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In die Amtszeit Otto von Kerpens als Hochmeister zwischen 1200 und 1209 fällt die Grundlegung der europäischen Ausdehnung des Deutschen Ordens.
Wie sein Vorgänger Heinrich Walpot lässt sich auch Otto von Kerpen als Person nur schwer fassen. Der Vorname ist gesichert, der Herkunftsname taucht erst im 14. Jahrhundert auf: Als es galt, den Hochmeistern Wappen und genaue Herkunft zuzuordnen, wählte man ein damals blühendes Geschlecht. Daher wurde angenommen, er stamme aus dem rheinischen Kerpen.
Eine im 15. Jahrhundert entstandene Überlieferung lässt ihn das Hochmeisteramt im Jahre 1200 antreten, was jedoch unsicher ist und auch nicht durch das Todesjahr seines Vorgängers bestätigt werden kann. In die Amtszeit Ottos von Kerpen fielen wichtige Erwerbungen des Deutschen Ordens in Europa. Sie verdeutlichen, dass die junge Rittergemeinschaft über die Situation eines städtischen Hospitals in Akkon hinaus eine bedeutende Entwicklung nahm. An Erwerbungen sind der Baugrund für ein 1200 bestätigtes Hospital in Halle an der Saale, ein 1202 geschenktes Hospital in Bozen (Tirol) sowie ein 1203 erworbenes Hospital in Friesach (Kärnten) zu nennen. Im zeitlichen Zusammenhang damit steht die Schenkung in (Groß-)Sonntag in der Steiermark (heute Slowenien). Es folgten Niederlassungen in Wien vor 1204, in Prag vor 1206 und im damals thüringischen, heute hessischen Reichenbach 1207. Damit wurde für den Zuzug neuer Ordensbrüder der Weg über die Alpen mit eigenen Zwischenstationen eröffnet; zum einen über die Brennerstraße, zum anderen über Semmering, Drau- und Pustertal ebenfalls an die Brennerstraße anschließend, zum dritten über Friaul nach Venedig. Gerade diese Stadt war einer der wichtigsten Einschiffungshäfen für die Passage ins Heilige Land, und der Orden entwickelte gute Beziehungen zu ihr.
Die unter Otto erfolgte Ausdehnung des Ordens zeigt seine wachsende Bekanntheit im deutschsprachigen Raum, vor allem bei staufischen Parteigängern, die teilweise bereits an der Umwandlung des Akkoner Hospitals in eine Rittergemeinschaft 1198 beteiligt waren. Die persönliche Beteiligung Ottos von Kerpen daran lässt sich aber nicht feststellen. Sein Todesdatum ist in Nekrologen zum 7. Februar überliefert. Da er im September 1208 noch urkundlich genannt wird, dürfen wir vom Todesjahr 1209 ausgehen. Auch er hat zwar Spuren im Aufbau des Deutschen Ordens hinterlassen, doch lässt sich daraus kein Bild der Persönlichkeit formen, wie es bei seinem zweiten Nachfolger Hermann von Salza (Amtszeit 1209-1239), nicht zuletzt aufgrund seiner politischen Bedeutung unter Kaiser Friedrich II. (Regierungszeit 1220-1250), sehr wohl der Fall ist.
Literatur
Arnold, Udo, Otto von Kerpen, in: Arnold, Udo (Hg.), Die Hochmeister des Deutschen Ordens 1190-1994, Marburg 1998, S. 10-11.
Gondorf, Bernhard, Zur Herkunft einiger Hochmeister des Deutschen Ordens, in: Landeskundliche Vierteljahresblätter 31 (1985), S. 3-5.
Oelsnitz, A[lexander] B[ernhard] E[rnst] von der, Herkunft und Wappen der Hochmeister des Deutschen Ordens 1190-1525, Königsberg 1926, S. 44-45.
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Arnold, Udo, Otto von Kerpen, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/otto-von-kerpen/DE-2086/lido/57c9578b4cd532.22423722 (abgerufen am 13.12.2024)