Peter Joseph Osterhaus

Revolutionär, General und Diplomat (1823-1917)

Markus Kirschbaum (Koblenz)

Peter Joseph Osterhaus als Generalmajor der United States Army, vor 1865. (Library of Congress's Prints and Photographs division / ID cwpb.05815)

Pe­ter Jo­seph Os­ter­haus er­ging es wie an­de­ren „Acht­und­vier­zi­gern“, die nach dem ge­schei­ter­ten Kampf für Frei­heit und De­mo­kra­tie von 1848/1849 aus Eu­ro­pa flie­hen muss­ten. In sei­ner al­ten Hei­mat fast ver­ges­sen, ge­lang­te er in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten zu ho­hem An­se­hen. Die dank­ba­re Na­ti­on be­wahrt sein An­denken bis heu­te.

Pe­ter Jo­seph Os­ter­haus wur­de am 4.1.1823 in Ko­blenz als zwei­ter Sohn des aus Ahaus stam­men­den Bau­meis­ters Jo­seph Adolph Ois­ter­husz (1797-1868) und der Ko­blen­zer Metz­gers­toch­ter Eleo­no­ra Ois­ter­husz, ge­bo­re­ne Kra­e­mer (1795-1838), ge­bo­ren. Der äl­te­re Bru­der An­ton Hein­rich (1821-1896) und der jün­ge­re Lo­renz Jo­seph Adolph (1829-1884) wur­den gleich­falls in Ko­blenz ge­bo­ren. Der Va­ter war durch Ver­mitt­lung des preu­ßi­schen Ar­chi­tek­ten Jo­hann Clau­di­us von Las­saulx am Fun­da­ment­bau der ka­tho­li­schen Pfarr­kir­che St. Jo­han­nes in Treis be­tei­ligt. Von 1847 bis et­wa 1852 ge­hör­te Jo­seph Adolph Ois­ter­husz dem Ko­blen­zer Stadt­rat an. Der Nach­na­me deu­tet auf sei­ne nie­der­län­di­sche Her­kunft hin, je­doch be­schlos­sen er und sei­ne Frau, den Fa­mi­li­en­na­men der Kin­der ein­zu­deut­schen.

Im Ge­gen­satz zu sei­nem äl­te­ren Bru­der Jo­hann Hein­rich, der spä­ter das Ge­schäft sei­nes Va­ters wei­ter­führ­te, woll­te Pe­ter Jo­seph Ge­schichts­pro­fes­sor an ei­ner Uni­ver­si­tät wer­den. Ob­wohl er in Ko­blenz kein Ab­itur ab­ge­legt hat, muss er über ei­ne hö­he­re Schul­bil­dung ver­fügt ha­ben, denn er be­herrsch­te La­tein, Eng­lisch und Fran­zö­sisch. Zu­dem eig­ne­te er sich wäh­rend ei­nes drei­jäh­ri­gen Auf­ent­hal­tes der Fa­mi­lie in den 1830er Jah­ren in Rot­ter­dam Hol­län­disch an. Der Va­ter je­doch ver­don­ner­te ihn zu ei­ner Kauf­manns­leh­re. Als Han­dels­lehr­ling leb­te er 1840 im Hau­se sei­ner El­tern in der Neu­stadt 19, das sein Va­ter 1830 er­rich­tet hat­te. Nach der Lehr­zeit un­ter­nahm er Rei­sen durch Deutsch­land, nach Frank­reich und in die Schweiz. 1844 mel­de­te er sich als Ein­jäh­rig-Frei­wil­li­ger zum 3. Rhei­ni­schen In­fan­te­rie­re­gi­ment Nr. 29 in Ko­blenz und wur­de ein Jahr spä­ter beim 29. Land­wehr-Re­gi­ment in Neu­wied zum Leut­nant der Re­ser­ve er­nannt. Im April 1845 reis­te Os­ter­haus nach Mann­heim, um sei­nen Ein­stieg in die Fir­ma Carl Nest­ler & Co. - ei­ner Scho­ko­la­den­fa­bri­ka­ti­on - vor­zu­be­rei­ten. 1847 wech­sel­te er vom preu­ßi­schen in den ba­di­schen Staats­ver­band und er­hielt am 24.9.1847 das Mann­hei­mer Bür­ger­recht. Os­ter­haus´ In­ter­es­se an his­to­risch-po­li­ti­schen Zu­sam­men­hän­gen so­wie sei­ne er­wor­be­nen mi­li­tä­ri­schen Kennt­nis­se soll­ten ihm schon bald nütz­lich wer­den.

Nach der Fe­bru­ar­re­vo­lu­ti­on 1848 in Frank­reich wur­de auch Ba­den ein Schau­platz des Kamp­fes für bür­ger­lich-de­mo­kra­ti­sche Rech­te im Deut­schen Bund. Der Ver­such des Ra­di­kal­de­mo­kra­ten Fried­rich He­cker (1811-1881) – an dem sich auch Os­ter­haus und sein spä­te­rer Kriegs­ka­me­rad Franz Si­gel (1824-1902) be­tei­lig­ten – mit Ge­walt ei­ne Re­pu­blik zu er­rich­ten, schei­ter­te je­doch. He­cker muss­te im Sep­tem­ber 1848 in die USA flie­hen. Os­ter­haus hin­ge­gen wur­de Kom­man­dant der Bür­ger­wehr in Mann­heim. Auf die Loya­li­tät der Of­fi­zie­re des dort sta­tio­nier­ten 2. Dra­go­ner-Re­gi­men­tes konn­te die ba­di­sche Re­vo­lu­ti­ons­re­gie­rung al­ler­dings nicht zäh­len. An­ge­sichts der Aus­weg­lo­sig­keit der La­ge leg­te Os­ter­haus, nach­dem die Un­ru­hen 1849 er­neut auf­flamm­ten und er auch den Be­fehl über das Dra­go­ner-Re­gi­ment über­nom­men hat­te, am 20.6. des Jah­res sei­ne Kom­man­dos nie­der und zwei Ta­ge spä­ter wur­de Mann­heim von Bun­des­trup­pen be­setzt.

Für Os­ter­haus be­gann ei­ne Zeit der Ver­fol­gung und Flucht. Schon am 28. Ju­ni. er­ging Haft­be­fehl ge­gen ihn we­gen der Ver­lei­tung des 2. Dra­go­ner-Re­gi­ments zum Treue­bruch. Au­ßer­dem wur­de ihm vor­ge­wor­fen, die Mann­hei­mer Bür­ger­wehr au­ßer­halb der Stadt ge­gen die Bun­des­trup­pen in Stel­lung ge­bracht, die hol­län­di­schen Frei­wil­li­gen be­waff­net, die Mu­ni­tio­nie­rung der städ­ti­schen Ar­til­le­rie or­ga­ni­siert und Lud­wigs­ha­fen be­schos­sen zu ha­ben.

Os­ter­haus war da be­reits nach Kreuz­nach (heu­te Bad Kreuz­nach) ge­flüch­tet. An­geb­lich half ihm da­bei ein be­freun­de­ter Rhein­damp­fer­ka­pi­tän. Aus Kreuz­nach stamm­te Os­ter­haus´ Frau Mat­hil­de Born, die er dort am 25.8.1848 ge­hei­ra­tet hat­te. In der letz­ten Ju­li­wo­che er­reich­te Os­ter­haus zu­sam­men mit dem Schwa­ger He­ckers, Karl Ei­sen­hardt, über Straß­burg kom­mend Nan­cy. He­cker selbst, der aus den USA zu­rück­ge­kehrt war, hielt sich nach dem Schei­tern der Be­we­gung in Pa­ris ver­steckt. Am 4. Au­gust ka­men Os­ter­haus, Ei­sen­hardt und ein wei­te­rer Schwa­ger von He­cker, Dr. Hein­rich Tie­de­mann (gest. 1895), in Pa­ris an. He­cker war be­reits wei­ter nach Le Hav­re ge­flo­hen, und so be­gab sich die Flucht­grup­pe noch in der Nacht auf den 5. Au­gust dort­hin. Am 11. Au­gust ver­lie­ßen He­ckers Fa­mi­lie und Tie­de­mann Eu­ro­pa. Os­ter­haus und Ei­sen­hardt hiel­ten sich in Le Hav­re ver­steckt, bis Mat­hil­de Os­ter­haus, die am 29. Au­gust das Töch­ter­chen An­na zur Welt brach­te, wie­der in der La­ge war, ei­ne Rei­se an­zu­tre­ten. Als die jun­ge Fa­mi­lie ver­eint war, buch­te Os­ter­haus ei­ne Zwei­te-Klas­se- Pas­sa­ge auf dem Schiff „Ar­go“. Am 1.10.1849 ver­lie­ßen Pe­ter Jo­seph, Mat­hil­de und An­na Os­ter­haus so­wie Karl Ei­sen­hardt Le Hav­re. Mat­hil­de soll­te ih­re al­te Hei­mat nie wie­der­se­hen.

Als die „Ar­go“ am 6. No­vem­ber in New York an­kam, war­te­te auf die Fa­mi­lie Os­ter­haus ei­ne wei­te­re lan­ge Rei­se von 1.000 Mei­len durch die win­ter­li­che Neue Welt. Ihr Ziel war die Stadt Bel­le­vil­le in St. Clair Coun­ty im süd­li­chen Il­li­nois. Das Rei­se­ziel ent­sprach ei­ner­seits der all­ge­mei­nen Sied­lungs­be­we­gung deut­scher Im­mi­gran­ten, die ins Ohio-Tal, an die Gro­ßen Se­en und in Städ­te wie St. Louis führ­te. An­de­rer­seits be­saß Fried­rich He­cker im nur we­ni­ge Mei­len ent­fern­ten Sum­mer­field ei­ne Farm. Zum Drit­ten war das St. Clair Coun­ty als Sied­lungs­ge­biet der Deut­schen so be­kannt, dass es auch das „Rhein­land Ame­ri­kas“ ge­nannt wur­de. Eben­so wur­den vor dem Hin­ter­grund der hu­ma­nis­ti­schen Bil­dung, die vie­le Deut­sche von ih­ren Gym­na­si­en in die Neue Welt mit­brach­ten, die dor­ti­gen Bau­ern land­läu­fig als „La­tin Far­mer­s“ be­zeich­net. Die Über­sied­lung der Fa­mi­lie Os­ter­haus voll­zog sich in­ner­halb der Spit­zen­zeit der Ein­wan­de­rung in die USA der Jah­re 1847-1852. Auf 10.000 Ein­woh­ner ka­men in die­sen Jah­ren je­weils über 100 Ein­wan­de­rer, was pro­por­tio­nal zur Be­völ­ke­rungs­zahl die höchs­te Ein­wan­de­rungs­ra­te in der Ge­schich­te der USA be­deu­te­te.

Die dring­lichs­te Auf­ga­be für Pe­ter Jo­seph Os­ter­haus be­stand dar­in, ei­ne Ar­beit zu fin­den, um den Un­ter­halt sei­ner Fa­mi­lie zu si­chern. Es war ein glück­li­cher Um­stand, dass der ba­di­sche Re­vo­lu­tio­när mit dem mäch­ti­gen Rechts­an­walt, Mit­her­aus­ge­ber der deutsch­spra­chi­gen „Bel­le­vil­ler Zei­tun­g“, Ve­te­ra­nen des Ham­ba­cher Fes­tes und spä­te­ren Vi­ze­gou­ver­neur von Il­li­nois, Gus­t­ave Ko­er­ner (1809-1896), ei­nen Bru­der im Geis­te fand. Zu­nächst ar­bei­te­te Os­ter­haus als An­ge­stell­ter in ei­nem Tex­til­ge­schäft, aber schon im April 1850 war er Be­sit­zer ei­nes ei­ge­nen Haus­halts­wa­ren­ge­schäf­tes für Por­zel­lan, Glas und Ke­ra­mik in der Main-Street von Bel­le­vil­le. Dass Os­ter­haus im Zen­sus die­ses Jah­res mit 1.000 Dol­lar ver­an­schlagt wur­de, zeig­te die ge­si­cher­te wirt­schaft­li­che Si­tua­ti­on, in der sich die Fa­mi­lie schon ein Jahr nach der Im­mi­gra­ti­on be­fand. Die be­un­ru­hi­gen­den Nach­rich­ten aus der al­ten Hei­mat konn­ten ihn nun nicht mehr schre­cken. Das Hof­ge­richt zu Mann­heim ver­ur­teil­te ihn am 2.10.1850 we­gen Hoch­ver­rats zu vier Jah­ren Ge­fäng­nis, nach­dem ihm be­reits am 22. Ju­li das ba­di­sche Staats­bür­ger­recht ent­zo­gen wor­den war. 1857 wur­de er be­gna­digt, drei Jah­re, nach­dem er die ame­ri­ka­ni­sche Staats­an­ge­hö­rig­keit er­langt hat­te.

 

Mit der Ge­burt des ers­ten Soh­nes Hu­go (1851-1927) und dem sich an­kün­di­gen­den zwei­ten Kind - Adolph Ot­to (ge­bo­ren 1852) - zog die Fa­mi­lie 1852 in ein gro­ßzü­gi­ges Haus in der klei­nen Stadt Le­ba­non. Dort leb­te die Fa­mi­lie die nächs­ten acht Jah­re, er­hielt mit Alex­an­der (ge­bo­ren 1855), Em­ma (ge­bo­ren 1857) und Carl (1859-1904) wei­te­ren Zu­wachs, ver­lor aber Adolph durch Krank­heit. Der äl­tes­te Sohn Hu­go, der ers­te Ame­ri­ka­ner der Fa­mi­lie, mach­te Kar­rie­re in der US-Na­vy. 1906 wur­de er Kom­man­dant des Schlacht­schif­fes USS Con­nec­ti­cut, das als Flagg­schiff mit Theo­do­re Roo­se­velts „Wei­ßer Flot­te“ zwi­schen 1907 und 1909 die Welt um­run­de­te. Von 1911 bis 1913 war er Ober­kom­man­die­ren­der der US-At­lan­tik­flot­te. Mit 31 Schlacht­schif­fen, fünf Schlacht­kreu­zern und 88 klei­ne­ren Schif­fen so­wie U-Boo­ten war dies der grö­ß­te Flot­ten­ver­band in der Ge­schich­te der USA, der je­mals un­ter ei­nem ein­zel­nen Kom­man­do stand. Für sei­ne Ar­beit als Di­rec­tor of Na­val Districts wur­de Hu­go Os­ter­haus wäh­rend des Ers­ten Welt­krie­ges mit dem Na­vy Cross aus­ge­zeich­net, der zweit­höchs­ten Aus­zeich­nung der USA. Ihm zu Eh­ren wur­de am 18.4.1943 in Port Ne­wark, New Jer­sey, durch sein En­kel­kind He­len Os­ter­haus der Ge­leit­zer­stö­rer USS Os­ter­haus (DE-164) ge­tauft und am 12. Ju­ni in den Dienst ge­stellt. Hu­go Os­ter­haus fand sei­ne letz­te Ru­he auf dem Eh­ren­fried­hof von Ar­ling­ton. Sein Sohn Hu­go Wil­son Os­ter­haus (1878-1972) wur­de gleich­falls Kon­ter­ad­mi­ral der US-Na­vy und setz­te die ma­ri­ti­me Tra­di­ti­on der Fa­mi­lie fort. Carl Os­ter­haus wur­de Ma­jor der deut­schen Ar­til­le­rie und fiel 1904 wäh­rend des Her­re­ro-Auf­stan­des in Deutsch Süd­west-Afri­ka.

Pe­ter Jo­seph Os­ter­haus hat­te auch in Le­ba­non ei­nen gu­ten Start in das ge­sell­schaft­li­che und wirt­schaft­li­che Le­ben. Hier pro­fi­tier­te er das ers­te und ein­zi­ge Mal vom ame­ri­ka­ni­schen Pa­tro­na­ge­sys­tem. Er wur­de zum Post­meis­ter be­stellt, ei­ne Stel­lung, die nur durch Pro­tek­ti­on ver­ge­ben wur­de. Er ver­kauf­te sei­nen La­den in Bel­le­vil­le und er­rich­te­te in Le­ba­non ei­ne Bren­ne­rei (The Le­ba­non De­stil­le­ry), de­ren Bau 40.000 Dol­lar kos­te­te.

Zum wich­tigs­ten Er­eig­nis für die Fa­mi­lie Os­ter­haus in die­ser Zeit aber wur­de ein Din­ner: 1856 wur­de das Ehe­paar von den füh­ren­den Bür­gern der Stadt zu ei­nem ge­sell­schaft­li­chen Er­eig­nis ein­ge­la­den, das Pe­ter Jo­sephs Le­ben nach­hal­tig be­ein­flus­sen soll­te. Die Stadt Le­ba­non ver­an­stal­te­te an­läss­lich der Prä­si­dent­schafts­kan­di­da­tur von John C. Fré­mont (1813-1890) ein Fest­es­sen für ei­nen Mann, der als Kon­gress­ab­ge­ord­ne­ter von Il­li­nois Wahl­kampf für Fré­mont mach­te: Abra­ham Lin­coln (1809-1865). Mat­hil­de saß wäh­rend des Din­ners ne­ben Lin­coln, der sich spä­ter an sie as a de­light­ful Ger­man Wo­man who spo­ke very litt­le English er­in­ner­te[1]. Die Ein­fach­heit Lin­colns und die Wär­me sei­nes Cha­rak­ters mach­ten auf Pe­ter Jo­seph ei­nen star­ken Ein­druck.

1857 wur­de nicht nur für Os­ter­haus ein schwe­res Jahr. Po­li­tisch und öko­no­misch trie­ben die USA in ei­nen Sturm. Os­ter­haus war von den De­mo­kra­ten zur 1856 neu ge­grün­de­ten Re­pu­bli­ka­ni­schen Par­tei ge­schwenkt und hat­te Fré­mont als Prä­si­dent­schafts­kan­di­da­ten un­ter­stützt. Mit dem Amts­an­tritt des 15. US-Prä­si­den­ten, des De­mo­kra­ten Ja­mes Bucha­n­an (1791-1868), ver­fins­ter­ten sich nicht nur Os­ter­haus´ wirt­schaft­li­che Per­spek­ti­ven, son­dern es leg­te sich auch ein Schat­ten über das Schick­sal der gan­zen Na­ti­on. Die Ge­gen­sät­ze in den USA mit Blick auf die Fra­ge der Skla­ve­rei und die Re­prä­sen­ta­ti­on der ein­zel­nen Bun­des­staa­ten im Kon­gress wur­den im­mer stär­ker. Kurz nach­dem Bucha­n­an sei­nen Amts­eid ge­leis­tet hat­te, wur­de Os­ter­haus als Post­meis­ter ab­ge­setzt. Am 24.8.1857 lös­te der Zu­sam­men­bruch der Ohio Life In­suran­ce & Trust Com­pa­ny ei­nen Bör­sen­krach aus, der sich zu ei­ner Wirt­schafts­kri­se aus­wuchs. 5.000 Un­ter­neh­men und Ban­ken gin­gen lan­des­weit zu Grun­de. Os­ter­haus ver­lor sei­ne Bren­ne­rei. Drei Jah­re lang hielt er sei­ne Fa­mi­lie als An­ge­stell­ter leid­lich über Was­ser. Als 1860 ein Job­an­ge­bot in St. Louis an­stand, sie­del­te die Fa­mi­lie dort­hin über.

Die Stadt im seit 1821 exis­tie­ren­den Bun­des­staat Mis­sou­ri hat­te ei­ne dop­pelt so gro­ße deutsch­spra­chi­ge Be­völ­ke­rung wie Mann­heim. Die Un­ter­neh­mer­schaft aus dem Os­ten und Nor­den, zu der vie­le deutsch­stäm­mi­ge ge­hör­ten, bil­de­te ein Ge­gen­ge­wicht zu den Süd­staa­tene­li­ten. Da­mit ein­her ging auch die Ab­leh­nung der Skla­ve­rei in die­ser Grup­pe. So hiel­ten es auch die Kurz­wa­ren­fa­bri­kan­ten Ge­or­ge Po­meroy und Wil­liam Ben­ton, die Os­ter­haus als Buch­hal­ter ein­stell­ten. Was es be­deu­te­te, in ei­nem Staat zu le­ben, der die Hal­tung von Skla­ven er­laub­te, er­fuhr Os­ter­haus erst­mals, als er auf dem Weg zur Ar­beit ei­ne Skla­ven­auk­ti­on sah. Das er­nied­ri­gen­de Schau­spiel präg­te sich ihm tief ein für die Zei­ten, die kom­men soll­ten.

Kurz nach­dem Os­ter­haus sei­ne neue Ar­beit an­ge­tre­ten hat­te, stan­den die Prä­si­dent­schafts­wah­len von 1860 an. Die Deutsch-Ame­ri­ka­ner wa­ren al­lein durch ih­re An­zahl ein Fak­tor, der für die Wah­len aus­schlag­ge­bend wer­den konn­te. Dar­über hin­aus kon­trol­lier­ten die elo­quen­ten po­li­ti­schen Füh­rer die­ser Be­völ­ke­rungs­grup­pe, Gus­t­ave Ko­er­ner, Franz Si­gel und Carl Schurz (1829-1906) ei­ne Frak­ti­on von De­le­gier­ten auf dem Re­pu­bli­ka­ni­schen Na­tio­nal­kon­vent. Die­ser Block war ma­ß­geb­lich für die No­mi­nie­rung Abra­ham Lin­colns als Kan­di­dat für die Prä­si­dent­schaft ver­ant­wort­lich. Din­ge ge­rie­ten jetzt in Gang, die nicht mehr auf­zu­hal­ten wa­ren. Kurz nach der Wahl Lin­colns zum 16. US-Prä­si­den­ten lös­te sich South Ca­ro­li­na am 20.12.1860 aus der Uni­on. Da­mit fiel der Start­schuss für die Se­zes­si­on wei­te­rer Staa­ten, vor al­lem des tie­fen Sü­dens wie Mis­sis­sip­pi und Ala­ba­ma. Die kraft­lo­se Ad­mi­nis­tra­ti­on Bucha­n­an konn­te die­se Auf­lö­sung bis zur In­au­gu­ra­ti­on Lin­colns nicht auf­hal­ten.

Os­ter­haus hat­te so­fort sei­nen Platz als An­hän­ger der Uni­on ge­fun­den, denn kein zwei­tes Mal soll­te der Kampf um die na­tio­na­le Ein­heit ver­ge­bens sein. Die Be­völ­ke­rung in Mis­sou­ri war sich des­sen noch nicht so si­cher. Die Mehr­heit sym­pa­thi­sier­te mit dem Sü­den und sah in der Skla­ve­rei und dem Baum­woll­han­del die Grund­la­ge für ih­ren Wohl­stand. Die Ge­schäfts­leu­te aus dem Os­ten und Nor­den hin­ge­gen stan­den dem Sü­den ab­leh­nend ge­gen­über. Der Kon­flikt heiz­te sich auf, und die Uni­ons­ak­ti­vis­ten - un­ter ih­nen vie­le deutsch­stäm­mi­ge - or­ga­ni­sier­ten sich im Un­ter­grund. Ei­ne der ge­hei­men pa­ra­mi­li­tä­ri­schen Or­ga­ni­sa­tio­nen wa­ren die „Schwar­zen Jä­ger“ (Black Guards). Bei die­sem Frei­korps, das im Ja­nu­ar 1861 ge­grün­det wur­de, über­nahm Os­ter­haus bald Füh­rungs­auf­ga­ben.

Am 12.4.1861 be­gann mit dem Be­schuss des Uni­ons­forts Sum­ter im Ha­fen von Charles­ton, South Ca­ro­li­na, der Krieg. Die re­gu­lä­re Ar­mee der USA hat­te zu die­sem Zeit­punkt le­dig­lich die Stär­ke ei­ner preu­ßi­schen Di­vi­si­on, al­so et­wa 16.000 Mann, und war lo­se an der Gren­ze ver­teilt. Die meis­ten ih­rer Of­fi­zie­re tra­ten in den Dienst der sich for­mie­ren­den Kon­fö­de­ra­ti­on der Süd­staa­ten. Prä­si­dent Lin­coln, dem es ob­lag, die Ver­fas­sung zu ver­tei­di­gen und die Uni­on zu er­hal­ten, rief des­halb in der Tra­di­ti­on der Ame­ri­ka­ni­schen Re­vo­lu­ti­on von 1776 zur Bil­dung von Frei­wil­li­gen­mi­li­zen auf. Os­ter­haus mel­de­te sich im April 1861 zur Ar­mee der Nord­staa­ten und wur­de als Haupt­mann und Kom­pa­nie­chef ins 3. Mis­sou­ri-Re­gi­ment be­ru­fen, des­sen Kom­man­deur Franz Si­gel war. Be­reits am 10. Mai konn­te sich das Re­gi­ment be­wäh­ren.

Camp Jack­son bei St. Louis, ein Ar­se­nal der US-Ar­mee, war mit 60.000 Mus­ke­ten und an­de­ren Waf­fen das grö­ß­te Waf­fen­la­ger im Be­reich der Süd­staa­ten. Der mit der Kon­fö­de­ra­ti­on sym­pa­thi­sie­ren­de Gou­ver­neur von Mis­sou­ri, Clai­bor­ne F. Jack­son (1806-1862), hat­te das Fort durch ei­ne Mi­liz be­setz­ten las­sen. Der Kom­man­deur der re­gu­lä­ren US-Ar­mee, Na­tha­ni­el Ly­on (1818-1861), er­zwang un­ter Auf­bie­tung von vier Mi­liz­re­gi­men­tern die un­blu­ti­ge Über­ga­be des Ar­se­nals. Trotz der dar­auf­fol­gen­den Un­ru­hen in Mis­sou­ri üb­te die Re­gie­rung in Wa­shing­ton fort­an die Kon­trol­le über den Staat aus, der in der Uni­on ver­blieb.

Hugo Osterhaus als Admiral der U.S. Navy, 1913. (Library of Congress's Prints and Photographs division / ID cph.3b22695)

 

Wäh­rend des fol­gen­den furcht­ba­ren Bür­ger­krie­ges stieg Os­ter­haus schnell in der Hier­ar­chie der Ar­mee auf. Am 9.6.1862 wur­de er zum Bri­ga­de­ge­ne­ral be­för­dert. Be­son­ders tat er sich her­vor bei der Ein­nah­me von Vicks­burg am 4.7.1863. Sei­ne Leis­tun­gen fan­den bei ei­nem Kom­man­deur An­er­ken­nung, der wie kein an­de­rer für den Sieg der Uni­on stand – Ulys­ses S. Grant (1822-1885). Os­ter­haus war be­kannt da­für, durch ef­fek­ti­ven Ein­satz sei­ner Ar­til­le­rie die Ver­lus­te der In­fan­te­rie zu mi­ni­mie­ren. Aber auch Os­ter­haus´ Cha­rak­ter ge­fiel Grant. Im Ge­gen­satz zu vie­len sei­ner Kol­le­gen mach­te Os­ter­haus nicht viel Auf­he­bens we­gen sei­ner Im­mi­gran­ten­vi­ta und spiel­te kei­ne po­li­ti­schen Spiel­chen. In an­de­ren Ein­hei­ten führ­te das zu Un­stim­mig­kei­ten, nicht aber bei der Trup­pe von Grant, die sich nun an­schick­te, nach dem Sieg von Vicks­burg gen Sü­den vor­zu­rü­cken. Im Au­gust 1863 lag Os­ter­haus aber zu­nächst mit Ma­la­ria im Kran­ken­bett in St. Louis. Am 1. Sep­tem­ber kehr­te er ins Feld zu Grant zu­rück, der ihn so­gleich zu Wil­liam Te­cum­seh Sher­man (1820-1891) schick­te, wel­cher das XV. Korps kom­man­dier­te. Zu Os­ter­haus´ gro­ßer Über­ra­schung und Freu­de gab Sher­man ihm den Be­fehl über sei­ne 1. Di­vi­si­on. Be­son­ders de­ren 1. Bri­ga­de be­stand un­ter an­de­rem mit dem 3., 12. und 17. Mis­sou­ri-Re­gi­ment aus deutsch­stäm­mi­gen Sol­da­ten. Vor al­lem freu­te sich Os­ter­haus, mit der 1. Io­wa-Bat­te­rie über ei­ne her­vor­ra­gen­de Ab­tei­lung sei­ner Lieb­lings­gat­tung Ar­til­le­rie zu ver­fü­gen.

Nach der Nie­der­la­ge bei Chick­a­mau­ga im Sep­tem­ber 1863 rief Prä­si­dent Lin­coln die „Mis­sis­sip­pi-Di­vi­si­on“ ins Le­ben, um die Uni­ons­ar­me­en im Wes­ten zu re­or­ga­ni­sie­ren. Mit den Ar­me­en des Ten­nes­see und des Cum­ber­land um­fass­te die­se Ver­wal­tungs­ein­heit al­le Uni­ons­trup­pen zwi­schen dem Mis­sis­sip­pi und den Ap­pa­la­chen. Ihr ers­ter Kom­man­deur mit sei­nem „Haupt­quar­tier im Fel­d“ wur­de Ge­ne­ral­ma­jor Grant. Sher­man führ­te die vor­her von Grant be­feh­lig­te Ten­nes­see-Ar­mee, und Ge­or­ge H. Tho­mas (1816-1870) über­nahm das Kom­man­do über die Cum­ber­land-Ar­mee, die von ei­nem Korps der Po­to­mac-Ar­mee un­ter Jo­seph Hoo­ker (1814-1879) ver­stärkt wur­de. Os­ter­haus 1. Di­vi­si­on wur­de Hoo­kers Korps un­ter­stellt, was sich als Glücks­fall er­wei­sen soll­te. Der­ar­tig auf­ge­stellt woll­te Grant dem Feind bei Chat­ta­noo­ga be­geg­nen.

Peter Joseph Osterhaus als Brigadegeneral der United States Army, um 1862. (public domain)

 

Ge­ne­ral Brax­ton Bragg (1817-1876), Kom­man­deur der Ten­nes­see-Ar­mee der Süd­staa­ten, be­la­ger­te die Stadt. Die Stel­lun­gen der Kon­fö­de­rier­ten wa­ren gut aus­ge­baut. Vor al­lem die lin­ke Flan­ke mit der hoch­ra­gen­den An­hö­he Look­out Moun­tain war fast un­an­greif­bar. Hier soll­te Hoo­ker am rech­ten Uni­ons­flü­gel vor­rü­cken. Am 25.11.1863, dem zwei­ten Tag der Schlacht, be­fahl Grant ei­nen Ge­ne­ral­an­griff auf das Zen­trum der Kon­fö­de­rier­ten, da sein ur­sprüng­li­cher Schlacht­plan nicht auf­ging. Hoo­ker hin­ge­gen kam gut vor­an und er­teil­te Os­ter­haus die Er­laub­nis, ge­gen den Look­out Moun­tain vor­zu­ge­hen. Os­ter­haus´ Di­vi­si­on hol­te weit nach Sü­den aus und stürm­te den Berg hin­an. Durch hef­ti­gen Re­gen war der Berg auf hal­ber Hö­he von Ne­bel ver­schlei­ert. Was nun folg­te, ging als die „Schlacht über den Wol­ken“ in die Ge­schich­te ein, denn die Berg­spit­ze war gut sicht­bar. Als dort die Uni­ons­fah­ne em­por ging, hielt dies ein Mit­glied von Grants Stab für die Tat von Jo­seph Hoo­ker. Aber Grant, la­ko­nisch durch sein Fern­rohr bli­ckend, sag­te: I don´t think it´s Fight­ing Joe, I think it is Pe­ter Joe[2] . Er hat­te recht. Da auch wi­der Er­war­ten der Fron­tal­an­griff im Zen­trum er­folg­reich war, ge­rie­ten die Kon­fö­de­rier­ten in Pa­nik und wi­chen zu­rück. Die Uni­ons­sol­da­ten ver­folg­ten sie so dicht, dass die zwei­te und drit­te Ab­fang­stel­lung der Süd­staa­ten­ar­mee das Feu­er ein­stel­len muss­te, um nicht die ei­ge­nen Män­ner nie­der­zu­schie­ßen. Für Grant war mit dem Sieg bei Chat­ta­noo­ga der Krieg im Wes­ten zu En­de. Er wur­de 1864 zum Ge­ne­ral­leut­nant be­för­dert und Ober­be­fehls­ha­ber al­ler Uni­ons­trup­pen. Sein Nach­fol­ger im Wes­ten wur­de Sher­man.

Am 5.11.1863 war Mat­hil­de über­ra­schend in St. Louis ver­stor­ben. Os­ter­haus ließ sich be­ur­lau­ben und reis­te An­fang 1864 nach New York, um Mat­hil­des Schwes­ter Ama­lie Born (1828-1896) zu tref­fen. Das Mo­tiv lag auf der Hand: Es galt, für die un­ver­sorg­ten Kin­der ei­ne neue Mut­ter zu fin­den. Mit­te Ja­nu­ar trat Os­ter­haus mit Ama­lie die Rück­rei­se nach St. Louis an. Bei ei­nem Zwi­schen­halt in Wa­shing­ton traf Os­ter­haus am 27.1.1864 noch ein­mal Prä­si­dent Lin­coln. Noch vor Ab­lauf des Trau­er­jah­res hei­ra­te­te Os­ter­haus Ama­lie Born am 28.7.1864, we­ni­ge Ta­ge nach sei­ner Er­nen­nung zum Ge­ne­ral­ma­jor. 

Zu­rück im Dienst führ­te Os­ter­haus das XV. Korps bis nach Sa­van­nah. Am 8.1.1865 gab er das Kom­man­do ab, um am 16. Fe­bru­ar Stabs­chef beim Kom­man­deur des Be­reichs west­li­cher Mis­sis­sip­pi, Ge­ne­ral­ma­jor Ed­ward R. S. Can­by (1817-1873), zu wer­den. In die­ser Funk­ti­on war Os­ter­haus we­sent­lich an der Ein­nah­me von Mo­bi­le in Ala­ba­ma im April be­tei­ligt. Gleich­falls or­ga­ni­sier­te er die Ka­pi­tu­la­ti­on der Kon­fö­de­ra­ti­on un­ter Ge­ne­ral­ma­jor Ri­chard Tay­lor (1826-1879), dem Kom­man­deur des Wehr­be­reichs Ala­ba­ma und Mis­sis­sip­pi am 4. Mai Os­ter­haus´ be­wun­der­ter Freund in Frie­den und Krieg er­leb­te die­sen Tri­umph nicht mehr: Ame­ri­kas gro­ßer Prä­si­dent Abra­ham Lin­coln wur­de am 15.4.1865 er­mor­det.

Auch nach der end­gül­ti­gen Ka­pi­tu­la­ti­on der Süd­staa­ten im Wes­ten am 2.6.1865 en­de­te Os­ter­haus´ mi­li­tä­ri­scher Dienst noch nicht. Can­by er­nann­te ihn zum Mi­li­tär­gou­ver­neur von Mis­sis­sip­pi. Da­mit war Os­ter­haus bis zum 13. Ju­ni, dem Tag der Er­nen­nung des pro­vi­so­ri­schen Gou­ver­neurs Wil­liam L. Shar­key (1798-1873) durch Prä­si­dent An­d­rew John­son (1808-1875), In­ha­ber der höchs­ten Ge­walt in die­sem Staat. Sei­ne Auf­ga­be war es, den Frie­den bei der Ein­rich­tung der Zi­vil­ver­wal­tung zu ga­ran­tie­ren, die In­fra­struk­tur zu re­pa­rie­ren, bit­ters­te Not zu lin­dern, die frü­he­ren Geg­ner auf die Loya­li­tät zur Uni­on zu ver­pflich­ten und die Ver­fas­sungs­or­ga­ne bis zum Funk­tio­nie­ren des zi­vi­len Ap­pa­ra­tes zu über­wa­chen. 

Am 15.1.1866 be­en­de­te Os­ter­haus sei­ne ak­ti­ve Lauf­bahn. Vor sei­ner Rück­kehr nach St. Louis stat­te­te er am 9. Fe­bru­ar dem Re­prä­sen­tan­ten­haus in Wa­shing­ton ei­nen Be­such ab, bei dem er en­thu­si­as­tisch ge­fei­ert wur­de. Doch schon bald hol­te ihn die Re­gie­rung zu­rück. Prä­si­dent John­son be­rief ihn am 18.6.1866 auf den Pos­ten des Kon­suls der Ver­ei­nig­ten Staa­ten in Frank­reich. Sein Dienst­sitz Ly­on war in mehr­fa­cher Hin­sicht von Vor­teil, lag er nicht all­zu fern von sei­nem ge­lieb­ten Rhein­strom, und auch die Ent­fer­nung nach Kreuz­nach war nicht groß. Dort­hin reis­te Os­ter­haus mit sei­ner schwan­ge­ren Frau Ama­lie, die hier am 28.9.1866 die Zwil­lin­ge Jo­seph Adolph und Lud­wig Reichard zur Welt brach­te. Für Os­ter­haus be­deu­te­te die­se Fahrt das En­de sei­nes Le­bens in dem Land, für das er sein Blut ver­gos­sen hat­te.

Ins­ge­samt elf Jah­re ver­sah er sei­nen Dienst als Kon­sul in Ly­on. Al­ler­dings wa­ren ihm die Re­prä­sen­ta­ti­ons­pflich­ten eher zu­wi­der. Am 17.1.1868 kam sein letz­tes Kind in Cu­rie bei Ly­on zur Welt. Bei die­ser Toch­ter Mat­hil­de Na­ta­lie soll­te er sei­nen Le­bens­abend ver­brin­gen. Bei Aus­bruch des Krie­ges 1870 stell­te er die in sei­nem Kon­su­lar­be­zirk le­ben­den Deut­schen un­ter den Schutz der ame­ri­ka­ni­schen Flag­ge, kri­ti­sier­te aber scharf die deut­schen Re­pa­ra­ti­ons­for­de­run­gen nach dem Krieg.

Die wach­sen­de Un­zu­frie­den­heit mit sei­nem Pos­ten ließ Os­ter­haus über ei­nen Wech­sel in die Wirt­schaft nach­den­ken. Die Be­sit­zer der Ame­ri­can Rub­ber Com­pa­ny, al­le­samt Ka­me­ra­den aus dem Bür­ger­krieg, bo­ten ihm 1877 den Di­rek­to­ren­pos­ten ih­rer Nie­der­las­sung in Deutsch­land an. Als Wohn­ort wähl­te Os­ter­haus Mann­heim, die Stadt sei­ner wil­den Zeit als Re­vo­lu­tio­när. 1883 grün­de­te er dort sei­ne ei­ge­ne Fir­ma, die P. J. Os­ter­haus, Koh­len, Agen­tur und Spe­di­ti­on. 1898 schied er aus dem Ge­schäft aus, das sein Sohn Alex­an­der wei­ter­führ­te. Am 16.3.1898 er­folg­te Os­ter­haus´ Ak­kre­di­tie­rung als Vi­ze­kon­sul der Ver­ei­nig­ten Staa­ten in Ba­den. Trotz sei­ner Ab­nei­gung ge­gen den di­plo­ma­ti­schen Dienst schien er al­so sei­nen Wech­sel in die Wirt­schaft be­reut zu ha­ben. Auf die­sem Pos­ten ver­blieb er bis zu sei­nem end­gül­ti­gen Ab­schied vom ame­ri­ka­ni­schen Staats­dienst am 8.9.1900 im Al­ter von 77 Jah­ren. Da er nach dem Tod sei­ner Frau Ama­lie am 1.7.1896 in Mann­heim kei­ne Ver­wand­ten mehr hat­te – Alex­an­der war in­zwi­schen in die USA zu­rück­ge­kehrt – sie­del­te Os­ter­haus En­de 1900 nach Bonn über. Dort leb­te sei­ne jüngs­te Toch­ter Mat­hil­de Na­ta­lie, die am 9.3.1901 den Lei­ter der Bon­ner Chir­ur­gie, Prof. Dr. Her­mann Pe­ter­sen ge­hei­ra­tet hat­te.

Das Jahr 1904 brach­te für Os­ter­haus gro­ße Eh­run­gen und ei­nen gro­ßen Ver­lust. Auf ei­nem gro­ßen Emp­fang ihm zu Eh­ren im Ho­tel Rau­scher in Wa­shing­ton am 29. April lern­te er Prä­si­dent Theo­do­re Roo­se­velt (1858-1919) ken­nen. Am 30. April reis­te Os­ter­haus zur Welt­aus­stel­lung nach St. Louis, und die Uni­ver­si­tät von Il­li­nois ver­lieh ihm am 13. Mai die Eh­ren­dok­tor­wür­de. Nach ei­nem kur­zen Be­such in Bel­le­vil­le kehr­te er nach Bonn zu­rück. Hier er­reich­te ihn die Nach­richt vom Tod sei­nes Soh­nes Carl in Afri­ka. Er wur­de am 24.6.1905 in der Fa­mi­li­en­gruft auf dem Ko­blen­zer Fried­hof bei­ge­setzt. Dort­hin lies Os­ter­haus am 20. De­zem­ber auch sei­ne Frau Ama­lie über­füh­ren.

Am 3.3.1905 wur­de Pe­ter Jo­seph Os­ter­haus per Ge­setz zum Bri­ga­de­ge­ne­ral der re­gu­lä­ren Ar­mee der USA be­för­dert. Dies war ei­ne wei­te­re Eh­ren­be­zeu­gung für den Bür­ger­kriegs­ge­ne­ral. Seit 1906 leb­te er in der Hin­den­burg­stra­ße 19 in Duis­burg, wo­hin Mat­hil­de Na­ta­lie und ihr Mann über­ge­sie­delt wa­ren. Sei­ne Woh­nung glich ei­nem Bür­ger­kriegs­mu­se­um, der Schreib­tisch war gar ein Ge­schenk von Prä­si­dent John­son. Os­ter­haus´ Waf­fen gin­gen nach dem To­de Carls tes­ta­men­ta­risch an Hu­go Os­ter­haus.

Nach dem Aus­bruch des Ers­ten Welt­krie­ges wur­de Os­ter­haus 1915 vom Kon­gress als Ge­ne­ral­ma­jor der re­gu­lä­ren Ar­mee wie­der ein­ge­setzt, was er als ei­ne gro­ße Ge­nug­tu­ung für al­le Bür­ger­kriegs­ve­te­ra­nen emp­fand. Er war fest vom Sieg Deutsch­lands über­zeugt und äu­ßer­te sich in sei­nem Brief­wech­sel mit Hu­go gar über die Mög­lich­keit ei­ner deutsch-ame­ri­ka­ni­schen Al­li­anz. Den von ihm be­fürch­te­ten Kriegs­ein­tritt der USA an der Sei­te der En­tente er­leb­te er nicht mehr. Er starb am 2.1.1917 im Al­ter von 94 Jah­ren an ei­ner Lun­gen­ent­zün­dung. Mit Pe­ter Jo­seph Os­ter­haus starb der letz­te Nord­staa­ten­ge­ne­ral, und al­le gro­ßen ame­ri­ka­ni­schen Zei­tun­gen druck­ten ei­nen Nach­ruf. Os­ter­haus wur­de nach sei­ner Feu­er­be­stat­tung in Kre­feld am 31.5.1917 in Ko­blenz bei­ge­setzt. An der Stel­le, wo sich die Fa­mi­li­en­gruft be­fand, wur­de 2012 ein Ge­denk­stein er­rich­tet.

Das Le­bens­bild von Pe­ter Jo­seph Os­ter­haus ist das ei­nes gro­ßen Ko­blen­zers und das ei­nes gro­ßen Ame­ri­ka­ners. Für sei­ne Idea­le von Frei­heit und De­mo­kra­tie setz­te er sein Le­ben auf bei­den Sei­ten des At­lan­tiks ein. Zwei sei­ner Söh­ne wa­ren Sol­da­ten in den Ar­me­en zwei­er ver­schie­de­ner Na­tio­nen. Sei­ne Va­ter­stadt Ko­blenz ehr­te ihn erst spät, in­dem sie ei­ne Stra­ße nach ihm be­nann­te. 

Literatur

Hei­de­king, Jür­gen/Mauch, Chris­tof, Ge­schich­te der USA, 6. Auf­la­ge, Tü­bin­gen 2008.
Hess, Earl J., Pe­ter J. Os­ter­haus. Grant's Eth­nic Ge­ne­ral, in: Wood­worth, Ste­ven E., (Hg.), Grant's Lieu­ten­ants. From Cai­ro to Vicks­burg, La­wrence 1990, S. 199–216.
Kauf­mann, Wil­helm, Die Deut­schen im ame­ri­ka­ni­schen Bür­ger­krie­ge (Se­zes­si­ons­krieg 1861-1865), Mün­chen/Ber­lin 1911.
Kle­ber, Hans-Pe­ter, Pe­ter Jo­seph Os­ter­haus. Ein deutsch-ame­ri­ka­ni­sches Le­ben, in: Ko­blen­zer Bei­trä­ge zur Ge­schich­te und Kul­tur, Neue Fol­ge 2 (1992) S. 87–130.
McPh­er­son, Ja­mes M., Für die Frei­heit ster­ben. Die Ge­schich­te des ame­ri­ka­ni­schen Bür­ger­krie­ges, Köln 2008.
Town­send, Ma­ry Bob­bit, Yan­kee War­hor­se. A Bio­gra­phy of Ma­jor Ge­ne­ral Pe­ter Os­ter­haus, Co­lum­bia 2010. 

Online

Ein­trag zu Pe­ter Jo­seph Os­ter­haus auf der Web­site der For­schungs­stel­le Deut­sche Aus­wan­de­rer in den USA. [on­line

General Osterhaus, Lithographie, 1863, Foto: H. Spies. (Library of Congress's Prints and Photographs division / LC-DIG-pga-07064)

 
Zitationshinweis

Bitte geben Sie beim Zitieren dieses Beitrags die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an.

Kirschbaum, Markus, Peter Joseph Osterhaus, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/peter-joseph-osterhaus/DE-2086/lido/5e0df277bba1e0.67452305 (abgerufen am 05.10.2024)