Paul Reusch

Unternehmer (1868-1956)

Christian Marx (München)

Portrait Paul Reusch, Fotographie von Gertrud Hesse. (Stiftung Rheinisch Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln)

In der Wei­ma­rer Re­pu­blik ge­hör­te Paul Reusch zu den ein­fluss­reichs­ten Un­ter­neh­mern der deut­schen Schwer­in­dus­trie, der nicht nur als lang­jäh­ri­ger Lei­ter der Gu­te­hoff­nungs­hüt­te (GHH), son­dern auch auf­grund sei­ner viel­sei­ti­gen Ver­bands­tä­tig­keit ei­ne her­aus­ra­gen­de Po­si­ti­on in der deut­schen Wirt­schafts­eli­te ein­nahm. Die be­deu­tends­te Leis­tung des „Lö­wen von Ober­hau­sen“, wie vie­le sei­ner Zeit­ge­nos­sen ihn be­zeich­ne­ten, be­stand zwei­fel­los im Aus­bau der GHH zu ei­nem über­re­gio­na­len Mon­tan- und Wei­ter­ver­a­bei­tungs­kon­zern.

Ge­bo­ren wur­de Paul Reusch am 9.2.1868 in Kö­nigs­bronn als Sohn des würt­tem­ber­gi­schen Hüt­ten­ver­wal­ters Karl Her­mann Reusch (1824-1894) und sei­ner aus der ho­hen würt­tem­ber­gi­schen Be­am­ten­schaft stam­men­den Ehe­frau Ma­rie Reusch ge­bo­re­ne Riecke (1835-1900). Paul Reusch wuchs so­mit in ei­nem durch be­son­de­re Staats­nä­he ge­kenn­zeich­ne­ten Un­ter­neh­mer­mi­lieu auf. Die für das Kai­ser­reich ty­pi­sche en­ge Ver­flech­tung zwi­schen Un­ter­neh­mer­tum und hö­he­rer Be­am­ten­schaft zeig­te sich bei ihm über­dies in sei­ner Hei­rat mit Ger­trud Zim­mer (1869-1944), de­ren Va­ter Amts­ge­richts­rat war. Aus der Ehe gin­gen vier Kin­der her­vor.

Die na­tio­nal-kon­ser­va­ti­ve, am po­li­ti­schen Sys­tem des Kai­ser­reichs ori­en­tier­te Grund­hal­tung des Pro­tes­tan­ten Reusch wur­de durch sei­ne Mit­glied­schaft in der Bur­schen­schaft Sa­xo­nia und sei­nen Mi­li­tär­dienst (1890/1891) beim Ers­ten Baye­ri­schen Feld-Ar­til­le­rie-Re­gi­ment Prinz­re­gent Luit­pold in Mün­chen ge­fes­tigt. Ein am mon­ar­chi­schen Prin­zip aus­ge­rich­te­tes Staats­we­sen mit star­ker Exe­ku­ti­ve bil­de­te dau­er­haft sein Ide­al­bild ei­ner Staats­ver­fas­sung.

 

In be­ruf­li­cher Per­spek­ti­ve er­leb­te Reusch in­ner­halb kür­zes­ter Zeit ei­nen ful­mi­nan­ten Auf­stieg. Nach dem Stu­di­um des Berg- und Hüt­ten­we­sens am Po­ly­tech­ni­kum in Stutt­gart (1886-1889) er­griff er die Chan­ce, auf den von sei­nem Va­ter ge­führ­ten Jen­ba­cher Berg- und Hüt­ten­wer­ken in Ti­rol als As­sis­tent an­zu­fan­gen. Da­mit ge­lang­te er un­mit­tel­bar in die be­ruf­li­che Le­bens­welt der Mon­tan­in­dus­trie. Im An­schluss an sei­nen Mi­li­tär­dienst fand er ei­ne An­stel­lung als In­ge­nieur bei der Bu­da­pes­ter Fir­ma Ganz & Comp., Ei­sen­gie­ße­rei und Ma­schi­nen-Fa­briks-AG (1891-1895), be­vor er 1895 zur Wit­ko­wit­zer Berg­bau- und Hüt­ten­ge­werk­schaft in Mäh­ren wech­sel­te. Mit die­sen be­ruf­li­chen Er­fah­run­gen ge­lang ihm 1901 der Wech­sel ins Ruhr­ge­biet, wo er ei­nen Di­rek­tor­pos­ten bei der Fried­rich-Wil­helm-Hüt­te in Mül­heim an der Ruhr über­nahm. Da­mit voll­zog er im Al­ter von 33 Jah­ren ei­nen auf den ers­ten Blick au­ßer­ge­wöhn­li­chen Kar­rie­re­schritt für ei­nen Re­vier­frem­den, auch wenn er mit sei­nem Hoch­schul­ab­schluss den An­for­de­run­gen des mo­der­nen Ma­nage­ments ge­nüg­te.

Schlie­ß­lich trat er 1905 in den Vor­stand der GHH in Ober­hau­sen ein, die sich mehr­heit­lich im Be­sitz der In­dus­tri­el­len­fa­mi­lie Ha­ni­el be­fand, und stieg dort 1909 zum Vor­stands­vor­sit­zen­den auf. Die­se Po­si­ti­on an der Spit­ze ei­nes alt­ein­ge­ses­se­nen Ruhr­un­ter­neh­mens soll­te er in den fol­gen­den 30 Jah­ren be­klei­den. Als Lei­ter ei­nes in­dus­tri­el­len Gro­ß­un­ter­neh­mens er­wei­ter­te sich sein Hand­lungs­spiel­raum enorm, zu­gleich wuchs er auf die­se Wei­se in die über­re­gio­na­le Ver­bands­land­schaft hin­ein. Mit sei­ner Er­nen­nung zum „Kom­mer­zi­en­rat“ 1910 wur­de er auch so­zi­al in die Wirt­schafts­eli­te des Kai­ser­reichs in­te­griert.

Zeichnung von Paul Reusch, undatiert (Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln).

 

Nach­dem er sich als Ver­ant­wort­li­cher für die GHH-Ab­tei­lung Sterk­ra­de be­währt und an­schlie­ßend den Vor­stands­vor­sitz über­nom­men hat­te, ver­folg­te er zu­nächst das Ziel, die Erz­grund­la­ge des Un­ter­neh­mens zu er­wei­tern. Hier­zu in­ves­tier­te er un­ter an­de­rem in die GHH-ei­ge­nen Mi­net­te­vor­kom­men in Deutsch-Loth­rin­gen und Lu­xem­burg. Be­reits 1905 hat­te die GHH den Rhein­ha­fen Wal­s­um (heu­te Stadt Duis­burg) er­baut, um Er­ze kos­ten­güns­ti­ger über den Was­ser­weg zu den Hüt­ten­wer­ken zu trans­por­tie­ren und die Ver­frach­tung der ge­för­der­ten Koh­le auf glei­chem We­ge si­cher­zu­stel­len. Dar­über hin­aus stieß Reusch schon vor dem Ers­ten Welt­krieg den Aus­bau der Wei­ter­ver­ar­bei­tung an. Vor dem Hin­ter­grund be­ste­hen­der Kar­tell- und Syn­di­kats­be­stim­mun­gen sah er im Aus­bau nach­ge­la­ger­ter Pro­duk­ti­ons­stu­fen die Chan­ce, die Ei­sen- und Stahl­pro­duk­ti­on des Un­ter­neh­mens zu er­wei­tern und ge­gen­über kon­junk­tu­rel­len Schwan­kun­gen zu sta­bi­li­sie­ren. Gleich­zei­tig setz­te er mit den ers­ten An­glie­de­run­gen, wie Boecker & Comp., dem Al­ten­hun­de­mer Walz- und Ham­mer­werk oder dem Os­na­brü­cker Kup­fer- und Draht­werk, die im Sterk­ra­der Ma­schi­nen­bau be­ste­hen­den Ent­wick­lungs­pfa­de der GHH fort.

Zu Be­ginn des Ers­ten Welt­kriegs war die GHH nicht auf ei­nen lang­jäh­ri­gen ma­te­rial­in­ten­si­ven Kon­flikt ein­ge­rich­tet, doch stell­te Reusch die Pro­duk­ti­on zü­gig auf Rüs­tungs­gü­ter um. Auf­grund der ex­po­nier­ten Stel­lung der Ruhr­un­ter­neh­men für die Ver­sor­gung mit Koh­le und Rüs­tungs­gü­tern wur­de er zu­dem Mit­glied im Bei­rat des Deut­schen Roh­stoff­am­tes so­wie im Bei­rat des Waf­fen- und Mu­ni­ti­ons­be­schaf­fungs­am­tes (Wum­ba), ei­nem Amt der Kriegs­roh­stoff­ab­tei­lung. Um­ge­kehrt war er nur teil­wei­se be­reit, die mit der Aus­wei­tung der Rüs­tungs­pro­duk­ti­on ver­bun­de­nen un­ter­neh­me­ri­schen Ri­si­ken zu tra­gen, wes­halb er sich um staat­li­che Ab­satz­ga­ran­ti­en be­müh­te und vor al­lem Pro­duk­ti­ons­um­stel­lun­gen vor­nahm, die ei­ne spä­te­re Frie­dens­pro­duk­ti­on er­mög­lich­ten. In­fol­ge staat­li­cher Rüs­tungs­auf­trä­ge stie­gen die Ge­win­ne bald merk­lich. Sie konn­ten nur durch den von Reusch ge­bil­lig­ten Ein­satz von Kriegs­ge­fan­ge­nen und Zwangs­ar­bei­tern er­zielt wer­den und bil­de­ten die fi­nan­zi­el­le Grund­la­ge für wei­te­re An­glie­de­run­gen.

Nach dem Ers­ten Welt­krieg be­schleu­nig­te Reusch die Ex­pan­si­on der GHH in Rich­tung Wei­ter­ver­ar­bei­tung. Zu­sam­men mit der AEG und der HA­PAG grün­de­te er die Deut­sche Werft in Ham­burg und er­warb zahl­rei­che wei­te­re Be­tei­li­gun­gen für die GHH, dar­un­ter die Ak­ti­en­mehr­heit der Ma­schi­nen­fa­brik Ess­lin­gen so­wie die Ha­ni­el & Lueg GmbH und das Ei­sen­werk Nürn­berg. Im Ja­nu­ar 1921 wur­de mit der Rhein­werft Wal­s­um zu­dem ei­ne der grö­ß­ten und leis­tungs­fä­higs­ten Bin­nen­werf­ten Eu­ro­pas er­öff­net.

Da die Erz­fel­der in der Nor­man­die und im loth­rin­gi­schen Mi­net­te­ge­biet mit dem Frie­dens­ver­trag von Ver­sailles ver­lo­ren wa­ren, be­müh­te sich Reusch um ei­ne Kom­pen­sa­ti­on in Form süd­deut­scher Erz­vor­kom­men und be­tei­lig­te die GHH an den 1921 neu ge­grün­de­ten Schwä­bi­schen Hüt­ten­wer­ken, bei de­nen be­reits sein Va­ter tä­tig ge­we­sen war. Im Un­ter­schied zu an­de­ren In­fla­ti­ons­ge­win­nern ba­sier­te der Aus­bau der GHH je­doch kaum auf Kre­di­ten, gleich­wohl pro­fi­tier­te sie von den wirt­schaft­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen der Nach­kriegs­zeit. Vie­le Über­nah­me­kan­di­da­ten be­fan­den sich in ei­ner fi­nan­zi­ell an­ge­schla­ge­nen Po­si­ti­on und hat­ten da­her ein star­kes In­ter­es­se an ei­ner Zu­sam­men­ar­beit mit ei­nem roh­stoff­rei­chen und fi­nanz­star­ken Gro­ß­un­ter­neh­men der Ruhr­in­dus­trie. Reusch ak­zep­tier­te in der Re­gel kei­ne lo­sen In­ter­es­sen- oder Lie­fer­ver­trä­ge, son­dern be­stand meist auf der Über­nah­me der Ak­ti­en­mehr­heit und nutz­te so­mit die Zwangs­la­ge der Wei­ter­ver­ar­bei­ter kon­se­quent aus. Dies galt auch für die Ma­schi­nen­fa­brik Augs­burg-Nürn­berg (M.A.N.), mit de­ren Über­nah­me ihm 1920/1921 ein wah­rer Coup ge­lang. Ih­ren Ab­schluss fand je­ne ex­pan­si­ve Pha­se 1923 mit der Grün­dung der GHH-Hol­ding-Ge­sell­schaft in Nürn­berg be­zie­hungs­wei­se der GHH Ober­hau­sen AG im Zu­ge der Be­set­zung des Ruhr­ge­biets.

Wäh­rend der Ruhr­be­set­zung ent­wi­ckel­te sich Reusch zu ei­nem ve­he­men­ten Ver­fech­ter des pas­si­ven Wi­der­stands. Die­ses Ver­hal­ten kul­mi­nier­te dar­in, dass er im Sep­tem­ber 1923 aus Pro­test ge­gen die Ent­schei­dung Gus­tav Stre­se­manns (1878-1929), den pas­si­ven Wi­der­stand zu be­en­den, aus der Deut­schen Volks­par­tei (DVP) aus­trat. Die po­li­tisch-ge­sell­schaft­li­chen Prä­gun­gen der Wil­hel­mi­ni­schen Welt mit dem Bild ei­nes wirt­schafts­li­be­ra­len, na­tio­nal-kon­ser­va­ti­ven und zu­gleich hier­ar­chisch-au­to­ri­tä­ren Staats­ge­bil­des blie­ben für ihn Zeit sei­nes Le­bens kenn­zeich­nend. Mit der Aus­bau der GHH zu ei­nem weit­ver­zweig­ten Kon­zern ging auch ein Be­deu­tungs­ge­winn sei­ner Per­son über das Un­ter­neh­men hin­aus ein­her. Sei­nen Auf­stieg zu ei­nem der ein­fluss­reichs­ten und be­st­in­for­mier­ten Un­ter­neh­mer der Wei­ma­rer Re­pu­blik ver­dank­te er vor al­lem sei­nen Ak­ti­vi­tä­ten als Ver­bands­po­li­ti­ker. Bis Mit­te der 1920er Jah­re schuf er sich über die in Per­so­nal­uni­on von ihm ge­führ­ten Ver­bän­de, den Ver­ein zur Wah­rung der ge­mein­sa­men wirt­schaft­li­chen In­ter­es­sen in Rhein­land und West­fa­len (Langnam­ver­ein) und die Nord­west­li­che Grup­pe des Ver­eins Deut­scher Ei­sen- und Stahl­in­dus­tri­el­ler (Ar­beit­nord­west) ei­ne Ver­bands­macht, über die zu die­ser Zeit kein zwei­ter Ruhr­in­dus­tri­el­ler ver­füg­te. Da­bei galt er selbst un­ter den Schwer­in­dus­tri­el­len als „Scharf­ma­cher“, der nicht nur ge­gen die Ge­werk­schaf­ten, son­dern auch ge­gen Re­pu­blik, Par­tei­en und Par­la­men­ta­ris­mus ei­nen kom­pro­miss­lo­sen Kampf führ­te. Be­son­ders ein­drück­lich zeig­te sich dies im Ruh­rei­sen­streit, der grö­ß­ten und fol­gen­reichs­ten Aus­sper­rung wäh­rend der Wei­ma­rer Re­pu­blik, als im No­vem­ber 1928 weit über 200.000 Ar­bei­ter im rhei­nisch-west­fä­li­chen In­dus­trie­be­zirk aus­ge­sperrt wur­den. Zur Ver­brei­tung sei­ner po­li­tisch-welt­an­schau­li­chen Ord­nungs­vor­stel­lun­gen bau­te er sich über­dies durch meh­re­re Be­tei­li­gun­gen an Zei­tungs­ver­la­gen ei­ne enor­me Macht zur in­dus­triefreund­li­chen Be­ein­flus­sung der Pres­se auf.

Ob­wohl Reusch 1932 ei­nen Burg­frie­den mit Adolf Hit­ler (1889-1945) ge­schlos­sen hat­te, in­dem er ihm zu­si­cher­te, An­grif­fe der von ihm kon­trol­lier­ten Me­di­en auf den Na­tio­nal­so­zia­lis­mus fort­an zu un­ter­bin­den, trenn­te ihn sei­ne wirt­schafts­li­be­ra­le Hal­tung von der NS-Vor­stel­lungs­welt. Zwar eb­ne­te Reusch den Na­tio­nal­so­zia­lis­ten mit sei­nen stän­di­gen At­ta­cken auf das par­la­men­ta­ri­sche Sys­tem in ge­wis­ser Wei­se den Weg, doch an der „Macht­er­grei­fung“ 1933 war er nicht un­mit­tel­bar be­tei­ligt. Trotz­dem pass­te er den Kon­zern kon­se­quent an die Auf­rüs­tungs­wün­sche des NS-Re­gimes an. Die wirt­schaft­li­che Er­ho­lung zahl­rei­cher GHH-Toch­ter­ge­sell­schaf­ten in den 1930er Jah­ren steht des­halb in di­rek­tem Zu­sam­men­hang mit dem Ein­stieg in die Rüs­tungs­pro­duk­ti­on. Gleich­zei­tig führ­te Reuschs Ei­gen­wil­lig­keit zu meh­re­ren Kon­flik­ten mit den NS-Macht­ha­bern, wel­che schlie­ß­lich in sei­nen er­zwun­ge­nen Rück­tritt mün­de­ten.

Mit sei­nem Ab­gang 1942 ver­ab­schie­de­te sich Reusch aus dem Ruhr­ge­biet und zog sich auf sein schwä­bi­sches Land­gut, den Ka­tha­ri­nen­hof, zu­rück. Gleich­wohl blie­ben vie­le per­sön­li­che Ver­bin­dun­gen zwi­schen der Ei­gen­tü­mer­fa­mi­lie Ha­ni­el und der Ma­na­ger­fa­mi­lie Reusch be­ste­hen. Sei­nem äl­tes­ten Sohn Her­mann Reusch (1896-1971), der 1935 in den Vor­stand der GHH be­stellt und von den Al­li­ier­ten als „Un­be­las­te­ter“ ein­ge­stuft wor­den war, ge­lang es da­her nach dem Zwei­ten Welt­krieg, an die Kon­zern­spit­ze der GHH zu­rück­zu­keh­ren und die Ma­na­ger­dy­nas­tie der Reuschs fort­zu­set­zen. Die Grün­dung der Bun­des­re­pu­blik er­leb­te Paul Reusch zwar noch mit, doch blieb er bis zum sei­nem Tod am 21.12.1956 in der Vor­stel­lungs­welt des Kai­ser­reichs ver­haf­tet und lehn­te den neu­en de­mo­kra­ti­schen Par­tei­en- und So­zi­al­staat da­her weit­ge­hend ab.

Mit dem Auf­bau ei­nes mo­der­nen Mon­tan- und Ma­schi­nen­bau­kon­zerns, der in den 1920er Jah­ren sei­ne Ei­gen­stän­dig­keit ge­gen­über der im­po­san­ten Ver­ei­nig­te Stahl­wer­ke AG ver­tei­dig­te, und sei­ner macht­vol­len Po­si­ti­on im Ver­bands­we­sen ge­hör­te Paul Reusch zwei­fel­los zu den wirt­schaft­lich er­folg­reichs­ten und po­li­tisch ein­fluss­reichs­ten Un­ter­neh­mern der Wei­ma­rer Re­pu­blik. Gleich­wohl ver­moch­te er sei­ne po­li­ti­schen Zie­le kaum durch­zu­set­zen. Da­bei un­ter­schätz­te er be­son­ders den Macht­wil­len der Na­tio­nal­so­zia­lis­ten, de­ren um­fas­sen­der Macht­an­spruch mit sei­nem ei­ge­nen „Herr-im-Hau­se“-Stand­punkt kol­li­dier­te und zu sei­nem er­zwun­ge­nen Rück­tritt führ­te.

Quellen

Ha­ni­el-Ar­chiv der Franz Ha­ni­el & Cie. GmbH, Duis­burg: PD 29, Paul Reusch (1868-1956).

His­to­ri­sches Ar­chiv der MAN AG, Augs­burg: A 1.2.1, Paul Reusch.

Stif­tung Rhei­nisch-West­fä­li­sches Wirt­schafts­ar­chiv zu Köln: 130 Gu­te­hoff­nungs­hüt­te, 130-300193 Nach­lass Kom­mer­zi­en­rat Dr. Paul Reusch, 130-4001012 Nach­lass Kom­mer­zi­en­rat Dr. Paul Reusch, 130-234 bis 130-263 Fa­mi­li­en­ak­ten Reusch.

Staats­ar­chiv Lud­wigs­burg: StAL EL 902/3 Bü 7702 Ent­na­zi­fi­zie­rungs­ak­te Paul Reusch.

Literatur

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Marx, Chris­ti­an, Paul Reusch und die Gu­te­hoff­nungs­hüt­te. Lei­tung ei­nes deut­schen Gro­ß­un­ter­neh­mens. Göt­tin­gen 2013.

Marx, Chris­ti­an, Paul Reusch - ein po­li­ti­scher Un­ter­neh­mer im Zeit­al­ter der Sys­tem­brü­che. Vom Kai­ser­reich zur Bun­des­re­pu­blik, in: Vier­tel­jahrschrift für So­zi­al- und Wirt­schafts­ge­schich­te 101/3 (2014), S. 273-299.

Masch­ke, Erich, Es ent­steht ein Kon­zern. Paul Reusch und die GHH, Tü­bin­gen 1969.

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Reusch, Jo­han­nes, Die Fa­mi­lie Reusch, Reut­lin­gen 1990. 

Abbildung einer Plastik Paul Reuschs von Georg Kolbe in der Werkszeitschrift der Gutehoffnungshütte vom 15.2.1938 (Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln).

 
Zitationshinweis

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Marx, Christian, Paul Reusch, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/paul-reusch/DE-2086/lido/632d7f6707b710.94837001 (abgerufen am 09.12.2024)