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Rainald von Dassel war einer der engsten Vertrauten und Berater Kaiser Friedrich Barbarossas (Regierungszeit 1155-1190). Dieser bestellte ihn zum Reichskanzler, förderte seine Wahl zum Erzbischof von Köln und ernannte ihn zum Erzkanzler für Italien. Rainald verfocht energisch die Position der Staufer und die Rechte des Reiches. Das Bild, das die Quellen von Rainald zeichnen, ist daher stark parteiisch geprägt. Die staufisch gesinnten Geschichtsschreiber lobten seine Kaisertreue und Bildung, während die Anhänger des Papstes in ihm einen „bösartigen Menschen", gar den „Erzschismatiker" und das „Haupt der Bedränger der Kirche" sahen.
Rainald war der zweitgeborene Sohn des niedersächsischen Grafen Reinold I. von Dassel. Er hatte einen Bruder Ludolf, der dem Vater in der Grafschaft nachfolgte und vielleicht eine Schwester Gepa, die dem Kloster der Heiligen Ursula in Köln als Äbtissin vorstand. Rainalds Geburtsjahr ist umstritten; er wurde wahrscheinlich um 1120 geboren. Nach seiner Ausbildung an der berühmten Domschule in Hildesheim, studierte er mit großem Erfolg – allem Anschein nach in Paris. Im Anschluss kehrte er nach Hildesheim zurück, wo er seit März 1146 als Subdiakon, wenig später als Cellerar und seit 1149 als Dompropst nachzuweisen ist.
Bereits als junger Kanoniker machte er 1148 auf dem Konzil von Reims auf sich aufmerksam, als er bei der Verlautbarung eines Dekrets, das Klerikern das Tragen bunter Pelze verbat, öffentlich erklärte, es würde weder den Anwesenden noch Zukünftigen gefallen. In den folgenden Jahren erwarb Rainald die Propsteien auf dem Petersberg in Goslar (1155), von St. Moritz in Hildesheim (1155) und die Dompropstei in Münster (1154/ 1155). Als enger Mitarbeiter Bischof Bernhards I. von Hildesheim (Episkopat 1130-1153) gewann er Erfahrung in der Verwaltung des Bistums Hildesheim und damit in der Reichspolitik. Für die Hildesheimer Kirche reiste Rainald nach Rom und nahm im Januar 1153 ein Privileg Papst Eugens III. (Pontifikat 1145-1153) entgegen. Noch in demselben Jahr resignierte Bischof Bernhard, doch lehnte Rainald die Wahl zu dessen Nachfolger ab.
Sein Werdegang und seine Erfahrungen empfahlen Rainald, so dass Kaiser Friedrich Barbarossa ihn im Frühjahr 1156 zum Kanzler des Reiches ernannte und damit verantwortlich machte für das kaiserliche Urkundenwesen. In dieses führte er neue Begriffe wie „Sacrum Imperium" ein, doch ist umstritten, ob er Kaiserurkunden selbst verfasste und sie sogar eigenhändig schrieb. Rainald gehörte zum engsten Kreis um den Kaiser, ja er wurde der einflussreichste Berater und starrste Verfechter kaiserlicher Politik. Dies führte auf dem Reichstag von Besançon 1157 zu einem folgenreichen Konflikt mit dem päpstlichen Legaten Kardinal Rolando Bandinelli, dem späteren Papst Alexander III. (Pontifikat 1159-1181). Als Reichslegat bereitete Rainald den zweiten Italienzug von 1158 vor und versuchte, den kaiserlichen Vorrang gegenüber Genua und Mailand durchzusetzen. Als im Dezember 1158 der Kölner Erzbischof Friedrich II. von Berg (Pontifikat 1156-1158) in Folge eines Reitunfalls in Pavia starb, sprach sich der Kaiser nachdrücklich für Rainald als dessen Nachfolger aus. Im folgenden Mai / Juni wählten die Kölner ihn zum Erzbischof. Der Kaiser investierte ihn noch im Sommer und erhob ihn gleichzeitig zum Erzkanzler für Italien. Die Ereignisse erzwangen es, dass Rainald fortan sehr viel Zeit südlich der Alpen verbrachte. Am 1.9.1159 starb Papst Hadrian IV. (Pontifikat 1154-1159) in Anagni und es kam zu einer folgenschweren Doppelwahl. Die kaiserfeindliche Mehrheit wählte eben jenen Kardinal Rolando Bandinelli zum Papst (Alexander III.), mit dem Rainald in Besançon aneinander geraten war, die kaiserfreundliche Minderheit Kardinal Octavian, der den Namen Victor IV. (Pontifikat 1159-1164) annahm. Rainald war nun maßgeblich an der Anerkennung des kaiserlichen Kandidaten beteiligt: Erfolgreich war seine Fürsprache auf der vom Kaiser einberufenen Synode von Pavia im Januar 1160, wo gegen Alexander III. die Reichsacht und der Kirchenbann verhängt wurde.
Erfolglos dagegen blieben seine Legationsreisen zu den Höfen der Könige Ludwig VII. von Frankreich (Regierungszeit 1131-1180) und Heinrich II. von England (Regierungszeit 1154-1189) sowie die Synode von St. Jean-de-Losne, auf der Rainald die Papstwahl zur Reichsangelegenheit erklärte. Dennoch konnte sich Victor IV. mit seinen Ansprüchen auf die päpstliche Würde letztlich nicht durchsetzen. In Italien baute Rainald eine staufische Reichsverwaltung auf und setzte die kaiserliche Position in der Auseinandersetzung mit Mailand auch militärisch durch: Die Stadt wurde 1162 erobert und zerstört. Im Gegenzug bannte Papst Alexander III. Rainald auf der Synode von Troyes im Mai 1163. Als im April 1164 Victor IV. in Lucca starb, eilte Rainald dorthin und unterstützte die Wahl Kardinal Guidos von Crema, der den Papstnamen Paschalis III. (Pontifikat 1164-1168) annahm. Zu dieser Zeit war Rainald noch nicht zum Kölner Erzbischof geweiht. Erst auf Druck der Bischöfe ließ sich Rainald am 29.5.1165 in Würzburg zum Priester und am 2.10.1165 im Kölner Dom zum Bischof weihen.
Rainald hielt sich während seines achtjährigen Episkopats mit Ausnahme des Sommers 1166 jeweils nur sehr kurz in Köln auf, zusammen genommen kaum ein Jahr; doch kümmerte er sich neben der Reichs- und Italienpolitik auch um die Belange seines Erzbistums. Bereits 1159 begann er mit der Reorganisation der erzbischöflichen Wirtschaftshöfe, die er den Laienbrüdern der Zisterzen Camp und Altenberg anvertraute. Darüber hinaus vertrat Rainald politisch-militärisch erfolgreich Kölner Interessen, so in der Arnsberger Fehde (1164), in deren Folge die Grafschaft um 1166 von der Kölner Kirche lehnsabhängigwurde und auch im sächsischen Aufstand 1166 / 1167 gegen Heinrich den Löwen (1129-1195).
Kirchenpolitisch hatte eine Maßnahme Rainalds für das Kölner Erzbistum epochale Bedeutung: Die Überführung der Gebeine der Heiligen Drei Könige nach Köln und deren feierliche Ankunft am 23.7.1164. Ferner setzte er sich für die Heiligsprechung Kaiser Karls des Großen ein, die am 29.12.1165 in Aachen erfolgte. Ebenso ließ er am 2.5.1166 die Gebeine von Cassius und Florentius feierlich im Bonner Münster erheben. Auf Rainald geht der Bau der erzbischöflichen Pfalz in Köln und zweier Türme des Kölner Doms zurück. Der Plan, eine Steinbrücke über den Rhein nach Deutz zu schlagen, scheiterte allein an seinem frühen Tod. Auch in Hildesheim war er als Bauherr tätig und ließ das St. Johanneshospital errichten. In beiden Städten wirkte er durch mehrere Stiftungen. Rainald war darüber hinaus als Kunstmäzen bekannt: In seinem Gefolge reiste ein heute Archipoeta genannter anonymer Dichter, bei dem es sich vielleicht um Rodulf, den Leiter der Kölner Domschule handelte.
Von Köln aus reiste Rainald im Oktober 1166 nach Oberitalien, wo ihn der Kaiser nach Rom vorausschickte, um dem Hauptheer den Weg zu bahnen. Bei Tusculum stellten sich die Römer mit einem mächtigen Heer Rainalds Truppen entgegen. Rainald schlug dieses gemeinsam mit Erzbischof Christian von Mainz (Episkopat 1165-1183) und seinen Rittern am 29.5.1167 vernichtend. Nach dem Sieg zogen sie nach Rom weiter, belagerten die Stadt und warteten auf das Heer des Kaisers, mit dem sie die Leostadt einnahmen. Als Geschenk für den Sieg erhielt Rainald am 1.8.1167 für das Kölner Erzbistum den Reichshof Andernach und den Hof zu Eckenhagen mit seinen Silbergruben. Am folgenden Tag brach im kaiserlichen Heer eine katastrophale Epidemie aus, durch die Rainalds Vertraute und Mitarbeiter, die Bischöfe von Lüttich, Verden und Prag, aber auch sein Bruder Ludolf, den Tod fanden. Zwei Wochen später, am 14.8.1167, starb auch Rainald an der Seuche. Seine Gebeine wurden nach Köln überführt und dort in der Marienkapelle des Domes beigesetzt.
Quellen (Auswahl)
Ficker, Julius, Reinald von Dassel. Reichskanzler und Erzbischof von Köln 1156-1167, Köln 1850, Neudruck Aalen 1966.
Knipping, Richard, Die Regesten der Erzbischöfe von Köln im Mittelalter, Band 2, Bonn 1901, Neudruck Düsseldorf 1985.
Literatur (Auswahl)
Herkenrath, Rainer Maria, Rainald von Dassel. Reichskanzler und Erzbischof von Köln, Graz 1962.
Herkenrath, Rainer Maria, Rainald von Dassel (um 1120-1167), in: Rheinische Lebensbilder 4 (1970), S. 7-21.
Kruppa, Nathalie, Die Grafen von Dassel (1097-1337/38), Bielefeld 2002.
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Brunsch, Swen Holger, Rainald von Dassel, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/rainald-von-dassel/DE-2086/lido/57c95b4df1c8a3.86417112 (abgerufen am 13.12.2024)