürst Jo­hann Si­gis­mund von Bran­den­burg (1572-1619/1620, Re­gie­rungs­zeit als Kur­füst ab 1608, als Ad­mi­nis­tra­tor des Her­zog­tums Preu­ßen ab 1612), die 1594 voll­zo­gen wur­de. Doch das hat Ot­to nicht mehr er­lebt, da er zu dem Zeit­punkt be­reits seit drei Jah­ren tot war. Er starb am 14.2.1591 auf Burg Paf­fen­dorf (heu­te Stadt Berg­heim). Kai­ser Ru­dolf hat sein Ab­le­ben tief be­dau­ert, weil er mit ihm ei­nen Frie­dens­stif­ter und ei­nen wah­ren Freund des Hau­ses Habs­burg ver­lo­ren hat­te.

Nicht ab­schlie­ßend zu be­ant­wor­ten ist die Fra­ge nach Ot­tos Kon­fes­si­on. Er hielt Kon­takt zu Lu­the­ra­nern, Cal­vi­nis­ten und Ka­tho­li­ken und leg­te sich nie fest. Da­mit stand er im Ge­gen­satz zu sei­ner Frau Ma­ria und sei­nem äl­tes­ten Sohn Ot­to Hein­rich (um 1556-1606), die sich zum Cal­vi­nis­mus be­kann­ten, auch zu sei­nem zwei­ten Sohn Ar­nold Adri­an (um 1558-1602), der ent­schie­den ka­tho­lisch blieb und sich vom Abt der Be­ne­dik­ti­ner­ab­tei Mön­chen­glad­bach be­er­di­gen ließ. Ver­mut­lich ge­hör­te Ot­to zu den „Eras­mus­jün­gern“. Ei­ni­ge sei­ner Zeit­ge­nos­sen hiel­ten ihn al­ler­dings für ei­nen Op­por­tu­nis­ten.

Ei­ner­seits war Ot­to ein treu­er Die­ner sei­nes Lan­des­herrn Wil­helm V., an­de­rer­seits lehn­te er sich ge­gen des­sen Rä­te auf, als es dar­um ging, sei­ne Herr­schaft Rhe­ydt aus dem Lehns­ver­band mit dem Her­zog­tum Jü­lich her­aus­zu­lö­sen. Der Streit dar­über be­gann 1569, als Ot­to wi­der bes­se­res Wis­sen be­haup­te­te, Rhe­ydt sei kein Le­hen. 1585 lan­de­te die An­ge­le­gen­heit beim Reichs­kam­mer­ge­richt in Spey­er. Als Ot­to sich 1590 in Wien auf­hielt, ließ er sich von Kai­ser Ru­dolf ein Frei­herrn­pa­tent aus­stel­len, das so ab­ge­fasst war, dass er dar­aus ei­ne Reichs­un­mit­tel­bar­keit ab­lei­ten konn­te. Doch hat­te er sich 1552 oh­ne Zwei­fel be­leh­nen las­sen. Dar­auf und auf wei­te­re Be­weis­mit­tel mach­ten ihn die Rä­te in Düs­sel­dorf auf­merk­sam. Oben­drein stand noch die Be­zah­lung der Ge­büh­ren für das Pa­tent beim Bank­haus Fug­ger in Hö­he von 1.161 Gold­gul­den aus. Da­mit war der Rechts­akt noch nicht rechts­kräf­tig. Im Üb­ri­gen sprach das Pa­tent da­von, die Rech­te Kur­k­ölns, Jü­lichs, Kle­ves und Gel­derns dürf­ten nicht tan­giert wer­den. Sein Ver­hal­ten ge­gen­über sei­nem Lan­des­herrn ha­ben die Rä­te nach sei­nem Tod zu Recht als Lehns­bruch, als Felo­nie, be­zeich­net. Ot­to, der zeit­le­bens auf ein gu­tes Ver­hält­nis zu sei­nem Her­zog Wert leg­te, hat in die­ser Sa­che Per­son und Amt ge­trennt, al­so den Streit um die Reichs­un­mit­tel­bar­keit als nicht ge­gen die Per­son des Her­zogs ge­rich­tet be­trach­tet.

Schon un­ter Ot­tos Va­ter Adri­an war das Ver­hält­nis zur Rhe­ydter Be­völ­ke­rung von Miss­trau­en und Streit ge­kenn­zeich­net ge­we­sen. Die Aus­ein­an­der­set­zun­gen über die Fron­leis­tun­gen der Ein­woh­ner der Herr­schaft wur­den schlie­ß­lich 1533 mit Hil­fe der her­zog­li­chen Rä­te in Düs­sel­dorf bei­ge­legt und dar­über ein Ver­gleich ge­schlos­sen, der für Ot­to eben­falls in Kraft blieb, was er be­stä­tig­te. Doch 1572 kam es zum Kon­flikt mit den Be­woh­nern Rhe­ydts, die sich beim Her­zog über die ho­hen Las­ten und vie­len Diens­te be­klag­ten, zu de­nen sie her­an­ge­zo­gen wür­den. Der Lan­des­herr wies dar­auf­hin Ot­to an, die Un­ter­ta­nen „nicht über die Ge­bühr zu be­schwe­ren“ (Lud­wig Schmitz). Das küm­mer­te Ot­to je­doch we­nig. 1578 ließ er ei­ni­ge Rhe­ydter ver­haf­ten und vom dor­ti­gen Schöf­fen­ge­richt we­gen ge­hei­mer Zu­sam­men­künf­te, die tat­säch­lich statt­ge­fun­den hat­ten, an­kla­gen. Die Be­trof­fe­nen wand­ten sich nach Düs­sel­dorf und zwei­fel­ten da­bei die Un­ab­hän­gig­keit des Rhe­ydter Ge­richts an, das Ot­to mit ihm ge­neh­men Per­so­nen neu be­setzt hat­te. Die her­zog­li­chen Rä­te for­der­ten dar­auf­hin Ot­to auf, die In­haf­tier­ten wie­der frei­zu­las­sen und das Ver­fah­ren vom Rhe­ydter Schöf­fen­ge­richt an das Haupt­ge­richt in Jü­lich zu über­wei­sen. Ot­to wi­der­sprach und be­haup­te­te, er ha­be „in Rhe­ydt die vol­le Ju­ris­dik­ti­on“ (Lud­wig Schmitz). Auf­grund ei­nes Gut­ach­tens der Uni­ver­si­tät Köln sah er sich schlie­ß­lich ge­nö­tigt, die Ver­haf­te­ten wie­der auf frei­en Fuß zu set­zen. 1581 wur­de auf Schloss Ham­bach bei Nie­der­zier schlie­ß­lich ei­ne Ei­ni­gung ge­fun­den. Der Kom­pro­miss rich­te­te sich bei der mo­nier­ten An­zahl der Hand- und Spann­diens­te nach dem Ver­gleich, den Adri­ans Va­ter be­reits 1533 ge­schlos­sen hat­te. Bei­de Sei­ten wa­ren mit dem Er­geb­nis nicht ein­ver­stan­den. Das Haupt­ge­richt in Jü­lich wur­de an­ge­ru­fen, Des­sen 1584 ge­fäll­tes Ur­teil lehn­ten bei­de Par­tei­en ab. 1585 wand­te sich Ot­to an das Reichs­kam­mer­ge­richt in Spey­er mit ei­ner Fest­stel­lungs­kla­ge. Die her­zog­li­chen Rä­te ant­wor­te­ten mit ei­ner Ge­gen­kla­ge mit dem Ziel, das Ge­richt mö­ge Ot­to das Le­hen Rhe­ydt ent­zie­hen. Da­zu kam es we­gen Ot­tos Tod nicht mehr. Wie an­ge­spannt die At­mo­sphä­re zwi­schen den Rhe­ydter und Ot­to war, zeigt die Tat­sa­che, dass er zeit­wei­se 30 Sol­da­ten auf Schloss Rhe­ydt sta­tio­nier­te und die Be­woh­ner der Herr­schaft sich wei­ger­ten, ihm nach sei­nem Tod das letz­te Ge­leit zu ge­ben. 1597 wur­de Ot­tos Ge­richts­bo­te, der des­sen Re­pres­sa­li­en (Ver­haf­tun­gen, Pfän­dun­gen, Sper­rung von Wei­de­plät­zen für das Vieh) hat­te voll­stre­cken müs­sen, in Haft ge­nom­men und der Tor­tur un­ter­wor­fen, von de­ren Fol­gen er sich nicht mehr er­hol­te. An ihm räch­te man sich stell­ver­tre­tend.

Wilhelm V. Herzog von Kleve, Jülich und Berg ('der Reiche'), Kupferstich von Heinrich Aldegrever (1502-1555/1561), 1540, Original im Museum Zitadelle, Jülich. (LVR-Zentrum für Medien und Bildung)

 

Bei al­ler Här­te, die Ot­to von By­landt nach au­ßen zeig­te, konn­te er im Um­kreis sei­ner Fa­mi­lie durch­aus lie­bens­wür­dig er­schei­nen. Dar­über un­ter­rich­ten ein we­nig die Denk­wür­dig­kei­ten des schle­si­schen Rit­ters Hans von Schwei­ni­chen (1552-1616), der als Hof­meis­ter mit Her­zog Hein­rich XI. von Lie­gnitz (1539-1588, 1559-1570 al­lei­ni­ger Re­gent und 1571-1576 be­zie­hungs­wei­se 1580-1581 Mit­re­gent des Her­zog­tums Lie­gnitz) durch die Lan­de zog. 1576 lern­te Hans von Schwei­ni­chen in Köln Ot­to ken­nen, den er als rei­chen und ehr­li­chen Mann schil­dert. Er ver­lieb­te sich in Ot­tos äl­tes­te Toch­ter Agnes (um 1560-1636), die durch­aus be­reit war, ihm in ei­ne un­ge­wis­se Zu­kunft zu fol­gen. Ot­to er­kun­dig­te sich nach dem mög­li­chen Bräu­ti­gam und war be­reit, als die­se Er­kun­di­gung po­si­tiv aus­fiel, ei­ner Lie­bes­hei­rat sei­nen Se­gen zu ge­ben. Eben­so dach­te sei­ne Frau Ma­ria. Sie woll­ten dem Glück ih­rer Toch­ter nicht im We­ge ste­hen und bra­chen mit der üb­li­chen Kon­ven­ti­on, ih­re Kin­der im rhei­nisch-west­fä­li­schen ad­li­gen Um­kreis zu ver­hei­ra­ten. Ot­to ver­such­te so­gar, den zö­gern­den Hans von Schwei­ni­chen zur Hei­rat zu über­re­den und bat ihn, er mö­ge ihm „ein lie­ber Sohn“ sein. Doch konn­te Hans von Schwei­ni­chen sich da­zu nicht ent­schlie­ßen und zog nach acht Mo­na­ten wei­ter. Auch in an­de­ren Fäl­len räum­te das Ehe­paar By­landt ih­ren Kin­dern ein „Selbst­be­stim­mungs­rech­t“ ein: Sie wähl­ten ih­re Kon­fes­si­on sel­ber aus, und zwei hei­ra­te­ten nicht stan­des­ge­mäß.

Mit dem Um- und Aus­bau von Schloss Rhe­ydt im Stil der Re­nais­sance ver­wirk­lich­te sich Ot­to von By­landt ei­nen Traum. An­ge­regt durch das Schloss sei­nes Lan­des­herrn in Jü­lich, das ab 1559 nach Plä­nen des ita­lie­ni­schen Bau­meis­ters Ales­san­dro Pas­qua­li­ni (1493-1559) ent­stand, be­auf­trag­te er wahr­schein­lich des­sen äl­tes­ter Sohn Ma­xi­mi­li­an (1534-1572), die „im Kern spät­mit­tel­al­ter­li­che Burg­an­la­ge“ und die Be­fes­ti­gung mit fünf Bas­tio­nen in zwei Bau­pha­sen um 1560 und 1567/1568 zu schaf­fen. Ma­xi­mi­li­an Pas­qua­li­ni ge­lang es da­bei ge­schickt, die über­kom­me­nen „Bau­tei­le zu ei­nem zu ei­nem har­mo­ni­schen Gan­zen zu­sam­men­zu­fü­gen“ (Gui­do von Bü­ren). Ot­to ver­such­te mit der Be­fes­ti­gungs­an­la­ge, die er oh­ne Er­laub­nis des Lan­des­herrn er­bau­te, es sei­nem Her­zog gleich zu tun. Da­mit do­ku­men­tier­te er un­über­seh­bar sein aus­ge­präg­tes Selbst­wert­ge­fühl. Als ei­ner der Gro­ßen des Lan­des soll­te ihn die Nach­welt im Ge­dächt­nis be­hal­ten. An der In­nen­hoff­as­sa­de des Schlos­ses ließ er des­halb die In­schrift an­brin­gen: „Ich ach­te nicht, dass der ge­lebt hat, wel­cher nicht sei­nes Le­bens nam­haf­ti­ges Zeug­nis nach sich ge­las­sen hat.“

1917 kauf­te die Stadt Rhe­ydt (heu­te Stadt Mön­chen­glad­bach) Schloss Rhe­ydt, das seit 1922 als Mu­se­um vor al­lem von Kunst- und Kul­tur­ge­gen­stän­den der Re­nais­sance- und Ba­rock­zeit so­wie zur Tex­til­ge­schich­te Mön­chen­glad­bachs dient. Der 1953 ge­grün­de­te För­der­ver­ein des Mu­se­ums trägt den Na­men Ot­to von By­landt-Ge­sell­schaft.

Literatur

Bü­ren, Gui­do von, Gro­ße Plä­ne– Schloss Rhe­ydt am Nie­der­rhein: Ma­ga­zin zur Aus­stel­lung „Gro­ße Plä­ne“, Städ­ti­sches Mu­se­um Schloss Rhe­ydt, Mön­chen­glad­bach 2017, S. 10-39. Löhr, Wolf­gang, Ot­to von By­landt, in: Ma­ga­zin zur Aus­stel­lung „Gro­ße Plä­ne“, Städ­ti­sches Mu­se­um Schloss Rhe­ydt, Mön­chen­glad­bach 2017, S. 40-45. Schmitz, Lud­wig, Rhe­ydter Chro­nik. Ge­schich­te der Herr­schaft und Stadt Rhe­ydt, Band 1, Rhe­ydt 1897, Nach­druck Mön­chen­glad­bach 2001.  

Grabplatte Otto von Bylandts mit seinem Wappen (links) und dem seiner Ehefrau Maria von Bongart (rechts). (Stadtarchiv Mönchengladbach)

 
Zitationshinweis

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Löhr, Wolfgang, Otto von Bylandt, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/otto-von-bylandt-/DE-2086/lido/605b0d56301bf4.62873002 (abgerufen am 19.03.2024)